[0001] Die Erfindung betrifft eine Kokille für eine Stranggießanlage für Metall zur Erzeugung
von Flachprodukten, insbesondere Brammen.
[0002] Derartige Kokillen sind aus dem Stand der Technik, zum Beispiel aus der
EP 1 379 344 B1 grundsätzlich bekannt. Die in dieser europäischen Patentschrift beschriebene Kokille
weist zwei Schmalseitenwände und zwei Breitseitenwände auf, die zusammen einen Formhohlraum
der Kokille ausbilden. Der Formhohlraum gibt das Profil eines mit der Stranggießanlage
zu gießenden Stranges vor. Die dem Formhohlraum zugewandte Innenseite von zumindest
einer der Schmalseitenwände, weist eine parabolische Konizität auf. Die parabolische
Konizität ist an das Schrumpfverhalten der Strangschale bei Abkühlung des Stranges
angepasst, wodurch eine bessere Führung des Stranges bzw. der Strangschale gewährleistet
werden kann. Die parabolisch ausgebildeten Seitenwände liegen besser als geradlinig
konturierte Seitenwände an der Strangschale an und gewährleisten somit eine gleichmäßigere
Wärmeabfuhr und damit eine homogenere Erstarrung des Stahls. Die europäische Patentschrift
sieht vor, die Schmalseitenwände der Kokille so auszubilden, dass deren parabolische
Konizität nach Maßgabe diverser Betriebsparameter mithilfe von Druckelementen variabel
einstellbar ist.
[0003] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
eine bekannte Kokille für eine Stranggießanlage mit parabelförmigern Konturverlaufsabschnitt
an den Innenseiten ihrer Schmalseitenwände dahingehend weiterzubilden, dass die Zuführung
von Gießpulver vereinfacht wird.
[0004] Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand des Patentanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen beschrieben.
[0005] Der Kern der Erfindung ist darin zu sehen, dass die Innenseite von zumindest einer
Schmalseitenwand der Kokille deutlich über einen nominellen Kokillenbadspiegel hinaus
erhöht wird. Dabei bezeichnet der nominelle Kokillenbadspiegel den Pegel einer Schmelze
innerhalb der Kokille, der während eines Gießvorgangs idealerweise beibehalten werden
sollte. Dieser nominelle Kokillenspiegel kann jedoch in der Praxis während eines Gießvorganges
grundsätzlich auch leicht schwanken.
[0006] Die beanspruchte Ausgestaltung der Innenseite von zumindest einer Schmalseitenwand
der Kokille in Form von zwei benachbarten unterschiedlichen Konturverlaufsabschnitten,
wobei der zweite Konturabschnitt oberhalb des nominellen Kokillenbadspiegels angeordnet
ist, ermöglicht eine vereinfachte Zuführung von zum Beispiel Gießpulver während eines
Gießvorganges in die Kokille. Die Ausbildung des zweiten Konturverlaufsabschnitts
so, dass er den parabelförmigen Verlauf des ersten Konturverlaufsabschnittes nicht
fortschreibt, begünstigt die Zuführung des Gießpulvers weiterhin und verbessert die
Führung der Strangschale. Das Gießpulver wird dann bei einer Eintragungsrichtung im
wesentlichen parallel zur Gießrichtung in seinem Fluss nicht durch den parabelförmig
ausgebildeten ersten Konturverlaufsabschnitt behindert; vielmehr wird es durch den
zweiten Kokillenverlaufsabschnitt in das Innere der Kokille hineingeleitet. Das Gießpulver
wirkt insbesondere als Schmiermittel zwischen den Seitenwänden der Kokille und einem
frisch gegossenen Strang. Mit der beanspruchten verbesserten Gießpulverzuführung wird
insofern eine verbesserte Zuführung von Schmiermitteln realisiert. Ein weiterer Vorteil
ist, dass die Sicherheit des Gießprozesses erhöht wird und eine Steigerung der Gießgeschwindigkeit
sowie eine Steigerung der Lebensdauer der Schmalseitenwände wegen geringerem Verschleiß
möglich sind.
[0007] Schließlich sei erwähnt, dass die beanspruchte Ausgestaltung der Innenseite von zumindest
einer Schmalseitenwand in zwei Konturverlaufsabschnittte mit jeweils unterschiedlichen
Konturverläufen die Gefahr eines Aufhängens der Oberkante des Warmstranges, das heißt
eines Strangsteckers - gegenüber aus dem Stand der Technik bekannten durchgängigen
nicht-linearen Konturverläufen über die gesamte Höhe der Schmalseitenwand - deutlich
reduziert. Schließlich sei erwähnt, dass durch die verbesserte Gießpulverzuführung
auch eine Qualitätsverbesserung beim Gießen von empfindlichen Stählen erreicht werden
kann.
[0008] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung gemäß der Erfindung, kann der erste Konturverlaufsabschnitt
entweder nicht stetig, stetig aber nicht differenzierbar oder stetig differenzierbar
in den zweiten Konturverlaufsabschnitt übergehen. Dabei bedeutet ein nicht stetiger
Übergang, dass sich die beiden Konturverläufe in dem Übergang nicht berühren, sondern
einen Absatz aufweisen. Bei einem stetig nicht differenzierbaren Übergang berühren
sich der erste und zweite Konturverlaufsabschnitt zwar in dem Übergang, bilden dort
aber einen Knick. Demgegenüber bezeichnet ein stetig differenzierbarer Übergang einen
homogenen Übergang zwischen dem ersten und zweiten Konturverlaufsabschnitt, das heißt,
der Übergang ist geglättet, es ist dort kein Knick ausgebildet.
[0009] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand weiterer Unteransprüche.
[0010] Der Beschreibung sind insgesamt zwei Figuren beigefügt, wobei
- Figur 1
- eine schematische Übersicht über eine Stranggießanlage für Stahl mit einer erfindungsgemäßen
Kokille; und
- Figur 2
- die erfindungsgemäße Geometrie der Schmalseitenwand einer Kokille
veranschaulicht.
[0011] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die genannten Zeichnungen in
Form von Ausführungsbeispielen detailliert beschrieben.
[0012] Figur 1 gibt eine schematische Übersicht über eine Stranggießanlage 1, in der eine
erfindungsgemäß ausgebildete Kokille 7 zum Einsatz kommt. Die dargestellte Stranggießanlage
soll als Beispiel dienen, für eine Vielzahl möglicher Stranggießanlagentypen, insbesondere
zur Erzeugung von Flachprodukten. Die erfindungsgemäße Kokille 7 kann als Plattenkokille
zur Herstellung von Brammen, auch dünnen Brammen, Dünnbrammen oder Vorblöcken dienen.
[0013] Die dargestellte Stranggießanlage 1 besteht im Wesentlichen aus einer Gießpfanne
2, aus welcher das flüssige Metall 3 über ein Schattenrohr 4 in einen Verteiler 5
und von dort über einen Tauchausguss 6 in die Kokille 7 gelangt. Vor Gießbeginn wird
der Boden der Kokille mit einem so genannten Kaltstrang verschlossen. Sobald während
eines Gießvorganges eine vorgeschriebene Badspiegelhöhe S einer Schmelze erreicht
ist, wird der in seiner Randzone erstarrte Strang 8 zunächst mithilfe des Kaltstrangs
und später durch Treiberrollen aus der Kokille 7 gezogen. Um die Gießqualität zu verbessern,
verläuft der Strang 8 bei der gezeigten Ausführungsform nach Austritt aus der Kokille
7 durch eine Rührspule 9 und durch eine Sekundärkühlzone 10. Danach schließen sich
Richttreiber 11 an. Nach der vollständigen Erstarrung kann der Strang durch mitfahrende
Schneidbrenner oder Scheren 12 geteilt werden und gelangt dann zu Sortierbetten 13.
[0014] Figur 2 zeigt die erfindungsgemäße Geometrie bzw. das erfindungsgemäße Profil für
eine Schmalseitenwand einer Kokille, aufgetragen in einem XY-Koordinatensystem. Dabei
bezeichnet Y die Länge bzw. Höhe der Schmalseitenwand 100 und die X-Koordinate die
Dickenverteilung der Schmalseitenwand. In Y-Richtung wird die Schmalseitenwand 100
durch eine Oberkante 110 und durch eine Unterkante 120 begrenzt. Zur Erzielung einer
guten Wärmeabfuhr von dem frisch gegossenen Strang an die Umgebung ist die Seitenwand
vorzugsweise aus wärmeleitendem Metall, z. B. Kupfer gefertigt.
[0015] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung bezeichnet die Innenseite I diejenige Seite
der Schmalseitenwand 100 der Kokille, welche einem durch die Kokille 7 aufgespannten
Formhohlraum F zugewandt ist.
[0016] Erfindungsgemäß werden bei der Innenseite I ein erster Konturverlaufsabschnitt K1
und ein zweiter Konturverlaufsabschnitt K2 unterschieden. Beide Konturverlaufsabschnitte
sind grundsätzlich unterschiedlich ausgeformt; insbesondere schreibt der zweite Konturverlaufsabschnitt
K2 nicht die durch den ersten Konturverlaufsabschnitt repräsentierte Parabel fort.
In dem Übergang bzw. Übergangspunkt P in welchem die beiden Konturverlaufsabschnitte
aneinander grenzen, können die beiden Konturverlaufsabschnitte K1 und K2 entweder
einen Versatz, einen Knick oder einen geglätteten Übergang ineinander aufweisen.
[0017] Wie in Figur 2 zu erkennen ist, liegt der ideale bzw. nominelle Kokillenbadspiegel
im oberen Bereich des Konturverlaufsabschnittes K1 und übersteigt selbst bei kleineren
Schwankungen während des Gießvorganges in der Regel nicht den Übergangspunkt P zwischen
den beiden Konturverlaufsabschnitten K1 und K2. Das bedeutet, dass der zweite Konturverlaufsabschnitt
sich zumindest im Wesentlichen oberhalb dieses nominellen Kokillenbadspiegels S erstreckt;
in Figur 2 ist dieser Sachverhalt dadurch symbolisiert, dass der Abstand L 2 des nominellen
Kokillenbadspiegels S zur Oberkante 110 der Innenseite I bzw. zur Oberkante der Schmalseitenwand
grundsätzlich immer größer oder gleich einem Abstand L1 des Übergangspunktes P zu
der Oberkante 110 der Seitenwand ist. Der erfindungsgemäß oberhalb des Kokillenbadspiegels
S angeformte zweite Konturverlaufsabschnitt K2 kann linear, das heißt gradlinig oder
nicht linear ausgebildet sein; er dient, wie oben im allgemeinen Teil der Beschreibung
beschrieben, zur Verbesserung der Zuführung von Gießpulver in die Kokille 7 während
eines Gießvorganges. Diese Zuführung wird insbesondere dadurch erleichtert, dass der
zweite Konturverlaufsabschnitt K2 entweder parallel zu der Gießrichtung G ausgeformt
ist oder mit zunehmender Annäherung an die Oberkante 110 der Innenseite I bzw. der
Schmalseitenwand 100 einen zunehmend größeren Abstand zur Mittelachse der Kokille
aufweist.
1. Kokille (7) für eine Stranggießanlage (1) für Metall, mit zwei Schmalseitenwänden
(100) und zwei Breitseitenwänden zum Ausbilden eines Formhohlraumes (F) der Kokille
(7),
wobei die dem Formhohlraum (F) zugewandte Innenseite (I) von zumindest einer der Schmalseitenwände
(100) einen ersten Konturverlaufsabschnitt (K1) in Form einer Parabel aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Innenseite (I) der zumindest einen Schmalseitenwand (100) einen an den ersten
Konturverlaufsabschnitt (K1) angrenzenden zweiten Konturverlaufsabschnitt (K2) aufweist,
welcher sich im Betrieb der Kokille zumindest im Wesentlichen oberhalb eines nominellen
Kokillenbadspiegels (S) erstreckt; und der erste und der zweite Konturverlaufsabschnitt
(K1, K2) nicht als benachbarte Konturverlaufsabschnitte derselben Parabel ausgeformt
sind.
2. Kokille (7) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der zweite Konturverlaufsabschnitt (K2) linear oder nichtlinear ausgeformt ist.
3. Kokille (7) nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der zweite Konturverlaufsabschnitt (K2) parallel zur Gießrichtung (G) ausgeformt
ist oder mit zunehmender Annäherung an die Oberkante (110) der Innenseite (I) einen
zunehmend größeren Abstand zur Mittelachse der Kokille (7) aufweist.
4. Kokille (7) nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der erste Konturverlaufsabschnitt (K1) in einem Übergang (P) zwischen den beiden
Konturverlaufsabschnitten (K1, K2) nicht stetig, stetig nicht differenzierbar oder
stetig differenzierbar in den zweiten Konturverlaufsabschnitt (K2) übergeht.
5. Kokille (7) nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sich der erste Konturverlaufsabschnitt (K1) im Betrieb der Kokille (7) im Wesentlichen
unterhalb des Kokillenbadspiegels (S) erstreckt.
IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE
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