[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Schaltung zur Erzeugung eines Pulsstromes
für elektromagnetische Werfer und insbesondere auf ein modulares Pulsstrom-Netzwerk
für mehrdimensionale elektromagnetische Werfer.
[0002] Für die Realisierung aktiver Panzerschutzeinrichtungen, deren Wirkungsweise auf dem
Induktionsgesetz beruht, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche elektromagnetische
Werferkonfigurationen vorgeschlagen, siehe zum Beispiel "Sterzelmeier, K. u. E. Spahn;
Abstandsaktive elektromagnetische Schutzsysteme (2003), ISL-Bericht R 102/2003". Diese
dienen zum Vorbeschleunigen diverser Schutzelemente und Wirkkörper , wie zum Beispiel
Splitterkassetten, Splitterarrays, Blastwellen-Generatoren, Blendfackein, Nebeigranaten,
Tarn-, Täusch- und Störkörper, Querstäbe ("flying bars"), massive Scheiben oder Platten
("flying plates") in runder, quaderförmiger oder prismatischer Geometrie und gitter-
oder netzförmige Strukturen, je nach angestrebter endballistischer Wirkung.
[0003] Eine Vorrichtung für den richtungsgesteuerten Abwurf ist aus der DE 37 295 92 C1
bekannt. Dabei wird die Richtungssteuerung dadurch bewerkstelligt, dass mehrere Induktorspulen
vorhanden sind, die sich gegenüber dem Konduktor in unterschiedlicher räumlicher Relation
befinden und die einzeln oder gruppiert durch einen oder mehrere Stromimpulse angesteuert
werden können. Diesen Werfereinrichtungen ist gemeinsam, dass die Ansteuerung der
zu beaufschlagenden Induktorspulen stets gleichzeitig erfolgt, was zwar einen gewissen
Vorteil bietet, jedoch auch Nachteile mit sich bringt. Zum einen ist der elektromechanische
Wirkungsgrad, bedingt durch die rahmenähnliche Konduktorgeometrie und die damit verbundene
schwache magnetische Kopplung zwischen Induktor und Konduktor, relativ gering. Zum
anderen erfordert das mehrteilige Induktorsystem eine komplizierte konstruktive Ausgestaltung.
[0004] Im Gegensatz dazu wurde in den vergangenen Jahren ein richtungssteuerbarer Werfer
mit sehr viel einfacherem Aufbau untersucht, bei dem die Abwurfrichtung durch die
zeitlich versetzte Zündung eines beispielsweise zweiteiligen, orthogonalen Spulensystems
bestimmt wird. Die Zeitdifferenz kann dabei in der Größenordnung von einer bis zu
mehreren hundert Mikrosekunden betragen. Eine orthogonale Spulenanordnung eignet sich
für die impulsförmige Beschleunigung eines beliebigen Schutzelementes und gestattet
den Abwurf in einem Winkelbereich von ±45° innerhalb einer Ebene, sodass ein zweidimensionaler
Werfer realisiert werden kann. Der Abwurfinrinkel ist dabei eine Funktion der Zündzeitdifferenz
zwischen beiden Spulen und den eingespeisten Energien, wobei letztere vorzugsweise
konstant gehalten werden.
[0005] Die bisher mit dieser Anordnung durchgeführten Experimente lieferten im Bereich unterhalb
2 x 12 kJ bereitgestellter elektrischer Energie durchaus zufrieden stellende Ergebnisse.
Dies gilt für den gesamten Winkelbereich, also auch für große Zündzeitdifferenzen.
[0006] Im Hinblick auf die beabsichtigte wehrtechnische Anwendung sind jedoch höhere zu
applizierende Energien bei gleich bleibender Werfergeometrie erforderlich, und zwar
möglichst bis zu 2 x 50 kJ bezogen auf die Abwehr von Bedrohungen im Mittelkaliberbereich,
wie zum Beispiel durch Pfeilgeschosse oder Hohlladungen. Doch bereits bei Energien
von knapp über 2 x 12 kJ und insbesondere bei großen Zündzeitdifferenzen ergeben sich
schwerwiegende Probleme. Es zeigt sich, dass die komplette Halbleiterschalteinheit,
bestehend aus Diode und Thyristor, des jeweils zweiten, also nachgezündeten, Moduls
vollständig zerstört wird.
[0007] Die Ursache hierfür liegt darin, dass mit Abheben des Konduktorsystems auch die beiden
Erregerspulen oder Induktoren selbst in zunehmendem Maße in Wechselwirkung miteinander
treten, und das, obwohl sie orthogonal zueinander stehen, ihre Mittelpunkte relativ
weit auseinander liegen und von daher nur eine äußerst geringe Kopplung von weniger
als 1% aufweisen. Offensichtlich reicht diese Kopplung jedoch aus, um die Crowbar-Diode
des jeweils nachgezündeten Moduls ungünstigstenfalls in den leitenden Zustand zu versetzen,
so dass diese gewissermaßen einen "Kurzschluss" parallel zum zweiten Induktorsystem
bildet. Dies bedeutet aber auch, dass sich der Kondensator des nachgezündeten Moduls
bei dessen Initiierung in die bereits im leitenden Zustand befindliche Diode entlädt.
Dabei wird zunächst diese Crowbar-Diode thermisch zerstört, weil sie abrupt mit einem
zu hohen Strom in Sperrrichtung beaufschlagt wird, der seinerseits zu einer hohen
Verlustleistung führt. In weiterer Folge schließt sich dann die Zerstörung des Thyristors
aufgrund eines zu hohen Stromgradienten bestimmt durch di/dt an. Auf diese Weise wird
außerdem die Stromtragfähigkeit beider Komponenten überschritten.
[0008] Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Schaltung und einen elektromagnetischen
Werfer mit einer solchen Schaltung vorzuschlagen, welche zerstörungsfrei mit einer
großen elektrischen Energie angesteuert werden können.
[0009] Diese Aufgabe wird durch die Gegenstände der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte
Ausführungsformen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
[0010] Prinzipiell kann die Pulsstrom-Erzeugung für einen mehrdimensionalen elektromagnetischen
Werfer durch mindestens eine der folgenden vier Varianten realisiert werden, wobei
sich die Erfindung insbesondere auf die vierte Variante bezieht.
[0011] Bei der ersten Variante kann die Initiierung des jeweils nachgezündeten Moduls dann
blockiert werden, wenn das wegfliegende Konduktorsystem bereits einen gewissen Weg
zurückgelegt hat und die magnetische Kopplung zwischen den Induktoren einsetzt.
[0012] Gemäß einer zweiten Variante können überschwingfeste Kondensatoren zum Einsatz kommen,
so dass die Crowbar-Dioden entfallen können und damit der "induzierbare Kurzschluss"
vermieden wird.
[0013] Eine dritte, sehr einfache Variante besteht darin, die beiden Induktorspulen gegensinnig
zu wickeln, so dass die Crowbar-Diode des nachgezündeten Moduls bezüglich der in diesem
Kreis induzierten Spannung in Sperrrichtung liegt.
[0014] Eine erfindungsgemäße vierte Variante zur Lösung der gestellten Aufgabe besteht in
der Modifikation des pulsformenden Netzwerkes und bezieht sich insbesondere auf ein
Pulsstrom-Netzwerk oder eine Schaltung zur Ansteuerung mindestens eines Induktors
oder Induktorsystems für einen elektromagnetischen Werfer mit mindestens einem Energiespeicher,
wie zum Beispiel einem Kondensator oder einer Kondensatorbank, für den Induktor oder
das Induktorsystem, welcher mit mindestens einem Induktor verbunden und beispielsweise
parallel zu diesem geschaltet ist, so dass ein Impulsstrom von dem Energiespeicher
durch den Induktor fließen kann. Zwischen dem Energiespeicher und dem Induktor oder
Induktorsystem ist mindestens ein Schaltelement, wie zum Beispiel ein Halbleiterschaltelement
zum Schalten hoher Ströme, beispielsweise ein Thyristor, GTO, MOS-gesteuerter Thyristor
(MCT), IGBT oder ein TRIAC vorgesehen, um den Energiespeicher mit dem mindestens einen
Induktor elektrisch verbinden und von diesem elektrisch trennen zu können, so dass
eine in dem Energiespeicher gespeicherte elektrische Energie nach der Freischaltung
durch das Schaltelement auf den mindestens einen Induktor übertragen werden kann.
Weiterhin ist parallel zu dem Energiespeicher ein Stromrichtungselement, wie beispielsweise
eine Crowbar-Diode, geschaltet, um zum Beispiel beim leichten Überschwingen einer
Spannung am Energiespeicher beim Entladen desselben den durch den Induktor fließenden
Strom zu übernehmen. Erfindungsgemäß ist das Schaltelement zwischen dem Stromrichtungselement,
also zum Beispiel der Crowbar-Diode, und dem mindestens einen Induktor vorgesehen,
so dass das Stromrichtungselement parallel zum Energiespeicher geschaltet ist und
das mit dem Stromrichtungselement in Serie geschaltete Schaltelement an dem mindestens
einen Induktor anliegen. Die Kathode der Diode ist zum Beispiel mit der Anode des
Thyristors verbunden, wobei die Kathode des Thyristors mit einem ersten Anschluss
und die Anode der Diode mit einem zweiten Anschluss des Induktors verbunden ist oder
verbunden werden kann.
[0015] Vorzugsweise ist mindestens ein weiteres Stromrichtungselement, wie zum Beispiel
eine zweite Diode, zwischen dem ersten Stromrichtungselement und dem Energiespeicher
gegenpolig angeordnet, wobei die Kathoden oder alternativ die Anoden der Dioden miteinander
verbunden sind. Somit kann, wenn der Energiespeicher-Stromrichtungs-Kreis, also zum
Beispiel der Kondensator-Crowbar-Diodenkreis, nicht hinreichend niederinduktiv ausgelegt
werden kann, durch eine zusätzliche Schutzdiode das Überschwingen des Stromes beim
Entladen unterdrückt werden.
[0016] Die Erfindung bezieht sich weiterhin auf eine Schaltung oder ein Netzwerk zur Ansteuerung
eines mehrdimensionalen elektromagnetischen Werfers mit mindestens zwei wie oben beschriebenen
Schaltungen. Dabei kann vorzugsweise eine Richtungssteuereinheit vorgesehen sein,
um die einzelnen Schaltungen zeitlich versetzt zum Beispiel mit einem zeitlichen Abstand
im Bereich von einer bis 1.000 µs nacheinander anzusteuern, wobei zum Beispiel zwei
oder mehr Thyristoren zeitlich versetzt gezündet werden, so dass die Energiespeicher
der einzelnen Teilschaltungen zeitlich versetzt zueinander mit den jeweiligen Induktoren
des Induktorsystems verbunden werden, wodurch ein gerichteter Abwurf eines oder mehrerer
Wirkkörper erzielt werden kann.
[0017] Gemäß einer weiteren Ausführungsform bezieht sich die Erfindung auf einen elektromagnetischen
Werfer, wie beispielsweise in der DE 37 29 592 C1 beschrieben, mit einer wie oben
beschriebenen Schaltung und mindestens einem Induktor oder Induktorsystem. Bevorzugt
besteht das Induktorsystem aus zwei oder drei orthogonalen Spulen oder Spulensystemen
und kann auch vier, fünf oder mehr Spulen oder Spulensysteme aufweisen. Wird zum Beispiel
eine triorthogonale Spulenanordnung für den Aufbau eines 3D-Werfers verwendet, so
kann ein Aubwurfkegel mit einem Öffnungswinkel von 90° realisiert werden, was zum
Beispiel für den Dachschutz vorteilhaft ist. Ebenso können auch vier- oder mehrteilige
Spulensysteme zum Beispiel mit paarweiser orthogonaler Ausrichtung und/oder symmetrische
Spulensysteme verwendet werden.
[0018] Vorzugsweise weist der elektromagnetische Werfer mindestens ein wie oben erwähntes
Schutzelement oder mindestens einen Wirkkörper auf, welcher durch den Induktor oder
das Induktorsystem bevorzugt zweidimensional oder dreidimensional gerichtet abgeworfen
werden kann.
[0019] Somit kann mit der erfindungsgemäßen Schaltung, insbesondere im Zusammenwirken mit
steuerbaren elektromagnetischen Werfern, eine Richtungssteuerung auf rein elektronischem
Wege beibehalten und extrem schnell, zum Beispiel in weniger als 300 µs, ausgelöst
werden, was im Vergleich zu den bisher bekannten hydraulischen oder elektromagnetischen
Richtungsstellern, deren Richtzeit in der Größenordnung von einigen Millisekunden
und mehr liegt, einen entscheidenden Vorteil darstellt.
[0020] Sowohl bei 2D-Werfern, als auch bei 3D-Werfern, kann der gesamte Aktionsbereich von
±45° unabhängig von der Anzahl und dem Wicklungssinn der verwendeten Induktorspulen
beibehalten werden. Das Hinzufügen weiterer Spulen oder Induktoren ist aufgrund der
nicht mehr wirksamen gegenseitigen Beeinflussung problemlos möglich und erlaubt die
Erweiterung der operationellen Möglichkeiten eines erfindungsgemäßen elektromagnetischen
Werfers. Hierdurch kann eine konstruktive Anpassung des Induktor-Konduktor-Systems
an eine bestimmte einzuhaltende Geometrie des Schutzelementes oder des Wirkkörpers
erreicht werden.
[0021] Die Erfindung wird nachfolgend anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele beschrieben.
Es zeigen:
- Figur 1
- eine erste Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Schaltung als Pulsstrom-Generator,
welcher mit einem Induktor gekoppelt ist;
- Figur 2
- eine zweite Ausführungsform der Erfindung;
- Figur 3
- ein Prinzipschaltbild zur Veranschaulichung der Kopplung zweier Induktoren;
- Figur 4
- einen 3D-Werfer aus vier symmetrisch zueinander angeordneten Flachspulen;
- Figuren 5a und 5b
- eine mögliche Spulenkonfiguration für die in Figur 4 gezeigte Spulenanordnung in Draufsicht
und perspektivischer Ansicht; und
- Figur 6
- eine fünfteilige symmetrische Anordnung von Spulen zur Erhöhung der translatorischen
Geschwindigkeitskomponente.
[0022] Figur 1 zeigt das Schaltbild eines erfindungsgemäßen Pulsstrom-Generators, wobei
aus Gründen der Übersichtlichkeit zunächst nur ein 1 D-Werfersystem betrachtet wird.
Die zu applizierende elektrische Energie befindet sich im Kondensator 1, der auf die
Initialspannung U aufgeladen sei. Zum gewünschten Zeitpunkt wird der Thyristor 2 gezündet
und damit das Induktorsystem 3 unmittelbar mit dem Energiespeicher 1 verbunden. Sobald
der Entladestrom I sein Maximum erreicht hat und die Spannung am Kondensator 1 leicht
übergeschwungen ist, übernimmt die Crowbar-Diode 4 den durch den Induktor 3 fließenden
Strom. Der Thyristor 2 ist erfindungsgemäß mit in den Crowbar-Kreis einbezogen. Folglich
liegt die Crowbar-Diode 4 nicht mehr parallel zum Induktor 3 sondern zum Kondensator
1.
[0023] Durch diese Maßnahme wird gleichzeitig ein besonders kompakter Aufbau des Kondensator-Crowbar-Diodenkreises
ermöglicht, dessen Induktivität sehr gering gehalten werden kann, so dass es kaum
zu einem Überschwingen (<5 %) des Kondensators 1 kommt. Sollte jedoch ein hinreichend
niederinduktiver Aufbau aufgrund konstruktiver Gegebenheiten nicht realisierbar sein,
so kann eine weitere Schutzdiode 5 in diesen Kreis eingefügt werden, wie in Figur
2 gezeigt. Dabei ist zu beachten, dass die Sperrspannung dieser Schutzdiode 5 lediglich
für die maximal auftretende Umkehrspannung am Kondenstor 1 ausgelegt zu sein braucht
und nicht für die maximal mögliche Ladespannung am Kondensator 1.
[0024] Im Folgenden werden nun weitere modulare Pulsstrom-Netzwerke für mehrdimensionale
Werfer beschrieben, wobei anzumerken bleibt, dass das Einbringen der Schutzdioden
5 auch hier bei allen Schaltungsvarianten problemlos möglich ist, da sie den zeitlichen
Verlauf der Induktorströme in keinem Falle beeinflussen und lediglich dem Schutz der
Kondensatoren 1 dienen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind diese Dioden 5 in den
einzelnen Schaltbildern nicht mehr gezeigt.
[0025] Die Vorgehensweise, den Thyristor 2 in den Crowbar-Kreis mit einzubeziehen, dient
also zunächst zum Schutz der Crowbar-Diode 4 selbst und in weiterer Folge zum Schutz
des zugehörigen Thyristors 2. Im Detail lässt sich die Funktionsweise der so modifizierten
Schaltung anhand von Figur 3 wie folgt erläutern. Hier sind zwei identische Pulsstromgeneratoren
gezeigt, welche einen durch zwei Induktoren gebildeten 2D-Werfer speisen. Wie bereits
beschrieben, ist die kritische Phase dann gegeben, wenn das Konduktorsystem und mit
ihm das Schutzelement bereits einen gewissen Weg zurückgelegt hat und nur noch eine
geringe bzw. keine magnetische Wechselwirkung mehr mit den jeweiligen Induktoren besteht.
Relevant ist dann lediglich die Kopplung zwischen den Induktoren untereinander, wie
in Figur 3 symbolisch dargestellt.
[0026] Betrachtet sei zunächst der Zeitbereich I. Dies ist die Phase, in der der Strom l
1 im ersten Spulensystem rasch ansteigt, wobei die Induktion im gesamten Raum, also
auch im zweiten Induktor, entsprechend zunimmt. Dies soll durch die dick gezeichnete
Feldlinie B zum Ausdruck gebracht werden. Entsprechend dem Induktionsgesetz wird dann
im zweiten Modul eine Spannung U
2i induziert. Bei dem hier gewählten Wicklungssinn wird diese jedoch in Sperrrichtung
bezüglich der dortigen Crowbar-Diode liegen, was keinerlei Gefahr mit sich bringt.
[0027] Sobald das Maximum von l
1 überschritten ist (Zeitbereich ll), nimmt die Induktion ab, hier symbolisch durch
die etwas dünnere Feldlinie angedeutet. Da die induzierte Spannung stets proportional
zur negativen Ableitung des magnetischen Flusses bzw. der Induktion ist, wird jetzt
im zweiten Modul eine Spannung in entgegen gesetzter Richtung generiert. Solange sich
der Thyristor des zweiten Moduls aber im Sperrzustand befindet, kann die so induzierte
Spannung U
2i nicht an die dortige Crowbar-Diode gelangen und diese folglich auch nicht in den
leitenden Zustand versetzen.
[0028] Wird nun das zweite Modul gezündet, so ist die sehr viel höhere Ladespannung U
2 bezüglich der fremdinduzierten Spannung U
21 entgegengerichtet und dominant, und es kommt auch im zweiten Modul zu einem "ordnungsgemäßen"
bzw. funktionsgerechten Stromfluss l
2 durch den Thyristor, den Induktor und im weiteren Verlauf durch die Crowbar-Diode.
[0029] Anzumerken bleibt, dass die Tyhristoren bei der so modifizierten Schaltung ein höheres
Laststromintegral ∫|
2dt aufweisen müssen, da sie nunmehr nicht nur während des Zeitbereiches I, sondern
auch noch während des Zeitbereiches II, stromführend sind. Hierzu sollte das Pulsstrom-Netzwerk
geeignet dimensioniert und es sollten geeignete, handelsübliche Thyristortypen ausgewählt
werden.
[0030] Mit einem wie in Figur 3 beispielhaft gezeigten 2D-Werfer, bei dem zwei Flachspulen
orthogonal zueinander liegen, lässt sich eine planare Aktionsebene überstreichen.
Der Abwurfwinkel liegt dabei vorzugsweise im Bereich von -45° bis +45°. Unter Hinzunahme
einer weiteren Spule, die triorthogonal angeordnet werden kann, kann ein 3D-Werfer
realisiert werden. Damit kann ein räumlicher Aktionskegel mit einem maximalen Öffnungswinkel
von 90° abgedeckt werden, der insbesondere für den Dachschutz gepanzerter Fahrzeuge
einen entscheidenden Vorteil bringen kann.
[0031] Im Hinblick auf die technische Ausgestaltung und unter Berücksichtigung der analytischen
Zusammenhänge zwischen den jeweiligen Zündzeitverzögerungen und dem sich daraus ergebenden
Abwurfwinkel ist es jedoch ratsam und vorteilhaft, einen 3D-Werfer aus vier symmetrisch
zueinander angeordneten Flachspulen aufzubauen, wie in den Figuren 4 und 5 dargestellt.
Figur 4 zeigt das dementsprechend erweiterte pulsformende Netzwerk, während Figur
5a ein in Draufsicht und Figur 5b in perspektivischer Ansicht mögliche Spulenkonfiguration
zeigt. Als Beispiel sind hier vier dreieckförmige Flachspulen wiedergegeben. Jedoch
wäre es auch denkbar, dass trapezförmig gekrümmte Spulenelemente zum Einsatz kommen
können, wie sie sich beispielsweise mit Hilfe der Elektroerosion aus einem hohlkegelförmigen
oder schüsselförmigen Kupferrohling schneiden lassen.
[0032] Da bei Verwendung des erfindungsgemäßen Pulsstrom-Netzwerkes das Problem der gegenseitigen
Induktion benachbarter Spulen generell gelöst wird und der Windungssinn der einzelnen
Spulen bedeutungslos bleibt, lassen sich grundsätzlich beliebige mehrteilige Werfersysteme
aufbauen. So zeigt zum Beispiel Figur 6 eine fünfteilige, symmetrische Anordnung mit
einer zentralen Flachspule im Bodenbereich des Werfers. Durch diese Maßnahme können
im Bedarfsfalle die operationellen Möglichkeiten deutlich erweitert werden, wie zum
Beispiel die Verbesserung der Abwurfgenauigkeit oder Winkelpräzision in einem bestimmten
Abwurfsektor oder die Erhöhung der translatorischen Geschwindigkeitskomponente in
Richtung der Mittelachse. Letzteres ist gleichbedeutend mit einer Vergrößerung des
Interaktionsabstandes, was insbesondere und bekanntermaßen bei der Abwehr von Hohlladungen
besonders vorteilhaft ist. Die fünfte Antriebsspule kann somit wahlweise und je nach
Bedarfsfall, also der Bedrohungsart oder dem angestrebten Abwehrmechanismus hinzugeschaltet
werden.
1. Schaltung zur Ansteuerung mindestens eines Induktors (3) eines elektromagnetischen
Werfers mit mindestens einem Energiespeicher (1) für den mindestens einen Induktor
(3), welcher mit dem mindestens einen Induktor (3) verbunden ist, mindestens einem
Schaltelement (2), welches zwischen dem Energiespeicher (1) und dem mindestens einen
Induktor (3) angeordnet ist, mindestens einem Stromrichtungselement. (4), welches
parallel zu dem mindestens einen Energiespeicher (1) geschaltet ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Schaltelement (2) zwischen dem Stromrichtungselement (4) und dem mindestens einen
Induktor (3) angeordnet ist.
2. Schaltung nach Anspruch 1, wobei der Energiespeicher (1) ein Kondensator oder eine
Kondensatorbank ist.
3. Schaltung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Schaltelement (2) ein
Thyristor, GTO oder IGBT ist.
4. Schaltung nach einem der vorhergehenden Ansprüche mit mindestens einem weiteren Stromrichtungselement
(5), welches gegenpolig zwischen dem ersten Stromrichtungselement (4) und dem Energiespeicher
(1) geschaltet ist.
5. Schaltung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Stromrichtungselement
(4, 5) eine Diode, insbesondere eine Crowbar-Diode, ist.
6. Schaltung zur Ansteuerung eines mehrdimensionalen elektromagnetischen Werfers mit
mindestens zwei Schaltungen nach einem der vorhergehenden Ansprüche.
7. Schaltung nach dem vorhergehenden Anspruch mit einer Richtungssteuereinheit zur zeitlich
versetzten Ansteuerung von mindestens zwei Schaltungen nach einem der vorhergehenden
Ansprüche.
8. Elektromagnetischer Werfer mit einer Schaltung nach einem der vorhergehenden Ansprüche
und mindestens einem Induktor oder Induktorsystem (3).
9. Elektromagnetischer Werfer nach dem vorhergehenden Anspruch, wobei das Induktorsystem
aus zwei oder drei orthogonalen Spulen oder Spulensystemen oder aus vier, fünf oder
mehr Spulen oder Spulensystemen besteht.
10. Elektromagnetischer Werfer nach einem der zwei vorhergehenden Ansprüche, wobei die
Spulen Flachspulen, dreieckförmig, viereckförmig und/oder symmetrisch zueinander angeordnet
sind und/oder eine zentrale Spule vorgesehen ist.
11. Elektromagnetischer Werfer nach einem der drei vorhergehenden Ansprüche mit mindestens
einem Schutzelement oder Wirkkörper, welche durch den mindestens einen Induktor beschleunigt
werden kann.