[0001] Die Schalldämpfung zur Komfortsteigerung bei automobilen Anwendungen hat in der Vergangenheit
eine Reihe von Lösungsansätzen hervorgebracht.
[0002] Die Luftschalldämpfung in einem Material ist dabei direkt abhängig von der Anzahl,
Größe und Form der Poren (luftgefüllte Hohlräume) abhängig. Je kleiner und unregelmäßiger
diese Poren ausgebildet sind, umso größer ist die Reflektion einer in dieses Gefüge
eindringende Schallwelle. Durch die Reflektionseffekte innerhalb des Gefüges wird
die Schallenergie teilweise in Wärme umgewandelt. Die Intensität des reflektierten
Schalls wird dadurch gesenkt und die Schalldämpfung erhöht.
[0003] Speziell bei der Luftschalldämpfung durch textile Flächengebilde wurde mit verschiedenen
Lösungswegen versucht, die Anzahl möglicher Reflektionsstellen zu erhöhen um so eine
Dämpfung von Schallwellen in höher frequenten Bereichen zu erreichen.
[0004] Der Stand der Technik bietet dafür verschiedene Lösungsansätze.
[0005] Beispielsweise wird die Anzahl möglicher Reflektionsstellen durch die Verwendung
von Fasern mit geringer Faserfeinheit über die gesamte Dicke des Schalldämpfungsmaterials
erhöht. Faserfeinheit ist hier als eine gewichtsbezogene Größe zu sehen, die als dtex
(=dezitex, entsprechend dem Gewicht in g eines Faserfilaments von 10.000m Länge) angegeben
wird. Bei gleichem Flächengewicht sind daher in einem bestimmten Volumen Vlies mehr
Fasern enthalten wie bei der Verwendung von Fasern größerer Feinheit. Vergleiche hierzu
Figur 1.
[0006] Gattungsbildend für diesen Lösungsansatz ist die
US 5298694, bei welcher die Anzahl von möglichen Reflektionsstellen für Schallwellen durch den
Einsatz von Fasern mit sehr geringen Faserfeinheiten erhöht wird. Diese geringen Faserfeinheiten
im Bereich von kleiner 0,7 dtex werden durch den Einsatz der Meltblown-Technik erreicht.
Das fertige Material ist mechanisch unstabil und nicht eigensteif, was die spätere
Verarbeitung negativ beeinflusst.
[0007] Eine weitere Möglichkeit ist, wie in Figur 2 gezeigt, ein Schalldämpfungsmaterial
zu verwenden, welches auf der der Schallquelle abgewandten Seite aus Fasern großer
Feinheit im Bereich von 3,3 dtex und mehr besteht. Die der Schallquelle zugewandte
Seite besteht aus Fasern kleiner Feinheit im Bereich von 1,1 bis 1,7 dtex. Die der
Schallquelle zugewandte Seite kann dabei auch in ihrem Volumen reduziert, beispielsweise
durch einen einseitigen Nadelvorgang verdichtet werden. Nachteilig ist hier, dass
die Faserquerschnitte der zur Anwendung kommenden Fasern rund, maximal elliptisch
ausgeformt sind. Sie weisen daher für auftreffende Schallwellen wenig Reflektionsflächen
auf und sind daher in ihrem Dämpfungsverhalten nur unzureichend.
[0008] Des Weiteren ist es bekannt, in Schalldämpfungsmaterialien einen Anteil Fasern einzusetzen,
die während der Faserherstellung bereits einen gleichmäßig geometrisch geformten Faserquerschnitt,
beispielsweise dreieckig, tri-lobal o-ä. bekommen haben. Diese Fasern sind allerdings
nur unter Zuhilfenahme von Trägerfasem, mit denen sie homogen vermischt werden, zu
verarbeiten. Bei der Verarbeitung auf Vliesbildner entmischen sich diese regelmäßig
geformten Fasern wieder und führen dadurch zu schwankender Schallabsorption, da dann
Bereiche mit hohen Anteilen von diesen regelmäßig geformten Fasern und Bereiche mit
geringen Anteilen entstehen.
[0009] Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, die vorgenannten Nachteile des Standes
der Technik zu vermeiden und einen Aufbau für ein Schalldämpfungsmaterial (13) anzugeben,
was eigensteif ist, viele Reflektionsstellen aufweist und gleichmäßige Schalldämpfung
zulässt.
[0010] Die Aufgabe wurde gemäß den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst, vorteilhafte Ausgestaltungen
sind in den Unteransprüchen 2 bis 13 genannt. Ein Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen
Materials ist im Anspruch 12 angegeben, vorteilhafte Ausgestaltungen davon in den
Unteransprüchen 14 bis 18.
[0011] Wie bereits Eingangs erwähnt, muss in einem Dämpfungsmaterial eine hohe Anzahl von
Schallreflektionsstellen vorhanden sein, damit dieses eine effektive Schalldämpfung
aufweist. Die Reflektion kann dadurch verstärkt werden, dass man ein Material einsetzt,
welches wie in Figur 3 dargestellt an der der Schallquelle zu gewandten Oberseite
(1) eine Vielzahl von Reflektionsstellen anbietet.
[0012] Diese große Anzahl von Reflektionsstellen wird erfindungsgemäß dadurch erreicht,
dass die Fasern, insbesondere deren Faserquerschnitte (11), aus welcher das Schalldämpfungsmaterial
(13) besteht, im Bereich der Oberseite (1) auf thermischen Weg so verändert wurden,
dass die im Bereich der Oberseite (1), wie in Figur 4 dargestellt, ehemals runden
Fasern des Ausgangsmaterials (4) nun wie in Figur 5 dargestellt, geometrisch unregelmäßig
geformte Querschnitte (11) aufweisen. Es entsteht an der Oberseite (1) eine Vielzahl
von äußeren Mikroreflektionsstellen (14).
[0013] Die Faserquerschnitte (11) sind erfindungsgemäß nicht nur direkt an der Oberseite
(1) verändert, sondern auch in einem gewissen Maß ausgehend von der Oberseite (1)
in die Tiefe des Schalldämpfungsmaterials (13). Die an der Oberseite (1) sitzenden
äußeren Mikroreflektionsstellen (14) werden daher in ihrer Wirkung durch im Fasergefüge
befindliche innere Mikroreflektionsstellen (15) unterstützt.
[0014] Geometrisch unregelmäßig bedeutet erfindungsgemäß Querschnitte (11), die sich über
die Länge einer Faser in Querschnittsform und Verteilung verändern. Ein Teil der Faser
kann beispielsweise einen abgeplatteten Querschnitt (11) aufweisen, ein weiterer Teil
kann einen elliptischen Querschnitt (11) besitzen, ein Teil der Faser ist unregelmäßig
geschmolzen und schließlich ein weiterer Bereich Abdrücke benachbarter Fasern enthalten,
die wiederum zu einem geometrisch unregelmäßigen Faserquerschnitt (11) führen. Die
so erzeugten Strukturen sind begünstigend für die Schallabsorption, da sie als Mikroreflektionsstellen
(14) und (15) bei auftreffenden Schallwellen über das aus dem Stand der Technik bekannte
Maß hinaus zur Reflektion und damit zur Abschwächung der Intensität der Schallwellen
beitragen.
[0015] Wie in Figur 5 gezeigt, findet man Fasern mit thermisch veränderten Faserquerschnitten
(11) nicht nur direkt an der Oberseite (1), sondern, ausgehend von der Oberseite (1)
auch - in Abhängigkeit von den gewählten Verfahrenparametern bei der thermischen Behandlung
- weiter in der dritten Dimension, in der Tiefe des erfindungsgemäßen Schalldämpfungsmaterials
(13). Diese Ausbreitung von veränderten Faserquerschnitten (11) in die Tiefe des Material
wirkt sich günstig auf die Schalldämpfung aus, da auf das Schalldämpfungsmaterial
auftreffende Schallwellen zunächst in ihrer Intensität von den auf der Oberseite (1)
sitzenden äußeren Mikroreflektionsstellen (14) geschwächt werden und eindringende
Restschallwellen durch die inneren Mikroreflektionsstellen (15) ausgelöscht werden.
[0016] Durch die thermische Behandlung der Oberseite (1) steigt nun nicht nur die Anzahl
von Reflektionsstellen für Schallwellen, bedingt durch die thermische Behandlung ,
die oberhalb des Erweichungspunkts der die Fasern bildenden Polymere stattfindet,
kommt es auch zum Verschmelzen von Fasern untereinander. Dadurch steigt die Verfestigung
und innere Stabilität des Schalldämpfungsmaterials und führt schließlich zu einem
eigensteifen Warenausfall, der für die spätere Bearbeitung oder Verarbeitung gewünscht
wird. Dieses Verhalten kann durch den Einsatz von Fasern unterschiedlicher Feinheit
noch verstärkt werden.
[0017] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Materials kann
die Oberseite (1) zusätzlich regelmäßig oder unregelmäßig Makroreflektionstellen (3)
einzubringen. Gezeigt wird dies in Figur 6. Die Makroreflektionsstellen (3) haben
die Aufgabe, weitere, makroskopisch ausgeformte Schallreflektionsstellen zu schaffen
und so die bereits vorhandenen mikrostrukturellen Reflektionsstellen (14) und (15)
in ihrer Schalldämpfungswirkung unterstützen.
[0018] Die Makroreflektionsstellen (3) können regelmäßig und/oder unregelmäßig auf der Oberseite
(1) verteilt sein. Die Eindringtiefe in die Oberseite (1) und die Form der Makroreflektionsstellen
(3) ist dabei in Abhängigkeit vom jeweiligen Anforderungsprofil an das Schalldämpfungsmaterial
zu sehen. Als günstig haben sich Eindringtiefen von 5% bis 30% gezeigt.
[0019] In Anwendungsbereichen, bei welchen eine hohe Eigensteifigkeit verlangt wird, kann
die Eindringtiefe auch bis 60% der Gesamtdicke des Schalldämpfungsmaterials betragen.
Als Formen haben sich beispielsweise Kegel oder Kegelstümpfe bewährt, aber auch Pyramiden
oder zusammenhängende Linien sind einsetzbar.
[0020] Zur Verdeutlichung der Wirkung dieser unregelmäßig geformten Faserquerschnitte wurde
die Schalldämpfung im Kundt'schen Rohr gemäß DIN / EN / ISO 10534-1 an unbehandeltem
Vergleichsmaterial A, an Schalldämpfungsmaterial nach dem Stand der Technik B und
an erfindungsgemäßem Schalldämpfungsmaterial C in Abhängigkeit von den jeweiligen
Schallfrequenzen gemessen.
[0021] Die Zusammensetzung der Materialien A bis C kann der Tabelle 1 entnommen werden,
die Schalldämpfungswirkung der Figur 9.
Tabelle 1: Aufbau der Beispielmaterialien
Material |
A |
B |
C |
Polymer |
Polyester (PES) |
Polyester (PES) |
Polyester (PES) |
Herstellverfahren |
Krempelviles aus Stapelfasern |
Meltblownvlies |
Krempelvlies aus Stapelfasern |
Fasermischung/ Mittlere Faserfeinheit |
85% PES-Matrixfaser 1,7dtex
15% PES-Schmelzklebefaser 2,2 dtex |
100% PES-Meltblownfaser, 0,7dtex |
85% PES-Matrixfaser 1,7dtex
15% PES-Schmelzklebefaser 2,2dtex |
Dicke (0,02kPa Vorlast) |
12mm |
7mm |
12mm |
Thermische Behandlung der Oberseite (1) |
Nein |
nein |
Ja |
Form des Faserquerschnitts an der Oberseite (1) |
Rund |
Rund |
Unregelmäßig, deformiert |
Eindringtiefe der thermischen Behandlung |
-- |
-- |
1,5mm |
Warenausfall |
Weich |
Weich, labil |
eingesteif |
[0022] Der Figur 9 ist zu entnehmen, dass allein durch die thermische Behandlung der Faserquerschnitte
auf der der Schallquelle abgewandten Unterseite (2) im Frequenzbereich größer 1000
Hertz eine bis zu 20% höhere Schalldämpfung möglich ist im Vergleich zu Material A
mit nicht behandelter Oberseite (1) und bis zu 10% im Vergleich zum Stand der Technik
entsprechenden Material B.
[0023] Das erfindungsgemäße Schalldämpfungsmaterial (13) kann dabei beispielsweise mittels
der in Figur 7 dargestellten und nachfolgend erläuterten Verfahrensschritte hergestellt
werden:

Herstellen eines Faserflors mittels eines Vliesbildners (8)

Vorverfestigen des Faserflors zu einem Ausgangsmaterial (4) mittels einer Vorfestigungseinheit
(9)

Thermisches Behandeln des Ausgangsmaterials (4) mittels einer Wärmeübertragungseinheit
(5) zur Bildung des Schalldämpfungsmaterials (13), die Mikroreflektionsstellen (14)
und (15) aufweisend.

Abkühlen des Schalldämpfungsmaterials (13) in einer Kühlstrecke (10)

Aufwickeln des Schalldämpfungsmaterials (13) mittels eines Wicklers (12)
[0024] Dazu werden thermoplastische Stapelfasern unterschiedlicher oder gleicher Faserfeinheit,
die vorzugsweise im Bereich von 0,9 bis 6.7 dtex liegt, auf konventionellen Mischanlagen
homogen miteinander gemischt. Für das Ausgangsmaterial (4), welches das spätere erfindungsgemäße
Schalldämpfungsmaterial (13) bildet, kommen folgende Faserzusammensetzungen in frage:
- a) 100% thermoplastische Matrixfasern,
oder
- b) eine Mischung aus thermoplastischen Matrix- und Schmelzklebefasern.
[0025] Die Schmelzklebefasern können dabei homopolymer aufgebaute Fasertypen sein. Denkbar
ist aber auch der Einsatz von bikomponenten Fasern, beispielsweise eine Kern-/ Mantelstruktur
aufweisende Fasern aus Polyester- / Co-Polyester.
[0026] Diese so entstandene homogene Fasermischung wird dann einem konventionellem Vliesbildner,
beispielsweise einer Krempel mit nachfolgendem Leger oder einem aerodynamischen Vliesbildner
zugeführt und daraus ein Faserflor hergestellt.
[0027] Dieser Faserflor wird anschließend, sofern notwendig, einer mechanischen und/oder
Heißluft-Vorverfestigung zugeführt wird. Die Aufgabe dieser Vorfestigung ist es, ein
für den nachfolgenden Schritt der thermischen Behandlung ein ausreichend mechanisch
stabiles Ausgangsmaterial (4) bereitzustellen.
[0028] Das so erhaltene Ausgangsmaterial (4) mit einer Oberseite (1) und einer Unterseite
(2) wird nun in einem darauf folgenden, erfindungsgemäßen Verfahrensschritt einer
thermischen Behandlung unterzogen, deren Aufgabe es ist, die Faserquerschnitte im
Bereich der später im verbauten Zustand der Schallquelle zugewandten Oberseite (1)
dergestalt zu ändern, dass diese die erfindungsgemäßen, zufällig verteilten, unregelmäßigen
Faserquerschnitte (11) aufweisen. Für die thermische Behandlung haben sich Ausgangsmaterialien
(4) als geeignet erwiesen, die,in Abhängigkeit vom Endeinsatzzweck, Materialdicken
zwischen 5 und 80mm aufweisen und in einem Flächengewichtsbereich zwischen 50 und
1000g/qm liegen.
[0029] Die thermische Veränderung kann dabei beispielsweise mittels Kontakthitze erfolgen.
Die Oberseite (1) wird dabei über die Oberfläche (6) einer Wärmeübertragungseinheit
(5), beispielsweise einer glatten, beheizten Walze oder Bandoberfläche geführt. Die
Unterseite (2) erfährt während dieser Behandlung keinerlei Veränderung, da diese keinen
Kontakt mit einer beheizten Oberfläche (6) hat. Durch den vollflächigen Kontakt mit
der Oberfläche (6) ist eine gleichmäßige Veränderung der Faserquerschnitte (11) mit
der Folge einer extrem gleichmäßigen, schwankungsfreien Schalldämpfung des Schalldämpfungsmaterials
(13) gegeben
[0030] Die Figur 8 zeigt wie durch den Kontakt mit der Oberfläche (6) die im Bereich der
Oberseite (1) liegenden Fasern auf eine Temperatur oberhalb ihres Erweichungspunktes
erwärmt und verformt werden. Dabei ändert sich der Anteil von Faser mit veränderten
Querschnitten (11) von links beginnend über die Länge des Kontakts mit der Wäremübertragungseinheit
(5) und deren Oberfläche (6).
[0031] Sind einlaufseitig links keine veränderten Querschnitte zu erkennen, nimmt in der
ersten Hälfte des Kontakts mit der Oberfläche (6) der Anteil äußerer Mikroreflektionsstellen
(14). Je länger der Kontakt mit der Oberfläche (6) dauert, umso tiefer dringt die
Hitze in die Tiefe des Schalldämpfungsmaterial (13) ein, was die Ausbildung und die
Anzahl innere Mikroreflektionsstellen (15) begünstigt.
[0032] Die Fasern erweichen und werden durch den Kontakt zur beheizten Oberfläche (6) und
zu benachbarten Matrixfasern in Abhängigkeit vom Anpressdruck und der Einwirkungsdauer
in ihrem Querschnitt zufällig und unregelmäßig deformiert. Diese Deformation des Faserquerschnitts
kann bei Verwendung von nicht thermofixierten Fasern durch den dann einsetzenden Schrumpf
noch verstärkt werden.
[0033] Die Oberfläche (6) der Wärmeübertragungseinheit (5) kann dabei vollkommen glatt sein.
Für bestimmte Anwendungszwecke kann die Oberfläche (6) jedoch Erhebungen aufweisen,
die sich dann in die Oberseite (1) eindrücken und so die erfindungsgemäßen Makroreflektionsstellen
(3) bilden.
[0034] Diese Erhebungen können auf der Oberfläche (6) musterartig aber auch wirr verteilt
sein. Die Höhe sollte die Dicke des Ausgangsmaterials (4) nicht überscheiten.
[0035] Von entscheidender Bedeutung für diesen Verfahrensschritt und die Ausbildung der
erfindungsgemäßen äußeren Mikroreflektionsstellen (14) und inneren Mikroreflektionsstellen
(15) sind dabei die Verfahrensparameter Anpressdruck, Kontaktzeit und Temperatur der
Oberfläche (6).
[0036] Der die Anzahl der äußeren Mikroreflektionsstellen (14) beeinflussende Anpressdruck
beschreibt dabei die Kraft mit welcher das Ausgangsmaterial (4) an die Oberfläche
(6) der Wärmeübertragungseinheit (5) gedrückt wird. Er kann beispielsweise über eine
im Vergleich zur Einlaufspannung vor der Wärmeübertragungseinheit (5) höheren Abzugsspannung
eingestellt werden. Auch eine Anpresswalze, die das Ausgangsmaterial (4) an die Oberfläche
(6) anpresst ist einsetzbar. Als geeignet erweisen haben sich Anpressdrücke im Bereich
von 50 N/m Arbeitsbreite bis zu 420N/m Arbeitsbreite.
[0037] Bedingt durch das Anpressen erfährt das Ausgangsmaterial (4) eine Komprimierung,
mit der Folge, dass sich bei hohem Anpressdruck eine Vielzahl von äußeren Mikroreflektionsstellen
(14) ergibt. Ebenso wird das Verschmelzen von Fasern in der Nähe der Oberseite (1)
begünstigt, was sich positiv auf die Eigensteifigkeit des Materials auswirkt. Auch
ist durch die Dauer der Einwirkung eine stärkere Deformation der Faser im Bereich
der Oberseite (1) gegeben.
[0038] Die Anzahl von inneren Mikroreflektionsstellen (15) und deren Ausdehnung über die
Dicke des Schalldämpfungsmaterials (13) wird über die Kontaktzeit an der Oberfläche
(6) eingestellt. Sie ist abhängig von der Anlagengeschwindigkeit, aber auch, wie aus
der Figur 7 erkennbar von der Länge der Umschlingung auf der Wärmeübertragungseinheit
(5). Umschlingungen von 90 bis 270Grad haben sich als günstig erwiesen.
[0039] Bei langer Kontaktzeit geschieht ein stärkeres Eindringen der Hitze der Oberfläche
(6) in das Ausgangsmaterial (4). Man erzielt somit eine größere Tiefe des Bereichs,
in welchem die Faserquerschnitte (11) deformiert werden und sich die erfindungsgemäßen
inneren Mikroreflektionsstellen (15) ausbilden.
[0040] Ausgehend von der Oberseite (1) sind Eindringtiefen bis 90% der Gesamtdicke des Schalldämpfungsmaterials
(13) bei Dicken des Ausgangsmaterials (4) von 20mm und geringer erzielbar. Bei Dicken
des Ausgangsmaterials (4) von größer 20mm ist noch ein Bereich bis zu 50% der Gesamtdicke
darstellbar, in welcher innere Mikroreflektionsstellen (15) zu finden sind.
[0041] Dabei nimmt die Anzahl der inneren Mikroreflektionsstellen (15) in Abhängigkeit von
der Entfernung der Messstelle zur Oberseite (1) ab. Die Oberseite (1) besteht zum
überwiegenden Anteil aus Fasern mit veränderten Querschnitten (11) und weist daher
eine Vielzahl von äußeren Mikroreflektionsstellen (14) auf. Je weiter man von der
Oberseite (1) entfernt ist, desto so weniger innere Mikroreflektionsstellen (15) sind
zu finden.
[0042] Letztendlich kann mit der Temperatur der Oberfläche (6) der Grad der thermischen
Behandlung eingestellt werden. Eine Temperatur knapp oberhalb des Erweichungspunktes
führt lediglich zu einer leichten Deformation der Faserquerschnitte (11), was zu geringer
Ausprägung der erfindungsgemäßen Mikroreflektionsstellen (14) führt. Eine Temperatur
knapp unterhalb der Schmelztemperatur der eingesetzten Polymere ist allerdings zu
vermeiden, da dann ein Verhauten der Oberseite (1) einsetzt, was sich negativ auf
die Schalldämpfung auswirken kann. Optimale Verfahrenstemperaturen liegen im Bereich
von 20 bis 40 grdC unterhalb des Polymerschmelzpunktes.
[0043] Neben den vorstehenden Verfahrensparametern hat auch das Verhältnis von Fasern mit
hoher Feinheit zu Fasern mit geringer Feinheit einen Einfluss auf das Erscheinungsbild,
speziell auf die Eigensteifheit des Schalldämpfungsmaterials (13). Je höher der Anteil
von Fasern mit geringer Feinheit ist, umso stärker wird ein Verbinden der Fasern zueinander
während der thermischen Behandlung gefördert, umso steifer kann das Material gestaltet
werden.
[0044] Der thermische Behandlungsschritt kann dabei kontinuierlich in unmittelbarem Anschluss
an die Herstellung des Ausgangsmaterials (4) erfolgen, der Behandlungsschritt der
Vorverfestigung kann dann entfallen. Auch eine diskontinuierliche Verfahrensweise,
bei welcher das Ausgangsmaterial (4) zunächst vorverfestigt wird. In einem weiteren
Schritt, der räumlich und/oder zeitlich getrennt ist, wird dann die thermische Behandlung
durchgeführt.
[0045] Nachstehende Tabelle 2 zeigt den Einfluss der aufgezeigten Verfahrensparameter auf
Ausgangsmaterialien (4) verschiedener Zusammensetzung.
Tabelle 2: Vergleich des Einflusses verschiedener Verfahrensparameter
Parameter |
Muster 1 |
Muster 2 |
Muster 3 |
Muster 4 |
Faserzusammensetzung |
70 % PET- |
70 % PET- |
70 % PET- |
70 % PET- |
Fasern 1,7dtex |
Fasern 1,7dtex |
Fasern 2,2dtex |
Fasern 2,2dtex |
30 % PET- |
30 % PET- |
30 % PET- |
30 % PET- |
Fasern 2,2dtex |
Fasern 2,2dtex |
Fasern 1,7dtex |
Fasern 1,7dtex |
Umschlingungswinkel (grad) |
90 |
180 |
180 |
180 |
Dicke des Ausgangsmaterials (4) in mm |
20 |
20 |
40 |
40 |
Temperatur der Oberfläche (6) in grdC |
220 |
220 |
220 |
220 |
Anpressdruck (N/m Arbeitsbreite) |
200 |
200 |
200 |
360 |
Dicke des Schalldämpfungsmaterials (13) in mm |
15 |
12 |
28 |
20 |
Dicke des Bereichs mit inneren Mikrorefiektionstellen (15) (in % der Gesamtdicke von
(13)) |
10 |
25 |
20 |
24 |
Anzahl der äußeren Mikroreflektionsstellen (14) an der Oberseite (1) in % der Oberfläche
(*) |
80 |
80 |
70 |
95 |
(*) subjektive Beurteilung einer visuellen Analyse der Oberfläche |
[0046] Somit ist es möglich, das erfindungsgemäße Schalldämpfungsmaterial (13) allein über
die Wahl der Verfahrensparameter bei der thermischen Behandlung für den Endeinsatzzweck
zu optimieren, ohne das dabei in das Herstellverfahren oder die Zusammensetzung des
Ausgangsmaterials eingegriffen werden muss.
[0047] Die so hergestellten, erfindungsgemäßen Schalldämpfungsmaterialien können nun allen
Bereichen von KFZ eingesetzt werden, die eine Luftschalldämpfung vertangen.
1. Dreidimensionales Schalldämpfungsmaterial (13) aus Fasern thermoplastischer Polymere
zur Absorption von Schallwellen, bestehend aus einer der Schallquelle zugewandten
Oberseite (1) und einer der Schallquelle abgewandten Unterseite (2)
dadurch gekennzeichnet,
dass das Schalldämpfungsmaterial (13) über seine Dicke homogen aus einer Mischung von
Fasern gleicher oder unterschiedlicher Faserfeinheit besteht,
dass das Schalldämpfungsmaterial (13) im Bereich der Oberseite (1) zufällig unregelmäßig
verteilte äußere Mikroreflektionsstellen (14) und innere Mikroreflektionsstellen (15)
besitzt und
dass die inneren und äußeren Mikroreflektionsstellen (14) und (15) durch zufällig unregelmäßig
geformte Strukturen der Faserquerschnitte (11) im Bereich der Oberseite (1) gebildet
sind.
2. Schalldämpfungsmaterial nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Schalldämpfungsmaterial eine Gesamtdicke von 5 bis 80mm aufweist.
3. Schalldämpfungsmaterial nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
- dass die Fasern des der Oberseite (1) zugeordneten Bereichs in ihrem Querschnitt zufällig
unregelmäßig verformt sind und
- dass dieser Bereich eine Dicke von 5% bis 60 % der Gesamtdicke des Schalldämpfungsmaterials
einnimmt.
4. Schalldämpfungsmaterial nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
- dass die inneren Mikroreflektionsstellen (15) in einem von der Oberfläche (1) ausgehenden
Bereich vorliegen, dessen Ausdehnung 5% bis 60 % der Gesamtdicke des Schalldämpfungsmaterials
(13) beträgt.
5. Schalldämpfungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die unregelmäßigen Strukturen der Faserquerschnitte (11) in die Fasern durch thermische
Behandlung der Oberseite (1) eingebracht sind.
6. Schalldämpfungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Anteil von inneren Mikroreflektionsstellen (15) von der Oberseite (1) zur Unterseite
(2) kontinuierlich abnimmt.
7. Schalldämpfungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Anteil von Fasern mit unregelmäßigem Faserquerschnitt (11) von der Oberseite
(1) zur Unterseite (2) kontinuierlich abnimmt.
8. Schalldämpfungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Schalldämpfungsmaterial über seine gesamte Dicke aus einer homogenen Mischung
von Matrixfasern einheitlicher und/oder unterschiedlicher Faserfeinheit besteht
9. Schalldämpfungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Schalldämpfungsmaterial über seine gesamte Dicke aus einer homogenen Fasermischung
von 10 bis 90Gew% Matrixfasern und 90 bis 10Gew.% Schmelzklebefasern einheitlicher
und/oder unterschiedlicher Faserfeinheit besteht.
10. Schalldämpfungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schmelzklebefasern homopolymer und/oder bikomponent sind.
11. Schalldämpfungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass die das Schalldämpfungsmaterial (13) bildenden Fasern Stapelfasern mit einer Länge
von 15 bis 100mm und einer Faserfeinheit zwischen 0,9 bis 6,7 dtex sind.
12. Schalldämpfungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Schalldämpfungsmaterial ein Flächengewicht zwischen 50 und 1000g/qm aufweist.
13. Schalldämpfungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
- dass die Oberseite (1) zusätzlich zu den Mikroreflektionsstellen (14) Makroreflektionsstellen
(3) enthält und
- dass die Makroreflektionsstellen (3) mindestens ein Zehntel bezogen auf die Gesamtdicke
des Schalldämpfungsmaterials in die Oberseite (1) eindringen.
14. Verfahren zur Herstellung eines Schalldämpfungsmaterials gemäß den Ansprüchen 1 bis
13,
umfassend folgende Verfahrensschritte,
- Herstellen eines Ausgangsmaterials (4) mit einer Oberseite (1) und einer Unterseite
(2)
- Andrücken der Oberseite (1) des Ausgangsmaterials (4) an die beheizte Oberfläche
(6) einer Wärmeübertragungseinheit (5)
- Erwärmen der Oberseite (1) durch den Kontakt mit der Oberfläche (6) auf eine Temperatur
oberhalb des Erweichungspunktes der das Ausgangsmaterial (4) bildenden Polymere
- Unregelmäßiges thermisches Verformen der Faserquerschnitte der die Oberseite (1)
bildenden Fasern durch Kontakthitze und
- Abkühlen des Schalldämpfungsmaterials auf eine Temperatur unterhalb des Erweichungspunktes
der das Ausgangsmaterial (4) bildenden Polymere.
15. Verfahren zu Herstellung eines Schalldämpfungsmaterials nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ausgangsmaterials (4) an die Oberfläche (6) mittels Druck und / oder Zugspannung
angedrückt wird.
16. Verfahren zu Herstellung eines Schalldämpfungsmaterials nach Anspruch 14 oder 15,
dadurch gekennzeichnet,
- dass in die Oberfläche (6) Makroreflektionsstellen (3) eingedrückt werden und
- dass die Tiefe der Makroreflektiosstellen (3) mindestens ein Zehntel der Dicke des Ausgangsmaterials
(4) beträgt.
17. Verfahren zu Herstellung eines Schalldämpfungsmaterials nach einem der Ansprüche 14
bis 16,
dadurch gekennzeichnet,
dass die thermische Behandlung kontinuierlich geschieht
18. Verfahren zu Herstellung eines Schalldämpfungsmaterials nach einem der Ansprüche 14
bis 17,
dadurch gekennzeichnet,
dass die thermische Behandlung diskontinuierlich geschieht