[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Fügen von Zusatzteilen, wie Gaze, Hinterklebepapier,
Hülse o. dgl., am Buchblockrücken gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Zur Formstabilisierung klebegebundener, fadengesiegelter oder fadengehefteter Buchblocks
werden in der Buchfertigungsstraße Gazestreifen, Hinterklebestreifen und/oder Hülsen
auf den Buchblockrücken geklebt. Aus der
DE-OS 22 20 567 ist eine Buchbindevorrichtung bekannt, in der intermittierend vortransportierte Buchblocks
zunächst am Rücken beleimt und in der nachfolgenden Position mit einer offenen Gaze
und einem Hinterklebematerial versehen werden. Die Gaze- und Hinterklebestreifen werden
in der erforderlichen Länge von in der Bahnbreite passend zur Buchblockhöhe beschnittenen
Materialbahnen abgetrennt. An beiden Rändem der Hinterklebematerialbahn ist jeweils
noch ein Kapitalband aufgeklebt, dessen raupenartige Wulst später am Kopf- bzw. Fußschnitt
des Buchblocks anliegt. Das Auflegen der Gaze- und Hinterklebestreifen auf den Buchblockrücken
erfolgt nacheinander in ein und derselben Position des Buchblocks, wobei der beabstandet
zum Buchblockrücken bereitgestellte Hinterklebestreifen von einem hin und her schwenkenden
Saugtisch überführt wird.
[0003] In Buchfertigungsstraßen mit hoher Taktleistung werden die Zusatzteile in separaten
Stationen aufgelegt, wobei bei jedem Fügevorgang der Buchblockrücken zuvor vollflächig
mit Klebstoff versehen wird. Die Gaze- und Hinterklebestationen sind in ihrem Aufbau
ähnlich und verfügen jeweils über Einrichtungen zum Abrollen und Beschneiden der Materialbahnen,
wobei die abgeschnittenen Materialstreifen in einer zum Buchblockrücken beabstandeten
Position bereitgestellt werden, aus der sie mittels eines schwenkbaren Greifers im
Falle der Gaze bzw. eines Saugtisches beim Hinterklebestreifen übemommen und auf den
Buchblockrücken aufgelegt werden. Der Hinterklebestreifen mit seinen Kapitalbändem
wird dabei noch zum Buchblock ausgerichtet, indem sich ein Finger des parallel zu
seiner Schwenkachse verschiebbar geführten Saugtisches am Kopf- oder Fußschnitt anlegt.
In der Hülsenstation sind die schlauchartig ausgebildeten Hülsen in einem Magazin
bevorratet, aus dem die jeweils unterste Hülse in die besagte Bereitstellungsposition
geschoben wird. Die Überführung erfolgt dann wie bei der Hinterklebestation mit einem
hin und her schwenkenden Saugtisch.
[0004] Das Auflegen der bereitgestellten Zusatzteile mittels hin und her bewegter Halteelemente
ist ein im Verhältnis zu den übrigen Funktionsschritten zeitaufwändiger Vorgang und
begrenzt im Hinblick auf ein zuverlässiges und einwandfreies Auflegen der Zusatzteile
maßgeblich die Taktleistung der Fügestationen.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zum Fügen
von Zusatzteilen, wie Gaze, Hinterklebepapier, Hülse o. dgl., am Buchblockrücken gemäß
dem Oberbegriff des Anspruchs 1 derart weiterzubilden, dass sie bei einfacher Konstruktion
ein zuverlässiges und einwandfreies Auflegen der Zusatzteile gewährleistet und eine
hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit ermöglicht.
[0006] Gelöst wird die Aufgabe in überraschend einfacher Weise dadurch, dass die Überführungseinrichtung
wenigstens zwei hin- und herbewegte, in ihrem Zyklus zueinander phasenversetzt angetriebene
Halteelemente aufweist, die sich zwischen der Bereitstellungsposition und dem Buchblockrücken
in verschiedenen, zueinander versetzten Bahnen bewegen, wodurch eine kollisionsfreie
Begegnung der Halteelemente ermöglicht wird, während die beiden Endpositionen der
Halteelemente in der einen Bereitstellungsposition und am Buchblockrücken jeweils
identisch sind. Mit der erfindungsgemäßen Überführungseinrichtung wird eine deutliche
Leistungssteigerung ermöglicht, wobei weiterhin nur eine Zuführungseinrichtung für
die Zusatzteile erforderlich ist. Es findet keine umlaufende Bewegung der Halteelemente
statt, sodass eine einfache Verbindung mit pneumatischen und elektrischen Versorgungs-
und Steuerleitungen möglich ist.
[0007] Eine bevorzugte Ausbildungsform der Erfindung sieht vor, dass die Halteelemente in
einer Schwenkbewegung um eine gemeinsame Schwenkachse hin und her bewegt werden, wobei
der Schwenkradius wenigstens eines Halteelements im Moment der Begegnung der beiden
Halteelemente vergrößert oder verkleinert ist. Weitere bevorzugte Ausbildungsformen
der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind in den weiteren abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0008] Im Folgenden wird anhand der Zeichnung ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher
beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- in perspektivischer Ansicht eine Überführungseinrichtung einer Hinterklebe- und Kapitalstation
1 mit in den Umkehrpositionen befindlichen Saugtischen;
- Fig. 2
- in gleicher Ansicht wie Fig. 1 die Überführungseinrichtung mit sich begegnenden Saugtischen;
- Fig. 3
- die Hinterklebe- und Kapitalstation 1 in schematischer Seitenansicht; und
- Fig. 4
- einen Ausschnitt einer Draufsicht auf die Überführungseinrichtung gemäß Ansichtsdefinition
in Fig. 3.
[0009] Die in den Fig. 1 und 2 gezeigte Überführungseinrichtung 13 dient zum Auflegen von
in einer Bereitstellungsposition 10 auf einem Tisch 9 bereitliegenden Hinterklebestreifen
2 auf einen mit Klebestoff versehenen Buchblockrücken 11 a eines gerundeten und abgepressten
und von Einspannmitteln 12 gehaltenen Buchblocks 11.
[0010] Wie aus Fig. 3 ersichtlich besteht der Hinterklebestreifen 2 aus einem von einer
Vorratsrolle 3 a abgezogenen und von Rollenschneidern 4 auf eine definierte Bahnbreite
zugeschnittenen Hinterklebepapier 2 a, auf dem längs der beiden Bahnaußenkanten jeweils
ein Kapitalband 2 b aufgeklebt wird, das von einer Vorratsrolle 3 b abgezogen und
mittels einer Leimdüse 5 mit Klebstoff versehen wird. Ein Abzugswalzenpaar 6 führt
dem Tisch 9 eine definierte Länge dieser Bahn zu. Mit einem Messer 7, das im Messerschnitt
gegen eine Schneidleiste 8 schneidet, wird dann ein einzelner Hinterklebestreifen
2 von der Bahn abgetrennt.
[0011] Von der Bereitstellungsposition 10 auf dem Tisch 9 wird nun der Hinterklebestreifen
2 mittels eines hin und her schwenkenden Saugtisches 14 a bzw. b zum Buchblockrücken
11 a transportiert und auf diesen aufgelegt. Erfindungsgemäß sind zwei Saugtische
14 a und 14 b vorgesehen, die um eine gemeinsame Schwenkachse 16 schwenken, wobei
sich die beiden Saugtische 14 a, b in verschiedenen Bahnen 15 a bzw. b bewegen.
[0012] Der erste Saugtisch 14 a läuft in einer ersten Bahn 15 a, die zwischen der Bereitstellungsposition
10 und dem Buchblockrücken 11 a einen sich vergrößernden Schwenkradius aufweist, während
der zweite Saugtisch 14 b in einer zweiten Bahn 15 b mit sich verkleinemden Schwenkradius
läuft. Hierdurch wird eine kollisionsfreie Begegnung der beiden Saugtische 14 a, b
ermöglicht, während die beiden Endpositionen in der Bereitstellungsposition 10 und
am Buchblockrücken 11 a für beide Saugtische 14 a, b identisch sind. Es findet keine
umlaufende Bewegung der Saugtische 14 a, b statt, sodass beispielsweise die pneumatische
Versorgung der Saugtische 14 a, b ohne Drehdurchlass erfolgen kann.
[0013] Zur Realisierung der genannten Schwenkbahnen 15 a, b sind die Saugtische 14 a, b
in radial ausfahrbaren Aufnahmen 18 von Schwenkarmen 17 a, b aufgenommen, wobei sich
an den Aufnahmen 18 Kurvenrollen 20 befinden, die auf parabelförmig ausgebildeten
Steuerkurven 21 a bzw. b laufen. Die Steuerkurven 21 a, b können als Nutkurven ausgeführt
sein oder wie im Ausführungsbeispiel nur eine einseitige Kontaktfläche darbieten.
[0014] Die über Schiebestangen 19 radial ausfahrbaren Aufnahmen 18 sind hierbei über nicht
näher dargestellte Federn vorgespannt.
[0015] Die Schwenkbewegungen der beiden Saugtische 14 a, b sind jeweils gegenläufig und
werden von einem einzigen nicht näher dargestellten Antriebsmittel über das Antriebsrad
22 in die Überführungseinrichtung 13 eingeleitet. Das Antriebsrad 22 ist drehfest
mit dem ersten Schwenkarm 17 a verbunden, während der zweite Schwenkarm 17 b über
ein als Plusgetriebe ausgeführtes Umlaufrädergetriebe 23 angetrieben ist.
[0016] Das Umlaufrädergetriebe 23 weist als erstes Rad ein mit dem Antriebsrad 22 drehfest
verbundenes Zahnrad 24 auf, das mit einem ersten Planetenrad 25 a auf dem als Steg
vorgesehenen Schwenkarm 17 b im Eingriff steht. Ein mit dem ersten Planetenrad 25
a drehfest verbundenes zweites Planetenrad 25 b steht wiederum im Eingriff mit einem
zweiten Rad des Umlaufrädergetriebes, dem gestellfestem Zahnrad 26. Durch die entsprechende
Wahl der Zähnezahlen ergibt sich eine Abtriebsbewegung am Schwenkarm 17 b, die einer
Antriebsübersetzung gleich -1 entspricht.
[0017] Im Ausführungsbeispiel sind die Saugtische 14 a, b stets parallel zu sich selbst
bewegt, wobei der Tisch 9 als Ausgangspunkt der Schwenkbewegung horizontal angeordnet
ist. Die Saugtische 14 a, b sind jeweils von einer Achse 29 aufgenommen, die über
Kegelradanordnungen 27 in drehgleicher Orientierung mit einem gestellfesten Kegelrad
27 a gehalten wird. Wegen der ausfahrbaren Aufnahmen 18 sind die jeweiligen Kegelradanordnungen
27 durch drehfeste, aber axial verschiebbare Wellen 28 miteinander verbunden.
[0018] Der jeweilige Saugtisch 14 a bzw. b ist nun über Klötze 30 drehverschieblich auf
der Achse 29 gelagert. Mit einer an der Achse 29 befestigten Kurvenrolle 32, die in
einer Führungskulisse 31 des Saugtisches 14 a bzw. b läuft, wird die genannte Parallelführung
geschaffen. Der verbleibende Freiheitsgrad der axialen Verschiebbarkeit wird in bekannter
Weise zum Ausrichten des Saugtisches 14 a bzw. b zum Buchblock 11 genutzt, wobei in
den Figuren die Steuerungsmittel für diese axiale Bewegung nicht weiter dargestellt
sind.
[0019] Die erfindungsgemäße Überführungseinrichtung 13 mit den schwenkend hin und her bewegten
Saugtischen 14 a, b kann auch zum Auflegen von Hülsen auf den Buchblockrücken 11 a
verwendet werden. Durch den Austausch der Saugtische 14 a, b gegen Greifer kann offene
Gaze verarbeitet werden, wobei eine Parallelführung nicht unbedingt erforderlich ist.
Bezugszeichenliste
[0020]
- 1
- Hinterklebe- und Kapitalstation
- 2
- Hinterklebestreifen
- 2 a
- Hinterklebepapier
- 2 b
- Kapitalband
- 3 a, b
- Vorratsrollen
- 4
- Rollenschneider
- 5
- Leimdüse
- 6
- Abzugswalzenpaar
- 7
- Messer
- 8
- Schneidleiste
- 9
- Tisch
- 10
- Bereitstellungsposition
- 11
- Buchblock
- 11 a
- Buchblockrücken
- 12
- Einspannmittel
- 13
- Überführungseinrichtung
- 14 a, b
- erster und zweiter Saugtisch
- 15 a, b
- erste und zweite Bahn
- 16
- Schwenkachse
- 17 a, b
- erster und zweiter Schwenkarm
- 18
- Aufnahme
- 19
- Schiebestangen
- 20
- Kurvenrolle
- 21 a, b
- erste und zweite Steuerkurve
- 22
- Antriebsrad
- 23
- Umlaufrädergetriebe
- 24
- Zahnrad
- 25 a, b
- erstes und zweites Planetenrad
- 26
- Zahnrad
- 27
- Kegelradanordnung
- 27 a
- Kegelrad
- 28
- Welle
- 29
- Achse
- 30
- Klotz
- 31
- Führungskulisse
- 32
- Kurvenrolle
- IV-IV
- Ansichtsdefinition für Fig. 4
1. Vorrichtung zum Fügen von Zusatzteilen (2), wie Gaze, Hinterklebepapier, Hülse o.
dgl., am Buchblockrücken (11 a),
● mit einer Zuführungseinrichtung (4 bis 9), die das Zusatzteil (2) in einer vom Buchblockrücken
(11 a) beabstandeten Bereitstellungsposition (10) bereitstellt, und
● mit einer Überführungseinrichtung (13) mit einem zwischen der Bereitstellungsposition
(10) und dem Buchblockrücken (11 a) hin und her bewegten Halteelement (14 a bzw. b)
zum Auflegen des bereitgestellten Zusatzteils (2) auf den zuvor mit Klebstoff versehenen
Buchblockrücken (11 a),
dadurch gekennzeichnet,
dass die Überführungseinrichtung (13) wenigstens zwei hin und her bewegte, in ihrem Zyklus
zueinander phasenversetzt angetriebene Halteelemente (14 a, b) aufweist, die sich
zwischen der Bereitstellungsposition (10) und dem Buchblockrücken (11 a) in verschiedenen,
zueinander versetzten Bahnen (15 a, b) bewegen.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Halteelemente (14 a, b) in einer Schwenkbewegung um eine gemeinsame Schwenkachse
(16) hin und her bewegt werden, wobei der Schwenkradius wenigstens eines Halteelements
im Moment der Begegnung der beiden Halteelemente vergrößert oder verkleinert ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch einen ausfahrbaren Schwenkarm (17 a, b) des wenigstens einen Halteelements (14 a,
b).
4. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Schwenkarm (17 a, b) des wenigstens einen Halteelements (14 a, b) mit einem für
die Aufnahme des Halteelements vorgesehenen Abschnitt (18) in einer Steuerkurve (21
a, b) geführt ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerkurve (21 a, b) parabelförmig ausgebildet ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass zwei schwenkend hin- und herbewegte Halteelemente (14 a, b) vorgesehen sind, wobei
sich während der Schwenkbewegung der Schwenkradius des ersten Halteelements (14 a)
zwischen den Endstellungen (10, 11 a) vergrößert, während sich der Schwenkradius des
zweiten Halteelements (14 b) verkleinert.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Halteelemente Saugtische (14 a, b) sind, die stets parallel zu sich selbst bewegt
sind.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Halteelemente (14 a, b) in jeweils gegenläufiger Bewegung angetrieben sind.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Halteelemente (14 a, b) von einem einzigen Antriebsmittel (22) angetrieben sind.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass ein als Plusgetriebe ausgeführtes Umlaufrädergetriebe (23) vorgesehen ist, mit dem
die Antriebsbewegung des ersten Halteelements (14 a) in eine gegenläufige Antriebsbewegung
für das zweite Halteelement (14 b) übersetzt wird.