Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Abgasturbolader. Sie betrifft ein Turbinenrad
mit den Merkmalen des Oberbegriffs des unabhängigen Patentanspruchs.
[0002] Kompakte Abgasturbolader verfügen in der Regel über streng radial (Radialturbine)
oder schräg (Mixed-Flow-Turbine) angeströmte Abgasturbinen. Der Abgasstrom wird durch
das Turbinenrad umgelenkt und strömt in axialer Richtung ab.
[0003] Die Turbinenräder von Radial- und Mixed-Flow-Turbinen sind oft mit einem Scalloping
versehen. Das Scalloping bezeichnet eine Aussparung in der Rückwand der Nabe des Turbinenrades
zwischen den einzelnen Laufschaufeln. Das Scalloping dient hauptsächlich dazu das
Massenträgheitsmoment zu reduzieren, indem im radial äussersten Bereich des Turbinenrades
Material ausgespart wird.
Stand der Technik
[0004] Gemäss
US 4,659,288 kann die Scallopingkontur bezüglich der Abgaseintrittskante der einzelnen Laufschaufeln
des Turbinenrades symmetrisch ausgebildet sein. Die Scallopingkontur verläuft zur
Abgaseintrittskante hin spitz oder abgerundet. Im radial innersten Punkt der Scallopingkontur,
also im tiefsten Punkt der Aussparung in der Rückwand der Nabe des Turbinenrades,
ist die Scallopingkontur in der Regel ebenfalls abgerundet, so dass es von Abgaseintrittskante
zu Abgaseintrittskante benachbarter Laufschaufeln zu einem kontinuierlich verlaufenden
Scallopingkontur kommt.
[0005] Alternativ kann die Scallopingkontur, wie etwa in
EP 1 462 607 A1 dargestellt, zwischen den Abgaseintrittskanten benachbarter Laufschaufeln einen asymmetrischen
Verlauf nehmen.
[0006] Insbesondere bei Mixed-Flow-Turbinen sind die Laufschaufeln dreidimensional gekrümmt
ausgebildet. Einerseits weist der jeweilige Nabenschnitt, also der Übergang einer
Laufschaufel auf die Nabe, bezüglich der Radialen einen gekrümmten Verlauf auf. Andererseits
ist die Nabe im Bereich gegen den radial äussersten Rand nach hinten zur Turbinenwelle
hin geneigt. Aufgrund der dreidimensionalen Schaufelform kann es bei hoher Drehzahl
und der thermischen Belastung des Turbinenrades zu einer asymmetrischen Verformung
im Bereich des Scalloping kommen. Die Rückwand der Nabe im Falle einer symmetrischen
Scallopingkontur gemäss der Darstellung in Fig. 2 durch die starken Fliehkräfte radial
nach aussen gezogen. Insbesondere die Fläche auf der Druckseite der Laufschaufel verdreht
sich um den Fuss der Laufschaufel, wie dies mit dem dicken Pfeil in der Figur angedeutet
ist. Dadurch entstehen im Bereich der Scallopingkontur, insbesondere im tiefsten Punkt
hohe Spannungen, die für das Turbinenrad lebensdauerbeschränkend sein können.
Kurze Darstellung der Erfindung
[0007] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Turbinenrad mit dreidimensional
gekrümmten Laufschaufeln und Scalloping im Bereich der Nabenrückwand zu schaffen,
bei welchem im Betrieb die aufgrund von Scallopingverformungen auftretenden Spannungen
verringert sind.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass der Nabenschnitt jeder Laufschaufel
bezüglich der Scallopingfläche derart platziert wird, dass diese Fläche möglichst
symmetrisch abgestützt ist.
[0009] Hierfür wird die Laufschaufel bezüglich der Scallopingkontur zur Druckseite hin verschoben.
Die Abgaseintrittskante der zur Druckseite hin gebogenen Laufschaufel befindet sich
bei einer wellenförmigen, symmetrischen Scallopingkontur somit nicht auf dem höchsten
Punkt der Scallopingkontur, sonder zur Druckseite hin verschoben.
[0010] In einer vorteilhaften Ausführungsform teilt der Nabenschnitt der Laufschaufel die
von der Scallopingkontur begrenzte Fläche der Rückwand der Wellennabe in zwei gleich
grosse Teilflächen. Die Belastung der beiden Teilflächen bezüglich der Verformung
im Betrieb werden dadurch angeglichen und die einseitige Höchstbelastung reduziert.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0011] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Figuren genauer erläutert. Hierbei zeigt
- Fig. 1
- ein unter Belastung dargestelltes, erfindungsgemäss ausgeführtes Turbinenrad mit bezüglich
dem Symmetriepunkt der Scallopingkontur verschobenen Abgaseintrittskanten der Laufschaufeln,
- Fig. 2
- ein unter Belastung dargestelltes Turbinenrad gemäss dem Stand der Technik, mit im
Symmetriepunkt der Scallopingkontur angeordneten Abgaseintrittskanten der Laufschaufeln,
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung der Rückwand der Nabe des Turbinenrades nach Fig. 1
in einem axial geführten Schnitt, und
- Fig.4
- eine schematische Darstellung der Rückwand der Nabe des Turbinenrades nach Fig. 3
in einem entlang der Nabenoberfläche (IV-IV) geführten Schnitt.
Weg zur Ausführung der Erfindung
[0012] Das Turbinenrad gemäss Fig. 1 weist eine Nabe 15 und mehrere, rund um die Nabe angeordnete
Laufschaufeln 14 auf. Die Nabe ist am Ende einer drehbar im Gehäuse eines Abgasturboladers
gelagerten Turbinenwelle 2 angeordnet. Die Nabe kann mit der Turbinenwelle materialschlüssig
oder über eine Gewindeverbindung verbunden sein. Am anderen Ende der Turbinenwelle
ist ein nicht dargestelltes Verdichterrad angeordnet. Im Betrieb treibt das Turbinenrad
das Verdichterrad an. Das dargestellte Turbinenrad einer Mixed-Flow-Turbine weist
nur einige wenige Laufschaufeln auf. Die Anzahl der Laufschaufeln kann je nach Betriebsanforderungen
frei gewählt werden. Die Eintrittskanten 16 der Laufschaufeln des Turbinenrades sind
bei der Mixed-Flow-Turbine senkrecht zur Strömungsrichtung angeordnet. Dabei sind
die Eintrittskante nicht wie bei der Radial-Turbine senkrecht zur Radialen, sondern
schräg zur Radialen geneigt angeordnet. Zusätzlich ist die Rückwand der Nabe zum radial
äussersten Bereich des Turbinenrades zur Turbinenwelle hin geneigt ausgebildet. Dieser
radial äusserste Bereich der Nabe weist eine Scallopingkontur auf, d.h. jeweils zwischen
zwei Laufschaufeln ist von der Nabenrückwand Material ausgespart.
[0013] Die Laufschaufeln und die Nabe des Turbinenrades sind in der Regel einstückig gegossen
oder gefräst, d.h. die Laufschaufeln sind fest mit der Nabe verbunden. Im Bereich
der Befestigung ergibt sich eine Schnittkurve zwischen der Laufschaufelkontur und
der Nabenoberfläche. Zur verständlicheren Erläuterung der Erfindung und zur vereinfachten
Darstellung ist der Nabenschnitt 12 in den Figuren auf eine Linie reduziert. In der
Fig. 4 ist jedoch neben dem Nabenschnitt 12 gepunktet auch der effektive Verlauf der
Schnittkurve zwischen Laufschaufelkontur und Nabenoberfläche angedeutet.
[0014] Wie bereits eingangs geschildert sind die Laufschaufeln der Turbinenräder dreidimensional
gebogen. Der Nabenschnitt 12 weist somit gemäss Fig. 3 und Fig. 4 einen doppelt gekrümmten
Verlauf auf.
[0015] Die Laufschaufeln des erfindungsgemässen Turbinenrades sind bezüglich der Scallopingkontur
11 so angeordnet, dass die Flächen der Nabenrückwand auf beiden Seiten der Laufschaufeln
gleichmässig abgestützt sind. Anhand der Fig. 4 lässt sich dies einfach erläutern.
[0016] Würde ein gedachter Nabenschnitt der Laufschaufel gemäss der gestrichelten Linie
12' verlaufen, so kreuzte die Eintrittskante der Laufschaufel die Scallopingkontur
11 im Symmetriepunkt C. Im dargestellten Fall mit der wellenförmigen Scallopingkontur
wäre dies der höchste Punkt der Welle. Die Flächen auf den beiden Seiten des gedachten
Nabenschnitts 12' wären unterschiedlich gross und bezüglich dem Verlauf des gedachten
Nabenschnitts 12' ungleich verteilt. Im Betrieb der Turbine, bei hohen Drehzahlen
würde die Nabenrückwand im Bereich der grösseren Fläche auf der Druckseite der Laufschaufel
verdreht. Die von der Radialen abweichend zur Welle hin geneigte Nabenwand würde von
den Fliehkräften erfasst und in Richtung nach radial aussen verformt.
[0017] Diese Verdrehung ist auch in der Darstellung des Turbinenrades gemäss dem Stand der
Technik aus Fig. 2 deutlich zu sehen und mit einem Pfeil verdeutlicht. Die Figur zeigt
ein Turbinenrad unter Belastung, so dass die durch die Fliehkräfte verursachten Verformungen
sichtbar gemacht sind. Die radial äusserste Kante der Nabe des Turbinenrades wird
aufgrund dieser Verdrehung mit einer hohen Spannung belastet.
[0018] Verläuft nun aber der Nabenschnitt 12 der Laufschaufel erfindungsgemäss bezüglich
dem Symmetriepunkt C der Scallopingkontur zur Druckseite hin versetzt, werden die
beiden Flächen F
1 und F
2 einander angeglichen. Die beiden Flächen werden von der Scallopingkontur 11 einerseits,
und von einer Verbindungslinie zwischen den saugseitig und druckseitig der Laufschaufel
radial innenliegendsten Punkten A und B der Scallopingkontur andererseits begrenzt.
Der gekrümmte Nabenschnitt 12 verläuft nunmehr mitten durch die beiden Flächen und
stützt diese optimal ab. Die Verdrehungen aufgrund der Fliehkräfte werden kleiner
und das Turbinenrad wird geringeren Spannungen ausgesetzt. Diese geringfügigeren Verdrehungen
sind auch der Darstellung des erfindungsgemässen Turbinenrades gemäss Fig. 1 zu entnehmen.
Die beiden Pfeile deuten die geringfügigen Verformungen an. Die Figur zeigt das Turbinenrad
unter derselben Belastung wie das Turbinenrad gemäss Fig. 2. Die radial äusserste
Kante der Nabe des Turbinenrades wird aufgrund dieser geringfügigeren Verdrehungen
mit deutlich geringerer Spannung belastet.
[0019] Das genaue Ausmass der Verschiebung der Laufschaufel bezüglich der Scallopingkontur
ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Beispielsweise ist die Krümmung des Nabenschnitts
und die genaue Form der Scallopingkontur von Bedeutung.
[0020] Die Scallopingkontur der dargestellten Turbinenräder weist einen symmetrischen, wellenförmigen
Verlauf auf. Alternativ kann die Scallopingkontur jedoch auch einen asymmetrischen
Verlauf aufweisen und kann etwa dem Verlauf der Laufschaufel im Bereich des Nabenschnitts
angepasst verlaufen.
Bezugszeichenliste
[0021]
- 1
- Turbinenrad
- 2
- Turbinen-Welle
- 11
- Scallopingkontur
- 12, 12'
- Nabenschnitt
- 13
- Radiale, welche die Nabenfläche innerhalb der Scallopingkontur halbiert
- 14
- Turbinen-Laufschaufel
- 15
- Turbinenrad-Nabe
- 16
- Abgaseintrittskante
- A
- Druckseitig radial innerster (tiefster) Punkte der Scallopingkontur
- B
- Saugseitig radial innerster (tiefster) Punkte der Scallopingkontur
- C
- Schnittpunkt der Radialen mit der Scallopingkontur
- R11
- maximaler Aussenradius des Rückhaltevorsprungs
- F1
- Druckseitige Nabenfläche innerhalb Scallopingkontur
- F2
- Saugseitige Nabenfläche innerhalb Scallopingkontur
1. Turbinenrad (1) mit einer Nabe (15) und Laufschaufeln (14), wobei
jede Laufschaufel (14) jeweils entlang eines Nabenschnitts (12) mit der Nabe verbunden
ist,
die Laufschaufeln derart ausgebildet und auf der Nabe angeordnet sind, dass der Nabenschnitt
(12) von der radialen Richtung abweichend, zur Druckseite der Laufschaufel hin gebogen
verläuft, und
die Nabe zwischen jeweils zwei benachbarten Laufschaufeln im Bereich einer Nabenrückwand
eine Scallopingkontur (11) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass
im Bereich jeder Laufschaufel eine Nabenfläche (F1 + F2) von der Scallopingkontur zwischen den saugseitig und druckseitig der Laufschaufel
radial innenliegendsten Punkten (A, B) der Scallopingkontur und einer durch diese
beiden Punkte verlaufenden Gerade begrenzt ist, dass
eine Radiale (13) die Nabenfläche (F1 + F2) halbiert, dass
ein gedachter Nabenschnitt (12') die Scallopingkontur (11) in dem Schnittpunkt (C)
schneidet, in welchem auch die Radiale (13) die Scallopingkontur schneidet, welche,
und dass
der Nabenschnitt (12) jeder Laufschaufel (14) jeweils bezüglich des gedachten Nabenschnitts
(12') versetzt angeordnet ist.
2. Turbinenrad nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Nabenschnitt (12) bezüglich des gedachten Nabenschnitts zur Druckseite der Laufschaufel
hin versetzt angeordnet ist.
3. Turbinenrad nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Nabenschnitt (12) jeder Laufschaufel die von der Scallopingkontur zwischen den
saugseitig und druckseitig der Laufschaufel radial innenliegendsten Punkten (A, B)
der Scallopingkontur und einer durch diese beiden Punkte verlaufenden Gerade begrenzte
Nabenfläche (F1 + F2) halbiert.
4. Abgasturbolader, gekennzeichnet durch eine Abgasturbine mit einem Turbinenrad nach einem der Ansprüche 1 bis 3.