[0001] Die Erfindung betrifft eine Statorscheibe zur Verwendung mit einer Turbomolekularpumpe
nach dem Obergriff des ersten Anspruchs.
[0002] In Turbomolekularpumpen sind Rotor- und Statorscheiben abwechselnd angeordnet, wobei
die Rotorscheiben auf einer schnelldrehenden Welle sitzen. Die Statorscheiben sind
ortsfest in einem Gehäuse montiert. Beide Sorten von Scheiben weisen Schaufeln auf,
wodurch im Zusammenspiel mit der schnellen Drehung die Pumpwirkung erzeugt wird. Es
ist bekannt, die Schaufeln von beiden Sorten von Scheiben durch Fräsen aus einer Vollscheibe
herzustellen. Dies ist zeitaufwändig und teuer, weshalb man für die Statorscheiben
gestanzte Scheiben verwendet. Solche Scheiben sind beispielsweise aus der
deutschen Offenlegungsschrift DE-OS 37 22 164 bekannt. Hier werden zunächst Vollscheiben aus einem Blech gestanzt. Anschließend
werden radiale Schlitze in diese Scheibe eingestanzt und im letzten Arbeitsgang der
Bereich zwischen den Schlitzen geschränkt, so dass Scheibenmaterial aus der Scheibenebene
herausgestellt wird und Schaufeln entstehen. Die nicht geschränkten Bereiche im Inneren
und Äußeren verbleiben als Ringe.
Nachteilig an diesem Stand der Technik ist, dass an den Verbindungsstellen zwischen
Innenring und Schaufel, bzw. Schaufel und Außenring, ein hoher Grad von Umformung
auftritt. Außerdem sind die Kräfte sehr groß, mit denen der notwendige Umformungsgrad
erreicht werden kann. Diese Umformproblematik führt zu hohen Spannungen im Material,
welche den Verzug der Scheiben und dadurch den notwendigen Arbeitsgang des Richtens
nach sich zieht. Dies wirkt sich insgesamt ungünstig auf die erreichbaren Genauigkeiten
der Statorscheibenform aus. Diese Genauigkeit ist aber wichtig, wenn kleine Spaltmaße
zwischen Rotor-, Stator- und Gehäusekomponenten erreicht werden sollen. Von den Spaltmaßen
hängt die Güte der Pumpleistung der Turbomolekularpumpe ab.
[0003] Ein weiterer Nachteil ist, dass für dieses Fertigungsverfahren aufwändige und damit
auch sehr teuere Werkzeuge notwendig sind. Damit sind solche Scheiben nur bei großen
Stückzahlen kostengünstig herstellbar. Eine flexible Dimensionierung der Scheiben,
die optimal auf den Einsatzbereich einer Pumpe angepasst sind, d.h. auf die vakuumtechnischen
Erfordernisse, ist so bei geringeren Stückzahlen nicht mit einem vertretbaren Kostenaufwand
zu realisiern.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, diese Nachteile des Standes der Technik zu vermeiden,
insbesondere, kostengünstigere Fertigungswerkzeuge zu erlauben und eine höhere Genauigkeit
der Statorscheibe zu erzielen. Hohe Umformungsgrade sollen vermieden werden.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Statorscheibe, die gemäß den Merkmalen des ersten
Anspruches gestaltet ist. Weiterhin wird sie gelöst durch ein Herstellungsverfahren
mit den Merkmalen des Anspruches sechs.
[0006] Die erfindungsgemäße Statorscheibe weist einen Innenring, einen Außenring und dazwischen
angeordnete Schaufeln auf. Zwischen den Schaufeln und den Ringen sind jeweils Stege
in radialer Richtung ausgebildet, dessen Tiefe in Umfangsrichtung kleiner als die
Schaufeltiefe ist. Eine solche Statorscheibe besitzt im Vergleich zum Stand der Technik
weniger umzuformende Materialbereiche, die überdies einen geringeren Umformungsgrad
aufweisen. Daher werden die Spannungen im Bauteil deutlich reduziert und der Richtaufwand
entfällt. Hieraus resultiert eine höhere erreichbare Genauigkeit der Bauteilmaße.
Da geringere Kräfte zum Umformen und weniger Arbeitsschritte nötig sind, können preiswertere
Werkzeuge eingesetzt werden. Der Anteil des Werkzeugkosten an den Bauteilkosten sinkt,
die Anpassung der Statorscheibe an die vakuumtechnischen Erfordernisse wird somit
wirtschaftlicher.
[0007] Da die Bauteilmaße besser als im Stand der Technik eingehalten werden können, führt
die Verwendung der erfindungsgemäßen Statorscheibe in einer Turbomolekularpumpe zu
einer Verringerung der Spalte innerhalb der Pumpe und damit zu einer Verbesserung
der Pumpwirkung.
[0008] Im Herstellungsverfahren für eine Statorscheibe werden zunächst halbkreisfömige Scheiben
mit im wesentlichen radialen Schlitzen durch Stanzen oder Laserschneiden erzeugt.
Anschließend wird das Material zwischen den radialen Schlitzen so gebogen, dass es
aus der Ebene der Scheibe herausgedreht wird, so dass Schaufeln entstehen. Gekennzeichnet
ist das Verfahren dadurch, dass in einem der Schritte vor dem Biegen an den Enden
der radialen Schlitze weitere Schlitze in Umfangsrichtung erzeugt werden. Durch diese
Maßnahme werden die oben beschriebenen Vorteile in Bezug auf Umformungsaufwand und
Materialspannungen erreicht.
[0009] Weitere Vorteile können erreicht werden, indem die Statorscheibe nach den kennzeichnenden
Merkmalen der Unteransprüche 2 bis 4 gestaltet werden und das Verfahren nach den kennzeichnenden
Merkmalen der Unteransprüche 7 angepasst wird.
[0010] Die Anordnung des Steges auf halber Strecke zwischen den Schaufelkanten führt zu
einer gleichmäßigen Belastung des Steges. Diese Belastung rührt von dem Druckunterschied
des Gases vor und hinter der Statorscheibe her. Durch die symmetrische Anordnung treten
am Steg nur Drehmomente gleicher Stärke aber mit entgegengesetztem Vorzeichen auf,
so dass in der Addition kein resultierendes Drehmoment um die radiale Achse der Schaufel
und des Steges auftritt. Daher wird die Materialbelastung verringert.
[0011] Die Tiefe des Steges in Umfangrichtung wird im Maximum dadurch begrenzt, dass die
Umformung und Materialspannung mit zunehmender Tiefe steigt. Im Minimum wird sie begrenzt
durch die Festigkeit und den Wärmetransport. Die Festigkeit muss mechanische Belastungen
des Steges zulassen, beispielsweise durch ein starkes Druckgefälle über der Scheibe.
Außerdem muss der Steg einen ausreichenden Querschnitt aufweisen, der einen hinreichenden
Wärmetransport zulässt. Vorteilhaft ist es, die Stegbreite im Verhältnis zur Schaufelbreite
im Bereich von eins zu zehn bis eins zu zwei zu wählen.
[0012] Weitere Vorteile lassen sich im Hinblick auf die Fertigung dadurch gewinnen, dass
die Statorscheibe aus einer Mehrzahl identischer Scheiben zusammengesetzt werden.
Damit wird nur eine einzige Bauform des Scheibenabschnittes benötigt. Dies vereinfacht
die Montage, da die Scheibenabschnitte nicht verwechselt und/oder falsch kombiniert
werden können.
[0013] Vorteile im Herstellungsverfahren lassen sich dadurch erzielen, dass die Schaufeln
in einem Schritt gemeinsam aus der Scheibenebene herausgedreht werden. Hierdurch wird
wertvolle Bearbeitungszeit gespart.
[0014] Im folgenden soll die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert
werden. Dazu zeigen die Figuren:
- Fig. 1:
- Schnitt durch eine Turbomolekularpumpe mit erfindungsgemäßen Statorscheiben.
- Fig, 2:
- Draufsicht auf eine erfindungsgemäß gestaltete Statorscheibe
- Fig. 3:
- Perspektivische Darstellung einer erfindungsgemäß gestalteten Statorscheibe. Als Ausschnitt
ist der Steg zwischen Schaufel und Außenring gezeigt.
[0015] Figur 1 zeigt eine Turbomolekularpumpe 10 mit einem Gehäuse 11. Dieses besitzt einen
Flansch 12 zur Verbindung mit einem auszupumpenden Rezipienten. In dem Flansch befindet
sich der Ansaugbereich 13. Weiterhin besitzt die Turbomolekularpumpe 10 einen Gasauslass
14, aus dem das verdichtete Gas ausgestoßen wird. Eine Rotorwelle 15 wird drehbar
von Lagern 17 gestützt und von einem Antrieb 18 in schnelle Rotation versetzt. Die
Rotorwelle trägt eine Mehrzahl von Scheiben 16, welche jeweils mit Schaufeln versehen
sind. Zwischen den Rotorscheiben sind feststehende Statorscheiben 1 angeordnet, welche
ebenfalls Schaufeln besitzen. Die Statorscheiben werden durch Distanzringe 19 auf
axialem Abstand gehalten. Durch die schnelle Rotation und der Zusammenwirkung der
Rotor- mit den Statorscheiben ergibt sich die Pumpwirkung.
[0016] Die Figur 2 zeigt eine erfindungsgemäße, in der Turbomolekularpumpe 10 verwendeten
Statorscheibe 1 in einer Draufsicht. Die Statorscheibe besteht aus zwei Halbscheiben
6 und 7, die bei der Montage in der Turbomolekularpumpe jeweils von einer Seite um
die Welle des Rotors gelegt werden. Die Statorscheibe weist einen Außenring 4, an
dem sie im Gehäuse der Turbomolekularpumpe gehalten wird, und einen Innenring 3 auf.
Zwischen den Ringen ist eine Mehrzahl von Schaufeln 2 angeordnet. Die Schaufeln entstehen,
indem im Vollmaterial im wesentlichen radiale Schlitze 8 und Schlitze in Umfangsrichtung
9 erzeugt werden. Dies kann durch Stanzen oder auch durch Schneiden geschehen. Durch
Erzeugung der Schlitze 8, 9 entstehen an den Verbindungsstellen zwischen den Ringen
und den Schaufeln Stege 5. Die Stegtiefe in Umfangsrichtung ist mit S gekennzeichnet,
die Schaufeltiefe mit T. Dabei ist die Schaufeltiefe T größer als die Stegtiefe S.
[0017] In der Figur 3 ist in einer perspektivischen Ansicht ein Ausschnitt aus der Statorscheibe
1 gezeigt, der die Verformung durch das Ausstellen der Schaufeln aus der Scheibenebene
verdeutlicht. An der Verbindungsstelle zwischen Außenring 4 und Schaufel 2, deren
Ebene gegen die Schaufelebene geneigt ist, ist der Steg 5 angeordnet. Durch diesen
Steg, dessen Tiefe in Umfangsrichtung S kleiner ist als die Schaufeltiefe T, wird
die Menge des zu verformenden Materials reduziert. Der Steg weist zudem eine radiale
Ausdehnung R auf. Im Stand der Technik ist das Verformungsgebiet entlang des Umfangs
so groß wie die Tiefe T. Gerade bei einer starken Neigung der Schaufel gegen die Scheibenebene
kommt es zu einer sehr hohen Verformung des Materials mit den oben beschriebenen Nachteilen.
Durch den Steg 5 ist dies nicht mehr nötig, die Verformung wird auf den wesentlich
kürzeren Bereich S reduziert, wodurch oben beschriebene Vorteile erreicht werden.
Die Größen S und R können nicht beliebig klein gewählt werden. Die geometrische Abmessung
des Steges bedingen die mechanische Belastbarkeit und der maximal mögliche Wärmetransport.
Innerhalb der Pumpe entsteht insbesondere auf dem Rotor Wärme durch die Verdichtung
und Reibung des zu verdichtenden Gases. Eine weitere Wärmequelle ist der nicht verlustfrei
arbeitende Antrieb. Diese Wärme wird von dem Rotor weitgehend per Strahlung auf die
Statorscheiben abgegeben und muss über die Stege abgeführt werden können. Ein Verhältnis
S zu T von eins zu zehn bis eins zu zwei erweist sich als günstig und sinnvoll. Vorteile
lassen sich erzielen, wenn der Steg 5 auf halber Strecke zwischen den Schaufelkante
20 und 21 angeordnet ist.
[0018] Im ersten Schritt des Verfahren zur Herstellung der Statorscheibe 1 werden zunächst
halbkreisfömige Scheiben mit im wesentlichen radialen Schlitzen 8 durch Stanzen oder
Laserschneiden erzeugt. Die Bearbeitung erfolgt so, dass an den Enden der radialen
Schlitze weitere Schlitze in Umfangsrichtung 9 erzeugt werden, so dass ein Steg 5
zwischen der Schaufel 2 und mindestens Innenring 3 oder Außenring 4 entsteht. Anschließend
wird das Material zwischen den radialen Schlitzen so gebogen, dass es aus der Ebene
der Scheibe herausgedreht wird, so dass Schaufeln 2 entstehen. Für dieses Herausdrehen
wird die Scheibe beispielsweise zwischen ein oberes und ein unteres Formteil gelegt
und beide Formteile gegeneinander gepresst.
1. Statorscheibe (1) zur Verwendung in einer Turbomolekularpumpe (10), bei der eine Mehrzahl
von Schaufeln (2) der Statorscheibe aus der Scheibenebene herausgestellt sind, die
Statorscheibe einen Innenring (3), einen Außenring (4) und Verbindungsstellen zwischen
Schaufel und Ringen aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Schaufeln (2) an den Verbindungsstellen jeweils einen radialen Steg (5) aufweisen,
dessen Tiefe S entlang des Umfangs kleiner ist als die Schaufeltiefe T.
2. Statorscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der radiale Steg (5) auf halber Strecke zwischen den Schaufelkanten (20, 21) angeordnet
ist.
3. Statorscheibe nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Tiefe S des Steges kleiner als die Hälfte und größer als ein Zehntel der Schaufeltiefe
T ist.
4. Statorscheibe nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie in mindestens zwei identische Scheibenabschnitte (6, 7) geteilt ist.
5. Mit mindestens einer Statorscheibe (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche ausgerüstete
Turbomolekularpumpe (10).
6. Verfahren zur Herstellung einer Statorscheibe (1) für eine Turbomolekularpumpe (10),
in dem zunächst halbkreisfömige Scheiben mit im wesentlichen radialen Schlitzen (8)
durch Stanzen oder Laserschneiden erzeugt werden und anschließend das Material zwischen
den radialen Schlitzen so gebogen wird, dass es aus der Ebene der Scheibe herausgedreht
wird, so dass Schaufeln (2) entstehen, dadurch gekennzeichnet, dass in einem der Schritte vor dem Biegen an den Enden der radialen Schlitze weitere Schlitze
in Umfangsrichtung (9) erzeugt werden, so dass ein Steg zwischen der Schaufel und
mindestens Innen- oder Außenring entsteht.
7. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass alle Schaufeln (2) in einem Schritt aus der Scheibenebene herausgedreht werden.