[0001] Die Erfindung betrifft eine Blechbearbeitungsmaschine, mit einem Tisch zur Aufnahme
auswechselbarer Biegematrizen, einer darüber heb- und senkbar angeordneten Oberwange
zur Aufnahme auswechselbarer Biegestempel und einer in Bearbeitungsrichtung verfahrbaren
Anschlagvorrichtung.
[0002] Blechbiegeteile, die sowohl Rundungen als auch Abkantungen aufweisen, sind aus modernen
Konstruktionen nicht mehr wegdenkbar. Für die Herstellung solcher Blechbiegeteile
werden bisher mindestens zwei verschiedene Maschinen benötigt, nämlich eine Abkantpresse
und eine Einrollmaschine. Je nach Komplexität der Umformung muss das Blechbiegeteil
(Werkstück) mehrfach zwischen den Maschinen hin und her tranportiert werden. Dies
ist zeitaufwendig und kostenintensiv. Außerdem muss das Blechbiegeteil jedesmal in
der Maschine neu positioniert werden.
[0003] Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das Blechbiegeteil durch Vielfachabkantungen
mittels einer Abkantpresse zu runden. Die Rundung wird dementsprechend durch einen
Polygonzug angenähert. Zwar muss das Blechbiegeteil in der Maschine nur einmal positioniert
werden und auch der Transport zwischen den unterschiedlichen Maschinen entfällt, doch
die Vielfachabkantungen sind auf polierten und geschliffenen Oberflächen deutlich
zu erkennen, was häufig unerwünscht ist. Darüberhinaus ist diese Methode sehr zeitaufwendig.
Ein weiterer Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, dass z.B. elliptische Formen
nicht durch Vielfachabkantungen herstellbar sind.
[0004] Die
DE 37 45 067 C2 offenbart eine Blechbiegemaschine nach dem Oberbegriff des Anspruches 1.
[0005] Die
DE 32 08 851 A1 offenbart eine Dreiwalzen-Biegepresse mit zwei unteren Walzen in einer ortsfesten
Position sowie einer oberen Walze. Die obere Walze ist an beiden Enden mit Hilfe von
Lenkverbindungen, die durch zwei Paare von hydraulischen Kolben betätigt werden, hin
und her bewegbar.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Blechbearbeitungsmaschine der angegebenen
Gattung zu schaffen, die geeignet ist Blechbiegeteile, die Abkantungen und Rundungen
aufweisen, effizient zu fertigen.
[0007] Diese Aufgabe ist durch eine Blechbearbeitungsmaschine mit den Merkmalen des Patentanspruches
1 gelöst.
[0008] Die mit der Erfindung erreichten Vorteile bestehen darin, dass das Blechbiegeteil
nicht mehr zwischen zwei verschiedenen Maschinen transportiert werden und das Blechbiegeteil
im Regelfall nur einmal in der erfindungsgemäßen Maschine positioniert werden muss.
Die erfindungsgemäße Integration der für die verschiedenen Bearbeitungsschritte notwendigen
Werkzeuge d.h. einer Abkant- und Einrollvorrichtung in eine Maschine, ermöglicht eine
rasche Produktion von Blechbiegteilen mit hoher Oberflächengüte, die sowohl Rundungen
als auch Abkantungen aufweisen.
[0009] Die in Anspruch 2 beschriebene vorteilhafte Ausgestaltung ermöglicht eine genaue
Überwachung des Einrollvorgangs. Sind sowohl Ober- als auch das Unterwerkzeug mit
je einem Wegmessgeber ausgestattet, kann die Maschinensteuerung Schlupf zwischen den
Rollen und dem Biegeteil erkennen und als Folge daraus die Steuerung der Maschine
anpassen, indem z.B. der durch die Oberwange ausgeübte Druck geändert wird.
[0010] Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform ermöglicht das Einrollen von Trichtern.
Hierzu ist die Oberwange schräg absenkbar, und die Anschlagvorrichtung weist mindestens
zwei Anschlagpunkte auf, die mindestens in der Breite und der Tiefe unabhängig voneinander
verfahrbar sind.
[0011] Die weitere vorteilhafte Ausgestaltung in Patentanspruch 3 ermöglicht es, die Arbeitsbreite
der Einrollvorrichtung dem Blechbiegeteil anzupassen. Werden die Rollen nicht kraftschlüssig
verbunden, verläuft die Bewegung des Blechbiegeteils nicht orthogonal zu den Rollenachsen
der Einrollvorrichtung.
[0012] Im Anspruch 4 ist eine besonders vorteilhafte Art die Rollenmodule zu verbinden beschrieben.
Klauenkupplungen und Hirtverzahnungen erlauben bei einfacher Kuppelbarkeit die Übertragung
hoher Drehmomente.
[0013] Der Patentanspruch 5 betrifft eine weitere vorteilhafte Ausführungsform. Der höhenverstellbare
Anschlagtisch hält die Anschlagvorrichtung im ständigen Kontakt mit dem Werkstück.
Dadurch kann ein unerwünschtes Durchhängen des Blechbiegeteils durch die Schwerkraft
verhindert werden. Im Falle einer NC-Achsen gesteuerten Anschlagvorrichtung, welche
mit der Maschinensteuerung verbunden ist, erlaubt diese Ausführungsform eine Änderung
der Einrollradien nach einem vorgegebenen Programm.
[0014] Der Anspruch 6 beschreibt eine besonders vorteilhafte Ausführungsform. Die Anschlagvorrichtung
kann unterstützend wirken, wenn zum Verformen des Blechbiegeteils so hohe Kräfte notwendig
sind, daß der Schlupf zwischen den Rollen und dem Bechbiegeteil groß wird, da mittels
des Greifers Vorschub-, insbesondere Zugkräfte vom Antrieb der Anschlagvorrichtung
auf das Blechbiegeteil übertragen werden können. Ist die Anschlagvorrichtung NC gesteuert,
so ermöglicht dies ein sehr genaues Steuern des Einrollvorgangs.
[0015] In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele einer erfindungsgemäßen Blechbearbeitungsmaschine
und deren Einzelheiten schematisch dargestellt. Es zeigt:
- Fig. 1
- eine Frontansicht,
- Fig. 2
- eine Seitenansicht von links,
- Fig. 3
- eine erste Seitenansicht von rechts,
- Fig. 4
- eine weitere Ausführungsform in einer Seiteansicht von rechts,
- Fig. 5
- eine teilweise geschnittene Aufsicht,
- Fig. 6
- eine erste Auführungform einer Einrollvorrichtung,
- Fig. 7
- eine Frontansicht einer Einrollvorrichtung,
- Fig. 8
- ein modular aufgebautes Oberwerkzeug,
- Fig. 9
- ein modular aufgebautes Unterwerkzeug,
- Fig. 10
- einen Schnitt durch das Unterwerkzeug aus Fig. 9,
- Fig. 11
- eine Seitenansicht eines Oberwerkzeugs,
- Fig. 12
- eine Seitenansicht eines Unterwerkzeugs,
- Fig. 13
- einen Arbeitsablauf nach dem Stand der Technik,
- Fig. 14
- einen Arbeitsablauf an der erfindungsgemäßen Maschine.
[0016] Die in Fig. 1 dargestellte Ansicht der erfindungsgemäßen Blechbearbeitungsmaschine
zeigt einen Tisch 1, auf dem eine Biegematritze 2 und das Unterwerkzeug 6 einer Einrollvorrichtung
befestigt sind. Darüber befindet sich eine hebund senkbare Oberwange 3, an der ein
Biegestempel 4 über der Biegematritze 2 und ein Oberwerkzeug 7 über dem Unterwerkzeug
6 hängend befestigt sind. Das Unterwerkzeug 6 und das Oberwerkzeug 7 sind mittels
je eines Getriebemotors 13 drehangetrieben.
[0017] Die Figuren 2 und 3 zeigen eine Ausführungsform, bei der sich hinter dem Tisch 1
eine NC-gesteuerte längs- und höhenverstellbare Anschlagvorrichtung 21 befindet. Sie
umfaßt u.a. einen Tisch 5 und die üblichen Antriebe wie etwa 18. In der Figur 2 ist
das zwischen Biegestempel 4 und Biegematrize 2 befindliche Werkstück 16 dargestellt.
Ebenso ist die Aufnahme für den auswechselbaren Biegestempel 4 und die auswechselbare
Biegematritze 2 zu erkennen. Wird die Oberwange 3 gesenkt, bewirkt dies eine Abkantung
des Werkstücks 16. Die Figur 3 zeigt die Ausführungsform von der anderen Seite. Hier
ist anstelle des Biegewerkzeugs das Unterwerkzeug 6 und das Oberwerkzeug 7 der Einrollvorrichtung
zu sehen. Das Unterwerkzeug 6 der Einrollvorrichtung hat zwei parallele Rollen 8,
welche rechtwinklig zu Werkstücktransportrichtung drehbar gelagert sind. Das darüber
befindliche Oberwerkzeug 7 weist eine Rolle 9 auf, welche parallel zu den beiden unteren
Rollen 8 drehbar angeordnet ist. Es ist auch möglich, das Oberwerkzeug 7 mit zwei
Rollen auszustatten, in diesem Fall ist am Unterwerkzeug 6 nur eine Rolle notwendig.
In einer anderen Ausführungsform weisen sowohl Unterwerkzeug 6 als auch Oberwerkzeug
7 je zwei Rollen auf, und mindestens ein Werkzeug 6 und/oder 7 ist schwenkbar mit
dem Tisch bzw. der Oberwange verbunden. In dieser Ausführungsform können auch S-Biegungen
in einem Arbeitsgang hergestellt werden.
[0018] In der Figur 4 ist eine Weiterbildung gezeigt, in welcher die Anschlagvorrichtung
21 einen Greifer 14 umfasst.
[0019] Figur 5 zeigt eine teilweise im Schnitt gehaltenen Aufsicht. Dargestellt ist eine
verfahrbare Anschlagvorrichtung 21 mit zwei Anschlagtischen 5, die in x-Richtung unabhängig
voneinander verfahrbar sind, sowie eine Maschinensteuerung 11, der Tisch 1, das mittels
Getriebemotor 13 angetriebene Unterwerkzeug 6, das Werkstück 16 und die Biegematritze
2. Zum abwechselnden Abkanten und Runden des Werkstücks müssen zwischen den einzelnen
Arbeitsschritten nur die Anschlagtische 5 verfahren und das Werkstück 16 entsprechend
verschoben werden.
[0020] Die Figur 6 zeigt die bervorzugte Ausführungsform der Einrollvorrichtung, bei der
das Oberwerkzeug 7 modular aufgebaut ist. Die einzelnen, auswechselbaren Module 12
umfassen je eine Rolle 9 (vgl. Fig. 8) die mittels zwei Lagerwellen 17 drehbar gelagert
ist. Die Module 12 werden in der Oberwange 3 durch Keil und Nut gehalten. Das Unterwerkzeug
6 ist mittels des Getriebemotors 13 drehangetrieben und modular aufgebaut. Die Rollen
8 des Unterwerkzeugs 6 sind durch Klauenkupplungen kraftschlüssig verbunden.
[0021] Figur 7 zeigt die Ausführungsform der Einrollvorrichtung gemäß Figur 1 in der Frontalansicht.
Unterwerkzeug 6 und Oberwerkzeug 7 sind modular aus Rollen 8, 9 aufgebaut und mit
je einem eigenen Getriebemotor 13 drehangetrieben.
[0022] Figur 8 zeigt eine Detailansicht der Module 12 des Oberwerkzeugs 7 in Figur 6.
[0023] Figur 9 zeigt die Module des Unterwerkzeugs 6 in Fig. 6. Die unteren Rollen 8 können
kraftschlüssig mittels Klauenkupplungen miteinander verbunden werden.
[0024] Figur 10 zeigt einen Schnitt durch das Unterwerkzeug 6 in Fig. 6. Die unteren Rollen
8 sind auf Lagerwellen 19 drehbar gelagert. Das Querelement 23 weist Ausnehmungen
auf, so dass die unteren Rollen 8 drehbar sind.
[0025] Figur 11 und 12 zeigen Seitenansichten des Oberwerkzeugs 7 und des Unterwerkzeug
6.
[0026] In Figur 13 ist der Arbeitsablauf zur Herstellung eines beispielhaften Blechbiegeteils
entsprechend dem Stand der Technik dargestellt.
[0027] Figur 14 zeigt den Arbeitsablauf zur Herstellung eines baugleichen Blechbiegeteils
mittels der erfindungsgemäßen Blechbearbeitungsmaschine. Der Vergleich der beiden
Arbeitsabläufe zeigt, dass mit der erfindungsgemäßen Blechbearbeitungsmaschine ein
Arbeitsablauf realisiert wird, der mit einer deutlich verminderten Anzahl von Arbeitsschritten
auskommt.
1. Blechbearbeitungsmaschine, mit einem Tisch (1) zur Aufnahme auswechselbarer Biegematrizen
(2), einer darüber heb- und senkbar angeordneten Oberwange (3) zur Aufnahme auswechselbarer
Biegestempel (4) und einer in Bearbeitungsrichtung des Blechbiegeteils (16) verfahrbaren
Anschlagvorrichtung (21), gekennzeichnet durch ein auf dem Tisch (1) neben der Aufnahme für die Biegematrize auswechselbar angeordnetes
Unterwerkzeug (6) aus zwei um parallele, zur Werkstücktransportrichtung rechtwinkelige
Achsen drehbaren unteren Rollen (8) und ein darüber an der Oberwange neben der Aufnahme
für die Biegestempel auswechselbar befestigtes Oberwerkzeug (7), das eine um eine
zu den Achsen der unteren Rollen parallele Achse drehbare obere Rolle (9) umfasst.
2. Blechbearbeitungsmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mit mindestens dem Unterwerkzeug (6) oder dem Oberwerkzeug (7) ein mit einer Maschinensteuerung
(11) verbundener Wegmessgeber verbunden ist.
3. Blechbearbeitungsmaschine nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Unterwerkzeug (6) und das Oberwerkzeug (7) aus aneinanderreihbaren und kraftschlüssig
miteinander verbindbaren Rollenmodulen (12) besteht.
4. Blechbearbeitungsmaschine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die kraftschlüssige Verbindung zwischen den Rollenmodulen (12) aus stirnseitigen
komplementären Klauenkupplungen oder Hirtverzahnungen besteht.
5. Blechbearbeitungsmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Anschlagvorrichtung (21) einen höhenverstellbaren Anschlagtisch (5) umfasst.
6. Blechbearbeitungsmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Anschlagvorrichtung (21) als Blechbiegeteilvorschub ausgebildet ist und einen
Greifer (14) für das Blechbiegeteil umfasst.