[0001] Die Erfindung betrifft ein Sicherheitssystem für eine tempierbare Munition, vorzugsweise
für eine nicht letale Munition mit nicht letalen Wirkmitteln.
[0002] Nicht letale Munitionen finden u. a. Anwendung zum Schutz gegen Bedrohung von Schiffen
im Hafenbereich, beispielsweise durch Schnellboote, durch Scharfschützen in Gebäuden
oder dergleichen, sowie durch gewaltbereite Menschenmengen. In diesen Szenarien ist
die Erkennung der Gefahr erschwert bzw. der Einsatz konventioneller Waffen führt zu
nicht gewollten Schäden.
[0003] Bekannt sind nicht letale Geschosse, die mittels Hochleistungspulsen zielgerichtet
ein Zerstören der Elektronik eines Zieles bewirken. Sie können aber auch durch Stören
oder durch Blenden die Funktion des Zieles beeinträchtigen.
[0004] Eine andere Gattung der nicht letalen Munition enthält nicht letale Wirkmittel, wie
beispielsweise Farbe, chemische Reizstoffe, Nebel oder auch Einrichtungen mit Blitz-
und Knalleffekten. Sie zeichnet sich zudem dadurch aus, dass sie mit Hilfe einer herkömmlichen
Waffenanlage verschossen werden kann, im Ziel aber keine letale Funktion besitzt.
Wichtig beim Einsatz derartiger nicht letaler Munitionen ist, dass eine Nichtletalität
über die gesamte Flugdauer sichergestellt wird.
[0005] Bekannt sind Vorrichtungen zur Vermeidung gefährlicher Blindgänger, also dann, wenn
das eigentliche Ziel nicht erreicht wird oder die Flugphase als beendet gilt, d.h.,
am Ende der Mission. In diesen Situationen wird im Allgemeinen der Zünder zumindest
deaktiviert, beispielsweise durch Sicherstellung des Zünders, oder aber die Munition
selbst zerstört. Diverse Zünd- und Sicherungsvorrichtungen mit dem Sicherheitskriterium
der so genannten Selbstzerlegung sind aus der
DE 43 35 022 C2,
DE 82 36 369 U1 oder der
DE 100 40 800 A1 bekannt. Eine elektronische Selbstzerlegereinrichtung benennt die
DE 100 20 037 C1, ein pyrotechnischer Selbstzerleger kann der
DE 199 19 001A1 entnommen werden. Insbesondere die
DE 100 20 037 C1 besitzt dazu eine Vorrichtung, die eine zeitgesteuerte Selbstzerlegung eines Geschosses
bewirkt. Zum Betrieb werden in der Flugphase mehrere während des Abschusses durch
ein Piezoelement aufgeladene Kondensatoren verwendet, wobei sichergestellt wird, dass
sich Spannungsveränderungen nicht auf die Zeitfunktion auswirken.
[0006] Die
DE 698 17 496 T2 beschreibt eine Sicherheitsvorrichtung, bei der die Ladung eines Projektils erst
in einem bestimmten Abstand zum Schützen ausgelöst wird, damit dieser keine Splitter
abbekommt.
[0007] Die sich stellende Aufgabe liegt nun darin, ein Sicherheitssystem aufzuzeigen, die
einen Schutz insbesondere nach Verschuss gewährleistet, da die Nichtletalität entfernungsabhängig
und ein Wirkmittel, das in seinem Einsatzbereich nicht letal ausgelegt ist, in anderen
Bereichen durchaus in seiner Funktion letal sein kann.
[0008] Die Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen
sind in den Unteransprüchen aufgezählt.
[0009] Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, dass mit Verschuss ein vorhandener und / oder
zusätzlicher Selbstzerlegungsmechanismus im Projektil aktiviert ist, der so lange
aktiv bleibt, bis eine Überprüfung der Zünderfunktion positiv abgeschlossen ist. In
diesem Fall wird dieser Mechanismus deaktiviert und die Auslösefunktion erfolgt zum
programmierten Zeitpunkt. Die Idee liegt somit darin, die Selbstzerlegungsfunktion,
wenn gefordert auch unter Beibehaltung dieser Funktion am Ende der Mission, an den
Anfang der Mission zu legen. Dadurch wird auch eine vollständige Nichtletalität der
Munition über die gesamte Flugphase / -bahn gewährleistet.
[0010] Die Munition bzw. das Projektil besitzt bevorzugt einen tempierbaren Zünder. Es sind
verschiedene Zeitprogrammierungen und Zünder für Munitionen bekannt. Die Tempierungen
erfolgen entweder vor dem Schuss manuell außerhalb des Ladungsraums oder elektrisch
im Ladungsraum über eine Anzündelektronik. Letztgenannte Tempierung ist beispielsweise
in der
DE 101 52 862 A1 beschrieben. Ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Übertragung von Informationen
auf programmierbare Geschosse sind der
EP 0 992 762 B1 entnehmbar. In der
EP 0 918 209 B1 wird ein Geschoss mit programmierbarem Zeitzünder offenbart, welches auch als AHEAD-
Munition bekannt ist. Ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Programmieren von Zeitzündern
von Geschossen werden auch in der
EP 0 769 673 B1 behandelt. Zur Berechnung einer Zerlegungsdauer werden eine vorbestimmte Mündungsgeschwindigkeit
des Geschosses und eine vorbestimmte Distanz zu einem Zielobjekt benutzt.
[0011] Aus Sicherheitsgründen ist die Zündkette so aufgebaut, dass ein vorzugsweise separater
Selbstzerlegungsmechanismus zumindest so lange aktiv bleibt, bis das Geschoss die
für die reguläre Zündung erforderliche Zündspannung erreicht hat und die Funktion
des Zünders nach einem durchgeführten Selbsttest nachgewiesen ist. In der Zündkette
wird die Funktion implantiert, vor Eintritt in den Bereich der nicht letalen Wirkung
bei fehlender Zünderfunktion eine Selbstzerlegung des Geschosses einzuleiten. Die
Selbstzerlegung wird bei nachgewiesener Zünderfunktion übersteuert wird. Der Selbsttest
ist damit ein Sicherheitskriterium.
[0012] Die Vorteile der vorgeschlagenen Lösung liegen in der Vermeidung von Kollateralschäden
insbesondere während einer ersten Flugphase sowie der Neudefinierung der Sicherheits-und
Selbstzerlegungskriterien.
[0013] Anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert
werden.
[0014] Die einzige Figur zeigt das Prinzip des Sicherheitssystems für eine nicht letale
Munition 1, die von einem Waffensystem 2 verschossen, in der Flugphase B eine aktivierte
Selbstzerlegung 3 besitzt und welcher zu einem Zeitpunkt A ein Zündzeitpunktsignal
S übertragen wird, beispielsweise durch einen waffenseitigen Feuerleitrechner 4. Der
Zeitpunkt A kann der Durchgang der Munition 1 durch eine in der Figur angedeutete
Mündungsbremse 5 am Waffensystem 2 oder ein späterer Zeitpunkt sein, wie beispielsweise
in der
DE 38 35 656 A1 beschrieben. Vorzugsweise bis zum Zündzeitpunkt C bleibt die Selbstzerlegung 3 aktiviert,
wobei in dieser Phase eine Überprüfung der Funktion eines Zünders 6 in der Munition
1 abgeschlossen ist. Stellt diese Abfrage ein positives Ergebnis fest, wird spätestens
am Zündzeitpunkt C die Selbstzerlegung 3 deaktiviert. Zum Zeitpunkt der Zündung in
Punkt C kann dann der Austritt des nicht letalen Wirkmittels (nicht näher dargestellt)
erfolgen, wobei die Munition 1 die nicht näher dargestellten Wirkmittel im Punkt D
(Zeitpunkt D) frei gibt und sich dabei selbst zerlegt, damit nicht Splitter oder Rückstände
der Munition 1 im Ziel selbst letal wirken.
[0015] Wird innerhalb der Zündkette in der Munition 1 eine fehlende Zünderfunktion detektiert,
wird mittels weiterer, bekannter Maßnahmen sichergestellt, dass keine Zerlegung der
Munition erfolgt und somit das Wirkmittel nicht freigegeben wird. Dabei kann es offen
bleiben, ob dies über ein weiteres Signal erfolgt, wodurch der Flug als solches abrupt
beendet wird, so dass die Munition nicht in die Nähe des anvisierten Zieles gelangt,
oder eine andere Möglichkeit in Erwägung gezogen wird.
[0016] Bevorzugt ist die Munition 1 eine AHEAD -Munition, welcher der Zeitpunkt der Zündung
C über eine Induktionsschleife in der Mündungsbremse 5 der Waffe 2 oder nach Verlassen
der Waffe 2 über eine Fernübertragung, wie beispielsweise in der
DE 10 2005 024 179.4 beschrieben, übermittelt wird.
[0017] Das Ausführungsbeispiel ist aber nicht auf nicht letale Munition beschränkt. Auch
eine Einschränkung auf die Nutzung bei so genannten AHEAD- oder ABM ― Munitionen ist
nicht gegeben. Vielmehr sind sämtliche, in der Regel tempierbare Geschosse eingeschlossen.
1. Sicherheitssystem für eine tempierbare Munition (1), dadurch gekennzeichnet, dass in der Zündkette eine Funktion eingebunden ist, durch die bei fehlender Zünderfunktion
eines Zünders (6) eine Selbstzerlegung der Munition (1) erfolgt, wobei die Selbstzerlegung
bei nachgewiesener Zünderfunktion übersteuert wird.
2. Sicherheitssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Munition (1) in einer ersten Flugphase (A) einen aktivierten Selbstzerleger (3)
besitzt.
3. Sicherheitssystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Munition (1) zu einem Zeitpunkt (B) ein Zündzeitpunktsignal übertragen wird.
4. Sicherheitssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Überprüfung vor Eintritt in den Bereich (C) einer nicht letalen Wirkung der Munition
(1) erfolgt.
5. Sicherheitssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Munition (1) von einem Waffensystem (2) verschießbar ist.