[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Es ist bekannt, zur Herstellung von Tabletten und ähnlichen Preßlingen Rundläuferpressen
zu verwenden. Diese weisen einen um eine vertikale Achse drehbar gelagerten und angetriebenen
Rotor auf, wobei der Rotor eine Matrizenscheibe und Stempelführungen für Ober- und
Unterstempel aufweist. Diese Ober- und Unterstempel werden von geeigneten Steuerkurven
geführt und in mindestens einer Preßstation sind eine obere und eine untere Preßrolle
oder Druckrolle angeordnet, mit deren Hilfe die Preßstempel das in den Matrizen befindliche
zu komprimierende Material verpressen.
[0003] Manche zu verpressenden Materialien neigen dazu, nach dem Preßvorgang an der Preßfläche
der Oberstempel anzuhaften, wenn der Oberstempel seinen Rückhub beginnt. Dieser Effekt
führt dazu, dass die Oberfläche des Preßlings nicht die gewünschte Qualität hat und
zudem den nächsten Preßvorgang ungünstig beeinflußt. Aus
EP 0 448 190 B1 oder
DE 88 16 064 U1 ist bekannt geworden, die Stempel drehbar in den Stempelführungen zu lagern und während
des Rückhubs nach einem Preßvorgang in Drehung zu versetzen. Mit Hilfe der Drehung
der Stempel wird der Anhafteffekt weitgehend unterbunden. Aus
DE 100 24 340 C2 ist bekannt, einen Stempeleinsatz drehbar im Stempelschaft zu lagern, wobei der Einsatz
einen Ansatz aufweist, der zwischen zwei axial beabstandeten Anschlägen schraubenlinienförmig
geführt wird. Eine Feder spannt den Einsatz vom Stempelschaft fort nach unten.
[0004] Während des Rückhubs der Oberstempel findet eine Entlastung statt, bei der sich der
Oberstempel normalerweise innerhalb der Matrize befindet .Ist der Preßling unrund,
beispielsweise quadratisch, kommt eine Drehung der Preßstempel bzw. der Einsätze nicht
in Betracht.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betrieb einer Rundläuferpresse
anzugeben, bei dem ein Entfernen der Preßlinge ohne Anhaften von Material des Preßlings
unabhängig von der Querschnittsform der Matrizen möglich ist.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0007] Bei dem Verfahren nach der Erfindung ruht der Oberstempel mit seinem Eigengewicht
nach wie vor auf dem Preßling, wenn dieser mit Hilfe des Unterstempels aus der Matrize
ausgestoßen wird. Sobald der Preßling unmittelbar oberhalb der Oberkante der Matrize
ist, kann er von einem Abstreifer abgestreift werden, wobei während dieses Vorgangs
zumindest noch vorübergehend der Oberstempel weiterhin auf dem Preßling aufsteht.
Es versteht sich, dass der Oberstempel von einem Kurvenabschnitt der oberen Steuerkurve
erfaßt werden muß, bevor der Abstreifer den Preßling vollständig zwischen den Stempeln
fortgeschoben hat, da anderenfalls der Oberstempel mit seiner Preßfläche mit dem Abstreifer
in Eingriff treten würde, was naturgemäß vermieden werden muß.
[0008] Eine Rundläuferpresse nach der Erfindung sieht Steuerkurven vor, wobei in Drehrichtung
des Rotors hinter der Preßstation die Oberstempel in der Höhe nicht geführt sind,
wodurch die Oberstempel in diesem Bereich durch Eigengewichte nach unten "vorgespannt"
sind. Sie können daher weiterhin auf dem Preßling aufstehen und diesen mit ihrem Gewicht
belasten. Das Abschieben des Preßlings zwischen den Preßflächen der Stempel erfolgt
über eine gewisse Strecke, mindestens z.B. 0,5 mm, bevor der Oberstempel dann abgehoben
wird.
[0009] Aus den obigen Gründen versteht sich, dass der Abstreifer eine Dicke hat, die kleiner
ist als die Dicke des Preßlings. Vorzugsweise greift der Abstreifer etwa mittig zwischen
den Preßflächen am Preßling an, um diesen abzustreifen.
[0010] Während des Abstreifens ist es nach einer Ausgestaltung der Erfindung vorteilhaft,
wenn ein Kurvenabschnitt der unteren Führungskurve für die Unterstempel horizontal
verläuft, wodurch der Preßling nicht weiter angehoben wird als minimal oberhalb der
Oberseite der Matrizenplatte.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Rundläuferpresse weisen folgende
Vorteile auf: Durch das Abstreifen mit der Auflast durch den Oberstempel wird ein
Anhaften von Preßlingsmaterial an den Preßflächen der Stempel verhindert. Dadurch
wird eine kontinuierliche Produktion gewährleistet. Reinigungsprozesse an den Stempelpreßflächen
entfallen. Die mechanischen Vorkehrungen an der Rundläuferpresse zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens sind denkbar einfach. Insgesamt können problematische
Produktmischungen in Rundläuferpressen verpreßt werden, was bislang nicht möglich
war.
[0012] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand von Zeichnungen näher
erläutert.
- Fig. 1
- zeigt die Draufsicht auf einen Rotor einer Rundläuferpresse nach der Erfindung.
- Fig. 2
- zeigt einen Teil der Abwicklung der Vorgänge bei einer Rundläuferpresse an einem Stempelpaar.
[0013] In Fig. 1 ist ein Rotor 10 einer Rundläuferpresse angedeutet, bei dem auf einem Teilkreis
Matrizen 12 in einer Matrizenscheibe angeordnet sind, zur Aufnahme von zu verpressendem
Material. Das Einfüllen des zu verpressenden Materials erfolgt in einer Fülleinrichtung
14, die im Einzelnen nicht weiter beschrieben werden soll. Mit Hilfe der Befülleinrichtung
ist es möglich, eine Sorte oder mehrere Schichten von Material in die Matrizen einzufüllen.
Dem Rotor 10 sind Ober- und Unterstempel zugeordnet, die in Figur 1 nicht gezeigt
sind. Sie werden von geeigneten Steuerkurven während des Umlaufs des Rotors 10, der
von einer geeigneten Antriebsvorrichtung um eine vertikale Achse drehend angetrieben
ist, in ihrer Höhenlage gesteuert. In einer ersten Preßstation 16 sind zwei Druckrollen
übereinander angeordnet, von denen eine bei 18 dargestellt ist. Die Druckrollen drücken
Unter- und Oberstempel in die Matrizen 12 hinein, um das Material zu verpressen. Eine
zweite Preßstation 20 weist ebenfalls zwei übereinander liegende Druckrollen auf,
von denen eine bei 22 zu erkennen ist. In der Preßstation 20 erfolgt die fertige Verpressung
des Materials in den Matrizen 12. Ein derartiger Aufbau bzw. eine derartige Funktion
einer Rundläuferpresse ist allgemein bekannt.
[0014] In Figur 2 ist der beschriebene Ablauf schematisch in Abwicklung dargestellt. Die
Darstellung erfolgt anhand eines Stempelpaars mit einem Oberstempel 24 und einem Unterstempel
26. Die Matrizen 12 sind schraffiert angedeutet. Die Steuerkurve für die Oberstempel
24 ist sehr schematisch bei 26a gezeigt. Die Steuerkurve für die Unterstempel 26 ist
sehr schematisch bei 28 gezeigt. In der Füllposition sind Ober- und Unterstempel 24,
26 in einer am weitesten voneinander entfernten Position, wobei der Unterstempel 26
seine Befüllposition eingenommen hat. Zu verpressendes Material 30 ist punktiert angedeutet.
Bei der weiteren Drehung des Rotors wird zunächst der Oberstempel 24 abgesenkt (2b).
In der ersten Preßstation 16 erfolgt mit Hilfe der Druckrollen eine Verpressung des
Materials zu einem Vorpreßling. In der folgenden Preßstation 20 erfolgt eine Verformung
des Materials zum fertigen Preßling 32. Hinter der zweiten Preßstation 20 wird der
Unterstempel 26 durch die Steuerkurve angehoben, wodurch der Preßling 32 aus der Matrize
12 ausgestoßen wird. Man erkennt, dass die obere Steuerkurve 26 hinter der zweiten
Preßstation 20 eine Lücke hat. Beim Hochfahren des Unterstempels bleibt der Oberstempel
24 auf dem Preßling 32 stehen und wird mit angehoben. Der Unterstempel 26 gelangt
zu einem Steuerkurvenabschnitt 34, der horizontal verläuft, wodurch der Preßling 32
nur minimal oberhalb der Oberseite der Matrize 12 angehoben bleibt. Hierbei nähert
sich der Preßling 32 dem stationären Abstreifer 36, der den Preßling 32 zwischen den
einander gegenüberliegenden Preßflächen von Ober- und Unterstempel herausschiebt.
Die Dicke des Abstreiferblechs 36 ist geringer als die Dicke des Preßlings 32 und
der Abstreifer greift annähernd mittig am Preßling an. Nachdem der Abstreifer 36 den
Preßling 32 um eine gewisse Strecke zwischen den Preßflächen von Ober- und Unterstempel
herausgeschoben hat, wird der Oberstempel 24 von einem Steuerkurvenabschnitt 38 erfaßt
und angehoben, wodurch der Abstreifer 36 den Preßling endgültig auf die Oberseite
der Matrizenscheibe schiebt, von wo er dann in einen Ablaufkanal 40 (Figur 1) gelangt.
1. Verfahren zum Betrieb einer Rundläuferpresse, die einen um eine vertikale Achse drehend
angetriebenen Rotor mit einer Matrizenscheibe und Ober- und Unterstempeln aufweist,
die in Führungen des Rotors vertikal geführt mit Bohrungen von Matrizen in der Matrizenscheibe
zusammenwirken, wobei mindestens eine Preßstation vorgesehen ist, die eine obere und
eine untere Druckrolle aufweist, an denen die Preßstempel vorbeilaufen und durch welche
sie in Richtung Matrizenbohrung bewegt werden zwecks Verpressung des Materials in
der Matrizenbohrung, wobei nach dem Verpressen Ober- und Unterstempel angehoben werden,
wodurch der Unterstempel einen Preßling aus der Matrize ausstößt und der Preßling
anschließend von einem Abstreifer in Richtung eines Ablaufs abgestreift wird, dadurch gekennzeichnet, dass während des Ausstoßvorgangs eines Preßlings der Oberstempel auf dem Preßling aufsteht
und mit diesem angehoben wird und der Abstreifer den Preßling seitlich erfaßt, während
der Oberstempel noch auf dem Preßling aufsteht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstreifer beim Abschieben des Preßlings relativ zum Rotor mindestens eine Strecke
von 0,5 mm zurücklegt, bevor der Oberstempel angehoben wird.
3. Rundläuferpresse mit einem um eine vertikale Achse drehend angetriebenen Rotor, einer
Matrizenscheibe und Ober- und Unterstempeln, die Entführungen des Rotors vertikal
geführt mit Bohrungen von Matrizen in der Matrizenscheibe zusammenwirken, mindestens
einer Preßstation, die eine obere und eine untere Druckrolle aufweist, an denen die
Preßstempel vorbeilaufen und durch welche sie in Richtung Matrizenbohrung bewegt werden
zwecks Verpressung des Materials in der Matrizenbohrung und Steuerkurven für Ober-
und Unterstempel, welche die Höhenlage von Ober- und Unterstempel steuern, dadurch gekennzeichnet, dass in Bewegungsrichtung des Rotors (10) hinter der Preßstation (20) in einem kurzen
Abschnitt die Oberstempel (24) horizontal nicht unterstützt ist, und an den Abschnitt
sich ein Steuerkurvenabschnitt (38) anschließt, durch den die Oberstempel (24) angehoben
werden.
4. Rundläuferpresse nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerkurve (28) für die Unterstempel (26) im Bereich des Abstreifers (36) einen
horizontalen Abschnitt (34) aufweist, der so angeordnet ist, dass das obere Ende des
Unterstempels mit der Oberseite der Matrize bzw. der Matrizenplatte abschließt.
5. Rundläuferpresse nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstreifer (36) eine geringere Dicke als der Preßling (32) aufweist und annähernd
mittig am Preßling (32) angreift.