(19)
(11) EP 1 743 989 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
17.01.2007  Patentblatt  2007/03

(21) Anmeldenummer: 06011573.0

(22) Anmeldetag:  03.06.2006
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
E04F 15/02(2006.01)
A61H 7/00(2006.01)
A63B 23/04(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU LV MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR MK YU

(30) Priorität: 16.07.2005 DE 202005011217 U

(71) Anmelder: TEO Industriedesign GmbH
34117 Kassel (DE)

(72) Erfinder:
  • Widy, Oliver
    34117 Kassel (DE)
  • Palma da Silva, Paulo
    34121 Kassel (DE)
  • Freitag, Jens
    34119 Kassel (DE)

(74) Vertreter: WALTHER, WALTHER & HINZ Patentanwälte - European Patent Attorneys 
Postfach 41 01 45
34063 Kassel
34063 Kassel (DE)

   


(54) Begehbare Platte


(57) Die vorliegende Erfindung betrifft eine begehbare Platte (1) zur Förderung der menschlichen Motorik, wobei die Platte (1) auf ihrer Oberseite eine reliefartige Struktur (2, 3) aufweist, wobei die Platte an zumindest zwei Stirnseiten (10a, 10b, 10c, 10d) eine gleiche Kontur aufweist, so dass zwei solcher Platten (1) im einander angelegten Zustand einen stufenlosen Übergang zueinander aufweisen.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine begehbare Platte zur Förderung der menschlichen Motorik sowie einen Bodenbelag aus mehreren solcher Platten.

[0002] Parkinsonpatienten zeichnen sich nach außen hin nicht nur durch ein übermäßiges Zittern ihrer,Gliedmaßen aus, sondern sind darüber hinaus auch in der Koordination ihrer Bewegungen und auch in ihrem Gleichgewichtssinn gestört. Insbesondere auf Grund der Koordinationsstörungen und auch der Störungen des Gleichgewichtssinns fehlt vielen Parkinsonpatienten insbesondere im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit das Selbstvertrauen, sich durch Laufen fortzubewegen. Auf Grund der mangelnden Bewegung verkümmert dann auch die Muskulatur des gesamten Körpers und hier insbesondere auch die Unterschenkelmuskulatur. Zur Förderung der Motorik von Parkinsonkranken ist bereits bekannt, diese mit Hilfsmitteln laufen zu lassen, beispielsweise an Geländern oder auch an den bekannten Gehwagen. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass das Selbstvertrauen derartiger Parkinsonpatienten auch bei Übung mit Gehwagen oder auch am Geländer nicht ausreichend ist, um diese in die Lage zu versetzen, ohne derartige Hilfsmittel selbstständig zu laufen. Begründet ist dies im Wesentlichen darin, dass nahezu jeder Untergrund gewisse Unebenheiten aufweist, die den Parkinsonkranken die Gefahr vermitteln, auf solchen Unebenheiten beim Gehen, also beim Setzen des einen Fußes vor den anderen, das Gleichgewicht zu verlieren.

[0003] Wie bereits zuvor erwähnt, fehlt auf Grund des mangelnden Trainings diesen Parkinsonkranken auch die Körpermuskulatur, die erforderlich ist, um sich selbstständig fortzubewegen. Hierzu gehört nicht nur die primär zu nennende Bein- und hier die Unterschenkelmuskulatur, sondern die gesamte Muskulatur des Körpers, die erforderlich ist, um den Körper während des Gehvorgangs zu stabilisieren.

[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, Kranken, und hier insbesondere den Parkinsonkranken, durch Training die Möglichkeit zu eröffnen, sich selbstständig fortbewegen zu können.

[0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die Platte auf ihrer Oberseite eine reliefartige Struktur aufweist, wobei die Platte an zumindest zwei Stirnseiten eine gleiche Kontur aufweist, so dass zwei solcher Platten im einander angelegten Zustand einen stufenlosen Übergang zueinander aufweisen. Unter einer solchen reliefartigen Struktur ist nicht nur eine Rauhigkeit der Platte zu verstehen, sondern tatsächlich die Ausbildung von Bergen und Tälern, unter Umständen mit einem Höhenunterschied von einigen Zentimetern.

[0006] Wie bereits an anderer Stelle erläutert, hat der Parkinsonkranke Angst, sich auf unebenem Gelände zu bewegen. Dies deshalb, weil er glaubt, hierdurch sein Gleichgewicht zu verlieren. Dies insbesondere auch deshalb, weil tatsächlich der Gleichgewichtssinn eines Parkinsonkranken gestört ist, wie dies ebenfalls bereits an anderer Stelle erläutert wurde. Wurde nun mit Parkinsonkranken durch Gehen die Fortbewegung auf solchen Platten geübt, stellte sich bereits nach kurzer Zeit heraus, dass Parkinsonkranke ihre erworbene Scheu vor dem Begehen solcher unebenen Untergründe verlieren, eben weil sie hierdurch ihren Gleichgewichtssinn trainieren und darüber hinaus auch die Körpermuskulatur, wozu nicht nur die Unterschenkelmuskulatur zu zählen ist, die durch das Gehen auf unebenem Untergrund insbesondere besonders trainiert wird, sondern die gesamte Körpermuskulatur, die erforderlich ist, um den Körper beim Gehvorgang zu stabilisieren. Die Gehversuche eines Kranken können beispielsweise zunächst an einem Geländer erfolgen, oder durch Führung von Pflegepersonal.

[0007] Es hat sich allerdings auch herausgestellt, dass auch bei Kindern derartige Platten durchaus zum Training der Motorik und insbesondere auch der Feinmotorik geeignet sind. Bei Kindern kommt hinzu, dass diese durch die reliefartige Struktur mit Bergen und Tälern, die unter Umständen einen Höhenunterschied von mehreren Zentimetern aufweisen, gleichzeitig zu den körperlichen Reizen beim Gehen auf derartigem Untergrund auch visuelle Reize aufnehmen, bei deren Verarbeitung sie sich Gedanken machen müssen, wie ein derartig unebener Untergrund begangen werden soll. Insbesondere die Kombination von visuellen Reizen und entsprechend korrespondierenden körperlichen Reizen fördert die Motorik und insbesondere auch die Feinmotorik von Kindern.

[0008] Zu der reliefartigen Struktur der Platte ist noch Folgendes zu bemerken: Wie an anderer Stelle bereits erläutert, zeichnet sich die reliefartige Struktur der Oberseite der Platte durch Berge und Täler aus. Derartige Berge und Täler sind auf der Oberseite der Platte an keinerlei Symmetrie gebunden. Wesentlich ist allerdings, dass zumindest zwei Stirnseiten einer solchen Platte, beispielsweise einer rechteckigen Platte, insbesondere aber alle vier stirnseitigen Enden einer solchen rechteckigen Platte, eine gleiche Kontur aufweisen, so dass bei Zusammensetzen mehrerer derartiger Platten zu einem Boden im Bereich des Übergangs zwischen derartigen Platten keine Stufen festzustellen sind, sondern vielmehr der Übergang ebenmäßig ist. Wenn, wie bereits oben beschrieben, die reliefartige Struktur auf der Oberseite der Platte allerdings keinerlei Symmetrie aufweist, dann besteht die Möglichkeit, mit ein und derselben Platte in einem Verbund über eine entsprechend große Fläche eine sich im Wesentlichen nicht wiederholende Oberflächenreliefstruktur herzustellen, wobei sichergestellt ist, dass im Übergang zwischen den aneinander anliegenden Platten allerdings keine stufenförmigen Übergänge entstehen. Eine solche große Variationsbreite der Oberflächenstruktur ist insbesondere dann möglich, wenn eine solche Platte, wenn es sich um eine rechteckige Platte handelt, an allen vier Stirnseiten die gleiche Kontur aufweist. Denkbar ist allerdings auch eine rechteckige Platte, die lediglich zwei jeweils identische oder gleiche Stirnseiten aufweist. Auch hiermit ist die Herstellung eines Bodens ohne stufenförmige Übergänge zwischen den einzelnen Platten möglich.

[0009] Weitere vorteilhafte Merkmale sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
So ist insbesondere vorgesehen, dass die Kontur der Stirnseite von der Mitte der Stirnseite ausgehen, zu beiden Seiten gespiegelt, gleich ist, so dass ein Verlegen solcher Platten im Verbund möglich ist. Durch eine solche Ausbildung der Kontur der Stirnseiten der Platten besteht die Möglichkeit, wie dies bereits zuvor erläutert worden ist, die Platten insbesondere auch im halben Verbund zu verlegen. Auch hierdurch wird noch einmal die Variationsbreite in Bezug auf die Erstellung eines Bodens oder Untergrundes mit einer scheinbar keinerlei Gesetzmäßigkeiten gehorchenden reliefartigen Oberfläche gefördert.

[0010] Nach einem besonderen Merkmal der Erfindung ist vorgesehen, dass die Platte Zonen unterschiedlicher Rauhigkeit aufweist, um besondere Reize körperlicher Art auf die auftretende Person auszuüben. Gleiches gilt, wenn die Platte Zonen unterschiedlicher Texturierung besitzt, also wenn beispielsweise die Platte an verschiedenen Stelle eine noppenartige Oberfläche oder eine Oberfläche mit Rillen aufweist.

[0011] Eine solche Platte kann aus weichem oder hartem Material hergestellt sein, in Abhängigkeit davon, welche visuellen oder körperlichen Reize auf die darüber gehende Person ausgeübt werden sollen. Es besteht auch die Möglichkeit der Kombination von weichen und harten Platten, um die Gegebenheiten eines natürlichen Untergrundes noch weitergehender simulieren zu können.

[0012] Gegenstand der Erfindung ist auch ein Bodenbelag, gekennzeichnet durch mehrere begehbare Platten gemäß einem oder mehreren der zuvor erwähnten Merkmale.

[0013] Um zu verhindern, dass ein Verbund aus solchen Platten auseinander fällt ist vorgesehen, dass die Platten unverrückbar zueinander liegen, d. h., dass die Platten entweder auf dem aufliegenden Untergrund befestigt sind oder miteinander verbunden sind, beispielsweise durch Nut- und Federverbindungen.

[0014] Anhand der Zeichnungen wird die Erfindung nachstehend beispielhaft näher erläutert.
Figur 1
zeigt eine solche erfindungsgemäße Platte in perspektivischer Darstellung;
Figur 2
zeigt einen Verbund solcher Platten als Bodenbelag im ganzen Verband verlegt;
Figur 3
zeigt einen Bodenbelag gemäß Figur 2, wobei die Platten jedoch im halben Verband verlegt sind.


[0015] Die gemäß Figur 1 mit 1 bezeichnete Platte besitzt auf ihrer Oberseite Berge 2 und Täler 3, die im Wesentlichen unregelmäßig über die Oberfläche der Platte verteilt angeordnet sind. Die Platte 1 besitzt vier Stirnseiten 10, wobei eine jede Stirnseite 10 identisch ist. Das bedeutet, dass eine solche Platte in beliebiger Weise an eine benachbarte identische Platte angelegt werden kann. Beispielsweise kann eine solche Platte mit der Stirnseite 10a an die Stirnseite 10d der benachbarten Platte angelegt werden oder auch die Stirnseite 10b an die Stirnseite 10c. Es entsteht hierbei ein Belag, der im Wesentlichen frei ist von irgendwelchen Symmetrien auf seiner Oberfläche.

[0016] Nach einem besonderen Merkmal der Erfindung ist bei der erfindungsgemäßen Platte vorgesehen, dass eine jede Stirnseite 10a bis 10d zu beiden Seiten der Symmetrieachse y identisch, also spiegelbildlich aufgebaut ist. Hieraus folgt unmittelbar, dass eine solche Platte auch im sogenannten "halben" Verband verlegt werden kann, wie dies aus Figur 3 erkennbar ist, ohne dass zwischen den einzelnen Platten hierbei irgendwelche Absätze im Übergang zweier Platten im Bereich der Stirnseiten auftreten. Das bedeutet im Einzelnen, dass die Abstände x und z gemäß Figur 1 einander immer noch gleich sind.


Ansprüche

1. Begehbare Platte (1) zur Förderung der menschlichen Motorik, wobei die Platte (1) auf ihrer Oberseite eine reliefartige Struktur (2, 3) aufweist, wobei die Platte an zumindest zwei Stirnseiten (10a, 10b, 10c, 10d) eine gleiche Kontur aufweist, so dass zwei solcher Platten (1) im einander angelegten Zustand einen stufenlosen Übergang zueinander aufweisen.
 
2. Begehbare Platte nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einer rechteckigen Platte (1) alle vier Stirnseiten (10a-10d) die gleiche Kontur aufweisen.
 
3. Begehbare Platte nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
dass die Kontur der Stirnseite (10a-10d) von der Mitte der Stirnseite (10a-10d) aus gesehen zu beiden Seiten gespiegelt gleich ist, so dass beim Verlegen solcher Platten (1) ein Verbund möglich ist.
 
4. Begehbare Platte nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
dass die Platte (1) Zonen unterschiedlicher Rauhigkeit aufweist.
 
5. Begehbare Platte nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
dass die Platte (1) Zonen unterschiedlicher Texturierung aufweist.
 
6. Begehbare Platte nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
dass die Platte (1) aus weichem oder hartem Material herstellbar ist.
 
7. Begehbare Platte nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
dass die reliefartige Struktur aus Bergen (2) und Tälern (3) besteht.
 
8. Bodenbelag
gekennzeichnet durch
mehrere begehbare Platten (1) gemäß einem oder mehreren der voranstehenden Ansprüche.
 
9. Bodenbelag nach Anspruch 8
dadurch gekennzeichnet,
dass die Platten (1) unverrückbar zueinander liegen.
 
10. Bodenbelag nach Anspruch 9
dadurch gekennzeichnet,
dass die Platten (1) miteinander verbunden sind.
 




Zeichnung













Recherchenbericht