[0001] Die Erfindung betrifft eine hydraulische Steuereinheit für ein Ramm- oder Ziehgerät
mit einem eine Unwuchtverstellung und eine Spannvorrichtung aufweisenden Vibrator.
[0002] Um Pfähle, Elemente von Spundwänden öder ähnliches in das Erdreich einzutreiben,
werden so genannte Vibratoren verwendet, mittels derer der einzutreibende Rammkörper
in Schwingungen versetzt wird, durch die die Reibkraft des Rammkörpers im Erdreich
herabgesetzt wird, so dass der Rammkörper durch sein eigenes Gewicht und zusätzlich
auf ihn ausgeübte Kraft schwingungsunterstützt in das Erdreich eingetrieben wird.
Umgekehrt lassen sich solche Rammkörper auch unter Zugbelastung durch Schwingungsübertragung
leichter aus dem Erdreich herausziehen. Die Erzeugung der Vibrationen erfolgt durch
Unwuchtmassen, die motorisch angetrieben werden.
[0003] Es ist bekannt, dass beim Anlaufen und Auslaufen des Vibrators niedrige Frequenzen
durchfahren werden, die im Bereich der Resonanzfrequenz des Erdbodens sowie umstehender
Gebäude liegt, so dass Bauwerksbeschädigungen nicht auszuschließen sind. Ist die relativ
niedrige Resonanzfrequenz beim Anlaufen überschritten, ist das Arbeiten mit Schwingungen
bis 50 Hz problemlos möglich. Entsprechendes gilt bei Unterschreiten der Resonanzfrequenz.
Um hier Abhilfe zu leisten, sind bereits Vibratoren mit variablem statischem Moment
vorgeschlagen worden. Hierbei werden mindestens zwei (2) Unwuchtpaare so gegeneinander
verschwenkt, dass sie sich in einer Stellung in vertikaler Richtung addieren und bei
Verdrehung um 180 ° zueinander aufheben, so das ein resonanzfreier An- und Auslauf
möglich ist.
[0004] Größere Vibratoren werden von einem separaten Hydraulik-Aggregat angetrieben während
so genannte Baggeranbau-Vibratoren als Anbaugeräte anstelle des Löffels an einen Bagger
angeschlossen werden. Die hierdurch frei gewordenen hydraulischen Zuleitungen für
die Funktionen "Löffel Kippen" und "Greifer Drehen" des Baggers werden zum Betrieb
der Vibratoren genutzt. Bei der nach dem Stand der Technik bekannten Ausführungsform
wird der Vibrator mit 5 Hydraulikschläuchen an den Bagger angeschlossen. Das Schlauchpaar
für die vormalige Funktion "Löffel Kippen" dient dem Antrieb des Vibrators, wobei
ein am Vibrator angebrachter Steuerblock sicherstellt, dass vor Anlaufen des Hydraulikmotors
die Spannvorrichtung (Spannzange) schließt und erst bei erreichtem Spanndruck den
Ölfluss zum Hydraulikmotor freigibt, wodurch der Vibrator angetrieben wird (Sicherheitsschaltung).
Über ein zweites Schlauchpaar für die vormalige Funktion "Greifer Drehen" erfolgt
die Verstellung der Unwuchten, mit der ein resonanzfreies Anlaufen und Auslaufen gewährleistet
wird. Der 5. Hydraulikschlauch dient der Abfuhr von Lecköl. Mindestens die gleiche
Anzahl an Hydraulikschläuchen und -anschlüsse müssen auch vom Hydraulikaggregat zum
Vibrator verlegt werden.
[0005] Die neuen Funktionen "Spannvorrichtung Schließen und Antreiben des Vibrators" sowie
"Verstellen der Unwuchten zueinander" werden mit entsprechenden Bedienhebeln in der
Kabine des Baggers unabhängig von einander bedient. Bei Hydraulikaggregaten zur Bedienung
von Vibratoren werden die Funktionen Spannvorrichtung schließen, Antreiben des Vibrators
und Verstellen der Unwucht in der Regel getrennt bedient.
[0006] Es können auch andere Hydraulikfunktionen des Baggers für den Betrieb des Vibrators
genutzt werden. Anstelle einer hydraulischen Verstellung der Unwuchten vom Bagger
aus ist auch eine elektrische Ansteuerung denkbar, wozu dann anstelle der Hydraulikschläuche
ein Elektrokabel vom Bagger zum Vibrator benötigt wird.
[0007] Nachteile dieser Anordnung bestehen zum einen in der Gefahr der Verwechslung von
Schläuchen beim Anschluss der Vibratoren, da nicht immer geschultes Personal auf den
Baustellen diese Aufgabe durchführt.
Weiterhin können Fehler bei der Bedienung auftreten, z.B. derart, dass zuerst die
Unwuchten ausgeschwenkt werden bevor der Vibrator auf seine Nennfrequenz hochgefahren
wird. Vorstellbar ist auch, dass nach dem Hochfahren des Vibrators auf Nennfrequenz
ein Ausschwenken der Unwuchten aus Unkenntnis über die Bedienung unterbleibt.
Ein gravierender Nachteil besteht darin, dass die zweite erforderliche Funktion, "Greifer
Drehen" nicht standardmäßig an jedem Bagger vorhanden ist, so dass diese vom Betrieb
eines variablen Vibrators ausgeschlossen sind, bzw. diese Funktion aufwändig nachgerüstet
werden muss. Einfache Hydraulikaggregate, die nicht speziell für den Betrieb von variablen
Vibratoren konzipiert sind, verfügen nicht über mehrere Kreisläufe zur Bedienung aller
Funktionen, so dass sie ebenfalls nicht zum Einsatz kommen können.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es somit eine hydraulische Steuereinheit am
Vibrator zu schaffen, die die Anzahl der Hydraulikölanschlüsse verringert, die Bedienung
vereinfacht und nur eine Standardfunktion eines Baggers oder Hydraulikaggregates benötigt.
[0009] Diese Aufgabe wird durch die hydraulische Steuereinheit nach Anspruch 1 gelöst. Erfindungsgemäß
ist eine Ventilanordnung vorgesehen, durch die bei Betätigung eines Bedienhebels aus
seiner Nulllage in der Baggerkabine oder am Hydraulikaggregat vor dem Einschalten
des Vibrators die Spannvorrichtung geöffnet und die Unwuchtverstellung zu einer Nullamplitude
eingestellt wird. Hiermit wird sichergestellt, dass der Vibrator schwingungsfrei anläuft.
Anschließend wird durch Betätigung des Bedienhebels in die andere Richtung über die
Nulllage hinaus die Spannvorrichtung geschlossen und nach Erreichen des maximalen
Schließdruckes der Spannvorrichtung der Fluss des Hydraulikmittels zum Hydromotor
freigegeben. Gleichzeitig wird ein Teil des Hydraulikmittels über ein Drosselventil
geleitet und verstellt zeitverzögert (nach Durchfahren der Resonanzfrequenz) die Unwuchten
auf maximale Amplitude und damit maximale Fliehkraft. Die Geschwindigkeit der Unwuchtverstellung
wird durch den vorhandenen Durchflussquerschnitt der Drossel bestimmt. Gleichzeitig
wird ein Federspeicherelement vorgespannt. Dies kann z.B. ein Hydrospeicher sein.
[0010] Durch Zurückschwenken des Bedienhebels in die Nulllage läuft der Vibrator aus. Das
Federspeicherelement gibt seine Energie an die Verstelleinrichtung zur Zurückstellung
der Unwuchten ab, so dass diese vor Durchlaufen der Resonanzfrequenz auf ihre fliehkraftfreie
Position verstellt werden. Durch Betätigen des Bedienhebels in die erste Richtung
wird die Spannzange geöffnet, womit ein Arbeitszyklus beendet ist.
[0011] Vorzugsweise besitzt die vorgenannte hydraulische Steuereinheit drei Anschlussleitungen,
die an drei vorhandene Hydraulikanschlüsse eines Hydraulikaggregates, eines Baggers
oder eines Mäklers angeschlossen werden.
[0012] Nach einer Weiterbildung der Erfindung besitzt das Drosselventil einen einstellbaren
Durchflussquerschnitt.
[0013] Weitere Vorteile der Erfindung werden im Folgenden anhand der Zeichnung erörtert,
die einen vereinfachten Schaltplan einer bevorzugten Ausführung mit einem Hydrospeicher
wiedergibt.
[0014] In diesem Schaltplan sind blockweise die Spannvorrichtung 10, der Vibrator 11 mit
einer Unwuchtverstellung 12 und dem Unwuchtantriebsmotor, dem Hydromotor 13 dargestellt.
Bei den nach dem Stand der Technik bekannten Ausführungsformen ist lediglich ein Vibrator-Steuerblock
1 vorgesehen, der vor dem Anlaufen des Hydraulikmotors bereits die Spannzange der
vorhandenen Spannvorrichtung 10 schließt und erst bei erreichtem Spanndruck den Ölfluss
zum Hydraulikmotor freigibt. Bisher mussten bei Vibratoren mit verstellbaren Unwuchten
über hydraulische oder elektrische Signalleitungen Unwuchtverstellungen separat vorgenommen
werden. Der in der Zeichnung dargestellte Steuerblock 2 kann nunmehr erfindungsgemäß
ohne zusätzliche Verbindungsleitungen zum Bagger die Unwuchtverstellung beim Ein-
und Ausschalten des Vibrators vornehmen.
[0015] Wird das Baggerventil 8 in seine rechte Schaltstellung geschoben, gelangt Drucköl
über die Leitung 20, 21, dem Steuerblock 1 und der Leitung 22 zum Spannzylinder 14
und öffnet die Klemmvorrichtung. Gleichzeitig gelangt Drucköl über die Leitung 24
zum Verstellgetriebe, welches in Richtung Null-Amplitude verschwenkt wird. Das kolbenstangenseitig
verdrängte Öl des Spannzylinders wird über die Leitung 25, den Steuerblock 1, die
Leitungen 26 und 27 dem Tank des Hydraulikbaggers zugeführt. Das verdrängte Ölvolumen
des Verstellgetriebes wird über die Leitung 28, das entsperrbare Rückschlagventil
15 und der Leckölleitung 29 und 30 ebenfalls dem Tank des Baggers zugeführt. Wird
das Ventil 8 in seine linke Schaltstellung geschoben, wird Drucköl über die Leitungen
20, 26, dem Steuerblock 1 und der Leitung 25 dem Spannzylinder 14 zugeführt, der das
Rammgut klemmt. Bei Erreichen eines bestimmten Klemmdruckes gibt der Steuerblock 1
Drucköl über die Leitung 31 zum Hydraulikmotor 13 frei, so dass dieser anläuft. Zeitverzögert
wird über die Leitung 32, die Drossel 17 und die Leitung 28 das Verstellgetriebe in
Richtung maximaler Amplitude ausgeschwenkt. Über das Rückschlagventil 18 wird gleichzeitig
ein Hydrospeicher 19 mit Drucköl aufgefüllt. Das verdrängte Ölvolumen im Verstellgetriebe
wird über die Leitung 33, das entsperrbare Rückschlagventil 50, die Leitung 24, 21
und 27 dem Tank des Baggers zugeführt. Das verdrängte Ölvolumen des Klemmzylinders
wird über die Leitung 22, 21 und 27 ebenfalls dem Tank zugeführt. Das verdrängte Volumen
des Antriebsmotors wird über die Leitung 34, dem Steuerblock 1, die Leitung 21 und
27 dem Tank zugeführt. Der Kolben des Stellventils 52 wird auf seinen Flächen 53 und
54 mit Drucköl beaufschlagt. Da die Fläche 53 größer ist als die Ringfläche 54 bleibt
das Ventil in dieser Stellung stehen, so dass kein Drucköl über die Leitung 35 und
36 in die Rücklaufleitung des Verstellgetriebes fließen kann. Wird das Ventil 8 in
Mittelstellung gebracht, sind die beiden Leitungen 21 und 26 drucklos. Durch die Trägheit
der nicht dargestellten Antriebswellen und ihrer Unwuchtmassen läuft der Motor 13
weiter und schiebt Öl mit geringem Druck über die Leitung 34, den Steuerblock 1 und
die Leitung 31 im Kreis. Durch die Reibungsverluste läuft er hierbei langsam über
der Zeit aus bis zum Stillstand. Der gleich geringe Druck stellt sich an der Fläche
53 des Stellventils 52 ein, während auf der Ringfläche der wesentlich höhere Druck
des aufgeladenen Speichers anliegt. Dadurch verschiebt sich der Kolben 54 nach links
und gibt den Verschluss 55 frei, so dass nun Drucköl aus dem Hydrospeicher 19 über
die Leitung 35, 36 und 33 zum Verstellgetriebe fließt und dieses in Nullstellung bringt.
Das verdrängte Öl des Verstellgetriebes wird über die Leitung 28, das entsperrbare
Rückschlagventil 15, die Leitung 29 und 30 wiederum dem Tank des Baggers zugeführt.
Die Verstellung der Unwuchten gegen Null erfolgt zeitlich schneller als dass der Hydromotor
13 beim Auslaufen die Resonanzfrequenz erreicht. Nach Stillstand des Motors 13 wird
durch Verschieben des Baggerventils 8 in seine rechte Schaltstellung die Spannvorrichtung
10 geöffnet womit ein Arbeitszyklus beendet ist.
1. Hydraulische Steuereinheit für ein Ramm- oder Ziehgerät mit einem eine Unwuchtverstellung
und eine Spannvorrichtung (10) aufweisenden Vibrator (11)
gekennzeichnet durch
eine Ventilanordnung, durch die bei Betätigung eines Bedienhebels aus seiner Nulllage vor dem Einschalten des
Vibrators (11) die Spannvorrichtung (10) geöffnet und die Unwuchtverstellung (12)
zu einer Nullamplitude eingestellt wird, anschließend durch Betätigung des Bedienhebels in die andere Richtung die Spannvorrichtung (10) geschlossen
wird und nach Erreichen des maximalen Schließdruckes der Fluss des Hydraulikmittels
zum Hydromotor (13) freigegeben wird und gleichzeitig ein Teil des Hydraulikmittels
über eine Drossel (17) zu der Unwuchtverstellung geleitet wird, wodurch zeitverzögert
die Unwuchten auf maximale Amplitude verstellt werden, und gleichzeitig ein Federspeicherelement
aufgeladen wird, und wobei bei einem Zurückschwenken des Bedienhebels in die Nulllage
der Vibrator (11) ausläuft, wobei die Energie des aufgeladenen Federspeicherelements
zu der Verstelleinrichtung der Unwuchten geleitet wird, so dass diese vor dem Durchlaufen
der Resonanzfrequenz auf ihre fliehkraftfreie Position verstellt werden.
2. Hydraulische Steuereinheit nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Vibrator mit drei Hydraulikleitungen (21,26,30) eines Hydraulikaggregates, eines
Baggers oder Mäklers das Ramm- und Ziehgerät verbunden wird.
3. Hydraulische Steuereinheit nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein Steuerblock (1) zur Betätigung der Spannvorrichtung (10) und des Vibrators (11)
mit einem Steuerblock (2) für die Unwuchtverstellung (12) verbunden ist.
4. Hydraulische Steuereinheit nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Steuerblock (2) für eine Unwuchtverstellung (12) eine Drossel (17) und ein Stellventil
(52) aufweist.
5. Hydraulische Steuereinheit nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Federspeicherelement ein hydraulischer Druckspeicher ist.
6. Hydraulische Steuereinheit nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Drossel (17) einen einstellbaren Durchflussquerschnitt besitzt.
7. Hydraulische Steuereinheit nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Funktionen des Steuerblocks (1) und des Steuerblocks (2) in einem Gehäuse zusammengefasst
werden.