[0001] Panzerabwehrwaffen stellen auch derzeit eine große Bedrohung für Einsatzfahrzeuge
von Streitkräften dar. Insbesondere Fahrzeuge mit einem ballistischen Schutz bis 14,5
mm sind gegen Geschosse mit einer Durchschlagleistung bis zu 400 mm RHA ungeschützt.
Die Wirkung der panzerbrechenden Waffen beruht auf dem Hohlladungsprinzip, wie auf
den Internetseiten
http://www.isl.tm.fr/de/scientif/pages/d1/d1 d.html und
http://www.panzerlexikon. de/panzeriager2.htm nachlesbar. Der Sprengstoff der Hohlladung wird durch das Auftreffen des Spikes ca.
2 - 5 Cal. vor der Fahrzeugwandung gezündet. Der Druck der Detonationswelle formt
die Belegung der Hohlladung zu einem Strahl mit hoher Energiedichte um. Je nach Güte
werden Durchschlagsleistungen von bis zu 10 Cal. im optimalen Stand -off erzielt.
Der Stand -off bezeichnet den Abstand der Hohlladungsbelegung zur Fahrzeugwandung.
Der optimale Stand- off liegt in der Regel im Bereich zwischen 5 - 7 Kaliber. Mit
zunehmendem Stand- off nimmt die Durchschlagsleistung fast quadratisch ab. So werden
in einem Stand- off von 30 Kalibern nur noch Durchschlagsleistungen von 0,1 Cal. und
weniger erreicht.
[0002] Mit der
http://www.bwb.org/C1256DF2004FF94C/vwContentByKey/W25Y7HLU375INFODE werden Arten des Panzerschutzes aufgezeigt.
[0003] In der älteren Praxis werden als Schutz vor derartigen Hohlladungsgeschossen Schürzen,
Metallgitter oder Sandsäcke verwendet. Neu sind hingegen aktive Schutzsysteme.
[0004] ARENA ist solch ein in Russland entwickeltes aktives Schutzsystem, bei dem ein entsprechender
Radarkontakt gerichtete Ladungssegmente auslöst und so einen Schutzkegel um den Panzer
aufbaut. Es wird derzeit von einer deutsch/französischen Firmengruppe weiterentwickelt.
(http://www.bmlv.gv.at/facts/geschichte/ruestung 1 4.shtml) Das Ziel dieses aktiven Schutzsystems ist es, den Gefechtskopf etwa 3 - 8 m vor
dem Fahrzeug zu treffen und damit den Sprengstoff zur Deflation zu bringen bzw. die
Belegung zu treffen.
[0005] Weitere Schutzsysteme, wie beispielsweise AWISS der Firma Diehl BGT Defence, sind
dem Beitrag
http://www.arrows.newmail.ru/defense tank.htm entnehmbar. Ein Aspekt des AWISS ist, dem anfliegenden Hohlladungsgefechtskopf eine
Blastladung entgegen zu stellen (
DE 198 47 091 A1). Durch die Druckwirkung dieser Blastladung wird der anfliegende Gefechtkopf in einer
Entfernung von ca. 10- 30 m vor dem Fahrzeug abgelenkt, deformiert oder zur Deflagration
gebracht, mit dem Ziel, die Durchschlagsleistung zu reduzieren.
[0006] Nachteilig ist, dass diese Art Schutzsysteme dem anfliegenden Gefechtskopf letal
wirkende Ladungen entgegen schießen. Insbesondere im Zuge friedenserhaltender Einsätze
sind Kollateralschäden unerwünscht und nicht tolerierbar.
[0007] Hier greift die Erfindung die Aufgabe auf, eine Schutzvorrichtung bzw. Schutzmaßnahme
vorzuschlagen, mit der ein anfliegender Gefechtskopf mittels nicht letaler Mittel
gänzlich unschädlich gemacht werden kann.
[0008] Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 sowie 8.
[0009] Vorteilhafte Ausführungen sind in den Unteransprüchen aufgeführt.
[0010] Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, eine Art Gassack, Airbag oder Stoffsack, d.h.,
ballonartiges Gebilde mit separaten komprimierten Gasen oder einem beim Verschießen
entstehenden Luftpolster etc., mittels einer Abfangmunition dem anfliegenden Gefechtskopf
entgegen zu bringen, wobei der Stoffsack sich kurz vor dem Zusammentreffen aufbläst,
so dass bei der Kollision ein Zünder des Gefechtskopfes ausgelöst oder gestört wird.
Das Gebilde kann sich beispielsweise auch in Form eines Fallschirmes entfalten.
[0011] Sowohl der Abschuss als auch die Initiierung der Abfangmunition sind so ausgelegt,
dass der anfliegende Gefechtskopf kurz nach dem Erreichen der vollen Ausdehnung des
pyrotechnisch initiierten und ausgeblasenen Stoffsacks auf diesen auftrifft. Durch
die hohe kinetische Energie des anfliegenden Geschosses wird der Zünder des Gefechtskopfes
unmittelbar beim Auftreffen aktiviert. Die Zündung der Hohlladung erfolgt nun nicht
mehr mit einem Abstand von 2 - 3 Kalibern vor der Fahrzeugwandung, sondern in einem
bevorzugten Abstand von > 40 Cal. Damit wird die Durchschlagleistung des Gefechtskopfes
auf < 0,1 Cal. reduziert und die Fahrzeugwandung nicht penetriert.
[0012] Möglich sind auch Beschichtungen oder ein härteres Gewebe des Stoffsackes / Fallschirm
oder ein Gitter oder Netzstecker, die diesem eine härtere Ausgestaltung geben. Zielsetzung
dabei soll nicht nur die Sicherstellung der Zünderauslösung sein, sondern auch die
Möglichkeit, Pfeilgeschosse o. dgl. wenigstens minimal zu stören und damit die Durchschlagsleistung
zu reduzieren.
[0013] Vorteile dieser Idee sind, dass ein Kollateralschaden durch das Entgegenbringen nicht
letal wirkender Mittel ausgeschlossen wird. Die Variante ist gegenüber anderen Schutzsystemen
leicht beherrschbar und kostengünstig. Verschossen werden kann die Abfangmunition
mit dem Stoffsack mittels herkömmlicher Munitionen und ortsfesten oder richtbaren
Werferanlagen. Die Vorrichtung ist leicht adaptierbar und damit nicht nur auf Fahrzeugen
nutz- und nachrüstbar. So kann ein Einsatz auch bei Luft- und Seefahrzeugen, Gebäuden
etc. erfolgen.
[0014] Anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert
werden.
[0015] Es zeigt:
- Fig. 1
- einen prinzipiellen Aufbau einer Detektions- und Abfangvorrichtung eines Gefechtskopfes,
- Fig. 2- 7
- den Ablauf des Verfahrens für das Abfangen des mit Fig. 1 detektierten Gefechtskopfes.
[0016] In Fig. 1 ist ein prinzipieller Aufbau einer Detektions- und Abfangvorrichtung 1,
bestehend aus wenigstens einem in der Regel Feuerleitrechner 2, zumindest einer Detektionseinrichtung
3 sowie einer, vorzugsweise mehreren, wenigstens vier Abschusseinrichtungen 4. Die
Detektionseinrichtung 3 ist in diesem Fall eine Sensoranlage, die Abschusseinrichtung
4 eine herkömmliche Werferanlage, welche beispielsweise richtbar ist (z. B.
DE 10 2005 020 177.6). Alternativ können auch starre Werfer zum Einsatz kommen, die gefächert am Fahrzeug
angebracht sind und eine Hauptbedrohungsrichtung abdecken (z. B.
DE 692 03 560 T2). Die Werferanlagen 4 sind über eine nicht näher dargestellte Steuerungselektronik
mit der Sonaranlage 3 elektrisch verschaltet. Bei der Sensoranlage 3 handelt es sich
vorzugsweise um Radarsensoren in Kombination mit IR-Bolometern, wobei für eine Rundumsicht
vier Sensoren bevorzugt werden, die miteinander verschaltet diese Rundumsicht gewährleisten.
Mit 6 ist eine, einen Gefechtskopf 7 verschießende Person oder dergleichen, d.h.,
möglicherweise auch ein Fahrzeug bezeichnet, das in einer Entfernung D (Detektionsabstand)
zum Fahrzeug 5 beabstandet ist.
[0017] Die Sensoranlage 3 als auch die Werfer 4 können örtlich wahlweise am zu schützenden
Objekt, wie einem Fahrzeug 5 angebracht sein bzw. adaptiert werden.
[0018] Wird eine Bedrohung durch die Sensoranlage 3 detektiert, so werden über den Feuerleitrechner
3 zunächst die Anflugrichtung sowie Geschwindigkeit des Gefechtkopfes 7 ermittelt.
(Fig.2). Die Steuerung aktiviert die Werferanlage 4.3, die entsprechend der ermittelten
Anflugdaten den geringsten Richtaufwand erfordert (Fig. 3) und schießt dem Gefechtskopf
7 eine Abfangmunition 8 entgegen (Fig. 4). Kurz vor dem Zusammentreffen von Gefechtskopf
7 und Abfangmunition 8 wird beispielsweise im Abstand von 5 - 8 m zum Fahrzeug 5 über
eine fest eingestellte pyrotechnische oder über eine elektronische programmierbare
Verzögerung oder über mechanische Auslösung die Abfangmunition 8 initiiert. Durch
die Initiierung wird ein Gassatz 9 gezündet, der, ähnlich einem Airbag, einen Stoffsack
10 mit einem Durchmesser von beispielsweise bis zu 1,5 m aufbläst (Fig.5). Sowohl
Abschuss als auch zeitliche Initiierung sind so ausgelegt, dass der anfliegende Gefechtskopf
7 kurz vor dem Erreichen der vollen Ausdehnung des Stoffsackes 10 auftrifft. Unmittelbar
mit dem Auftreffen wird der Zünder 11 des Gefechtskopfes 7 aktiviert (Fig. 6), so
dass sich die Hohlladung 12 ausbildet (Fig.7). Die restliche Durchschlagleistung reicht
dann für einen Durchschlag in der Wandung des Fahrzeuges 5 nicht mehr aus.
[0019] Durch ein Zeitbudget von
t
1= Detektionszeit und Werfereinstellung (beispielsweise 100 ms)
t
2= Werfereinrichtung (beispielsweise 120 ms)
t
3= Interaktionszeit der Abfangmunition (beispielsweise 80 ms)
ergeben sich Detektionsabstände > 50 m bei Flugkörpern 7 mit v = 150 m/s und > 250
m bei Flugkörpern 7 mit v = 600 m/s.
1. Vorrichtung zum Schutz von Objekten (5) vor Gefechtsköpfen (7), aufweisend wenigstens
eine Detetkionseinrichtung (3), wenigstens eine Abschusseinrichtung (4) zum Verschießen
einer Abfangmunition (8), wobei Detektionseinrichtung (3) und Abschusseinrichtung
(4) mit einem Rechner (2) verbunden sind, dadurch gekennzeichnet, dass die Abfangmunition (8) ein ballonartiges oder fallschirmartiges Gebilde (10) besitzt,
wobei das Gebilde (10) im Abstand zum Objekt (5) in eine Funktionsstellung zum Abfangen
des Gefechtskopfes (7) gebracht wird, um seinen Zünder (11) zu aktivieren und / oder
seinen ordnungsgemäßen Funktionsablauf zu stören.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Rechner (2) ein Feuerleitrechner ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die wenigstens eine Abschusseinrichtung (4) eine Werferanlage ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensoranlage (3) aus Radarsensoren oder IR- Bolometern oder UV-Warnern oder durch
Kombinationen selbiger besteht.
5. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Sensoren benutzt werden, die miteinander verschaltet eine Rundumsicht gewährleisten.
6. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das ballonartige Gebilde (10) / Fallschirm in seiner Funktionsstellung einen Durchmesser
von 0,5 bis 2 m besitzt.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere starre oder richtbare Abschusseinrichtungen (4.1 -4.4) eingebunden sind.
8. Verfahren zum Schutz von Objekten (5) vor Gefechtsköpfen (7), unter Nutzung wenigsten
einer Detektionseinrichtung (3), wenigstens einer Abschusseinrichtung (4) zum Verschießen
einer oder mehrerer Abfangmunitionen (8), wobei Detektionseinrichtung (3) und Abschusseinrichtung
(4) mit einem Rechner (2) verbunden sind, wobei bei Detektion des Gefechtskopfes (7)
durch die Detektionseinrichtung (3) der Rechner die Anflugrichtung sowie Geschwindigkeit
des Gefechtskopfes (7) ermittelt, danach die wenigstens eine Werferanlage (4) die
Abfangmunition (8) gerichtet dem Gefechtskopf (7) entgegen bringt, welche über eine
fest eingestellte Verzögerung die Abfangmunition initiiert und das Gebilde (10) aufgeblasen
wird, so dass der Gefechtskopf (7) auf diesen auftrifft und sein Zünder (11) aktiviert
und / oder dessen ordnungsgemäßer Funktionsablauf gestört wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass ein Zünder (11) aktiviert oder gestört oder dessen ordnungsgemäßer Funktionsablauf
gestört wird und eine Ladung (12) sich ausbildet.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Verzögerung pyrotechnisch, elektronisch oder die Auslösung mechanisch erfolgt.
11. Verfahren nach Anspruch 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der anfliegende Gefechtskopf (7) etwa bei Erreichen der vollen Ausdehnung des aufgeblasenen
Gebildes (10) auftrifft.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Initiierung der Abfangmunition (8) in einem Abstand von 4 - 12 m zum Objekt (5)
erfolgt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass bei mehreren Abschusseinrichtungen (4.1- 4.4) die aktiviert wird, die entsprechend
den ermittelten Anflugdaten den geringsten Richtaufwand erfordert.