[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur Herstellung eines Verschlussschlittens
einer Schusswaffe.
[0002] An den Verschluss werden die höchsten Anforderungen aller Bauteile einer Waffe gestellt.
Neben dem Verschlussschlitten mit dem eigentlichen Verschlussstück beinhaltet die
Baugruppe noch den Schlagbolzen, welcher die Zündung der Patrone bewirkt, und verschiedene
Sicherungssysteme. Seitliche Führungsschlitze in dem Verschlussschlitten ermöglichen
eine Vor- und Rückbewegung beziehungsweise ein Öffnen und Schließen des Verschlusses.
Das Öffnen kann entweder manuell durch Handkraft oder halbautomatisch über die gezündete
Patrone erfolgen. Letzteres ist typisch für das Selbstladeprinzip. Die gezündete Patrone
öffnet durch die stattfindende Gasentladung den Verschluss und die Patronenhülse wird
mit Hilfe eines Auszieherhebels aus dem Patronenlager gezogen und durch das Auswurffenster
hinauskatapultiert. Der durch Federkraft zurückschnellende, also erneut schließende
Verschlussschlitten nimmt auf seinem Weg die nächste Patrone aus dem Magazin mit und
führt sie dem Patronenlager in der Baugruppe Lauf zu.
[0003] Der Verschlussschlitten muss also in der Lage sein, die plötzlich auftretenden Kräfte
durch die gezündete Patrone aufzunehmen. Gefordert sind in erster Linie Zugfestigkeit,
Zähigkeit, Härte und eine gewisse Schlagunempfindlichkeit.
[0004] Die thermischen Belastungen sind bei schnellen Schusswechseln ebenfalls sehr hoch.
Der Bereich, welcher am stärksten belastet ist, wird als Stoßboden bezeichnet, da
sich hier die Hülse bei der Zündung abstützt.
[0005] Klassische Werkstoffe für Verschlussschlitten sind Kaltarbeitsstähle wie beispielsweise
ein X19NiCrMo4, welcher zunächst vergütet und nachfolgend spanend bearbeitet wird.
Diese Reihenfolge wird durch die komplexe Geometrie und die engen Toleranzen erzwungen.
Verzüge als Folge der Wärmebehandlung sind in der Regel nicht zu kompensieren.
[0006] Das der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Problem ist die Angabe eines Verfahrens
der eingangs genannten Art, das eine kostengünstige Herstellung eines Verschlussschlittens
ermöglicht.
[0007] Dies wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren der eingangs genannten Art mit den
kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 erreicht. Die Unteransprüche betreffen bevorzugte
Ausgestaltungen der Erfindung.
[0008] Gemäß Anspruch 1 ist vorgesehen, dass der Verschlussschlitten durch ein Metallpulverspritzgussverfahren
mit folgenden Verfahrensschritten hergestellt wird:
- Spritzen eines Grünlings in einer Spritzgussform;
- Abkühlen des Grünlings;
- Entbinderung des Grünlings zu einem Braunling;
- Sintern des Braunlings.
[0009] Durch ein Metallpulverspritzgussverfahren lässt sich ein Verschlussschlitten kostengünstig
herstellen. Im folgenden soll ein kurzer Überblick über das für die Herstellung anderer
Teile bekannte Metallpulverspritzgussverfahren (MIM-Verfahren) als solches gegeben
werden:
Der Metallpulverspritzguss ist prinzipiell eine Aneinanderreihung etablierter Fertigungsverfahren.
Die einzelnen Prozesses hierbei sind:
- Herstellen von Metallpulver;
- Herstellen von Binder;
- Mischen von Metallpulver und Binder;
- Verbinden beider Komponenten zum Feedstock;
- Formgebung durch Spritzguss;
- Entfernen des Binders;
- Sintern.
[0010] Grundlage des Ausgangsmaterials bilden sehr feine Pulver. Sie besitzen zumeist sphärische
Partikel um beim späteren Fließprozess im Werkzeug einen möglichst geringen Widerstand
zu bilden. Üblicherweise liegt die Partikelgröße unter 45 µm, variiert jedoch je nach
Art des eingesetzten Pulvers. Zur eigentlichen Herstellung des Pulvers nutzt man chemische
Verfahren oder eine Verdüsung mit Inertgasen. Analog zu anderen pulvermetallurgischen
Verfahren können auch bei der Herstellung von Pulvern für den Metallpulverspritzguss
reine, legierte, aber auch Mischpulver als Ausgangsmaterial vorliegen. Dies eröffnet
die Möglichkeit, eine relativ breite Werkstoffpalette zu nutzen, deren Eigenschaften
größtenteils recht unterschiedlich sind. Auch der Einsatz von Mischpulvern mit keramischem
Anteil oder beigefügten Fasermaterialien ist denkbar.
[0011] Die zweite Komponente des Ausgangswerkstoffs ist der organische Binder. Der Aufbau
des Binders resultiert aus den vielfältigen und auch widersprüchlichen Anforderungen,
so beispielsweise:
- einem guten Benetzungsverhalten;
- einer guten Fließfähigkeit in Verbindung mit dem Pulver;
- der Ermöglichung des thermischen Schrumpfens beim Spritzgussprozess;
- einer hohen Formstabilität bei der Handhabung des Grünlings;
- einer guten Entfernbarkeit aus dem Grünling ohne hierbei Relativbewegungen der Pulverpartikel
zu ermöglichen;
- einer möglichst rückstandsfreien Entfernung vor dem Sinterprozess;
- einer ökologischen Unbedenklichkeit.
[0012] Diese Anforderungen haben dazu geführt, dass sich unterschiedliche Rezepturen auf
dem Markt durchgesetzt haben. Keine erfüllt jedoch alle Anforderungen hundertprozentig.
Die Wahl des geeigneten Binders hängt von den Anforderungen an das spätere Bauteil
ab. Üblicherweise setzt sich aber ein Binder aus mindestens drei Komponenten zusammen,
wobei jede ihre eigene Aufgabe besitzt:
Komponente 1 wirkt als Haftvermittler zwischen organischem und metallischem Anteil.
Erzielt wird dies durch eine Oberflächen-Benetzung der Pulverpartikel.
Komponente 2 soll die Fließfähigkeit der gesamten Mischung für den Spritzgießprozess
gewährleisten. Ziel ist es also, der Fließbewegung einen möglichst geringen Widerstand
entgegenzusetzen.
Komponente 3 sichert dagegen eine hinreichende Grünlingfestigkeit und somit die Form-
und Maßhaltigkeit des Formkörpers. Diese Komponente wird zumeist erst beim Sinterprozess
und nicht, wie die beiden anderen Komponenten, bereits bei der Entbinderung aus dem
Formkörper entfernt.
[0013] Der nachfolgende Verfahrensschritt ist das Mischen des Pulvers mit dem organischen
Binder. Ziel hierbei ist es, eine homogene Durchmischung aller Bestandteile zu erreichen,
um auch im späteren Bauteil homogene Eigenschaften vorliegen zu haben. Besonders wichtig
ist dies beim Entbinderungsprozess und dem nachfolgenden Sintern, da hierdurch eine
gleichmäßige Schwindung über das gesamte Bauteil erzielt werden kann. Das Mischungsverhältnis
aus Pulver und Binder bewegt sich in der Regel um ein Verhältnis von 60 Vol.-% zu
40 Vol.-%. Anzustreben ist es, die Zwischenräume zwischen den Pulverpartikeln auszufüllen,
ohne deren Abstand zueinander zu vergrößern. Der Binder benetzt die Oberfläche der
Pulverpartikel und zerstört vorhandene Agglomerate, welche durch die Verwendung sehr
feiner Pulver gebildet werden. Der gesamte Prozess findet bei Temperaturen oberhalb
der Schmelztemperatur des Binders statt und wird zumeist in Mischern, Knetern oder
Extrudern durchgeführt. Die entstandene homogene Masse wird als Feedstock bezeichnet.
Sie wird abschließend zu einem rieselfähigen Granulat weiterverarbeitet, was den Transport
und die Lagerung vereinfacht. Das Granulat bietet ebenfalls die Möglichkeit, es in
handelsüblichen Spritzgießmaschinen einzusetzen.
[0014] Es besteht die Möglichkeit, fertige Feedstock-Produkte zu erwerben, wie beispielsweise
diejenigen der Firma BASF, die unter dem Handelsnamen CATAMOLD vertrieben werden.
[0015] Die Formgebung des Feedstocks erfolgt beim Metallpulverspritzguss durch ein Spritzgießen.
Zum Einsatz kommen handelsübliche Spritzgießmaschinen, die gegebenenfalls mit verschleißgeschützten
Zylindereinheiten ausgerüstet werden. Der Prozess erfolgt analog zum Spritzgießen
von Kunststoffen. Durch die Schnecke und eine externe Temperierung erfolgt die Plastifizierung
des Feedstocks. Gebräuchliche Drücke zum Einpressen in die Form liegen zwischen 500
und 2000 bar. Die Zuführung des Feedstocks erfolgt über einen Anguss und gegebenenfalls
mit diesem verbundene Angusskanäle. Ist die Masse im temperierten Werkzeug erstarrt,
findet wie bei den Kunststoffen ein Schwindungsprozess im Bereich von unter einem
Prozent statt. Über Auswerferstifte kann das Bauteil aus der Kavität gedrückt und
entnommen werden. Das Ergebnis ist der Grünling, welcher sehr verzugsempfindlich ist
und bis zur endgültigen Abkühlung bereits durch geringe Kräfte verformt werden kann.
Ein sorgfältiges Handling ist hier also oberstes Gebot. Der Grünling weist in der
Regel bei der Entnahme aus der Spritzgussform eine dem Anguss entsprechende Angussstange
und einen oder mehrere Angusskanäle auf.
[0016] Was die Bauteilgestaltung angeht, ist alles realisierbar, was auch bei Kunststoffspritzgussbauteilen
angewandt wird. Komplexe Geometrien lassen sich also durch den Einsatz von Schiebern
und den mehrteiligen Aufbau der Form darstellen. Soweit es die Formgestaltung ermöglicht,
sind selbst Hinterschneidungen, Querbohrungen oder fertige Gewinde herstellbar.
[0017] Der nächste Arbeitsschritt ist das Entbindern. So bezeichnet man den Prozess, bei
welchem der organische Anteil, also der Binder, aus dem
[0018] Grünling entfernt wird. Hierzu haben sich mehrere Verfahren durchgesetzt, die zumeist
in Abhängigkeit vom jeweils eingesetzten Binder arbeiten. Es lassen sich drei Grundprinzipien
unterscheiden:
[0019] Bei der thermischen Entbinderung werden die einzelnen organischen Substanzen durch
ein definiertes Aufheizen aus dem Grünling verdampft.
[0020] Die Lösungsmittelentbinderung arbeitet dagegen mit einem Lösungsmittel, beispielsweise
Aceton, welches die organischen Anteile aus dem Grünling herauslöst. Eine unlösliche
Binderkomponente gewährleistet weiterhin den Zusammenhalt des Gefüges und dampft beim
nachfolgenden Sinterprozess aus.
[0021] Die katalytische Entbinderung arbeitet analog zur Lösungsmittelentbinderung, jedoch
werden die organischen Komponenten nicht gelöst, sondern katalytisch in leicht zu
verdampfende Anteile zersetzt. Diese verdampfen dann im nachfolgenden Sinterprozess.
[0022] Unabhängig vom eingesetzten Verfahren erhält man als Zwischenprodukt nach der Entbinderung
einen äußerst porösen Formkörper, welcher lediglich durch einen Restbinderanteil von
ca. zehn Prozent der ursprünglichen Menge zusammengehalten wird. Man bezeichnet diese
Formkörper auch als Braunlinge. Der Restbinder verdampft schließlich vollständig im
nachfolgenden Sinterprozess. Moderne Durchlaufanlagen können das Entbindern und das
Sintern verknüpfen, so dass es zu einem fließenden Übergang zwischen beiden Prozessen
kommen kann.
[0023] Der Sinterprozess ist neben der Feedstockherstellung der know-howintensivste des
gesamten Metallpulverspritzgussverfahrens. Hierbei wird der Braunling bei Temperaturen
unterhalb des Schmelzpunktes der eingesetzten Legierung zu einem kompakten Körper
verdichtet. Es findet also eine Wärmebehandlung mit fester Phase statt. Eventuell
vorhandene Restbinderanteile werden in diesem Zuge ebenfalls verdampft. Durchgeführt
wird die Wärmebehandlung in speziellen Hochtemperaturöfen unter Schutzgasatmosphäre
oder im Vakuum. Der entstehende Schrumpfungsprozess ist abhängig von der Zusammensetzung
des verwendeten Feedstocks und liegt in der Regel zwischen 10% und 20% bezogen auf
die Ausgangsmaße des Grünlings beziehungsweise Braunlings. Ergebnis ist ein Bauteil
mit einer Enddichte oberhalb 96% der theoretischen Dichte. Dies gewährleistet einen
gasdichten und flüssigkeitsdichten Werkstoff, was bei vergleichbaren rein pulvermetallurgischen
Herstellungsprozessen nicht oder nur mit sehr hohem Anteil an Nachbearbeitung zu erzielen
ist. Eventuell vorhandene Restporen liegen fein verteilt und in geschlossener Form
als eingeformte Porositäten im Werkstoffgefüge vor. Die größte Schwierigkeit im Verlauf
dieses Prozessschrittes ist es, die Formstabilität des Bauteils bei den hohen Temperaturen
zu gewährleisten.
[0024] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann vorgesehen werden, dass der Grünling langsam,
insbesondere in einer Zeitspanne zwischen 10 und 25 Minuten abgekühlt wird. Durch
das langsame Abkühlen kann verhindert werden, dass sich im Grünling Verspannungen
bilden, die zu Rissen und Verzügen in dem Grünling oder später während des Sinterns
zu Rissen und Verzügen in dem Verschlussschlitten führen könnten.
[0025] Dabei kann insbesondere vorgesehen sein, dass zumindest während eines Teils des Abkühlvorgangs
unterschiedliche Teile des Grünlings die gleiche oder eine nur derart unterschiedliche
Temperatur aufweisen, dass in dem Grünling während des Abkühlens keine Risse und/oder
Verzüge entstehen. Insbesondere das gleichmäßige Abkühlen kann zur Vermeidung von
Rissen und Verzügen beitragen.
[0026] Dies kann beispielsweise dadurch erreicht werden, dass der Grünling in einem Durchlaufofen
abgekühlt wird. In einem Durchlaufofen können große Mengen von Grünlingen gleichzeitig
abgekühlt werden, so dass sich der Einsatz eines derartigen Durchlaufofens in der
Serienfertigung eignet.
[0027] Alternativ dazu besteht die Möglichkeit, dass der Grünling in einem Ölbad oder in
Kontakt zu erwärmten Teilen, insbesondere Metallteilen abgekühlt wird. Ein derartiges
Verfahren kann bei geringen Stückzahlen durchaus sinnvoll sein.
[0028] Der Grünling kann bei der Entnahme aus der Spritzgussform eine Angussstange und mindestens
einen Angusskanal aufweisen.
[0029] Es besteht die Möglichkeit, dass bei der Entnahme des Grünlings aus der Spritzgussform
der Grünling an der Angussstange gehalten wird. Es hat sich gezeigt, dass sich in
dem Grünling Verspannungen bilden können, wenn er an ungeeigneten Punkten zur Entnahme
aus der Spritzgussform gegriffen wird. Das Halten des Grünlings an der Angusstange
führt überraschender Weise nicht oder nur in sehr geringem Umfang zu Verspannungen
beziehungsweise Verformungen des Grünlings.
[0030] Es kann vorgesehen sein, dass die Entbinderung als katalytische Entbinderung durchgeführt
wird, insbesondere in Stickstoffatmosphäre unter Zugabe von Salpetersäure.
[0031] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung verbleibt die
Angussstange und/oder der mindestens eine Angusskanal bis nach dem Sintern des Braunlings
an dem zu fertigenden Verschlussschlitten. Insbesondere der mindestens eine Angusskanal
trägt wesentlich zur Stabilisierung des Grünlings beziehungsweise des Braunlings bei,
so dass bei dem Sintern die Gefahr von Rissen oder unerwünschten Verformungen deutlich
reduziert werden kann.
[0032] Vorzugsweise wird die Angussstange vor dem Sintern des Braunlings entfernt und in
eine Bohrung in dem zu fertigenden Verschlussschlitten eingeschoben, um in dieser
Bohrung als Abstützung während des Sinterns zu dienen. Aufgrund der Tatsache, dass
die Angussstange unter gleichen Bedingungen aus dem gleichen Werkstoff hergestellt
wurde wie der restliche Braunling, weist sie bei dem Sinterprozess die gleichen Schrumpfeigenschaften
auf und kann somit optimal zur Abstützung verwendet werden. Gleichzeitig wird die
Angussstange als typisches Abfallteil sinnvoll verwendet.
[0033] Es besteht die Möglichkeit, als Werkstoff für das Spritzen des Grünlings 100Cr6 oder
21 NiCrMo2 (CATAMOLD 8620 von BASF) oder 42CrMo zu verwenden. Diese Werkstoffe zeichnen
sich durch die erzielbaren Festigkeitswerte, aber auch durch ihre Elastizität und
Härte aus.
[0034] Weitere Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden deutlich anhand der
nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf die
beiliegenden Abbildungen. Darin zeigen
- Fig. 1
- eine schematische perspektivische Ansicht eines mit einem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten Verschlussschlittens;
- Fig. 2
- eine schematische perspektivische Ansicht des Verschlussschlittens gemäß Fig. 1 als
Grünling mit Angussstange und zwei Angusskanälen;
- Fig. 3
- eine Schnittansicht des Verschlussschlittens im Stadium gemäß Fig. 2;
- Fig. 4
- eine Fig. 3 entsprechende Schnittansicht des Verschlussschlittens als Braunling mit
einer von den Anguskanälen gelösten Angussstange, die in eine Bohrung des Verschlussschlittens
eingebracht ist.
[0035] Aus Fig. 1 ist ein typischer Verschlussschlitten1 ersichtlich, der mit einem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellt ist. Der Verschlussschlitten 1 weist in einem mittleren Bereich
ein Auswurffenster 2 auf, durch das bei der Bewegung des Verschlussschlittens 1 aufgrund
des Abfeuern eines Schusses die leere Patronenhülse ausgeworfen wird.
[0036] Der Verschlussschlitten ist in den Fig. 1 bis Fig. 4 jeweils mit unterschiedlichen
Bezugszeichen 1, 3, 4 versehen, weil in den Abbildungen unterschiedliche Stadien des
Herstellungsprozesses verdeutlicht sind. Dabei ist mit dem Bezugszeichen 1 der fertig
gesinterte Verschlussschlitten, mit dem Bezugszeichen 2 der Grünling nach dem Spritzen
und mit dem Bezugszeichen 3 der Braunling vor dem Sintern bezeichnet. In den Abbildungen
ist dabei nicht berücksichtigt, dass der Verschlussschlitten während des Übergangs
vom Grünling zum Braunling und zum gesinterten Endprodukt eine Schrumpfung erfährt.
[0037] Bei dem abgebildeten Ausführungsbeispiel wird als Ausgangsmaterial 100Cr6 für das
Spritzen des Grünlings 3 verwendet. Nach dem Spritzvorgang wird der Grünling 3 an
der Angussstange 5 (siehe dazu Fig. 2 und Fig. 3) gehalten und der nicht abgebildeten
Spritzgussform entnommen. Diesen der Spritzgussform entnommenen Grünling 3 zeigen
Fig. 2 und Fig. 3. Diesen Abbildungen ist entnehmbar, dass sich von der Angussstange
5 zwei Angusskanäle 6 in Längsrichtung des Grünlings 3 durch das Auswurffenster 2
erstrecken.
[0038] Der Grünling 3 wird in einem Durchlaufofen innerhalb von etwa 15 bis 20 Minuten von
etwa 100°C auf Raumtemperatur abgekühlt. Der Durchlaufofen gewährleistet dabei eine
Abkühlung sämtlicher Teile des Grünlings 3 mit etwa der gleichen Geschwindigkeit.
[0039] Nach der Abkühlung wird der Grünling 3 durch Behandlung mit Salpetersäure in einer
Stickstoffatmosphäre katalytisch zu einem Braunling 4 entbindert. Die Angussstange
5 kann entweder direkt nach dem Spritzen von dem Grünling 3 gelöst, beispielsweise
abgebrochen, werden, oder aber nach dem Abkühlen oder aber erst nach dem Entbindern
von dem Braunling 4 gelöst werden.
[0040] Fig. 3 und Fig. 4 ist entnehmbar, dass der Verschlussschlitten 1 beziehungsweise
der Grünling 3 und der Braunling 4 eine Bohrung 7 für die Aufnahme des Schlagbolzens
der mit dem Verschlussschlitten 1 zu bestückenden Schusswaffe aufweist. Damit die
diese Bohrung 7 umgebenden Teile des Braunlings 4 während des Sinterns abgestützt
werden, wird die abgebrochene Angussstange 5 in die Bohrung 7 eingebracht.
[0041] Die sich durch das Auswurffenster 2 in Längsrichtung des Verschlussschlittens 1 beziehungsweise
des Braunlings 4 erstreckenden Angusskanäle 6 werden während des Sinterns an dem Braunling
4 belassen, um diesem zusätzliche Stabilität zu verleihen. Die Angusskanäle 6 werden
nach Beendigung des Sinterns beispielsweise durch Abfräsen entfernt, so dass das Auswurffenster
2 freigelegt wird.
1. Verfahren zur Herstellung eines Verschlussschlittens (1) einer Schusswaffe,
dadurch gekennzeichnet, dass der Verschlussschlitten (1) durch ein Metallpulverspritzgussverfahren mit folgenden
Verfahrensschritten hergestellt wird:
- Spritzen eines Grünlings (3) in einer Spritzgussform;
- Abkühlen des Grünlings (3);
- Entbinderung des Grünlings (3) zu einem Braunling (4);
- Sintern des Braunlings (4).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Grünling (3) langsam, insbesondere in einer Zeitspanne zwischen 10 und 25 Minuten
abgekühlt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest während eines Teils des Abkühlvorgangs unterschiedliche Teile des Grünlings
(3) die gleiche oder eine nur derart unterschiedliche Temperatur aufweisen, dass in
dem Grünling (3) während des Abkühlens keine Risse und/oder Verzüge entstehen.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Grünling (3) in einem Durchlaufofen abgekühlt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Grünling (3) in einem Ölbad oder in Kontakt zu erwärmten Teilen, insbesondere
Metallteilen abgekühlt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Grünling (3) bei der Entnahme aus der Spritzgussform eine Angussstange (5) und
mindestens einen Angusskanal (6) aufweist.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Entnahme des Grünlings (3) aus der Spritzgussform der Grünling (3) an der
Angussstange (5) gehalten wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Entbinderung als katalytische Entbinderung durchgeführt wird, insbesondere in
Stickstoffatmosphäre unter Zugabe von Salpetersäure.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Angussstange (5) und/oder der mindestens eine Angusskanal (6) bis nach dem Sintern
des Braunlings (4) an dem zu fertigenden Verschlussschlitten (1) verbleibt.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Angussstange (5) vor dem Sintern des Braunlings (4) entfernt wird und in eine
Bohrung (7) in dem zu fertigenden Verschlussschlitten (1) eingeschoben wird, um in
dieser Bohrung (7) als Abstützung während des Sinterns zu dienen.
11. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Werkstoff für das Spritzen des Grünlings (3) 100Cr6 oder 21 NiCrMo2 (CATAMOLD
8620 von BASF) oder 42CrMo verwendet wird.