[0001] Die Erfindung betrifft eine strukturierte Materialbahn aus einem Bahnmaterial, insbesondere
Blechmaterialbahn, mit einer Grobstrukturelemente umfassenden und versteifenden Grobstrukturierung,
die flächig und dreidimensional gebildet ist, sowie Verfahren zum Herstellen.
Hintergrund der Erfindung
[0002] Für den effizienten Leichtbau, insbesondere in der Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie,
im Bau- und Designbereich sowie bei Hausgeräten und Apparaten, werden immer höhere
Anforderungen an die Konstruktion bezüglich einer großen Formsteifigkeit, hoher Dauerstandfestigkeit
und günstiger akustischer Eigenschaften bei geringem Gewicht gestellt. Hierbei können
mehrdimensional versteifende Strukturen dünner Materialien eine besondere Rolle spielen,
weil sie dem Bauteil trotz reduzierter Wanddicke eine hohe Steifigkeit, günstige akustische
Eigenschaften und ein ansprechendes Design geben.
[0003] Es sind zahlreiche Verfahren bekannt, um eine dünne Materialbahn, wie Blech oder
auch Kunststofffolie, mit versteifenden Strukturen zu versehen. Um die Biege- und
Beulsteifigkeit von Bauteilen zu verbessern, sind mechanisch strukturierte Materialien,
beispielsweise genoppte Bleche, bekannt. Diese rein mechanisch strukturierten Materialien
erfordern jedoch hohe Plastifizierungsreserven des Ausgangswerkstoffs, da beim Strukturieren
mit Hilfe von mechanischen Form- und Prägewerkzeugen eine große Plastifizierung des
Werkstoffes auftritt. Ferner ist das Versteifen durch eine Sicke bekannt, die dem
Bauteil jedoch nur in einer Richtung eine erhöhte Steifigkeit verleiht. Senkrecht
dazu bleibt das Bauteil biege-, schub- und torsionsweich.
[0004] Aus dem Dokument
EP 0 693 008 B1 sind beulstrukturierte Materialbahnen bekannt, die auf der Basis eines selbstorganisierten
Strukturierungsprozesses aus einer gekrümmten Gestalt heraus hergestellt werden. So
lassen sich dünnwandige Bleche und Folien erheblich werkstoff- und o-berflächenschonender
mehrdimensional strukturieren als die rein mechanischen Prägeverfahren (vgl.
DE 198 56 236 A1). Die beulstrukturierten Materialbahnen werden dann in einem speziellen Richtverfahren,
bei dem die Strukturen vollkommen erhalten bleiben, in die ebene Gestalt übergeführt.
Die so erzeugten mehrdimensionalen Beulstrukturen werden auch "Wölbstrukturen" genannt.
Sie weisen eine regelmäßige Strukturierung mit Falten und zwischen den Falten eingeschlossenen
Mulden auf.
[0005] Beim bekannten Beul- / Wölbstrukturierungsverfahren entstehen in der gekrümmten und
von innen partiell abgestützten Materialbahn bei einer geringen äußeren Druckbelastung
zunächst, nämlich zu Beginn im elastischen Werkstoffverhalten der Materialbahn, sinusförmig
umlaufende Strukturwellen, die nur eine sehr kleine Amplitude besitzen. Wird dann
die äußere Druckbelastung gegen die gekrümmte Materialbahn erhöht, entsteht ein instabiler
Zustand, der einen dynamischen Durchschlag (spontanes Einbeulen) im elastisch-plastischen
Werkstoffverhalten der Materialbahn auslöst. Dieser komplexe Vorgang lässt sich durch
die nicht-linearen Gesetze der Mechanik (nicht-lineare geometrische Deformation von
Schalen), der Thermodynamik und des Werkstoffes (nicht-lineare, elastisch-plastische
Fließkurve), weit weg vom Gleichgewichtszustand, beschreiben. Diese, sich selbst organisierenden,
Beulstrukturen können den sogenannten "dissipativen Strukturen" (vgl.
I. Prigogine et al.: "Dialog mit der Natur"; F. Mirtsch et al.: "Corrugated Sheet Metal on the Basis of self organization", First
International Industrial Conference Bionic 2004, Hannover Messe, Germany in: Fortschritt
- Berichte VDI Reihe 15, S. 299 - 313) zugeordnet werden.
[0006] Aus dem Dokument
DE 10 2004 044 509 A1 ist ein Verfahren bekannt, um wölbstrukturierte Bleche durch Schweißen mit einem
ebenen Rahmen zu verbinden. Dabei gelingt es aber nicht, eine dichte Fügeverbindung
zu erzeugen
[0007] Bei der Weiterverarbeitung mehrdimensional strukturierter Materialien, insbesondere
beim Schneiden und Fügen strukturierter Bleche und Folien, bestehen jedoch noch erhebliche
Defizite, weil es hierüber - im Gegensatz zum glatten Blech - nur wenige Erfahrungen
gibt. Erstrebenswert wären dünnwandige Bleche und Folien mit einer großen mehrdimensionalen
Steifigkeit mit Hilfe großer und tiefer Strukturen, die jedoch auch ähnlich gut weiterzuverarbeiten
sind wie das bekannte glatte Blech. Bei der Weiterverarbeitung spielt insbesondere
das dichte Fügen eine besondere Rolle. Hierfür muss der Rand der strukturierten Materialbahn
eben oder zumindest nahezu eben sein.
[0008] Es besteht also Bedarf für Materialbahnen mit einerseits hoher mehrdimensionaler
Steifigkeit, die mittels großer und tiefer Strukturen erreicht wird, und andererseits
guter Verarbeitbarkeit beim Einsatz in den verschiedenen Anwendungsgebieten. Hierbei
sollen möglichst die für ebene Materialbahnen bekannten Verfahren wie Schneiden, Fügen
und Umformen nutzbar sein.
Zusammenfassung der Erfindung
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es, eine strukturierte Materialbahn aus einem Bahnmaterial
mit einer Grobstrukturelemente umfassenden und versteifenden Grobstrukturierung zu
schaffen, bei der die Verarbeitbarkeit verbessert ist.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine strukturierte Materialbahn nach dem
unabhängigen Anspruch1 und ein Verfahren zum Herstellen einer strukturierten Materialbahn
nach dem unabhängigen Anspruch 22 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung
sind Gegenstand von abhängigen Unteransprüchen.
[0011] Nach einem Aspekt der Erfindung ist eine strukturierte Materialbahn aus einem Bahnmaterial,
insbesondere Blechmaterialbahn, mit einer Grobstrukturelemente umfassenden und versteifenden
Grobstrukturierung geschaffen, die flächig und dreidimensional gebildet ist, wobei
zumindest ein an die Grobstrukturierung angrenzender Abschnitt mit einer Feinstrukturelemente
umfassenden Feinstrukturierung gebildet ist und Abmessungen der Feinstrukturelemente
geringer als Abmessungen der Grobstrukturelemente sind.
[0012] Nach einem weiteren Aspekt der Erfindung ist ein Verfahren zum Herstellen einer strukturierten
Materialbahn aus einem Bahnmaterial geschaffen, insbesondere Blechmaterialbahn, bei
dem flächig und dreidimensional eine Grobstrukturelemente umfassende und versteifende
Grobstrukturierung und angrenzend an die Grobstrukturierung zumindest ein Abschnitt
mit einer Feinstrukturelemente umfassenden Feinstrukturierung gebildet werden, wobei
die Feinstrukturelemente mit Abmessungen hergestellt werden, die geringer als Abmessungen
der Grobstrukturelemente sind.
[0013] Neben der versteifenden Grobstrukturierung, die unter Verwendung verschiedenster
Strukturierungstechnologien gebildet werden kann, weist die strukturierte Materialbahn
eine Feinstrukturierung in zumindest einem Abschnitt auf, welcher an die Grobstrukturierung
angrenzt. Die Feinstrukturierung wirkt zwar etwas weniger versteifend als die Grobstrukturierung.
Auf diese Weise gelingt es, die grobstrukturierte Materialbahn partiell mit einer
Feinstruktur auszustatten, die mit Hilfe herkömmlicher Fügeprozesse, wie Schweißen,
Kleben oder mechanisches Fügen mit einem ebenen Rahmen oder ebenen angrenzenden Blechen
dicht verbunden werden kann. Dabei besitzen die Feinstrukturen vorzugsweise eine Strukturtiefe,
nämlich eine lichte Strukturhöhe, die etwa der Wanddicke der zu fügenden Materialbahn,
also der Materialdicke ohne Strukturtiefe entspricht. Die Feinstrukturierung wird
vorzugsweise nach den Gesetzmäßigkeiten der kontrollierten Selbstorganisation entwickelt
und technisch angepasst. Auf diese Weise wird der Werkstoff der Materialbahn beim
Strukturieren nur wenig plastifiziert und geschont. Die so verbleibenden Plastifizierungsreserven
können für sekundäre Umformprozesse genutzt werden oder / und sie erhöhen die Dauerstandfestigkeit
im späteren dynamischen Betriebsverhalten (Wöhlerkurve) des Fertigproduktes.
[0014] Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung kann vorsehen, dass in dem zumindest
einen Abschnitt mit der Feinstrukturierung eine an die Grobstrukturierung angepasste
Längeneinkürzung gebildet ist. Eine Längeneinkürzung der Materialbahn in den Abschnitten
der Feinstrukturierung ist deshalb von Vorteil, weil die Materialbahn durch die Grobstrukturierung
ebenfalls eine Längeneinkürzung - d. h. Raffung gegenüber der ebenen Ausgangsgestalt
der noch nicht strukturierten Materialbahn erfährt. Die beiden Längeneinkürzungen
durch das Grob- und Feinstrukturieren werden so angepasst, dass sie im wesentlichen
gleich sind. Auf diese Weise wird ein langer Rand (Verzug /"Schneider") oder eine
lange Mitte ("Schüssel") vermieden.
[0015] Bevorzugt ist bei einer Fortbildung der Erfindung vorgesehen, dass der zumindest
einen Abschnitt mit der Feinstrukturierung einen Randabschnitt umfasst.
[0016] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass zwischen dem Randabschnitt
und der Grobstrukturierung eine Übergangsstrukturierung gebildet ist.
[0017] Bei einer zweckmäßigen Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass der zumindest
eine Abschnitt mit der Feinstrukturierung einen Übergangsabschnitt umfassen, der zwischen
Abschnitten mit der Grobstrukturierung gebildet ist.
[0018] Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung kann vorsehen, dass der zumindest
eine Abschnitt mit der Feinstrukturierung im Bereich quer zu einer Laufrichtung im
wesentlichen eben gebildete Abschnitte umfasst. Das ist deshalb möglich, weil beim
Beul- bzw. Wölbstrukturierungsprozess die Längeneinkürzung (Raffung) quer zur Fertigungsrichtung
erheblich geringer ist als in Fertigungsrichtung. Weitere Details hierzu werden unten
beschrieben.
[0019] Bevorzugt ist bei einer Fortbildung der Erfindung vorgesehen, dass die Feinstrukturierung
mittels eines oder mehrerer Strukturelemente aus der folgenden Gruppe von Strukturelementen
gebildet ist: Wellenstruktur, auslaufende Wulststruktur, Faltenstruktur, Rhombenstruktur,
Rautenstruktur, Rechteckform, Herzform und Hexagonalstruktur.
[0020] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Feinstrukturierung
über eine Sicke mit der Grobstrukturierung in Verbindung steht.
[0021] Bei einer zweckmäßigen Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Feinstrukturierung
eine selbstorganisierende Strukturierung ist. Derartige Strukturierungen sind zum
Beispiel in Form einer Beul- / Wölbstruktur mit Mulden und diese umgebenden Falten
oder als Wellenstrukturen mit Kalotten und diese umgebenden Wülsten bekannt.
[0022] Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung kann vorsehen, dass der zumindest
eine Abschnitt mit der Feinstrukturierung einen Auflagenabschnitt aufweist.
[0023] Bevorzugt ist bei einer Fortbildung der Erfindung vorgesehen, dass der zumindest
eine Abschnitt mit der Feinstrukturierung einen Fügeabschnitt aufweist.
[0024] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass Grobstrukturierung eine
wellenförmige Strukturierung mit Wülsten und von den Wülsten eingeschlossenen Kalotten
gebildet ist, wobei die Wülste zusammenhängend und mit einem Krümmungsradius gebildet
sind, die entgegengesetzt zur Krümmung der Kalotten ist. Die Wülste unterscheiden
sich gravierend von den beim Beul-Wölbstrukturieren gebildeten Falten hinsichtlich
ihres Biegeradius' im Verhältnis zur Dicke der Materialbahn. Diese Relationen werden
ferner durch die Werkstoffbeschaffenheit der Materialbahn sowie durch die Gestalt
der Stützelemente und durch die Dicke sowie die Shore-Härte der elastischen Zwischenlage
(für das dreidimensional wellenförmig Strukturieren / Wulstbildung) mit beeinflusst.
Die folgenden zwei Ausführungen quantifizieren beispielhaft diese Relationen. In einem
ersten Fall wird weiches Aluminiumblech der Dicke 0,3 mm mit einer wappenförmigen
(hexagonal mit etwas geschwungenen Falten / Wülsten) Struktur der Schlüsselweite 33
mm versehen. Das Verhältnis von Biegeradius der Wulst zur Materialdicke (3D-Welle)
beträgt 13. Das Verhältnis von Biegeradius der Falte zur Materialdick (Beul- / Wölbstruktur)
beträgt 5. In einem zweiten Fall wird Edelstahlblech (4301) der Dicke 0,25 mm mit
einer wappenförmigen Struktur der Schlüsselweite 33 mm versehen. Das Verhältnis von
Biegeradius der Wulst zur Materialdicke beträgt 16. Das Verhältnis von Biegeradius
der Falte zur Materialdicke beträgt 7. In beiden Fällen wurde für die Erzeugung der
Wulst eine elastische Zwischenlage der Dicke 4 mm und der Shore-Härte 60 verwendet.
[0025] Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung kann vorsehen, dass die Kalotten
in einem mittleren Kalottenbereich eine Gestalt aufweisen, die einer Kugelschalenform
zumindest angenähert ist. Die Kugelschalenform entsteht dadurch, dass mit Hilfe der
elastischen Zwischenlage der dynamische Durchschlag wie beim Beul- / Wölbstrukturieren
abgefedert und abgebremst wird. Dadurch erhalten die Wülste einen sanfteren Krümmungsradius
als die Falten. Deshalb können sich bei weiterer Steigerung der Druckkraft (auf die
elastische Zwischenlage) die Kalotten gleichmäßig rund ausformen. Das ist bei den
dynamisch durch den Durchschlag gebildeten Falten und Mulden der Beul- und Wölbstrukturen
nicht der Fall.
[0026] Bevorzugt ist bei einer Fortbildung der Erfindung vorgesehen, dass die Wülste gemäß
einer oder einer Kombination mehrerer geometrischer Grundformen aus der folgenden
Gruppe von geometrischen Grundformen zusammenhängend gebildet sind: Dreieck, Viereck,
insbesondere Quadrat, Rechteck, Raute oder Parallelogramm, Fünfeck, Sechseck (Hexagon)
und Achteck.
[0027] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Wülste gemäß einer
einheitlichen geometrischen Grundform gebildet sind.
[0028] Bei einer zweckmäßigen Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Wülste
in allen Richtungen, nämlich in Fertigungsrichtung und quer zur Fertigungsrichtung,
jeweils mit einer im wesentlichen einheitlichen Wulsthöhe gebildet sind.
[0029] Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung kann vorsehen, dass für zumindest
einen Teil der Kalotten eine Kalottenoberfläche breit diffus reflektierend ist, wobei
zumindest der Teil der Kalotten mit der breit diffus reflektierenden Kalottenoberfläche
als tiefe Kalotten gebildet ist.
[0030] Bevorzugt ist bei einer Fortbildung der Erfindung vorgesehen, dass für zumindest
einen Teil der Kalotten eine Kalottenoberfläche gerichtet reflektierend ist, wobei
zumindest der Teil der Kalotten mit der gerichtet reflektierenden Kalottenoberfläche
als flache Kalotten gebildet ist.
[0031] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Grobstrukturierung
eine selbstorganisierende Strukturierung ist.
[0032] Bei einer zweckmäßigen Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Bahnmaterial
ein Material oder eine Kombination von Materialien ausgewählt aus der folgenden Gruppe
von Materialien ist: Metall, Kunststoff, faserige Stoffe, insbesondere Papier und
Pappe, Fasergewebe und Maschengewebe.
[0033] Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung kann vorsehen, dass das Bahnmaterial
in Sandwich-Bauweise gebildet ist, bei dem zwischen zwei Außenbahnen mindestens eine
Zwischenbahn angeordnet ist.
[0034] Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass das Bahnmaterial anodisiertes
Aluminiumblech ist.
[0035] Nachfolgend werden weitere Ausgestaltungen der Erfindung noch näher erläutert, wobei
sich die beispielhaft für im Bereich der Grobstrukturierung beul- / wölbstrukturierten
Materialbahnen für andere Grobstrukturierungen analog ergeben, insbesondere bei der
vorteilhaften Nutzung der Wellenstrukturierung mit Kalotten und diese umgebenden Wülsten.
Während die Falten bei der Beulstruktur als Resultat eines dynamischen Faltungsprozesses
entstehen, welcher seinerseits einem Umknicken vergleichbar ist, werden die Wülste
als gekrümmter Bereich mit einem vergleichsweise größeren Krümmungsradius gebildet,
sodass im Schnitt eine Art Wellenform entsteht, wobei jedoch eine Halbwellenlänge
der Wülste geringer ist als eine Halbwellenlänge der von den Wülsten eingeschlossenen
Kalotten ist.
[0036] Es wurde gefunden, dass sich beulstrukturierte Materialbahnen quer zu ihrer Laufrichtung
mit einem glatten Rand und in ihrer Laufrichtung mit einem feinstrukturierten Rand
versehen lassen, der sich einfach auf einen Rahmen fügen lässt, ohne dass dabei durch
störende Längendifferenzen zwischen dem beulstrukturierten Bereich und dem glatten
oder feinstrukturierten Rand störende Wellungen, Verzüge oder ein "Frosch" in der
strukturierten Materialbahn auftreten. Zahlreiche Beispiele anhand von so strukturierten
Stahlblechen haben das bestätigt, beispielsweise mit einem üblichen Stahlblech, wie
sie bei Bussen eingesetzt werden. Diese überraschenden Effekte und die Ausführungen
des Verfahrens werden nachfolgend noch detaillierter beschrieben.
[0037] Beim Beulstrukturieren ist das Raffen, d. h. die Längeneinkürzung der beulstrukturierten
Materialbahn gegenüber der eingesetzten glatten Materialbahn vergleichsweise gering.
Diese Längeneinkürzungen ergeben sich aus den folgenden Prozessparametern, wie Strukturtiefe,
Strukturgröße, welche in der Regel als Schlüsselweite des Hexagons definiert ist,
Materialdicke und Werkstoffbeschaffenheit. Diese Materialeinkürzung ist quer zur Strukturierungsrichtung
der Materialbahn etwa < 0,5% und längs zur Strukturierungsrichtung etwa < 1,0%. Dennoch
gelingt es, einen glatten Rand ohne Verwerfungen des Randes quer zur Strukturierungsrichtung
der Materialbahn dadurch zu erzeugen, dass beim Beulstrukturieren der Prozessdruck
für das Entstehen der Beulstrukturen in der Materialbahn jeweils partiell ausgesetzt
wird. So entsteht eine sanfte Materialwölbung, die sich zwischen dem beulstrukturierten
Bereich und dem glatten Randbereich der Materialbahn quasi von selbst ausbildet. Diese
sanfte Wölbung stabilisiert die Materialbahn in der Weise, dass die Längendifferenz
von etwa < 0,5% zwischen dem gerafften, beulstrukturierten Bereich und dem glatten
Randbereich kompensiert wird. Das gelingt vorzugsweise, wenn ein breiter Rand quer
zur Laufrichtung der Materialbahn gewählt wird.
[0038] In Laufrichtung der Materialbahn führt diese einfache Maßnahme, nämlich das partielle
Aussetzen des Prozessdruckes, nicht zum Ziel, wenn eine verzugsfreie, beulstrukturierte
Materialbahn mit ebenem, seitlichem Rand ohne störende Randwellen erreicht werden
soll. Überraschenderweise hat sich jedoch gezeigt, dass angepasste Feinstrukturen
der Ränder die Längendifferenz von etwa < 1,0% zwischen dem beulstrukturierten Bereich
und dem feinstrukturierten Randbereich so weit kompensieren, dass keine störenden
Randwellen in der Materialbahn mehr auftreten.
[0039] Überraschend gelingt das auch dann, wenn zwischen dem beul- / wellenförmig grobstrukturierten
Bereich der Materialbahn und dem feinstrukturierten Randbereich zusätzlich eine Sicke,
insbesondere eine etwa stufenförmige, schmale Längssicke, gebildet wird. Es hätte
erwartet werden können, dass diese Längssicke am Rand eine störende, örtlich geometrische
Verlängerung der etwas gerafften Materialbahn hervorruft und dadurch Verzüge der Materialbahn
verursacht. Es wurde aber das Gegenteil festgestellt. Offensichtlich stabilisiert
die Sicke die strukturierte Materialbahn. Das kann folgendermaßen erkläret werden:
Die Vorteile der Sicke bestehen darin, dass sie als zusätzliche Versteifung der strukturierten
Materialbahn wirksam ist und dass sie ferner eine Entkopplung zwischen dem beulstrukturierten,
mittleren Bereich der Materialbahn einerseits und ihrem feinstrukturierten Randbereich
andererseits bewirkt, und so Instabilitäten zwischen zwei aneinandergrenzenden, unterschiedlich
gebildeten Strukturen vermieden werden. Eine denkbare nachteilige Längendifferenz
zwischen den beiden gerafften, strukturierten Bereichen und der Sicke, die vorzugsweise
eine stufenförmige, schmale Längssicke ist, wird durch die großen Steifigkeiten der
angrenzenden, breiten beulstrukturierten bzw. feinstrukturierten Bereiche der Materialbahn
kompensiert.
[0040] Es ergab sich durch den feinstrukturierten Rand mit etwa stufenförmiger Längssicke
noch ein weiterer positiver Effekt für den Einsatz von vollflächig beulstrukturierten
Materialbahnen / Blechtafeln: Bereits beim vollflächigen Beulstrukturieren können
unerwünschte Effekte wie Wellungen, "Frosch" oder "Schüssel" in der Materialbahn auftreten,
die eine gute Planlage der beulstrukturierten Materialbahn erheblich beeinträchtigen
können. Das trifft insbesondere bei höherfesten Blechen, wie Edelstahl oder hart-
oder halbhartgewalzten Blechen oder bei faserigen Materialien oder Verbundmaterialien
auf.
[0041] Es hätte erwartet werden können, dass sich diese unerwünschten Effekte noch vergrößern,
wenn die strukturierten Materialbahnen / Blechtafeln zusätzlich mit feinstrukturierten
Rändern und mit einer Sicke versehen werden, weil dadurch der Strukturierungsprozess
noch komplizierter wird. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Mit Hilfe der Sicke und
der feinstrukturierten Ränder wird die Planlage der strukturierten Materialbahn erheblich
verbessert. Die verbesserte Planlage bleibt sogar auch dann noch erhalten, wenn die
Randbereiche (Sicke und Feinstrukturen) wieder von der strukturierten Materialbahn
abgetrennt werden. Das lässt sich folgendermaßen erklären: Beim Strukturieren der
Materialbahn bewegt sich die Strukturierungswalze in der Weise, dass ihre Stützelemente
quer zur Laufrichtung der zu strukturierenden Materialbahn gegen die konkave Seite
der Materialbahn drücken und wobei die konvexe Seite der Materialbahn mit Druck beaufschlagt
wird. Dabei wird die Materialbahn in ihrer Laufrichtung dadurch etwas gerafft, dass
sich Mulden /Kalotten und angrenzende Falten / Wülste quasi frei ausformen. Diesen
Umformprozess kann man in ganz grober Näherung als ein Tiefziehen auffassen, wobei
das dünne Material in Laufrichtung der Materialbahn etwas nachfließt (in die Mulden).
[0042] Im Gegensatz dazu findet quer zur Laufrichtung der Materialbahn näherungsweise ein
Streckziehen des dünnen Materials statt, weil die Materialbahn quer zu ihrer Laufrichtung
durch Stützelemente (auf der Strukturierungswalze) durch Form- und Reibschluss fixiert
wird und deshalb nicht oder nur sehr wenig nachfließen kann. Das erklärt auch, warum
die Raffung (Einkürzung der Materialbahn) beim Beulstrukturieren quer zur Laufrichtung
geringer ausfällt als in Laufrichtung der strukturierten Materialbahn. Das gilt jedoch
nur für den großen mittleren Bereich der strukturierten Materialbahn.
[0043] In den seitlichen Randbereichen der strukturierten Materialbahn zeigt sich ein anderes
Umformverhalten. Hier kann die Materialbahn auch quer zu ihrer Laufrichtung etwas
nachfließen, weil das Material am freien Rand nicht daran gehindert wird. So entstehen
örtlich unterschiedliche Raffungen der strukturierten Materialbahn in ihrer Mitte
einerseits und an ihren Rändern andererseits. Das erklärt auch, warum beim vollflächigen
Strukturieren in ihrer Mitte die "Schüssel" oder der "Frosch" durch eine "lange Mitte"
(gemeint ist Verlängerung durch reduzierte Raffung) entstehen können. Diese störenden
Einflüsse werden um so gravierender, desto höherfester und elastischer das Werkstoffverhalten
der Materialbahn ist. Hierbei zeigen Stahl- und Aluminiumblech ein prinzipiell unterschiedliches
Verhalten.
[0044] Überraschenderweise werden diese störenden Einflüsse, welche die Planlage, die Stabilität
und das akustische Verhalten erheblich verschlechtern, dadurch beseitigt oder zumindest
stark reduziert, dass man die strukturierte Materialbahn an ihren Rändern mit einer
Sicke, vorzugsweise stufenförmigen Längssicke, und mit angepassten Feinstrukturen
ausstattet. Durch die Sicke wird die Materialbahn an ihren Rändern durch Form- und
Reibschluss fixiert, sodass das dünne Material, ähnlich wie in der Mitte der Materialbahn,
nicht oder nur geringfügig nachfließen kann. Dadurch können sich die Mulden an den
Rändern der strukturierten Materialbahn nicht mehr tiefer ausbilden als in ihrer Mitte.
Deshalb bleibt die gute Planlage der so strukturierten Materialbahn sogar auch dann
erhalten, wenn ihr Randbereich (Sicke plus feinstrukturierter Rand) wieder abgetrennt
wird. Auf diese Weise entsteht eine "beulstrukturierte Materialbahn mit besäumtem
Rand".
[0045] Die feinstrukturierten Ränder der strukturierten Materialbahn bestehen insbesondere
entweder aus wellenförmigen oder aus polyedrischen Strukturen und werden so angepasst,
dass dadurch eine Raffung (Einkürzung) hervorgerufen werden, die etwa der Einkürzung
der beulstrukturierten Materialbahn entspricht und wobei gleichzeitig die Strukturtiefen
an den Rändern viel geringer sind als die der Mulden von den Beulstrukturen. Dabei
werden als wellenförmige Feinstrukturen vorzugsweise derartige Wellenlängen gewählt,
die erhalten werden, wenn ein glattes Material am Rand mit einer stufenförmigen Längssicke
ausgestattet wird und über eine Walze gebogen wird. Dadurch stellen sich häufig gleichmäßige,
wellenförmige Strukturen am Rand der dünnen Materialbahn quasi von selbst ein. Es
auch vorgesehen sein, dass die Materialbahn zwischen zwei Wellenamplituden eben ist.
So werden glatte Randflächen erzielt, die das Fügen sehr erleichtern.
Diese Feinstrukturen können bei allen polyedrischen Grobstrukturen, wie hexagonal-,
wappenförmig-, wellenförmig- oder facettenförmigen Strukturen, zur Anwendung kommen.
[0046] Die polyedrischen Feinstrukturen am Rand der Materialbahn bestehen in einer anderen
Ausgestaltung aus kleineren hexagonalen oder wappenförmigen Strukturen, die vorzugsweise
den größeren hexagonalen oder wappenförmigen Strukturen in der Mitte der Materialbahn
angepasst sind. Das gelingt durch einen weiteren überraschenden Effekt: Wenn eine
dünne Materialbahn nur in ihrer Mitte mit Beulstrukturen ausgestattet wird und ihre
Ränder vom Beulstrukturieren ausgespart werden, d.h. nicht beulstrukturiert, bilden
sich von selbst Randstrukturen, etwa Mulden und Falten aus, die frei zum Rand hin
auslaufen. Diese am Rand sich frei ausbildenden flachen Mulden mit ihren sanften Falten
entstehen durch Initiierung der inneren, angrenzenden Beulstrukturen.
[0047] Die Ausgestaltung der Feinstrukturen erfolgt vorzugsweise mit Hilfe von geometrisch
angepassten Stützelementen, beispielsweise auf einer Walze oder Rolle im kontinuierlichen
Betrieb oder mit Hilfe von geometrisch angepassten Formwerkzeugen, wie Stempel und
Matrize im diskontinuierlichen Betrieb.
[0048] In analoger Weise können die Feinstrukturen auch aus viereckig-versetzten oder rhombenförmigen
Strukturen bestehen. Auf diese Weise kann auf eine Sicke verzichtet werden, weil keine
störenden Übergänge mit Instabilitäten zwischen der beulstrukturierten Mitte und dem
feinstrukturierten Rand der Materialbahn bzw. der Blechtafel auftreten. Es kann jedoch
zusätzlich eine Sicke zwischen der beulstrukturierten Mitte der Materialbahn und ihrem
feinstrukturierten Rand angeordnet werden, um die Materialbahn weiter zu versteifen.
[0049] Eine Ausgestaltung besteht darin, dass die strukturierte Materialbahn mit einem feinstrukturierten
/ glatten Rand in einem zweistufigen, vorzugsweise kontinuierlichem Prozess hergestellt
wird. Dabei wird eine glatte Materialbahn im ersten Arbeitsschritt strukturiert, indem
die Materialbahn aus ihrer Krümmung heraus auf ihrer Innenseite durch Stützelemente
abgestützt und von außen, vorzugsweise mit Hilfe einer elastischen Walze mit Druck
beaufschlagt wird. Die Materialbahn wird vorzugsweise vollflächig mit der Struktur
versehen. Das ermöglicht beim Strukturieren unterschiedlicher Materialbahnbreiten
eine hohe Flexibilität bei Verwendung derselben Stützelementwalze und derselben elastischen
Druckwalze. Alternativ kann ein glatter Rand in Laufrichtung der strukturierten Materialbahnen
erhalten werden, wenn seitliche Aussparungen in der elastischen Druckwalze vorgesehen
werden.
[0050] Ein glatter Rand quer zur Laufrichtung der Materialbahn wird dadurch erreicht, dass
die Druckbeaufschlagung in vorgegeben Längenabschnitten der Materialbahn unterbrochen
wird. Das erreicht man entweder durch eine angepasste Aussparung des Elastomers auf
der Druckwalze und/oder durch eine angepasste, schrittweise Zustellung der Stützelementwalze.
Im zweiten Arbeitsschritt werden die Feinstrukturen mit Hilfe von Formwerkzeugen,
vorzugsweise durch Rollformen am Rand der Materialbahn erzeugt. Dabei kann auch gleichzeitig
eine Längssicke erzeugt werden. Zwischen dem ersten und dem zweiten Arbeitsschritt
sowie nach dem zweiten Arbeitsschritt kann die Materialbahn gerichtet werden.
[0051] Eine weitere Ausgestaltung besteht darin, dass die strukturierte Materialbahn mit
einem feinstrukturierten / glatten Rand in einem integrierten, einstufigen, vorzugsweise
kontinuierlichem Prozess hergestellt wird, wobei die beiden genannten Arbeitsschritte
gleichzeitig stattfinden. Dabei ist die Mitte der Stützelementwalze mit ihren Stützelementen
für die Erzeugung der größeren Strukturen ausgestattet. Die beiden Enden der Stützelementwalze
sind mit den Stützelementen oder Formkonturen für das Herstellen der Feinstrukturen
und ggf. für die Längssicke ausgestattet. Die Druckwalze besitzt in ihrer Mitte ein
Elastomer für die Druckbeaufschlagung (für das Strukturieren) und an ihren beiden
Enden die eingearbeiteten Formkonturen für die Erzeugung der Feinstrukturen. Diese
Formkonturen können aus starren oder elastischen Werkstoffen bestehen.
[0052] Eine weitere Ausführungsform sieht vor, dass zunächst eine beul- / wellenstrukturierte
Materialbahn hergestellt, gerichtet und dann beispielsweise zu strukturierten Blechabschnitten
abgelängt wird. Dabei können die so strukturierten Blechtafeln auch glatte Ränder
quer zu ihrer Laufrichtung aufweisen. Sie können auch seitlich glatte Ränder besitzen.
In einem folgendem separaten Arbeitsschritt werden dann die Feinstrukturen und ggf.
eine Sicke an den Rändern der Materialbahn mit Hilfe angepasster Form- oder Prägewerkzeuge,
vorzugsweise durch jeweils zwei gegeneinander drückende Rollen eingebracht. Diese
Form- und Prägewerkzeuge bestehen aus starren oder elastischen Werkstoffen. Die Feinstrukturen
und ggf. die Sicke können an allen Seiten der strukturierten Blechtafel angebracht
werden.
[0053] Eine weitere Ausgestaltung besteht darin, dass feinstrukturierte Bereiche alternativ
oder ergänzend im mittleren grobstrukturierten Bereich der strukturierten Materialbahn,
nämlich zwischen zwei Bereiche der Grobstrukturierung, eingebracht werden, wahlweise
unter Verwendung mindestens einer Sicke. Das gelingt deshalb, weil beim Beul- / Wellenstrukturieren
das Material nur wenig plastifiziert wird und weil somit noch große Plastifizierungsreserven
für das sekundäre Einbringen von Feinstrukturen zur Verfügung stehen. Auf diese Weise
lassen sich strukturierte, vorzugsweise beulstrukturierte Materialbahnen und Blechtafeln
herstellen, die nicht nur an ihren Rändern sondern auch in ihrem mittleren, grobstrukturierten
Bereich thermisch, mechanisch oder auch beispielsweise durch Schrauben oder Kleben
einfach zu fügen sind, nämlich im Bereich der Feinstrukturierung.
[0054] Es kann weiter vorgesehen sein, dass die grobstrukturierte Materialbahn nicht nur
Feinstrukturen an ihren Randabschnitten erhält, sondern auch noch mit Übergangsstrukturen
ausgestattet wird. Diese Übergangsstrukturen werden vorzugsweise zwischen den Grobstrukturen
und den Feinstrukturen angeordnet und besitzen eine kleinere Strukturelementgröße
und -tiefe als die Grobstrukturelemente. Die Übergangsstrukturen weisen den Vorteil
auf, dass sie zwar weniger biegesteif sind als die Grobstrukturelemente, dafür aber
einen sanfteren Übergang von den Grob- zu den Feinstrukturen ergeben. Die Übergangsstrukturen
werden bei einer beulförmigen Grobstrukturierung vorzugsweise dadurch gebildet, dass
eine strukturgerechte Auffächerung von Falten der Grobstrukturierung erfolgt. Überraschenderweise
werden solche Auffächerungen in sanften Konturen beobachtet, wenn sich die ursprünglich
ebene Materialbahn infolge der Grobstrukturierung rafft und sich durch die Längendifferenzen
die ebenen Bereiche quasi von selbst "verwerfen" und dabei sanft falten. Dabei entstehen
vorzugsweise Falten nach dem "Y-Prinzip", wobei jeweils drei Falten zu einem Sternpunkt
zusammenlaufen. Derartige sanfte Faltenbildungen der Übergangsstrukturen werden dann
mit Hilfe von geometrisch angepassten mechanischen Form- und Prägewerkzeugen oder
-rollen verstärkt. So wird der Werkstoff der Materialbahn geschont. Es können aber
auch geometrisch ähnlich gestaltete Übergangsstrukturen mit Hilfe von Prägewerkzeugen
oder -rollen hergestellt werden.
[0055] Weiterhin kann vorgesehen sein, dass der Herstellungsprozess das Ausbilden der Fein-
/ Übergangsstrukturierung mit dem Schneiden / Trennen der strukturierten Materialbahn
unmittelbar verbindet. Hierdurch wird ein Arbeitsschritt eingespart. Auf diese Weise
kann eine grobstrukturierte Materialbahn, die wahlweise mit Übergangsstrukturen versehen
ist, integriert konfektioniert und mit Feinstrukturen oder auch mit weiteren Übergangsstrukturen
ausgestattet werden. Vorzugsweise wird ein trennendes Schermesser verwendet, das die
Materialbahn schräg abtrennt. Auf diese Weise bleibt die zeitliche Schwerkraft in
einer Richtung quer zur Materialbahn gering. Jeweils an dem Ort oder in seiner Nähe
greift das Strukturierungswerkzeug für das Fein- / Übergangsstrukturieren der Materialbahn
örtlich und zeitlich ein. Auf diese Weise bleiben die auf den Materialrand wirkenden
Kräfte und damit der Maschinenaufwand vergleichsweise gering. Ein zusätzlicher Niederhalter
kann mit geringer Druckkraft dafür sorgen, dass die Materialbahn fixiert wird.
[0056] Eine weitere Ausführungsform besteht darin, dass mehrere Prozessschritte unmittelbar
miteinander zu einem quasi kontinuierlichen Gesamtprozess verknüpft werden, um die
Durchlaufzeit drastisch zu reduzieren und die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Die
ebene Materialbahn wird in der kontinuierlich arbeitenden Strukturierungsmaschine
gleichzeitig im mittleren Bereich mit Grobstrukturen und an den seitlichen Rändern
(in Laufrichtung) mit Feinstrukturen und ggf.
[0057] Grobstrukturen versehen. Anschließend erfolgt das Richten in den ebene Planlage.
Schließlich wird in der integrierten Maschine simultan der Rand der Materialbahn senkrecht
zu ihrer Laufrichtung angetrennt und mit Fein- und /oder Übergangsstrukturen. Dadurch
entsteht quasi ein flächiges Bauteil mit großer allseitiger Steifigkeit, das allseitig
einfach gefügt werden kann.
[0058] Eine in der vorbeschriebenen Weise ausgebildet und hergestellte Materialbahn kann,
wahlweise nach geeigneter Weiterverarbeitung, in verschiedenen Anwendungen unter Ausnutzung
der beschriebenen vorteilhaften Eigenschaften verwendet werden. Beim Einsatz der Materialbahn
in den verschiedenen Anwendungen ergeben sich spezifische Vorteile, die ihren Ausgangspunkt
in dem speziellen Aufbau der Materialbahn haben. Vorteilhaft kann eine Rahmenbauweise
zum Einsatz kommen. Als Werkstoff werden je nach Anwendungsgebiet zweckmäßig genutzt:
Stahl, Aluminium, Titan, Magnesium oder Legierungen hiervon.
Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele der Erfindung
[0059] Die Erfindung wird im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme
auf Figuren einer Zeichnung näher erläutert. Hierbei zeigen:
- Fig. 1
- einen Abschnitt einer hexagonal strukturierten Materialbahn in Aufsicht (oben) und
im Querschnitt (unten und rechts);
- Fig. 2
- einen Abschnitt einer hexagonal strukturierten Materialbahn in Aufsicht (oben) und
im Querschnitt (unten und rechts);
- Fig. 3
- einen Abschnitt einer wappenförmig strukturierten Materialbahn in Aufsicht (oben)
und im Querschnitt (unten und rechts);
- Fig. 4
- einen Abschnitt einer versetzt-viereckig strukturierten Materialbahn in Aufsicht (oben)
und im Querschnitt (unten und rechts);
- Fig. 5
- einen Abschnitt einer rautenförmig strukturierten Materialbahn in Aufsicht (oben)
und im Querschnitt (unten und rechts);
- Fig. 6A, 6B
- jeweils einen Abschnitt einer hexagonal strukturierten Materialbahn in Aufsicht (oben)
und im Querschnitt (unten und rechts);
- Fig. 7
- einen Abschnitt einer wappenförmig strukturierten Materialbahn in Aufsicht (oben)
und im Querschnitt (unten und rechts);
- Fig. 8
- einen Abschnitt einer hexagonal strukturierten Materialbahn in Aufsicht (oben) und
im Querschnitt (unten und rechts);
- Fig. 9
- einen Abschnitt einer wappenförmig strukturierten Materialbahn in Aufsicht (oben)
und im Querschnitt (unten und rechts);
- Fig. 10
- einen Abschnitt einer hexagonal strukturierten Materialbahn mit einem feinstrukturierten
Randabschnitt in Aufsicht (oben) und im Querschnitt (unten und rechts);
- Fig. 11
- einen Abschnitt einer hexagonal strukturierten Materialbahn mit einer Übergangsstruktur
und einem feinstrukturierten Randabschnitt in Aufsicht (oben) und im Querschnitt (unten
und rechts);
- Fig. 12
- einen Abschnitt einer hexagonal strukturierten Materialbahn mit Übergangsstrukturen
und einem feinstrukturierten Randabschnitt in Aufsicht (oben) und im Querschnitt (unten
und rechts);
- Fig. 13
- einen Abschnitt einer hexagonal strukturierten Materialbahn mit einem ebenen Randabschnitt
in Aufsicht (oben) und im Querschnitt (links und rechts);
- Fig. 14
- einen Abschnitt einer hexagonal strukturierten Materialbahn mit einem mittleren feinstrukturierten
Abschnitt in Aufsicht (oben) und im Querschnitt (unten und rechts);
- Fig. 15
- einen Abschnitt einer räumlich facettenförmig strukturierten Materialbahn mit einem
feinstrukturierten Randabschnitt in Aufsicht (oben) und im Querschnitt (unten und
rechts);
- Fig. 16
- einen Abschnitt einer räumlich facettenförmig strukturierten Materialbahn mit einem
feinstrukturierten Randabschnitt in Aufsicht (oben) und im Querschnitt (unten und
rechts);
- Fig. 17
- einen Abschnitt einer räumlich facettenförmig strukturierten Materialbahn mit einem
ebenen Randabschnitt in Aufsicht (oben) und im Querschnitt (unten und rechts);
- Fig. 18
- eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zum Herstellen einer Materialbahn
mit einer Grobstrukturierung und einer Feinstrukturierung im Randbereich im Querschnitt
(links) und in Aufsicht (rechts);
- Fig. 19
- eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zum Herstellen einer Materialbahn
mit einer Grobstrukturierung und einer Feinstrukturierung im Randbereich im Querschnitt
(links) und in Aufsicht (rechts);
- Fig. 20
- eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zum Herstellen einer Materialbahn
mit einer Grobstrukturierung und einer Feinstrukturierung im Randbereich im Querschnitt;
- Fig. 21
- eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zum Herstellen einer Materialbahn
mit Grob- und Feinstrukturierung im Querschnitt, die beim Feinstrukturieren ein integriertes
Schneiden ermöglicht; und
- Fig. 22
- eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zum Herstellen einer Materialbahn
mit Grob- und Feinstrukturierung im Querschnitt.
[0060] Im folgenden wird unter Bezugnahme auf die Fig. 1 bis 22 beschrieben, wie bei einer
Materialbahn mit einer dreidimensionalen versteifenden Grobstrukturierung Abschnitte
der Materialbahn, die an die Grobstrukturierung grenzen, als Abschnitte mit einer
Feinstrukturierung gebildet werden. Für gleiche Merkmale werden in den Fig. 1 bis
22 dieselben Bezugszeichen verwendet, wo dieses zweckmäßig ist.
[0061] Das Ausbilden von Abschnitten mit einer Feinstrukturierung, wahlweise in einer der
nachfolgenden Ausgestaltungen, kann grundsätzlich für beliebig dreidimensional grobstrukturierte
Materialbahnen, insbesondere Blechmaterialbahnen, genutzt werden, zum Beispiel auch
bei grobstrukturierten Materialbahnen, die über die als solche bekannte Wölb- / Beulstruktur
mit Falten und von den Falten eingeschlossenen Mulden verfügen. Deshalb wird das Ausbilden
der Auflageabschnitte im folgenden am Beispiel einer beul- / wölbstrukturierten Materialbahn
beschrieben, bei der die Grobstrukturierung in Form von Falten und Mulden gebildet
ist. In analoger Weise kann die Grobstrukturierung in anderen Ausführungsformen mittels
Kalotten und diese umgebenden Wülsten sowie mittels dreidimensionalen Facetten gebildet
sein.
[0062] Fig. 1 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer hexagonal strukturierten
Materialbahn 100 mit Falten 102 und Mulden 103. Der Rand der Materialbahn 100 umfasst
eine Längssicke 104 und eine wellenförmige Feinstruktur 105.
[0063] Fig. 2 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer hexagonal strukturierten
Materialbahn 100 mit Falten 102 und Mulden 103. Der Rand dieser Materialbahn 100 besteht
aus einer Längssicke 104 und einem feinstrukturierten Rand, der sich aus feinen Wellen
105 und ebenen Flächen 106 zusammensetzt.
[0064] Fig. 3 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer wappenförmig strukturierten
Materialbahn 100 mit Falten 102 und Mulden 103. Der Rand dieser Materialbahn 100 besteht
aus einer Längssicke 104 und einem feinstrukturierten Rand, der sich aus feinen Wellen
105 und ebenen Flächen 106 zusammensetzt.
[0065] Fig. 4 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer versetzt-viereckig
strukturierten Materialbahn 100 mit Falten 102 und Mulden 103. Der Rand dieser Materialbahn
100 besteht aus einer Längssicke 104 und einem feinstrukturierten Rand, der sich aus
feinen Wellen 105 und ebenen Flächen 106 zusammensetzt.
[0066] Fig. 5 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer rautenförmig strukturierten
Materialbahn 100 mit Falten 102 und Mulden 103. Der Rand dieser Materialbahn 100 besteht
aus einer Längssicke 104 und einem feinstrukturierten Rand, der sich aus feinen Wellen
105 und ebenen Flächen 106 zusammensetzt.
[0067] Fig. 6A und Fig. 6B zeigen schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer hexagonal
strukturierten Materialbahn 100 mit Falten 102 und Mulden 103 und mit einem auslaufenden,
feinstrukturierten Rand. Fig. 6A zeigt einen feinstrukturierten Rand mit auslaufenden
Falten 107, die sich an die hexagonale Struktur unmittelbar anschließen und kürzere
Falten 108, die jeweils zwischen den Falten 107 angeordnet sind. Fig. 6B zeigt einen
feinstrukturierten Rand mit auslaufenden Falten 107 und 108, die sich an die hexagonale
Struktur unmittelbar anschließen.
[0068] Fig. 7 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer wappenförmig strukturierten
Materialbahn 100 mit Falten 102 und Mulden 103 und mit einem auslaufenden, feinstrukturierten
Rand. Der feinstrukturierte Rand besteht aus auslaufenden Falten 107, die sich an
die wappenförmige Struktur unmittelbar anschließen und kürzere Falten 108, die jeweils
zwischen den Falten 107 angeordnet sind.
[0069] Fig. 8 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer hexagonal strukturierten
Materialbahn 100 mit Falten 102 und Mulden 103 und mit rautenförmigen Übergangsstrukturen
mit Falten 109 und Mulden 110. Der auslaufende, feinstrukturierte Rand besteht aus
Falten 107 und Falten 108, die sich an die rautenförmige Übergangsstruktur unmittelbar
anschließen. Die Flächen zwischen den Falten 107 und den Falten 108 sind gewölbt;
sie können aber auch eben ausgeführt sein.
[0070] Fig. 9 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer wappenförmig strukturierten
Materialbahn 100 mit Falten 102 und Mulden 103 und mit wappenförmigen Übergangsstrukturen
mit ihren Falten 109 und Mulden 110. Der auslaufende, feinstrukturierte Rand besteht
aus Falten 107 und Falten 108, die sich an die wappenförmige Übergangsstruktur unmittelbar
anschließen. Die Flächen zwischen den Falten 107 und den Falten 108 sind gewölbt;
sie können aber auch eben ausgeführt sein.
[0071] Fig. 10 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer hexagonal strukturierten
Materialbahn 100 mit Falten 102 und Mulden 103 und mit herzförmigen Übergangsstrukturen
mit Falten 111 und Falten 112. Der auslaufende, feinstrukturierte Rand besteht aus
weiteren Falten 113, die sich an die herzförmige Übergangsstruktur unmittelbar anschließen.
Die Flächen zwischen den weiteren Falten 113 sind gewölbt; sie können aber auch eben
ausgeführt sein.
[0072] Fig. 11 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer hexagonal strukturierten
Materialbahn 100 mit Falten 102 und Mulden 103 und mit herzförmigen Übergangsstrukturen
mit Übergangsstruktur-Falten 111 und Übergangsstruktur-Falten 112, sowie mit weiteren
hexagonalen kleineren Übergangsstrukturen. Der auslaufende, feinstrukturierte Rand
besteht aus weiteren Falten 113, die sich an die kleineren hexagonalen Übergangsstruktur
unmittelbar anschließen. Die Flächen zwischen den weiteren Falten 113 sind gewölbt;
sie können aber auch eben ausgeführt sein.
[0073] Fig. 12 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer hexagonal strukturierten
Materialbahn 100 mit Falten 102 und Mulden 103 und mit herzförmigen Übergangsstrukturen
mit Übergangsstruktur-Falten 111 und Übergangsstruktur-Falten 112, sowie mit mehreren
Reihen von weiteren hexagonalen kleineren Übergangsstrukturen. Der auslaufende, feinstrukturierte
Rand besteht aus weiteren Falten 113, die sich an die kleineren hexagonalen Übergangsstruktur
unmittelbar anschließen. Die Flächen zwischen den weiteren Falten 113 sind gewölbt;
sie können aber auch eben ausgeführt sein.
[0074] Fig. 13 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer hexagonal strukturierten
Materialbahn 100 mit Falten 102 und Mulden 103 und einem frei auslaufenden ebenen
Rand 114 in Längsrichtung (Fertigungsrichtung beim kontinuierlichen Beulstrukturierungsprozess).
Die Falte 115 der oberen Sechseckstruktur bildet gemeinsam mit den sich selbst ausbildenden
sanften Wölbungen 116 einen gemeinsamen stabilisierenden Übergang von dem strukturierten
Bereich zu dem eben Rand 114.
[0075] Fig. 14 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer hexagonal grobstrukturierten
Materialbahn 100 mit den Falten 102 und den Mulden 103. Eine mittlere Feinstrukturierung
besteht aus weiteren Falten 117. Rechts von der mittleren Feinstrukturierung schließen
sich spiegelsymmetrisch die entsprechenden Strukturen an. Die mittlere Feinstrukturierung
dient vorteilhaft beispielsweise für Fügeverbindungen in der Mitte der hexagonal grobstrukturierten
Materialbahn 100.
[0076] Fig. 15 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer räumlich facettenförmig
strukturierten Materialbahn 100 mit den ebenen rautenförmigen Flächen 118 und 119.
Die Flächen 118 sind räumlich versetzt zueinander angeordnet und werden durch Falten
120 eingegrenzt. Die Flächen 119 werden durch Falten 121 eingegrenzt. In perspektivischer
Ansicht erscheinen die Flächen 118 und 119 wie aneinander gereihte Würfel. Alle übrigen
Anordnungen entsprechen der Ausführungsform in Fig. 1.
[0077] Fig. 16 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer räumlich facettenförmig
strukturierten Materialbahn 100 analog zu der Ausführungsform in Fig. 15. Der Randbereich
entspricht der Ausführungsform in Fig. 2.
[0078] Fig. 17 zeigt schematisch die Aufsicht und den Querschnitt einer räumlich facettenförmig
grobstrukturierten Materialbahn 100. In Laufrichtung (Pfeilrichtung) der facettenförmig
grobstrukturierten Materialbahn 100 liegen rautenförmige Flächen 119 gemeinsam auf
einer gemeinsamen Fläche, die als schraffierte Flächen gezeigt sind. Deshalb liegt
eine etwa in der Mitte durchschnittene Kante 122 der rautenförmigen Flächen 119 auf
einer gemeinsamen Höhenlinie. Somit ist eine Feinstrukturierung hierbei nicht erforderlich.
In der unteren Ansicht in Fig. 17 ist eine Kante 120 zu sehen.
[0079] Fig. 18 zeigt schematisch eine Vorrichtung zum Feinstrukturieren einer bereits hexagonal
grobstrukturierten Materialbahn 100 im Querschnitt (links) und in Aufsicht (rechts).
Dadurch entsteht ein feinstrukturierter Rand der Materialbahn 100 mit Feinstrukturen
wellenförmigen Feinstrukturen 105 analog zur Ausführung in Fig. 1. Eine obere Prägewalze
123 mit Prägeelementen 124 und eine untere Prägewalze 125 mit Prägeelementen 126 drücken
von oben und unten gegen den Rand der bereits grobstrukturierten Materialbahn 100.
Eine Sickenscheibe 127, die mit der oberen Prägewalze 123 verbunden ist, drückt von
oben gegen den Rand der Materialbahn 100, um eine Längssicke 104 (analog zu Fig. 1)
zu erzeugen. Die Konturen der Prägeelemente 124 und 126 entsprechen vorzugsweise den
sich von selbst initiierenden Falten, wenn eine stufenförmig abgekantete Materialbahn
über eine Walze gebogen wird, die etwa denselben Durchmesser besitzt wie die obere
und die untere Prägewalze 123, 125. Dadurch findet eine materialschonende, nahezu
"isometrische" Verbiegung statt. Wenn auf diese Weise die Plastifizierungen des Materialbahnwerkstoffes
beim Feinstrukturieren gering bleiben soll, darf von diesen Gesetzmäßigkeiten nicht
oder nur geringfügig abgewichen werden. Eine größere Abweichung von diesen Gesetzmäßigkeiten,
nämlich die Wahl der Gestalt und der Anordnung der Prägeelemente 124 und 126, ist
jedoch dann erlaubt, wenn der Werkstoff der Materialbahn 100 über ausreichend Plastifizierungsreserven
verfügt. Jedoch müssen die Längeneinkürzungen von Grob- und Feinstrukturen gleich
oder zumindest annähernd gleich sein, damit ein Verzug, ein "Schneider" oder eine
"Schüssel" der strukturierten Materialbahn vermieden werden.
[0080] Fig. 19 zeigt schematisch eine Vorrichtung zum Feinstrukturieren einer bereits hexagonal
grobstrukturierten Materialbahn 100 im Querschnitt (links) und in Aufsicht (rechts).
Der Unterschied zur Vorrichtung in Fig. 18 besteht darin, dass die obere Walze 123
abwechselnd ein volles Prägeelement 124 und ein abgeflachtes Element 128 besitzt.
Die abgeflachten Elemente 128 dienen nur dazu, dass sie gemeinsam mit den Prägeelementen
126 der unteren Walze 125 den Vorschub (Transport) der Materialbahn sicherstellen.
Auf diese Weise entsteht der feinstrukturierte Rand mit den wellenförmigen Strukturen
105 und den ebenen Flächen 106 entsprechend Fig. 2.
[0081] Fig. 20 zeigt schematisch den Querschnitt einer Vorrichtung zum hexagonal Strukturieren
der Materialbahn 100. Von oben drückt die Stützelementwalze 129 mit den Stützelementen
130 gegen die Materialbahn 100. Von unten drückt die Druckwalze mit ihrer elastomeren
Schicht 132 gegen die Materialbahn 100. Dadurch bilden sich die Falten 102 und die
Mulden 103 in der Materialbahn 100 aus. Die Feinstrukturierung 105 entsteht dadurch,
dass eine Stützscheibe 134 mit ihrer Kontur von unten und eine weitere Stützscheibe
133 mit ihrer Kontur gegen den Randabschnitt der Materialbahn 100 drückt und sie dabei
feinstrukturiert. Die Konturen der Scheiben 133 und 134 sind so ausgebildet, dass
entweder die wellenförmige Feinstruktur 105 (vgl. Fig. 1) oder die Feinstruktur 105
mit den ebenen Abschnitten 106 (vgl. Fig. 2) entsteht. Die Stützkontur 131 ist ringförmig
am Umfang der Stützelementwalze 129 angebracht und dient zur Erzeugung der Sicke 104
(vgl. Fig. 1 und Fig. 2). Die Sicke 104 in der Materialbahn 100 fixiert gleichzeitig
die Materialbahn 100 während des kontinuierlichen Strukturierungsprozesses (gegenseitiges
Abrollen der Stützelementwalze 129 und der Druckwalze mit ihrer elastomeren Schicht
132 und der verbundenen Stützscheibe 134) und verhindert so ein seitliches (quer zur
Laufrichtung) Nachfließen der Materialbahn 100 zu ihrer Mitte hin.
[0082] Fig. 21 zeigt schematisch den Querschnitt (unterer Teil) und die Aufsicht (oberer
Teil) einer Vorrichtung zur Kinematik für eine sekundäre Feinstrukturierung einer
Materialbahn 100. Die Stützelemente 136 der Stützscheibe 135 und die Stützelemente
137 der Tischauflage 138 prägen die Feinstrukturierung 105 bzw. 106 in den Randabschnitt
der Materialbahn 100 ein. Die Kinematik mit Hilfe der beiden Gestänge 140, der vier
Gelenke 141, des Stellhebels 142 mit seinem Gleitdom 143 in dem Schlitz 145 der Gleitschiene
144 ist so konzipiert, dass eine konstante Kraft F ein gleichmäßiges Einprägen der
Feinstrukturen 105 in den Randabschnitt der Materialbahn 100 bewirkt. Mit Hilfe der
etwa waagerechten Kraft f gegen Gleitdorn 143 wird die Stützscheibe 135 rollend von
links nach rechts bewegt. Die Vorrichtungen zur Einleitung der beiden Kräfte F und
f und zur Kinematik der Gleitschiene 144 sind in der Fig. 19 nicht explizit dargestellt.
[0083] Fig. 22 zeigt schematisch den Querschnitt (unterer Teil) und die Aufsicht (oberer
Teil) einer Vorrichtung zur Kinematik für eine sekundäre Feinstrukturierung mit einer
integrierten Vorrichtung zum Schneiden der Materialbahn 100. Die Vorrichtung zum Feinstrukturieren
des Randabschnittes der Materialbahn 100 entspricht der der in Fig. 21. Parallel zum
Feinstrukturieren senkt sich die Messerschneide 146 und trennt die strukturierte Materialbahn
100 ab. In dieser vereinfachten Darstellung wurde auf die explizite Ausführung der
übrigen Vorrichtungsteile der Schere, wie Führung und Antrieb der Messerschneide 146
und Niederhalter verzichtet. Mit der in Fig. 22 schematisch dargestellten Vorrichtung
lässt sich jeweils nur ein Randabschnitt der Materialbahn 100 mit einer Feinstruktur
versehen und abtrennen. Die andere abgeschnittene Seite der Materialbahn 100 erhält
so noch keinen feinstrukturierten Randabschnitt. Dieser andere Randabschnitt der Materialbahn
100 kann dadurch ebenfalls eine Feinstruktur erhalten, dass eine zusätzliche Vorrichtung
analog Fig. 21 in die Vorrichtung von Fig. 22 installiert wird, so dass eine abrollende
Vorrichtung zum Feinstrukturieren in Form einer Stützscheibe 135 mit Stützelementen
136 und einer Tischauflage 138 mit Stützelementen 137 jeweils vor und hinter dem Schneidemesser
146 installiert ist. Diese Installation ist in der Fig. 22 nicht explizit dargestellt.
Mit Hilfe der Stützelemente 136 und 137 lassen sich nicht nur Feinstrukturen (vgl.
Fig. 1 und 2) sondern auch Übergangsstrukturen (vgl. Fig. 8 bis 12) herstellen. Zusätzlich
kann auch ein Sickenelement auf der Stützscheibe 135 oder auf der Tischauflage 138
angebracht werden, so dass der strukturierte Rand der Materialbahn 100 eine Sicke
104 (vgl. Fig. 1) umfasst. Die zusätzliche Sicke 104 ist in Fig. 22 nicht explizit
dargestellt.
[0084] Mit den vorangehend beschriebenen Vorrichtungen kann in analoger Weise eine Materialbahn
hergestellt werden, bei der die Grobstrukturierung in Form von Kalotten und diese
umgebenden Wülste wellenförmig gebildet ist. Das ist deshalb möglich, weil mit Hilfe
der Sicke 104 eine Entkopplung von der Grobstruktur zur Feinstruktur erfolgt, so dass
jede Art der Grobstruktur - einschliesslich der Facettenstruktur - mit einer Feinstruktur
ausgestattet werden kann. Auch für den Fall, dass eine Feinstruktur ohne zusätzliche
Sicke entstehen soll (entsprechend Fig. 6 bis 12), gilt Analoges für die hexagonal-
oder die wappenförmigen Strukturen mit Falten sowie für die dreidimensional wellenförmigen
Strukturen mit Wülsten, weil die Initiierung der Strukturen auf Basis der Gesetzmäßigkeiten
der kontrollierten Selbstorganisation bis zum dynamischen Durchschlag analog ablaufen.
[0085] Die in der vorstehenden Beschreibung, den Ansprüchen und der Zeichnung offenbarten
Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für
die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen von Bedeutung
sein.
1. Strukturierte Materialbahn aus einem Bahnmaterial, insbesondere Blechmaterialbahn,
mit einer Grobstrukturelemente umfassenden und versteifenden Grobstrukturierung, die
flächig und dreidimensional gebildet ist, gekennzeichnet durch zumindest einen an die Grobstrukturierung angrenzende Abschnitt mit einer Feinstrukturelemente
umfassenden Feinstrukturierung, wobei Abmessungen der Feinstrukturelemente geringer
als Abmessungen der Grobstrukturelemente sind.
2. Materialbahn nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in dem zumindest einen Abschnitt mit der Feinstrukturierung eine an die Grobstrukturierung
angepasste Längeneinkürzung gebildet ist.
3. Materialbahn nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der zumindest einen Abschnitt mit der Feinstrukturierung einen Randabschnitt umfasst.
4. Materialbahn nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Randabschnitt und der Grobstrukturierung eine Übergangsstrukturierung
gebildet ist.
5. Materialbahn nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der zumindest eine Abschnitt mit der Feinstrukturierung einen Übergangsabschnitt
umfassen, der zwischen Abschnitten mit der Grobstrukturierung gebildet ist.
6. Materialbahn nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der zumindest eine Abschnitt mit der Feinstrukturierung im Bereich quer zu einer
Laufrichtung im wesentlichen eben gebildete Abschnitte umfasst.
7. Materialbahn nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Feinstrukturierung mittels eines oder mehrerer Strukturelemente aus der folgenden
Gruppe von Strukturelementen gebildet ist: Wellenstruktur, auslaufende Wulststruktur,
Faltenstruktur, Rhombenstruktur, Rautenstruktur, Rechteckform, Herzform, Hexagonalstruktur
und Facettenstruktur.
8. Materialbahn nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Feinstrukturierung über eine Sicke mit der Grobstrukturierung in Verbindung steht.
9. Materialbahn nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Feinstrukturierung eine selbstorganisierende Strukturierung ist.
10. Materialbahn nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der zumindest eine Abschnitt mit der Feinstrukturierung einen Auflagenabschnitt aufweist.
11. Materialbahn nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der zumindest eine Abschnitt mit der Feinstrukturierung einen Fügeabschnitt aufweist.
12. Materialbahn nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Grobstrukturierung eine wellenförmige Strukturierung ist.
13. Materialbahn nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die wellenförmige Strukturierung mit Wülsten und von den Wülsten eingeschlossenen
Kalotten gebildet ist, wobei die Wülste zusammenhängend und mit einem Krümmungsradius
gebildet sind, die entgegengesetzt zur Krümmung der Kalotten ist.
14. Materialbahn nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Kalotten in einem mittleren Kalottenbereich eine Gestalt aufweisen, die einer
Kugelschalenform zumindest angenähert ist.
15. Materialbahn nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Wülste gemäß einer oder einer Kombination mehrerer geometrischer Grundformen
aus der folgenden Gruppe von geometrischen Grundformen zusammenhängend gebildet sind:
Dreieck, Viereck, insbesondere Quadrat, Rechteck, Raute oder Parallelogramm, Fünfeck,
Sechseck (Hexagon) und Achteck.
16. Materialbahn nach mindestens einem der Ansprüche 13 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Wülste gemäß einer einheitlichen geometrischen Grundform gebildet sind.
17. Materialbahn nach mindestens einem der Ansprüche 13 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Wülste in allen Richtungen, nämlich in Fertigungsrichtung und quer zur Fertigungsrichtung,
jeweils mit einer im wesentlichen einheitlichen Wulsthöhe gebildet sind.
18. Materialbahn nach mindestens einem der Ansprüche 13 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass für zumindest einen Teil der Kalotten eine Kalottenoberfläche breit diffus reflektierend
ist, wobei zumindest der Teil der Kalotten mit der breit diffus reflektierenden Kalottenoberfläche
als tiefe Kalotten gebildet ist.
19. Materialbahn nach mindestens einem der Ansprüche 13 bis 18, dadurch gekennzeichnet, dass für zumindest einen Teil der Kalotten eine Kalottenoberfläche gerichtet reflektierend
ist, wobei zumindest der Teil der Kalotten mit der gerichtet reflektierenden Kalottenoberfläche
als flache Kalotten gebildet ist.
20. Materialbahn nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Grobstrukturierung eine selbstorganisierende Strukturierung ist.
21. Materialbahn nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Bahnmaterial ein Material oder eine Kombination von Materialien ausgewählt aus
der folgenden Gruppe von Materialien ist: Metall, Kunststoff, faserige Stoffe, insbesondere
Papier und Pappe, Fasergewebe und Maschengewebe.
22. Materialbahn nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Bahnmaterial in Sandwich-Bauweise gebildet ist, bei dem zwischen zwei Außenbahnen
mindestens eine Zwischenbahn angeordnet ist.
23. Materialbahn nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Bahnmaterial anodisiertes Aluminiumblech ist.
24. Verfahren zum Herstellen einer strukturierten Materialbahn aus einem Bahnmaterial,
insbesondere Blechmaterialbahn, bei dem flächig und dreidimensional eine Grobstrukturelemente
umfassende und versteifende Grobstrukturierung und angrenzend an die Grobstrukturierung
zumindest ein Abschnitt mit einer Feinstrukturelemente umfassenden Feinstrukturierung
gebildet werden, wobei die Feinstrukturelemente mit Abmessungen hergestellt werden,
die geringer als Abmessungen der Grobstrukturelemente sind.
25. Verfahren nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, dass in dem zumindest einen Abschnitt mit der Feinstrukturierung eine an die Grobstrukturierung
angepasste Längeneinkürzung gebildet wird.
26. Verfahren nach Anspruch 24 oder 25, dadurch gekennzeichnet, dass der zumindest einen Abschnitt mit der Feinstrukturierung einen Randabschnitt umfassend
gebildet wird.
27. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Randabschnitt und der Grobstrukturierung eine Übergangsstrukturierung
gebildet wird.
28. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 24 bis 26, dadurch gekennzeichnet, dass der zumindest eine Abschnitt mit der Feinstrukturierung einen Übergangsabschnitt
umfassend gebildet wird, der zwischen Abschnitten mit der Grobstrukturierung hergestellt
wird.
29. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 24 bis 28, dadurch gekennzeichnet, dass der zumindest eine Abschnitt mit der Feinstrukturierung im Bereich quer zu einer
Laufrichtung mit im wesentlichen ebenen Abschnitten gebildet wird.
30. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 24 bis 29, dadurch gekennzeichnet, dass die strukturierte Materialbahn im Bereich des zumindest einen Abschnitts mit der
Feinstrukturierung getrennt wird, während der zumindest eine Abschnitt mit der Feinstrukturierung
gebildet wird.
31. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 24 bis 30, dadurch gekennzeichnet, dass die Grobstrukturierung und die Feinstrukturierung in einem kontinuierlichen Strukturierungsprozess
zeitgleich gebildet werden.
32. Verfahren nach Anspruch 31, dadurch gekennzeichnet, dass der kontinuierliche Strukturierungsprozess mittels Abrollen von Stützbauteilen und
Druckbauteilen ausgeführt wird, zwischen denen ein zu strukturierendes Ausgangsmaterial
angeordnet wird.
33. Verfahren nach Anspruch 31, dadurch gekennzeichnet, dass durch ein umlaufendes Stützelement (131) eine Sicke zwischen der Grobstruktur und
der Feinstruktur gebildet wird und die Materialbahn seitlich fixiert wird.