[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Umformen von Metallblechen, welche ein
Umformwerkzeug mit einem Umformraum aufweist, wobei das Metallblech im Umformraum
durch zumindest ein Heizelement bereichsweise beheizbar ist.
[0002] Die Warmumformung von Metallblechen als solches ist bekannt, beispielsweise durch
die
DE 24 52 486 A1 ebenso wie durch die
GB 1 490 535 A. Hierbei werden die Metallbleche, vorzugsweise Stahlblechplatinen, in einer Wärmebehandlungsanlage
erhitzt, anschließend heiß in das Pressenwerkzeug eingelegt und umgeformt. Noch im
Pressenwerkzeug eingespannt werden die Blechprofilbauteile gehärtet. Ein wesentlicher
Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass gehärtete Blechprofilbauteile mit komplizierter
Form erzeugt werden können, und zwar bei hoher Formgenauigkeit.
[0003] Bestimmte warmgeformte Bauteile, vor allem aus hochfestem Stahlblech, beispielsweise
B-Säulen, müssen zur Einhaltung der vorgegebenen Maßtoleranzen noch randseitig beschnitten
werden. Darüber hinaus werden viele Formbauteile nach dem Warmumformen noch gelocht.
Da der Warmformprozess einen sehr harten martensitischen Gefügezustand herbeiführt,
ist ein konventioneller mit Schnittmessern durchgeführte Rand-/Lochbeschnitt der Formbauteile
sehr verschleiß- und kostenintensiv. Alternative Schneideverfahren, wie z.B. der Beschnitt
mittels Laserstrahlung, sind aufgrund der hohen Anlagenkosten ebenfalls extrem kostenintensiv.
[0004] Um einen konventionellen Rand-/Lochbeschnitt durchführen zu können, sollten die Bereiche,
in denen ein Beschnitt erfolgen muss, ein deutlich weicheres Gefüge aufweisen. Hierzu
gibt es verschiedene Ansatzpunkte.
[0005] Eine Möglichkeit besteht darin, das Formbauteil nach der Warmumformung einer zusätzlichen
Wärmebehandlung zu unterziehen, um das Werkstoffgefüge in den zu bearbeitenden Bereichen
wieder zu erweichen. Aufgrund des notwendigen zusätzlichen Prozesses führt dies jedoch
zwangsläufig zu einer Steigerung der Herstellungskosten, was sich nachteilig auf die
Wirtschaftlichkeit des Gesamtprozesses auswirkt.
[0006] Die zweite Möglichkeit besteht darin, den Warmumform- bzw. Härteprozess so auszulegen,
dass in den zu beschneidenden Bereichen ein langsameres Abkühlen beim Härten erfolgt.
Dies ist in den derzeit verwendeten konventionellen Warmumformwerkzeugen, die auf
ein möglichst schnelles Abkühlen der Formteile abzielen, nur bedingt möglich. Vorschläge
hierzu sind aus der
DE 197 23 655 A1 bekannt. Hier sind im Pressenwerkzeug Einsätze oder zusätzliche Heizelemente vorgesehen,
um in gezielten Bereichen eine verminderte Abkühlung beim Härten zu erzielen, so dass
diese Bereiche am Ende des Prozesses ein weicheres Werkstoffgefüge aufweisen.
[0007] Auch die
DE 101 62 441 A1 beschreibt ein Verfahren zum Herstellen von Kraftfahrzeugbauteilen aus Metallblechen
in einem Umformwerkzeug mit einem Formraum, wobei zur Steuerung des Werkstoffflusses
Formraumbereiche gezielt durch Wärmezufuhr und/oder Wärmeabfuhr temperiert werden
können.
[0008] Die besondere Schwierigkeit besteht jedoch grundsätzlich darin, stark unterschiedliche
Abkühlgradienten bei möglichst geringen Übergängen zwischen harten und weichen Zonen,
also innerhalb weniger Millimeter an ein und demselben Formbauteil zu realisieren.
[0009] Der Erfindung liegt ausgehend vom Stand der Technik die Aufgabe zugrunde, eine anlagen-
und anwendungstechnisch verbesserte Vorrichtung zum Umformen von Metallblechen zu
schaffen, bei der insbesondere stark unterschiedliche Abkühlgradienten in engen räumlichen
Grenzen am Formteil realisiert werden können.
[0010] Die Lösung dieser Aufgabe besteht nach der Erfindung in einer Vorrichtung gemäß den
Merkmalen von Patentanspruch 1.
[0011] Kernpunkt der Erfindung bildet die Maßnahme, das im Umformwerkzeug integrierte Heizelement
ganz oder bereichsweise gegenüber den benachbarten Wandungen des Umformwerkzeugs durch
eine Isolierschicht wärmezudämmen. Hierdurch kann die Effektivität des Heizelements
mit einer gezielten Wärmeübertragung auf bestimmte eng bzw. lokal begrenzte Bereiche
bzw. Zonen des Formbauteils gesteigert werden. Die Beeinflussung des Werkstoffgefüges
am Formbauteil kann damit deutlich besser vorgenommen werden. Ein Wärmeabfluss in
benachbarte Bereiche des Umformwerkzeugs wird vermieden.
[0012] Die im Umformraum beheizten Bereiche des Formbauteils kühlen beim Härtprozess, also
während sie eingespannt im Umformwerkzeug sind, nicht aus. Erst nach dem Öffnen des
Verformungswerkzeugs kühlen die Stellen mit einer erheblich geringeren Abkühlgeschwindigkeit
an Luft ab. Aufgrund der langsamen Abkühlgeschwindigkeit wird an den vorher beheizten
Stellen kein hartes martensitisches Gefüge im Formbauteil erzeugt. Es lässt sich an
diesen Stellen eine Bauteilhärte ähnlich dem unvergüteten Werkstoffzustand erzielen,
so dass nachgeschaltete Bearbeitungsschritte, also insbesondere Schneide- oder Lochoperationen,
besser und qualitativ hochwertiger durchgeführt werden können. Auch die eingesetzten
Bearbeitungswerkzeuge, wie Messer oder Stanzwerkzeuge, unterliegen einem deutlich
geringeren Verschleiß und erreichen wesentlich höhere Standzeiten.
[0013] Vorteilhafte Weiterbildungen des grundsätzlichen Erfindungsgedankens sind Gegenstand
der abhängigen Patentansprüche 2 bis 9.
[0014] Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind räumlich stark begrenzte Gefügeeinstellungen
des Werkstoffs eines Formteils im Warmformprozess möglich. Dies geschieht durch die
gezielt gerichtete Beheizung des Formbauteils beim Umformvorgang, um den jeweiligen
Bereich der Blechplatine bzw. des Formbauteils während des Umformprozesses auf einer
erhöhten Temperatur zu halten und anschließend vergleichsweise langsam an Luft abzukühlen.
Auf diese Weise wird der zu beschneidende Bereich in einem weichen gut schneidbaren
Gefügezustand belassen.
[0015] Erfindungsgemäß sind zumindest ein, vorzugsweise mehrere Heizelemente in Ausnehmungen
des Umformwerkzeugs integriert, wobei das Heizelement zu den benachbarten Wandungen
des Umformwerkzeugs durch eine Isolierschicht wärmegedämmt ist, so dass ein Wärmeabfluss
ins Umformwerkzeug vermieden wird und die Wärme primär nur in Richtung zur Werkzeugoberfläche
abgegeben wird.
[0016] Die Konfiguration der Heizelemente ist insbesondere geometrisch so abgestimmt, dass
gezielt diejenigen Bereiche des Formbauteils temperiert werden, die weich bleiben
sollen. Im Umformwerkzeug sind hierzu Vertiefungen, Nuten oder ähnliche Ausnehmungen
vorgesehen, in die ein Heizelement eingebracht ist.
[0017] Als Isolierschicht können keramische Isoliermaterialien oder Glasfasermaterialien
zum Einsatz gelangen. Auch Isolierschichten aus Glimmer sind für den erfindungsgemäßen
Zweck geeignet. Da auch Luft gute Isolier- bzw. Wärmedämmeigenschaften aufweist, kann
die Isolierschicht auch als Luftspalt ausgebildet sein. Möglich ist ferner eine Kombination
der Isolierung aus einem Isoliermaterial und einem Luftspalt. Als Material für die
Isolierschicht bietet sich eine technische Keramik mit einer Wärmeleitfähigkeit λ
≤ 2 W/Km an.
[0018] Als Wärmequelle sind elektrische Heizelemente, z.B. Hochleistungsheizpatronen, ebenso
denkbar wie kleine mit einem heißen Medium durchströmte Rohre. Hierbei ist zu berücksichtigen,
dass für das elektrische Beheizen großer Werkzeugbereiche relativ hohe Leistungsdichten
zur Verfügung gestellt werden müssen.
[0019] Bei einer besonders vorteilhaften Weiterbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung
ist das Heizelement durch eine Abdeckung zum Umformraum hin begrenzt. Die Abdeckung
schließt zweckmäßigerweise das Heizelement und die Isolierschicht zum Umformraum hin
ab, so dass die Werkzeugoberfläche, auf der die umzuformende Blechplatine beim Umformvorgang
gleitet, homogen gestaltet ist. Die Abdeckung besteht aus einem Material mit guter
Wärmeleitfähigkeit, beispielsweise aus Kupfer. So ist eine gute Wärmeübertragung in
Richtung auf das Formbauteil im Umformraum sichergestellt. Grundsätzlich sollte das
Material der Abdeckung eine Wärmeleitfähigkeit λ von ≥ 10 W/Km aufweisen.
[0020] Kupfer beispielsweise weist eine Wärmeleitfähigkeit λ von 394 W/Km auf. Auch der
Einsatz einer Abdeckung aus Eisen ist möglich. Eisen besitzt eine Wärmeleitfähigkeit
λ von 73 W/Km.
[0021] Im Rahmen der Erfindung ist insbesondere daran gedacht, das Heizelement an allen
zum Umformwerkzeug benachbarten Seiten durch eine Isolierschicht wärmezudämmen, also
am Boden und an den Seitenwänden. Grundsätzlich kann je nach Ausführungsform allerdings
auch nur eine bodenseitige Isolierung oder eine Isolierung der Seitenwände vorgesehen
sein.
[0022] Die Erfindung ist nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen näher beschrieben.
Es zeigen:
- Figur 1
- in perspektivischer Darstellungsweise, technisch vereinfacht, einen Ausschnitt aus
einem Umformwerkzeug mit einem integrierten Heiz-element;
- Figur 2
- den Ausschnitt A der Figur 1 in vergrößerter Darstellungsweise;
- Figur 3
- eine alternative Ausführungsform eines Umformwerkzeugs mit integriertem Heizelement
in perspektivischer Darstellungsweise und
- Figur 4
- eine weitere alternative Ausführungsform.
[0023] In den Figuren 1 bis 4 tragen einander entsprechende Bauteile jeweils die gleichen
Bezugszeichen.
[0024] Die Figur 1 zeigt in perspektivischer Darstellungsweise technisch schematisiert einen
Ausschnitt aus einem Umformwerkzeug 1 einer erfindungsgemäßen Vorrichtung, beispielsweise
einer Presse. Vom grundsätzlichen Aufbau her weist das Umformwerkzeug 1 ein Oberwerkzeug
2 und ein Unterwerkzeug 3 auf, die in der Kontur aufeinander gegengleich abgestimmt
sind. Zwischen Oberwerkzeug 2 und Unterwerkzeug 3 ist ein Umformraum 4 ausgebildet.
Im Umformraum 4 kann eine zuvor auf eine bestimmte Umformtemperatur erwärmte Metallblechplatine
aufgenommen und dann durch Gegeneinanderverlagern von Oberwerkzeug 2 und Unterwerkzeug
3 formgebend abgepresst werden. Noch im Umformwerkzeug 1 eingespannt wird das Formbauteil
abgekühlt und gehärtet. Hierbei wird grundsätzlich am Formbauteil ein harter martensitischer
Gefügezustand eingestellt.
[0025] Zur gezielten Einstellung eines weicheren Werkstoffgefüges in bestimmten Bereichen
ist das abgepresste Formbauteil im Umformraum 4 bereichsweise beheizbar. Hierzu ist
in einer Ausnehmung 5 des Umformwerkzeugs 1 ein Heizelement 6 bzw. 7 integriert.
[0026] Die Figur 2 zeigt ein Heizelement 6 mit kreisrundem Querschnitt, wohingegen das Heizelement
7 gemäß der Darstellung in den Figuren 3 und 4 einen quadratischen Querschnitt aufweisen
mit einer Kantenlänge von beispielsweise 4 mm bis 8 mm.
[0027] Die Länge der Heizelemente 6, 7 ist entsprechend den jeweiligen Anforderungen am
Formbauteil wählbar. Die Heizelemente 6, 7 lassen sich biegen, so dass auch gekrümmte
kurvige Werkzeugbereiche beheizt werden können.
[0028] Das Heizelement 6, 7 ist zu den benachbarten Wandungen 8, 9, 10 des Umformwerkzeugs
1 bzw. des Unterwerkzeugs 3 hin durch eine Isolierschicht 11, 12, 13 getrennt und
wärmegedämmt. Bei den Ausführungsformen gemäß den Figuren 2 und 3 ist eine Isolierschicht
11 unterhalb des Heizelements 6, 7 am Boden 8 der Ausnehmung vorgesehen, Ferner ist
auch randseitig zwischen dem Heizelement 6, 7 und den Seitenwänden 9, 10 der Ausnehmung
5 eine Isolierschicht 12 angeordnet. Die Isolierschicht 11, 12 besteht aus Keramik,
einer Glasfasermatte oder aus Glimmer.
[0029] Bei der Ausführungsform gemäß Figur 4 ist eine Isolierschicht 11 aus Keramik oder
Glimmer am Boden 8 der Ausnehmung 5 integriert. Zwischen dem Heizelement 7 und den
Seitenwänden 9, 10 der Ausnehmung 5 ist als Isolierschicht 13 jeweils ein Luftspalt
zur Wärmedämmung vorgesehen.
[0030] Oberseitig zum Umformraum hin ist das Heizelement 6 gemäß der Ausführungsform von
Figur 2 durch eine Abdeckung 14 aus einem Material mit guter Wärmeleitfähigkeit, beispielsweise
Kupfer, abgeschlossen. Das Material der Abdeckung weist eine Wärmeleitfähigkeit λ
auf, die größer oder gleich 10 W/Km beträgt.
[0031] Durch die Heizelemente 6, 7 kann eine gezielte Temperierung des Formbauteils im Umformraum
4 erfolgen. Die erfindungsgemäße Isolierung bzw. Wärmedämmung der Heizelemente 6,
7 zum Umformwerkzeug 1 hin verhindert einen nachteiligen Wärmeabfluss in das Werkzeug,
so dass die Beheizung des Formbauteils effektiv ausgeführt wird. Bei der erfindungsgemäßen
Vorrichtung sind auch extrem unterschiedliche Abkühlgradienten innerhalb von nur wenigen
Millimetern am Formbauteil zu realisieren. Die im Umformwerkzeug 1 beheizten Bereiche
des Formbauteils kühlen beim Zuhalten der Presse nicht bzw. kaum aus. Erst nach dem
Öffnen des Umformwerkzeugs 1 erfolgt eine Abkühlung des Formbauteils mit geringer
Abkühlgeschwindigkeit an Luft. Aufgrund dieser langsamen Abkühlgeschwindigkeit weisen
diese vorher beheizten Bereiche ein weicheres Werkstoffgefüge auf, so dass hier Schneide-
oder Lochoperationen einfacher und formtreuer bei geringerem Werkzeugverschleiß durchgeführt
werden können.
Bezugszeichen:
[0032]
- 1 -
- Umformwerkzeug
- 2 -
- Oberwerkzeug
- 3 -
- Unterwerkzeug
- 4 -
- Umformraum
- 5 -
- Ausnehmung
- 6 -
- Heizelement
- 7 -
- Heizelement
- 8 -
- Boden v. 5
- 9 -
- Seitenwand v. 5
- 10 -
- Seitenwand v. 5
- 11 -
- Isolierschicht
- 12 -
- Isolierschicht
- 13 -
- Isolierschicht
- 14-
- Abdeckung
1. Vorrichtung zum Umformen von Metallblechen, welche ein Umformwerkzeug mit einem Umformraum
aufweist, wobei das Metallblech im Umformraum durch zumindest ein Heizelement bereichsweise
beheizbar ist, welches in einer Ausnehmung des Umformwerkzeugs angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Heizelement (6, 7) durch eine Isolierschicht (11, 12, 13) gegenüber dem Umformwerkzeug
(1) gedämmt ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Isolierschicht (11) zwischen dem Heizelement (6, 7) und dem Boden (8) der Ausnehmung
(5) vorgesehen ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass eine Isolierschicht (12, 13) zwischen dem Heizelement (6, 7) und den Seitenwänden
(9, 10) der Ausnehmung (5) vorgesehen ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Isolierschicht (11, 12) aus Keramik besteht.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Isolierschicht (11, 12) aus Glimmer besteht.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Isolierschicht (11, 12) aus Glasfasermaterial besteht.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Isolierschicht (13) durch einen Luftspalt gebildet ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Heizelement (6) durch eine Abdeckung (14) zum Umformraum (4) begrenzt ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Abdeckung (14) aus einem Material mit einer Wärmeleitfähigkeit λ ≥ 10 W/Km besteht.