[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Penetrators aus einer
Wolfram-Schwermetall-Legierung mit hohem Wolframanteil, wobei eine wolframhaltige
Pulvermischung gepresst, gesintert und gegebenenfalls einer Wärmebehandlung unterzogen
wird und der Penetratorrohling anschließend kalt umgeformt und gegebenenfalls warm
ausgelagert wird.
[0002] Penetratoren aus einer Wolfram-Schwermetall-Legierung besitzen üblicherweise einen
hohen Wolframanteil (90 bis ca. 97 Gew.-%), da diese Werkstoffe aufgrund ihrer hohen
Massen gute Penetrationsleistungen bei senkrechtem Aufprall auf einfache gepanzerte
Ziele besitzen. Allerdings führt der hohe Wolframanteil zu einer Versprödung des Werkstoffes,
so dass es bei schräg angeordneten Zielen sowie bei Mehrplattenzielen häufig bereits
vor Durchdringen des Zieles zu einem Auseinanderbrechen des Penetrators kommt. Die
kinetische Energie der dabei entstehenden relativ kurzen Bruchstücke reicht aufgrund
ihrer geringen Masse in der Regel nicht aus, um die verbleibende(n) Zielplatte(n)
zu durchdringen.
[0003] Die Sprödigkeit bekannter WSM-Penetratoren nimmt häufig noch dadurch zu, dass bei
der mechanischen Bearbeitung, beispielsweise durch Drehen oder Schleifen, Anrisse
der oberflächennahen Wolframkörner auftreten, die im Belastungsfall dann durch Rissfortpflanzung
zu einem frühzeitigen Versagen des Penetrators führen können.
[0004] Aus der
DE 41 13 177 C2 ist es bekannt, zur Erhöhung der Zähigkeit von mechanisch bearbeiteten Penetratoren
die äußeren Wolfram-Schichten des jeweiligen in seiner Geometrie endbearbeiteten Penetrators
durch Ätzen zu entfernen. Es hat sich nämlich gezeigt, dass durch ein derartiges Abätzen
der äußeren Wolfram-Schichten die Kerbschlagzähigkeit des entsprechenden Penetrators
wesentlich (d.h. bis zu 20 %) erhöht wird.
[0005] Nachteilig bei diesem bekannten Verfahren ist allerdings, dass Säuren verwendet werden
müssen, die anwendungs- und umweltunfreundlich sind. Außerdem ist die Herstellung
derartiger Penetratoren relativ aufwendig, weil durch den Ätzvorgang die vorgegebenen
Maße des Penetrators nicht beeinflusst werden dürfen.
[0006] Aus der
DE 40 16 051 C2 ist ferner ein Penetrator bekannt, bei dem ein z.B. aus Wolfram-Schwermetall bestehender
bruchempfindlicher Penetratorkern mittels einer duktilen Hülle geschützt wird. Hierzu
wird die z.B. aus Stahl bestehende duktile Hülle nach Fertigung des Wolframkerns durch
Drückwalzen formschlüssig auf den Penetratorkern aufgebracht. Auch dieses bekannte
Verfahren ist relativ zeit- und kostenaufwendig.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein gegenüber vergleichbaren bekannten
Verfahren einfacheres Verfahren zur Herstellung eines Penetrators mit sprödem Penetratorkern
und duktilem Mantel anzugeben.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Ein
weiteres, besonders vorteilhaftes Verfahren offenbart der Unteranspruch.
[0009] Der Erfindung liegt im wesentlichen der Gedanke zugrunde, die oberflächennahe Randschicht
des Penetratorrohlings nach der Kaltumformung auf eine Temperatur oberhalb der Rekristallisationstemperatur
der Wolframlegierung zu erhitzen, so dass diese Schicht rekristallisiert, zu einer
Verfeinerung der Binderkörner führt und sich dadurch eine Erhöhung der Zähigkeit des
Penetrators in seinem Randbereich ergibt.
[0010] Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird ein Penetrator mit einem relativ spröden
Kern hoher Dichte und einem duktilen und kraftschlüssig mit dem Penetratorkern verbundenen
äußeren Mantel (Randbereich) erzeugt, wobei der äußere Mantel ein Brechen bei schrägem
Zielaufprall verhindert. In Abhängigkeit der endballistischen Anforderungen sowie
der Konstruktionsmerkmale sollte die Tiefe der zähen Randschicht zwischen 10 % und
20 % des Penetratorrohlings betragen. Die Herstellung einer separaten Hülle und ein
aufwendiges Befestigen einer derartigen Hülle an dem Penetratorkern, wie im Falle
der vorstehend erwähnten
DE 40 16 051 C2, kann entfallen.
[0011] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung erfolgt die Rekristallisation
der oberflächennahen Randschicht des Penetratorrohlings mittels des Induktionsglühverfahrens.
[0012] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus dem folgenden anhand
von vier Figuren erläuterten Ausführungsbeispiel. Es zeigen:
- Fig.1
- die Seitenansicht eines in einer Induktions-Glühanlage befindlichen Penetratorrohlings
und
- Fig.2
- eine vergrößerte Ansicht des in Fig.1 mit II bezeichneten Bereiches des Penetratorrohlings
im Schnitt nach Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
- Fig. 3 a, b
- eine Vergrößerung des mit III bezeichneten Bereiches aus Fig. 2.
[0013] In Fig.1 ist mit 1 ein aus einer Wolfram-Schwermetall (WSM-) Legierung bestehender
Penetratorrohling bezeichnet, der einen Wolframanteil von 95 Gew.-% besitzt. Außerdem
weist die WSM-Legierung Nickel und Cobalt im Gewichtsverhältnis 9:1 auf. Der Penetratorrohling
1 ist innerhalb einer Spule 2 angeordnet, die in einen hohlzylinderförmigen Stützkörper
3 aus einem elektrisch isolierenden Material eingebettet ist. Die Spule 2 ist mit
einem Frequenzgenerator 4 über eine elektrische Leitung 5 verbunden. Die Spule wird
z. B. mit 100 Hz und einer elektrischen Leistung von z. B. 10 kW betrieben. Gleichzeitig
wird sie mit einer Geschwindigkeit v, z. G. 10 mm/sec, am Penetratorrohling 1 entlang
geführt.
[0014] Bei Aktivierung des Frequenzgenerators 4 erzeugt die Spule 2 ein starkes elektromagnetisches
Wechselfeld, welches in der Randschicht 6 des Penetratorrohlings 1 (Fig.2) einen elektrischen
Strom induziert, so dass sich die Randschicht 6 derart stark erwärmt, dass die Rekristallisationstemperatur,
z. B. 800°C, der WSM-Legierung in diesem Bereich erreicht wird.
[0015] Die Fig. 3a, b zeigen das Gefüge des Randbereiches des Penetratorrohlings vor und
nach der Durchführung der induktiven Glühung, d.h., Fig. 3a zeigt das Gefüge der 2-phasigen
W-Legierung
vor der induktiven Glühung. Neben der reinen W-Phase (10) gibt es eine monokristalline
W-Ni-Co-Binderphase (II). Durch die induktive Glühbehandlung rekristallisiert diese
monokristalline W-Ni-CO-Binderphase und es entsteht eine Kornverfeinerung (Bild 3b).
[0016] Dieses führt zu einer Zunahme der Zähigkeit der WSM-Legierung in der Randschicht
6, so dass sich ein Penetratorrohling 1 mit einem unveränderten, relativ spröden Penetratorkern
7 und einer duktilen Randschicht 6 ergibt. Letztere verhindert beim Auftreffen des
endbearbeiteten Penetrators auf ein Schräg- und/oder Aktivziel ein Brechen des Penetrators.
[0017] Da mit zunehmender Frequenz die Tiefe 8 der erwärmten Randschicht 6 infolge des Skin-Effektes
geringer wird, kann durch Wahl der Frequenz unter Berücksichtigung der Leistung und
der Vorschubgeschwindigkeit v der Rekristallisationsbereich sehr genau eingestellt
werden.
Bezugszeichenliste
[0018]
- 1
- Penetratorrohling
- 2
- Hochfrequenzspule
- 3
- Stützkörper
- 4
- Hochfrequenzgenerator
- 5
- elektrische Leitung
- 6
- Randschicht
- 7
- Penetratorkern
- 8
- Tiefe (Randschicht)
- 9
- Penetratorrohling Durchmesser
- 10
- W-Körner
- 11
- W-Ni-Co-haltige Binderphase
1. Verfahren zur Herstellung eines Penetrators aus einer Wolfram-Schwermetall-Legierung
mit hohem Wolframanteil, wobei eine wolframhaltige Pulvermischung gepresst, gesintert
und gegebenenfalls einer Wärmebehandlung unterzogen wird und der Penetratorrohling
(1) anschließend kalt umgeformt und gegebenenfalls warm ausgelagert wird, dadurch gekennzeichnet, dass die oberflächennahe Randschicht (6) des Penetratorrohlings (1) nach der Kaltumformung
auf eine Temperatur oberhalb der Rekristallisationstemperatur der Wolframlegierung
erhitzt wird, so dass diese Schicht (6) rekristallisiert und sich dadurch eine Erhöhung der Zähigkeit des Penetrators (1) in seinem Randbereich ergibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rekristallisation der oberflächennahen Randschicht (6) des Penetratorrohlings
(1) mittels eines Induktionsglühverfahrens erfolgt.
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