[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Hörhilfevorrichtung mit einem Mikrofon und
einem elektromagnetischen Empfänger als Eingangssignalwandler, einem Hörer als Ausgangssignalwandler,
wobei sich zu dem Mikrofon eine akustische Rückkopplung und zu dem elektromagnetischen
Empfänger oder einer nachgeschalteten elektrischen Komponente eine elektromagnetische
Rückkopplung ergibt, einer Signalverarbeitungseinrichtung, die zwischen die Eingangswandler
und den Ausgangswandler geschaltet ist, und einer adaptiven Kompensationseinrichtung,
die an die Signalverarbeitungseinrichtung angeschlossen ist und die ein einziges adaptives
Filter aufweist, zur Kompensation der akustischen Rückkopplung.
[0002] Neben akustischen Rückkopplungssignalen, die vom Hörgeräteausgang zu den Mikrofonen
des Hörgeräts überkoppeln und so zu Rückkopplungspfeifen führen können, besteht bei
Hörgeräten mit Telefonspulen darüber hinaus im Telefonspulenbetrieb die Gefahr einer
elektrischen bzw. elektromagnetischen Rückkopplung zwischen dem Hörgerätehörer und
der Telefonspule, die ebenfalls zu Rückkopplungspfeifen führen kann. Bisher wurden
diese Probleme hauptsächlich durch geschickte Platzierung und Schirmung der betroffenen
Komponenten, insbesondere des Hörgerätehörers, gelöst.
[0003] Aus der
DE 103 13 330 A1 ist die gewichtete Kombination von zwei Mikrofonsignalen MS1 und MS2 von Mikrofonen
M1 und M2 bekannt. Damit kann der Einfluss eines akustischen Störsignals auf den Empfang
eines Richtmikrofonsystems richtungsabhängig unterdrückt werden.
[0004] Aus der
EP 1 307 072 A2 ist ein Hörgerät mit drei Mikrofonen bekannt, bei dem an eines der Mikrofone ein
Verzögerungselement angeschlossen ist. Diese Anordnung soll störende akustische Effekte
bei Ein-, Aus- oder Umschaltvorgängen vermeiden.
[0005] Aus der Druckschrift
EP 1 367 856 A2 ist jedoch auch eine Vorrichtung und ein Verfahren zur elektrischen Feedback-Reduktion
bei Hörsystemen bekannt. Dazu wird eine Verstärkervorrichtung vorgeschlagen, die neben
einer Verstärkereinrichtung, welche einen akustischen und einen induktiven Eingang
aufweist, zwei getrennte Kompensationspfade aufweist. In dem ersten Kompensationspfad
wirkt eine erste Filtereinrichtung zur Kompensation einer akustischen Rückkopplung
und in dem zweiten Kompensationspfad wirkt eine zweite Filtereinrichtung zur Kompensation
einer induktiven Rückkopplung. Auf diese Weise können die beiden sehr verschiedenen
Rückkopplungen individuell kompensiert werden, ohne ein gemeinsames, aufwändiges Filter
zu verwenden.
[0006] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine Hörhilfevorrichtung mit
einem Mikrofon und einem elektromagnetischen Empfänger als Eingangswandler im Hörkomfort
zu verbessern bzw. zu vereinfachen.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch eine Hörhilfevorrichtung mit einem
Mikrofon und einem elektromagnetischen Empfänger als Eingangssignalwandler, einem
Hörer als Ausgangssignalwandler, wobei sich zu dem Mikrofon eine akustische Rückkopplung
und zu dem elektromagnetischen Empfänger oder einer nachgeschalteten elektrischen
Komponente eine elektromagnetische Rückkopplung ergibt, einer Signalverarbeitungseinrichtung,
die zwischen die Eingangswandler und den Ausgangswandler geschaltet ist, und einer
adaptiven Kompensationseinrichtung, die an die Signalverarbeitungseinrichtung angeschlossen
ist und die ein einziges adaptives Filter aufweist, zur Kompensation der akustischen
Rückkopplung, wobei die Kompensationseinrichtung gleichzeitig zur Kompensation der
elektromagnetischen Rückkopplung dient und zwischen den elektromagnetischen Empfänger
und die Signalverarbeitungseinrichtung ein Verzögerungsglied geschaltet ist. Hierdurch
kann gewährleistet werden, dass sowohl die akustische Rückkopplung als auch die elektromagnetische
Rückkopplung durch ein einfaches adaptives Filter kompensiert werden.
[0008] Darüber hinaus ist erfindungsgemäß vorgesehen eine Hörhilfevorrichtung mit einem
Mikrofon, einem elektromagnetischen Empfänger und einer Signalverarbeitungseinrichtung
zur Verarbeitung der Signale des Mikrofons und/oder des elektromagnetischen Empfängers
sowie einer Gewichtungseinrichtung, mit der das Signal des Mikrofons und/oder des
elektromagnetischen Empfängers vor der Verarbeitung durch die Signalverarbeitungseinrichtung
individuell gewichtbar ist/sind, so dass beide Signale in dem entsprechenden Gewichtungsverhältnis
durch die Hörhilfevorrichtung hörbar sind. Damit kann die Hörhilfe im reinen Mikrofonbetrieb,
im reinen Telefonspulenbetrieb und im Mischbetrieb eingesetzt werden.
[0009] Vorzugsweise ist auch bei der Hörhilfevorrichtung mit dem gemeinsamen adaptiven Filter
zur Kompensation der akustischen und elektromagnetischen Rückkopplungen zwischen die
Eingangswandler und die Signalverarbeitungseinrichtung eine Gewichtungseinrichtung
geschaltet, so dass die Signale der Eingangswandler individuell gewichtbar sind. Damit
lässt sich in sämtlichen Betriebsmodi (Mikrofonbetrieb, Spulenbetrieb oder Mischbetrieb)
stets eine Kompensation mit einfachen Mitteln erzielen.
[0010] In einer speziellen Ausführungsform kann vor die Signalverarbeitungseinrichtung eine
Additionseinrichtung geschaltet sein, um die gewichteten Signale zu addieren. Dies
bedeutet, dass die gewichteten Eingangssignale der Eingangssignalwandler vor der weiteren
Signalverarbeitung zusammengeführt werden.
[0011] Bei einer weiteren speziellen Ausführungsform kann die Kompensationseinrichtung ein
Zeitglied umfassen, dessen Verzögerung der Laufzeit des akustischen Rückkopplungssignals
entspricht, wobei die Verzögerung durch das Verzögerungsglied zwischen dem elektromagnetischen
Empfänger und der Signalverarbeitungseinrichtung der Differenz der Laufzeiten des
akustischen und des elektromagnetischen Rückkopplungssignals entspricht. Dadurch kann
bei digitaler Signalverarbeitung das adaptive Filter kurz gehalten werden.
[0012] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert,
in denen zeigen:
- FIG 1
- eine Prinzipschaltung eines Hörgeräts mit gewichtbaren Eingangssignalen und zwei Kompensationspfaden
und
- FIG 2
- ein Prinzipschaltbild eines Hörgeräts mit zwei gewichtbaren Eingangssignalen und einem
einzigen Kompensationspfad.
[0013] Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung dar.
[0014] In dem ersten Ausführungsbeispiel gemäß FIG 1 wird das Signal eines Lautsprechers
L des Hörgeräts über einen akustischen Rückkopplungspfad R1 mit der entsprechenden
Übertragungsfunktion h1 an das Mikrofon M des Hörgeräts rückgekoppelt. In ähnlicher
Weise wird ein elektromagnetisches Signal des Lautsprechers L über einen elektromagnetischen
Rückkopplungspfad R2, der die entsprechende Übertragungsfunktion h2 besitzt, an eine
Telefonspule T rückgekoppelt. Die Eingangssignalwandler M und T geben entsprechende
Ausgangssignale ab. Das Ausgangssignal des Mikrofons M wird in einer Gewichtungseinheit
G1 mit dem Gewichtungsfaktor a gewichtet, während das Ausgangssignal der Telefonspule
T in einer Gewichtungseinheit G2 mit dem Gewichtungsfaktor b gewichtet wird.
[0015] Zur Kompensation des akustischen Rückkopplungssignals wird das Eingangssignal des
Lautsprechers L über ein erstes Zeitglied T1 an ein adaptives Filter AF1 mit der veränderbaren
Übertragungsfunktion h1 geleitet. Das Ausgangssignal des adaptiven Filters AF1 wird
in einem ersten Subtrahierer S1 von dem gewichteten Mikrofonsignal subtrahiert. Das
Ausgangssignal des Subtrahierers S1 dient unter anderem zur Adaption des Filters AF1.
[0016] Analog zu dem akustischen Kompensationspfad T1, AF1 ist ein elektromagnetischer Kompensationspfad
T2, AF2 mit dem zweiten Zeitglied T2 und dem adaptiven Filter AF2, dessen Übertragungsfunktion
h2 ist, vorgesehen. Das Ausgangssignal des adaptiven Filters AF2 wird mit Hilfe eines
zweiten Subtrahierers S2 von dem gewichteten Signal der Telefonspule T subtrahiert.
Auch hier wird das Ausgangssignal des Subtrahierers S2 zur Adaption des zweiten Adaptionsfilters
AF2 verwendet.
[0017] Die Ausgangssignale der Subtrahierer S1 und S2 werden in einem Addierer A1 addiert
und das Summensignal wird einer Signalverarbeitung SV zugeführt. Das Ausgangssignal
der Signalverarbeitung speist den Lautsprecher L.
[0018] Das elektrische Feedback zwischen Hörer bzw. Lautsprecher L und Mikrofonspule bzw.
Telefonspule T wird also genauso kompensiert wie das akustische Feedback, indem der
Übertragungspfad zwischen Lautsprecher L und Telefonspule T durch ein adaptives Filter
AF2 modelliert und das mit diesem Filter AF2 gewichtete Hörersignal vom Spulenausgang
subtrahiert wird.
[0019] Die Signale der Eingangswandler sind mit den Faktoren a und b gewichtbar. Dadurch
lässt sich das Verhältnis zwischen den jeweils aufgenommenen Signalen beeinflussen.
Wird beispielsweise a = 1, b = 0 gesetzt, so liegt reiner Mikrofonbetrieb vor. Wird
hingegen a = 0, b = 1 gesetzt, so liegt Spulenbetrieb vor. Sind die Faktoren a und
b anders gewählt, so ist ein Mischbetrieb gewünscht, bei dem sowohl das Signal des
Mikrofons als auch das der Telefonspule in der Signalverarbeitung SV verarbeitet und
über den Lautsprecher L dargeboten werden.
[0020] Die "Umschaltung" zwischen Mikrofon- und Spulenbetrieb kann dabei gesteuert über
einen (Telefon-)Klassifikator durchgeführt werden. Dieser erkennt, ob am Mikrofon
M und/oder an der Telefonspule T Nutzsignale - in den meisten Fällen Sprache - anliegen
und schaltet dann automatisch gegebenenfalls übergangslos in den jeweils vorgesehenen
Betrieb, z. B. reiner Mikrofonbetrieb, reiner Spulenbetrieb oder Mischbetrieb.
[0021] Eine zweite Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist in FIG 2 skizziert. Der
prinzipielle Aufbau des Hörgeräts mit Lautsprecher L, Mikrofon M, Telefonspule T und
Signalverarbeitung SV entspricht dem des Ausführungsbeispiels von FIG 1. Folglich
existieren auch der akustische Rückkopplungspfad R1 mit der Übertragungsfunktion h1
und der elektromagnetische Rückkopplungspfad R2 mit der Übertragungsfunktion h2.
[0022] Die Ausgangssignale von Mikrofon M und Telefonspule T werden auch hier mit den Gewichtungseinheiten
G1 und G2 durch die Faktoren a und b gewichtet. Zwischen der Telefonspule T und der
zugeordneten Gewichtungseinheit G2 ist hier zusätzlich ein Zeitglied T4 vorgesehen,
um der langsameren akustischen Rückkopplung Rechnung zu tragen. Nach der Gewichtung
in den Gewichtungseinheiten G1 und G2 werden die beiden Signale in einem Addierer
A2 addiert.
[0023] Das Eingangssignal des Lautsprechers L wird über einen Kompensationspfad, der über
ein Zeitglied T3 und über ein adaptives Filter AF3 verfügt, rückgekoppelt. Das adaptive
Filter AF3 besitzt die Übertragungsfunktion h. Das Ausgangssignal des adaptiven Filters
AF3 wird in einem Subtrahierer S3 vom Ausgangssignal des Addierers A2 subtrahiert.
Das Ausgangssignal des Subtrahierers S3 wird der Signalverarbeitung SV zugeführt,
deren Ausgangssignal den Lautsprecher L speist.
[0024] Die Kompensation der akustischen und elektromagnetischen Rückkopplungssignale erfolgt
hier also durch das gemeinsame, adaptive Filter AF3. Für reinen Mikrofonbetrieb (a
= 1, b = 0) bzw. reinen Spulenbetrieb (a = 0, b = 1) übernimmt das Filter AF3 entweder
die Adaption auf die Rückkopplung R1 mit der Übertragungsfunktion h1 oder die Rückkopplung
R2 mit der Übertragungsfunktion h2. Somit sollte das Zeitglied T3 entweder auf den
Wert des Zeitglieds T1 oder den des Zeitglieds T2 aus dem Beispiel von FIG 1 gesetzt
werden. Die Zeitverzögerung im Zeitglied T4 bleibt hierbei auf 0.
[0025] Von besonderem Interesse ist jedoch der Mischbetrieb (a, b beliebig). Hier kann das
adaptive Filter AF3 gleichzeitig die Adaption auf beide Signalpfade übernehmen. Dazu
muss der Wert des Zeitglieds T3 auf den des Zeitglieds T1 gesetzt werden (T3 = T1).
Außerdem muss T4 = T1 - T2 gesetzt werden, so dass das Spulensignal um die größere
akustische Laufzeit (T1 > T2) verzögert wird.
[0026] Bei digitaler Signalverarbeitung und einer Abtastrate von 20 kHz darf T4 bei maximal
etwa 15 Abtastwerten liegen, so dass diese Verzögerung nicht wahrgenommen wird. Falls
man die Verzögerung T4 vermeiden will, kann man alternativ T4 = 0 und T3 = T2 setzen,
muss dann allerdings im "worst case" das adaptive Filter AF3 um bis zu T1 - T2 Filterwerte
verlängern. Diese Verlängerung resultiert daraus, dass durch das adaptive Filter die
beiden Rückkopplungssignale mit den unterschiedlichen Laufzeiten kompensiert werden
müssen.
1. Hörhilfevorrichtung mit
- einem Mikrofon (M) und einem elektromagnetischen Empfänger (T) als Eingangssignalwandler,
- einem Hörer (L) als Ausgangssignalwandler, wobei sich zu dem Mikrofon eine akustische
Rückkopplung (R1) und zu dem elektromagnetischen Empfänger oder einer nachgeschalteten
elektrischen Komponente eine elektromagnetische Rückkopplung (R2) ergibt,
- einer Signalverarbeitungseinrichtung (SV), die zwischen die Eingangswandler und
den Ausgangswandler geschaltet ist, und
- einer adaptiven Kompensationseinrichtung, die an die Signalverarbeitungseinrichtung
(SV) angeschlossen ist und die ein einziges adaptives Filter (AF3) aufweist, zur Kompensation
der akustischen Rückkopplung (R1),
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Kompensationseinrichtung gleichzeitig zur Kompensation der elektromagnetischen
Rückkopplung (R2) dient, und
- zwischen den elektromagnetischen Empfänger (T) und die Signalverarbeitungseinrichtung
(SV) ein Verzögerungsglied (T4) geschaltet ist.
2. Hörhilfevorrichtung nach Anspruch 1, wobei zwischen die Eingangswandler und die Signalverarbeitungseinrichtung
(SV) eine Gewichtungseinrichtung (G1, G2) geschaltet ist, so dass die Signale der
Eingangswandler individuell gewichtbar sind.
3. Hörhilfevorrichtung mit
- einem Mikrofon (M),
- einem elektromagnetischen Empfänger (T) und
- einer Signalverarbeitungseinrichtung (SV) zur Verarbeitung der Signale des Mikrofons
(M) und/oder elektromagnetischen Empfängers (T),
gekennzeichnet durch
- eine Gewichtungseinrichtung (G1, G2), mit der das Signal des Mikrofons (M) und/oder
des elektromagnetischen Empfängers (T) vor der Verarbeitung durch die Signalverarbeitungseinrichtung (SV) individuell gewichtbar ist/sind, so dass
beide Signale in dem entsprechenden Gewichtungsverhältnis durch die Hörhilfevorrichtung hörbar sind.
4. Hörhilfevorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, wobei vor die Signalverarbeitungseinrichtung
(SV) eine Additionseinrichtung (A1, A2) geschaltet ist, um die gewichteten Signale
zu addieren.
5. Hörhilfevorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 4, wobei die Kompensationseinrichtung
ein Zeitglied (T3) umfasst, dessen Verzögerung der Laufzeit des akustischen Rückkopplungssignals
entspricht, und wobei die Verzögerung durch das Verzögerungsglied (T4) der Differenz
der Laufzeiten des akustischen und des elektromagnetischen Rückkopplungssignals entspricht.