[0001] Die Erfindung betrifft Verfahren zur vollautomatischen Umrüstung eines Rollenwechslers
bei Produktionsumstellung an einer Rotationsdruckmaschine gemäß dem Oberbegriff des
Anspruchs 1 oder 2.
[0002] Die Umstellung eines Produktionsauftrages in einer Druckerei, erfordert u.a. ein
Umrüsten aller Rollenwechsler, die einer Rotationsdruckmaschine zuliefern. Dabei wird
der Rollenwechsler meist manuell für die im neuen Produktionsauftrag benötigten Materialrollen
eingerichtet. Ein fliegender Rollenwechsel war bislang nur innerhalb eines laufenden
Produktionsauftrags möglich, wobei im Rollenwechsler gleichartige Materialrollen nacheinander
bereitgestellt wurden, die durch entsprechende Verklebung zu einer "durchgängigen"
Materialbahn verkettet wurden.
[0003] Die
DE 44 35 429 A1 beschreibt eine Rollenrotationsdruckmaschine mit einem verstellbaren Rollenwechsler
zur Aufnahme von Bedruckstoffbahnen mit unterschiedlichen Breiten. Dabei unterstützt
eine Steuerungseinrichtung die Produktionsumstellung während der Produktion der Druckmaschine.
[0004] Durch die
DE 40 00 746 C2 ist ein Rollenwechsler für eine Druckmaschine bekannt, der eine Einrichtung zum Aufsprühen
von Klebstoff auf eine neue Rolle aufweist.
[0005] Die nachveröffentlichte
DE 102 45 658 A1 offenbart Verfahren und Vorrichtungen zur automatischen Materialversorgung einer
Druckmaschine.
[0006] Die
US 4 967 074 A beschreibt einen Rollenwechsler, bei dem der Anfang einer Restrolle aufgewickelt
und mittels einer Klebeeinrichtung gesichert wird.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Verfahren zur vollautomatischen Umrüstung
eines Rollenwechslers bei Produktionsumstellung an einer Rotationsdruckmaschine zu
schaffen.
[0008] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 oder 2 gelöst.
[0009] Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbesondere darin, dass die
Produktion mit dem Folgeauftrag ohne große Verzögerungen, die bislang durch die Einrichtung
des Rollenwechslers auf eine andere Materialrolle entstehen, fortgesetzt werden kann.
Die unproduktiven Rüstzeiten für den Rollenwechsler können auf diese Weise nahezu
vollständig entfallen.
[0010] Das Verfahren zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass keine Bediener-Eingriffe
am Rollenwechsler bei einer Produktionsumstellung nötig sind und dass die Einstellung
des Rollenwechslers auf die neue Materialrolle bereits während des Ablaufes der letzten
Materialrolle der auslaufenden Produktion durchgeführt wird, so dass kein Zeitverzug
beim Anlauf der neuen Produktion entsteht. Hauptsächlich findet das Verfahren Anwendung
bei der Umstellung der Produktion von einer schmalen auf eine breite Materialrolle
oder umgekehrt, es ist jedoch auch möglich andere Rollenausprägungen mit dem Verfahren
automatisch in dem Rollenwechsler umzurüsten. Beispielweise muss bei der Umstellung
auf eine neue Grammatur und/oder neue Materialsorte, insbesondere Papiersorte, eine
andere Bahngeschwindigkeit bei Einzug einer Materialbahn eingestellt werden. Bei einem
neuen Rollendurchmesser muss ein veränderter Winkel für eine Rollenarmverdrehung gewählt
werden. Bei Materialrollen, die mit einem Adapter versehen sind, sind andere Bedingungen
beim Aufachsen der Materialrolle einzuhalten. Alle diese Umstellungserfordernisse
können unter Einsatz der Erfindung automatisiert ausgeführt werden.
[0011] Das Verfahren ist in einer bevorzugten Ausführungsform in eine automatisierte Rollenlogistik-Anlage
mit wahlfreier Zugriffsmöglichkeit auf verschiedene Rollenpositionen integriert. Eine
Leitstelle der Rollenlogistik-Anlage sorgt dabei für eine Belieferung aller Rollenwechsler
einer Rotationsdruckmaschine mit Materialrollen. Bei einer zu Ende gehenden Produktion,
d. h. wenn sich nur noch die letzte benötigte ablaufende Materialrolle im Rollenwechsler
befindet, sind in der Leitstelle die Daten eines Folgeauftrages bereits bekannt, wie
zum Beispiel eine neue Rollenbreite und/oder ein neuer Rollendurchmesser und/oder
eine Grammatur und/oder Papiersorte einer neuen Materialrolle. Diese Rollenlogistik-Anlage
stellt sicher, dass bei Ablaufen der letzten Materialrolle der laufenden Produktion
bereits eine neue Materialrolle (mit ggf. anderen Eigenschaften, insbesondere Materialbreite)
im Rollenwechsler für den Folgeauftrag angeordnet ist. Weitere spezifische Parameter
des Folgeauftrages können bei Bedarf in das Verfahren integriert werden.
[0012] Anhand einer neuen Rollenbreite für einen Folgeauftrag wird das Verfahren im Folgenden
beispielhaft in seinen Grundzügen beschrieben. Eine detailliertere Beschreibung erfolgt
weiter unten unter Bezugnahme auf die Zeichnung.
[0013] Eine Steuereinheit, welche im Rollenwechsler oder in einer Leitzentrale integriert
sein kann, enthält Daten und Steuerprogramme über bzw. für den Rollenwechsler, wie
beispielsweise Grenzwerte für zu verarbeitende Rollenbreiten, Verstellroutinen für
die Betätigung der Tragarme, Einstellmöglichkeiten der Bahnzugsgeschwindigkeit und
weitere. Von der Steuereinheit werden Kenndaten der neuen Materialrolle eingelesen.
Die Erfassung der Kenndaten kann durch eine Barcode-Leser erfasst und automatisch
in die Steuereinheit des Rollenwechslers eingelesen werden. Diese können beispielsweise
von der Leitstelle gesendet werden oder auf einem Barcodeetikett verschlüsselt sein
und/oder als RFID gespeichert werden. Das Etikett kann z. B. auf der Hülse angebracht
werden.
[0014] Im betrachteten Beispiel wird aus dem speziellen Kenndatum der neuen Rollenbreite
in der Steuereinheit im Zusammenhang mit den Gerätedaten des Rollenwechslers ein erforderlicher
Abstand der Tragarme ermittelt, und vorzugsweise automatisch über den Rollendatensatz
eingestellt, und ein Signal zum Verstellen der Tragarme auf die neue Rollenbreite
ausgelöst. Weitere Betriebsparameter des Rollenwechslers können ebenfalls in Abhängigkeit
von den eingelesenen Kenndaten variiert werden. Sind die Tragarme auf den vom Steuersystem
ermittelten Abstand eingestellt, erfolgt ein automatisches Aufachsen der neuen Materialrolle.
Die neue Materialrolle ist bereits mit einem Klebestreifen oder dergleichen klebevorbereitet.
[0015] Die Rückgabe des aktualisierten Rollendatensatzes kann über ein übergeordnetes Leitsystem
erfolgen.
[0016] In Abhängigkeit vom Durchmesser der neuen Materialrolle, welcher ebenfalls von der
Steuereinheit eingelesen wurde, erfolgt eine Rollenarmverdrehung in eine Klebeposition.
Die neue Materialrolle wird anschließend beschleunigt. Nun erfolgt ein Rollenwechsel
prinzipiell in der gleichen Weise, wie ein fliegender Rollenwechsel bei laufender
Produktion. Die Materialbahn der ablaufenden Materialrolle wird dicht entlang der
neuen Materialrolle geführt. Je nach Beschaffenheit der Materialrolle des Folgeauftrages
kann hierfür eine günstige Geschwindigkeit von der Steuereinheit ermittelt werden.
Durch Andrücken der ablaufenden Materialbahn mit einer Klebewalze, welche in eine
Klebvorrichtung integriert ist, an die neue Materialrolle, wird der Klebevorgang ausgelöst
und die neue Materialbahn wird von der alten mitgenommen. Ein Abschlagmesser wird
ausgefahren und trennt noch während des Bahnlaufes die alte Materialbahn ab.
[0017] Der weitere Umstellvorgang läuft mit der neuen Materialrolle weiter, ohne dass der
Druckprozess angehalten werden muss. Nach dem Einziehen der neuen Materialbahn müssen
u.a. alle Überwachungs- und Sicherungselemente umgestellt werden. Der Fachmann kennt
alle hier vorzunehmenden Einstellungsänderungen und wird den Umstellungsvorgang entsprechend
anpassen, ohne dass hier näher darauf eingegangen werden muss.
[0018] Die Restrolle des alten, abgelaufenen Produktionsauftrages wird nun vorzugsweise
in eine Position nahe der Klebevorrichtung verschwenkt. Die Materialbahn bzw. der
Bahnanfang der Restrolle, deren Restlänge bekannt ist, wird aufgewickelt und kurz
vor Erreichen des Endes der Restfahne wird ein Klebemittel auf die Restrolle aufgebracht,
so dass beim Aufwickeln der Restfahne diese an der Restrolle haften bleibt und durch
Andrücken mit der Klebwalze gesichert wird. Anschließend wird die Restrolle automatisch
ausgeachst und an die Logistik-Anlage zurückgegeben. Die Kenndaten dieser alten Materialrolle
bzw. die Restrolle sind im Rollenwechsler bekannt. Diese können von der Steuereinheit
an die Leitstelle gesendet werden oder mittels Barcodeetikett auf der Restrolle angebracht
werden.
[0019] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden
im Folgenden näher beschrieben.
[0020] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine vereinfachte Ansicht einer Rollenwechsleranlage mit mehreren Rollenwechslern
bei Produktionsumstellung;
- Fig. 2
- einen Rollenwechsler bei Produktionsumstellung von einer schmalen auf eine breite
Materialrolle;
- Fig. 3
- den Rollenwechsler bei Produktionsumstellung von einer breiten auf eine schmale Materialrolle;
- Fig. 4
- eine Seitenansicht des Rollenwechslers in schematischer Darstellung;
- Fig. 5
- eine Detailansicht des Rollenwechslers vor einer Produktionsumstellung;
- Fig. 6
- eine Detailansicht einer Verbindung der Materialbahnen einer Restrolle und einer neuen
Materialrolle eines Folgeauftrages im Rollenwechsler;
- Fig. 7
- eine Detailansicht einer Abtrennung der Materialbahn der Restrolle im Rollenwechsler;
- Fig. 8
- eine Detailansicht nach einer Verbindung der Materialbahnen im Rollenwechsler;
- Fig. 9
- eine Detailansicht der Sicherung eines Restrollenanfangs einer abgelaufenen Materialrolle
im Rollenwechsler;
- Fig. 10
- den Rollenwechsler in Seitenansicht im Zustand vor einem Ausachsen der Restrolle.
[0021] In Fig. 1 ist eine Rollenwechsler-Anlage zur Versorgung einer Rotationsdruckmaschine
schematisch in einer Ansicht von oben dargestellt. Fünf Rollenwechsler 01 sind beispielhaft
in eine Rollenlogistik-Anlage integriert, die weiterhin geeignete Logistikelemente,
wie eine Transportstrecke 02 und ein Transportwagen 04 umfasst. In Pufferbereichen
03 der Rollenwechsler 01 und direkt an den Rollenwechslern 01 sind schmale Materialrollen
05 und breite Materialrollen 06 gelagert. Ein nicht dargestellter Leitstand überwacht
und organisiert die Belieferung der Rollenwechsler 01 mit den benötigten Materialrollen
05; 06 und sendet Kenndaten über die Materialrollen 05; 06 an die jeweiligen Rollenwechsler
01. Die Rollenwechsler 01 werden vollautomatisch auf einen Folgeproduktionsauftrag
umgerüstet. Die wesentlichen Schritte dieser Umrüstung wurden bereits weiter oben
erläutert. Auch aus der nachfolgenden Detailbeschreibung werden die für eine vollautomatische
Produktionsumstellung am Rollenwechsler 01 erforderlichen Verfahrensschritte ersichtlich.
[0022] Fig. 2 zeigt den Rollenwechsler 01 in Vorderansicht bei der Umstellung der Produktion
auf einen Folgeauftrag. Der Folgeauftrag unterscheidet sich vom aktuell bearbeiteten
Produktionsauftrag insbesondere dadurch, dass eine breitere Materialrolle zum Einsatz
kommt. Wie aus Fig. 2 ersichtlich ist, befindet sich eine ablaufende, schmale Materialrolle
08 in Tragarmen 10 eines ersten Rollenarms 12 des Rollenwechslers 01. Der Einzug der
Materialbahn dieser Materialrolle 08 erfolgt in Richtung des dargestellten geraden
Pfeils. Eine neue, breitere Materialrolle 14 wurde bereits, z. B. mit einer Hubvorrichtung
15, zwischen zwei Tragarme 16 eines zweiten Rollenarms 18 befördert auf Rollenkonen
durch mindestens einen Anrieb aufgeachst. Die Drehrichtung der neuen Materialrolle
14 ist durch einen Rotationspfeil angedeutet. Auf der Materialrolle 14 ist ein Klebestreifen
20 angebracht, der in herkömmlicher Weise für die Verbindung der neuen Materialbahn
mit der ablaufenden Materialbahn verwendet wird.
[0023] In Fig. 3 ist analog zur Darstellung in Fig. 2 eine Produktionsumstellung von einer
breiten Materialrolle auf eine schmale Materialrolle abgebildet. In diesem Fall hat
die ablaufende Materialrolle 08 eine größere Breite, als die neue Materialrolle 14
des Folgeauftrages. Auf der neuen Materialrolle 14 ist wiederum der Klebstreifen 20
angebracht. Es ist ersichtlich, dass zwischen den beiden Prozessschritten der Figuren
1 und 2 eine Verstellung der Tragarme 10; 16 notwendig ist, da an den beiden Tragpositionen
Materialrollen 08; 14 mit abweichender Breite zum Einsatz kommen. Vor bzw. während
dem Aufachsen der neuen Materialrolle 14 erfolgt also eine Verstellung der Tragarme
16 des zweiten Rollenarms 18 auf eine schmalere Einstellung, während die Tragarme
10 des ersten Rollenarms 12 gegenüber der Fig. 1 breiter eingestellt sind.
[0024] Fig. 4 zeigt den Rollenwechsler 01 in einer schematischen Seitenansicht. Die ablaufende
Materialrolle 08 des Vorgängerauftrages ist im ersten Rollenarm 12 des Rollenwechslers
01 gelagert, welcher aus den zwei, in der Bildebene hintereinander liegenden Tragarmen
10 gebildet ist. Die neue Materialrolle 14 des Folgeauftrages ist in den Tragarmen
16 des zweiten Rollenarms 18 gelagert. Der zweite Rollenarm 18 ist in eine Klebeposition
verschwenkt. Auf der neuen Materialrolle 14 ist der Klebestreifen 20 befestigt. Eine
Klebevorrichtung 22 ist in Klebestellung verschwenkt, um zum gewünschten Zeitpunkt
bei entsprechender Aktivierung die Verklebung der Materialbahn der neuen Materialrolle
14 mit der ablaufenden Materialbahn 24 der Materialrolle 08 vornehmen zu können. Vor
der Klebung wird die neue Materialrolle 14 in Rotationspfeilrichtung beschleunigt.
Die Materialbahn 24 der ablaufenden Materialrolle 08 wird über Führungen 26 dicht
an der neuen Materialrolle 14 vorbeigeführt. Wenn der Klebestreifen 20 in die Nähe
der Klebevorrichtung 22 gelangt, wird die Klebung durch kurzzeitiges Anpressen der
ablaufenden Materialbahn 24 auf den Klebestreifen 20 eingeleitet.
[0025] Fig. 5 ist eine Detailansicht des in Fig. 4 dargestellten Rollenwechslers 01. Zu
erkennen ist die dicht an der neuen Materialrolle 14 entlang geführte Materialbahn
24 der ablaufenden Materialrolle 08. In Rotationspfeilrichtung nähert sich der Klebestreifen
20 der Klebvorrichtung 22. Zur Durchführung der Klebung muss eine Klebewalze 28 auf
die neue Materialrolle 14 abgesenkt werden.
[0026] Der Zustand mit abgesenkter Klebewalze 28 ist in Fig. 6 dargestellt. Die ablaufende
Materialbahn 24 wird dadurch an den Klebestreifen 20 der neuen Materialrolle 14 angedrückt.
Der Klebestreifen 20 trennt sich von der Materialrolle 14 und der Rollenanfang der
neuen Materialrolle 14 wird von der ablaufenden Materialbahn 24 mitgenommen.
[0027] Nach einer von der bereits erwähnten Steuereinheit ermittelten Strecke oder Zeit
nach dem Absenken der Klebewalze 28 wird eine Abschlagvorrichtung 30, z. B. ein Abschlagmesser
30 ausgefahren, welches die Materialbahn 24 der ablaufenden Materialrolle 08 abtrennt,
wie dies in Fig. 7 dargestellt ist. Die Steuereinheit kann den richtigen Zeitpunkt
für die Abtrennung aus voreingestellten Werten für den gewünschten Überhang der abgelaufenen
Materialbahn 08 und den prozessabhängigen Werten der Bahngeschwindigkeit und der verwendeten
Materialart automatisch ermitteln. Gegebenenfalls muss hier kurzzeitig von der Steuereinheit
eine höhere Bahnspannung eingestellt werden, um die Materialbahn sauber abzutrennen.
[0028] Fig. 8 zeigt den Zustand nach dem Rollen- bzw. Produktionswechsel. Eine neue Materialbahn
32 wird nun von der neuen Materialrolle 14 eingezogen. Nach der Klebestelle 34 verbleibt
noch eine Restfahne 35 an der Materialbahn 32. Die Klebevorrichtung 22 wird zurückgeschwenkt.
[0029] Im hier geschilderten Fall des Produktionswechsels ist die ablaufende Materialrolle
08 häufig nicht vollständig verbraucht. Anders als beim fliegenden Rollenwechsels
innerhalb eines Produktionsgangs, wo die ablaufende Materialrolle 08 weitgehend vollständig
aufgebraucht wird und nur ein technologisch bedingter Materialrest auf der abgelaufenen
Materialrolle 08 verbleibt, kann beim Produktionswechsel daher nicht nur die Rollenhülse
abgeworfen werden. Vielmehr ist eine geordnete Entnahme und erneute Lagerung der abgelaufenen
Materialrolle 08 erforderlich.
[0030] Wie in Fig. 9 dargestellt, wird dazu eine Restrolle 36, welche der ursprünglich ablaufenden
Materialrolle 08 entspricht, mit dem Rollenarm 12 in eine obere Position verschwenkt,
in der der abgeschnittene Bahnanfang 38 der Restrolle 36 frei herunterhängt bzw. in
den vorgesehenen Bahnführungen geführt ist. Die Klebevorrichtung 22 wird in eine Annäherungsposition
zur Restrolle 36 gebracht. Die Länge des verbleibenden Bahnanfangs 38 der Restrolle
36 kann aus dem Abstand des Abschlagmessers 30 von der Rollenlagerung und dem Durchmesser
der Restrolle 36 und/oder deren Verdrehwinkel bestimmt werden. Von der Steuereinheit
wird nun die benötigte Anzahl der Umdrehungen der Restrolle 36 ermittelt, um den Bahnanfang
38 vollständig aufzuwickeln. Kurz bevor der Bahnanfang 38 komplett aufgewickelt ist,
wird beispielsweise ein Element 40, z. B . eine Klebedüse 40 oder eine andere geeignete
Einrichtung aktiviert, die einen Klebstoff auf die Restrolle 36 sprüht bzw. aufbringt.
Beim weitern Aufwickeln des Bahnanfanges 38 bleibt dieser an der Restrolle 36 haften
und wird durch ein nochmaliges Anstellen der Klebewalze 28 fixiert. Die Gefahr eines
herumschleudernden Bahnanfangs 38 beim Auslaufen der Rollenrotation ist damit beseitigt.
Gleichzeitig stört der Bahnanfang 38 nicht mehr beim Ausachsen der Restrolle 36 und
bei deren Transport in eine Lagerposition.
[0031] In Fig. 10 wurde die Restrolle 36 mit dem Rollenarm 12 nach dem Ankleben des Bahnanfangs
38 in eine untere Position verschwenkt, wo sie automatisch ausgeachst wird und anschließend
wieder an die Rollenlogistik-Anlage übergeben wird. Da der Steuereinheit die Länge
des angeklebten Bahnanfangs 38 bekannt ist, kann die Restrolle 36 für den weiteren
Transport exakt positioniert werden. In Fig. 10 ist der vom angeklebten Bahnanfang
38 überdeckte Oberflächenabschnitt durch eine Schraffur dargestellt. Dieser Bereich
kann beispielsweise in einer weiteren Ausprägung gezielt nach unten gedreht werden,
um die Restrolle 36 in diesem Bereich auf die Transportmittel abzulegen. Damit wird
eine Beschädigung von eine noch brauchbaren Materialbahn vermieden und beim erneuten
Aufachsen der Restrolle 36 zur Verwendung des noch verfügbaren Materials kann die
Position des Bahnanfangs 38 automatisch ermittelt werden. Mit der Übergabe der Restrolle
36 kann die Steuereinheit des Rollenwechslers 01 die Kenndaten der Restrolle 36 an
die Rollenlogistik-Anlage senden und/oder auf ein Barcode-Etikett drucken und/oder
als RFID (Radio Frequency Identification Tag) speichern, welches auf der Restrolle
36 und/oder einer Hülse der Restrolle 36 befestigt wird.
[0032] Bezugszeichenliste
- 01
- Rollenwechsler
- 02
- Transportstrecke
- 03
- Pufferbereich
- 04
- Transportwagen
- 05
- Materialrolle, schmal
- 06
- Materialrolle, breit
- 07 -
- 08 Materialrolle, ablaufend
- 09
- -10
- 10
- Tragarm
- 11
- -
- 12
- Rollenarm, erster
- 13
- -
- 14
- Materialrolle, neu
- 15
- Hubvorrichtung
- 16
- Tragarm
- 17
- -
- 18
- Rollenarm, zweiter
- 19
- -
- 20
- Klebestreifen
- 21
- -
- 22
- Klebevorrichtung
- 23
- -
- 24
- Materialbahn (08)
- 25
- -
- 26
- Führung
- 27
- -
- 28
- Klebewalze
- 29
- -
- 30
- Abschneidvorrichtung, Abschlagmesser
- 31
- -
- 32
- Materialbahn (14)
- 33
- -
- 34
- Klebestelle
- 35
- Restfahne
- 36
- Restrolle
- 37
- -
- 38
- Bahnanfang (36)
- 39
- -
- 40
- Element, Klebedüse
1. Verfahren zur vollautomatischen Umrüstung eines Rollenwechslers (01) zur Produktionsumstellung
an einer Rotationsdruckmaschine bei laufendem Betrieb des Rollenwechslers (01), wobei
folgende Schritte während des Ablaufes einer letzten Materialrolle (08) eines Produktionsauftrages
ablaufen:
- Übermitteln und Einlesen von Kenndaten einer neuen Materialrolle (14) für einen
Folgeauftrag in eine Steuereinheit, wobei die Steuereinheit auf den Rollenwechsler
(01) zugreifen kann;
- Ermitteln mindestens eines zu verändernden Betriebsparameters des Rollenwechslers
(01) in Abhängigkeit von den eingelesenen Kenndaten der neuen Materialrolle (14) aus
folgender Gruppe:
- Abstand der Tragarme (10; 16) des Rollenwechslers (01) zur Aufnahme der neuen Materialrolle
(14),
- Bahneinzugsgeschwindigkeit,
- Bahnspannung,
- Rollenarmverdrehung für den Klebevorgang zwischen ablaufender Materialbahn der letzten
Materialrolle (08) und folgender Materialbahn (32) der neuen Materialrolle (14);
- Einstellen der ermittelten und/oder erforderlichen Betriebsparameter am Rollenwechsler
(01);
- Aufachsen der neuen Materialrolle (14);
- Beschleunigen der neuen Materialrolle (14);
- Einleiten des Klebevorganges;
- Abschneiden der Materialbahn der letzten Materialrolle (08);
- Aktualisieren der Kenndaten der letzten Materialrolle (08) bzw. der Restrolle (36).
2. Verfahren zur vollautomatischen Umrüstung eines Rollenwechslers (01) zur Produktionsumstellung
an einer Rotationsdruckmaschine bei laufendem Betrieb des Rollenwechslers (01), wobei
folgende Schritte während des Ablaufes einer letzten Materialrolle (08) eines Produktionsauftrages
ablaufen:
- Übermitteln und Einlesen von Kenndaten einer neuen Materialrolle (14) für einen
Folgeauftrag in eine Steuereinheit, wobei die Steuereinheit auf den Rollenwechsler
(01) zugreifen kann;
- Ermitteln mindestens eines zu verändernden Betriebsparameters des Rollenwechslers
(01) in Abhängigkeit von den eingelesenen Kenndaten der neuen Materialrolle (14) aus
folgender Gruppe:
- Abstand der Tragarme (10; 16) des Rollenwechslers (01) zur Aufnahme der neuen Materialrolle
(14),
- Bahneinzugsgeschwindigkeit,
- Bahnspannung,
- Rollenarmverdrehung für den Klebevorgang zwischen ablaufender Materialbahn der letzten
Materialrolle (08) und folgender Materialbahn (32) der neuen Materialrolle (14);
- Einstellen der ermittelten und/oder erforderlichen Betriebsparameter am Rollenwechsler
(01);
- Aufachsen der neuen Materialrolle (14);
- Beschleunigen der neuen Materialrolle (14);
- Einleiten des Klebevorganges;
- Abschneiden der Materialbahn der letzten Materialrolle (08);
- Ermitteln einer Reihenfolge von zuzuführenden neuen Materialrollen (14) aus den
Daten eines Produktionsauftrages in einer Rollenlogistik-Anlage mit wahlfreien Zugriffsmöglichkeiten
auf verschiedene Rollenpositionen, so dass für einen Folgeauftrag bei Ablaufen der
letzten benötigten Materialrolle (08) des laufenden Produktionsauftrages eine neue
Materialrolle (14) für den Folgeauftrag aufgeachst wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Bahnanfang (38) der letzten Materialrolle (08) bzw. der Restrolle (36) durch
Befestigung an dieser Materialrolle (08) bzw. Restrolle (36) gesichert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kenndaten der neuen Materialrolle (14) und/oder der letzten Materialrolle (08)
bzw. der Restrolle (36) zwischen einer automatisierten Rollenlogistik-Anlage mit mehreren,
wahlfrei zugreifbaren Lagerplätzen und der Steuereinheit des Rollenwechslers (01)
übermittelt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Kenndaten auf einem Informationsträger an der neuen Materialrolle (14) und/oder
der letzen Materialrolle (08) bzw. der Restrolle (36) angeordnet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Informationsträger an einer Hülse der neuen Materialrolle (14) und/oder der letzten
Materialrolle (08) bzw. der Restrolle (36) angeordnet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass als Informationsträger ein Etikett oder ein RFID verwendet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kenndaten der neuen Materialrolle (14) und/oder der letzten Materialrolle (08)
bzw. der Restrolle (36) auf einem Barcodeetikett verschlüsselt sind, welches an der
neuen Materialrolle (14) und/oder der letzten Materialrolle (08) bzw. der Restrolle
(36) angebracht ist, und dass diese Daten bei der Anlieferung der neuen Materialrolle
(14) und/oder der letzten Materialrolle (08) bzw. der Restrolle (36) von einem Barcode-Leser
erfasst und automatisch in die Steuereinheit des Rollenwechslers (01) eingelesen werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Kenndaten der neuen Materialrolle (14) und/oder der letzten Materialrolle (08)
bzw. der Restrolle (36) die Breite der neuen Materialrolle (14) und/oder der letzten
Materialrolle (08) bzw. der Restrolle (36) umfassen, und dass als Betriebsparameter
ein Abstand der Tragarme (10; 16) ermittelt wird, welcher vor dem Aufachsen der neuen
Materialrolle (14) und/oder der letzten Materialrolle (08) bzw. der Restrolle (36)
am Rollenwechsler (01) automatisch über den Rollendatensatz eingestellt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Kenndaten der neuen Materialrolle (14) und/oder der letzten Materialrolle (08)
bzw. der Restrolle (36) den Rollendurchmesser der neuen Materialrolle (14) und/oder
der letzten Materialrolle (08) bzw. der Restrolle (36) umfassen, und dass aus dem
Rollendurchmesser eine Rollenträgerverdrehung bestimmt wird, welche mit der Klebeposition
korreliert.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Kenndaten der neuen Materialrolle (14) und/oder der letzten Materialrolle (08)
bzw. der Restrolle (36) die Grammatur und/oder Papiersorte der neuen Materialrolle
(14) und/oder der letzten Materialrolle (08) bzw. der Restrolle (36) umfassen und
in Abhängigkeit von dieser eine Geschwindigkeit für den Bahneinzug bei der Klebung
ermittelt und die neue Materialrolle (14) und/oder der letzten Materialrolle (08)
bzw. der Restrolle (36) auf diese Geschwindigkeit vor dem Klebvorgang beschleunigt
wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, wobei das Sichern des Bahnfangs (38)
der letzten Restrolle (36) einer oder mehreren der folgenden Teilschritte umfasst:
- Bestimmen der Länge des Bahnanfangs (38);
- Bestimmen der notwendigen Anzahl der Umdrehungen der letzten Restrolle (36) zum
Aufwickeln des Bahnanfangs (38);
- Positionieren der Rollenarme (12; 18), um den Bahnanfang (38) aufwickeln zu können;
- Aufwickeln des Bahnanfangs (38) durch Antrieb des Rollenkonus;
- Aufbringen eines Klebemittels, bevor der Bahnanfang (38) komplett aufgewickelt ist,
um die Innenseite des Bahnanfangs (38) mit der Oberfläche der letzten Restrolle (36)
zu verkleben;
- Fixieren des Bahnanfangs (38) durch Andrücken an die letzte Materialrolle (36) im
Bereich des aufgebrachten Klebemittels.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Klebemittel mithilfe einer Klebedüse (40) auf einen Oberflächenabschnitt der
letzten Restrolle (36) aufgesprüht wird, der beim vollständigen Aufwickeln des Bahnanfangs
(38) von diesem überdeckt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge des Bahnanfangs (38) aus dem Abstand zwischen einem Abschlagmesser (30),
welches die ablaufende Materialbahn (24) im Rollenwechsler (01) abschneidet, und der
letzten Restrolle (36) bestimmt wird.
15. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Bestimmung des Abstands der im Moment des Abschneidens verbleibende Restdurchmesser
der letzten Restrolle (36) gemessen oder errechnet und berücksichtigt wird.
16. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der aktualisierte Rollendatensatz an das übergeordnete Leitsystem rückgegeben wird.
17. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kenndaten der letzten Materialrolle (08) bzw. der Restrolle (36) aktualisiert
werden.
18. Verfahren nach Anspruch 1 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass die aktualisierten Kenndaten der alten Materialrolle (08) bzw. der Restrolle (36)
Informationen über die Materialmenge enthalten.
19. Verfahren nach Anspruch 1 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass die aktualisierten Kenndaten der alten Materialrolle (08) bzw. der Restrolle (36)
Informationen über die Materiallänge und/oder Rollendurchmesser enthalten.
20. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Bahnanfang (38) festgeklebt wird.
21. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass vor dem Sichern der Bahnanfang (38) zurückgewickelt wird.