[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Hörvorrichtung, insbesondere ein Hörgerät,
mit einer Schallausgabeeinrichtung zum Beschallen des Gehörs eines Nutzers. Darüber
hinaus betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Bestimmung einer Raumakustik.
[0002] Räumlichkeiten, in denen sich ein Schwerhöriger befindet, haben sehr häufig einen
wichtigen Einfluss auf den Nutzen von Hörgeräten. So kann ein Hörgeräteträger beispielsweise
in einem hallenden Raum von bestimmten Signalverarbeitungsalgorithmen stärker profitieren,
als in einem sehr kleinen Raum. Das Problem liegt also darin, die für eine bestimmte
Raumakustik am besten geeignete Signalverarbeitung auszuwählen.
[0003] So weit wie möglich wird bisweilen dieses Problem beispielsweise durch den Einsatz
eines Klassifikators gelöst. Dabei wird allerdings nur die akustische Situation, also
z. B. Musik oder Sprache in Störlärm, ausgewertet. Die Raumakustik als solche wird
hierbei nicht berücksichtigt. Es besteht jedoch ein fundamentaler Unterschied, ob
beispielsweise Musik in einem kleinen Raum oder in einer großen Halle gehört wird.
[0004] Aus der Druckschrift
DE 699 08 662 T2 ist ein Hörgerät mit adaptiver Anpassung von Mikrophonen mit einer Phasenkompensationsschaltung
bekannt. Die Phasenkompensation wird auf Testschall gestützt, welcher in einer räumlich
festgelegten Testschallquelle erzeugt wird.
[0005] Darüber hinaus beschreibt die Druckschrift
DE 101 38 949 A1 ein Verfahren und ein Akustiksystem zur Beeinflussung von Raumklang. Dort ist darauf
hingewiesen, dass mit einem Messmikrophon an verschiedenen Positionen im direkten
Beschallungsfeld ein Testsignal mit bekanntem Frequenzverlauf aufgenommen werden kann.
[0006] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, eine Hörvorrichtung bereitzustellen,
mit der eine Information über eine aktuelle Raumakustik ermittelbar ist. Darüber hinaus
soll ein entsprechendes Verfahren zum Bestimmen einer Information über die Raumakustik
bereitgestellt werden.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch eine Hörvorrichtung, insbesondere
ein Hörgerät, mit einer ersten Schallausgabeeinrichtung zum Beschallen des Gehörs
eines Nutzers, einer zweiten Schallausgabeeinrichtung, die sich von der ersten Schallausgabeeinrichtung
unterscheidet, zum Ausgeben eines Testschalls in einen Raum, in dem sich die Hörvorrichtung
befindet, und einer Empfangseinrichtung zum Empfangen einer Antwort auf den Testschall
aus dem Raum.
[0008] Des Weiteren wird erfindungsgemäß bereitgestellt ein Verfahren zum Bestimmen einer
Information über eine Raumakustik, durch Ausgeben eines Testschalls durch eine Hörvorrichtung,
insbesondere ein Hörgerät, in einen Raum, in dem sich die Hörvorrichtung befindet,
Empfangen einer Antwort auf den Testschall aus dem Raum durch die Hörvorrichtung und
Bestimmen der Information über die Raumakustik aus der Antwort.
[0009] In vorteilhafter Weise kann somit durch die Hörvorrichtung eine Information über
die Raumakustik gewonnen werden. Diese lässt sich dann intern oder extern weiterverarbeiten.
[0010] Vorzugsweise besitzt die erfindungsgemäße Hörvorrichtung einen Signalgenerator zum
Erzeugen eines Testschalls. Damit muss der Testschall nicht über die übliche Signalverarbeitungseinrichtung,
die in jeder Hörvorrichtung vorhanden ist, erzeugt werden, so dass Verarbeitungskapazität
eingespart werden kann.
[0011] Der Signalgenerator kann zusammen mit der Signalverarbeitungseinrichtung der Hörvorrichtung
auf einem einzigen Elektronikchip angeordnet sein. Dadurch mindern sich die Herstellungskosten
für Elektronik der gesamten Hörvorrichtung.
[0012] Entsprechend einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird der Testschall im Ultraschallbereich
erzeugt. Dies hat den Vorteil, dass zum Ausmessen der Raumakustik kein hörbarer Schall
verwendet wird, der vom Nutzer der Hörvorrichtung bzw. dem Hörgeräteträger wahrgenommen
werden kann.
[0013] Die zweite Schallausgabeeinrichtung der erfindungsgemäßen Hörvorrichtung kann einen
Membranlautsprecher aufweisen. Damit kann zur Erzeugung des Testschalls ein Standardbauteilelement
verwendet werden.
[0014] Die Hörvorrichtung kann ferner eine Analyseeinrichtung zum Ermitteln einer Raumakustik
bzw. einer entsprechenden Raumakustikinformation in Abhängigkeit von der in der Empfangseinrichtung
empfangenen Antwort aufweisen. Diese Raumakustikinformation kann intern genutzt oder
nach außen übertragen werden.
[0015] Die Signalverarbeitungseinrichtung der Hörvorrichtung kann durch die Analyseeinrichtung
entsprechend der ermittelten Raumakustikinformation einstellbar sein. In vorteilhafter
Weise kann somit die Signalverarbeitung besser an die aktuelle akustische Situation
für den Schwerhörigen angepasst werden.
[0016] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert,
die ein Prinzipschaltbild eines erfindungsgemäßen Hörgeräts zeigt.
[0017] Das nachfolgend näher geschilderte Ausführungsbeispiel stellt eine bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung dar.
[0018] Gemäß der schematischen Skizze der beigefügten FIG weist das dargestellte Hörgerät
HG einen Signalgenerator und Signalanalysator GA auf. An diesen Signalgenerator und
-analysator GA ist ein Lautsprecher LS angeschlossen, der an der Oberfläche des Hörgerätegehäuses
GH angeordnet ist. Der Signalgenerator GA und der Lautsprecher LS stellen somit einen
akustischen Signalgeber dar, der in das Hörgerät bzw. dessen Gehäuse GH eingebaut
ist und sich zur Abgabe eines akustischen Testsignals, z. B. im Ultraschallbereich,
eignet.
[0019] Der vom Lautsprecher LS abgestrahlte Schall reflektiert an den Wänden und Gegenständen
eines Raums und wandelt sich so zu einer Raumantwort, die von einem Mikrofon M des
Hörgeräts HG aufgenommen werden kann. Dieses Mikrofon M kann ein übliches Hörgerätemikrofon,
aber auch ein speziell für die Aufnahme von Raumantworten zur Bestimmung der Raumakustik
bereitgestelltes Mikrofon sein. Die aufgenommene Raumantwort wird in dem Mikrofon
M elektrisch gewandelt und zu dem Signalgenerator und -analysator GA geschickt. Dort
wird sie im Hinblick auf raumakustische Besonderheiten, beispielsweise dahingehend,
ob der Raum sehr hallend ist, untersucht. Die Analyse führt dann zu einer Raumakustikinformation,
mit der sich verschiedene Raumakustiken gegebenenfalls in verschiedene Klassen einteilen
lassen.
[0020] Mit der gewonnen Raumakustikinformation bzw. Raumakustikklasse wird die hörgeräteinterne
Signalverarbeitung SV angesteuert. Dies bedeutet, dass der Signalverarbeitungsalgorithmus
entsprechend der Raumakustik eingestellt wird. Folglich wird die Signalverarbeitung
im Hörgerät HG für die aktuelle Raumakustik optimiert. Dadurch steigert sich die Qualität
der automatischen Anpassung des Hörgeräts.
[0021] Die Gewinnung der Raumakustikinformation und eine darauf basierende automatische
Anpassung kann nicht nur für Hörgeräte, sondern auch für andere Hörvorrichtungen wie
beispielsweise Headsets, Kopfhörer und dergleichen verwendet werden.
1. Hörvorrichtung
- einer ersten Schallausgabeeinrichtung zum Beschallen des Gehörs eines Nutzers,
gekennzeichnet durch
- eine zweite Schallausgabeeinrichtung (GA, LS), die sich von der ersten Schallausgabeeinrichtung
unterscheidet, zum Ausgeben eines Testschalls in einen Raum, in dem sich die Hörvorrichtung
befindet, und
- einer Empfangseinrichtung (M) zum Empfangen einer Antwort auf den Testschall aus
dem Raum.
2. Hörvorrichtung nach Anspruch 1, die einen Signalgenerator (GA) zum Erzeugen eines
Testschalls aufweist.
3. Hörvorrichtung nach Anspruch 2, wobei der Signalgenerator (GA) zusammen mit einer
Signalverarbeitungseinrichtung (SV) der Hörvorrichtung auf einem Elektronikchip angeordnet
ist.
4. Hörvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der Testschall im Ultraschallbereich
erzeugt wird.
5. Hörvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die zweite Schallausgabeeinrichtung
(GA, LS) einen Membranlautsprecher umfasst.
6. Hörvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, die eine Analyseeinrichtung
(GA) zum Ermitteln einer Information über eine Raumakustik in Abhängigkeit von der
in der Empfangseinrichtung (M) empfangenen Antwort aufweist.
7. Hörvorrichtung nach Anspruch 6, wobei mit der Analyseeinrichtung (GA) die Signalverarbeitungseinrichtung
(SV) der Hörvorrichtung entsprechend der ermittelten Information einstellbar ist.
8. Verfahren zum Bestimmen einer Information über eine Raumakustik,
gekennzeichnet durch
- Ausgeben eines Testschalls durch eine Hörvorrichtung, insbesondere ein Hörgerät (HG), in einen Raum, in dem sich die
Hörvorrichtung befindet,
- Empfangen einer Antwort auf den Testschall aus dem Raum durch die Hörvorrichtung und
- Bestimmen der Information über die Raumakustik aus der Antwort.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei die Information über die Raumakustik durch die Hörvorrichtung
intern bestimmt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, wobei aufgrund der Information über die Raumakustik
die Signalverarbeitung der Hörvorrichtung eingestellt wird.