[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Gussteils, insbesondere
eines Zylinderkurbelgehäuses mit einer Lagerzone für die Lagerung einer Kurbelwelle,
gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 und ein Zylinderkurbelgehäuse gemäß dem
Oberbegriff des Patentanspruchs 8.
[0002] Es ist bekannt, zur Verbesserung der Härte und der Rissfestigkeit Gussteile nach
dem Guss zu erwärmen und abzuschrecken. Bei Gussteilen aus Aluminiumlegierungen ist
es seit langem bekannt, dass diese durch geeignete Wärmebehandlung ausgehärtet werden
können. So offenbart die
DE10110756A1 ein Gussteil aus einer übereutektischen Al-Si-Legierung, das in einem lokalen Bereich
hoher mechanischer Betriebsspannungskonzentration kurzzeitig bis in den schmelzflüssigen
Bereich der primären Si-Kristalle erwärmt und dann abgeschreckt wird. Ein ähnliches
Verfahren offenbart die
EP1239054A1, bei der eine übereutektische Al-Si-Legierung etwa 3 Sekunden oberhalb der Liquidustemperatur
bei etwa 650°C erhitzt und anschließend rasch erstarrt wird. Die
DE19901508A1 offenbart, dass ein Gussrohling, der nach dem Guss entformt wurde, in hoch belasteten
Bereichen lokal einer zusätzlichen Wärmebehandlung von 10-100 Sekunden bei einer Temperatur
von 450°C-550°C zu unterziehen. Die auf diese Temperatur erwärmten Bereiche werden
anschließend abgeschreckt und der Gussrohling ausgelagert.
[0003] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Herstellung eines Gussteils,
insbesondere eines Zylinderkurbelgehäuses mit einer Lagerzone für die Lagerung einer
Kurbelwelle, verfübgar zu machen, das weniger aufwändig und kostengünstig ist.
[0004] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 und des
Patentanspruchs 8 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in Unteransprüchen
angegeben.
[0005] Die erfindungsgemäße Verfahren sieht neben seinen gattungsbildenden Merkmalen vor,
dass das Gussteil abgegossen und aus der Gießform entnommen wird und dass das Gussteil
direkt anschließend in Bereichen, die einer hohen mechanischen Belastung ausgesetzt
werden, bei einer Temperatur im Solidusbereich abgeschreckt wird. Das Gussteil wird
dabei nicht zusätzlich wieder erwärmt, sondern das lokale Abschrecken erfolgt im normalen
Abkühlvorgang nach dem Gießen. Das Gussteil besteht bevorzugt aus einer Aluminiumlegierung,
insbesondere einer übereutektischen Al-Si-Legierung, besonders bevorzugt aus einer
AISi17Cu4Mg-Legierung. Bei dem Abschrecken im Solidusbereich einer AlSiCu-Legierung
erfolgt ein Einfrieren des vorher noch gelösten Kupfers aus der AlSiCu-Legierung.
Bei einer anschließenden Wärmebehandlung kommt es zu einer Cu-Phasenbildung und damit
zur einer Härte- und Festigkeitssteigerung. Es ist kein zusätzlicher Energiebedarf
für diese im Prinzip lokale Temperaturbehandlung notwendig, da hierfür die Restwärme
des Gussteils außerhalb des abgeschreckten Bereichs zur Verfügung steht, die nach
dem Abschrecken den abgeschreckten Bereich erwärmt. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
entfällt außerdem gegenüber dem Stand der Technik ein zusätzliches Aufschmelzen oder
Aufwärmen des Gussteils nach dem Gießen, da das lokale Abschrecken im Abkühlvorgang
des Gussteils erfolgt. Daher werden erhebliche Energiekosten eingespart sowie die
Produktionszeit verkürzt. Das Gussteil ist bevorzugt ein Zylinderkurbelgehäuse, das
in einer Lagerzone zur Lagerung einer Kurbelwelle (Lagerstuhl) lokal abgeschreckt
wird.
[0006] In einem günstigen Verfahrensschritt wird das Gussteil bei einer Starttemperatur
zwischen 380°C und 500°C, bevorzugt 440°C, abgeschreckt. Der Temperaturbereich ist
in einer AlSiCu-Legierung für eine Cu-Phasenbildung notwendig, damit noch ausreichend
Cu im Al-Mischkristall gelöst ist, das bei der nachfolgenden Anlassbehandlung zur
Ausscheidung zur Verfügung steht. Abhängig von der Anlasstemperatur lassen sich Härten
von > 150 HB erzielen
[0007] In einem weiteren günstigen Verfahrensschritt wird das Gussteil zum Abschrecken mit
Wasser aus einem Sprühstrahl lokal beaufschlagt. Hierzu ist eine definierte geometrieabhängige
Kühleinstellung erforderlich, um die Ausbautemperatur > 380° C zu gewährleisten. Eventuell
ist eine zusätzliche Aufheizung der Formpartien erforderlich.
[0008] Bevorzugt wird das Wasser fein zerstäubt, so dass das Wasser beim Auftreffen auf
das Gussteil vollständig verdampft. Der Sprühstrahl kann daher mittels Sprühdüsen
besonders präzise lokal wirken und lässt sich gezielt anwenden.
[0009] In einem weiteren günstigen Verfahrensschritt erfolgt das Abschrecken mit einer Rate
von 0,8 bis 4,0 K/s, insbesondere 1 bis 1,4 K/s, bevorzugt ca. 1,2 K/s. Die Abschreckdauer
beträgt einige Minuten, bevorzugt 1-5 Minuten. Der Kühlvorgang kann nach dem Erreichen
eines Temperaturniveaus < 250° C beendet werden.
[0010] In einem weiteren günstigen Verfahrensschritt wird die Abschreckrate und/oder die
Starttemperatur beim Abschrecken gewählt, so dass im abgeschreckten Bereich des Gussteils
eine Brinellhärte von 115 bis 155 HB, insbesondere 120 bis 150 HB, bevorzugt 125 bis
145 HB erzeugt wird.
[0011] In einem weiteren günstigen Verfahrensschritt wird die Abschreckrate und/oder die
Starttemperatur beim Abschrecken gewählt, so dass im abgeschreckten Bereich eine Biegeumlauffestigkeit
von 80 bis 100 MPa, insbesondere 85 bis 95 MPa, bevorzugt 89 MPa erzeugt wird. Die
Biegeumlauffestigkeit wird bestimmt, indem ein Probenteil entnommen, in Drehung versetzt
und durch eine seitliche Krafteinleitung mit einem seitlichen Biegemoment beaufschlagt
wird.
[0012] Bevorzugt ist eine Verwendung des Verfahrens zur Herstellung eines Zylinderkurbelgehäuses
mit einem Bereich einer Lagerzone einer Kurbelwelle, wobei das Abschrecken im Bereich
der Lagerzone der Kurbelwelle erfolgt.
[0013] Weitere Ausbildungsformen und Aspekte der Erfindung werden unabhängig von einer Zusammenfassung
in den Patentansprüchen ohne Beschränkung der Allgemeinheit im Folgenden anhand einer
Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigen
- Fig. 1
- im Schnitt eine Prinzipskizze eines bevorzugten Zylinderkurbelgehäuses mit einer Lagerzone
für die Lagerung einer Kurbelwelle;
- Fig. 2
- eine Verteilung der Brinellhärte in einem abgeschreckten Bereich eines Zylinderkurbelgehäuses.
[0014] Fig. 1 zeigt im Schnitt eine Prinzipskizze durch ein bevorzugtes, als Zylinderkurbelgehäuse
ausgebildeten Gussteil 10 mit einem Lagerzone 11 für die Lagerung einer zeichnerisch
nicht dargestellten Kurbelwelle.
[0015] Das Zylinderkurbelgehäuse 10 weist eine erste und eine zweite Zylinderbank 12, 13
in einer V-Anordnung auf. In einer Basis des V ist die Lagerzone 11 gebildet. Das
Zylinderkurbelgehäuse 10 ist im zusammengebauten Zustand auf einer Lagertraverse 14
angeordnet und schließt mit dieser nicht erkennbare Lagerbänke ein, auf denen eine
nicht dargestellte Kurbelwelle gelagert ist. Eine Bohrung, deren Querschnitt sowohl
in der Lagertraverse 14 als auch in der Lagerzone 11 verläuft, bildet eine Kurbelwellenlagergasse
15. Die Lagertraverse 14 ist über Hauptlagerverschraubungen 16 mit dem Zylinderkurbelgehäuse
10 verbunden
[0016] Erfindungsgemäß wird zur Herstellung eines Zylinderkurbelgehäuses 10 das Zylinderkurbelgehäuse
10 in einer Gussform gegossen, und nach dem Abgießen des Zylinderkurbelgehäuses 10
das Gießwerkzeug geöffnet und das Zylinderkurbelgehäuse 10 aus der Gießform entnommen.
Direkt nach dem Abgießen und Entnehmen wird das Zylinderkurbelgehäuse 10 lokal im
Bereich der Lagerzone 11 aus Spritzdüsen mit feinzerstäubten Wassertröpfchen bei einer
Starttemperatur von vorzugsweise 440°C abgeschreckt. Das Wasser verdampft beim Auftreffen
auf das Zylinderkurbelgehäuse 10 vollständig. Vorzugsweise erfolgt das Abschrecken
mit einer Rate von 0,8 bis 1,6 K/s, insbesondere 1 bis 1,4 K/s, bevorzugt 1,2 K/s
über einen Zeitraum von 4-5 Minuten. Es bildet sich in der Lagerzone 11 eine Brinellhärte
von 115 bis 155 HB, insbesondere 120 bis 150 HB, bevorzugt 125 bis 145 HB und eine
Biegeumlauffestigkeit von 80 bis 100 MPa, insbesondere 85 bis 95 MPa, bevorzugt 89
MPa.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0017]
- 10
- Gussteil (Zylinderkurbelgehäuse)
- 11
- Lagerzone für die Lagerung einer Kurbelwelle
- 12
- Zylinderbank
- 13
- Zylinderbank
- 14
- Lagertraverse
- 15
- Kurbelwellenlagergasse
- 16
- Hauptlagerverschraubung
- 17
- relevanter Bereich bzgl. Lagerstuhlfestigkeit
1. Verfahren zur Herstellung eines Gussteils (10), insbesondere eines Zylinderkurbelgehäuses
mit einer Lagerzone (11) für die Lagerung einer Kurbelwelle für eine Verbrennungskraftmaschine,
aus einer Al-Si-Legierung, wobei das Gussteil (10) in einer Gussform gegossen wird,
dadurch gekennzeichnet, dass folgende Schritte nacheinander ausgeführt werden:
- das Gussteil (10) wird abgegossen und der Gießform entnommen,
- das Gussteil (10) wird direkt anschließend in Bereichen, die einer hohen mechanischen
Belastung ausgesetzt werden, bei einer Temperatur im Solidusbereich abgeschreckt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Gussteil (10) bei einer Starttemperatur zwischen 380°C und 500°C, bevorzugt 440°C,
abgeschreckt wird, wobei die Kühlparameter - unabhängig vom Erstarrungsverlauf- so
gewählt werden, dass beim Ausbau des Gussteils das Temperaturniveau >380° C sichergestellt
ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei ungünstigen geometrischen Verhältnissen durch zusätzlichen Wärmeeintrag das Temperaturniveau
> 380° C eingestellt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Gussteil (10) zum Abschrecken mit Wasser aus einem Sprühstrahl lokal beaufschlagt
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Wasser fein zer stäubt wird, so dass das Wasser beim Auftreffen auf das Gussteil
vollständig ver dampft.
6. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Abschrecken mit einer Rate von 0,8 bis 4,0 K/s, insbesondere 1 bis 1,4 K/s, bevorzugt
1,2 K/s erfolgt.
7. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Abschrecken mehrere Minuten erfolgt.
8. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass im abgeschreckten Bereich des Gussteils (10) eine Brinellhärte von 115 bis 155 HB,
insbesondere 120 bis 150 HB, bevorzugt 115 bis 145 HB erzeugt wird.
9. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass im abgeschreckten Bereich eine Biegeumlauffestigkeit von 80 bis 100 MPa, insbesondere
85 bis 95 MPa, bevorzugt 89 MPa erzeugt wird.
10. Zylinderkurbelgehäuse aus einer AlSiCu-Legierung mit einer Lagerzone (11) zur Lagerung
einer Kurbelwelle, dadurch gekennzeichnet, dass die Lagerzone (11) erstarrt ist, wobei in der Abkühlphase nach dem Abgießen und Entnehmen
aus einer Gießform der Bereich der Lagerzone (11) bei einer Solidustemperatur abgeschreckt
wird.