[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Reinigen von
Regenwasser gemäß Oberbegriff der Patentansprüche 1 und 2.
[0002] Regenwasser von Oberflächen wie Fahrbahnen, Dächern oder Parkflächen oder anderen
nicht wasserdurchlässigen Oberflächen werden in Rinnen oder Einlaufschächten und dergleichen
gesammelt. Wird das Abwasser nicht gefasst oder versickert es in Gräben oder seitlichen
Straßenborden, führt dies zu einer Bodenverschmutzung.
[0003] Viele Schadstoffe, welche in Straßenabwässern enthalten sind, können biologisch nicht
abgebaut werden. Sie führen folglich zu einer fortlaufenden Akkumulierung in der Bodenmatrix
und können längerfristig das Grundwasser beeinträchtigen. Seit einigen Jahren ist
bekannt, dass Regenwasser Schadstoffe von Flächen abspült. Dabei ist herausgefunden
worden, dass mit den ersten vier bis sechs oder allenfalls mehr Litern Wasser pro
Quadratmeter eine größere Menge trocken deponierter Schmutzfracht abgespült wird als
mit dem folgenden Volumenstrom. Für diese Wasser-Schmutzfracht hat sich der Begriff
First-Flush, kurz FF etabliert. Das nachfolgende, länger dauernde Regenereignis, das
zu einem späteren Zeitpunkt auf die vorgespülte Oberfläche auftrifft, fließt in der
Regel wesentlich geringer verschmutzt ab. In der Ableitung kann daher eine stark unterschiedliche
Schmutzfracht im FF und im nachfolgenden Second-Flush (kurz SF) beobachtet werden.
In hohem Maße gilt diese Aufteilung stark verschmutzt versus sehr schwach verschmutzt
für Dachflächenabwasser kleinerer Dächer. Deshalb zielen häufig zumindest die hoch
wirksamen technischen Anwendungen in der Abwasserreinigung für Dachabwasser häufig
ausschließlich auf den FF. Auf den SF zielen bei Dachabwasser in der Regel Versickerungen
unbehandelten oder weniger intensiv behandelten Abwassers sowie die Nutzung von Regenwasser.
Bei Abwasser von Verkehrsflächen und sehr großen Dachflächen hingegen müssen die Frachtanteile
hier deutlich differenzierter betrachtet werden. Je nach Topologie des Einzugsgebietes,
z. B. mit geringer Sohlneigung und/oder mit Mulden oder Schlaglöchern oder bei kleinem
Gefälle auf langen Strecken, wie sie bei Start- und Landebahnen auf Flugplätzen oder
auf sehr großen Dachflächen vorliegen können, kann es für sehr lange anhaltende Regenereignissen
geringer Intensität dazu kommen, dass der früh auftretende Volumenstrom durch fehlende
Schleppkraft allgemein und fehlende Spülstoßwirkung z. B. für Mulden und Schlaglöcher
nicht mehr in der Lage ist, die Schmutzfracht von der Verkehrsfläche abzuspülen. Daraus
resultiert eine starke Verschmutzung auch des SF. Aus diesem Grund sollte bei Abwasser
von Verkehrsflächen generell auch der SF einer Reinigung unterliegen. Diese SF-Reinigung
sollte idealer Weise ferner so konzeptioniert sein, dass sie zum Beispiel Schwermetalle
sowohl von Böden als auch von biologischen Reinigungsanlagen fernhält. In diesem Sinne
könnten sich auch z. B. Versickerungen und Oberbodenpassagen und Retentionsbodenfilter
noch als falscher Weg der Abwasserexperten erweisen, da sich hier auf lange Sicht
eine Aufkumulierung von inerten Stoffen wie Schwermetallen, Bremsenabrieb u. ä. in
großen Mengen von Boden ergeben wird.
[0004] Es ist hinlänglich bekannt, dass in die kommunale Kanalisation eingeleitete Regenabwasser
zu erheblichen Störungen in der Abwasserbehandlung führen und entsprechend hohe Betriebskosten
verursachen. Es ist daher vorteilhaft, sauberes Regenabwasser des SF nicht mit dem
Schmutzwasser des FF zu vermischen. Weiter ist es vorteilhaft, insbesondere auch den
FF nicht in kommunale Abwasserbehandlungsanlagen zu leiten, da diese Anlagen nicht
darauf ausgelegt sind, das Abwasser von den speziellen Inhaltsstoffen der Straßen-
und Verkehrsflächenabwasser, wie z. B. verschiedene Schwermetalle, zu reinigen. Da
Wasserreinigungsanlagen allgemein nicht so ausgelegt sind, dass sie auch bei Starkregenereignissen
das gesamte anfallende Wasser behandeln, wird die Kanalisationszuleitung in der Regel
mehrmals jährlich in den Vorfluter ausgespült. Der tranportierte Schmutz wird also
unbehandelt, jedoch stark verdünnt verworfen. Insbesondere die bei Regen in die Mischwasserkanalisation
abfließenden Straßenabwasser enthalten aber regelmäßig biologisch nicht abbaubare
Inhaltsstoffe wie PAK oder Schwermetalle, Reifenabrieb etc. Dies führt mittel- bis
langfristig zu Umweltschäden.
[0005] Es sind bereits Anlagen bekannt, mit denen die schmutzigen First-Flush-Wasser und
die weniger verschmutzten Second- Flush-Wasser getrennt werden können (beispielsweise
EP-A2 1 129 756). Oftmals ist es nicht möglich. Regenabwasser direkt an der Stelle seines Anfalls
nach Reinigung direkt (z. B. durch Versickerung) zu beseitigen. Es muss also entlang
des Einzugsgebiets gesammelt und kann erst an einer entfernten Stelle gereinigt wieder
der Natur übergeben werden. Für die linienförmige Sammlung von Regenabwasser, z. B.
in Rinnen an Park- und sonstigen Verkehrsflächen, in linienförmigen Rinnen oder linienförmig
angeordneten Gullys mit mehreren diskreten Sammelpunkten entlang von Verkehrsflächen
aber wird die Trennschärfenqualität in Bezug auf Reinigungsanlagen, die am Ende einer
Sammelstrecke ("End ofPipe") angeordnet sind, abhängig von der Länge und der Ausformung
der zuleitenden Kanalisation immer stärker abnehmen. Denn der Second-Flush von Abwasser,
das von Flächen nahe der Abwasserreinigungsanlage stammt, wird die Anlage zur Reinigung
des FF früher erreichen als der First-Flush weiter entfernter Flächen. Je länger das
Einzugsgebiet ist, um so größer muss folglich das FF-Behandlungsvolumen pro Flächeneinheit
gewählt werden, um auch noch weiter entfernt anfallenden FF zu erfassen und umso mehr
mischt sich nachteilig der sauberere SF mit dem verschmutzten FF entfernter liegender
Flächen. Das notwendige Auffangvolumen steigt somit mit länger werdenden Einzugsgebieten
überproportional zur Fläche des Einzugsgebietes. An langen Einzugsgebieten können
sich die FF- und SF- Abwasser sogar derart stark vermischen, dass eine getrennte Behandlung
schwierig wird. Somit weisen diese bekannten Verfahren des linienförmigen Sammelns,
Trennung End of Pipe und der entfernten Übergabe in die Natur diverse Nachteile auf.
[0006] Zudem werden Behandlungsanlagen End of Pipe auf das FF-Ereignis dimensioniert, d.h.
das zuerst abfließende, stark verschmutzte Wasser wird in einem gesonderten Behälter
aufgefangen. Eine solche Anlage, die beispielsweise für ein Hektar Straßenfläche dimensioniert
ist, braucht ein FF-Auffangvolurnen von 40- 60m
3. Ein Volumen also, für das an vielen Orten kaum Raum vorhanden ist. Ist das Einzugsgebiet
sehr lang gestreckt, wird für dieselbe Einzugsgebietsfläche sogar ein noch größeres
Volumen benötigt.
[0007] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher nun darin, insbesondere für
das Abwasser von Verkehrsflächen und für große Dachflächen ein Verfahren und eine
Vorrichtung zum Reinigen von Regenwasser zu schaffen, welches für das linienförmige
Sammeln und die folgende Übergabe an der Schnittstelle zur Natur und/oder die Reinigung
End ofPipe eine Durchmischung des stark verschmutzten First-flush Wassers mit dem
wesentlich weniger verschmutzten Second-flush- Wasser vor der Reinigung deutlich reduziert.
Vorteilhaft wird durch dieses Verfahren und durch diese Vorrichtung für Regenereignisse,
die nicht als außergewöhnlich stark zu erachten sind, der Großteil des anfallenden
Abwassers, also sowohl der FF als auch zumindest der überwiegende Teil des SF gereinigt.
[0008] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren und eine Vorrichtung gemäß den Merkmalen
der Patentansprüche 1 und 2. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Anlage sind in den abhängigen
Ansprüchen umschrieben.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung ermöglichen die
hydraulisch weitgehende Auftrennung der beiden Abwasserqualitäten durch eine getrennte
Ableitung des FF- Volumenstroms und des für große Regenereignisse wesentlich größeren
SF- Volumenstroms. Das stark belastete FF-Abwasser kann in zumindest einer Leitung
z. B. mit geringem Querschnitt und/oder gedrosseltem Abfluss direkt oder durch andere
Mittel gedrosselt einer geeigneten Reinigungsvorrichtung zugeführt werden. Das SF-Wasser
hingegen kann davon unabhängig behandelt werden, z.B filtriert, oder es wird End of
Pipe z. B. auf eine Versickerungsfläche abgeleitet oder in ein Gewässer geleitet.
[0010] Bei Drosselung des Ablaufs aus der FF-Leitung End of Pipe kann die stark verschmutzte
Wassermenge gegenüber dem ungedrosselten Volumen in wesentlich geringerer Durchflussmenge
der Weiterbehandlung zugeleitet werden. Durch die Verwendung einer klein dimensionierten
Leitung oder einer örtlich gedrosselten Leitung mit klein dimensioniertem Durchfluss
für das stark verschmutzte FF-Wasser wird erreicht, dass die gedrosselte Leitung als
temporärer Stauraum dient und das gesammelte Wasser zu Beginn des Regenereignisses
trotzdem mit hoher Geschwindigkeit und somit hoher Schleppkraft fließt.
[0011] Die weniger häufig auftretenden SF-Ereignisse, die in separaten Leitungen abgeführt
werden, führen oft praktisch keine partikulären Stoffe, Schluffe oder Feinsande etc
mehr mit sich, die sich in den Leitungen ablagern und dann zu Verstopfungen führen
können. Durch die Selbstreinigung der Leitungen ergibt sich eine wesentliche Reduktion
des wartungs- und Spülungsaufwands und damit eine hohe Kostenersparnis bei gleichzeitig
höherer Funktionssicherheit.
[0012] Das Verfahren und die Vorrichtung kann in bestehenden Entwässerungs- Leitungssystemen
integriert werden. Benötigt werden dazu entsprechend ausgebildete Einlaufschächte
sowie eine zusätzliche kleinkalibrige Kleinmengenleitung oder zumindest eine zusätzliche
großkalibrige Leitung, durch die entweder der separierte FF oder SF fließt. Zur Nutzung
dieser Leitung als Stauraum ist diese zu drosseln. First-flush Auffangvolumen bedeutet
also in erster Linie, dass aus ihr heraus nur kleine Wassermengen pro Zeit abfließen
oder sie gegebenenfalls am Ende von Leitungsabschnitten oder am Ende der Leitung in
ein Auffangvolumen mündet, aus dem heraus kleinere Mengen pro Zeit abfließen. Die
konstruktive Gestaltung des Zulaufs erlaubt eine Zulaufmenge, die deutlich größer
ist als die maximal mögliche Ablaufmenge. Letztere kann neben die bestehende Hauptleitung
oder in einem separaten kleinkalibrigen Rohr neben der Hauptleitung oder sogar innerhalb
der Hauptleitung angeordnet sein.
[0013] Die erfindungsgemäße dezentrale Straßenentwässerung von Überlandstraßen kann sehr
wirksam und kostengünstig erfolgen. Die Entwässerung kann auch durch die Verbindung
mit einer FF-Ableitung mit geringem Querschnitt und einer seitlichen Ableitung des
SF in eine Hauptleitung erfolgen. FF-Wasser wird dann wiederum direkt einer klein
dimensionierten und deshalb effektiven Behandlung zugeleitet. Mit der erfindungsgemäßen
Anlage kann die Funktionsfähigkeit des Bodenfilters, insbesondere auch im Falle eines
Störfalles, erhalten und das Risiko einer Umweltverschmutzung massiv reduziert werden.
Schadstoffe wie Öl, Benzin oder Jauche können nicht mehr direkt in einen Vorfluter
oder aufden Bodenfilter gelangen. Zusammengefasst ist das Verfahren nach der Erfindung
unabhängig davon,
- ob es neben dem Volumen oder den Volumina für den FF ein oder mehrere Volumina oder
Ablaufleitungen für Teile oder den gesamten Second-ffush gibt,
- an welcher Stelle und mit welchen Verfahren eine Reinigung des gesammelten FF-Volumen
stattfindet und davon, an welcher Stelle und mit welchen Verfahren eine Reinigung
des SF stattfindet
- wie die Aufteilung der Regenspende in einen zeitlich ersten und bei ausreichender
Regenspende ggf. in einen zeitlich folgenden Abfluss konstruktiv realisiert wird und
somit auch davon, ob dies z.B. durch Anordnung von Ab- resp. Einläufen in das/die
FF-Auffangvolumina in unterschiedlicher Höhenlage oder z.B. durch Anordnung von Ab-
resp. Einläufen zu dem/den FF-Auffangvolumina in Fließrichtung oberstrom der Ableitung
des SF oder ggf. mit Einsatz von Pumpen oder in beliebiger anderer geeigneter Weise
realisiert wird,
- von der konkreten Ausformung des FF-Auffangvolumens, rund, oval, eckig oder beliebig
anders geformt, ob als eine oder mehrere Leitungen am Stück oder in mehreren Segmenten
oder in nachgeschaltet angeordneten einzelnen Auffangbehältern in genügender Anzahl,
ggf. mit oder ohne Verbindung untereinander,
- wo das FF-Volumen/die FF-Volumina relativ zur Wasser spendenden Oberfläche und auch
relativ zu ggf. weiteren für verschiedene vorteilhafte Lösungen notwendige Leitungen,
Vorratsbehälter, Versickerungsanlagen etc. angeordnet ist/sind. Das FF-Volumen/die
FF-Volumina kann/können oberhalb unterhalb, neben oder auch mit nur indirekten räumlichen
Zusammenhang zu Flächen, Körpern, Volumina, Anlagen u. ä. angeordnet werden.
[0014] Anhand illustrierter Ausführungsbeispiele wird die Erfindung näher erläutert. Es
zeigen
- Figur 1
- eine Aufsicht auf einen Straßenabschnitt mit zwei erfindungsgemäßen Anlagen,
- Figur 2
- einen Vertikalschnitt längs Linie II-II in Figur 1 durch einen Schacht,
- Figur 3
- einen vertikalen Schnitt durch einen Trenn-Kontrollschacht
- Figur 4
- einen Querschnitt durch eine Straße mit seitlicher Entwässerung,
- Figur 4a
- einen Querschnitt durch eine weitere seitlich der Straße angeordnete Entwässerung,
- Figur 5
- eine weitere erfindungsgemäße Ausführung des Schachts mit einem in der Hauptleitung
angeordneten Kleinmengenablauf,
- Figur 6
- eine weitere erfindungsgemäße Ansicht einer Rohr in Rohr Anordnung.
- Figur 7
- eine rinnenförmige Rohr in Rohr Anordnung mit Mitteln zum Reinigen des Regenabwassers
innerhalb der Rohre.
[0015] In der schematischen Darstellung einer Straße 1 in Figur 1 ist mit Bezugszeichen
3 die zu entwässernde Straßenoberfläche bezeichnet. In der Mitte der Straße 1 ist
eine Entwässerungsrinne 5, welche beispielsweise aus Schalensteinen aufgebaut sein
kann, sichtbar. In Abständen sind in der Entwässerungsrinne 5 Einlaufschächte 7 angeordnet.
Seitlich der Entwässerungsrinne 5 ist in gebrochenen Linien eine Kanalisation 9 dargestellt.
[0016] Diese kann selbstverständlich auch unterhalb der Entwässerungsrinne 5 liegen. Die
Entwässerungsrinne 5 kann im Bereich des Grünstreifens angeordnet sein. Der Querschnitt
durch einen der Schächte 7 gemäß Figur 2 zeigt, dass die Kanalisation 9 im ersten
Ausführungsbeispiel zwei separate Leitungen, nämlich einen Kleinmengenkanal 18 und
den Hauptkanal 16 umfasst. Der Kleinmengenkanal 18 ist durch eine hier beispielhaft
und vorzugsweise geneigt zur Horizontalen verlaufende Kleinmengenleitung 22 mit dem
Einlaufschacht 7 verbunden. Die Kleinmengenleitung 22 mündet an einem tieferen Punkt
des Einlaufschachts 7 in diesen. Vorzugsweise ist die Schachtsohle 24 ebenfalls geneigt
zur Horizontalen angeordnet. In einem Abstand h
1 oberhalb der Mündung der Kleinmengenleitung 22 mündet eine Hauptabflussleitung 20
in die Wand 21 des Einlaufschachts 7. Die Hauptabflussleitung 20 weist im ersten Ausführungsbeispiel
gemäß Figur 2 einen wesentlich größeren Durchmesser als die Kleinmengenleitung 22
auf. In der Verlängerung der ebenfalls vorzugsweise geneigt liegenden Hauptabflussleitung
20 kann ein Rost 14 eingesetzt sein, welcher den Querschnitt des Einlaufschachts 7
vollständig überspannt. Der Rost 14 kann als Gitterrost oder als Lochplatte geeigneter
Durchlässigkeit ausgebildet sein und dient dazu, Verstopfen der Kleinmengenleitung
22 zu verhindern. In der Ebene der Straßenoberfläche liegt hier beispielhaft ein mit
Durchbrechungen versehener befahrbarer Deckel oder Rost 12, weicher den Eintritt von
Oberflächenwasser in den Schacht 7 erlaubt. Der Deckel 12 erstreckt sich vorzugsweise
über den gesamten Schachtquerschnitt. In einer weiteren nicht dargestellten Ausführung
ist der Querschnitt der Kleinmengenleitung 22 ähnlich bemessen wie derjenige der Hauptabflussleitung
20. Am ablaufseitigen Ende der Kleinmengenleitung 22 ist eine Drossel oder ein Ventil
aufgesetzt, um die zeitliche Abflussmenge zu vermindern. Die Kleinmengenleitung 22
dient als temporärer Stauraum. Zwischen der Kleinmengenleitung 22 und dem Raum 7'
oberhalb dem Rost 14 kann eine Entlüftungsleitung 28 angeordnet sein. Die Entlüftungsleitung
28 kann auch in den Raum 7, an die Oberfläche oder an eine sonstig geeignete Stelle
münden.
[0017] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung (Fig. 5) tritt an die Stelle des Hauptkanals
16 und des Kleinmengenkanals 18 ein Kanalisationsrohr 60, das durch eine Zwischenwand
das Kanalisationsrohr in einen Hauptkanal 16 und einen Kleinmengenkanal 18 unterteilt
ist. Der Hauptkanal 16 steht über die Hauptabfiussleitung 20 und der Kleinmengenkanal
18 über die Kleinmengenleitung 22 in Verbindung mit dem Schacht 7. Anstelle einer
Zwischenwand kann auch ein zusätzliches Rohr, nämlich ein Kleinmengenrohr 18 in das
große Rohr 16 eingesetzt sein (Figur 6).
[0018] Figur 3 zeigt einen schematischen Querschnitt durch einen Trenn-Kontrollschacht 30,
in welchen der Hauptkanal 16 und der Kleinmengenkanal 18 einmünden, falls die durch
den Hauptkanal 16 und den Kleinmengenkanal 18 abgeführten Wasser nicht direkt einer
Abwasserreinigungsanlage bzw. einem Gewässer bzw. einer Versickerung oder Brauchwassemutzung
zugeführt werden Mit einer optionalen Drossel, Blende oder einem Schieber 38 kann
die Zuflussmenge aus dem Kleinmengenkanal 18 in den Kontrollschacht 30 auch eingestellt
werden. Dies ermöglicht es, das Volumen des Kontrollschachts 30 verhältnismäßig klein
zu dimensionieren und das Volumen des Kleinmengenkanals 18 mindstens temporär als
Stauraum zu nutzen. Ohne Drosselung muss zusätzlicher Stauraum zur Verfügung gestellt
werden. Der Kleinmengenkanal 18 mündet direkt in den äußeren Ringraum 44, auch First-Flush-Raum
genannt. Aus diesem führt eine Schmutnvasserleitung 32 zur Abwasserreinigungsanlage.
Alternativ kann innerhalb des Schachtes 30 eine Reinigungsvorrichtung gemäß Figur
3 für den FF vorgesehen werden. Ein Anschluss an eine ARA ist dann nicht notwendig.
Einlaufseitig kann an der Schmutzwasserleitung 32 eine Rückstauklappe 34 aufgesetzt
sein, um einerseits Kanalgerüche aus der Mischwasserkanalisation zurückzuhalten und
einen Rückfluss aus der Kanalisation in den Kontrollschacht 30 zu verhindern. Der
Hauptkanal 16 mit verhältnismäßig sauberen SF-Wasser mündet direkt über einem Filter
40 in einen Stauraum 42. In diesem werden Verunreinigungen durch den Filter 40 zurückgehalten
und können mit dem FF-Wasser oder getrennt davon der Kanalisation zugeführt werden.
Das durch den Filter 40 durchtretende SF-Wasser fließt durch einen Ablauf hier beispielhaft
zu einer Sickerrigole 36, aus der eine Versickerung ins Erdreich oder eine Ableitung
in ein Gewässer erfolgt.
[0019] Im Ausfiihrungsbeispiel gemäß Figur 4 liegt der Kleinmengenkanal 18 direkt unter
der Entwässerungsrinne 5, in welcher alternativ zu einem oder mehreren gitterförmigen
Einläufen ein Schlitzrinneneinlauf 54 ausgebildet sein kann. Es ist auch eine Überdeckung
mit Kies denkbar. Die Entwässerungsrinne ist dabei vorzugsweise asymmetrisch ausgebildet,
indem auf Seite der Straßenoberfläche 3 ein zur Horizontalen gegen den Schlitzrinneneinlauf
54 geneigter Abschnitt 55 vorliegt und auf der von der Fahrbahn 3 abgewandten Seite
von Schlitzrinneneinlauf 54 ein im wesentlicher horizontal verlaufender Abschnitt
57 vorliegt. Die Oberfläche des horizontal verlaufenden Abschnitts 57 liegt um einen
Betrag h
2 unterhalb der Kote der Straße an deren tiefstem Punkt. Durch einen tiefer gelegten
Abschnitt 52 des an die Rinne5anschließenden Bodens 56 wird eine seitliche Verbreiterung
9 der Entwässerungsrinne 5 erreicht. Der tiefer gelegte Abschnitt 52 bildet eine Sickerfläche.
[0020] In Figur 4a ist eine weitere Ausgestaltung der Ausführungsform gemäß Figur 4 dargestellt.
Neben dem Kleinmengenkanal 18 ist der Hauptkanal 16 angeordnet. Dieser steht oben
über eine entsprechend dimensionierte schlitzförmige Öffnung 59 mit der Oberfläche
in Verbindung. Auch in dieser Ausführung kann seitlich zusätzlich ein tiefergelegter
Abschnitt 52 ausgebildet sein, in welchem eine Direktversickerung ins Erdreich möglich
ist, falls zu viel SF-Wasser anfällt und von der Hauptleitung 16 nicht aufgenommen
werden kann.
[0021] Figur 7 zeigt den Querschnitt einer rinnenförmigen Rohr in Rohr Lösung, bei der das
Regenabwasser über die perforierte Abdeckung 64a der Rinne 62 zufließt und dann zunächst
Abdeckung 64b und Filter 66a durchfließt um schließlich in Kleinmengenkanal 18 zu
gelangen. Staut das Wasser aus dem Kleinmengenkanal 18 zurück, ergießt sich der folgende
Volumenstrom über Filter 66b in den Hauptkanal 16. Diese Vorrichtung kann auch ohne
die Mittel zur Reinigung 66a und 66b ausgeführt werden und statt dessen in eine Anlage
mit FF- und SF-Reinigung münden.
[0022] Nachfolgend wird die Funktionsweise der Anlage näher erläutert. Zu Beginn eines Regenereignisses
mit geringer Regenmenge pro Zeiteinheit werden vom abfließenden Wasser die auf der
Oberfläche der Straße ,einer Start- oder Landebahn oder ggf. eines Daches liegenden
Verunreinigungen abgeführt. Bei größeren Dächern bzw. Dachflächen sind doppelte Dachrinnen
- eine kleine neben einer größeren - angeordnet. Die erste würde FF ableiten und die
zweite nur den SF, der beispielsweise nach Reinigung in die Brauchwassemutzung eingeleitet
werden kann. Der stark durch Verunreinigungen belastete FF kann vollständig vom Kleinmengenkanal
18 geschluckt und abgeführt werden. Durch den Kleinmengenkanal 18 gelangt auch das
belastete FF-Wasser entweder direkt in eine Wasserreinigungsanlage oder in einen Kontrollschacht
30 gemäß Figur 3, der auch als Stau- oder Zwischenstauraum dient, wenn der Ablauf
des First-flush gedrosselt erfolgt. Bleibt es bei einer geringen Niederschlagsmenge,
so kommt kein Wasser in den Hauptkanal 16 und die gesamte verschmutzte, stark belastete
Wassermenge kann direkt der Reinigung zugeführt werden. Erhöht sich jedoch die zeitliche
Niederschlagsmenge, so vermag der Kleinmengenkanal 18 diese Menge nicht mehr abzuführen
und es gelangt das weit weniger belastete Second-Flush-Wasser in den Hauptkanal 16.
Durch diesen kann das wenig belastete Wasser in einen Kontrollschacht 30 geleitet
werden, wo eine Filtration zur Ausscheidung von Festkörpern erfolgt, bevor das Wasser
danach der Versickerung oder Ableitung in ein öffentliches Gewässer folgt.
[0023] Es ist vorteilhaft auch möglich, Reinigungsmittel, wie z. B. Filtertücher oder Filtervliese,
innerhalb der von Kanal 18 und/oder von Kanal 16 anzubringen, die die anfallenden
Teilströme nach Passage des Einlaufschachtes 7 schon auf ihrem Fließweg durch Kanal
18 und/oder 16 einer Reinigung unterziehen. Wird z. B. Kleinmengenkanal 18 in Fig.
6 als Schlauch aus Filtervlies erstellt, kann der gereinigte FF gefiltert aus Schlauch-Kleinmengenkanal
18 in Kanal 16 fließen, die Schmutzstoffe werden in Kleinmengenkanal 18 zurückgehalten.
Für den SF ist eine entsprechende Reinigungsvornchtung innerhalb des Kanals 16 denkbar.
Vorteilhaft kann der Kanalschlauch so befestigt werden, dass er, z. B. an den Einlaufschächten
7 oder an anderen Stellen aus der Leitung gezogen und durch einen sauberen Schlauch
ersetzt werden kann.
Legende / Bezugszeichen
[0024]
- 1 Strasse
- 3 Straßenoberfläche
- 5
- Entwässerungsrinne
- 7
- Einlaufschacht
- 9
- Kanalisation
- 10
- Schachtquerschnitt
- 12
- befahrbarer Deckel oder Rost
- 14
- Rost
- 16
- Hauptkanal
- 18
- Kleinmengenkanal
- 20
- Hauptabflussleitung
- 21
- Wand
- 22
- Kleinmengenleitung
- 24
- Schachtsohle
- 28
- Entlüftungsleitung
- 30
- Kontrollschacht
- 32
- Schmutzwasserleitung
- 34
- Rückstauklappe
- 36
- Sickerrigole
- 38
- Drossel
- 40
- Filter
- 42
- Stauraum für Second Flush
- 44
- First Flush Raum
- 46
- Ablauf
- 50!
- Straßenquerschnitt
- 52
- tiefer gelegter Abschnitt
- 54
- Schlitzrinneneinlauf
- 55
- geneigter Abschnitt
- 56
- Boden
- 57
- horizontaler Absqhnitt 59 Schlitzöffnung
- 60
- Kanalisationsrohr
- 61
- Trennwand
- 62
- Rinne
- 64a, 64b
- perforierte Abdeckungen
- 66a, 66b
- Filtervlies
1. Verfahren zum Reinigen von Regenabwasser, bei dem der Volumenstrom des Regenwassers
im Falle ausreichend großer Regenspende zeitlich in einen früher fließenden ersten
Teilstrom (FF) und einen zeitlich folgenden zweiten Teilstrom (SF) getrennt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass zumindest der überwiegende Teil des zeitlich früher fließenden Teilstroms (FF) entlang
der zu entwässernden Oberfläche vom zeitlich später fließenden Teilstrom (SF) getrennt
aufgefangen und einem Reinigungsverfahren zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest Teile des FF und/oder zumindest Teile des SF innerhalb von Ableitungsmitteln
entlang der zu entwässernden Oberfläche einem Verfahren zumindest zur Teilreinigung
des Regenabwassers zugeführt werden.
3. Vorrichtung zum Reinigen von Regenabwasser gemäß Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für den zeitlich früher fließenden ersten Teilstrom (FF) entlang der zu entwässernden
Oberfläche separate Mittel zum Auffangen, Ableiten und/oder Speichern zumindest des
überwiegenden Teils des ersten Teilstroms (FF) und zum Auffangen und Ableiten zumindest
von Teilen des folgenden Teilstroms (SF) angeordnet sind.
4. Vorrichtung zum Reinigen von Regenabwasser gemäß Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass innerhalb von Mitteln zum Auffangen, Ableiten und/oder Speichern des ersten Teilstroms
(FF) und/oder des folgenden Teilstroms (SF) Mittel zum zumindest teilweisen Reinigen
des Regenabwassers angeordnet sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel zum Auffangen des zeitlich früher fließenden ersten Teilstroms (FF) durch
mehrere punktuell angeordnete Einzelauffangvolumina entlang der zu entwässernden Oberflache
gebildet werden und/oder dass zumindest an einem Abschnitt entlang der zu entwässernden
Oberfläche zumindest ein linienförmig verlaufendes Auffangmittel ausgebildet ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das/die Mittel zum Auffangen, Ableiten und/oder Speichern als rohrförmige Körper
ausgebildet sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel zum separaten Auffangen, Ableiten und/oder Speichern des zeitlich ersten
Teilstroms (FF) und zeitlich folgenden Teilstroms (SF) als Rohr im Rohr oder als durch
zumindest eine Trennwand unterteiltes Mehrfachrohr, insbesondere als Doppelrohr ausgeführt
sind.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel zum separierten Auffangen, Ableiten und/oder Speichern zumindest einen
Schacht umfassen, über dessen Grund eine Kleinmengenleitung (22) für den First-Flush
(FF) und in einem Abstand (h1) darüber eine Hauptleitung (20) für den Second-Flush (SF) mündet und dass das Volumen
zwischen der Kleinmengenleitung (22) und der Hauptleitung- (20) als Volumen zum Auffangen,
Ableiten und/oder Zwischenspeichern für den First-Flush (FF) dient.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel zum Auffangen, Ableiten und/oder Speichern als Rinne ausgebildet sind,
welche den ersten Teilstrom (FF) aufzunehmen vermögen und dass der zweite Teilstrom
(SF) über diese Rinne hinweg ab- und einer eigenen separaten Rinne zufließt.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass neben dieser Vorrichtung eine Versickerung für durch die Ableitungsmittel nicht fassbaren
Volumenströme angeordnet ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel zum Reinigen linienförmig ausgebildet sind, sodass sie an einzelnen Stellen
aus den Auffang- und Ableitungsmitteln herausgezogen und saubere Mittel eingezogen
werden können.
12. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel zum Auffangen, Ableiten und/oder Zwischenspeichern des FF an einer Stelle
oder abschnittsweise in Anlagen zur Reinigung münden, die den FF zumindest durch Filtration
reinigen.