[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Minimierung von
Einstichfehlern bei Stickvorrichtungen gemäss den Merkmalen der Patentansprüche 1
und 5.
[0002] Bei Stickvorrichtungen wie z.B. bei Stickmaschinen oder Nähmaschinen mit einem ankoppelbaren
Stickmodul wird das zu bestickende Nähgut jeweils in einen Rahmen eingespannt. Dieser
ist unterhalb der Stichbildungsvorrichtung bzw. der Nähnadel angeordnet und kann mittels
einer Antriebsvorrichtung in der Nähebene verschoben bzw. positioniert werden. Eine
Steuerung kontrolliert sowohl die Bewegungen der Nähnadel als auch jene der Antriebsvorrichtung
für den Stickrahmen. Für jeden einzelnen Stich wird der Stickrahmen mit dem eingespannten
Nähgut in die erforderliche Position verfahren, damit die Einstichstelle der Nadel
im Nähgut einer vorgegebenen Sollposition entspricht. Herkömmlich werden für diesen
Zweck verbreitet x-y-Antriebe mit zwei unabhängig voneinander ansteuerbaren Schrittmotoren
verwendet. Dabei können z.B. Zahnriemen vorgesehen sein, um eine Bewegungsübertragung
von den Motoren auf zugeordnete, geführt verfahrbare Schlitten zu bewerkstelligen.
[0003] Bei solchen herkömmlichen Stickvorrichtungen kann der Stickrahmen und somit auch
das Nähgut aufgrund der Massenträgheit zu Schwingungen angeregt werden. Dies gilt
insbesondere bei hohen Stichfrequenzen bzw. bei schnellen Richtungswechseln und den
damit verbundenen hohen Beschleunigungen. Als Folge davon können die tatsächlichen
Einstichstellen der Nadel im Nähgut von den vorgegebenen Sollpositionen abweichen.
Wirken sehr grosse Kräfte oder Beschleunigungen auf den Stickrahmen, so kann dies
bei Schrittmotoren nicht nur zu Schleppfehlern, sondern sogar zum Überspringen einzelner
Schritte und somit zu bleibenden (bis zur nächsten Referenzierung der Schrittmotoren)
Schrittfehlern führen. Verschiedene Effekte wie Unterschiede bei den Nähgutarten,
bei den zu bewegenden Massen oder bei den Reibungsverhältnissen haben zur Folge, dass
das Schwingungsverhalten nicht eindeutig berechenbar ist und somit nicht a priori
eliminiert werden kann.
[0004] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung
zu schaffen, mit denen bei Stickvorrichtungen Einstichfehler aufgrund von Schwingungen
des Stickrahmens minimiert werden können.
[0005] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Minimierung
von Einstichfehlern bei Stickvorrichtungen gemäss dem Oberbegriff der Patentansprüche
1 und 5.
[0006] Erfindungsgemäss sind Sensoren vorgesehen, welche direkt oder indirekt charakteristische
Merkmale von Schwingungen des Stickrahmens bzw. des darin eingespannten Nähguts erfassen.
[0007] Zum Vermindern bzw. Minimieren von Einstichfehlern werden bei einer bevorzugten Ausgestaltung
der Erfindung der oder die Antriebsmotoren für den Stickrahmen so angesteuert, dass
die Schwingungsamplituden - gemeint sind die Schwingungen des Stickrahmens, welche
beim Anfahren der einzelnen Einstichpositionen aufgrund der Massenträgheit und der
auftretenden Beschleunigungen entstehen - unter vorgebbaren Minimalwerten liegen.
Dabei wird vorzugsweise der Geschwindigkeits- bzw. Bewegungsverlauf zwischen den einzelnen
Einstichstellen so optimiert bzw. gesteuert oder geregelt, dass die auftretenden Beschleunigungen
bei den jeweils vorgegebenen Stichfrequenzen minimal sind.
[0008] Alternativ zur Schwingungsminimierung des Rahmens kann auch die Bewegung der Nähnadel
in der Weise kontrolliert bzw. modifiziert werden, dass der Einstichzeitpunkt jeweils
genau dann erfolgt, wenn die Sollposition für den Einstich ins Nähgut direkt unter
der Nähnadel liegt.
[0009] Bei einer Weiterbildung dieser alternativen Ausgestaltung können die Sollpositionen
jeweils so angepasst werden, dass die Einstiche ins Nähgut jeweils an Umkehrpunkten
der erfassten Schwingungsbewegungen liegen.
[0010] Vorzugsweise erfolgt die Erfassung der Schwingungen mittels eines optischen Sensors
nahe der Einstichstelle der Nähnadel, wobei dieser optische Sensor prinzipiell einem
Lasermouse-Sensor entsprechen kann, der mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung
Bilder der Nähgutoberfläche erfasst und mit diesen Informationen die jeweilige Position
oder Geschwindigkeit oder Beschleunigung des Nähguts berechnet. Diese Methode hat
den Vorteil, dass der Sensor auch zur Überwachung des Nähguts bzw. der Nähgutbewegung
während der Stichbildung verwendet werden kann.
[0011] Alternativ können z.B. auch ein oder mehrere Kraft- oder Drehmomentsensoren z.B.
im Bereich der Befestigungsstellen des Stickrahmens am Schlitten der Antriebsvorrichtung
vorgesehen sein. In diesem Fall können aus den Messsignalen der Sensoren die Schwingungen
des Stickrahmens abgeleitet werden. Dabei werden jene Signalanteile des Messsignals,
welche rein auf die von der Steuerung vorgegebene Bewegung zurückzuführen sind und
keine elastizitätsbedingten Überschwinganteile umfassen, aus den Messsignalen herausgefiltert.
[0012] Anstelle von Schrittmotoren können vorzugsweise auch regelbare Servomotoren zum Bewegen
des Stickrahmens verwendet werden, wobei diese z.B. Drehgeber zum Erkennen der aktuellen
Drehposition des Motors umfassen. Die Erfassung von Schleppfehlern kann ebenfalls
zur Analyse des Schwingungsverhaltens des Stickrahmens herangezogen werden.
[0013] Im Weiteren besteht auch die Möglichkeit, elektrische Messgrössen wie z.B. Strom-
oder Leistungsaufnahme des oder der Motoren zu erfassen und daraus Informationen zu
den Schwingungen des Stickrahmens zu gewinnen.
[0014] Anhand einiger Figuren wird die Erfindung im Folgenden näher beschrieben. Dabei zeigen
- Figur 1
- Eine Seitenansicht einer Stickvorrichtung, umfassend eine Nähmaschine mit angedocktem
Stickmodul
- Figur 2
- eine Aufsicht auf eine Nähmaschine mit angedocktem Stickmodul,
- Figur 3
- einen teilweise aufgeschnittenen Nähfuss mit integriertem optischem Sensor,
- Figur 4
- eine Detailansicht der Verbindungsstelle eines Stickrahmens mit dem Schlitten eines
x-y-Antriebs,
- Figur 5
- Eine Regleranordnung mit adaptivem Regler.
[0015] In Figur 1 ist eine Stickvorrichtung 1 mit einem an eine Nähmaschine 3 angekoppelten
Stickmodul 5 dargestellt. Das Stickmodul 5 ist über ein Verbindungskabel 7 (Figur
2) mit der Nähmaschine 3 verbunden. Über das Verbindungskabel 7 wird einerseits die
Stromversorgung des Stickmoduls 5 und andererseits eine Wirkverbindung zwischen dem
Stickmodul 5 und einer Nähmaschinensteuerung 9 hergestellt. Die Stickvorrichtung 1
kann z.B. auch als Stickmaschine mit einer grösseren Nähgutauflage und mit integriertem
x-y-Antrieb ausgebildet sein (keine Abbildung). Zum Sticken wird das Nähgut 11 in
einen Stickrahmen bzw. allgemein in eine Stoffhaltevorrichtung 13 eingespannt. Diese
wird anschliessend z.B. mittels einer Klemme oder allgemein mittels eines Befestigungsmittels
15 möglichst starr an einem Halter 17 befestigt, wobei dieser Halter von einer Antriebsvorrichtung
18 bzw. von einem x-y-Antrieb in zwei Richtungen x und y der Nähebene hin- und herbewegt
werden kann.
[0016] Die Antriebsvorrichtung 18 umfasst einen ersten Wagen oder Schlitten 19, der motorisch
in der ersten Nährichtung x geführt verfahrbar bzw. verschiebbar ist, und einen zweiten
Wagen oder Schlitten 21, der relativ zum ersten Schlitten 19 motorisch in der zweiten
Nährichtung y geführt verschiebbar bzw. verfahrbar ist (Figur 2). Als Motoren (nicht
dargestellt) werden in der Antriebsvorrichtung 18 vorzugsweise regelbare Servomotoren
eingesetzt. Alternativ können zum Teil auch Schrittmotoren verwendet werden. In der
Regel ist der erste Motor für die Bewegung des ersten Schlittens 19 ortsfest mit dem
Gehäuse des Stickmoduls 5 verbunden und der zweite Motor für die Bewegung des zweiten
Schlittens 21 starr mit dem beweglichen ersten Schlitten 19 verbunden. Die Umwandlung
der Drehbewegungen in Linearbewegungen kann z.B. mittels Zahnriemen 45 (Figur 4) erfolgen.
In der Regel sind zwischen den Motoren und den Zahnriemen 45 Getriebe zum Anpassen
der Geschwindigkeiten angeordnet. Zur Führung der Schlitten 19, 21 können Führungsstangen
22 oder andere Führungen vorgesehen sein.
[0017] Am zweiten Schlitten 21 ist ein quer zu dessen Bewegungsrichtung y seitlich vorstehender
Halter 17 ausgebildet. Die Nähmaschinensteuerung 9 kontrolliert u.a. die Aufwärts-
und Abwärtsbewegung der Nähnadel 23, welche unterhalb des Maschinenkopfs 25 an einer
motorisch antreibbaren Nadelstange 27 gehalten ist, und die Bewegungen der beiden
Schlitten 19, 21.
[0018] Unten am Nähmaschinenkopf 25 ist ein optischer Sensor 29 ausgebildet, der mindestens
zwei Dimensionen des Raums auflösen bzw. erfassen kann, und der vorzugsweise eine
Mikrokamera umfasst. Der optische Sensor 29 ist so ausgebildet und angeordnet, dass
er die Nähgutoberfläche im Bereich der Einstichstelle der Nadel 23 und/oder Teile
der Stoffhaltevorrichtung 13 erfassen kann. Eine(nicht dargestellte) Abbildungsoptik,
die dem Sensor 29 vorgelagert oder Bestandteil des Sensors 29 ist, bildet den zu erfassenden
Bereich des Nähguts 11 und/oder der Stoffhaltevorrichtung 13 auf die lichtempfindliche
Sensorfläche ab. Vorzugsweise umfasst der Sensor 29 eine Lichtquelle zur Beleuchtung
des Erfassungsbereichs mit Licht im sichtbaren oder unsichtbaren Spektralbereich.
Der optische Sensor 29 hat eine hohe Ortsauflösung von z.B. 0.1mm in zwei Dimensionen
und eine hohe Zeitauflösung bzw. Abtastrate von z.B. 3000Hz. Eine Bildverarbeitungseinheit
30, welche z.B. ganz oder teilweise in den optischen Sensor 29 oder in die Maschinensteuerung
9 integriert sein kann, ist so ausgebildet, dass sie Oszillationen des Nähguts 11
bzw. der Stoffhaltevorrichtung 13 zuverlässig erfassen kann, selbst dann, wenn die
Schwingungsamplituden klein und die Schwingungsfrequenzen hoch sind.
[0019] Alternativ können der optische Sensor 29 oder Teile davon z.B. auch in einen Näh-
bzw. Stickfuss 31 integriert sein, der z.B. eine auswechselbare Sohle 32 umfasst,
wie dies in Figur 3 dargestellt ist. Dieser Sensor 29 ist in Figur 3 teilweise aufgeschnitten
dargestellt, sodass wesentliche Elemente im Inneren sichtbar sind. Aufbau und Wirkung
des Sensors 29 entsprechen im Wesentlichen jenen von Sensoren, die bei Laser-Computermäusen
Verwendung finden. Solche Sensoren sind z.B. von den Firmen Logitech und Agilent entwickelt
worden und werden bei Lasermäusen mit der Bezeichnung "MX1000 Cordless Laser Mouse"
eingesetzt. Eine Lichtquelle 33 in Gestalt einer Laserdiode emittiert gepulstes Laserlicht.
Dieses wird mittels einer ein Prisma 35 umfassenden Abbildungsoptik auf die zu erfassende
Nähgutoberfläche gestrahlt. Über die Abbildungsoptik mit dem Prisma 35 und einer oder
mehrerer Linsen 37 wird die vom Laserlicht beleuchtete Nähgutoberfläche auf einen
Bildsensor 39 abgebildet. Die Schärfentiefe der Abbildungsoptik ist hoch genug, dass
die während des Stickens auftretenden Hüpfbewegungen der Nähfussstange (nicht dargestellt),
an welcher der Nähfuss 31 befestigt ist, die sichere Erfassung des Nähguts 11 nicht
beeinträchtigen. Der Sensor 29 erfasst über 6000 Einzelbilder pro Sekunde. Aus der
Bewegung bzw. Ortsänderung von Strukturmerkmalen in aufeinander folgenden Bildern
berechnet die Bildverarbeitungseinheit 30 Werte, welche das Schwingungsverhalten des
Nähguts 11 bzw. der Stoffhaltevorrichtung 13 charakterisieren, also beispielsweise
Amplitude, Frequenz und Richtung von Schwingungskomponenten. Bei diesen Berechnungen
wird vorteilhaft ein Algorithmus für eine FFT (Fast Fourier Transformation) verwendet.
Alternativ können aber auch andere Berechnungen ausgeführt werden, um Daten zu gewinnen,
welche typisch für das Schwingungsverhalten sind. Bei diesen Berechnungen wird jeweils
der Anteil der Messsignale, welcher rein auf die vorgegebene Sollbewegung zurückzuführen
ist und keine Überschwinganteile umfasst, herausgefiltert. Grundsätzlich können auch
Sensoren mit Leuchtdioden als Lichtquelle 33, wie sie bei herkömmlichen optischen
Mäusen eingesetzt sind, zur Schwingungserfassung verwendet werden. Die Abtastrate
von etwa 1000Hz bis 1500Hz und die Auflösung solcher Sensoren liegt aber am unteren
Bereich dessen, was noch für eine zuverlässige Schwingungserfassung tolerierbar ist.
Besser geeignet sind Abtastraten oberhalb von 1500Hz.
[0020] Der Näh- oder Stickfuss 31 kann - wie in Figur 3 dargestellt - über ein Anschlusskabel
41 mit einem Stecker 42 mit der Maschinensteuerung 9 verbunden werden. Alternativ
oder zusätzlich könnten auch drahtlose Kommunikationsverbindungen (Funk, Infrarotlicht
usw.) und/oder Lichtleiter verwendet werden.
[0021] Anstelle oder zusätzlich zur optischen Erfassung von Schwingungen des Nähguts 11
oder der Stoffhaltevorrichtung 13 können auch andere physikalische Messgrössen verwendet
werden, um das Schwingungsverhalten zu charakterisieren. Da die Ursache solcher Schwingungen
in der Beschleunigung träger Massen bzw. in Änderungen des zugehörigen Geschwindigkeitsvektors
und in Elastizitäten der verwendeten Materialien liegt, können solche Schwingungen
auch indirekt über Kräfte und/oder Drehmomente erfasst werden. So können beispielsweise
im Verbindungsbereich des Halters 17 und der Stoffhaltevorrichtung 13 Kraftsensoren
43 (Figur 4) angeordnet sein, welche dynamische Druck- und/oder Zugkräfte vorzugsweise
richtungsabhängig erfassen können, also beispielsweise Piezoelemente oder Dehnmessstreifen.
Die gemessenen Kräfte sind proportional zur jeweiligen Beschleunigung. Treten sie
periodisch abwechselnd mit gegenläufiger Richtung auf, so entsprechen Amplitude und
Frequenz dieser Kräfte der Amplitude und der Frequenz der Oszillationsbewegungen der
Stoffhaltevorrichtung 13.
[0022] Druck- Kraft- oder Drehmomentsensoren 43 können auch an anderen Stellen angebracht
werden, wo bei Schwingungen der Stoffhaltevorrichtung 13 entsprechende Kräfte zu erwarten
sind, also beispielsweise an den Zahnriemen 45, welche die Bewegung der Motoren auf
die Schlitten 19,21 übertragen oder an den Umlaufrädern für die Zahnriemen.
[0023] In einer weiteren Ausgestaltung werden elektrische Grössen wie z.B. Stromaufnahme
oder Leistung der Motoren überwacht. Daraus lassen sich Schleppfehler und zugehörige
Kräfte ableiten. Insbesondere können so indirekt die wirkenden Kräfte bestimmt und
Rückschlüsse über deren Ursache gezogen werden.
[0024] Figur 4 zeigt eine mögliche Anordnung von Kraftsensoren 43 im Bereich der Verbindungsstelle
zwischen einem Stickrahmen 13 und dem zweiten Schlitten 21 des x-y-Antriebs und/oder
bei der Verbindungsstelle des zweiten Schlittens 21 mit dem zugehörigen Zahnriemen
45. Der Stickrahmen 13 ist in Figur 4 getrennt vom Schlitten 21 dargestellt. Das Befestigungsmittel
15 umfasst zwei Führungsnuten 47 und eine federbelastete Fixiervorrichtung 48. Beim
Aufsetzen auf den Halter 17 wird die Fixiervorrichtung 48 entgegen der wirkenden Federkraft
zusammengedrückt. Dadurch werden die Führungsnuten 47 freigegeben und können über
zwei am Halter 17 ausgebildete korrespondierende Haltezapfen 49 mit Rastnasen geschoben
werden. Die Führungsnuten 47 oder federbelastete Riegel (nicht dargestellt) der Fixiervorrichtung
48 gelangen dabei mit den Haltezapfen in Anlage. Anschliessend wird der Druck auf
die Fixiervorrichtung 48 wieder gelöst. Dadurch wird das Befestigungsmittel 15 mit
dem Stickrahmen 13 am Halter 17 formschlüssig und/oder kraftschlüssig fixiert.
[0025] Während des Stickens wird der Schlitten 21 in schneller Abfolge von Einstichposition
zu Einstichposition bewegt. Die in schneller Abfolge auftretenden Richtungswechsel
und
[0026] Beschleunigungen des Stickrahmens bzw. der Stoffhaltevorrichtung 13 und des darin
eingespannten Nähguts 11 können zu unerwünschten, der vorgegebenen Sollbewegung überlagerten
Schwingungen des Stickrahmens 13 führen. Durch Auswertung der Messsignale von Druck-,
Kraft- oder Drehmomentsensoren 43 können charakteristische Grössen berechnet werden,
welche ev. mit einer gewissen Phasenverzögerung mit den mechanischen Schwingungen
des Stickrahmens 13 korrespondieren.
[0027] Alternativ oder zusätzlich zu Kraftsensoren 43 könnten auch Beschleunigungssensoren
44 an der Stoffhaltevorrichtung 13 und/oder an anderen mit der Stoffhaltevorrichtung
13 mechanisch gekoppelten Elementen der Stickvorrichtung 1 zur Erfassung von Schwingungen
verwendet werden. Vorzugsweise werden solche Beschleunigungssensoren 44 an der Stoffhaltevorrichtung
13 in möglichst grosser Entfernung vom zweiten Schlitten 21 der Antriebsvorrichtung
18 befestigt. Aufgrund der Elastizität der Stoffhaltevorrichtung 13 sind dort die
grössten Schwingungsamplituden zu erwarten und die Beschleunigungssensoren 44 reagieren
dort am empfindlichsten auf diese Schwingungen. Idealerweise werden mikromechanische
Beschleunigungssensoren 44 verwendet. Diese können in sehr kleinen Baugrössen gefertigt
werden und sind beim Sticken nicht hinderlich. Dank der geringen Masse wirken sie
sich kaum negativ auf das Schwingungsverhalten der Stoffhaltevorrichtung 13 aus. Aufgrund
der geringen Leistungsaufnahme ist es möglich, solche mikromechanischen Beschleunigungssensoren
44 mittels kleiner Batterien zu speisen, sodass eine elektrische Verbindung zur Antriebsvorrichtung
18 bzw. zur Maschinensteuerung 9 nicht zwingend erforderlich ist. Die Verarbeitung
der Messsignale kann direkt auf dem integrierten Sensorchip erfolgen und die Übermittlung
von Signalen an die Steuerung 9 kann beispielsweise über Funk erfolgen. Selbstverständlich
sind auch leitende Verbindungen für die Stromversorgung des Sensors 44 und für die
Signalübermittlung zur Maschinensteuerung 9 möglich.
[0028] Die Maschinensteuerung 9 wertet die von dem oder den Sensoren 29, 43, 44 generierten
Messsignale aus und steuert oder regelt die Bewegungen des x-y-Antriebs und der Nähnadel
23 in der Weise, dass die Einstichpositionen der Nähnadel 23 den gespeicherten Vorgabewerten
entsprechen. Dabei werden Schwingungen des Rahmens 13 und/oder des Nähguts 11 erfasst
und minimiert und/oder die Einstichbewegungen der Nähnadel 23 zeitlich optimiert,
sodass die Einstichpositionen selbst bei schwingendem Rahmen 13 möglichst gut mit
den Vorgabewerten übereinstimmen. Die Stoffhaltevorrichtung 13 mit dem darin eingespannten
Nähgut 11 ist aufgrund der Masse und
[0029] Elastizität des Nähguts 11 ein Schwingungssystem. Dieses ist Bestandteil des komplexen
gesamten Schwingungssystems, welches der Reihe nach folgende Komponenten umfasst:
Erster Motor, erstes Getriebe, erster Zahnriemen 45, erster Schlitten 19, zweiter
Motor, zweites Getriebe, zweiter Zahnriemen 45, zweiter Schlitten 21, Stoffhaltevorrichtung
13, Nähgut 11. Somit ist die Erfassung der Schwingungen des Nähguts 11 in unmittelbarer
Umgebung der Einstichstelle der Nähnadel 23 jene Methode, die am wenigsten mit zufälligen
und systematischen Fehlern behaftet ist.
[0030] Figur 5 zeigt schematisch eine Regleranordnung mit einem adaptiven Regler 51 zur
Ansteuerung eines Motors M der Antriebsvorrichtung 18. Der Regler 51 kann z.B. kaskadenartig
aufgebaut sein. Eingangsseitig werden dem Regler 51 einerseits Sollgrössen 53 wie
Motordrehzahl oder Drehwinkel des Motors und andererseits Ist- oder Messgrössen 55
wie der von einem Drehgeber erfasste Motordrehwinkel, die Position und Beschleunigung
des Nähguts 11 oder die von Kraftsensoren 43 ermittelten Kräfte zugeführt. Ausgangsseitig
werden vom adaptiven Regler 51 Stellgrössen 57 wie Schrittmotor-Umschaltung und
[0031] Phasen- und Stromwerte an einen Leistungsteil 59 zur Ansteuerung des Motors M ausgegeben.
[0033] Die Regelung der Phasenströme und Umschaltpunkte bzw. der Kommutierung von Schrittmotoren
mit einem derartigen adaptiven Regler hat zusätzlich den Vorteil, dass die Schrittmotoren
kurzfristig mit Überlast betrieben werden können. Es ist also nicht erforderlich,
die Motoren hinsichtlich ausserordentlicher einzelner Leistungsspitzen zu dimensionieren.
In der Regel können kleinere und kostengünstigere Schrittmotoren verwendet werden.
[0034] Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist ein Lernprozess vorgesehen,
bei welchem Zusammenhänge bzw. Abhängigkeiten zwischen gewissen Bewegungsmustern des
x-y-Antriebs und dem Schwingverhalten spezifischer Konfigurationen von Stoffhaltevorrichtung
13 und Nähgut 11 ermittelt werden.
[0035] Je nach eingespanntem Nähgut 11 kann das Schwingverhalten unterschiedlich sein. Solche
Lernprozesse werden vorzugsweise bei hochgefahrener und inaktiver Nähnadel 23 ausgeführt.
Es können beispielsweise für beide Antriebe unabhängig nacheinander gewisse Sequenzen
von Pendelbewegungen mit einer oder mehreren unterschiedlichen Amplituden und mit
einer Serie vorgegebener Pendelfrequenzen ausgeführt werden. Wenn die Steuerung 9
aufgrund der Sensorsignale eine übermässige Schwingung des Rahmens 13 bzw. des Nähguts
11 feststellt, werden ein oder mehrere Parameter bei dieser Ansteuerfrequenz variiert,
bis die Schwingungsamplitude einen vorgegebenen Grenzwert unterschreitet. Es resultiert
eine Serie geeigneter Ansteuerparameter in Abhängigkeit der Ansteuerfrequenz. Solche
Ansteuerparameter sind z.B. bei Schrittmotoren die pro Zeiteinheit zu verwendende
Anzahl Stützstellen mit den entsprechenden Vorgabewerten für die Schrittzahlen.
[0036] Die so ermittelten Ansteuerparameter können in einem Speicher der Steuerung 9 oder
in einem anderen Speichermedium gespeichert werden. Bei entsprechender Ausbildung
des Speichers können unterschiedliche Sätze von Ansteuerparametern für unterschiedliche
Nähgutarten ermittelt und gespeichert werden.
[0037] Anschliessend wird der reale Stickvorgang mit aktivierter Nadelbewegung mit den optimierten
Ansteuerparametern ausgeführt.
[0038] Bei Antrieben mit Servomotoren können sinngemäss optimierte Regelparameter ermittelt
werden.
[0039] Lernprozesse können alternativ auch direkt während des Stickens erfolgen. Dabei wird
in Kauf genommen, dass an einzelnen Stellen des Nähguts 11 etwas höhere Abweichungen
der Einstichpositionen von den vorgegebenen Sollpositionen auftreten.
1. Verfahren zur Minimierung von Einstichfehlern bei Stickvorrichtungen (1) mit einer
Stoffhaltevorrichtung (13) zum Einspannen des Nähguts (11) und mit einer Antriebsvorrichtung
(18) zum Positionieren der Stoffhaltevorrichtung (13) in Bezug auf eine Stichbildungsvorrichtung
zwecks Ausführung von Nähstichen an vorgegebenen Sollpositionen, dadurch gekennzeichnet, dass Schwingungen des Nähguts (11) oder der Stoffhaltevorrichtung (13) erfasst werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebsvorrichtung (18) und/oder die Stichbildungsvorrichtung in Abhängigkeit
erfasster Schwingungen des Nähguts (11) oder der Stoffhaltevorrichtung (13) derart
angesteuert werden, dass schwingungsbedingte Abweichungen der tatsächlichen Einstichstellen
von den zugehörigen Sollpositionen minimal sind.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass Abhängigkeiten zwischen Bewegungsmustern der Antriebsvorrichtung (18) und dem Schwingverhalten
des in die Stoffhaltevorrichtung (13) eingespannten Nähguts (11) ermittelt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Speicher Daten gespeichert werden, aus denen Abhängigkeiten zwischen Bewegungsmustern
der Antriebsvorrichtung (18) und dem Schwingverhalten des in die Stoffhaltevorrichtung
(13) eingespannten Nähguts (11) ableitbar sind, oder aus denen eine optimierte Ansteuerung
der Antriebsvorrichtung (18) in dem Sinne ableitbar ist, dass die Abweichungen der
tatsächlichen Einstichstellen von den zugehörigen Sollwerten minimal sind.
5. Vorrichtung zur Minimierung von Einstichfehlern bei Stickvorrichtungen (1) mit einer
Stoffhaltevorrichtung (13) zum Einspannen des Nähguts (11) und mit einer Antriebsvorrichtung
(18) zum Positionieren der Stoffhaltevorrichtung (13) in Bezug auf eine Stichbildungsvorrichtung
zwecks Ausführung von Nähstichen an vorgegebenen Sollpositionen, dadurch gekennzeichnet, dass ein oder mehrere Sensoren (29, 43, 44) zur Erfassung von Schwingungen des Nähguts
(11) und/oder der Stoffhaltevorrichtung (13) vorgesehen sind.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens einer der Sensoren (29, 43, 44) ein optischer Sensor (29) mit einer Lichtquelle
(33) und einem Bildsensor (39) ist, wobei dieser Bildsensor (39) zur Auflösung von
mindestens zwei Raumdimensionen ausgebildet ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens einer der Sensoren (29, 43, 44) ein Druck-, Kraft- oder Drehmomentsensor
(43) oder ein Beschleunigungssensor (44) ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, wobei der Sensor (29, 43, 44) ein Druck-, Kraft- oder
Drehmomentsensor (43) ist, dadurch gekennzeichnet, dass dieser im Verbindungsbereich der Stoffhaltevorrichtung (13) und der Antriebsvorrichtung
(18) angeordnet ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7, wobei der Sensor (29, 43, 44) ein Beschleunigungssensor
(44) ist, dadurch gekennzeichnet, dass dieser an der Stoffhaltevorrichtung (13), insbesondere beabstandet zum Befestigungsmittel
(15) angeordnet ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass ein adaptiver Regler (51) zur Ansteuerung des oder der Motoren (M) der Antriebsvorrichtung
(18) vorgesehen ist.