(19)
(11) EP 1 698 846 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
06.09.2006  Patentblatt  2006/36

(21) Anmeldenummer: 05004553.3

(22) Anmeldetag:  02.03.2005
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
F26B 9/10(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR LV MK YU

(71) Anmelder: Franz Binder Ges. mbH Holzindustrie
6263 Fügen (AT)

(72) Erfinder:
  • Binder, Hans
    A-6263 Fügen (AT)

(74) Vertreter: Resch, Michael 
Reichartstrasse 21
82166 Gräfelfing
82166 Gräfelfing (DE)

   


(54) Anlage und Verfahren zum Trocknen von schüttgutförmigem Holzmaterial


(57) Zum Trocknen von schüttgutförmigem Holzmaterial wird das Schüttgut auf eine überdachte Auflagefläche (5) geschüttet und mittels über einen Wärmetauscher erwärmter Umgebungsluft, welche über ein Kanalsystem (13, 14) den in der Auflagefläche (5) rasterartig angeordneten Luftdurchtrittsöffnungen (15) zugeführt wird und von unten durch das Schüttgut hindurchgeleitet wird, getrocknet.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Anlage zum Trocknen von schüttgutförmigem Holzmaterial gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sowie ein entsprechendes Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 13.

[0002] Schüttgutförmiges Holzmaterial fällt in der Holzindustrie in großen Mengen an und kann beispielsweise als Brennmaterial verwendet oder zu Brennstoff weiterverarbeitet werden. Schüttgutförmiges Holzmaterial kann beispielsweise aus Holzspänen bzw. Hackgut bestehen, die bzw. das aus der Rundholzverarbeitung gewonnen wurde(n), oder auch anderes Hackgut oder Rinde sein.

[0003] Gerade auch Holzstämme, die den holzverarbeitenden Betrieben in den Wintermonaten angeliefert werden, sind oftmals in nicht unerheblichem Ausmaß schneebehaftet und beim maschinellen Transport, Sortieren und Zuführen der Holzstämme zu den weiteren Bearbeitungsstationen fällt ein aus Spänen und Rinde zusammengesetztes Holzmaterial an, welches sehr nass ist und von Schnee durchsetzt sein kann. Solches Material ist als Brennmaterial nicht geeignet und wurde nach dem Stand der Technik zunächst großflächig ausgebreitet und an der Luft getrocknet, wobei zum Erzielen annehmbarer Ergebnisse des Öfteren ein Wenden des Materials notwendig war. Oftmals erst nach Monaten war das Material so weit getrocknet, dass es zur Verbrennung bzw. Weiterverarbeitung verwendet werden konnte.

[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Nutzungsmöglichkeiten bzw. Qualität des anfallendenschüttgutförmigen Holzmaterials zu verbessern.

[0005] Diese Aufgabe wird hinsichtlich der Anlage im Wesentlichen durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 und hinsichtlich des Verfahrens im Wesentlichen durch die Merkmale des Anspruchs 13 gelöst.

[0006] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.

[0007] Die Vorteile der Erfindung liegen insbesondere darin, dass nunmehr in kurzer Zeit gut getrocknetes, also qualitativ hochwertiges schüttgutförmiges Holzmaterial erhalten wird, welches als Brennmaterial weiterverwendet werden kann oder zu Brennstoff weiterverarbeitet werden kann. Dadurch, dass das Holzmaterial nunmehr eine niedrigere Feuchte aufweist, hat es einen höheren Brennwert und kann dementsprechend ggf. auch zu einem höheren Preis verkauft werden, bei gleichzeitiger Reduzierung des Gewichts und damit der Transportkosten.

[0008] Unter Verwendung der erfindungsgemäßen Anlage bzw. des erfindungsgemäßen Verfahrens ist eine Trocknung des Holzmaterials in nur wenigen Tagen möglich und das selbst dann, wenn das in die Anlage verbrachte Material einen erheblichen Anteil an Schnee aufweist. Das erfindungsgemäße Verfahren ist daher äußerst rationell einsetzbar und darüber hinaus kann wertvoller Lagerplatz eingespart werden.

[0009] Erfindungsgemäß wird also erwärmte Außenluft von unten durch das zu trocknende Schüttgut hindurchgedrückt. Beim Durchströmen des schüttgutförmigen Holzmaterials nimmt die erwärmte und daher getrocknete Luft die vom Schüttgut abgegebene Feuchtigkeit auf und leitet diese in die Umgebungsluft. Im Falle des Vorhandenseins von Schnee wird dieser geschmolzen.

[0010] In bevorzugter Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Temperatur der erwärmten Außenluft steuerbar ist, so dass die zur Trocknung erforderliche Energie den jeweiligen Verhältnissen angepasst werden kann. Vorzugsweise liegt die Temperatur der erwärmten Außenluft etwa zwischen 10°C und 100°C.

[0011] Die Erfindung ermöglicht die Trocknung einer großen Menge an Holzmaterial, welches in einer Lage von mehreren Metern auf der Auflagefläche aufgehäuft sein kann. In bevorzugter Weiterbildung der Erfindung wird die erwärmte Luft dem Schüttgut daher unter vergleichsweise hohem Druck zugeführt, der von einem oder mehreren, entsprechend dimensionierten Sauggebläsen erzeugt wird, wobei der Druck insbesondere zwischen 1000 und 2000 Pa liegen kann.

[0012] Entsprechend groß dimensioniert ist auch der Luftdurchsatz pro m2 Auflagefläche, der vorzugsweise zwischen 250 und 750 m3/h betragen kann.

[0013] Die Anzahl der in der Auflagefläche ausgebildeten Luftdurchtrittsöffnungen könnte grundsätzlich relativ hoch sein, sollte aus Kostengründen jedoch auf das Notwendige beschränkt sein. Es hat sich gezeigt, dass zur Erzielung guter Trocknungsergebnisse ein enges Raster an Luftdurchtrittsöffnungen nicht unbedingt erforderlich ist und in bevorzugter Weiterbildung der Erfindung sind daher 0.1 bis 5, vorzugsweise 0.3 bis 1 Luftdurchtrittsöffnungen pro m2 vorgesehen.

[0014] Zweckmäßigerweise ist eine die Auflagefläche zumindest im Wesentlichen überdeckende Bedachung vorgesehen, um das Schüttgut vor Regen und Schnee zu schützen. Andererseits kann das die Anlage beherbergende Gebäude vergleichsweise offen ausgebildet sein, um ein optimales Entweichen der feuchten Luft zu ermöglichen. Insbesondere kann das Gebäude in bevorzugter Weiterbildung der Erfindung boxenförmig ausgebildet sein mit einer offenen Vorderseite, über die das Holzmaterial beispielsweise mittels eines Schaufelladers be- und entladen werden kann.

[0015] Die Auflagefläche weist vorzugsweise eine Neigung auf, um während des Trocknungsprozesses entstehendes Wasser, geschmolzenen Schnee usw. abzuleiten. Weiterhin ist zweckmäßigerweise eine beispielsweise von einem Abführkanal gebildete Abführeinrichtung zum Abführen des anfallenden Wassers vorgesehen, der sich insbesondere an die geneigte Auflagefläche anschließen kann.

[0016] Weitere vorteilhafte Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der übrigen Unteransprüchen sowie der nachfolgenden Beschreibung, in der ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung näher beschrieben ist. In der Zeichnung zeigen, teilweise in schematischer bzw. halbschematischer Darstellung:
Fig. 1
einen vertikalen Schnitt durch eine erfindungsgemäße Trocknungsanlage und
Fig. 2
eine Draufsicht auf die Trocknungsanlage gemäß Fig. 1.


[0017] Mit der Bezugsziffer 1 ist ein Gebäude bezeichnet, welches einen Teil der erfindungsgemäßen Anlage beherbergt bzw. welches Teil der erfindungsgemäßen Anlage ist. Das Gebäude 1 ist insgesamt boxenartig ausgebildet und umfasst eine Rückwand 2, zwei Seitenwände 3 und ein Dach 4. An seiner in Fig. 1 rechts dargestellten Vorderseite ist das boxenartige Gebäude 1 offen. Die lichte Höhe des Gebäudes beträgt etwa 10 m, die Höhe der Seitenwände 3 beträgt etwa 6 m.

[0018] Der Boden des Gebäudes 1 ist als Auflagefläche 5 für das zu trocknende schüttgutförmige Holzmaterial (nicht dargestellt) ausgebildet, welches mittels eines geeigneten Geräts wie z.B. eines Schaufelladers auf der Auflagefläche 5 bis in Höhe der Seitenwände aufgehäuft werden kann. Die Auflagefläche 5 des Gebäudes 1 ist, zumindest an der offenen Seite des Gebäudes, bündig mit dem Niveau 6 der Umgebung, so dass die Auflagefläche ohne Schwelle befahren werden kann.

[0019] Der Boden des Gebäudes, d.h. die Auflagefläche 5, ist mit einem Gefälle von 2 % versehen und fällt in Richtung zur offenen Seite des Gebäudes 1 ab, in der Darstellung gemäß Fig. 1 also nach rechts. Anschließend an die Auflagefläche 5 ist an der offenen Seite des Gebäudes ein durch ein Gitter abgedeckter Abführkanal 7 zum Abführen des bei der Trocknung entstehenden Wassers angeordnet.

[0020] Über einen Ansaugkanal 8 wird mittels zweier in Serie geschalteter Sauggebläse 9 Außenluft angesaugt und in einem Wärmetauscher 10 erwärmt. Der Ansaugkanal 8 ist am Dach 4 des Gebäudes 1 montiert. In Strömungsrichtung der Luft gesehen vor den Sauggebläsen 9 ist im Ansaugkanal 8 ein Schalldämpfer 11 angeordnet.

[0021] Der Ansaugkanal 8 erstreckt sich von einem vertikal nach oben ausgerichteten, das Dach 4 überragenden, mittels geeigneter Ansauggitter abgedeckten Ansaugende entlang der Unterseite des Dachs 4 horizontal bis hin zur Rückwand 2 und dann vertikal nach unten und mündet zunächst in den Wärmetauscher 10, der als Warmwasser-Glattrohrregister ausgebildet ist und die angesaugte Luft mittels Warmwasser auf die gewünschte Temperatur erwärmt.

[0022] Anschließend wird die erwärmte Luft über einen Luftkanal 12 weiter nach unten geführt. Eine zur Rückwand 2 parallele Zwischenwand 16 weist eine Höhe von etwa 3,5 m auf und schützt die dahinterliegenden Bauteile und Aggregate. Der Raum zwischen Rückwand 2 und Zwischenwand 16 ist über eine Türe 17 zu Inspektions- und Wartungszwecken zugänglich.

[0023] Die erwärmte Luft wird über den Luftkanal 12 einem im Erdreich verlegten Luftverteilungssystem zugeführt, welches zwei in Längsrichtung verlaufende Betonkanäle 13 und hierzu quer verlaufende Stichkanäle 14 umfasst, wobei ein jeder Stichkanal 14 jeweils in einem eine Lüftdurchtrittsöffnung definieren Auslass 15 endet, der mittels eines mit der Auflagefläche 5 flächenbündigen Rosts luftdurchlässig abgeschlossen ist.

[0024] Die Auflagefläche 5 hat im Falle des beschriebenen Ausführungsbeispiels eine Fläche von etwa 100 m2 und die Anzahl der Luftdurchtrittsöffnungen 15 beträgt 70. Die Luftdurchtrittsöffnungen 15 sind in der Auflagefläche 5 rasterförmig verteilt und der Abstand zwischen benachbarten Luftdurchtrittsöffnungen liegt im Bereich zwischen etwa 1,25 m und 1,5 m.

[0025] Im Falle des beschriebenen Ausführungsbeispiels weist die Sauggebläseeinrichtung eine Saugleistung von 45.000 m3/h auf und führt dem zu trocknenden Schüttgut die erwärmte Luft unter einem Druck von 1500 Pa zu. Die Heizleistung des Warmwasser-Heizregisters beträgt 950 kW und ermöglicht eine Temperatur der aufgewärmten Trocknungsluft von bis zu 100°C, wobei die Temperatur je nach Erfordernis und Anwendungsfall zwischen 10°C und 100°C steuerbar ist.

Bezugszeichenliste



[0026] 
1
Gebäude
2
Rückwand
3
Seitenwände
4
Dach, Bedachung
5
Auflagefläche
6
Niveau
7
Abführkanal, Abführeinrichtung
8
Ansaugkanal
9
Sauggebläse
10
Wärmetauscher, Warmwasser-Glattrohrregister
11
Schalldämpfer
12
Luftkanal
13
Betonkanäle, Kanalsystem
14
Stichkanäle, Kanalsystem
15
Auslässe, Luftdurchtrittsöffnungen
16
Zwischenwand
17
Türe



Ansprüche

1. Anlage zum Trocknen von schüttgutförmigem Holzmaterial, gekennzeichnet durch

- eine Auflagefläche (5) zum Aufschütten des zu trocknenden Schüttguts mit einer Mehrzahl von Luftdurchtrittsöffnungen (15),

- eine Einrichtung (8, 9, 12, 13, 14) zum Ansaugen von Außenluft und Zuführen der angesaugten Außenluft zu den Luftdurchtrittsöffnungen (15) der Auflagefläche (5), und

- eine Einrichtung (10) zum Erwärmen der angesaugten Außenluft.


 
2. Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtung (10) zum Erwärmen der angesaugten Außenluft eine Wärmetauschereinrichtung (10) umfasst.
 
3. Anlage nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmetauschereinrichtung (10) zumindest ein Warmwasser-Glattrohrregister (10) umfasst.
 
4. Anlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperatur der erwärmten Außenluft steuerbar ist.
 
5. Anlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass unterhalb der Auflagefläche (5) ein Kanalsystem (13, 14) zum Verteilen der erwärmten Luft zu den Luftdurchtrittsöffnungen (15) der Auflagefläche (5) vorgesehen ist.
 
6. Anlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass 0.1 bis 5 , vorzugsweise 0.3 bis 1 Luftdurchtrittsöffnungen (15) pro m2 Auflagefläche (5) vorgesehen sind.
 
7. Anlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine die Auflagefläche (5) im Wesentlichen überdeckende Bedachung (4) vorgesehen ist.
 
8. Anlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie im Wesentlichen in einem boxenartigen Gebäude (1) untergebracht ist, dessen Vorderseite zum Be- und Entladen von Schüttgut geöffnet ist.
 
9. Anlage nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Seitenwände (3) des boxenartigen Gebäudes (1) eine Höhe von mindestens 2 m, vorzugsweise von mindestens 3 m aufweisen.
 
10. Anlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Auflagefläche (5) eine Neigung aufweist.
 
11. Anlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Abführeinrichtung (7) zum Abführen des beim Trocknungsprozess entstehenden Wassers vorgesehen ist.
 
12. Anlage nach Ansprüchen 10 und 11, dadurch gekennzeichnet, dass ein Abführkanal (7) vorgesehen ist, zu dem hin die Auflagefläche (5) geneigt ist.
 
13. Verfahren zum Trocknen von schüttgutförmigem Holzmaterial, insbesondere unter Verwendung der Anlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zu trocknende Schüttgut auf eine Auflagefläche (5) geschüttet wird und erwärmte Luft von unten durch das Schüttgut hindurchgeleitet wird.
 
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Luftdurchsatz pro m2 Auflagefläche 50 bis 1000 m3/h, vorzugsweise 250 bis 750 m3/h, insbesondere 450 m3/h +/- 10 % beträgt.
 
15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Luft auf eine Temperatur von 10 bis 100°C erwärmbar ist.
 
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die erwärmte Luft dem Schüttgut unter einem Druck von 500 bis 3000 Pa, vorzugsweise unter einem Druck von 1000 bis 2000 Pa, insbesondere unter einem Druck von 1500 Pa +/- 10 % zugeleitet wird.
 




Zeichnung










Recherchenbericht