[0001] Die Erfindung betrifft eine Rollenwickeleinrichtung mit einer Materialbahnquelle
und einer Aufwickelstation, die mindestens eine Wickelposition aufweist, und einer
Hilfseinrichtung, die eine Materialbahn im Bereich der Materialbahnquelle in voller
Breite erfaßt.
[0002] Eine derartige Rollenwickeleinrichtung ist aus
EP 0 820 946 B1 bekannt. Hier ist die Materialbahnquelle durch eine Vorratsrolle gebildet, beispielsweise
einen Tambour. Um das Einführen der Materialbahn zu erleichtern, wird die Materialbahn,
nachdem sie von der Vorratsrolle abgezogen worden ist, über eine Schneideinrichtung
geführt, die eine Spitze aus der Materialbahn schneidet. Zu diesem Zweck weist die
Rollenwickeleinrichtung mindestens ein Messer auf, das beim Durchziehen der Materialbahn
quer zur Bewegungsrichtung der Materialbahn seitlich verlagerbar ist. Auf diese Weise
ist es möglich, mit dem Messer einen Schnitt zu erzeugen, der unter einem Winkel zur
Bewegungsrichtung der Materialbahn verläuft. Die Spitze hat den Vorteil, daß die Materialbahn
leichter gehandhabt werden kann. Sie hat aber mehrere Nachteile. Zum einen geht ein
gewisser Anteil der Materialbahn verloren. Dies ist der Teil, in dem die Materialbahn
nach dem Schneiden der Spitze nicht mehr in voller Breite vorliegt. Der Einführvorgang
benötigt relativ viel Zeit, weil man die Materialbahn nach Erreichen der Wickelposition
so weit vorziehen muß, bis sie in voller Breite an der Wickelposition angekommen ist.
Dieses Vorziehen erfolgt in der Regel mit einer Geschwindigkeit, die kleiner ist als
die Wikkelgeschwindigkeit. Dementsprechend geht relativ viel Zeit verloren. Man muß
entweder eine Bedienungsperson oder einen Sensor vorsehen, die feststellen, wann die
Materialbahn die volle Breite erreicht hat. Eine derartige Überwachung enthält eine
zusätzliche Fehlermöglichkeit, die die Automatisierung erschwert.
[0003] Aus der nachveröffentlichten
DE 10 2004 049 720 A1 ist eine Rollenwickeleinrichtung bekannt, bei der die Hilfseinrichtung dazu verwendet
wird, die Materialbahn von der Abwickelstation bis zur Aufwickelstation zu bewegen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Automatisierungsmöglichkeiten zu verbessern.
[0005] Diese Aufgabe wird bei einer Rollenwickeleinrichtung der eingangs genannten Art dadurch
gelöst, daß die Hilfseinrichtung von der Materialbahnquelle bis zur Aufwickelstation
bewegbar ist, wobei die Hilfseinrichtung zwei mit Abstand zueinander angeordnete und
gleichsinnig bewegbare Mitnehmereinrichtungen aufweist, von denen jede einen Antriebsmotor
aufweist und beide Antriebsmotoren mit gleicher Zugkraft auf die Hilfseinrichtung
wirken.
[0006] Mit dieser Ausgestaltung ist es möglich, die Hilfseinrichtung so von der Materialbahnquelle
zur Aufwickelstation zu bewegen, daß die Materialbahn genau in Förderrichtung bewegt
wird. Die Gefahr, daß sich die Hilfseinrichtung schräg stellt und damit ein Reißen
oder eine andere Beschädigung der Materialbahn bewirkt, ist praktisch nicht vorhanden.
Die Verwendung von zwei Antriebsmotoren erhöht zwar den baulichen Aufwand für den
Antrieb der Hilfseinrichtung etwas gegenüber einer Ausgestaltung, die mit einem einzelnen
Antriebsmotor auskommt. Bei einem einzelnen Antriebsmotor benötigt man jedoch eine
Verbindung zwischen den beiden Mitnehmereinrichtungen. Bei größeren Materialbahnbreiten,
beispielsweise bei Breiten über 8 m, kann es dann durchaus vorkommen, daß die beiden
Mitnehmereinrichtungen nicht mehr exakt parallel laufen, weil beispielsweise eine
Antriebswelle etwas in sich verdreht wird. Auch ist die Gefahr gegeben, daß die beiden
Mitnehmereinrichtungen gegeneinander schwingen. Diese Gefahr wird erheblich vermindert,
wenn man für beide Mitnehmereinrichtungen einen eigenen Antriebsmotor verwendet.
[0007] In diesem Fall muß man nur sicherstellen, daß beide Antriebsmotoren die gleiche Zugkraft
an der Bahn erzeugen.
[0008] Hierbei ist von Vorteil, wenn beide Antriebsmotoren mit gleichem Moment betreibbar
sind. Dies ist eine einfache Maßnahme, um gleiche Zugkräfte zu erzeugen. Wenn beide
Antriebsmotoren mit dem gleichen Moment arbeiten, dann stabilisiert sich die Materialbahn
sozusagen selbst. Sie wird also geradlinig von der Materialbahnquelle bis zur Aufwickelstation
gezogen.
[0009] Vorzugsweise weisen die Mitnehmereinrichtungen einen Abstand zueinander auf, der
mindestens der Breite der Materialbahn entspricht. Damit wird die Hilfseinrichtung
an zwei entfernt voneinander liegenden Punkten ergriffen und von der Materialbahnquelle
zur Aufwickelstation bewegt. Dies ergibt eine erhöhte Stabilität.
[0010] Bevorzugterweise sind beide Antriebsmotoren jeweils mit einem den jeweiligen Antriebsmotor
speisenden Frequenzumrichter verbunden. Die Verwendung eines Frequenzumrichters erlaubt
es auf einfache Weise, beide Antriebsmotoren mit dem gleichen Moment arbeiten zu lassen.
[0011] Auch ist von Vorteil, wenn beide Antriebsmotoren positionsregelbar sind. Dies gilt
insbesondere dann, wenn die Antriebsmotoren auch dazu verwendet werden, mit Hilfe
der Mitnehmereinrichtungen die Hilfseinrichtung wieder in ihre Ausgangsposition an
der Materialbahnquelle zu bewegen. In diesem Fall haben die beiden Mitnehmereinrichtungen
nämlich nicht das stabilisierende Element der Materialbahn zwischen sich. Dennoch
läßt sich eine eindeutige Positionierung dann erreichen, wenn man die Position der
Antriebsmotoren und damit die Position der Hilfseinrichtung regelt.
[0012] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist vorgesehen, daß die Hilfseinrichtung als Rohr
ausgebildet ist, das mit einem Motor verbunden ist, der mit einem vorbestimmten Moment
auf das Rohr wirkt. Mit einer derartigen Ausbildung läßt sich eine gewisse Spannung
in der Materialbahn aufrechterhalten, während die Materialbahn von der Materialbahnquelle
zur Aufwickelstation gezogen wird. Diese Spannung bewirkt zweierlei: Zum einen wird
die Materialbahn auf dem Rohr festgehalten. Hierzu ist es lediglich erforderlich,
daß man die Materialbahn mit einigen wenigen Windungen auf das Rohr aufwickelt. Wenn
der Motor das Rohr dann in Wickelrichtung weiterdreht, dann bleibt die Materialbahn
aufgewickelt. Zum anderen kann der Motor dann kleinere Schwankungen im Zulauf der
Materialbahn von der Materialbahnquelle ausgleichen, so daß die Hilfseinrichtung mit
einer weitgehend konstanten oder jedenfalls schwingungsfreien Bewegung von der Materialbahnquelle
zur Aufwickelstation gezogen werden kann, auch wenn die Materialbahn aus irgendwelchen
Gründen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten zugeführt wird. Das vorbestimmte Moment
des Motors darf natürlich eine gewisse Grenze nicht überschreiten. Es darf nur so
klein sein, daß die Materialbahn nicht reißt. Dementsprechend kann es unter Umständen
erforderlich sein, bei unterschiedlichen Materialbahnen auch unterschiedliche Momente
zu verwenden.
[0013] Vorzugsweise ist der Motor im Rohr angeordnet. Damit ist sichergestellt, daß die
Materialbahn über das Rohr während der gesamten Bewegung unter der gewünschten Spannung
gehalten werden kann, ohne daß man bei der Bewegung ein Getriebe oder eine andere
Kraftübertragung benötigt, um das Rohr mit dem gewünschten Moment zu belasten. Darüber
hinaus benötigt der Motor keinen zusätzlichen Bauraum, weil er im Rohr untergebracht
ist.
[0014] Bevorzugterweise führt die Hilfseinrichtung eine Energiequelle mit sich. Der Motor
kann also fortlaufend das gewünschte Drehmoment erzeugen, ohne daß man die hierzu
erforderliche Energie von außen zuführen muß. Dementsprechend ist es beispielsweise
nicht erforderlich, Kabel oder Leitungen mitzuschleifen oder einen Stromabnehmer an
einer Schiene entlang gleiten zu lassen.
[0015] Hierbei ist bevorzugt, daß die Energiequelle als Akkumulator ausgebildet ist. Ein
Akkumulator ist eine wiederaufladbare Batterie, die die benötigte Energiemenge problemlos
mitführen kann. Da der Motor im Grunde nur ein Moment erzeugen muß, im übrigen aber
keine größere Leistung abgeben muß, ist der Energieverbrauch auch vergleichsweise
gering.
[0016] Vorzugsweise ist der Akkumulator mit einer berührungslos arbeitenden Ladeeinrichtung
verbunden. Eine derartige Ladeeinrichtung kann elektrische Energie beispielsweise
induktiv übertragen, so daß man auch zum Laden des Akkumulators keine Leitungsverbindung
zwischen der an sich bewegbaren Hilfseinrichtung und einer elektrischen Energiezufuhr
herstellen muß.
[0017] Auch ist von Vorteil, wenn der Motor leitungslos mit einer Steuereinrichtung verbunden
ist. Die Steuerung des Motors erfolgt also ebenfalls berührungslos, beispielsweise
über Nährungsschalter, über Funk oder ähnliches.
[0018] Vorzugsweise sind die Mitnehmereinrichtungen als Ketten ausgebildet. Damit lassen
sich mehr oder weniger beliebige Pfade gestalten, die die Hilfseinrichtung zurücklegen
kann.
[0019] Bevorzugterweise ist die Materialbahnquelle als Abwikkelstation ausgebildet, in der
ein Tambour angeordnet ist, der mit einem drehzahlgeregelten Antrieb verbunden ist.
Der drehzahlgeregelte Antrieb treibt den Tambour so an, daß er mit einer vorbestimmten
Geschwindigkeit die Materialbahn nachliefern kann. Diese Geschwindigkeit entspricht
der Geschwindigkeit, mit der die Hilfseinrichtung von der Abwickelstation zur Aufwickelstation
geführt wird. Auch bei einem drehzahlgeregelten Tambour kann es jedenfalls in der
Startphase zu gewissen Drehschwingungen kommen, weil die Masse eines derartigen Tambours
relativ groß sein kann. Diese Schwingungen in der Geschwindigkeit, mit der die Materialbahn
zugeführt wird, können durch den Motor im Rohr problemlos ausgeglichen werden.
[0020] Die Erfindung wird im folgenden anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels in
Verbindung mit der Zeichnung beschrieben. Hierin zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer Rollenwickeleinrichtung und
- Fig. 2
- eine perspektivische Darstellung einer Hilfseinrichtung kurz hinter der Materialbahnquelle.
[0021] Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellung eine Rollenwickeleinrichtung 1 mit einer
Abwickelstation 2 und einer Aufwickelstation 3. Zwischen der Abwickelstation 2 und
der Aufwickelstation 3 ist eine Längsschneideinrichtung 4 angeordnet. Anstelle einer
Abwickelstation kann auch eine andere Materialbahnquelle vorgesehen sein, beispielsweise
ein Kalander oder eine on-line angeordnete Papiermaschine, gegebenenfalls mit Kalander
oder anderen Bearbeitungseinrichtungen für die Materialbahn.
[0022] In der Abwickelstation ist eine Abwickelposition 5 vorgesehen. In der Abwickelposition
5 befindet sich ein Abwickellager 6, in dem ein Tambour 7 drehbar gelagert ist. Auf
dem Tambour 7 ist eine Mutterrolle 8 aufgewikkelt, von der ein Rest noch in Fig. 1
erkennbar ist. Von der Mutterrolle 8, die auch als "Jumborolle" bezeichnet werden
kann, wird eine Materialbahn 9 abgezogen. Diese Materialbahn 9 wird in der Längsschneideinrichtung
4 in mehrere Teilbahnen geschnitten und in der Aufwickelstation 3 zu mehreren Wickelrollen
10 aufgewickelt, von denen in Fig. 1 nur eine erkennbar ist, weil diese Wickelrollen
10 sich in einer Richtung senkrecht zur Zeichenebene hintereinander befinden.
[0023] Das Abwickellager 6 ist für höhere Geschwindigkeiten geeignet. Beispielsweise kann
die Materialbahn 9 mit einer Geschwindigkeit von 2000 bis 3000 m/min abgezogen werden.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Tambours 7 ist natürlich ein gleichartiges Abwickellager
6 angeordnet.
[0024] Die Wickelrollen 10 ruhen auf zwei Tragwalzen 11, 12, von denen mindestens eine angetrieben
ist. Eine Belastungswalze 13 kann vorgesehen sein, um den Wickelvorgang zu beeinflussen.
Anstelle des dargestellten sogenannten "Doppeltragwalzenwicklers" kann auch ein Stützwalzenwickler
vorgesehen sein, bei dem die Wickelrollen 10 zentrisch gehalten werden und an einer
Stütz- oder Kontaktwalze anliegen.
[0025] Die Abwickelstation 2 weist auch noch eine Vorbereitungsposition 14 auf, in der ein
weiterer Tambour 15 mit einer neuen Mutterrolle 16 bereitgehalten wird. Die Vorbereitungsposition
weist ein Vorbereitungslager 17 auf, das eine Drehung des Tambours 15 ebenfalls zuläßt,
aber weniger aufwendig ausgebildet ist, weil die hier notwendigen Umdrehungsgeschwindigkeiten
weitaus geringer sind. Das Vorbereitungslager 17 und das Abwickellager 6 sind durch
eine Laufbahn 18 miteinander verbunden, auf der der Tambour 15 in der Vorbereitungsposition
14 zur Abwickelposition 5 rollen kann, wenn ein Tambourwechsel erforderlich ist.
[0026] In der Vorbereitungsposition 14 wird die Mutterrolle 16 vorbereitet. Zur Vorbereitung
werden in der Regel einige Lagen der Materialbahn abgewickelt und entsorgt. Dieser
Vorgang wird auch als "Abschwarten" bezeichnet. Zur Aufnahme des zu entsorgenden Abschnitts
der Materialbahn 9 ist eine Pulperöffnung 19 vorgesehen, die unterhalb der Vorbereitungsposition
14 angeordnet ist und zwar so, daß die unter der Wirkung der Schwerkraft nach unten
hängende Materialbahn 9 die Pulperöffnung 19 trifft. Da die Mutterrolle 16 nicht immer
den gleichen Radius aufweist, wird sich die Position der herabhängenden Materialbahn
9 zwar geringfügig verschieben. Die Pulperöffnung 19 ist jedoch so groß, daß sie die
herabfallende Materialbahn auffangen kann. Gegebenenfalls kann auch noch zusätzlich
ein Trichter 20 vorgesehen sein.
[0027] Es ist nun gelegentlich erforderlich, die Materialbahn 9 von der Abwickelstation
2 zur Aufwickelstation 3 zu führen. Dabei muß die Materialbahn 9 auch durch die Längsschneideinrichtung
4 geführt werden. Dieser Vorgang wird auch als "Einführen" bezeichnet.
[0028] Zum Einführen weist die Rollenwickeleinrichtung 1 eine Hilfseinrichtung 21 auf, die
in Fig. 1 an unterschiedlichen Positionen dargestellt ist. In unterschiedlichen Positionen
wird die Hilfseinrichtung 21 zur Unterscheidung mit kleinen Buchstaben (a, b, c) versehen.
[0029] Die Hilfseinrichtung 21 wird auf einer Bewegungsbahn 22 geführt, die als strichpunktierte
Linie dargestellt ist. Die Bewegungsbahn wird durch Schienen oder Führungen realisiert,
die beidseits der Materialbahn 9 außerhalb ihrer Breite angeordnet sind. Entlang der
Bewegungsbahn 22 ist eine Kette 47, 48 (Fig. 2), ein Riemen oder ein Seil geführt,
deren Antrieb weiter unten erläutert werden wird.
[0030] Die Hilfseinrichtung 21 wird nun von links (bezogen auf die Darstellung der Fig.
1) an die unter der Wirkung der Schwerkraft senkrecht nach unten hängende Materialbahn
9 herangefahren und an der Materialbahn befestigt. Zum Befestigen wird die Hilfseinrichtung
21, die hierzu als Rohr ausgebildet ist, einige Male gedreht, so daß die Materialbahn
9 mit einigen Windungen auf dem Rohr festliegt. Solange während der Bewegung von der
Abwikkelstation 2 zur Aufwickelstation 3 eine ausreichende Spannung aufrechterhalten
wird, bleibt die Materialbahn 9 an der Hilfseinrichtung festgelegt.
[0031] Sobald die Hilfseinrichtung 21 die Materialbahn 9 erfaßt hat, kann eine Querschneideinrichtung
23 betätigt werden, die einen überflüssigen Abschnitt 24 der Materialbahn 9 abtrennt.
Dieser Abschnitt 24 fällt dann ebenfalls in die Pulperöffnung 19. Die Querschneideinrichtung
23 ist in Richtung eines Doppelpfeils 25 verlagerbar, um Unterschiede im Radius der
Mutterrolle 16 aufzufangen, die sich in unterschiedlichen Positionen der herabhängenden
Materialbahn 9 niederschlagen. Für die Hilfseinrichtung 21 ist eine derartige Änderung
der Position der Materialbahn 9 unkritisch, weil sie ohnehin entlang der Bewegungsbahn
22 verfahren werden kann.
[0032] Die Hilfseinrichtung 21 wird dann entlang der Bewegungsbahn 22 zur Aufwickelstation
3 verlagert und führt dabei die Materialbahn 9 um mehrere Umlenkrollen 26-29 bis zur
Wickelstation 3. Die Bewegungsbahn 22 hält dabei ausreichenden Abstand zu den Umlenkrollen
26-29, so daß die Materialbahn 9, die hinter der Hilfseinrichtung 21 hergezogen wird,
die Umlenkrollen 26 so umschlingt, wie dies später im Betrieb erforderlich ist. Die
Hilfseinrichtung 21 gerät dabei allerdings nicht in Kollision mit den Umlenkrollen
26-29. Gleichzeitig mit dem Führen des Anfangs der Materialbahn kann die neue Mutterrolle
16 in die Abwickelposition 5 verlagert werden.
[0033] Die Schneideinrichtung weist eine Obertraverse 30 mit Obermessern 31 und eine Untertraverse
32 mit Untermessern 33 auf. Die Untertraverse 32 ist in Richtung eines Doppelpfeils
34 verlagerbar, so daß das Untermesser 33 auf der strichpunktiert dargestellten Schneidposition
in eine mit durchgezogenen Linien dargestellte Durchlaufposition verlagert werden
kann. Die Längsschneideinrichtung 4 weist also einen Schneidzustand auf, in dem die
Materialbahn 9 in mehrere Teilbahnen geschnitten werden kann, und einen Durchlaufzustand,
in dem Obermesser 31 und Untermesser 33 einen Abstand zueinander aufweisen, der so
groß ist, daß die Hilfseinrichtung 21 problemlos zwischen dem Obermesser 31 und dem
Untermesser 33 hindurchgefahren werden kann.
[0034] Unmittelbar nach dem Durchlauf der Hilfseinrichtung 21 wird die Längsschneideinrichtung
4 wieder geschlossen, so daß in einem relativ kurzen Abstand zur Hilfseinrichtung
21 die Längsschnitte beginnen. Dieser Abstand kann 0,5 bis 1 m betragen.
[0035] Die Hilfseinrichtung wandert weiter, bis sie in einer Position 21c die Materialbahn
zur Anlage an eine Tragwalze 12 bringt. Der gesamte bislang beschriebene Vorgang läuft
dabei unter voller Breite ab, d.h. die Materialbahn 9 wird in voller Breite durch
die Hilfseinrichtung 21 ergriffen, in voller Breite durch die Längsschneideinrichtung
4 gefördert und in voller Breite an die Tragwalze 12 angelegt. Dort kann sie beispielsweise
durch Ansaugen festgehalten werden.
[0036] Die Hilfseinrichtung 21c wird dann noch so lange weitergedreht, bis auch die durch
die Längsschneideinrichtung 4 erzeugten Längsschnitte an der Tragwalze 12 ankommen.
Danach tritt ein Querschneider 35 in Aktion, der die Materialbahn 9 zwischen der Hilfseinrichtung
21c und der Tragwalze 12 durchtrennt. Sobald die Materialbahn 9 an der Tragwalze 12
angekommen ist, befindet sie sich in einer sogenannten "Wickelposition". Der Querschneider
35 kann dann in Richtung eines Doppelpfeils 36 zur Tragwalze 12 hin verlagert werden
und die Materialbahn 9 zwischen der Hilfseinrichtung 21c und der Wickelposition, d.h.
der Tragwalze 12 durchtrennen.
[0037] Danach kann die Hilfseinrichtung 21c wieder in ihre Ausgangsposition verfahren werden.
Der Querschneider 35 wird vor dem erneuten Verfahren in Richtung des Doppelpfeils
36 aus der Bewegungsbahn der Hilfseinrichtung 21c herausbewegt.
[0038] Sobald die geschnittene Materialbahn 9 an der Wickelposition angekommen ist, kann
der Wickelvorgang beginnen. Die Hilfseinrichtung 21c kann also beim Wickeln in ihre
Ausgangsposition zurückgefahren werden, so daß der Zeitverlust außerordentlich gering
ist. Die Ausgangsposition befindet sich oberhalb der Pulperöffnung 19, so daß der
auf die Hilfseinrichtung 21 aufgewickelte Materialbahnrest einfach durch Abwickeln
in die Pulperöffnung 19 entsorgt werden kann.
[0039] Fig. 2 zeigt nun die Hilfseinrichtung 21 mit weiteren Einzelheiten. Die Hilfseinrichtung
21 ist als Rohr ausgebildet. Im Rohr ist ein Motor 43 angeordnet. Der Motor 43 ist
mit einem Akkumulator 44 als Energiespeicher verbunden. Der Akkumulator 44, also eine
aufladbare Batterie, kann über ein Ladegerät 45 geladen werden. Das Ladegerät 45 befindet
sich in einer Position, in der die Hilfseinrichtung 21 auf die vom Tambour 8 herunterkommende
Materialbahn "wartet". Man kann also damit auf einfache Weise sicherstellen, daß der
Akkumulator 44 immer ausreichend geladen ist, um den Motor 43 so anzutreiben, daß
er bei einer Bewegung der Hilfseinrichtung 21 von der Abwickelstation 2 zur Aufwickelstation
3 mit einem konstanten Moment angetrieben werden kann. Bei diesem Moment wird die
Materialbahn 9 lediglich an der Hilfseinrichtung 21 festgehalten. Das Moment ist jedoch
nicht so groß, daß die Materialbahn 9 reißt.
[0040] Der Motor 43 dient nicht zum Vortrieb der Hilfseinrichtung. Er dient lediglich dazu,
daß Rohr zu drehen und die Materialbahn 9 unter Spannung zu halten.
[0041] Der Tambour 8 ist durch einen Antrieb 46 angetrieben. Der Antrieb 46 ist ein drehzahlgeregelter
Antrieb. Er dient beim Aufführen der Materialbahn 9 dazu, den Tambour 8 mit einer
relativ geringen Geschwindigkeit anzutreiben. Diese Geschwindigkeit muß nur so groß
sein, daß die Materialbahn 9 in ausreichender Menge nachgeführt wird, so daß sie sich
nicht gegen das Moment des Motors 43 von dem Rohr der Hilfseinrichtung 21 abwikkelt.
Da der Tambour 8 in der Regel ein relativ hohes Trägheitsmoment aufweisen kann, besteht
unter ungünstigen Bedingungen die Gefahr, daß er beim Anfahren beginnt zu schwingen.
Dies würde zu einer ungleichmäßigen Abgabe der Materialbahn führen. Dies ist aber
kein Problem, weil der Motor 43 mit seinem konstanten Moment dafür sorgt, daß die
Hilfseinrichtung 21 bei derartigen Geschwindigkeitsunterschieden immer ausreichend
Materialbahn 9 aufwickelt oder frei gibt.
[0042] Beim Abwickeln im Betrieb, wenn der Tambour 8 mit Umfangsgeschwindigkeiten von mehreren
1000 m/min. gedreht wird, dann kann der Antrieb 46 natürlich auch zum Antrieb des
Tambours 8 verwendet werden.
[0043] Die Hilfseinrichtung 21 ist an ihren beiden Enden an Ketten 47, 48 befestigt. Beide
Ketten können entlang der in Fig. 1 dargestellten Bewegungsbahn 22 bewegt werden.
Die hierzu notwendigen Umlenkrollen oder Zahnräder sind in Fig. 2 aus Gründen der
Übersicht nicht dargestellt.
[0044] Die Kette 47 steht mit einem Antriebsritzel 49 in Eingriff, das von einem Antriebsmotor
50 angetrieben wird. In gleicher Weise steht die Kette 48 mit einem Antriebsritzel
41 in Eingriff, das von einem Antriebsmotor 52 angetrieben wird.
[0045] Beide Antriebsmotoren 50, 52 sind durch jeweils einen Frequenzumrichter 53, 54 gespeist,
wobei die beiden Frequenzumrichter auch gemeinsam in einem Gehäuse angeordnet sein
können oder von einer gemeinsamen Steuereinrichtung angesteuert werden. Die Frequenzumrichter
53, 54 steuern die Antriebsmotoren 50, 52 so an, daß sie das gleiche Drehmoment abgeben.
Somit werden die beiden Ketten 47, 48 mit der gleichen Kraft gezogen und die Hilfseinrichtung
21 wird an ihren beiden Enden mit der gleichen Kraft beaufschlagt. Wenn nun der Antrieb
46 den Tambour 8 dreht, dann sorgt die gleiche Kraft an den Ketten 47, 48 dafür, daß
die Materialbahn immer in die gewünschte Richtung gezogen wird. Sie kann also nicht
nach links oder rechts verlaufen. Auch werden ungleichförmige Spannungen über die
Breite der Materialbahn 9 vermieden, so daß die Gefahr, daß die Materialbahn 9 reißt,
außerordentlich klein ist.
[0046] Wenn die Hilfseinrichtung 21 wieder in ihre Ausgangsposition zurückbewegt wird, dann
werden die beiden Antriebsmotoren 50, 52 positionsgeregelt betrieben, so daß die Ausgangsposition
mit einer hohen Zuverlässigkeit erreicht wird.
[0047] In nicht näher dargestellter Weise kann der Motor 43 von einer ebenfalls nicht näher
dargestellten Steuereinrichtung angesteuert werden, beispielsweise um die Materialbahn
9 im Bereich des Tambours 8 aufzuwickeln oder im Bereich der Aufwickelstation 3 aufzuwickeln.
1. Rollenwickeleinrichtung mit einer Materialbahnquelle und einer Aufwickelstation, die
mindestens eine Wickelposition aufweist, und einer Hilfseinrichtung, die eine Materialbahn
im Bereich der Materialbahnquelle in voller Breite erfaßt, dadurch gekennzeichnet, daß die Hilfseinrichtung (21) von der Materialbahnquelle (2) bis zur Aufwickelstation
bewegbar ist, wobei die Hilfseinrichtung (21) zwei mit Abstand zueinander angeordnete
und gleichsinnig bewegbare Mitnehmereinrichtungen (47, 48) aufweist, von denen jede
einen Antriebsmotor (50, 52) aufweist und beide Antriebsmotoren (50, 52) mit gleicher
Zugkraft auf die Hilfseinrichtung (21) wirken.
2. Rollenwickeleinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß beide Antriebsmotoren (50, 52) mit gleichem Moment betreibbar sind.
3. Rollenwickeleinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Mitnehmereinrichtungen (47, 48) einen Abstand zueinander aufweisen, der mindestens
der Breite der Materialbahn (9) entspricht.
4. Rollenwickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß beide Antriebsmotoren (50, 52) jeweils mit einem den jeweiligen Antriebsmotor (50,
52) speisenden Frequenzumrichter (53, 54) verbunden sind.
5. Rollenwickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß beide Antriebsmotoren (50, 52) positionsregelbar sind.
6. Rollenwickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Hilfseinrichtung (21) als Rohr ausgebildet ist, das mit einem Motor (43) verbunden
ist, der mit einem vorbestimmten Moment auf das Rohr wirkt.
7. Rollenwickeleinrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Motor (43) im Rohr angeordnet ist.
8. Rollenwickeleinrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Hilfseinrichtung (21) eine Energiequelle (44) mit sich führt.
9. Rollenwickeleinrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Energiequelle (44) als Akkumulator ausgebildet ist.
10. Rollenwickeleinrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Akkumulator (44) mit einer berührungslos arbeitenden Ladeeinrichtung (45) verbunden
ist.
11. Rollenwickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Motor (43) leitungslos mit einer Steuereinrichtung verbunden ist.
12. Rollenwickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Mitnehmereinrichtungen (47, 48) als Ketten ausgebildet sind.
13. Rollenwickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Materialbahnquelle als Abwickelstation (2) ausgebildet ist, in der ein Tambour
(8) angeordnet ist, der mit einem drehzahlgeregelten Antrieb (46) verbunden ist.