[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Hörhilfevorrichtung mit mindestens einem
Mikrofon. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung neben üblichen Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten
und In-dem-Ohr-Hörgeräten auch Implantate.
[0002] Hörhilfegeräte besitzen ein oder mehrere Mikrofone. Typischerweise werden in den
Hörhilfegeräten Elektretmikrofone eingesetzt. Diese bzw. ihre nachgeschaltete Signalverarbeitung
zeigen jedoch Probleme hinsichtlich der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV).
Dies liegt zum einen daran, dass die Mikrofonleitungen als Antenne und der Impedanzwandler
im Mikrofon als Demodulator wirken. Die elektromagnetischen Wellen, die über die Mikrofonleitungen
eingekoppelt werden, können auch bereits im Vorverstärker demoduliert werden.
[0003] Weiterhin besitzen konventionelle Mikrofone eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit.
Zu hohe Luftfeuchtigkeit führt häufig zu einem Ausfall des Geräts.
[0004] Moderne Hörgeräte sind vielfach mit zwei oder drei Mikrofonen ausgestattet, um eine
Richtwirkung zu erzielen. Die elektrischen Anschlüsse von drei Mikrofonen sind dann
beispielsweise mit neun Anschlusslitzendrähten zu realisieren. Damit liegt ein sehr
aufwendiger mechanischer Aufbau vor, der auch verhältnismäßig störanfällig ist.
[0005] An dem aufwendigen Aufbau führte bislang kein Weg vorbei. Lediglich die elektromagnetische
Verträglichkeit der Mikrofone und des Mikrofoneingangsverstärkers konnte durch Einbau
von HF-Filtern verbessert werden.
[0007] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, den Aufbau einer Hörhilfevorrichtung
zu vereinfachen und gleichzeitig deren elektromagnetische Verträglichkeit zu erhöhen.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch eine Hörhilfevorrichtung mit mindestens
einem Mikrofon, das als optisches Mikrofon ausgestaltet ist. Somit erfolgt die eingangsseitige
Signalverarbeitung teilweise auf optischem Wege, wobei das Schallsignal zunächst über
einen akustooptischen Wandler in ein optisches Signal umgesetzt wird, bevor es durch
einen optoelektrischen Wandler in ein elektrisches Signal gewandelt wird.
[0009] Vorteilhaft an dem Einsatz eines optischen Mikrofons ist, dass dieses keine Metallteile
aufweist, so dass keine Korrosionsgefahren bestehen. Darüber hinaus können durch die
optische Signalverarbeitung die EMV-Probleme vermieden werden.
[0010] Außerdem erweist es sich als vorteilhaft, wenn Mikrofonarrays aus optischen Mikrofonen
hergestellt werden, da somit auf eine große Anzahl von Litzen verzichtet werden kann.
Ferner lässt sich der Cerumenschutz einfach realisieren, da optische Mikrofone einen
feuchteunempfindlichen Aufbau besitzen. Nicht zuletzt bieten optische Mikrofone deutliche
Vorteile im Wirkungsbereich von Magnetfeldern, da sie ihnen gegenüber unempfindlich
sind.
[0011] Vorzugsweise verfügt die erfindungsgemäße Hörhilfevorrichtung über mehrere optische
Mikrofone, welche an eine gemeinsame Lichtleitfaser angeschlossen sind. Damit ergeben
sich deutliche Vorteile, insbesondere gegenüber einer dreiadrigen Verkabelung eines
Elektretmikrofons.
[0012] Das mindestens eine optische Mikrofon kann über eine Multimodefaser an einen Verstärker
mit optischem Eingang angeschlossen sein. Damit können eine Vielzahl von Moden von
dem optischen Mikrofon zur Auswerteeinrichtung weitergeleitet werden.
[0013] Darüber hinaus kann die Hörhilfevorrichtung eine Laserdiode zur Versorgung des optischen
Mikrofons aufweisen. Somit kann eine energetisch günstige Lichtquelle für das optische
Mikrofon genutzt werden.
[0014] Ferner kann für jedes der mehreren optischen Mikrofone eine Laserdiode mit jeweils
einer anderen Wellenlänge eingesetzt sein. Damit kann eine gemeinsame Auswerteeinheit
mit entsprechenden Filtern verwendet werden.
[0015] Entsprechend einer weiteren Ausführungsform kann in der Hörhilfevorrichtung eine
Polarisationseinrichtung vorgesehen sein, so dass das Licht eines ersten der mehreren
optischen Mikrofone anders als das Licht eines zweiten der mehreren optischen Mikrofone
polarisierbar ist. Auch bei dieser Ausgestaltung kann eine gemeinsame Verarbeitungseinheit
verwendet werden, wenn ein entsprechendes elektronisch gesteuertes Polarisationsfilter
zur Ausfilterung der gewünschten Polarisation eingesetzt wird.
[0016] Bei einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Membranen der mehreren
Mikrofone jeweils unterschiedlichen Reflexionsgrad aufweisen. Damit können die einzelnen
Mikrofone in Abhängigkeit ihrer Amplitude auf einfache Weise ausgewertet werden.
[0017] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert,
die ein Prinzipschaltbild eines erfindungsgemäßen Hörhilfegeräts mit optischen Mikrofonen
darstellt.
[0018] Das nachfolgend näher geschilderte Ausführungsbeispiel stellt eine bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung dar.
[0019] Das in dem Ausführungsbeispiel gewählte Hörhilfegerät besitzt drei optische Mikrofone
M1, M2 und M3. In jedem optischen Mikrofon wird mit einer geeigneten Optik eine Membran
abgetastet, die durch den einfallenden Schall ausgelenkt wird. Die Mikrofone M1, M2
und M3 bilden ein sogenanntes Mikrofon-Array, mit dem beispielsweise die Funktionalität
eines Richtmikrofons gewährleistet werden kann. Selbstverständlich können auch Hörhilfegeräte
mit zwei, vier, fünf usw. optischen Mikrofonen realisiert werden.
[0020] Die einzelnen Mikrofone M1, M2 und M3 werden über eine gemeinsame Multimodefaser
MF, die entsprechend verzweigt wird, mit dem Licht einer Laserdiode versorgt, die
in der Steuer- und Vorverarbeitungseinheit SV angeordnet ist. Neben dem optischen
Ausgang beinhaltet diese Steuer- und Vorverarbeitungseinheit SV auch einen Vorverstärker
mit optischem Eingang, so dass die über die Multimodefaser MF von den einzelnen Mikrofonen
M1, M2 und M3 eingehenden optischen Signale vorverstärkt werden können.
[0021] Alternativ kann jedes einzelne Mikrofon M1, M2 und M3 eine eigene optische Verbindung
mit jeweils einem eigenen Glasfaserkabel zu der Steuer- und Vorverarbeitungseinheit
SV besitzen (in der Figur nicht dargestellt). Dadurch können zwar einfache, kostengünstige
Glasfaserkabel ohne Verzweigungen eingesetzt werden, aber es erhöht sich der Signalverarbeitungsaufwand
in der Steuer- und Vorverarbeitungseinheit SV.
[0022] Bei dem beispielhaft dargestellten Hörhilfegerät ist weiterhin eine Telefonspule
TS als Eingangseinheit für die Steuer- und Vorverarbeitungseinheit SV vorgesehen.
Das Ausgangssignal der Steuer- und Vorverarbeitungseinheit SV wird einer digitalen
Signalverarbeitung DS mit getakteter Endstufe zugeführt. Die digitale Signalverarbeitung
DS ist von einem Programmschalter MTO, einer Programmierbuchse PB, einer Situationstaste
ST und einem VC-Steller VC ansteuerbar. Eine Batterie B versorgt die Steuer- und Vorverarbeitungseinheit
SV und die digitale Signalverarbeitung DS. Das Ausgangssignal der digitalen Signalverarbeitung
DS wird einem Hörer H zugeführt.
[0023] Fällt nun Schall auf die Membranen der Mikrofone M1, M2 und M3, so wird das in diese
Mikrofone M1, M2 und M3 geschickte Licht bei der Reflexion entsprechend moduliert
wird. Die modulierten Signale werden über die verzweigte Multimodefaser MF an die
Steuer- und Vorverarbeitungseinheit SV zurückgesandt und dort einzeln verarbeitet.
Dabei werden die einzelnen optischen Signale anhand der Lichtstärke, der Farbe oder
der Polarisation unterschieden. Die optischen Signale werden daraufhin in elektrische
Analogsignale umgesetzt und anschließend zu Digitalsignalen gewandelt. Die weitere
Signalverarbeitung erfolgt wie bei üblichen Hörhilfegeräten.
[0024] Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die robusten, störungsunanfälligen optischen
Mikrofone speziell für die Realisierung von Mikrofonarrays bei Hörhilfegeräten eignen.
1. Hörhilfevorrichtung mit
- mindestens einem Mikrofon (M1, M2, M3)
dadurch gekennzeichnet, dass
- das mindestens eine Mikrofon (M1, M2, M3) ein optisches Mikrofon ist.
2. Hörhilfevorrichtung nach Anspruch 1, die über mehrere optische Mikrofone (M1, M2,
M3) verfügt, welche an eine gemeinsame Lichtleitfaser (MF) angeschlossen sind.
3. Hörhilfevorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, wobei das mindestens eine optische Mikrofon
(M1, M2, M3) über eine Multimodefaser (MF) an einen Verstärker mit optischem Eingang
angeschlossen ist.
4. Hörhilfevorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, die eine Laserdiode zur
Versorgung des optischen Mikrofons (M1, M2, M3) mit Licht aufweist.
5. Hörhilfevorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, wobei für jedes der mehreren
optischen Mikrofone (M1, M2, M3) eine Laserdiode mit jeweils einer anderen Wellenlänge
eingesetzt ist.
6. Hörhilfevorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, die eine Polarisationseinrichtung
aufweist, so dass das Licht eines ersten der mehreren optischen Mikrofone (M1, M2,
M3) anders als das Licht eines zweiten der mehreren optischen Mikrofone (M1, M2, M3)
polarisierbar ist.
7. Hörhilfevorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, wobei die Membranen der mehreren
optischen Mikrofone (M1, M2, M3) jeweils einen unterschiedlichen Reflexionsgrad aufweisen.