(19)
(11) EP 1 742 010 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.01.2007  Patentblatt  2007/02

(21) Anmeldenummer: 06009608.8

(22) Anmeldetag:  10.05.2006
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
F42C 11/06(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU LV MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR MK YU

(30) Priorität: 07.07.2005 DE 102005031749

(71) Anmelder: Rheinmetall Waffe Munition GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Staiger, Markus
    78662 Bösingen (DE)
  • Heymann, Frank
    78727 Oberndorf a.N. (DE)
  • Reimann, Klaus, Dr.
    78333 Stockach (DE)

(74) Vertreter: Dietrich, Barbara 
Thul Patentanwaltsgesellschaft mbH Rheinmetall Allee 1
40476 Düsseldorf
40476 Düsseldorf (DE)

   


(54) Nicht letales Geschoss mit programmier- und/oder tempierbarem Zünder


(57) Zur weiteren Schaffung der Nichtletalität eines nicht letalen programmier- und/oder tempierbaren Geschosses (2) ist vorgesehen, die bekannte Empfängerspule durch ein anderes Übertragungssystem zu ersetzen, welches selbst leichter zerlegbar ist. Als Übertragungssystem zur Übertragung des Zündzeitpunkts wird die Übertragung mittels elektromagnetischer Wellen im Radarbereich genutzt. Das Signal ist dabei im radarfrequenten Mikrowellen- Bereich angesiedelt, um die Bestimmung der Geschossgeschwindigkeit zu ermöglichen. Die Geschwindigkeitsbestimmung wird vorzugsweise unter Ausnutzung des bekannten Doppler-Effekts durchgeführt. Die Übertragung des Zündsignals erfolgt im Zielgebiet (3). Als ein relevantes Mittel bieten sich Folienchips oder ein RFID Chip (5) an (Radio Frequenz Identifikation).




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein nicht letales, programmier- bzw. tempierbares Geschoss mit nichtletalen Wirkmitteln, welches von einem Waffensystem verschossen, im Ziel seine Wirkmittel abgibt, selbst aber auch eine nicht letale Wirkung besitzt.

[0002] Nicht letale Munitionen bzw. Geschosse finden u. a. Anwendung zum Schutz gegen Bedrohung von Schiffen im Hafenbereich, beispielsweise durch Schnellboote, durch Scharfschützen in Gebäuden oder dergleichen, sowie durch gewaltbereite Menschenmengen. In diesen Szenarien ist die Erkennung der Gefahr erschwert bzw. der Einsatz konventioneller Waffen führt zu nicht gewollten Schäden.

[0003] Bekannt sind nicht letale Geschosse, die mittels Hochleistungspulsen zielgerichtet ein Zerstören der Elektronik eines Zieles bewirken. Sie können aber auch durch Stören oder durch Blenden die Funktion des Zieles beeinträchtigen.

[0004] Eine andere Gattung der nicht letalen Munition enthält nicht letale Wirkmittel, wie beispielsweise Farbe, chemische Reizstoffe, Nebel oder auch Einrichtungen mit Blitz- und Knalleffekten. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie mit Hilfe einer herkömmlichen Waffenanlage verschossen werden kann.

[0005] Problem dieser nicht letalen Geschosse ist, dass sie selbst voll umsetzbar sein müssen, damit nicht durch Vorhandensein von Geschossteilen die Nichtletalität der Wirkmittel ausgehoben wird. Dies betrifft auch die Problematik der Programmierung des Geschosszünders.

[0006] In der EP 0 918 209 B1 wird ein Geschoss mit programmierbarem Zeitzünder offenbart

[0007] Bekannt ist der Einsatz einer Empfängerspule für einen programmierbaren konventionellen Geschosszünder, welche beispielsweise in der EP 0 467 055 B1 beschrieben wird. Die Übertragung des Zündsignals erfolgt dabei induktiv und ist u. a. der EP 0 992 762 B1 entnehmbar. Nachteilig ist, dass der Spulenkern selbst eine letale Wirkung im Ziel bzw. Umkreis haben kann.

[0008] Hier greift die Erfindung die Aufgabe auf, eine Lösung vorzusehen, die die Schaffung eines voll umsetzbaren Geschosses ermöglicht.

[0009] Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Ausführungen sind in den Unteransprüchen enthalten.

[0010] Zur weiteren Schaffung der Nichtletalität des Geschosses ist vorgesehen, die bekannte Empfängerspule durch ein anderes Übertragungssystem zu ersetzen, welches selbst zerlegbar ist. Als Übertragungssystem zur Übertragung des Zündzeitpunkts wird die Übertragung mittels elektromagnetischer Wellen im Radarbereich genutzt. Das Signal ist dabei im radarfrequenten Bereich angesiedelt, um die Bestimmung der Geschossgeschwindigkeit zu ermöglichen. Die Geschwindigkeitsbestimmung wird vorzugsweise unter Ausnutzung des bekannten Doppler ―Effekts durchgeführt. Die Übertragung des Zündsignals erfolgt im Zielgebiet. Als ein relevantes Mittel bieten sich Folienchips oder ein RFID Chip an (Radio Frequenz Identifikation) (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/RFID). Letztgenannter besitzt den Vorteil, dass die notwendige Energie zur Versorgung der Logik und des Zünders nach Geschossaustritt aus einem Rohr mittels Mikrowellen eingekoppelt werden kann.

[0011] Der Chip ist in seinen Abmaßen derart klein, dass die Zerlegung des Geschosses in kleine Fragmente mit geringer Restenergie, diese selbst vor Ort keine letale Wirkung besitzen.

[0012] Durch den Einsatz derartiger Komponenten kann auf eine Empfängerspule verzichtet werden.

[0013] Anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert werden.

[0014] Es zeigt skizzenartig die einzige Figur ein Waffensystem 1, welches ein nicht letales Geschoss 2 durch Verschießen in ein Ziel 3 verbringt. Das Geschoss 2 besitzt neben nicht letalen Wirkmitteln 4 einen Chip 5, welcher eine herkömmliche Empfängerspule in ihrer Funktion ersetzt. Das Geschoss 2 erhält am Anfang oder während des Fluges Signale vom Waffensystem 1, beispielsweise durch einen Mikrowellensender 6, der mit einem Feuerleitrechner 7 funktional verbunden ist. Ein im Geschoss 2 befindlicher Timer 8 wird durch den Chip 5 mit der notwendigen Zeitinformation auch vor Ort versorgt. Der Chip 5 ist mit einer Auswerteeinheit 9 verschaltet, wenn diese beispielsweise für eine Korrektur des Zündzeitpunktes im Geschoss 2 vorgesehen ist. Diese ist ebenfalls mit dem Timer 8 verbunden. Dem Timer 8 funktional nachgeschaltet ist ein Zünder 10.

[0015] Mit Übertragung eines Zündsignals wird der Zünder 10 zum ermittelten Zeitpunkt gezündet und das Geschoss 2 gibt sein Wirkmittel 4 frei. In etwa zeitgleich zerstört sich das Geschoss 2 gleichzeitig selbst und zerlegt sich in kleine Fragmente geringer Restenergie.

[0016] Durch Wegfall der herkömmlichen Empfängerspule wird eine Nichtletalität des Geschosses 2 selbst im Ziel 3 sichergestellt.


Ansprüche

1. Nicht letales, programmier- und / oder tempierbares Geschoss (2), welches aus einem Waffensystem (1) verschießbar ist, aufweisend wenigstens ein nicht letales Wirkmittel (4), einen Chip (5) zum Empfang von Signalen des Waffensystems (1), einen Timer (8), welcher durch den Chip (5) mit der notwendigen Zeitinformation auch vor Ort versorgt wird, sowie einen, dem Timer (8) funktional nachgeschalteten Zünder (10).
 
2. Geschoss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Wirkmittel (4) Farbe, chemische Reizstoffe, Nebel und / oder Einrichtungen mit Blitz- und Knalleffekten sind.
 
3. Geschoss nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Chip (5) mit einer Auswerteeinheit (9) verschaltet ist, wenn diese beispielsweise für eine Korrektur des Zündzeitpunktes im Geschoss (2) vorgesehen wird, wobei diese ebenfalls mit dem Timer (8) verbunden ist.
 
4. Waffensystem (1) zum Verschießen eines Geschosses (2) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass es einen Mikrowellensender (6) aufweist, der mit einem Feuerleitrechner (7) funktional verbunden ist.
 




Zeichnung







Recherchenbericht










Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente