[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von bei erhöhter Temperatur
vulkanisierenden Organopolysiloxanzusammensetzungen in einer Knetkaskade.
[0002] Die Einarbeitung von temperaturempfindlichen Additiven wie z. B. Peroxiden oder H-Si-funktionellen
Vernetzern sowie Platinkatalysatoren in langkettige Vinyl-funktionelle Organopolysiloxan-Füllstoff-Mischungen
(HTV- bzw. HCR-Rubber) wird seit Jahrzehnten auf Walzwerken, meist 2-Walzenstühlen,
durchgeführt. Diese gut kühlbaren Walzwerke ermöglichen zwar auch bei hochgefüllten
und damit sehr hochviskosen Siliconformulierungen, wie HTV (auch Festkautschuk genannt),
selbst mit Niedertemperaturperoxiden qualitativ hervorragende Abmischungen zu produzieren,
die beim Endverarbeiter/Kunden zu diversen Elastomeren vulkanisiert werden können.
Bei diesem traditionellen Verfahren ist aber ein relativ hoher Zeit- und Personalaufwand
notwendig, insb. wenn mehrere niederviskose, z. B. ölige, Zusätze eingearbeitet werden
sollen.
[0003] Wesentlich wirtschaftlicher (produktiver) ist das Zumischen der für den Endverarbeiter
notwendigen Additive in größeren Maschinen, z. B. geschlossenen Knetern. Dabei ist
aber aufgrund der bei gefüllten höherviskosen HTV-Kautschuk erheblichen Friktionswärme
mit steigender Gesamtmasse eine hohe Kühlleistung notwendig, bzw. die zu mischende
Menge und die Reaktivität'der im großen Volumen geeigneten Vernetzer/Beschleuniger
ist begrenzt. Außerdem sind bei großen Knetern rel. lange Füllzeiten sowie Entleerzeiten
unter Temperaturkontrolle notwendig, was die Produktivität pro Tonne Endprodukt begrenzt.
[0004] Deshalb wurde bereits in den 90er Jahren versucht, solche Siliconmischungen kontinuierlich
über Schneckenextruder herzustellen, wie bei Thermoplasten und teilweise auch bei
organischen Kautschuken. Verwiesen sei hier auf das DIK-Seminar "Kontinuierliches
Mischen" 25. - 26.10.1999; insb. auf die Präsentation von H. Schaarschmidt Fa. Berstorff
zum Zweischneckenextruder (ZSE): Auch bei gleichdrehenden ZSE, der Standardtechnologie
zur Aufbereitung von Thermoplasten, erhöht sich die Produkttemperatur bei hochgefüllten
HTV-Kautschuken aufgrund der Friktionswärme relativ stark, sodass die spezifische
Leistung (HTV-Mischung/ Zeit x Extruderlänge) insb. bei reaktiven, unter 100°C anspringenden
Vernetzungssystemen, trotz intensiver Kühlung sehr begrenzt ist. In
EP1110696 A2 ist die Compoundierung von vernetzerfreien, mit verstärkenden Fillern gefüllten,
HTV-Basismischungen auch im Zweiwellenextruder beschrieben, bevorzugt bei 140 - 180°C
(der sich einstellenden Mischertemperatur). Hier ist ein separater Kühlschritt notwendig
vor der Einmischung thermolabiler Additive.
Außerdem sind gut mischende Doppelschneckenextruder insbesondere bei steifen, d. h.
mit Kieselsäure hochgefüllten, HTV-Kautschuken problematisch hinsichtlich Metallabrieb,
sodass bereits bei mäßigen Drücken unerwünschte "Grauschleier" entstehen können.
[0005] In
DE 196 17 606 A ist ein "kontinuierliches Verfahren zur Herstellung von lagerstabilen Organopolysiloxanzusammensetzungen"
beschrieben, bei dem vorhydrophobierte Kieselsäuren in einer Knetmaschiene mit in
Reihe nebeneinander angeordneten Knetkammern in Vinyl-Si-endständiges Polydimethylsiloxan
eingemischt wird. Im angeführten Beispiel in der Conterna
R-Knetmaschiene wurde mit relativ niederviskosem Polydimethylsiloxan (im Beispiel 20
000 mPa.s) nach 15 Min. schon Temperaturen von 100°C erreicht. Der analoge Vergleichsversuch
der Grundmassenherstellung in einem Doppelwellenextruder erbrachte mit denselben Rohstoffen
bereits nach 2 Min. Verweilzeit einen Temperaturanstieg auf 150°C.
[0006] In
DE 103 13 941 A werden höherviskose, nämlich HTV-Siliconmassen, ebenfalls in einer solchen Knetkaskade
aus den Rohstoffen Festpolymer und verstärkender Kieselsäure compoundiert. Dabei ergeben
sich bereits nach 6 Kammern ohne Heizung oder Kühlung Austrittstemperaturen von 150°C,
die beim optimalen Betrieb bis über 200°C steigen. Außerdem werden hier die Füllstoffe
über Pulverförderung/Verwiegung sowie die HTV-Polymere bei Temperaturen oberhalb von
100°C und damit wesentlich niederviskoser gegenüber Raumtemperatur, quasi als Flüssigkeit,
eindosiert.
[0007] Es bestand die Aufgabe, ein kontinuierliches Verfahren bereitzustellen, mit dem vernetzungsfähige,
bei erhöhter Temperatur vulkanisierende hochviskose Organopolysiloxanzusammensetzungen
auf besonders wirtschaftliche Weise hergestellt werden können.
[0008] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von bei
erhöhter Temperatur vulkanisierenden Organopolysiloxanzusammensetzungen (MH) mit einer
bei 25°C gemessenen Viskosität von mindestens 500 Pa.s, bei dem hochviskose Organopolysiloxane
(OH) und vernetzende Additive (H) in einer Knetkaskade mit wenigstens zwei in Reihe
nebeneinander angeordneten Knetkammern, die jeweils zwei achsparallele gleich- oder
gegensinnig antreibbare Knetwerkzeuge enthalten und die durch quer zu den Achsen der
Knetwerkzeuge passierbaren Öffnungen miteinander verbunden sind, wobei die erste Knetkammer
eine Beschickungsöffnung und die letzte Knetkammer eine Austragsöffnung aufweisen,
vermischt und homogenisiert werden, wobei die Temperatur in den vernetzende Additive
(H) enthaltenden Knetkammern höchstens 95°C beträgt.
[0009] Bisher ist die Fachwelt davon ausgegangen, dass in einer Knetkaskade die niedrige
Temperaturführung und das gute Einmischverhalten von Vernetzern nicht erreichbar sei.
[0010] Die niedrige Temperaturführung und das gute Einmischverhalten von vernetzenden Additiven
(H) und gegebenenfalls weiteren Zusätzen (Z) in der Knetkaskade ermöglicht eine höhere
Wirtschaftlichkeit gegenüber dem oben aufgeführten Stand der Technik: Im erfindungsgemäßen
Verfahren sind sowohl bei sehr steifen Organopolysiloxanzusammensetzungen (MH) als
auch bei temperaturempfindlichen Additiven hohe Durchsätze fahrbar ohne Anvulkanisation
der Vernetzungssysteme, so dass sich eine deutlich bessere Produktivität ergibt gegenüber
Walzwerken, Schneckenextrudern oder diskontinuierlichen Mischern.
Es resultieren auch nach längeren Kampagnen stets gut homogenisierte-vernetzungsfähige
Organopolysiloxanzusammensetzungen (MH), sodass die spezifischen Qualitätskontrollkosten
niedriger sind gegenüber den nach dem Stand der Technik hergestellten MH-Mischungen.
[0011] Bei Einsatz gleicher Rohstoffe ist die Lagerstabilität insbesondere bei Bandlieferformen
verbessert gegenüber den in Standardmischern oder kühlbaren Knetern hergestellten
Organopolysiloxanzusammensetzungen.
[0012] Die Temperatur in der Knetkaskade, speziell in den vernetzende Additive (H) enthaltenden
Knetkammern, kann beispielsweise durch Knethaken, welche wenig Energie in die Mischung
einbringen, durch große Wärmetauschflächen oder durch eine intensive Kühlung mit einem
flüssigen Kühlmittel niedrig gehalten werden.
[0013] Vorzugsweise werden die Organopolysiloxane (OH) und die vernetzenden Additive(H)
und gegebenenfalls weitere Zusätze (Z) in einem konstanten Massenverhältnis vermischt
und homogenisiert.
[0014] Bei den hochviskosen Organopolysiloxanen (OH) kann es sich um eines oder um eine
Mischung unterschiedlicher Organopolysiloxane (OH) handeln. Es können sämtliche, dem
Fachmann bei der Herstellung von HTV-, LSR-, RTV-1- und RTV-2-Massen wohl bekannten,
hinlänglich beschriebenen Organopolysiloxane (OH) eingesetzt werden. Hierzu zählen
lineare, verzweigte, cyclische oder harzartige Organopolysiloxane, die gegebenenfalls,
meist zum Zwecke der Vernetzbarkeit funktionelle Gruppen enthalten können. Vorzugsweise
werden lineare Organopolysiloxane (OH) eingesetzt, wie Polydimethylsiloxane mit einem
Polymerisationsgrad von 50 bis 9.000. Bevorzugte Organoreste der Organopolysiloxane
(OH) sind Methyl, Phenyl, Vinyl und Trifluorpropyl, besonders bevorzugt ist der Methyl-Rest.
Die in den Polyorganosiloxanen bevorzugt befindlichen funktionellen Gruppen sind -SiOH,
-SiOR, Si-Vinyl und -SiH, besonders bevorzugt ist die Vinyl-Gruppe. Besonders bevorzugte
Organopolysiloxane (OH) sind die üblicherweise zur Herstellung von hitzehärtenden
HTV-Siliconmassen eingesetzten Organopolysiloxane (O) mit einem Brabenderwert von
200 bis 900 daNm bei 25°C gemessen, insbesondere von 400 bis 700 daNm. Die Zusammensetzung
der Organopolysiloxane (OH) entspricht vorzugsweise der durchschnittlichen allgemeinen
Formel (1)
R
1aR
2bSiO
(4-a-b)/2 (1),
in der die Reste
- R1
- gleiche oder verschiedene einwertige Si-gebundene Reste darstellen, ausgewählt aus
-H, -OH, -OR, wobei R einen C1-C10-Kohlenwasserstoffrest bezeichnet sowie gegebenenfalls halogen- oder cyanosubstituierte,
gegebenenfalls über eine zweiwertige organische Gruppe an Silicium gebundene, C1-C10-Kohlenwasserstoffreste, die mindestens eine aliphatische Kohlenstoff-Kohlenstoff
Mehrfachbindung enthalten,
- R2
- gleiche oder verschiedene einwertige Si-gebundene, gegebenenfalls halogen- oder cyanosubstituierte,
C1-C10-Kohlenwasserstoffreste sind, die keine aliphatischen Kohlenstoff-Kohlenstoff Mehrfachbindungen
enthalten,
- a
- eine nicht negative Zahl von 0 bis 1 ist, und
- b
- eine nicht negative Zahl von 1 bis 2.1 ist.
[0015] R1 ist vorzugsweise eine Alkenylgruppe, die einer Reaktion mit einem SiH-funktionellen
Vernetzungsmittel oder mit einem Peroxid zugänglich ist. Üblicherweise werden Alkenylgruppen
mit 2 bis 6 Kohlenstoffatomen, wie Vinyl, Allyl, Methallyl, 1-Propenyl, 5-Hexenyl,
Ethinyl, Butadienyl, Hexadienyl, Cyclopentenyl, Cyclopentadienyl, Cyclohexenyl, vorzugsweise
Vinyl und Allyl, verwendet.
[0016] Organische zweiwertige Gruppen, über'die die Alkenylgruppen an Silicium der Polymerkette
gebunden sein können, bestehen beispielsweise aus Oxyalkyleneinheiten, wie solche
der allgemeinen Formel (2)
-(O)
p[(CH
2)
qO]
r- (2),
in der
- p
- die Werte 0 oder 1, insbesondere 0,
- q
- Werte von 1 bis 4, insbesondere 1 oder 2 und
- r
- Werte von 1 bis 20, insbesondere von 1 bis 5 bedeuten.
[0017] Die Oxyalkyleneinheiten der allgemeinen Formel (2) sind links an ein Siliciumatom
gebunden.
[0018] Die Reste
R1 können in jeder Position der Polymerkette, insbesondere an den endständigen Siliciumatomen,
gebunden sein.
[0019] R2 weist vorzugsweise 1 bis 6 Kohlenstoffatome auf. Insbesondere bevorzugt sind Methyl
und Phenyl.
[0020] Die Struktur der Polyorganosiloxane der allgemeinen Formel (1) kann linear, cyclisch
oder auch verzweigt sein. Der Gehalt an zu verzweigten Polyorganosiloxanen führenden
tri- und/oder tetrafunktionellen Einheiten, ist typischerweise sehr gering, nämlich
vorzugsweise höchstens 20 Mol-%, insbesondere höchstens 0,1 Mol-%.
[0021] Besonders bevorzugt ist die Verwendung Vinylgruppen enthaltender Organopolysiloxane
(OH), deren Moleküle der allgemeinen Formel (3)
(ViMe
2SiO
1/2)
c(ViMeSiO)
d(Me
2SiO)
e(Me
3SiO
1/2)
f (3),
entsprechen, wobei
Vi Vinylrest und
Me Methylrest bedeuten, die nichtnegativen ganzen Zahlen
c, d, e und
f folgende Relationen erfüllen:
c+
d ≥ 1,
c+
f = 2, 1000<(
d+
e)<9000, vorzugsweise 3000<(
d+
e)<7000, und 0<(
d+1)/(
d+
e)<1, vorzugsweise 0<(d+l)/(
d+
e)<0.1.
[0022] Als vernetzende Additive (H) bevorzugt sind Peroxide und Si-H-funktionelle Siloxane
mit Platin- oder Rhodiumkatalysatoren.
[0023] Als Peroxidvernetzer werden bevorzugt solche aus der Gruppe der Alkyl-, Ketal- bzw.
insbesondere der reaktiveren Aroylperoxide eingemischt. Besonders bevorzugt sind hier
2,5-Di-tert.-butylperoxy-2,5-dimethylhexan, Dicumylperoxid, 1,1-Di-(tert.-butylperoxy)-3,3,5-trimethylcyclohexan
sowie insbesondere Bis(4-methylbenzoyl)peroxid und Bis(2,4-dichlorbenzoyl)peroxid.
Diese werden vorzugsweise als Paste in Siliconöl oder Organopolysiloxan (OH) dosiert.
[0024] Als weitere Zusätze (Z) können beispielsweise Beschleuniger, Inhibitoren, Stabilisatoren,
Pigmente, Farbpasten, flammhemmende oder wärmeleitfähige Metalloxid-Zusätze, Verbesserer
der elektrischen Eigenschaften, beispielsweise Aluminiumtrihydrat, Füllstoffe, Organopolysiloxanmodifier,
Strukturverbesserer, Verarbeitungshilfsmittel, Dispergierhilfsmittel, Hydrophobiermittel,
beispielsweise Silazane, silanolhaltige Oligosiloxane, Destrukturierungsagenzien,
Weichwalzmittel, Haftvermittler, Hitzestabilisatoren und Antioxidantien zugesetzt
werden.
[0025] Als Inhibitor für Si-H funktionelle Siloxane in Kombination mit Platin- oder Rhodiumkatalysatoren
ist Ethinylcyclohexanol bevorzugt.
[0026] Farbpasten und Stabilisatoren werden im Verfahren bevorzugt als Pigment- bzw. Metalloxid-Batch
oder auch als Ruß-Batch, d. h. als Paste in Siliconöl oder Organopolysiloxan (OH)
zudosiert. Besonders bevorzugt werden diese Zusatz (Z)-Siloxan-Batche auf eine Viskosität
nicht über 2000 Pa.s eingestellt, weil damit der Aufwand bzw. das Kostenniveau für
das Dosierequipment günstiger ist im Vergleich zur beschriebenen Zuspeisung des höherviskosen
Organopolysiloxans (OH). Die hiervon einzumischenden Mengen sind vorzugsweise 0,2
bis 10 % bezogen auf die Organopolysiloxanzusammensetzungen (MH).
[0027] Als Füllstoffe kommen sämtliche üblicherweise in Siliconmassen eingesetzte Füllstoffe
in Frage, wobei auch Mischungen von verschiedenen Füllstoffen eingesetzt werden können.
Geeignete Füllstoffe sind beispielsweise Kieselsäuren, Ruße, Metalloxide, -carbonate,
-sulfate, -nitride, Diatomeenerde, Tone, Kreiden, Glimmer, Metallpulver, Aktivkohle,
Pulver organischer Kunststoffe etc. Wichtig ist, dass die Viskosität der füllstoffhaltigen
Organopolysiloxanzusammensetzungen (MH) aufgrund des Füllstoffgehaltes deutlich höher
ist als die Viskosität des Organopolysiloxans (OH), welches auf kontinuierliche Weise
in diese füllstoffhaltige Siliconmasse eingemischt werden soll. Bevorzugt sind verstärkende
Füllstoffe, also Füllstoffe mit einer spezifischen Oberfläche nach BET von mindestens
50 m
2/g, vorzugsweise 50-500 m
2/g, wie pyrogen erzeugte Kieselsäure, unter Erhalt der Struktur entwässerte Kieselsäurehydrogele,
also sog. Aerogele, andere Arten von gefälltem Siliciumdioxid sowie Ruße. Die besonders
bevorzugten pyrogen erzeugten Kieselsäuren, gefällten Kieselsäuren und Ruße können
gegebenenfalls einer Oberflächenbehandlung unterworfen worden sein, um z. B. deren
Dispergierbarkeit zu verbessern.
Vorhydrophobierte oxidische verstärkende Füllstoffe mit einem durch die Hydrophobierung
erhaltenen Kohlenstoffgehalt von mindestens 0,5 Gew.-% sind besonders bevorzugt.
Enthalten sein können insbesondere auch die in reiner Form bei Raumtemperatur festen
Siliconharze vom Typ der M
wD
xT
yQ
z-Siliconharze.
[0028] Der Füllstoffgehalt der Organopolysiloxanzusammensetzungen (MH) liegt vorzugsweise
bei 5 bis 80 Gew.-%, insbesondere bei 10 bis 50 Gew.-%. Besonders bevorzugt werden
Organopolysiloxanzusammensetzungen (MH) mit einem Füllstoffgehalt von 20 bis 40 Gew.-%
hergestellt.
[0029] Als Strukturverbesserer sind bevorzugt Organopolysiloxane mit einer bei 25°C gemessenen
Viskosität von 10 bis 200 mPa.s, insbesondere 20 bis 150 mPa.s. Bevorzugt sind silanolhaltige
Oligosiloxane, trimethylsilyl-endblockierte Dimethyl(oligo- oder poly)siloxane. Vorzugsweise
werden die Reste der Strukturverbesserer ausgewählt aus Methyl-, Phenyl-, Vinyl- und
Hydroxylgruppen.
[0030] Der Anteil an festem Additiv mit niedriger spezifischer Oberfläche kann dabei von
unter 1 % bis über 150 % relativ zum Organopolysiloxan (OH) betragen. Bei der zur
Verbesserung der elektrischen Eigenschaften gewünschten Einarbeitung von Aluminiumtrihydrat
(ATH; BET-Oberfläche 2 - 9 m
2/g) sind 10 bis 55 % in der MH-Mischung besonders bevorzugt.
[0031] Im Verfahren können die eingesetzten Organopolysiloxane (OH) bereits mit Zusätzen
(Z) vermischt sein. Als einzudosierende Grundmischung aus Organopolysiloxanen (OH)
und Zusätzen (Z) sind hier prinzipiell alle höherviskosen Vinylgruppenenthaltenden
Siliconmassen ohne vernetzende Additive (H) geeignet. Vorzugsweise werden HTV-Polymer-Kieselsäuremischungen
mit einem Viskositätsbereich von 1000 bis 100 000 Pa.s, bzw. 10 bis 150 Mooney-Einheiten
(Mooney-Endwert, ML(1+4 min) bei 23°C;DIN 53523) eingesetzt, die auch für diverse
Anwendungen bei Compoundierern, insb. für Walzwerks- und Extruderabmischungen, vermarktet
werden. Diese sind z. B. in
DE 103 13 941 A1 beschrieben und von der Wacker-Chemie unter der HTV-Typenreihe Elastosil® R (Rubber)
zu beziehen.
[0032] Die Knetkaskade besteht vorzugsweise aus mindestens 3 und maximal 10 Knetkammern,
besonders bevorzugt sind maximal 6 Kammern. Dabei kann die letzte Kammer vorzugsweise
Pumpflügel für den Produktaustrag aufweisen. Die Zudosierung und Einmischung der Einsatzstoffe
kann in beliebiger Reihenfolge der Einsatzstoffe geschehen; auch kann die Zudosierung
von Einsatzstoffen in eine oder mehrere Kammern(n) der Knetkaskade erfolgen. Vorzugsweise
wird alles Organopolysiloxan (OH) in die erste Kammer dosiert. Es ist auch möglich,
einen Teil des Organopolysiloxans(OH) in eine spätere Kammer zu dosieren, z. B. um
die Vikosität der Organopolysiloxanzusammensetzung (MH) aus den ersten Kammern zu
erniedrigen. In alle Kammern können die geplanten vernetzenden Additive (H) und gegebenenfalls
erforderlichen Zusätze (Z) dosiert werden, vorzugsweise wird in die letzte Kammer
kein Füllstoff dosiert. Dabei ist es möglich, die gesamte erforderliche Füllstoffmenge
nur in beispielsweise einer/zwei oder drei der ersten Kammern zuzugeben, eine Verteilung
der Additive (H), Füllstoffe und gegebenenfalls erforderlichen Zusätze (Z) anteilig
über alle Kammern ist allerdings auch möglich.
[0033] Die in den Stabilisator- und Farbpasten wirksamen Oxide können als Pulver dosiert
und bevorzugt in den vorderen Kammern des Kaskadenmischers eingemischt werden. Das
ist auch bei pulverförmigen und leicht schmelzenden Vernetzern, wie Dicumylperoxid,
eine günstigere Verfahrensvariante im Vergleich zum Zusatz (Z)-Siloxan-Batch.
[0034] Werden Strukturverbesserer eingesetzt, so werden diese vorzugsweise in die ersten
Kammern, insbesondere in der ersten Kammer dosiert. Vorzugsweise wird in die letzte
Kammer kein öliger Zusatz (Z) dosiert.
[0035] Vorzugsweise weist die Knetkaskade mindestens drei, insbesondere mindestens fünf,
Knetkammern auf.
Zwischen einzelnen oder allen Knetkammern können Siebe, Stauscheiben oder Schieber
zur Stauung der Organopolysiloxanzusammensetzungen (MH) angebracht sein. Diese Elemente
können hinsichtlich ihrer Lage und der von ihnen freigebbaren Durchlassöffnung verstellbar
sein. Dadurch lässt sich die Verweilzeit in den einzelnen Kammern beeinflussen. Vorzugsweise
sind die Knetwerkzeuge Knethaken, Knetschaufeln, Walzen oder Polygonscheiben.
[0036] Vorzugsweise sind in der Knetmaschine neben der Beschickungsöffnung der ersten Knetkammer
weitere Beschickungsöffnungen vorhanden, die in die einzelnen Knetkammern führen oder
zwischen zwei Knetkammern angeordnet sind. Vorzugsweise weist jede Knetkammer eine
Beschickungsöffnung auf. Insbesondere ist die Beschickungsöffnung der ersten und dritten
Knetkammer für die Beschickung mit Feststoff geeignet und die anderen Beschickungsöffnungen
für die Zudosierung von Flüssigkeiten oder auspressbaren Pasten vorgesehen.
Da in der Knetkaskade kaum freier Gasraum vorhanden ist, kann auf Schutzgas verzichtet
werden.
[0037] Im erfindungsgemäßen Verfahren verfügt jede Knetkammer der Kaskade vorzugsweise über
einen separaten Antrieb, sodass die Steuerung der Intensität des Mischprozesses kammerspezifisch
exakt optimiert werden kann.
Vorzugsweise sind die Knetkammern beheizbar und/oder kühlbar, insbesondere einzeln
bei unterschiedlicher Temperatur betreibbar.
[0038] Dabei sind bevorzugt die ersten Kammern heizbar, z. B. zur Einarbeitung schmelzbarer
Feststoffe. Die letzten Knetkammern sind vorzugsweise gut kühlbar zur Einmischung
temperatursensibler vernetzender Additive und Zusatzstoffe (Z) und zur Abführung der
Friktionswärme.
[0039] Die Massetemperaturen in den Knetkammern liegen bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
vorzugsweise bei Raumtemperatur bis höchstens 150°C, besonders bevorzugt bei 40 bis
höchstens 95°C, insbesondere in den letzten Kammern zum Austrag hin. Insbesondere
beträgt die Temperatur der vernetzende Additive (H) enthaltenden Knetkammern höchstens
80°C, vorzugsweise höchstens 70°C.
[0040] Vorzugsweise sind die Knetwerkzeuge fliegend gelagert. Die lagerseitige Gehäuse-Abschlusswandung
ist dann mit Öffnungen für die Antriebswellen der Knetwerkzeuge versehen. Vorzugsweise
hat das Gehäuse der Knetkammern eine quer zu den Werkzeugachsen verlaufende Trennstelle,
so dass der der Lagerung abgewandte Gehäuseteil in axialer Richtung der Antriebswellen
von der Trennstelle und den Knetwerkzeugen wegbewegbar ist. Eine derartig ausgestaltete
Knetmaschine ist besonders leicht zu reinigen und damit von Vorteil beim Produktwechsel.
Eine solche Knetmaschine ist in der
EP 807509 A beschrieben.
[0041] Vorzugsweise wird die homogene Organopolysiloxanzusammensetzung (MH) nach der letzten
Knetkammer vorzugsweise über ein flexibles Zwischenstück oder ein Förderband auf eine
formgebende Austragsmaschine geführt.
[0042] Obwohl die Organopolysiloxanzusammensetzung (MH) bereits nach der Knetkaskade aufgrund
der niedrigen Temperatur eine ausgezeichnete Lagerstabilität zeigt, kann diese durch
Nachschaltung einer kontinuierlichen, vorzugsweise gekühlten, Walzanlage noch verbessert
werden. Bevorzugt wird hier auf eine gut kühlbare Scherwalze ausgetragen, auf der
gegebenenfalls auch Zusatzstoffe (Z) eingemischt werden können.
[0043] Die gegebenenfalls nachgeschaltete Austragsmaschine ist vorzugsweise ein druckaufbauender
Fütterextruder, insbesondere ein Doppelschneckenextruder mit konischen gegenläufigen
Zufuhrschnecken und /oder eine Zahnradpumpe.
Mit diesem Vordruck kann im erfindungsgemäßen Verfahren auch ein Strainersieb vor
der Austragslochplatte für die gewünschte Lieferform eingebaut werden. Vorzugsweise
wird eine selbstschmierende Zahnradpumpe mit einem Siebwechselaufsatz hierfür eingesetzt.
[0044] Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist eine Lochplatte mit rotierenden
Messern zur kontinuierlichen Herstellung von zylindrischen Pellets der Organopolysiloxanzusammensetzungen
(MH) nach der Austragsmaschiene eingebaut. Diese online-Granulierung ist besonders
wirtschaftlich, weil dann der nach dem Standardverfahren separat durchgeführte Pelletierschritt
ohne Zwischenlagerung der Organopolysiloxanzusammensetzungen (MH) mit dem normalen
Personal der kontinuierlichen Anlage durchgeführt werden kann.
[0045] Für die zeitlich konstante Eindosierung der vernetzerfreien Organopolysiloxane (OH),
gegebenenfalls vermischt mit Zusatzstoffen (Z), insbesondere Füllstoffen, kann in
die Knetkaskade vorzugsweise ein druckaufbauender Fütterextruder, gegebenenfalls mit
einer nachgeschalteten Zahnradpumpe, eingesetzt werden. Vorzugsweise werden die Organopolysiloxane
(OH), gegebenenfalls vermischt mit Zusatzstoffen (Z), ohne Vorkonditionierung in eine
Preform, wie z. B. als Pellets oder Pulver, eingebracht. Vorzugsweise werden hierzu
konische Mehrwellenextruder, insbesondere gegenläufige Zweiwellenmaschinen, eingesetzt.
[0046] Beim Einsatz von Zweiwellenextrudern kombiniert mit Zahnradpumpen kann ein besonders
konstantes Mischungsverhältnis mit den Zusatzstoffen (Z) sichergestellt werden.
[0047] Zweiwellenextruder, z. B. unter der Bezeichnung Moriyama bekannte Extruder, sind
im Verfahren für alle Silicon-Festkautschuke, unabhängig von deren Form und Viskosität,
geeignet und replastifizieren auch sehr thixotrope sowie mit hochdisperser Kieselsäure
stark bzw. hoch gefüllte Pasten, selbst bei Verstrammungs-/Entmischungstendenzen.
[0048] Die rezepturgenaue Zuspeisung der für die Vulkanisation beim Endverarbeiter notwendigen
flüssigen oder pastösen Zusatzstoffe (Z) kann im Verfahren ebenfalls über druckaufbauende
Dosiergeräte erfolgen. Hierzu werden je nach Fließfähigkeit der Wirkstoffe einfache
Kolben- oder Membranpumpen bzw. Zahnradpumpen oder Schöpfkolbenpumpen mit Rotor/Stator-Förderung
vorzugsweise verwendet. Vorzugsweise wird die Dosierleistung der diversen Additivpumpen
über ein Prozessleitsystem gekoppelt mit der beschriebenen Einspeisung des Organopolysiloxans
(OH), gegebenenfalls vermischt mit Zusatzstoffen (Z), in die 1. Kammer der Knetkaskade.
Dadurch wird sowohl das korrekte Dosierverhältnis sichergestellt, als auch eine Durchsatzoptimierung
durch die Anlagenfahrer erleichtert.
[0049] Bei in größerer Menge einzumischenden Feststoffen, insbesondere flammhemmenden oder
wärmeleitfähigen Metalloxid-Zusatzstoffen (Z), werden die insbesondere flammhemmenden
oder wärmeleitfähigen Metalloxid-Zusatzstoffe vorzugsweise über eine Differentialwaage
dosiert und in einer oder mehreren Knetkammern eingearbeitet.
[0050] Obwohl oben nicht explizit ausgeführt, können die im erfindungsgemäßen Verfahren
verwendeten Maschinen weitere an sich bekannte Bestandteile enthalten, wie Dosier-
und Fördereinrichtungen, Mess- und Regeleinrichtungen, beispielsweise für Druck, Temperatur
und Volumenströme, sowie Ventile, übliche zur Heizung oder Kühlung benötigte Teile
oder Förder- und Verpackungseinrichtungen.
[0051] Alle vorstehenden Symbole der vorstehenden Formeln weisen ihre Bedeutungen jeweils
unabhängig voneinander auf.
[0052] In den folgenden Beispielen sind, falls jeweils nicht anders angegeben, alle Mengen-
und Prozentangaben auf das Gewicht bezogen und alle Drücke 0,10 MPa (abs.). Alle Viskositäten
wurden bei 20°C bestimmt.
[0053] In den nachstehenden Beispielen wurden eingesetzt:
[0054] HTV-Kautschuk A: Hochviskose Festkautschukmischung mit 40 Teilen verstärkender Kieselsäure
mit einer BET-Oberfläche von mindestens 200m
2/g auf 100 Teilen Polydimethylsiloxan mit einem mittleren Polymerisationsgrad von
5500 und wenigen vernetzungsfähigen Vinylgruppen sowie Verarbeitungshilfsmitteln.
Diese HTV-Mischung hat eine Viskosität nach Mooney (ML(1+4 min) bei 23°C; DIN 53523)
von ca. 40 und ergibt nach der Vulkanisation, z. B. mit Peroxid, eine Härte nach Shore-A
von 60.
[0055] HTV-Kautschuk B: Hochgefülltes Kneterzwischenprodukt aus 50 Teilen verstärkender
Kieselsäure mit einer BET-Oberfläche von ca. 200m
2/g auf 100 Teilen HTV-Vinylfestpolymer (wie bei Kautschuk A) und wenig an kurzkettigen
OH-funktionellen Siloxanen, die zusätzlich noch 68 Teile Quarz enthält und eine Mooney-End-Viskosität
von ca. 53 hat. Nach Vernetzung ergibt sich eine Shore-A-Härte von ca. 80.
Beispiel 1 erfindungsgemäßes Verfahren (Pilotanlage)
[0056] Das Verfahren wird anhand Fig. 1 beschrieben:
Für die Abmischung wurde eine Conterna® -Knetkaskade (2) von IKA Maschinenbau Janke
& Kunkel GmbH & Co.KG, Staufen eingesetzt. Die Knetkaskade (2) wies 6 Kammern zu je
5 1 Volumen mit einzeln regelbaren Flügelblöcken auf. Der Gesamtdurchsatz betrug je
nach Ölanteil in den Zusätzen 150 bis 250 kg/h.
Für die Zuführung (1) der Mischung aus Organopolysiloxan (OH) mit Füllstoff und den
Austrag bzw. die Formgebung (6) der Organopolysiloxanzusammensetzung (MH) wurde jeweils
ein konischer Doppelschneckenextruder CTE 75 der Fa. Colmec (Mailand/It.) verwendet.
Die Zusatzstoff-Pasten wurden dazu PLS-gekoppelt über Hobbockauspressgeräte (3) der
Fa. ViscoTec (Töging/Germany) mit Exzenterschneckenpumpen und Drucküberwachung dosiert.
[0057] In die 1. Kammer der wassergekühlten Knetkaskade (2) wurden über obigen CTE 75 mit
einer nachgeschalteten Zahnradpumpe genau
170 kg/h an HTV-Kautschuk A eingepresst. Gleichzeitig dosierte man jeweils über die
Entnahmestationen ViscoMT-XS genau 3,06 kg/h von einer 50 %-igen Paste an Di
(4-methylbenzoyl)peroxid in Siliconöl (Fa. Degussa/Peroxid-Chemie) sowie 2,1 kg/h
der Farbpaste Elastosil® FL Blau-5015 (Verkaufsprodukt der Wacker-Chemie) in die 1.
und 2. Kammer des Knetmischers. Die Drehzahl der gekühlten Schaufeln lag bei 15 bis
50 UpM. Nach ca. 10 Min. Verweilzeit wurde das homogen blau-eingefärbte Kautschukgemisch
mit einer Temperatur von 49°C über ein Förderband (5) ausgetragen und in den Schacht
eines weiteren gekühlten Förderextruders (6) transportiert. Von dieser druckaufbauenden
Schneckenmaschine (6) wurde das MH-Produkt durch eine am Ausgang montierte Lochplatte
mit 60x100 mm Kantenlänge geschoben. Nach der Kappung der Kautschukriegel auf 340
mm Länge wurde das fertige Verkaufsprodukt in 20 kg-Kartons (7) abgefüllt bzw. ging
zur Qualitätskontrollprüfung.
Bei der Vulkanisation bei 135°C/10 Min. erhielt man eine glatte Prüfplatte mit der
Härte von 61 nach ShoreA. Die Schnellprüfung verschiedener Zwischenproben aus einem
2 Tonnen-Ansatz am Vulkameter zeigte identische T90-Werte und damit eine ausgezeichnete
Homogenität des Verkaufsproduktes.
[0058] In Fig. 1 ist auch die Möglichkeit einer Feststoffdosierung mit Wägeeinrichtung (4)
abgebildet.
Beispiel 2: erfindungsgemäßes Verfahren, Pilotanlage
[0059] Es wurden 220 kg/h an HTV-Kautschuk B, statt des HTV-Kautschuks A von Beispiel 1,
über den Dosierextruder (1) der Knetkaskade (2) zugeführt, aber über die Hobbockentnahmestation
(3) jetzt 1,2 % einer 45 %igen Paste an 2,5-Di-tert.-butyl-peroxy-2,5-dimethylhexan
in Siliconkautschuk (käuflich als DHBP-45-PSI von Peroxid-Chemie). Zur Einfärbung
wurden hier 8,8 kg/h an Farbgranulat Elastosil® FG Schwarz-9005 über ein Flexwall-Dosiergerät
(Fa. Brabender) direkt in den Einlauftrichter der 2. Knetkammer zugegeben, die ebenfalls
am Ausgang der letzten Kammer homogen eingemischt waren.
Zusätzlich zum Beispiel 1 war eine gekühlte Zahnradpumpe GP112 mit Siebwechselaufsatz
(Fa. Colmec/Mailand) am Ausgang des konischen Fütterextruders (6) vor der Lieferformgebung
montiert, sodass hier auch ein 100µm-Strainer eingebaut werden konnte.
Über eine 10x40 mm Lochplatte wurde bei Temperaturen unter 60°C ein sog. L8-Endlosband
hergestellt, das nach den Ergebnissen der Qualitätsprüfung (Verpressung bei 165°C/10
Min.; mehrere Proben der Ansatzcharge zum Vulkametertest: T90-Werte innerhalb der
Messunsicherheit gleich) homogen gemischt war.
Diese hochgefüllte HTV-Mischung weist eine hohe Ölbeständigkeit auf.
Vergleichsbeispiel 1: nicht erfindungsgemäßes Verfahren
[0060] Bei der Abmischung derselben Komponenten der unter Beispiel 2 beschriebenen vernetzungsaktiven
Sicherheitkabelmischung in einem gut gekühlten 1 to-Mischer, z. B. einem wassergekühlten
Sigmakneter, sind mindestens 4 Stunden Misch- und Entleerzeit notwendig, weil die
Innentemperatur unterhalb von 100°C bleiben muss, um Anvulkanisation zu vermeiden.
Mit der Befüllzeit des 1 to-Mischers von mind. 1 h bei 1 Anlagenfahrer und der Arbeitszeit
für den nachfolgend 100µm-Strainer-Vorgang (mind. ca. 2 - 3 h für 1 to) ergibt sich
hier nur eine Gesamtproduktivität von nur 130 - 140 kg/h bis zur Abfüllung.
[0061] Beim erfindungsgemäßen Verfahren errechnet sich im Vergleich dazu bereits bei der
relativ kleinen Pilotanlage nach Beispiel 2 eine Produktivität pro 1 Bedienperson
inkl. online-Strainerung von über 220 kg/h.
Vergleichsbeispiel 2: nicht erfindungsgemäßes Verfahren
[0062] Beim traditionellen Verfahren zur Einmischung sehr reaktiver Vernetzer werden 120
kg HTV-Kautschuk A auf einem großen Standardwalzwerk von zwei wassergekühlten Stahlwalzen
(je 550 mm Durchmesser; 2 m Länge) wie in Beispiel 1 mit 1,8 % an Di(4-methylbenzoyl)peroxid
(= 2,16 kg Paste, 50 %ig in Siliconöl) und 1,2 % Flüssigfarbpaste FL Blau-5015 abgemischt.
Aufgrund der öligen Konsistenz der Zusätze müssen diese portionsweise auf das Walzenfell
gegeben werden, damit keine Kautschukablösungen von den mit unterschiedlicher Drehzahl
rotierenden Walzen und Verluste eintreten. Nach mindestens 20 Min. Zugabezeit beginnt
die eigentliche Homogenisierzeit von weiteren 15 Min. und dann erst die Abnahme zum
nachgeschalteten Strainer-Extruder. Der 100µm-Reinigungsschritt und die Verpackung
der abgeschnittenen Lieferform analog Beispiel 1 dauert weitere 25 - 30 Min., damit
eine örtlichen Erwärmungen über die kritische Kautschuktemperatur dieses Vernetzungsystems
von 65°C , d. h. Anvulkanisation des vernetzungsaktiven MH-Produktes, vermieden werden
können.
Die durchschnittliche Produktivität des Standardwalzwerkes liegt daher unter 125 kg/h
mit solchen abschmierenden Additiven. Bei einer höheren Mischungsmenge pro Zeit riskiert
man Inhomogenitäten im Verkaufsprodukt und damit Verarbeitungsprobleme in der Extrusionsanwendung,
d. h. beim Kunden. Diese können auch in der Qualitätskontrolle, insbesondere beim
spezifischen Vergleich der Vulkameterwerte verschiedener Walzenmischungen (Vernetzungsgeschwindigkeit
als Schnelltest), einer Charge erkannt werden.
[0063] Das erfindungsgemäße kontinuierliche Mischverfahren, belegt in Beispiel 1, führt
dagegen auch bei Niedertemperaturvernetzern zu einer höheren Qualität bezüglich schwieriger
Additive und insb. zu einer deutlich höherer Produktivität des Prozesses.
1. Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von bei erhöhter Temperatur vulkanisierenden
Organopolysiloxanzusammensetzungen (MH) mit einer bei 25°C gemessenen Viskosität von
mindestens 500 Pa.s, bei dem hochviskose Organopolysiloxane (OH) und vernetzende Additive
(H) in einer Knetkaskade mit wenigstens zwei in Reihe nebeneinander angeordneten Knetkammern,
die jeweils zwei achsparallele gleich- oder gegensinnig antreibbare Knetwerkzeuge
enthalten und die durch quer zu den Achsen der Knetwerkzeuge passierbare Öffnungen
miteinander verbunden sind, wobei die erste Knetkammer eine Beschickungsöffnung und
die letzte Knetkammer eine Austragsöffnung aufweisen, vermischt und homogenisiert
werden, wobei die Temperatur in den vernetzende Additive (H) enthaltenden Knetkammern
höchstens 95°C beträgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem die Organopolysiloxane (OH) und die vernetzenden
Additive (H) und gegebenenfalls weitere Zusätze (Z) in einem konstanten Massenverhältnis
vermischt und homogenisiert werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem die Zusätze (Z) ausgewählt werden aus Beschleunigern,
Inhibitoren, Stabilisatoren, Pigmenten, Farbpasten, flammhemmenden oder wärmeleitfähigen
Metalloxid-Zusätzen, Verbesserern der elektrischen Eigenschaften, Füllstoffen, Organopolysiloxanmodifiern,
Strukturverbesserern, Verarbeitungshilfsmitteln, Dispergierhilfsmitteln, Hydrophobiermitteln,
Destrukturierungsagenzien, Weichwalzmitteln, Haftvermittlern, Hitzestabilisatoren
und Antioxidantien.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, bei dem die Knetkaskade aus 3 bis 10 Knetkammern
besteht.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, bei dem der Füllstoffgehalt der Organopolysiloxanzusammensetzungen
(MH) bei 5 bis 80 Gew.-% liegt.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, bei dem als Organopolysiloxane (OH) Polydimethylsiloxane
eingesetzt werden, deren Moleküle der allgemeinen Formel (3)
(ViMe2SiO1/2)c(ViMeSiO)d(Me2SiO)e(Me3SiO1/2)f (3),
entsprechen, wobei Vi Vinylrest und Me Methylrest bedeuten, die nichtnegativen ganzen Zahlen c, d, e und f folgende Relationen erfüllen: c+d ≥ 1, c+f = 2, 1000<(d+e)<9000, vorzugsweise 3000<(d+e)<7000, und 0<(d+1)/(d+e)<1, vorzugsweise 0<(d+1)/(d+e)<0.1.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, bei dem als vernetzende Additive (H) Peroxidvernetzer
eingemischt werden, die ausgewählt werden aus Alkyl-, Ketal- und Aroylperoxiden.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, bei dem als vernetzende Additive (H) H-Si-funktionelle
Siloxane sowie Platin- oder Rhodiumkatalysatoren und Inhibitoren eingemischt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 8, bei dem die Organopolysiloxanzusammensetzung (MH)
nach der letzten Knetkammer auf eine formgebende Austragsmaschine geführt wird.