[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Hörgerät, das komplett oder teilweise im Gehörgang
angeordnet werden kann. Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren
zum Ermitteln des Sitzes eines Hörgeräts oder einer Hörgerätekomponente in einem Gehörgang.
[0002] Grundsätzlich ist es schwierig, den Sitz des Hörgeräts oder der Hörgerätekomponente
im Gehörgang des Nutzers von außen zu beurteilen. Insbesondere bei der Versorgung
von Kindern mit Hörgeräten stellt dies ein wesentliches Problem dar. Aber auch die
subjektive Beurteilung des Hörgeräteträgers über den Sitz seines Hörgeräts ist nicht
immer sehr aussagekräftig. Dabei spielt eine Rolle, ob der Hörgeräteträger ausreichende
Erfahrung mit Hörgeräten hat. Speziell bei Babys und Kleinkindern ergibt sich ferner
das Problem, dass der Gehörgang sehr rasch wächst, so dass hier der Sitz des Hörgeräts
oder der entsprechenden Hörgerätekomponente ständig kontrolliert werden muss.
[0003] Es sind Hörgeräte bekannt, bei denen der Status der Batterie nach außen beispielsweise
an die Fernbedienung übermittelt wird. Darüber hinaus zeigt die Druckschrift
DE 100 38 118 A1 ein Verfahren, durch das mittels Datenfernübertragung der Status des Hörgeräts abgerufen
werden kann. Dies ist für den Hörgeräteakustiker hilfreich, wenn er vom Hörgeräteträger
erfährt, dass die Funktion seines Hörgeräts gestört ist.
[0004] Darüber hinaus beschreibt die Druckschrift
US 5,584,869 ein implantierbares Hörgerät mit einer Sende-Empfangseinheit. Im Fehlerfall können
Signale zu einer Zentrale gesendet werden, die den Status anzeigt.
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, Fehler beim Gebrauch eines
Hörgeräts weiter zu reduzieren.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Hörgerät mit einer Signalwiedergabeeinrichtung
zur akustischen Wiedergabe eines Messsignals für die Ermittlung des Sitzes des Hörgeräts
oder einer Hörgerätekomponente in einem Gehörgang, einer Mikrofoneinrichtung zur Aufnahme
des durch den Sitz des Hörgeräts oder der Hörgerätekomponente beeinflussten Messsignals
in dem Gehörgang, einer Signalverarbeitungseinrichtung zur Steuerung der Signalwiedergabeeinrichtung
und zum Vergleich des durch die Mikrofoneinrichtung aufgenommenen Messsignals mit
einer vorgegebenen Referenz, so dass aus dem Vergleich eine Information über den Sitz
des Hörgeräts oder der Hörgerätekomponente ermittelbar ist, und einer Ausgabeeinrichtung
zum Ausgeben oder Bereitstellen der Information über den Sitz des Hörgeräts an/für
eine externe Einheit.
[0007] Darüber hinaus wird bereitgestellt ein Verfahren zum Ermitteln des Sitzes eines Hörgeräts
oder einer Hörgerätekomponente in einem Gehörgang durch akustisches Wiedergeben eines
Messsignals in dem Gehörgang, Aufnehmen des durch den Sitz des Hörgeräts oder der
Hörgerätekomponente beeinflussten Messsignals in dem Gehörgang, Vergleichen des aufgenommenen
Messsignals mit einer vorgegebenen Referenz, Ermitteln einer Information über den
Sitz des Hörgeräts oder der Hörgerätekomponente aus dem Vergleich und Ausgeben oder
Bereitstellen der Information über den Sitz des Hörgeräts an/für eine externe Einheit.
[0008] Erfindungsgemäß wird somit der häufig auftretende Fehler eines schlechten Sitzes
des Hörgeräts oder eine Hörgerätekomponente im Gehörgang des Nutzers automatisch überwacht.
Dieser Fehler ist nicht ein rein hörgeräteimmanenter Fehler, sondern ein Fehler, der
sich aus der Kontur oder Ausrichtung des Hörgeräts bzw. der Hörgerätekomponente gegenüber
dem Gehörgang des Nutzers ergibt.
[0009] Vorzugsweise ist in dem Hörgerät eine Speichereinrichtung zum Speichern eines Referenzsignals
vorgesehen, welches als Vergleichsreferenz dient. Ein Vergleich von Signalen untereinander
liefert in der Regel mehr Information als der Vergleich mit einem vorgegebenen Schwellwert.
[0010] Die Referenz kann einen Toleranzbereich umfassen, anhand dessen die Information über
den Sitz des Hörgeräts oder der Hörgerätekomponente ermittelt wird. Damit kann beispielsweise
erzielt werden, dass nur ein deutlicher Fehlsitz des Hörgeräts bzw. der Hörgerätekomponente
als Fehler gemeldet wird. Der Toleranzbereich sollte jedoch nicht zu groß sein, damit
beispielsweise eine nicht exakt sitzende Otoplastik identifiziert wird. Dies ist insbesondere
bei Kindern wichtig!
[0011] Besonders vorteilhaft ist darüber hinaus, wenn die Ausgabeeinrichtung zur Ausgabe
oder Bereitstellung eines Statusberichts, der unter anderem die Information über den
Sitz des Hörgeräts oder der Hörgerätekomponente (z. B. Otoplastik) beinhaltet, ausgebildet
ist. Dabei können als zusätzliche Informationen in dem Statusbericht auch Daten über
den Zustand mindestens eines Mikrofons und/oder eines Lautsprechers enthalten sein.
Ein derartiger Statusbericht ist für den Hörgeräteträger oder Akustiker komfortabler
zu verwerten als zahlreiche Einzelinformationen.
[0012] Durch die Signalverarbeitungseinrichtung des Hörgeräts kann die Information über
den Sitz des Hörgeräts oder der Hörgerätekomponente in regelmäßigen zeitlichen Abständen
neu ermittelbar sein. Alternativ und zusätzlich kann diese Information auch nach jedem
Anschalten des Hörgeräts zur Verfügung gestellt werden. Damit führt das Hörgerät ohne
Überwachung durch den Hörgeräteträger oder den Akustiker automatisch nach einem vorgegebenen
Muster Selbsttests durch.
[0013] Die Information über den Sitz des Hörgeräts oder der Hörgerätekomponente kann aber
auch aufgrund einer Betätigung einer Fernbedienung des Hörgeräts ermittelt werden.
Dies ist dann vorteilhaft, wenn der Hörgeräteträger oder Akustiker einen Fehlsitz
vermutet und entsprechende Informationen vom Hörgerät hierzu benötigt.
[0014] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert,
die ein prinzipielles Signalflussdiagramm zu einem erfindungsgemäßen Hörgerät zeigt.
Das nachfolgend näher geschilderte Ausführungsbeispiel stellt eine bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung dar.
[0015] Ein erfindungsgemäßes Hörgerät ist beispielsweise in der Lage, mit Hilfe eines Statusberichtelements
die Funktionalität verschiedener Bauelemente des Hörgeräts zu überprüfen, dies zu
einem Statusbericht zusammenzufassen und diesen an eine externe Sende-/Empfangseinheit
zu senden.
[0016] Der Statusbericht enthält diejenigen wesentlichen Punkte, die den Funktionszustand
des Hörgeräts widerspiegeln. Dazu gehören beispielsweise eine Berichterstattung über
die Betriebsspannung der Batterie, die Funktionalität von Hörer und Mikrofon, den
Sitz des Ohrpassstücks usw.
[0017] Grundlegendes Element für die hier gewählte Realisierung ist ein so genanntes "Statusberichtelement".
Dieses Statusberichtelement ist in der Lage, den Status der verschiedenen Hörgeräteelemente
bzw. Bauteile abzufragen und zu speichern. Eine Selbsttestroutine ermittelt die Funktionalität
der Bauelemente nach jedem Anschalten des Hörgeräts. Die Gesamtheit der Ergebnisse
der Abfragung wird zu dem Statusbericht zusammengefasst. Der Statusbericht wird dann
an eine Fernbedienung des Hörgeräts gesendet.
[0018] Damit der Hörgeräteträger oder Akustiker zu jedem beliebigen Zeitpunkt einen Statusbericht
erhalten kann, ist die Selbsttestroutine durch eine Betätigung der Fernbedienung auslösbar.
Auch in diesem Fall werden die Ergebnisse zu einem Statusbericht zusammengefasst und
an die Fernbedienung verschickt.
[0019] Falls das Statusberichtelement auf einen Fehler hindeutet, so gibt es je nach Fehler
eine leicht verständliche Fehlermeldung ab. Beispielsweise erscheint bei einem defekten
Mikrofon oder Hörer folgende Fehlermeldung auf der Fernbedienung: "Achtung: Es ist
ein Defekt aufgetreten. Bitte suchen Sie umgehend Ihren Hörgeräteakustiker auf." Bei
einer schlecht sitzenden Otoplastik erscheint die Fehlermeldung: "Achtung: Den Sitz
des Ohrstücks überprüfen."
[0020] Die Zusammenstellung eines Statusberichts ist in der FIG schematisch wiedergegeben.
Ein Hörgerät 1 besitzt mehrere Hörgerätekomponenten 2, 3, 4 und 5. Beispielsweise
symbolisiert die Hörgerätekomponente 2 die Signalwiedergabeeinrichtung zur akustischen
Wiedergabe eines Messsignals für die Ermittlung des Sitzes des Hörgeräts oder Otoplastik
in dem Gehörgang sowie das zugehörige Mikrofon zur Aufnahme des entsprechend beeinflussten
Messsignals.
[0021] Jede der Hörgerätekomponenten 2 bis 5 liefert nun, gegebenenfalls auf Anfrage, Statusinformation
über sich selbst an ein Statusberichtelement 6. So schickt beispielsweise die Hörgerätekomponente
2 Statusinformation über den Sitz des Hörgeräts oder der Otoplastik. Diese Statusinformation
deutet beispielsweise einen fehlerhaften Sitz der Otoplastik an.
[0022] Aus den Statusinformationen sämtlicher Hörgerätekomponenten 2 bis 5 wird nun ein
Statusbericht von dem Statusberichtelement 6 im Hörgerät zusammengestellt. Dieser
Statusbericht wird entweder nur bereitgestellt, so dass er auf Abruf nach außen an
eine externe Sende-/Empfangseinheit 7 übermittelt werden kann. Nach der Zusammenstellung
des Statusberichts 6 kann dieser jedoch auch unmittelbar ohne externe Anforderung
an die externe Einheit geschickt werden.
[0023] Zur Ermittlung des Sitzes des Ohrpassstücks oder des Id0-Hörgeräts ist eine Referenz
des Sitzes in dem Statusberichtelement 6 hinterlegt. Diese Referenz ist vorab ermittelt,
indem beim ersten Tragen des Ohrpassstücks ein Testsignal vom Hörgerätehörer abgegeben
und am Hörgerätemikrofon gemessen wird, wie viel von dem Testsignal noch empfangen
wird. Dieses Testsignal wird beispielsweise mit Hilfe eines Sinusgenerators im Hörgerät
erzeugt. Die Übertragungsfunktion des Dämpfungspfades Hörer-Ohrpassstück-Mikrofon
wird sodann als Referenz hinterlegt. Beim Einschalten des Hörgeräts am Ohr läuft dann
erneut die Testroutine mit Aussenden des Testsignals und Empfangen eines gedämpften
Signals ab. Weicht die gemessene Kurve von der Referenz mit Rücksicht auf gewisse
Messtoleranzen ab, so kann dies als Indiz für eine nicht richtig sitzende Otoplastik
gewertet werden. In das Statusberichtelement erfolgt ein entsprechender Eintrag.
[0024] In ähnlicher Weise kann die Funktionalität eines Mikrofons in den Statusbericht aufgenommen
werden. Hierzu wird die Impedanz des Hörgerätemikrofons gemessen. Die Impedanz im
funktionsfähigen Zustand unterscheidet sich von der Impedanz im defekten Zustand.
Mit Hilfe der Impedanzmessung kann somit ermittelt werden, ob das Mikrofon elektrisch
defekt ist, indem der Ist-Zustand des Impedanzwerts mit dem zu erwartenden Soll-Zustand
übereinstimmt.
[0025] Ebenso kann die Funktionalität des Lautsprechers in dem Statusbericht hinterlegt
werden. Auch hierzu wird die Impedanz des Hörgerätelautsprechers gemessen. Bei Abweichungen
des Ist-Werts zu einem Soll-Wert kann von einem Defekt des Lautsprechers ausgegangen
werden.
[0026] Das Senden eines Statusberichts ist insbesondere für die Kinderanpassung eine wertvolle
Funktion eines Hörgeräts. Babys und Kleinkinder können sich nicht über den genauen
Zustand ihres Hörgeräts, z. B. eine leere Batterie, äußern. Selbst wenn Eltern den
Zustand des Hörgeräts regelmäßig überprüfen, werden im Zweifelsfall Fehler wie z.
B. ein defekter Verstärker usw. nicht richtig erkannt, so dass die Versorgung des
Kindes mit einer adäquaten Verstärkung nicht mehr gewährleistet ist. Das Senden eines
Statusberichts durch das Hörgerät aufgrund eines Selbsttests verringert die Gefahr
derart schlechter Versorgung des Kindes. Die Übermittlung eines Statusberichts ist
aber auch bei der Hörgerätevorsorgung von Erwachsenen und speziell auch bei älteren
Personen und Personen mit anderem körperlichem und geistigem Handicap von hohem Nutzen.
1. Hörgerät
gekennzeichnet durch
- eine Signalwiedergabeeinrichtung zur akustischen Wiedergabe eines Messsignals für
die Ermittlung des Sitzes des Hörgeräts (1) oder einer Hörgerätekomponente in einem
Gehörgang,
- eine Mikrofoneinrichtung (2) zur Aufnahme des durch den Sitz des Hörgeräts oder der Hörgerätekomponente beeinflussten Messsignals in
dem Gehörgang,
- eine Signalverarbeitungseinrichtung (6) zur Steuerung der Signalwiedergabeeinrichtung
und zum Vergleich des durch die Mikrofoneinrichtung aufgenommenen Messsignals mit einer vorgegebenen Referenz,
so dass aus dem Vergleich eine Information über den Sitz des Hörgeräts oder der Hörgerätekomponente
ermittelbar ist, und
- eine Ausgabeeinrichtung zum Ausgeben oder Bereitstellen der Information über den
Sitz des Hörgeräts an/für eine externe Einheit (7).
2. Hörgerät nach Anspruch 1, das eine Speichereinrichtung zum Speichern eines Referenzsignals
aufweist, welches als Vergleichsreferenz dient.
3. Hörgerät nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Referenz einen Toleranzbereich umfasst,
anhand dessen die Information über den Sitz des Hörgeräts (1) oder der Hörgerätekomponente
ermittelbar ist.
4. Hörgerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Ausgabeeinrichtung zur
Ausgabe oder Bereitstellung eines Statusberichts, der unter anderem die Information
über den Sitz des Hörgeräts (1) oder der Hörgerätekomponente beinhaltet, ausgebildet
ist.
5. Hörgerät nach Anspruch 4, wobei in dem Statusbericht auch eine Information über den
Zustand mindestens eines Mikrofons (2) und/oder Lautsprechers (3) enthalten ist.
6. Hörgerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei durch die Signalverarbeitungseinrichtung
(6) die Information über den Sitz des Hörgeräts oder der Hörgerätekomponente in regelmäßigen
zeitlichen Abständen neu ermittelbar ist.
7. Hörgerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei durch die Signalverarbeitungseinrichtung
(6) die Information über den Sitz des Hörgeräts (1) oder der Hörgerätekomponente nach
jedem Anschalten des Hörgeräts (1) ermittelbar ist.
8. Hörgerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei durch die Signalverarbeitungseinrichtung
(6) die Information über den Sitz des Hörgeräts (1) oder der Hörgerätekomponente aufgrund
einer Betätigung einer Fernbedienung des Hörgeräts ermittelbar ist.
9. Verfahren zum Ermitteln des Sitzes eines Hörgeräts (1) oder einer Hörgerätekomponente
in einem Gehörgang
gekennzeichnet durch
- akustisches Wiedergeben eines Messsignals in dem Gehörgang,
- Aufnehmen des durch den Sitz des Hörgeräts (1) oder der Hörgerätekomponente beeinflussten Messsignals
in dem Gehörgang,
- Vergleichen des aufgenommenen Messsignals mit einer vorgegebenen Referenz,
- Ermitteln einer Information über den Sitz des Hörgeräts (1) oder der Hörgerätekomponente
aus dem Vergleich und
- Ausgeben oder Bereitstellen der Information über den Sitz des Hörgeräts an/für eine
externe Einheit (7).
10. Verfahren nach Anspruch 9, wobei die Information über den Sitz des Hörgeräts (1) oder
der Hörgerätekomponente im Rahmen eines Statusberichts ausgegeben oder bereitgestellt
wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, wobei die Information über den Sitz des Hörgeräts
(1) oder der Hörgerätekomponente in regelmäßigen zeitlichen Abständen, nach jedem
Anschalten des Hörgeräts und/oder aufgrund einer Betätigung einer Fernbedienung des
Hörgeräts ermittelt wird.