[0001] Die Erfindung betrifft eine Anordnung zum Feinauswuchten des in vollständig montiertem
Zustand von einem Außen- und einem Innengehäuse umgebenen Rotors eines Gasturbinentriebwerks.
[0002] Die Rotoren der Kompressoren und Turbinen eines Gasturbinentriebwerks rotieren mit
sehr hoher Geschwindigkeit. Nicht richtig ausbalancierte Rotoren verursachen daher
ein Durchbiegen der Welle, das zu Spielüberbrückungen und zum Anstreifen des Rotors
an feststehenden Teilen führen kann. Die damit entstehenden hohen Laufspalte führen
jedoch zu einem Wirkungsgradverlust. Des Weiteren werden unerwünschte Vibrationen
verursacht mit der Folge eines vorzeitigen Lagerverschleißes oder akuten Lagerschäden.
Die Lebensdauer der Rotorkomponenten wird dadurch erheblich eingeschränkt. Das Auswuchten
erfolgt bekanntermaßen durch Hinzufügen von Gewichten oder Materialentnahme an den
rotierenden Bauteilen.
[0003] Das Ausbalancieren der mit hoher Geschwindigkeit rotierenden Rotoren eines Gasturbinentriebwerks
erfolgt zunächst bei der Herstellung der rotierenden Einzelteile des Triebwerks durch
Materialentnahme an den Einzeltrommeln. Anschließend wird der Rotor in zusammengebautem
Zustand ein zweites Mal ausgewuchtet. Nachdem das Triebwerk mit dem in einem Innen-
und einem Außengehäuse untergebrachten Rotor vollständig montiert ist, sind lediglich
kleinere Korrekturen an der Niederdruckwelle möglich, während ein Feinauswuchten,
das heißt, das Beseitigen von Restunwuchten an der in zusammengebautem Zustand des
Gasturbinentriebwerks schwer zugänglichen Hochdruckwelle mit von einem Außengehäuse
und einem Innengehäuse umgebenen Rotoren praktisch nicht möglich ist oder erhebliche
Schwierigkeiten bereitet. Auch eine Restunwucht an der Hochdruckwelle kann noch zu
erheblichen Vibrationen und den damit verbundenen Folgeschäden führen.
[0004] Die
US 5 545 010 beschreibt eine Vorrichtung zum Auswuchten eines Gasturbinentriebwerks, bei der der
Zugang zu den rotierenden Komponenten mit den erforderlichen Ausgleichsgewichten in
einem von einem Außengehäuse umgebenen Zustand erfolgt. Die Vorrichtung umfasst einen
an einer Außenfläche an der Eingangsseite des Kompressors zusätzlich angebrachten
oder integral angeformten Ring mit radial in gleichmäßigem Abstand ausgebildeten Gewindebohrungen
zum Ein- oder Ausschrauben von Auswuchtgewichten. Der Zugang zu dem Ring mit den Gewindebohrungen
bzw. Ausgleichsgewichten erfolgt hier über eine in der Wand des Lufteinlasskanals
zum Kompressor vorgesehene, zu den Gewindebohrungen ausgerichtete Öffnung. Die hier
offenbarte Anordnung ist insofern nachteilig, als der Ring ein relativ hohes Gewicht
aufweist und die Zugänglichkeit über den Gaspfad nur an der ersten Rotorstufe am Kompressor
möglich ist. Die Auswuchtgewichte sind nahe dem Lager und in einem Bereich geringen
Durchmessers angebracht. Das ist rotordynamisch wenig effektiv und erfordert entsprechend
große Gewichte.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Anordnung zum Feinauswuchten des in
vollständig montiertem Zustand von einem Außen- und Innengehäuse umgebenen Rotors
eines Gasturbinentriebwerks anzugeben, die bei geringem Eigengewicht und mit nur kleinen
Auswuchtgewichten ein effektives Feinauswuchten des Rotors ermöglicht.
[0006] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe mit einer gemäß den Merkmalen des Patentanspruchs
1 ausgebildeten Anordnung gelöst. Aus den Unteransprüchen ergeben sich vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung.
[0007] Der Kern der Erfindung besteht in der regelmäßig beabstandeten Anordnung von mit
einer Durchgangsbohrung mit Innengewindeabschnitt versehenen Einsetzkörpern in der
die Schaufelfüße der Rotorschaufeln aufnehmenden Umfangsnut der hinteren Rotorschreiben
des Kompressors oder der Turbine. Die Durchgangsbohrung des jeweiligen Einsetzkörpers
liegt in einer bestimmten Rotorposition in einer Flucht mit jeweils einer im Innen-
und im Außengehäuse des Rotors vorgesehenen Öffnung, über die beim Auswuchten ein
Führungsrohr zum Zuführen und Einschrauben einer Auswuchtschraube und zum Führen eines
Werkzeugs an die Durchgangsbohrung anschließt. Dadurch ist es mit geringem Aufwand
möglich, in zusammengebautem Zustand des Triebwerks, das heißt, nach der Endmontage
oder nach Reparaturen, verbleibende Restunwuchten zu beseitigen und somit die Lebensdauer
des Triebwerks zu verlängern. Das Auswuchten erfolgt zudem in einem rotordynamisch
optimalen Bereich, das heißt, es kann - mit geringem zusätzlichen Gewicht - weit außen
an den Rotorscheiben und in einem mittleren Teil des Rotors durchgeführt werden. Aufgrund
der Nutzung der vorhandenen Umfangsnuten kann das Auswuchtsystem mit geringem Aufwand
in vorhandene Triebwerke eingebaut werden. Im Vergleich mit bekannten Gewichtsausgleichssystemen
ist der Kosten- und Gewichtsaufwand gering.
[0008] In weiterer Ausbildung der Erfindung ist der Einsetzkörper so ausgebildet, dass die
Durchgangsbohrung senkrecht oder in spitzem Winkel zur Rotorachse ausgerichtet ist
und die Öffnungen im Innen- und Außengehäuse senkrecht über der Umfangsnut oder entsprechend
versetzt zu dieser angeordnet sind. Bei schräger Ausrichtung der Durchgangsbohrung
kann auch ein im Innengehäuse vorhandener Luftentnahmeschlitz als Öffnung fungieren.
[0009] In Ausgestaltung der Erfindung bestehen die Einsetzkörper aus einem an den Nutquerschnitt
angepassten Basisteil und einem daran anschließenden Gewindeteil zur Aufnahme der
Auswuchtschraube.
[0010] Die Außenumfangsfläche des Einsetzkörpers wird von den Ausnehmungen benachbarter
Schaufelplattformen umfasst. Die Auswuchtschraube ist, um deren Lösen im Betrieb zu
verhindern, mit einer Selbstsicherung ausgestattet.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Zeichnung näher erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1
- eine detaillierte Schnittansicht einer von einem Innen- und Außengehäuse umgebenen
hinteren Rotorstufe des Kompressors eines Gasturbinentriebwerks während des Einsetzens
eines Auswuchtgewichtes;
- Fig. 2
- eine Ansicht nach Fig. 1, jedoch im Betriebszustand des Triebwerks nach Abschluss
des Auswuchtens;
- Fig. 3
- eine vergrößerte Darstellung eines in die Umfangsnut einer Rotorscheibe des Kompressors
eingefügten Einsetzkörpers;
- Fig. 4
- einen Längsschnitt mit einem zwischen zwei Rotorschaufeln in der Umfangsnut angeordneten
Einsetzkörper; und
- Fig. 5
- eine Schnittdarstellung einer anderen Rotorstufe, bei der das Auswuchtgewicht über
einen im Innengehäuse vorhandenen Schlitz in einen schräg angeordneten Einsetzkörper
eingebracht wird.
[0012] In den Zeichnungsfiguren bezeichnen bei einem Triebwerk die Bezugszeichen 1 das Außengehäuse,
2 das Innengehäuse und 3 den Rotor, hier eine hintere Rotorstufe des Kompressors.
In dieser hinteren Rotorstufe sind die Rotorschaufeln 4 in eine am Außenumfang der
Rotorscheibe 5 vorgesehene Umfangsnut 6 eingesetzt. In der Umfangsnut 6 befinden sich
weiterhin mehrere, in regelmäßigem Abstand am Umfang verteilt angeordnete Einsetzkörper
7. Der Einsatzkörper 7 umfasst ein der Querschnittsform der Umfangsnut 6 angepasstes
Basisteil 8, ein Gewindeteil 9, das in gegenüberliegende Ausnehmungen von zwei aneinander
grenzenden Plattformen 10 jeweils benachbarter Rotorschaufeln 4 eingeschlossen ist,
und eine Bohrung 11 mit einem Innengewindeabschnitt 12a. Bestandteil der Anordnung
zum Feinauswuchten ist ferner eine erste Öffnung 13 im Innengehäuse 2 und eine zur
ersten Öffnung 13 senkrecht ausgerichtete zweite Öffnung 14 im Außengehäuse 1. In
einer bestimmten Drehstellung des Rotors 3 fluchten die Bohrungen 11 mit den ersten
und zweiten Öffnungen 13, 14, so dass ein diese durchdringendes Führungsrohr 15 auf
die Bohrung 11 des jeweiligen Einsetzkörpers 7 aufgesetzt werden kann. Das Führungsrohr
15 wird in der Öffnung 14 des Außengehäuses fixiert, z.B. über eine Passung oder durch
Befestigungsschrauben. Über das Führungsrohr 15 kann nun zum Zwecke des Feinauswuchtens
des vollständig montierten, von dem Innen- und dem Außengehäuse 1, 2 umgebenen Rotors
3 eine Auswuchtschraube 16 zu der jewieligen Bohrung 11 im Einsatzkörper 7 geleitet
und mit einem in das Führungsrohr 15 eingeführten Werkzeuges 17 in den Einsatzkörper
7 eingeschraubt werden.
[0013] In einer anderen - in Fig. 5 gezeigten - Ausführungsform sind die Einsatzkörper 7'
mit einer schräg angeordneten, auf einen im Innengehäuse 2 ohnehin vorhandenen Luftentnahmeschlitz
18 ausgerichteten Bohrung 11' ausgebildet. In einer bestimmten Position des Rotors
3 liegt die Bohrung 11' mit dem versetzt angeordneten Luftentnahmeschlitz 18 und der
noch weiter versetzt angeordneten zweiten Öffnung 14 im Außengehäuse 1 in einer Flucht.
In diesem Fall kann auf die oben erwähnte erste Öffnung 13 im Innengehäuse verzichtet
werden. Das Führungsrohr 15 wird - fluchtend mit der winklig angeordneten Bohrung
11' - schräg durch das Außengehäuse 1 und das Innengehäuse 2 geführt und auf den Einsetzkörper
7' aufgesetzt, um dann die Auswuchtschraube 16 zuzuführen und mit dem Werkzeug 17
in den Innengewindeabschnitt der Bohrung 11' des Einsetzkörpers 7' einzuschrauben.
[0014] Nach dem Einschrauben der Auswuchtschraube 16 wird das Werkzeug 17 und das Führungsrohr
15 herausgezogen und die erste und zweite Öffnung im Innen- und im Außengehäuse werden
mit einem - in Fig. 2 dargestellten - Doppelstöpsel 19, der am Außengehäuse 1 verschraubt
ist, verschlossen.
[0015] Mit den zuvor beschriebenen Ausführungsformen können nach der vollständigen Montage
oder nach Reparaturen des Triebwerks Unwuchten bzw. Restunwuchten in zusammengebautem
Zustand ausgeglichen werden. Das Auswuchten erfolgt - rotordynamisch optimal - in
einem weit außen liegenden Durchmesserbereich der Rotorscheibe 5, so dass das zum
Auswuchten erforderliche zusätzliche Gewicht gering ist. Die Anordnung der Einsetzkörper
7, 7' in einem vorgegebenen regelmäßigen Abstand jeweils zwischen zwei Rotorschaufeln
4 in den vorhandenen Umfangsnuten 6 von Rotorscheiben 5 des Kompressors oder der Turbine
ist mit geringem Aufwand und bei gleichzeitig niedrigem Gewicht möglich.
Bezugszeichenliste
[0016]
- 1
- Außengehäuse
- 2
- Innengehäuse
- 3
- Rotor
- 4
- Rotorschaufel
- 5
- Rotorscheibe
- 6
- Umfangsnut
- 7, 7'
- Einsetzkörper
- 8
- Basisteil v. 7, 7'
- 9
- Gewindeteil v. 7, 7'
- 10
- Plattform v. 4
- 11, 11'
- Bohrung v. 7
- 12a
- Innengewindeabschnitt v. 11, 11'
- 12b
- erweiterter Durchmesserbereich v. 11, 11'
- 13
- erste Öffnung in 2
- 14
- zweite Öffnung in 1
- 15
- Führungsrohr
- 16
- Auswuchtschraube
- 17
- Werkzeug
- 18
- Luftentnahmeschlitz
- 19
- Doppelstöpsel
1. Anordnung zum Feinauswuchten des in vollständig montiertem Zustand von einem Außengehäuse
(1) und einem Innengehäuse (2) umgebenen Rotors (3) eines Gasturbinentriebwerks,
gekennzeichnet durch
in die zum Anbringen der Rotorschaufeln (4) vorgesehene Umfangsnut (6) von mindestens
einer der Rotorscheiben (5) des Kompressors oder der Turbine in regelmäßigem Abstand
eingefügte, zwischen aneinander grenzenden Plattformen (10) der Rotorschaufeln (4)
fixierte Einsetzkörper (7,7') mit einer einen Innengewindeabschnitt (12a) aufweisenden
radialen Bohrung (11, 11') zur Aufnahme einer Auswuchtschraube (16), wobei die jeweilige
Bohrung (11, 11') in einer bestimmten Drehstellung des Rotors (3) in einer Flucht
mit einer ersten Öffnung (13) im Innengehäuse (2) und einer zweiten Öffnung (14) im
Außengehäuse (1) liegt und zur Zuführung der Auswuchtschraube (16) und Führung eines
Werkzeugs (17) ein vorübergehend angeordnetes Führungsrohr (15) die beiden Öffnungen
(13, 14) bis zur Bohrung (11, 11') hin durchgreift.
2. Anordnung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die erste und die zweite Öffnung (13, 14) senkrecht übereinander und fluchtend mit
einer der Bohrungen (11) angeordnet sind und die Öffnungen (13, 14) nach dem Auswuchten
durch einen Doppelstöpsel (19) verschließbar sind.
3. Anordnung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Bohrung (11') in spitzem Winkel zur Axialrichtung und in einer Flucht mit einem
versetzt angeordneten, als erste Öffnung fungierenden Luftentnahmeschlitz (18) im
Innengehäuse und einer noch weiter versetzt angeordneten zweiten Öffnung (14) im Außengehäuse
(1) ausgerichtet ist, wobei die im Außengehäuse (1) vorgesehene zweite Öffnung (14)
durch einen Einfachstöpsel verschließbar ist.
4. Anordnung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Einsetzkörper (7, 7') ein an die Querschnittsform der Umfangsnut (6) angepasstes
Basisteil (8) und ein von Ausnehmungen in den aneinander grenzenden Plattformen (10)
umfasstes Gewindeteil (9) aufweist.
5. Anordnung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Bohrung (11, 11') im Einsetzkörper (7, 7') einen Innengewindeabschnitt(12a) aufweist.
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