[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Charakterisierung des Verbrennungsverhaltens
einer Brennkraftmaschine sowie ein Regelungssystem und ein Verfahren zur rückgekoppelten
Regelung der Verbrennung einer Brennkraftmaschine, welche auf dem erstgenannten Verfahren
basieren.
[0002] Herkömmliche Regelungssysteme für die Kraftstoffinjektion in Brennkraftmaschinen
wie z. B. Dieselmotoren arbeiten typischerweise in einem offenen Regelkreis. D. h.,
daß der Injektionszeitpunkt und die Pulsbreite der Injektion aus fest vorgegebenen
Kennfelder bzw. Tabellenspeichern entnommen werden, die im Motorregler gespeichert
sind. Derartige Systeme zeigen zwar ein sehr schnelles Regelverhalten, sind jedoch
andererseits nicht sehr robust gegenüber Motortoleranzen, da die Regelungsstrategie
im Falle von Störungen nicht angepaßt werden kann. Wenn sich beispielsweise die Durchflußcharakteristik
eines Injektors in einem Dieselmotor in Folge von Verschleißerscheinungen ändert,
wird die verwendete Pulsbreite des Injektors den Motor nicht mehr mit der erforderlichen
Kraftstoffmenge versorgen. Die Folge hiervon können höhere Werte für die Motoremissionen,
den Kraftstoffverbrauch und die Geräuschentwicklung oder sogar ein Motorschaden sein.
Aus diesen Gründen ist es wünschenswert, im Rahmen der Verbrennungsregelung bei einer
Brennkraftmaschine eine Rückkopplung vorzusehen.
[0003] Eine derartige rückgekoppelte Regelung einer Brennkraftmaschine erfordert jedoch
die Verfügbarkeit eines Rückkopplungssignals, welches das Verbrennungsverhalten charakterisieren
kann. Diesbezüglich sind Messungen des Zylinderinnendrucks vorgeschlagen und verschiedentlich
untersucht worden. Ein Nachteil solcher Messungen besteht indes darin, daß diese einen
Sensor pro Zylinder erfordern und daher verhältnismäßig kostenaufwendig sind. Darüber
hinaus zeigen die derzeit verfügbaren Sensoren für den Zylinderinnendruck ein Driftverhalten
und eine verhältnismäßig kurze Lebensdauer. Nicht zuletzt stellt der bei den derzeit
verfügbaren Sensoren erforderliche direkte Zugang zu den Brennkammern ein Problem
dar.
[0004] Die aus dem Rückkopplungssignal gewonnenen Verbrennungsinformationen, im wesentlichen
die Verbrennungslage und -intensität, können genutzt werden, um Regelgrößen der Einspritzung
sowie der Zylinderladungszusammensetzung, zu korrigieren. Auf diese Weise können z.
B. Lebensdauerdrift von Sensoren und Aktuatoren wie Luftmassensensor und Kraftstoffinjektor
kompensiert werden.
[0005] Vor diesem Hintergrund war es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Mittel für eine
einfache und zugleich robuste Regelung des Verbrennungsverhaltens einer Brennkraftmaschine
bereitzustellen.
[0006] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 bzw. 9 sowie
durch ein Regelungssystem mit den Merkmalen des Anspruchs 10 gelöst.
[0007] Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen enthalten.
[0008] Gemäß ihrem ersten Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Charakterisierung
des Verbrennungsverhaltens einer Brennkraftmaschine, welches dadurch gekennzeichnet
ist, daß dieses die Berechnung eines Indexes X basierend auf dem Verlauf eines Klopfsensor-Signals
umfaßt. Klopfsensor-Signale werden bei vielen Brennkraftmaschinen routinemäßig erfaßt,
um eine vorzeitige Selbstzündung ("Klopfen") des Motors zu erkennen und gegebenenfalls
geeignete Gegenmaßnahmen hiergegen zu veranlassen. Verschiedene Arten von Klopfsensor-Signalen
sind im Stand der Technik bekannt und für das vorliegende Verfahren geeignet. Insbesondere
kann das Klopfsensor-Signal mechanische Schwingungen der Brennkraftmaschine erfassen,
die durch die Verbrennung in den Zylindern erzeugt werden. Der "Verlauf" des Klopfsensor-Signals
kann sowohl in Abhängigkeit von der Zeit als auch insbesondere von dem zugehörigen
Kurbelwellenwinkel der Brennkraftmaschine beschrieben werden.
[0009] Wie Untersuchungen gezeigt haben, läßt sich mit dem vorstehend beschriebenen Verfahren
ein Index X gewinnen, welcher das Verbrennungsverhalten überraschend genau charakterisiert.
Wichtig hierbei ist, daß der Index X von einem mehr oder weniger langen Verlauf des
Klopfsensor-Signals und nicht nur von Einzelwerten eines Sensorsignals abhängt. Vorteilhaft
an dem Verfahren ist im Übrigen, daß das Klopfsensor-Signal verhältnismäßig einfach
und robust zu ermitteln ist bzw. in vielen Kraftfahrzeugen ohnehin schon zur Verfügung
steht.
[0010] Wie bereits erwähnt, kann das Klopfsensor-Signal insbesondere in Abhängigkeit vom
(parallel ermittelten) Kurbelwellenwinkel erfaßt werden. Der Kurbelwellenwinkel hängt
unmittelbar mit dem Zustand der Brennkraftmaschine bzw. der Stellung der Motorzylinder
zusammen, so daß die wechselseitige Zuordnung von Kurbelwellenwinkel und Klopfsensor-Signal
das Verbrennungsverhalten besonders aussagekräftig beschreiben kann.
[0011] Das beschriebene Verfahren kann prinzipiell mit zeitkontinuierlichen Signalen bzw.
analogen Signalen durchgeführt werden. Typischerweise erfolgt jedoch die Signalerfassung
und -verarbeitung zeitdiskret und digitalisiert. In diesem Falle wird der Kurbelwellenwinkel
vorzugsweise mit einer Auflösung von weniger als 1°, besonders bevorzugt von weniger
als 0.5° ermittelt. Die in den Rohdaten vorhandene Auflösung des Kurbelwellenwinkels
wird in erster Linie durch die Abtastrate bestimmt und liegt typischerweise deutlich
höher als die vorstehend genannten Werte. Die erforderliche feinere Auflösung des
Kurbelwellenwinkels wird dann vorzugsweise durch Interpolation bzw. Extrapolation
aus den vorhandenen Meßdaten gewonnen.
[0012] Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens wird das Klopfsensor-Signal nur in einem
Intervall seines Definitionsbereiches berücksichtigt, das für einen ausgewählten Zylinder
der Brennkraftmaschine charakteristisch ist. Insbesondere kann das Klopfsensor-Signal
nur in einem vorgegebenem Winkelintervall um den oberen Totpunkt zwischen Verdichtungs-
und Verbrennungstakt des ausgewählten Zylinders herum berücksichtigt werden, um verbrennungsrelevante
Informationen für diesen Zylinder zu erfassen und Störungen durch andere Ereignisse
auszublenden.
[0013] Bei einer bevorzugten Realisierung des Verfahrens wird der Index X aus einer vom
Kurbelwellenwinkel θ abhängigen "Signalenergie" E(θ) des (ebenfalls vom Kurbelwellenwinkel
θ bzw. τ abhängigen) Klopfsensor-Signals K (θ) berechnet, wobei E(θ) gemäß der folgenden
Formel definiert ist:

[0014] Hierin bedeutet θ
0 eine vorgegebene (untere) Integrationsgrenze. Wenn das Klopfsensor-Signal K wie vorstehend
beschrieben nur in einem Intervall betrachtet wird, entspricht θ
0 typischerweise der unteren Grenze dieses Intervalls. Des Weiteren versteht es sich,
daß Gleichung (1) bei einer zeitdiskreten Verarbeitung der Signale die entsprechende
diskretisierte Formulierung umfassen soll.
[0015] Die vorstehend definierte Signalenergie E(θ) wird vorzugsweise bandpaßgefiltert und/oder
normiert, bevor sie zur Berechnung des Indexes X weiterverwendet wird.
[0016] Basierend auf der oben eingeführten Signalenergie kann ein geeigneter Index X des
Verbrennungsverhaltens der Brennkraftmaschine für einen vorgegebenen Wert p (0 ≤ p
≤ 100) zum Beispiel definiert werden durch die Formel

[0017] In diesem Falle entspricht der Index X = X
p somit dem Kurbelwellenwinkel, bei welchem die Signalenergie E zum ersten Mal p Prozent
ihres Maximalwertes überschreitet. Der für p = 50 gebildete Index X
50 stellt dabei als sog. "Energieschwerpunkt" eine besonders aussagekräftige Größe dar.
[0018] Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur rückgekoppelten Regelung der Verbrennung
in einer Brennkraftmaschine, bei welchem ein Rückkopplungssignal durch einen Index
X gemäß einem der oben beschriebenen Verfahren gebildet wird. Wie erläutert wurde,
ist der Index X einerseits einfach zu gewinnen und andererseits sehr aussagekräftig
in Bezug auf die Verbrennung, so daß er eine einfache und robuste Regelung des Betriebs
der Brennkraftmaschine ermöglicht. Von dem Verfahren beeinflußte Steuersignale können
dabei insbesondere der Zeitpunkt bzw. die Zeitpunkte, die Anzahl, die Pulsbreite(n)
der Kraftstoffinjektionen, der Zündzeitpunkt, die Ventilöffnungs- und Schließzeiten,
die Abgasrückführung, die Stellung der Drosselklappe od. dgl. sein.
[0019] Die Erfindung betrifft ferner ein Regelungssystem für eine Brennkraftmaschine, welches
einen Eingang für das Signal eines Klopfsensors enthält und dahingehend ausgebildet
ist, ein Verfahren der vorstehend erläuterten Art durchzuführen. D.h., daß das Regelungssystem
einen Index X basierend auf dem Verlauf eines Klopfsensor-Signals berechnen und vorzugsweise
als Rückkopplungssignal für eine rückgekoppelte Regelung der Verbrennung verwenden
kann. Bei dem Klopfsensor handelt es sich um einen Körperschall-Beschleunigungssensor,
wie z. B. ein Piezo-Drucksensor, welcher am Motorblock angebracht ist, um mechanische
Schwingungen aufzuzeichnen. Das Regelungssystem kann im Übrigen in bekannter Weise
realisiert werden, beispielsweise durch einen Mikroprozessor mit zugehörigen Komponenten
wie Speicher und Schnittstellen sowie mit geeigneter Software.
[0020] Im Folgenden wird die Erfindung anhand der Figuren beispielhaft näher erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1
- schematisch das Zusammenwirken einer Brennkraftmaschine mit einem erfindungsgemäßen
Regelungssystem;
- Fig. 2
- die Abhängigkeit dreier verschiedener charakteristischer Größen für das Verbrennungsverhalten
einer Brennkraftmaschine bei variierendem Beginn der Injektor-Aktivierung (BOA) für
35% Abgasrückführung;
- Fig. 3
- den Verlauf der Wärmeabgabe in einem Zylinder bei der Versuchsserie von Figur 2;
- Fig. 4
- die Abhängigkeit dreier verschiedener charakteristischer Größen entsprechend Figur
2 bei einer Abgasrückführung von 20%, und
- Fig. 5
- den Verlauf der Wärmeabgabe in einem Zylinder bei der Versuchsserie von Figur 4.
[0021] In Figur 1 ist schematisch eine Brennkraftmaschine 10 mit (mindestens) einem Zylinder
13 und einem darin auf und ab beweglichen Kolben 12 dargestellt. Bei der Brennkraftmaschine
handelt es sich z. B. um einen Dieselmotor, ohne daß die Erfindung jedoch hierauf
eingeschränkt wäre. Der Kolben 12 ist in bekannter Weise über eine Pleuelstange mit
der Kurbelwelle 11 verbunden, wobei ein Kurbelwellenwinkel-Sensor 18 den Kurbelwellenwinkel
θ mißt. Der Zylinder weist ferner ein Einlaßventil 14 und ein Auslaßventil 16 für
Frischluft bzw. Abgase sowie einen Kraftstoffinjektor 15 zur Direktinjektion von Kraftstoff
in die Brennkammer auf.
[0022] Am Motorblock ist ein Klopfsensor 17 angeordnet, welcher beispielsweise als Drucksensor
mit Piezo-Aufnehmern ausgebildet sein kann. Durch den Klopfsensor 17 werden von der
Verbrennung verursachte Schwingungen des Motorblocks erfaßt. Vorzugsweise wird das
Signal des Klopfsensors 17 unmittelbar tiefpaßgefiltert, um Alias-Effekte zu vermeiden
(vgl. Ch. Vigild, A. Chevalier, E. Hendricks: "Avoiding signal aliasing in event-based
engine control", SAE Paper No: 2000-01-0268).
[0023] Das - ggf. tiefpaßgefilterte - Signal K des Klopfsensors 17 sowie der Kurbelwellenwinkel
θ vom Sensor 18 werden von einem Verstärkungs- und Filtermodul 20 abgetastet, verstärkt
und gefiltert. Die Abtastung der Signale kann dabei entweder im Zeitbereich oder im
Kurbelwellenwinkelbereich erfolgen. Bei der Abtastung im Zeitbereich liegt ein festes
Zeitintervall, bei der Abtastung im Kurbelwellenwinkelbereich ein fester Kurbelwellenwinkel
zwischen den Abtastpunkten. Selbstverständlich kann die Abtastung auch nach anderen
Schemata erfolgen und die Abtastrate beispielsweise (im Winkelbereich oder im Zeitbereich)
variieren. Im letztgenannten Fall kann insbesondere in bestimmten interessierenden
Signalbereichen eine hohe Signalauflösung erreicht werden.
[0024] Für die gewünschte Charakterisierung des Verbrennungsverhaltens durch das Klopfsensor-Signal
K ist eine korrekte Synchronisation dieses Signals K mit dem Kurbelwellenwinkel θ
von hoher Bedeutung. In der Regel wird jedoch der Kurbelwellenwinkel θ durch eine
Zahnscheibe am Schwungrad erfaßt, bei der - bedingt durch den Zahnabstand - nur Winkelauflösungen
von typischerweise 3°, 5°, 6° oder 10° erhalten werden. Demgegenüber werden vorliegend
höhere Auflösungen bis hin zu 0.1 ° oder weniger benötigt. Der Kurbelwellenwinkel
θ wird daher im Modul 20 durch Interpolation oder Extrapolation mit der erforderlichen
Feinheit aus den Rohdaten ermittelt. Eine Interpolation kann dabei angewendet werden,
wenn der Kurbelwellenwinkel nicht sofort benötigt wird und daher als Zwischenwert
zweier aufeinander folgender Abtastpunkte berechnet werden kann. Soll dagegen eine
sofortige Verwendung des Kurbelwellenwinkels θ erfolgen, so muß er aus den vorangehenden
Abtastpunkten extrapoliert werden.
[0025] Die verstärkten und gefilterten Signale θ, K(θ) des Kurbelwellenwinkels und des Klopfsensors
werden an ein Verbrennungsprofil-Modul 21 zur Abschätzung des Verbrennungsprofils
bzw. zur Ermittlung von hierfür charakteristischen Indizes X weitergeleitet. Die vom
Modul 21 berechneten Signale bzw. Indizes werden vom anschließenden Regelungsmodul
22 als Rückkopplungssignale zur rückgekoppelten Regelung der Brennkraftmaschine 10
verwendet. Nachfolgend wird ein bevorzugtes, im Modul 21 realisiertes Verfahren zur
Berechnung eines Indexes X detaillierter erläutert:
[0026] Bei diesem Verfahren wird zunächst aus dem vom Modul 20 bereitgestellten Klopfsensor-Signal
K(θ) für einen ausgewählten Zylinder der Brennkraftmaschine 10 ein interessierender
Bereich extrahiert, was z.B. durch Beschränkung des Signals auf ein (Winkel-) Fenster
J = [θ
start;θ
end] geschehen kann gemäß der Formel:

[0027] Als nächstes wird die enthaltene Signalenergie E(θ) hieraus berechnet gemäß der Formel:

[0028] Dabei ist θ
0 ein vorgegebener Startwinkel der Integration, der typischerweise gleich der unteren
Intervallgrenze ist: θ
0 = θ
start. In der diskretisierten Form dieser Formel definiert die Variable Δθ
n den Abtast-Abstand zwischen den Kurbelwellenwinkel-Abtastungen Nummer (n-1) und n,
N(θ
0) bzw. N(θ) sind die Nummern der Abtastung für den Kurbelwellenwinkel θ
0 bzw. θ, und K
J,n ist das Klopfsensor-Signal K der n-ten Abtastung. Im einfachsten Falle konstanter
Abtast-Distanzen ist Δθ
n = 1. Nachfolgend wird die diskretisierte Form von Gleichung (4) der weiteren Betrachtung
zugrunde gelegt, wobei alle Überlegungen jedoch analog auch für die kontinuierliche
Fassung gelten.
[0029] Das Energiesignal E
N(θ) aus Gleichung (4) wird sodann vorteilhafterweise digital bandpaßgefiltert und normiert
gemäß der Formel

[0030] Hierin repräsentiert die Funktion F
BP die Bandpaßfilterung, die entweder vom Vorwärtstyp oder vom Vorwärts-/Rückwärtstyp
sein kann. Filter vom Vorwärtstyp filtern ein Signal nur in Vorwärtsrichtung, das
heißt der Winkel θ wächst bei einem derartigen Filter inkrementell. Vorwärtsfilter
benötigen daher einen geringeren Rechenaufwand und können für Online-Berechnungen
eingesetzt werden, beispielsweise für Berechnungen aktueller Ereignisse. Aufgrund
der Natur dieser Filter führen diese allerdings zu einer Phasenverschiebung des Eingangssignals.
Filter vom Vorwärts/Rückwärtstyp filtern dagegen ein Signal sowohl in Vorwärts- als
auch in Rückwärtsrichtung, so daß diese Phasenverschiebungen kompensieren können.
Sie erfordern jedoch üblicherweise einen höheren Rechenaufwand als entsprechende Vorwärtsfilter
und können nur offline eingesetzt werden, z. B. in Berechnungen zwischen Verbrennungsereignissen.
[0031] Der im Nenner von Gleichung (5) stehende Maximalwert wird über das gesamte betrachtete
Kurbelwellenwinkelintervall J gebildet. Nachfolgend wird zur Vereinfachung das auf
die Bandpaßfilterung und Normierung hinweisende Superskript F fortgelassen und weiterhin
nur das Energiesymbol E verwendet, wobei es sich jedoch versteht, daß dieses (auch)
ein bandpaßgefiltertes und normiertes Signal bezeichnen soll.
[0032] Aus den Energiesignalwerten im abgetasteten Winkelintervall J läßt sich ein Signalenergievektor
definieren gemäß

wobei N(θ
end) - N(θ
start) die Gesamtzahl der Abtastpunkte ist.
[0033] Basierend auf den oben erläuterten Größen werden nunmehr Indizes definiert, welche
das Verbrennungsverhalten des Motors charakterisieren. Entsprechend ihrer Definition
werden diese Indizes auch als "Energieschwerpunkt"-Indizes bezeichnet. Ein wichtiges
Merkmal der Indizes ist, daß diese sich auf die Verteilung der Signalenergie in dem
gegebenen Signalfenster J konzentrieren statt auf einzelne Signalwerte bzw. einzelne
Stellen wie beispielsweise auf abrupte Änderungen der Signalenergie (welche intuitiv
für die Abschätzung des maximalen Druckgradienten im Zylinder nahe lägen). Ein weiterer
Vorteil der Energieschwerpunkt-Indizes liegt darin, daß diese auf einer Signalintegration
beruhen und daher wenig anfällig für Rauschprobleme sind.
[0034] Die allgemeine Formel für die Definition der Energieschwerpunkt-Indizes X
p läßt sich wie folgt schreiben (dies entspricht der diskretisierten Formulierung von
Gleichung (2)):

[0035] Für einen gegebenen Prozentsatz p mit 0 ≤ p ≤ 100 entspricht der Index X
p somit dem minimalen Kurbelwellenwinkel, bei welchem p Prozent der gesamten Signalenergie
erreicht werden. Von besonderer Bedeutung sind diesbezüglich die vier Indizes
- X10,
- bei welchem 10% der gesamten Signalenergie erreicht werden;
- X50,
- bei welchem 50% der gesamten Signalenergie erreicht werden und welcher daher auch
als "Schwerpunkt" der Signalenergie bezeichnet wird;
- X90,
- bei welchem 90% der gesamten Signalenergie erreicht werden; und
E
max = max(E
N(θ)), d. h. der Wert der gesamten Signalenergie.
[0036] Falls M ≥ 1 Klopfsensoren verwendet werden, können die oben erläuterten Indizes durch
die mit der jeweiligen gesamten Signalenergie E
max(i) gewichteten einzelnen Indizes X
p(i) ersetzt werden gemäß folgender Formel

[0037] Zusammenfassend werden somit im Modul 21 von Figur 1 aus den vertärkten und gefilterten
Klopfsensor-Signalen K(θ) die für die Verbrennung charakteristischen Indizes X
p berechnet, wobei Letztere da Profil des Dieselverbrennung bzw. das Profil der Wärmeabgabe
in den Brennkammern implizit beschreiben. Die Indizes X
p können dann in Regelungsmodul 22 verwendet werden, um die Kraftstoffinjektion über
den Injektionsdruck, die Injektionspulsbreite und/oder die Injektionszeit(en), die
Abgasrückführung, den Ladedruck und/oder eine andere geeignete Größe zu beeinflussen.
[0038] In den Figuren 2 bis 5 sind experimentalle Ergebnisse zur Anwendung des oben erläuterten
Verfahrens dargestellt. Diese Ergebnisse wurden für den Zylinder Nr. 2 eines 2.7 l
V6 Dieselmotors bei verschiedenen Lastzuständen zwischen ca. 0.5 und 6 bar indiziertem
mittlerem Druck (IMEP) und bei Motordrehzahlen zwischen 1.500 und 3.400 U/min gewonnen.
Das in Gleichung (3) verwendete Kurbelwellenwinkelintervall J wurde mit einer Breite
vion 80° symmetrisch um den oberen Totpunkt (TDC) herum gewählt, das heißt mit den
Grenzen θ
start = -40°, θ
end = +40°.
[0039] In einer ersten Versuchsreihe wurde eine Abgasrückführungsrate (AGR) von ca. 35%
eingestellt, während der Beginn der Aktivierung der Kraftstoffinjecktoren (BOA: Begin
Of Activation) zwischen 6° und 18° vor dem oberen Totpunkt (BTDC) verstellt wurde.
Die Daten der Versuche sind im Einzelnen in der nachfolgenden Tabelle aufgelistet:
| |
BOA=6° |
8° |
10° |
12° |
14° |
16° |
18° |
| Versuchsnr. |
73 |
72 |
69 |
62 |
65 |
68 |
75 |
| Motordrehzahl [U/min] |
1995 |
1995 |
1995 |
1995 |
1994 |
1994 |
1994 |
| Einlaßdruck [bar] |
1.210 |
1.211 |
1.215 |
1.226 |
1.220 |
1.209 |
1.207 |
| IMEP [bar] |
5.96 |
6.01 |
6.03 |
5.98 |
6.17 |
6.18 |
6.23 |
| Norm. Luft/Kraftstoff-Verhältnis |
0.559 |
0.564 |
0.597 |
0.665 |
0.607 |
0.605 |
0.600 |
| AGR Rate [%] |
29.5 |
30.6 |
34.0 |
41.8 |
37.1 |
34.7 |
33.8 |
| Rail Druck [bar] |
1008 |
1008 |
1008 |
1002 |
1010 |
1015 |
1007 |
| Injektor Pulsbreite [µs] |
470 |
470 |
470 |
470 |
470 |
470 |
470 |
| Start der Verbrennung [° BTDC] |
-5 |
-3 |
-1 |
1 |
3 |
4 |
6 |
| Norm. Verbrennungsdauer (20% bis 80%) [%] |
15 |
17 |
17 |
19 |
20 |
21 |
22 |
| AVL Geräusch [dB] |
94.9 |
95.4 |
95.3 |
93.8 |
96.0 |
96.8 |
97.5 |
| Norm. Energieschwerpunkt [%] |
82 |
80 |
78 |
77 |
72 |
69 |
68 |
| Norm. Energiebreite [%] |
23 |
25 |
25 |
27 |
30 |
32 |
33 |
| Norm. Signal Intensität [%] |
68 |
73 |
74 |
70 |
83 |
88 |
91 |
[0040] Figur 2 zeigt diesbezüglich die funktionelle Beziehung zwischen der auf dem Klopfsensor-Signal
basierenden Charakterisierung der Verbrennung und ausgewählten Verbrennungsparametern.
Das linke Diagramm zeigt das Verhalten des Schwerpunktsenergie-Indexes X
50 bei zunehmendem BOA. Die normalisierte E-nergiebreite oder "Klopfenergie-Dauer",
X
90- X
10, ist im mittleren Diagramm gegen die normalisierte hauptsächliche Verbrennungsdauer
(d. h. die Zeit, um von 20% zu 80% der gesamten Energiefreisetzung innerhalb des Datenfensters
zu gelangen) aufgetragen. Das rechte Diagramm zeigt schließlich die Beziehung zwischen
dem Wert eines Schalldruckpegelmeßgerätes (in dB) und der mittleren normalisierten
Klopfsignalenergie (in dB) akkumuliert über das Datenfenster.
[0041] Figur 3 zeigt die zu den vorstehend beschriebenen Versuchen gehörigen Verläufe der
Wärmefreisetzung im Zylinder für die jeweils eingestellten Werte der BOA.
[0042] In einer zweiten Versuchsserie wurde abweichend von der ersten Serie ein Einlaßdruck
von ca. 1.0 bar und eine AGR-Rate von ca. 20% eingestellt. Die detaillierten Daten
der Versuchsreihe sind in der nachfolgenden Tabelle wiedergegeben:
| |
BOA=6° |
8° |
10° |
12° |
14° |
16° |
18° |
| Versuchsnr. |
74 |
71 |
70 |
63 |
66 |
67 |
76 |
| Motordrehzahl [U/min] |
1995 |
1995 |
1994 |
1995 |
1995 |
1995 |
1995 |
| Einlaßdruck [bar] |
1.035 |
1.033 |
1.031 |
1.033 |
1.031 |
1.030 |
1.029 |
| IMEP [bar] |
5.89 |
5.95 |
6.00 |
6.09 |
6.13 |
4.52 |
6.11 |
| Norm. Luft/Kraftstoff- Verhältnis |
0.573 |
0.568 |
0.575 |
0.581 |
0.582 |
0.580 |
0.591 |
| AGR Rate [%] |
20.6 |
20.6 |
20.7 |
20.6 |
20.8 |
20.8 |
20.9 |
| Rail Druck [bar] |
1007 |
1008 |
1008 |
1008 |
1010 |
1014 |
1018 |
| Injektor Pulsbreite [µs] |
470 |
470 |
470 |
470 |
470 |
470 |
470 |
| Start der Verbrennung [° BTDC] |
-6 |
-3 |
-1 |
0 |
2 |
4 |
6 |
| Norm. Verbrennungsdauer(20% bis 80%) [%] |
13 |
15 |
17 |
19 |
20 |
18 |
20 |
| AVL Geräusch [dB] |
95.8 |
96.7 |
97 |
97.5 |
98.0 |
98.5 |
98.9 |
| Norm. Energieschwer- punkt [%] |
84 |
82 |
79 |
76 |
74 |
73 |
69 |
| Norm. Energiebreite [%] |
20 |
23 |
25 |
28 |
32 |
34 |
36 |
| Norm. Signal Intensität [%] |
72 |
81 |
86 |
91 |
95 |
98 |
97 |
[0043] Die Figuren 4 und 5 zeigen die Ergebnisse der zweiten Versuchsreihe in einer analogen
Darstellung wie die Figuren 2 und 3.
1. Verfahren zur Charakterisierung des Verbrennungsverhaltens einer Brennkraftmaschine
(10),
gekennzeichnet durch
die Berechnung eines Indexes X basierend auf dem Verlauf eines Klopfsensor-Signals
K.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,daß
das Klopfsensor-Signal K mechanische Schwingungen der Brennkraftmaschine (10) charakterisiert.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,daß
das Klopfsensor-Signal K in Abhängigkeit vom Kurbelwellenwinkel θ erfaßt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,daß
der Kurbelwellenwinkel θ mit einer Auflösung von weniger als 1°, vorzugsweise weniger
als 0.5° ermittelt wird.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,daß
das Klopfsensor-Signal K nur in einem Intervall berücksichtigt wird, das für einen
ausgewählten Zylinder der Brennkraftmaschine (10) charakteristisch ist.
6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,daß
der Index X aus der vom Kurbelwellenwinkel θ abhängigen Signalenergie E(θ) des Klopfsensor-Signals
K(θ) berechnet wird gemäß
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,daß
die Signalenergie E(θ) bandpaßgefiltert und/oder normiert zur Berechnung des Indexes
X verwendet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,daß
der Index X für einen gegebenen Wert 0 ≤ p ≤ 100 definiert wird durch
9. Verfahren zur rückgekoppelten Regelung der Verbrennung in einer Brennkraftmaschine
(10),
dadurch gekennzeichnet,daß
ein Rückkopplungssignal durch einen Index X gemäß einem Verfahren nach mindestens
einem der Ansprüche 1 bis 8 gebildet wird.
10. Regelungssystem für eine Brennkraftmaschine (10), enthaltend einen Eingang für das
Signal eines Klopfsensors (17),
dadurch gekennzeichnet,daß
dieses zur Durchführung eines Verfahrens nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis
9 ausgebildet ist.