[0001] Die Erfindung betrifft eine Längsschneidvorrichtung für kontinuierlich geförderte
Materialbahnen, insbesondere für Papier- oder Kartonbahnen, mit einem rotierbaren
Obermesser sowie mit einem rotierbaren Untermesser und mit einer Zustelleinrichtung,
die Obermesser und Untermesser relativ zueinander in eine Schnittstellung überführt,
sowie ein Verfahren zum Zustellen eines Ober- und eines Untermessers einer Längsschneidvorrichtung
relativ zueinander für eine Schnittstellung.
[0002] Eine derartige Längsschneidvorrichtung ist aus der
DE 34 19 843 A1 bekannt. Die bekannte Längsschneidvorrichtung weist ein rotierbares Obermesser auf,
das als Kreismesser gestaltet ist. Zudem ist ein rotierbares Untermesser vorgesehen,
das als Topfmesser ausgeführt ist und mit einem Rotationsantrieb versehen ist. Für
eine Schnittstellung, in der die entsprechende Materialbahn durch die beiden Messer
kontinuierlich durchtrennt wird, wird das als Spitzmesser ausgeführte Obermesser dem
Untermesser so weit axial zugestellt, dass die beiden Messerschneiden von Ober- und
Untermesser im Schnittbereich gegeneinander gedrückt werden. Bei einem entsprechenden
Schneidvorgang ergibt sich hierdurch eine ausreichend gute Schnittqualität. Allerdings
ist der Verschleiß insbesondere des Schneidbereiches des Obermessers relativ groß,
so dass ein Nachschleifen der Messerschneide oder ein Austausch wenigstens eines Messers
erforderlich werden kann.
[0003] Aus der
DE 39 38 278 ist eine weitere Längsschneidvorrichtung bekannt, bei der das Zustellen von Untermesser
und Obermesser relativ zueinander und das Berühren und/oder Andrücken der Messerschneiden
von Obermesser und Untermesser im Schneidbereich gegeneinander unter Zuhilfenahme
von Positionsbestimmungen durch entsprechende Stellmittel erfolgt. Zur Positionsbestimmung
sind Wegsensoren in Form von Winkelcodierern den Schlittenanordnungen für das Untermesser
und das Obermesser zugeordnet.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Längsschneidvorrichtung und ein Verfahren der
eingangs genannten Art zu schaffen, die einen reduzierten Verschleiß der Messerschneiden
bei wenigstens gleichbleibend guter Schnittqualität bewirken.
[0005] Diese Aufgabe wird für die Längsschneidvorrichtung dadurch gelöst, dass Steuermittel
vorgesehen sind, die die Zustelleinrichtung derart ansteuern, dass in der Schnittstellung
das Obermesser und das Untermesser unter Bildung eines ― auf die Rotationsachsen von
Ober- und Untermesser bezogen ― axialen Schnittspaltes berührungslos zueinander positioniert
sind. Dadurch, dass Obermesser und Untermesser in der Schnittstellung einen axialen
Schnittspalt zueinander aufweisen und demzufolge berührungslos zueinander positioniert
sind, sind Verschleißerscheinungen durch das Aneinanderliegen der Messerschneiden
und etwaigen Reibvorgängen zwischen den Messerschneiden ausgeschlossen. Ein Verschleiß
kann daher nur noch durch das Schneiden der Materialbahnen entstehen. Der Verschleiß
der Messer wird durch die erfindungsgemäße Lösung erheblich reduziert. Ebenso hat
sich gezeigt, dass die Schnittqualität durch die geringfügige Beabstandung der Messer
zueinander nicht beeinträchtigt ist, sondern sich gegenüber bekannten Längsschneidvorrichtungen
sogar verbessert. Der axiale Schnittspalt zwischen Obermesser und Untermesser ist
vorzugsweise geringer als die Dicke der zu schneidenden Materialbahn. Die erfindungsgemäße
Lösung eignet sich insbesondere zum Längsschneiden von Papierbahnen. Mit der erfindungsgemäßen
Längsschneidvorrichtung können vorzugsweise wenigsten sechs 80g-Papierbahnen übereinanderliegend
gleichzeitig geschnitten werden. Das Obermesser ist vorzugsweise als Spitzmesser ausgeführt.
Das Untermesser ist vorzugsweise als Topfmesser ausgeführt, kann aber auch als Spitzmesser
gestaltet sein. Vorteilhaft wird das Obermesser relativ zu dem Untermesser verstellt.
Alternativ kann das Untermesser relativ zu einem feststehenden Obermesser verstellt
werden. Schließlich ist es auch möglich, beide Messer verstellbar anzuordnen und aufeinander
zuzustellen.
[0006] Die Steuermittel sind vorzugsweise so ausgeführt, dass eine Zustellung von Obermesser
und Untermesser relativ zueinander zunächst bis zur Berührung der Messerschneiden
aneinander vorgenommen wird und anschließend das Obermesser um einen geringen Betrag
wieder zurückgestellt wird, der der Breite des Schnittspaltes entspricht. Alternativ
ist es auch möglich, die Axialpositionen von Obermesser und Untermesser exakt zu definieren
und Untermesser und Obermesser so weit einander axial zuzustellen, bis lediglich noch
der definierte, geringe Schnittspalt zwischen Obermesser und Untermesser verbleibt.
Eine Rückstellung des Obermessers ist bei dieser Variante nicht notwendig, da keine
Annäherung der Messer zueinander bis zur Berührung erfolgt.
[0007] In Ausgestaltung der Erfindung ist dem Obermesser und dem Untermesser jeweils ein
Rotationsantrieb zugeordnet. Dadurch ist es möglich, sowohl für das Untermesser als
auch für das Obermesser eine geeignete Schnittgeschwindigkeit einzustellen, die von
der Fördergeschwindigkeit der zu schneidenden Materialbahn abweichen kann.
[0008] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung sind das Obermesser und der zugeordnete Rotationsantrieb
auf einer Schlittenanordnung gelagert, die durch die Zustelleinheit axial verlagerbar
ist. Dadurch ist in einfacher Weise eine Linearverstellbarkeit des Obermessers gewährleistet.
[0009] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung umfasst die Zustelleinheit ein Rückstellmittel,
das auf die Schlittenanordnung des Obermessers wirkt, um das Obermesser aus einer
Anlageposition an dem Untermesser axial zurückzustellen. Als Rückstellmittel kann
vorzugsweise eine Rückstellfeder vorgesehen sein, deren Rückstellkraft durch ein hydraulisches
oder pneumatisches Stellmittel dosiert und begrenzt werden kann.
[0010] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist wenigstens ein Sensormittel vorgesehen,
das eine Anlagestellung von Ober- und Untermesser erfasst und ein entsprechendes Signal
an die Steuermittel abgibt, das die Steuermittel zur Aktivierung des Rückstellmittels
veranlasst, um das Obermesser um einen vorgegebenen Schnittspalt axial von dem Untermesser
zu entfernen. Als Sensormittel kann eine Wegsensorik oder auch eine Kraftsensorik
vorgesehen sein. Bei einer Wegsensorik muss neben dem Stellweg des Obermessers auch
die exakte Position und Verstellung des Untermessers erfasst werden. Die Kraftsensorik
erfasst insbesondere den erhöhten Verlagerungswiderstand, sobald das Obermesser gegen
das Untermesser gedrückt wird. Die Kraftsensorik muss vorzugsweise relativ feinfühlig
ausgelegt sein, um keine Fehlpositionierungen durch eine Deformation des Obermessers
nach der Anlage am Untermesser zu bewirken. Bei anderen Ausführungsformen der Erfindung
sind andere Arten von Sensormittel vorgesehen, die berührungslos den Zeitpunkt der
Anlage des Obermessers am Untermesser erkennen und die gewünschte Rückstellung um
den geringfügigen Schnittspaltbetrag in die Wege leiten.
[0011] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung sind der axialen Zustelleinheit des Obermessers
und einer axialen Positioniereinheit des Untermessers Wegmessgeber zugeordnet, die
an die Steuermittel angeschlossen sind. Dadurch ist in besonders bevorzugter Weise
eine gewünschte Axialverstellung zwischen Obermesser und Untermesser erzielbar.
[0012] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung umfassen die Steuermittel eine elektronische
Steuereinheit, die die jeweils erfassten Positionswerte der Wegmessgeber in Bezug
auf ein gemeinsames Koordinatensystem auswertet und abhängig von dem Ergebnis eines
Vergleichs mit eingestellten Sollwerten für die axiale Schnittspaltgröße zwischen
Obermesser und Untermesser die Zustelleinheit bzw. das Rückstellmittel entsprechend
ansteuert. Dadurch, dass die Steuereinheit ein gemeinsames Koordinatensystem für die
axialen Stellwege des Obermessers und des Untermessers definiert, ist eine automatische
und genaue Schnittspalteinstellung ermöglicht. Durch diese Ausgestaltung ist es vorteilhaft
auch möglich, abhängig von den gefahrenen Materialbahnen unterschiedliche Schnittspalte
einzustellen.
[0013] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung sind als Stellmittel zur Axialverstellung
des Obermessers und/oder des Untermessers motorische Stellantriebe und/oder hydraulische
und/oder pneumatische Stellzylinder oder Stellantriebe vorgesehen. Als motorische
Stellantriebe sind insbesondere elektrische Stellmotoren, vorzugsweise Schrittmotoren,
vorgesehen.
[0014] Für das Verfahren zum Zustellen eines Ober- und eines Untermessers einer Längsschneidvorrichtung
relativ zueinander für eine Schnittstellung, wobei momentane Stellpositionen des Obermessers
und des Untermessers erfasst werden, wird die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe
dadurch gelöst, dass die Positionserfassungen einander über ein gemeinsames Bezugssystem
zugeordnet werden, und dass die Schnittstellung zwischen Ober- und Untermesser so
eingestellt wird, dass ein schmaler Schnittspalt zwischen Ober- und Untermesser vorhanden
ist. Dadurch wird eine Verschleißreduzierung bei dennoch gleichbleibend guter Schnittqualität
erzielt.
[0015] In Ausgestaltung des Verfahrens ist vorgesehen, dass das Obermesser zunächst so weit
axial dem Untermesser zugestellt wird, bis das Obermesser das Untermesser berührt,
und dass anschließend das Obermesser durch axiale Richtungsumkehr um einen geringen
Betrag zurückverlagert wird, der dem einzustellenden Schnittspalt entspricht. Hierdurch
wird in besonders einfacher Weise eine genaue Schnittspalteinstellung ermöglicht.
[0016] Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen sowie
aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele der Erfindung,
die anhand der Zeichnungen dargestellt sind.
- Fig. 1
- zeigt schematisch eine Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Längsschneidvorrichtung
mit einem spitzen Kreismesser als Obermesser und einem Topfmesser als Untermesser
und
- Fig. 2
- ebenfalls in schematischer Darstellung eine weitere Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Längsschneidvorrichtung ähnlich Fig. 1, bei der sowohl das Obermesser als auch das
Untermesser jeweils als spitze Kreismesser ausgeführt sind.
[0017] Eine Längsschneidvorrichtung 1 gemäß Fig. 1 dient zum Schneiden kontinuierlich geförderter
Papierbahnen 2. Die Längsschneidvorrichtung 1 weist ein als Topfmesser ausgeführtes
Untermesser 3 auf, das von unten her an der Papierbahn 2 anliegt. Zudem ist ein als
Spitzmesser ausgeführtes Obermesser 4 vorgesehen, das von oben her auf die Papierbahn
2 einwirkt. Sowohl das Untermesser 3 als auch das Obermesser 4 sind jeweils um eine
horizontale Rotationsachse rotierbar gelagert. Dem Untermesser 3 ist ein Rotationsantrieb
5 und dem Obermesser 4 ein Rotationsantrieb 6 zugeordnet.
[0018] Das Obermesser 4 ist an einer Schlittenanordnung 7, 8 rotierbar gelagert, die mittels
eines Stellantriebs 9 längs zu einer Rotationsachse axial linear verlagerbar ist.
Zudem ist die gesamte Schlittenanordnung 7, 8 einschließlich des Stellantriebes 9
durch einen Hubantrieb 14 in vertikaler Richtung höhenverlagerbar, um ein Eintauchen
des Obermessers 4 von oben her in die Papierbahn 2 zu ermöglichen und in entsprechend
umgekehrter Weise ein Anheben des Obermessers 4 über die Papierbahn 2 nach oben zu
gestatten.
[0019] Die Schlittenanordnung 7, 8 ist durch ein bei der vorliegenden Ausführungsform vertikal
wirkendes Stellmittel in Form eines Blockierzylinders 10 auf einer lediglich schematisch
dargestellten Schlittenführung SF axial festsetzbar. Die Schlittenführung ist in nicht
näher dargestellter Weise fest an einem Maschinengestell der Längsschneidvorrichtung
1 angeordnet. Der das Obermesser 4 tragende Schlittenteil 7, der Teil der Schlittenanordnung
7, 8 ist, ist relativ zu einem festsetzbaren Schlittenteil 8 der Schlittenanordnung
längs der Rotationsachse des Obermessers 4 axial relativbeweglich gelagert. Die Relativbeweglichkeit
des Schlittenteiles 7 relativ zu dem Schlittenteil 8 wird während einer Axialbewegung
der gesamten Schlittenanordnung 7, 8 durch ein horizontal wirksames Stellelement 11
blockiert, das als pneumatischer Stellzylinder ausgebildet ist und für die starre
Bewegungsübertragung zwischen den Schlittenteilen druckbelastet ist. In entgegengesetzter
Axialrichtung zu dem Stellzylinder 11 wirkt eine Rückstellfeder 12, die sich an einem
starr zu dem Schlittenteil 8 angeordneten Schlittenblock der Schlittenanordnung 7,
8 abstützt. Auf der der Rückstellfeder 12 gegenüberliegenden Seite ist ein mechanischer
Axialanschlag 13 vorgesehen, der den durch die Rückstellfeder 12 auf den Lagerschlitten
7 ausübbaren Bewegungsweg axial begrenzt und ebenfalls starr mit dem Schlittenteil
8 verbunden ist.
[0020] Die Stellzylinder 9 bis 11 sind als pneumatische Stellzylinder ausgeführt, die über
Steuerglieder angesteuert werden, die Teil einer zentralen Steuereinheit S sind. Kernstück
der zentralen Steuereinheit S ist eine einen Mikroprozessor umfassende elektronische
Steuerung, die die pneumatischen Steuerglieder und/oder zusätzliche Stellantriebe
in nachfolgend näher beschriebener Weise ansteuert.
[0021] Zur Ansteuerung der Stellzylinder 9 bis 11 sind insgesamt drei Steuerleitungen St
1, St
2 und St
3 vorgesehen, die von der zentralen Steuereinheit S zu dem jeweiligen Stellzylinder
verlaufen.
[0022] Das Untermesser 3 ist in nicht näher dargestellter Weise auf einem Schlitten rotierbar
gelagert, der längs der Rotationsachse des Untermessers 3 axial linearbeweglich verstellbar
ist. Ein Wegsensor 16 erfasst die unterschiedlichen Horizontalpositionen des Topfmessers
3 und leitet entsprechende Positionssignale über eine Signalleitung S
2 an die zentrale Steuereinheit S. Dem gesamten Schlittensystem 7, 8 für das Obermesser
4 ist ein Wegmessgeber 15 zugeordnet, der entsprechende Horizontalpositionen des Schlittensystems
und insbesondere des Schlittenteils 8 erfasst und über eine Signalleitung S
1 an die zentrale Steuereinheit S leitet. Auch die Relativbewegung des Schlittenteiles
7 relativ zu dem Schlittenteil 8 innerhalb des Gesamtschlittensystems wird durch einen
Wegmessgeber 17 erfasst, der über eine Signalleitung S
3 ebenfalls an die zentrale Steuereinheit S angeschlossen ist.
[0023] Um das Obermesser 4 und das Untermesser 3 in ihre Schnittstettung zu überführen,
in der die wenigstens eine Papierbahn 2 geschnitten wird, wird zunächst das Topfmesser
3 in eine definierte Schnittposition verfahren. Die entsprechende Schnittposition
des Untermessers 3 wird über die Signalleitung S
2 der zentralen Steuereinheit S übermittelt und dort rechnerisch in einem gemeinsamen
Koordinatensystem für die Längsschneidvorrichtung 1 mit entsprechenden Horizontal-
und Vertikalkoordinatenwerten gespeichert. Anschließend wird das Obermesser 4 zum
einen durch den Hubantrieb 14 vertikal in eine die Papierbahn 2 schneidende Position
abgesenkt. Zum anderen wird das Obermesser 4 axial ― in der Darstellung nach Fig.
1 von rechts her ― dem Untermesser 3 zugestellt. Hierzu ist der Stellzylinder 11 druckbelastet
und bildet zwischen dem Schlittenteil 8 und dem Schlittenteil 7 ein starres System.
Dieses starre System wird durch den Stellzylinder 9 axial nach links bewegt, wodurch
auch das Obermesser 4 axial in Richtung des Untermessers 3 bewegt wird. Über den Wegmessgeber
15 wird der Axialweg und die jeweils momentane Position des Gesamtsystems erfasst
und mit der eingestellten Position des Untermessers 3 verglichen. Sobald das Obermesser
4 so weit axial verschoben ist, dass es die Schnittkante des Untermessers 3 berührt,
wird der Schlittenteil 8 axial festgesetzt, indem der Stellzylinder 10 druckbeaufschlagt
wird und so als Blockierbremse für den Schlittenteil 8 relativ zu der gestellfesten
Schlittenführung SF wirkt. Nun wird der horizontale Stellzylinder 11 entlastet, indem
er insbesondere drucklos gestaltet wird. Hierdurch wird die als Druckfeder ausgebildete
Rückstellfeder 12 wirksam, die den Schlittenteil 7 in entgegengesetzter Richtung zur
Zustellrichtung axial zurücksetzt. Dadurch entfernt sich zwangsläufig das Obermesser
4 um einen bestimmten Axialbetrag von dem Untermesser 3. Der Schlittenteil 8 verbleibt
in seiner axial festgesetzten Position. Die axiale Rückstellung des Schlittenteiles
7 kann mechanisch durch den Axialanschlag 13 begrenzt sein, der vorzugsweise so einstellbar
ist, dass mit Erreichen des Endanschlages 13 automatisch der gewünschte axiale Schnittspalt
zwischen der Schneidspitze des Obermessers 4 und der Schneidkante des Untermessers
3 erreicht ist. Alternativ ist es möglich, den Stellzylinder 11 durch die Steuerleitung
St
3 so anzusteuern, dass er die entsprechende Gegenkraft gegen die Rückstellfeder 12
aufbringt und so den entsprechenden axialen Schnittspalt einstellt. Nachteilig hieran
ist es, dass es relativ aufwändig ist, den pneumatischen Druck durch den Stellzylinder
11 so gleichmäßig aufrechtzuerhalten, dass eine sichere axiale Blockierung des Lagerschlittens
7 gegen die Druckkraft der Rückstellfeder 12 erreicht ist. Bei einem nicht dargestellten
Ausführungsbeispiel ist anstelle des Stellzylinders 11 ein elektromotorischer Stellantrieb
vorgesehen. Dieser kann mit einem geeigneten, selbsthemmenden Getriebe versehen sein,
so dass eine hochgenaue Einstellung des Schnittspaltes erreichbar ist. Bei dieser
Ausführungsform ist es auch möglich, auf die Rückstellfeder 12 vollständig zu verzichten.
[0024] Der Wegmessgeber 17 erfasst den axial zurückgesetzten Weg und übermittelt diesen
über die Signalleitung S
3 an die zentrale Steuereinheit S, so dass die zentrale Steuereinheit S einen Vergleich
mit einem definierten und auf die jeweils zu schneidende Materialbahn abgestimmten
Sollwert für den axialen Schnittspalt vornimmt und abhängig von diesem Vergleich eine
entsprechende Ansteuerung des Stellantriebes bewirkt.
[0025] Wesentlich bei der dargestellten Ausführungsform ist es, dass das Obermesser 4 zum
einen gemeinsam mit dem gesamten Schlittensystem axial verlagerbar ist und zum anderen
aber auch relativ zu dem axial festgesetzten Schlittenteil des Gesamtsystems relativ
beweglich zurücksetzbar ist.
[0026] Bei der Ausführungsform nach Fig. 2 ist eine Längsschneidvorrichtung 1a vorgesehen,
die bezüglich aller wesentlichen Merkmale identisch zu der Ausführungsform nach Fig.
1 ist. Zur näheren Erläuterung der Längsschneidvorrichtung 1a nach Fig. 2 wird daher
auf die ausführliche Offenbarung zur Ausführungsform nach Fig. 1 verwiesen. Identische
Teile, Abschnitte und Bereiche der Längsschneidvorrichtung 1a sind mit den gleichen
Bezugszeichen versehen wie bei der Längsschneidvorrichtung 1 nach Fig. 1. Einziger
wesentlicher Unterschied bei der Ausführungsform nach Fig. 2 ist es, dass hier als
Untermesser 3a kein Topfmesser, sondern vielmehr ein spitzes Kreismesser analog dem
Obermesser 4 vorgesehen ist. Das Untermesser 3a ist mit einem Rotationsantrieb 5a
versehen, der dem Rotationsantrieb 6 des Obermessers 4 entspricht. Analog dem ebenfalls
als spitzes Kreismesser ausgeführten Obermesser 4 ist auch das Untermesser 3a durch
einen Hubantrieb 18 zusätzlich zu einer horizontalen Axialverlagerbarkeit hubbeweglich
angeordnet, um das Eintauchen in eine entsprechende Papierbahn oder in mehrere, übereinanderliegende
Papierbahnen 2 zu ermöglichen. Die axiale und damit horizontale Verstellbarkeit des
Untermessers 3a wird analog der Ausführungsform nach Fig. 1 durch einen Wegsensor
16 erreicht, der an der Schlittenanordnung des Untermessers 3a vorgesehen ist und
über eine Signalleitung S
2 mit der zentralen Steuereinheit S in Verbindung steht.
[0027] Da das Obermesser 4 und das Untermesser 3a in der Schnittstellung analog der Ausführungsform
nach Fig. 1 einen axialen Schnittspalt zueinander aufweisen, kann auch die Überschneidung
der spitzen Kreismesser im Schneidbereich stark reduziert werden, da keine Pressung
zwischen den Messerschneiden entsteht. Dadurch wird die Verdrängung und Deformation
der Papierbahn während des Schneidvorganges reduziert. Vorteilhaft ergibt sich auch
eine reduzierte Gratbildung an der Schnittkante der Papierbahn 2. Da keine Messerberührung
zwischen Obermesser 4 und Untermesser 3a besteht, kann der Anstellwinkel des Obermessers
4 vergrößert werden. Als Folge entsteht eine verminderte Schnittstaubbildung. Falls
der Schnittspalt durch einen Stellantrieb verändert werden kann, ist eine bedarfsgerechte
Einstellung des Schnittspaltes auch während des Schneidbetriebs möglich.
[0028] In vorteilhafter Weise führen die beschriebenen Ausführungsformen nicht nur zu gleichbleibender,
sondern vielmehr sogar zu verbesserter Schnittqualität gegenüber dem bislang bekannten
Stand der Technik. Insbesondere können die als Spitzmesser ausgeführten Ober- und/oder
Untermesser besonders spitz ausgeführt werden, da kein Verschleiß durch Berührung
der Messer relativ zueinander mehr eingerechnet werden muss. Dünnere und damit spitzere
Messer führen zu verbesserter Schnittqualität. Die Lebensdauer von Obermesser 4 und
Untermesser 3, 3a wird gegenüber dem Stand der Technik wesentlich erhöht.
[0029] Das Antreiben des Obermessers 4 durch den Rotationsantrieb 6 erlaubt den Gleichlauf
des Obermessers 4 oder eine geringe Voreilung gegenüber der kontinuierlich laufenden
Materialbahn, ohne dass ein Kontakt mit dem Untermesser 3, 3a vorhanden ist.
[0030] Anhand der Fig. 1 und 2 ist schematisch lediglich ein Messerhalterabschnitt für Obermesser
und Untermesser der Längsschneidvorrichtung gezeigt, ohne dass übrige Teile der Längsschneidvorrichtung
dargestellt sind. Die übrigen, nicht dargestellten Teile der Längsschneidvorrichtung
entsprechen dem Stand der Technik.
1. Längsschneidvorrichtung für kontinuierlich geförderte Materialbahnen, insbesondere
für Papier- oder Kartonbahnen, mit einem rotierbaren Obermesser sowie mit einem rotierbaren
Untermesser und mit einer Zustelleinrichtung, die Obermesser und Untermesser relativ
zueinander in eine Schnittstellung überführt, dadurch gekennzeichnet, dass Steuermittel (S, St1 bis St3; 9 bis 11) vorgesehen sind, die die Zustelleinrichtung derart ansteuern, dass in
der Schnittstellung das Obermesser (4) und das Untermesser (3, 3a) unter Bildung eines
― auf die Rotationsachsen von Ober- und Untermesser bezogen ― axialen Schnittspaltes
berührungslos zueinander positioniert sind.
2. Längsschneidvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass dem Obermesser (4) und dem Untermesser (3, 3a) jeweils ein Rotationsantrieb (5, 6,
5a) zugeordnet ist.
3. Längsschneidvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Zustelleinrichtung eine axiale Zustelleinheit (9) umfasst, die das Obermesser
(4) axial relativ zu dem Untermesser (3, 3a) verlagert.
4. Längsschneidvorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Obermesser (4) und der zugeordnete Rotationsantrieb (6) auf einer Schlittenanordnung
(7, 8) gelagert sind, die durch die Zustelleinheit (9) axial verlagerbar ist.
5. Längsschneidvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Zustelleinheit ein Rückstellmittel (12) umfasst, das auf die Schlittenanordnung
des Obermessers (4) wirkt, um das Obermesser (4) aus einer Anlageposition an dem Untermesser
axial zurückzustellen.
6. Längsschneidvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schlittenanordnung wenigstens zwei zueinander relativbewegliche Schlittenteile
(7, 8) umfasst, und dass ein Stellmittel (11) vorgesehen ist, das die Schlittenteile
relativ zueinander fixiert oder für eine Relativbewegung freigibt.
7. Längsschneidvorrichtung nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein Sensormittel (15 bis 17) vorgesehen ist, das eine Anlagestellung von
Ober- und Untermesser (4, 3, 3a) erfasst und ein entsprechendes Signal an die Steuermittel
(S) abgibt, das die Steuermittel zur Aktivierung des Rückstellmittels (12) veranlasst,
um das Obermesser (4) um einen vorgegebenen Schnittspalt axial von dem Untermesser
(3, 3a) zu entfernen.
8. Längsschneidvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der axialen Zustelleinheit des Obermessers und einer axialen Positioniereinheit des
Untermessers Wegmessgeber (15, 16) zugeordnet sind, die an die Steuermittel angeschlossen
sind.
9. Längsschneidvorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuermittel eine elektronische Steuereinheit (S) umfassen, die die jeweils erfassten
Positionswerte der Wegmessgeber (15, 16) in Bezug auf ein gemeinsames Koordinatensystem
auswertet und abhängig von dem Ergebnis eines Vergleichs mit eingestellten Sollwerten
für axiale Schnittspaltgröße zwischen Ober- und Untermesser die Zustelleinheit bzw.
das Rückstellmittel entsprechend ansteuert.
10. Längsschneidvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Stellmittel zur Axialverstellung des Obermessers (4) und/oder des Untermessers
(3, 3a) motorische Stellantriebe und/oder hydraulische und/oder pneumatische Stellzylinder
oder Stellantriebe vorgesehen sind.
11. Verfahren zum Zustellen eines Ober- und eines Untermessers einer Längsschneidvorrichtung
relativ zueinander für eine Schnittstellung, wobei momentane Stellpositionen des Obermessers
und des Untermessers erfasst werden, dadurch gekennzeichnet, dass die Positionserfassungen einander über ein gemeinsames Bezugssystem zugeordnet werden,
und dass die Schnittstellung zwischen Ober- und Untermesser (4, 3, 3a) so eingestellt
wird, dass ein kleiner axialer Schnittspalt zwischen Ober- und Untermesser (4, 3,
3a) vorhanden ist.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Obermesser (4) zunächst so weit axial dem Untermesser (3) zugestellt wird, bis
das Obermesser (4) das Untermesser (3, 3a) berührt, und dass anschließend das Obermesser
(4) durch axiale Richtungsumkehr um einen geringen Betrag zurückverlagert wird, der
dem einzustellenden Schnittspalt entspricht.