[0001] Die Erfindung betrifft einen Treibstofftank, insbesondere einen Tank zur Lagerung
aggressiver Flüssigkeiten zum Betrieb von Raumflugkörpern, mit einem als Fördermedium
dienenden Treibgas sowie mit wenigstens einer Treibstoffentnahmevorrichtung, bestehend
aus wenigstens je einem Sammelbehälter und einem Tankauslaß, bei der unter Ausnutzung
der Oberflächenspannung eine Separation des Treibstoffs vom Treibgas herbeigeführt
wird, wobei die Entnahmevorrichtung in Form eines wiederbefüllbaren Reservoirs am
Boden des Treibstofftanks angeordnet und über Förderleitungen mit dem Inneren des
Treibstofftanks verbunden ist.
[0002] Bei Raumflugkörpern, wie Satelliten oder Orbitalstationen, werden sowohl für die
Triebwerke, die der Lageregelung im All dienen, als auch für Triebwerke zur Durchführung
des Apogäummanövers überwiegend flüssige Treibstoffe verwendet, die in hierfür geeigneten
Behältern mitgeführt und aus diesen in der Regel unter Verwendung eines Treibgases
in die Brenn- bzw. Reaktionskammern der entsprechenden Triebwerke gefördert werden.
Als Treibgase werden üblicherweise Inertgase wie Helium (He) oder Stickstoff (N
2) eingesetzt, die unter Druck in den Treibstoffbehälter gepreßt werden und die dadurch
den Treibstoff in das zum jeweiligen Triebwerk führende Rohrleitungssystem pressen.
Wichtig ist dabei eine vollständige und sichere Trennung zwischen dem als Fördermedium
dienenden Treibgas und dem in das Triebwerk gelangenden Treibstoff, da letzterer bei
Zündung unbedingt frei von Fremdgaseinlagerungen sein muß. Ein auf diesem Prinzip
basierender Tank der eingangs genannten Art ist aus der
DE 100 40 755 C2 bekannt geworden.
[0003] Weiterhin ist aus der
US 5 293 895 ein Treibstofftank bekannt, wobei beim Auslaß das Auslaßrohr mittels vieler Bohrungen
mit einem Sammelbehälter verbunden ist.
[0004] Eine Standardmethode, Flüssigkeiten und Gase voneinander zu trennen, besteht in der
Verwendung von Sieben, die bis zu einer bestimmten Druckdifferenz gegen den Durchsatz
von Gasen sperren. Bei kleineren Satelliten mit geringem Treibstofförderstrom kann
jedoch unter bestimmten Umständen auf diese vergleichsweise kostspieligen Siebe verzichtet
werden. Eine besondere und häufige Anforderung an derartige Tanks ist zudem die Möglichkeit
eines horizontalen Transports des bereits befüllten Treibstofftanks, integriert in
den Satelliten, zum Startplatz, insbesondere dann, wenn keine Beschränkungen hinsichtlich
des Tankfüllgrades erwünscht sind. Die während des Transportes auftretenden Kräfte
können aufgrund dynamischer Effekte ein Vielfaches der Kräfte durch die Erdgravitation
überschreiten. Bei den bisher bekannten Tanks dieser Art ist deshalb entweder der
Tankfüllgrad zu kleineren Füllgraden hin beschränkt, so daß der Tankauslaß stets mit
Flüssigkeit umgeben ist, oder aber der Tankauslaß ist durch einen sehr engen Kanal
eingeschränkt, der jedoch relativ hohe Druckverluste bei der Treibstoffentnahme erzeugt.
Die dabei maximal zulässigen Druckverluste werden üblicherweise vorgegeben.
[0005] Eine weitere Anforderung an einen solchen Tank ist die Möglichkeit, daß Satelliten,
die derartige Tanks enthalten, mit einer Ausrichtung quer zum Tankauslaß in den Orbit
befördert werden sollen. Diese Möglichkeit ergibt sich insbesondere bei der Beförderung
mehrerer kleiner Satelliten, die auf einer zentralen Trägerstruktur seitlich horizontal
angebracht sind. Die beim Raketenstart auftretenden hohen dynamischen Lasten haben
zur Folge, daß freiliegende Siebe und Öffnungen in der Regel kein Haltevermögen mehr
haben, d.h., daß ein Eintreten von Treibgas in den Auslaß nicht unterbunden werden
kann. Dies führt zu einem Versagen, wenn der Treibstofftank nicht vollständig gefüllt
wird und sensible Bauteile wie Siebe und Öffnungen aus der Flüssigkeit herausragen.
Treibgas kann dann bei hohen Belastungen durch die Siebe und Öffnungen zum Tankauslaß
gelangen, was ebenfalls zu einem Versagen des Triebwerks führen kann. Ein Raketenstart
mit horizontal ausgerichtetem Tank ist daher mit den bisher bekannten Tanks der eingangs
genannten Art nicht möglich.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Tank gemäß dem Oberbegriff so auszubilden, daß
der Treibstoff auch nach einer vorübergehenden horizontalen Orientierung und bei niedrigem
Tankfüllgrad stabil in der Treibstoffleitung gehalten wird und daß damit stets eine
blasenfreie Befüllung bzw. Wiederbefüllung des im Tank befindlichen Sammelbehälters
gewährleistet ist.
[0007] Die Erfindung löst diese Aufgabe dadurch, daß der Tankauslaß mit Bohrungen versehen
ist, die ein Auslaßrohr mit dem Sammelbehälter verbinden und der den Bohrungen gegenüberliegende
Bereich mit Nuten versehen ist.
[0008] Die Herstellungskosten für den Tank nach der Erfindung sind dabei gegenüber denen
herkömmlicher Tanks praktisch nicht erhöht, so daß bei gleich bleibenden Kosten eine
erhebliche Steigerung der Flexibilität hinsichtlich der Handhabung am Boden und während
des Raketenstarts erzielbar ist. Dabei ist der Treibstofftank gemäß der Erfindung
zugleich so festgelegt, daß er ohne Siebe eine sichere und blasenfreie Förderung ermöglicht.
[0009] Zur Verbesserung der Befüllung unter der kapillaren Pumpwirkung wird vorgeschlagen,
daß der Innenraum des Sammelbehälters mit einem spitzen Winkel gegenüber einer zur
Symmetrieachse des Tanks senkrecht liegenden Ebene ausgebildet ist.
[0010] Nachfolgend soll der erfindungsgemäße Treibstofftank anhand eines in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert werden. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine perspektivische Darstellung eines Treibstofftanks,
- Fig. 2
- eine Detaildarstellung des Treibstofftanks gemäß Fig. 1 im Bereich des Tankauslasses,
- Fig. 3
- einen Schnitt entlang in Fig. 2, und
- Fig. 4
- einen vertikalen Schnitt im Bereich der Längsachse durch den Treibstofftank gemäß
Fig. 1, der in diesem Fall für einen Start in horizontaler Position angeordnet ist.
[0011] Bei dem in Fig. 1 dargestellten Treibstofftank handelt es sich um einen Oberflächenspannungstank
für die Aufnahme und Lagerung von aggressiven lagerfähigen Treibstoffen, wie MMH,
N
2O
4 und Hydrazin, mit einer am Tankboden angeordneten Treibstoffentnahmevorrichtung,
bei der unter Ausnutzung der Oberflächenspannung eine Separation des Treibstoffs vom
Treibgas herbeigeführt wird. Bei dem Tank sind vier Leitbleche 1 entlang der Tankwand
2 geführt und münden in einen Sammelbehälter 3 am Boden des Treibstofftanks. Über
ein Auslaßrohr 4 läßt sich der Treibstoff aus diesem Behälter 3 durch ein Treibgas
zu einer in der Zeichnung nicht dargestellten Brenn- bzw. Reaktionskammer austreiben.
Als Treibgas werden dabei üblicherweise die Inertgase Helium (He) oder Stickstoff
(N
2) eingesetzt, die den Treibstoff in das zum jeweiligen Triebwerk führende, in der
Figur nicht dargestellte Rohrleitungssystem pressen.
[0012] Wie in den Figuren 2 und 3 dargestellt, ist der untere Teil 9 des Sammelbehälters
3 am Tankauslaß 4 als Drehteil ausgeführt, wodurch insbesondere die Herstellungskosten
gering gehalten werden können. Ausgehend von einem zentral angeordneten Auslaßrohr
10 verbinden drei Kanäle 11 mit einem Durchmesser von jeweils etwa 2 mm einseitig
das Innere 12 des Sammelbehälters mit dem Auslaßrohr 10. Ein Befüllen im horizontalen
Zustand ist dabei auch dann möglich, wenn die Verbindungskanäle 11 entgegen der Erdbeschleunigung
nach oben gerichtet sind. Die Verbindungs- oder Öffnungskanäle 11 im Tankauslaß sind
dabei derart geneigt angeordnet, daß während der Erstbefüllung des Tanks mit Treibstoff
keine Treibgasblasen eingeschlossen werden.
[0013] Der Innenraum des Sammelbehälters 12 ist in seiner Geometrie mit einem spitzen Winkel
15 gegenüber einer zur Symmetrie- oder Längsachse 13 des Tanks senkrecht liegenden
Ebene derart ausgebildet, daß sich dieser sowohl beim Drehen des Tanks von der horizontalen
in die vertikale Position, z.B. nach einem horizontalem Transport mit geringen Tankfüllgraden,
als auch in schwerelosem Zustand infolge der Kapillarwirkung wieder von selbst vollständig
und blasenfrei füllt. Das schnelle Befüllen wird zusätzlich durch einseitig eingeschnittene
Nuten 14 unterstützt, so daß dieser sich unter Schwerelosigkeit sehr schnell aufgrund
der wirkenden Kapillarkräfte füllt. Infolge der Ausgestaltung des Sammelbehälterinnenraumes
12 mit dem spitzen Winkel 15 wird der Befüllvorgang unter der kapillaren Pumpwirkung
erheblich verbessert.
[0014] Eine Befüllung des Tanks mit Treibstoff erfolgt meist bei vertikal ausgerichtetem
Tank, d.h., die Längsachse 13 des Tanks verläuft in diesem Fall parallel zur Richtung
der Erdgravitation, wobei der gesamte Tankauslaß 4 sowie der Sammelbehälter 3 vollständig
mit Treibstoff gefüllt sind. Wird der Treibstofftank anschließend so um die Tankquerachse
gekippt, daß die drei Öffnungen 11 entgegen der wirkenden Beschleunigung ausgerichtet
sind, so kann der Tank auch bei geringen Tankfüllgraden horizontal transportiert werden.
Bei der in Fig. 4 dargestellten Anordnung ist der befüllte Treibstofftank gemäß Fig.
1 für den anschließenden Transport, integriert beispielsweise in einen Satelliten,
zum Startplatz horizontal gelagert. Der Tankauslaß 4 des befüllten Tanks ist dabei
senkrecht zur Richtung der in der Figur mit einem Pfeil angedeuteten Erdbeschleunigung
g orientiert, so daß der Treibstoff 5, insbesondere bei geringen Füllgraden, nicht
mehr den Auslaß 4 benetzt, sondern sein Niveau im Abstand h unterhalb dieses Auslasses
4 liegt.
[0015] Die Verwendung mehrerer Kanäle 11 im Auslaß führt zusätzlich zu einem im Vergleich
zu den bislang bekannten Tanks dieser Art erheblich verminderten Druckverlust am Tankauslaß
4 während des Austreibens von Treibstoff. Die Modifikationen des Auslasses erlauben
neben den erweiterten Anwendungsgebieten bzgl. eines horizontalen Transportes und
horizontalen Starts zudem eine größere Reserve hinsichtlich der maximal tolerierbaren
Druckverluste sowie ein schnelleres Befüllen und Entleeren des Tanks am Boden.
1. Treibstofftank, insbesondere Tank zur Lagerung aggressiver Flüssigkeiten zum Betrieb
von Raumflugkörpern, mit einem als Fördermedium dienenden Treibgas sowie mit wenigstens
einer Treibstoffentnahmevorrichtung, bestehend aus wenigstens je einem Sammelbehälter
und einem Tankauslaß, bei der unter Ausnutzung der Oberflächenspannung eine Separation
des Treibstoffs vom Treibgas herbeigeführt wird, wobei die Entnahmevorrichtung in
Form eines wiederbefüllbaren Reservoirs am Boden des Treibstofftanks angeordnet und
über Förderleitungen mit dem Inneren des Treibstofftanks verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, daß der Tankauslaß mit Bohrungen (11) versehen ist, die ein Auslaßrohr (10) mit dem Sammelbehälter
(3) verbinden und der den Bohrungen (11) gegenüberliegende Bereich mit Nuten (14)
versehen ist.
2. Treibstofftank gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Innenraum des Sammelbehälters (12) mit einem spitzen Winkel (15) gegenüber einer
zur Symmetrieachse (13) des Tanks senkrecht liegenden Ebene ausgebildet ist.