[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Einstellung eines zwischen einer Anstreifkante
eines Schaufelprofils und einer dieser gegenüberliegenden Führungsfläche gebildeten
Radialspaltes einer axial durchströmten Strömungsmaschine, bei der ein die Führungsfläche
bildender Führungsring mit einem Kühlmittel beaufschlagbar ist. Ferner betrifft die
Erfindung einen Verdichter.
[0002] Hierzu ist aus der Offenlegungsschrift
DE 199 38 274 A1 ein Verfahren und eine Vorrichtung zur gezielten Radialspalteinstellung zwischen
Stator- und Rotoranordnungen einer Gasturbine bekannt. Die konstruktionsbedingten
Radialspalte sind zwischen den rotierbaren Laufschaufeln des Rotors der Strömungsmaschine
und den ihr am Stator drehfest gegenüberliegenden Führungsflächen gebildet. Die Führungsflächen
dienen zur Führung des Arbeitsmediums und werden von in Umfangsrichtung unterteilten
Ringsegmenten geformt, welche sich koaxial als Führungsring um die Drehachse des Rotors
in Axialrichtung erstrecken. Beim Betrieb der Gasturbine bewegen sich die Laufschaufeln
des Rotors im Abstand zu den Führungsflächen. Umgekehrt können auch freistehende Leitschaufeln
gegenüber einer am Rotor angeordneten, rotierenden konischen oder zylindrischen Führungsfläche
mit dieser jeweils einen Radialspalt formen. Um den Wirkungsgrad der Gasturbine weiter
zu optimieren, sind die Radialspalte so klein wie möglich auszubilden. Aus der vorgenannten
Offenlegungsschrift ist es bekannt, Führungsringe durch zur Radialrichtung schräg
angeordnete Haltepartner an einem Stator zu befestigen und diesen während des Betriebes
der Gasturbine aufgrund der thermischen Materialausdehnung des Führungsrings in Richtung
der Laufschaufelenden hin zur Verkleinerung des Radialspaltes zu verschieben.
[0003] Ähnliches offenbart die
EP 1 163 430 B1. Ein einer Spitze einer Turbinenlaufschaufel gegenüberliegendes Führungselement biegt
sich aufgrund der thermischen Dehnungen, den Radialspalt verkleinernd, während des
Betriebes der Gasturbine in Richtung der Laufschaufelspitze durch. Gleichzeitig kann
das Führungselement von der Rückseite her mit Kühlluft beaufschlagt werden, damit
es den im Strömungskanal herrschenden Temperaturen standhalten kann.
[0004] Zudem ist aus
GB 2 397 102 A bekannt, den Führungsring einer Turbine gegenüber der Tragstruktur zu isolieren.
[0005] Ferner ist bekannt, dass die das Spaltmaß bestimmenden konstruktiven Parameter für
den Warmstart einer Gasturbine ausgelegt werden, um dem kleinstmöglichen Betriebsspalt,
d.h. Radialspalt gerecht zu werden. Nach dem Abfahren der Gasturbine kühlt das Gehäuse
vergleichsweise schnell gegenüber dem Rotor der Gasturbine ab. Das Gehäuse bzw. die
Führungsringe schrumpfen aufgrund ihrer Abkühlung auf ihre ursprüngliche Konstruktionsgröße
zurück, wobei der noch warme Rotor vorerst aufgrund der in ihm gespeicherten Wärme
ausgedehnt bleibt und verzögert auskühlt und schrumpft. Es entsteht der so genannte
Einschnüreffekt. Diese Situation kann dazu führen, dass der Radialspalt sich verringert
und die Schaufeln des Rotors das Gehäuse bzw. den Führungsring berühren oder sogar
anstreifen, was dauerhaft den Radialspalt vergrößert oder sogar Schaufeln beschädigen
kann. Ein vergrößerter Radialspalt führt zu erhöhtem Brennstoffverbrauch, beschädigte
Schaufeln können eine vorzeitige Wartung mit entsprechenden Mehrkosten erforderlich
machen.
[0006] Während des Startens, d.h. Hochfahrens der Gasturbine führen die auf die Laufschaufeln
einwirkenden Fliehkräfte eine weitere Dehnung dieser herbei, die den vor dem Start
der Gasturbine noch vorhandenen Radialspalt schließen und das schädliche und ungewollte
Anstreifen der Schaufeln bewirken kann.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren der eingangs genannten Art
anzugeben, welches das Warmstartverhalten der Strömungsmaschine zur Erhöhung der Verfügbarkeit
verbessert und gleichzeitig den Wirkungsgrad zu erhöhen. Zudem ist es Aufgabe der
Erfindung, dazu einen Verdichter anzugeben.
[0008] Die auf das Verfahren gerichtete Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1
und die auf den Verdichter gerichtete Aufgabe durch die Merkmale des Anspruchs 7 gelöst.
[0009] Die Lösung schlägt vor, dass vor dem Start der Strömungsmaschine der Führungsring
mit Kühlmittel beaufschlagt wird. Die Erfindung geht dabei von der Erkenntnis aus,
dass die Warmstartbedingungen der Strömungsmaschine durch die Beeinflussung des Radialspalts
verbessert werden, indem bei einer noch warmen oder aufgeheizten, jedoch nicht im
Betrieb befindlichen Strömungsmaschine das Spaltmaß der Radialspalte durch das vorgeschlagene
Verfahren vergrößert wird, verglichen mit dem Spaltmaß des Radialspaltes einer aus
dem Stand der Technik bekannten Gasturbine im identischen Zustand. Der im Querschnitt
hammerförmige Führungsring ist über den Umfang durch aneinander liegende Ringsegmente
gebildet. Da der den Laufschaufeln (oder den Leitschaufeln) gegenüberliegende Führungsring
radial weiter außen (bzw. innen) festliegt, führt seine Beaufschlagung mit Kühlmittel
zu einer Verschiebung der Führungsflächen, die weg von den gegenüberliegenden Anstreifkanten
der Schaufeln gerichtet ist. Die so erzielte Vergrößerung der Radialspalte hat eine
Verringerung des beschriebenen Einschnüreffekts und der Gefahr des Anstreifens zur
Folge, was das Warmstartverhalten der Strömungsmaschine signifikant verbessert, d.
h. die Strömungsmaschine könnte frühzeitiger - bezogen auf ihren vorherigen Abfahrzeitpunkt
- gestartet werden.
[0010] Zudem brauchen die Radialspalte nicht mehr nach dem Warmstart als ungünstigen Betriebsstart
dimensioniert zu werden.
[0011] Das Kühlen der warmen Führungsringe vergrößert die Radialspalte der betriebslosen
Strömungsmaschine. Die für diesen Zustand gewonnene Radialspaltvergrößerung kann anstatt
zur Verbesserung des Warmstarts auch teilweise genutzt werden, um die Radialspalte
einer im betriebslosen und kalten Zustand, d.h. einer auf Umgebungstemperatur befindlichen
Strömungsmaschine kleiner auszulegen, bezogen auf eine aus dem Stand der Technik bekannte
Strömungsmaschine.
[0012] Dies wirkt sich vorteilhaft auf den Betrieb, insbesondere auf den stationären Betrieb
der Strömungsmaschine, insbesondere bei einem Verdichter und bei einer Turbineneinheit
aus. In diesem Betriebszustand wird das erfindungsgemäße Verfahren nicht mehr angewendet,
so dass sich die Radialspalte wieder verkleinern. Die Verkleinerung der konstruktionsbedingten
Radialspalte mindern wirkungsgradsteigernd die Verluste im Arbeitsmedium beim Betrieb,
die durch den ungenutzten Leckagestrom durch den Radialspalt hinweg entstehen, insbesondere
bei höher werdenden Druckverhältnissen des Arbeitsmedium im Strömungskanal.
[0013] Vorteilhafte Ausgestaltungen werden in den abhängigen Patentansprüchen angegeben.
[0014] Nach dem (Warm-)Start der Strömungsmaschine wärmt sich sowohl der Rotor als auch
das Gehäuse der Strömungsmaschine mit anhaltender Betriebsdauer bis zu einer maximalen
Betriebstemperatur auf. Dabei dehnen sich sowohl Gehäuse als auch Rotor, sodass die
Gefahr des Einschnürens nicht mehr besteht. Demnach ist das Verfahren besonders vorteilhaft,
wenn während des Starts der Strömungsmaschine die Beaufschlagung des Führungsrings
mit Kühlmittel eingestellt wird. Nach Erreichen der maximalen Betriebstemperatur sind
die temperaturbedingten Dehnungen der Strömungsmaschine, d. h. der Stator und der
Rotor, abgeschlossen. Folglich heizt sich auch der Führungsring auf, so dass sich
dieser ausdehnt und seine Führungsfläche in Richtung der Anstreifkanten der Schaufeln
verschiebt, was zu einer wirkungsgradsteigernden Verkleinerung der Radialspalte führt.
Insbesondere, wenn die Strömungsmaschine als Verdichter einer Gasturbine ausgestaltet
ist, bei der die Führungsringe während des Betriebs üblicherweise ungekühlt sind,
kann dies vorteilhaft eingesetzt werden.
[0015] Von besonderem Vorteil ist es, wenn das Kühlmittel einer externen Kühlmittelquelle
entnommen wird. Üblicherweise wird bei einer als Gasturbine ausgebildeten Strömungsmaschine
Kühlmittel in Form von Kühlluft dem Verdichter entnommen. Da das Verfahren doch vor
dem Start der Gasturbine eingesetzt wird, ist dies nicht möglich. Somit muss eine
externe Kühlmittelquelle, beispielsweise ein separat angetriebener Hilfsverdichter
oder externes Gebläse zur Bereitstellung des Kühlmittels zur Kühlung der Führungsringe
vor dem Warmstart der Gasturbine eingesetzt werden.
[0016] Bevorzugtermaßen kann nach dem Start der Strömungsmaschine der Führungsring mit einem
Heizmittel beaufschlagt werden. Dies ist insbesondere von Vorteil, wenn die Strömungsmaschine
beispielsweise ein Verdichter oder eine Turbine einer Gasturbine ist und die aus dem
Stand der Technik bekannten Verfahren, bei denen Materialdehnungen des Führungsringes
zur Einstellung des Radialspaltes eingesetzt werden, auf den Führungsring eines Verdichters
angewendet wird. Vorzugsweise kann als Heizmittel Luft oder Dampf eingesetzt werden.
Durch die Beheizung des Führungsrings wächst dessen Führungsfläche der Anstreifkante
der Schaufeln entgegen und verkleinert somit den von ihnen eingeschlossenen Radialspalt.
[0017] Die Erfindung wird anhand einer Zeichnung erläutert.
[0018] Es zeigen dabei:
- FIG 1
- einen Längsteilschnitt durch eine als Gasturbine ausgebildete Strömungsmaschine mit
einem Verdichter und einer Turbineneinheit und
- FIG 2
- das Detail X der FIG 1, ein Führungsring im Querschnitt mit einer gegenüberliegenden
Schaufelspitze.
[0019] FIG 1 zeigt beispielhaft für eine Strömungsmaschine eine Gasturbine 1 in einem Längsteilschnitt.
Sie weist im Inneren einen um eine Rotationsachse 2 drehgelagerten Rotor 3 auf, der
auch als Turbinenläufer bezeichnet wird. Entlang des Rotors 3 folgen aufeinander ein
Ansauggehäuse 4, ein Verdichter 5, eine torusartige Ringbrennkammer 6 mit mehreren
koaxial angeordneten Brennern 7, eine Turbineneinheit 8 und das Abgasgehäuse 9. Die
Ringbrennkammer 6 bildet einen Verbrennungsraum 17, der mit einem ringförmigen Strömungskanal
18 kommuniziert. Dort bilden vier hintereinander geschaltete Turbinenstufen 10 die
Turbineneinheit 8. Jede Turbinenstufe 10 und jede Verdichterstufe ist aus zwei Schaufelringen
gebildet.
[0020] In der Turbineneinheit 8 in Strömungsrichtung eines Heißgases 11 gesehen, folgt im
Strömungskanal 18 einer Leitschaufelreihe 13 eine aus Laufschaufeln 15 gebildete Reihe
14. Die Leitschaufeln 12 sind dabei am Stator befestigt, wohingegen die Laufschaufeln
15 einer Reihe 14 mittels einer Turbinenscheibe am Rotor 3 angebracht sind. Am Rotor
3 ist ein Generator oder eine Arbeitsmaschine angekoppelt (nicht dargestellt).
[0021] Dagegen wird im Verdichter 5 eine Verdichterstufe von einer Laufschaufelreihe 13
mit einem in Strömungsrichtung der zu verdichtenden Luft nachfolgenden Kranz von Leitschaufel
12 gebildet.
[0022] Der Laufschaufel 15 liegt radial außen ein Führungsring 21 und der Leitschaufel 12
radial innen ein Führungsring 23 gegenüber. Die Führungsringe 21, 23 begrenzen den
sich in Axialrichtung des Rotors 3 erstreckenden Strömungskanal 18 in Radialrichtung.
Die Führungsringe 21, 23 können aus über den Umfang aneinander liegenden Ringsegmenten
gebildet sein.
[0023] Nach dem Start der Gasturbine 1 und durch das im Strömungskanal 18 strömende Arbeitsmedium
heizen sich alle Komponenten der Gasturbine 1 auf. Aufgrund des Temperaturanstiegs
dehnen sich diese Komponenten, also auch der Rotor 3, die Laufschaufel 15, die Leitschaufeln
12 und das Innengehäuse 27 gegenüber ihrem kalten Zustand aus.
[0024] Wenn die Gasturbine 1 vollständig aufgeheizt ist und sich eine nicht mehr verändernde
Temperaturverteilung eingestellt hat, sind auch alle temperaturbedingten Dehnungen
abgeschlossen. Die Gasturbine 1 befindet sich dann in einem stationären Zustand.
[0025] FIG 2 zeigt das Detail II aus FIG 1, einen Querschnitt durch einen Führungsring 21
mit einer gegenüberliegenden Schaufel, nachdem alle temperaturbedingten Dehnungen
abgeschlossen sind. Dabei kann die in FIG 2 gezeigte Vorrichtung sowohl in der Turbineneinheit
8 und/oder im Verdichter 5 der Gasturbine 1 vorgesehen sein.
[0026] Die Schaufeln weisen jeweils ein im Querschnitt tropfenförmiges Schaufelprofil 19
auf, welches eines von einem Arbeitsmedium anströmbare Vorderkante 20 und eine Hinterkante
22 aufweist.
[0027] Eine sich zur Drehachse 2 der Gasturbinenrotors 3 zylindrisch oder konisch erstreckende
Wand 25 bildet einen Teil eines drehfesten Innengehäuses 27. Die Wand 25 umschließt
den ringförmigen Strömungskanal 18. Im Innengehäuse 27 bzw. in der Wand 25 ist eine
in Umfangrichtung laufende und im Querschnitt hammerförmige Nut 29 eingearbeitet,
in der der Führungsring 21 angeordnet ist. Somit umgreift auch der Führungsring 21
den Strömungskanal 18 koaxial zur Drehachse 2 des Rotors 3.
[0028] Zwischen der Wand 25 und dem Führungsring 21 kann eine Isolierschicht 26 ausgebildet
sein, welche den Führungsring 21 thermisch gegenüber der Wand 25 abschirmt und isoliert,
damit die Wand 25 bzw. das Innengehäuse 27 nicht ebenfalls in Richtung der Schaufel
schrumpft.
[0029] Der Führungsring 21 ist dabei aus einem Material gefertigt, welches unter Einwirkung
von Wärme, d.h. einer Temperaturerhöhung, sich ausdehnt, vorzugsweise sich dabei mehr
ausdehnt als die Wand 25 bzw. das Innengehäuse 27, d.h. der Führungsring 21 weist
einen größeren Wärmedehnungskoeffizienten auf als die Wand 25 bzw. das Innengehäuse
27.
[0030] Der Führungsring 21 ist im wesentlichen zur hammerförmigen Nut 29 korrespondierend
ausgebildet und liegt rückseitig unmittelbar, oder wie dargestellt, über die Isolierschicht
26 am Nutgrund der Nut 29 und vorderseitig an einer Anlagefläche 50 der Hinterschneidung
31 an, so dass der Führungsring 21 festliegt. Die Anlagefläche 50 bestimmt die radiale
Position des Führungsrings 21 und ist dabei radial weiter außen (oder innen) angeordnet
als die den Spitzen der Laufschaufeln 15 (bzw. Leitschaufeln 12) gegenüberliegende
Führungsfläche 33.
[0031] Der dem Strömungskanal 18 zugewandten Führungsfläche 33 des Führungsrings 21 liegt
die Laufschaufel 15, insbesondere deren Anstreifkante 35 gegenüber. Zwischen der Anstreifkante
35 jeder Laufschaufel 15 und der Führungsfläche 33 ist ein Radialspalt 36 geformt.
Beim Betrieb der Gasturbine dreht sich die Laufschaufel 15 unter der Fläche 33 hinweg,
hierzu ist zur Verdeutlichung die Drehachse 2 - an nicht maßstabsgetreuer Lage - angedeutet.
[0032] Auf der bezogen zur Führungsfläche 33 rückseitigen Fläche 37 des Führungsrings 21
ist eine Nut 39 eingearbeitet, die mit der Wand 25 oder, sofern vorhanden, mit der
Isolierschicht 26 einen sich in Umfangsrichtung verlaufenden, d.h. ringförmigen Versorgungskanal
41 formen.
[0033] Ferner erstrecken sich in Umfangsrichtung, d.h. koaxial zur Drehachse 2, mehrere,
vorzugsweise drei Kühlkanäle 43, welche über radiale Verbindungskanäle 45 mit dem
Versorgungskanal 41 kommunizieren.
[0034] Von der dem Strömungskanal 18 abgewandten Seite 47 der Wand 25 erstreckt sich durch
diese ein Zuführungskanal 49, welcher im Versorgungskanal 41 mündet.
[0035] Nach dem Abschalten der Gasturbine 1 kühlt das Gehäuse schneller aus als der Rotor
3, so dass die Dehnungen des Gehäuses schneller abnehmen bzw. zurückgehen und den
noch warmen und somit mehr ausgedehnten Rotor 3 einschnüren. Hierdurch verringert
sich das Spaltmaß des Radialspalts 36.
[0036] Im Falle eines frühzeitigen Starts der noch warmen Gasturbine 1, d.h. beim Warmstart,
bedingen die auf den Rotor 3 und die Laufschaufeln 15 und einwirkenden Fliehkräfte
ein zusätzliches radiales Wachstum, was den Radialspalt 36 derart verkleinern kann,
dass die Anstreifkanten 35 an der Führungsfläche 33 schadhaft anstreifen können.
[0037] Hier setzt die Erfindung ein. Vor der Wiederaufnahme des Betriebs der noch warmen
Gasturbine wird durch den Zuführungskanal 49 dem Versorgungskanal 41 Kühlmittel 51
zugeführt, welches von dort aus über die Verbindungskanäle 45 in den Kühlkanäle 43
gelangt und den Führungsring 21 kühlt. Das Kühlmittel 51 nimmt die im Führungsring
21 noch gespeicherte Wärme auf und wird anschließend über nicht gezeigte Öffnungen
entweder in den Strömungskanal 18 ausgeblasen werden oder über ebenso nicht dargestellte
Rückführkanäle aus dem Maschineninneren nach Außen zurückgeführt. Durch den Abtransport
der insbesondere führungsflächennahen Wärme aus dem Führungsring 21 gehen die temperaturbedingten
Materialdehnungen des Führungsrings 21 zurück. In Verbindung mit seiner radial außen
in der Nut 29 festgelegten örtlichen Lage verschiebt sich die den Strömungskanal 16
begrenzende Führungsfläche 33 radial nach außen in die Position 33'. Als Folge dessen
vergrößert sich der Radialspalt 36 um den Abstand X zu 36', wodurch die Gefahr des
Anstreifen der Laufschaufeln 15 an der Führungsfläche 33 bzw. 33' im Falle des Warmstarts
sich verringert. Dieser Effekt kann genutzt werden, um die Zeitdauer zwischen dem
Abfahren bzw. Ausschalten und dem Warmstart der Gasturbine zu verkürzen.
[0038] Das Verfahren ist besonders wirkungsvoll, wenn der Führungsring 21 gegenüber der
Wand 25 isoliert ist. Bei dieser Ausgestaltung wird lediglich der Führungsring 21
gekühlt, und nicht darüber hinaus noch die Wand 25. Dies führt zu einer besonders
effizienten Kühlung des Führungsrings 21 und verhindert, dass die Wand 25 sich ebenfalls
gleichartig mitbewegt. Damit wird sichergestellt, dass nur der Führungsring 21 seine
wärmebedingten Dehnungen zurücknimmt.
[0039] Nach bzw. während des Starts, also während des Anfahrprozesses der Gasturbine 1 erwärmt
sich das Gehäuse und dehnt sich. Das Gehäuse und auch das Innengehäuse 27 verschieben
sich radial nach außen. Die Gefahr des Anstreifens der Laufschaufeln 15 mit ihrer
Anstreifkante 35 an der Führungsfläche 33 der Führungsringe 21 ist vermindert, so
dass nach einer vorbestimmten Betriebsdauer die Kühlung der Führungsringe 21 eingestellt
werden kann.
[0040] Gleichzeitig heizt sich die Gasturbine 1 weiter auf, bis eine sich nicht mehr verändernde
Temperaturverteilung in ihr eingestellt hat.
[0041] Sofern das Material des Führungsrings 21 eine weitere Temperaturerhöhung erlaubt,
kann sogar anstelle des Kühlmittels 51 während des Betriebes der Gasturbine 1 ein
Heizmittel durch die Kanäle 49, 41 ,45 geleitet werden. Eine weitere Temperaturerhöhung
des Führungsrings 21 ruft eine zusätzliche Dehnung in Radialrichtung hervor, mit der
der Radialspalt 36 weiter verringert wird. Dies führt zu einer Wirkungsgradsteigerung,
da weniger Arbeitsmedium - im Verdichter 5 das zu komprimierende Gas und das in der
Turbineneinheit 8 das expandierende Heißgas 11 - durch den verkleinerten Radialspalt
36 ungenutzt entweichen kann.
[0042] Der Radialspalt 36 kann nicht nur zwischen einer radial außen liegenden Führungsfläche
33 und einer Laufschaufel 15 gebildet sein, sondern er kann auch zwischen der drehfesten
Leitschaufel 12 und der am Rotor 3 angeordneten Führungsfläche 23 liegen. Demnach
wäre Wand 25 Teil des Rotors 3, so dass dem Führungsring 23 eine Leitschaufel 12 gegenüberliegt.
In diesem Fall ändern sich auch die Verschiebrichtungen von außen nach innen.
[0043] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Veränderung der Radialspalte 36 ist besonders
für Verdichter 5 geeignet. Es kann aber auch in der Turbineneinheit 8 zum Einsatz
kommen.
1. Verfahren zur Veränderung eines zwischen einer Anstreifkante (35) einer Schaufel und
einer dieser gegenüberliegenden Führungsfläche (33) gebildeten Radialspaltes (36)
einer axial durchströmten Strömungsmaschine,
bei der ein die Führungsfläche (33) bildender Führungsring (21, 23) mit einem Kühlmittel
(51) beaufschlagbar ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
vor dem Start der Strömungsmaschine der Führungsring (21, 23) mit Kühlmittel (51)
beaufschlagt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
bei dem während des Starts der Gasturbine die Beaufschlagung des Führungsrings (21,
23) mit Kühlmittel (51) eingestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
bei dem das Kühlmittel (51) einer externen Kühlmittelquelle entnommen wird.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
bei dem als Kühlmittel (51) Luft oder Wasser eingesetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 2,
bei dem nach dem Start der Strömungsmaschine der Führungsring (21, 23) mit einem Heizmittel
beaufschlagt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
bei dem als Heizmittel Luft oder Dampf eingesetzt wird.
7. Verdichter (5) mit einer Vorrichtung zur Veränderung eines zwischen einer Anstreifkante
(35) einer Schaufel und einer dieser gegenüberliegenden Führungsfläche (33) gebildeten
Radialspaltes (36) des axial durchströmten Verdichters (5),
bei der ein die Führungsfläche (33) bildender Führungsring (21, 23) an einer Tragstruktur
befestigt ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Führungsring (21, 23) mit einem Kühlmittel (51) beaufschlagbar ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
bei der der Führungsring (21, 23) gegenüber der Tragstruktur thermisch isoliert ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 8,
bei der der Führungsring (21, 23) einen größeren Wärmeausdehnungskoeffizienten aufweist
als die Tragstruktur.
10. Vorrichtung nach Anspruch 7, 8 oder 9,
bei der die Tragstruktur eine Anlagefläche (50) aufweist, an der ein Führungsring
(21, 23) anliegt und
die Anlagefläche (50) radial weiter außen (oder innen) angeordnet als die den Anstreifkanten
(35) der Laufschaufeln (15) (bzw. Leitschaufeln (12)) gegenüberliegende Führungsfläche
(33).
11. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6.