[0001] Die Erfindung betrifft eine Überlastwarneinrichtung für Bagger, vorzugsweise Hydraulikbagger
oder Material-Umschlaggeräte, nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Überlastwarneinrichtungen sollen dem Fahrer notwendige Informationen hinsichtlich
einer möglichen Überlast des Gerätes geben. Bei Hydraulikbaggern, die im Baubereich
wie auch als Umschlaggerät im Industriebereich eingesetzt werden können, dienen die
Überlastwarneinrichtungen in erster Linie als Sicherheitsinstrument, um ein Umkippen
des Gerätes zu verhindern.
[0003] Es sind bereits Überlastwarneinrichtungen in verschiedenen Bauausführungen bekannt.
Hierbei werden folgende zwei Varianten verwendet:
In einer ersten Variante wird der Hydraulikdruck im Hubzylinder gemessen. Wenn der
Bagger arbeitet wird stets der Hydraulikdruck im Hubzylinder überwacht. Anhand einer
im Vorfeld über die Konfiguration des Gerätes durchgeführten Nutzlastberechnung ist
als Referenzwert der niedrigste Hydraulikzylinderdruck ermittelt, bei dem das Gerät
in jedem Fall noch sicher steht. Dieser berechnete Druck wird werkseitig mit einem
Druckschalter eingestellt. Überschreitet nun der Druck im Hubzylinder während der
Lasthebearbeiten den eingestellten Wert, wird der Fahrer durch ein entsprechendes
Alarmsignal gewarnt.
In einer zweiten Variante wird der Hydraulikdruck im Hubzylinder und gleichzeitig
die Auslegerposition gemessen. Hier wird also wie bereits zuvor geschildert während
des Arbeitens der Hydraulikdruck im Hubzylinder überwacht. Zusätzlich wird jedoch
die Stellung des Auslegers entweder über den Winkel oder über die Zylinderposition
berücksichtigt. Für die Auslegerkinematik der vorhandenen Konfiguration wird im Vorfeld
eine Nutzlastberechnung durchgeführt, bei der für jede Auslegerposition der niedrigste
Hubzylinderdruck berechnet wird. Anhand dieser Daten und der Kennlinie des Druckschalters
wird eine Kurvenscheibe konstruiert, die sich synchron mit dem Ausleger dreht und
für jede Auslegerposition den korrekten Druck am Druckschalter einstellt. Überschreitet
der Hubzylinderdruck während der Lasthebearbeiten den eingestellten Wert, wird der
Fahrer durch ein Alarmsignal gewarnt.
[0004] Auch Kombinationen der beiden Meßverfahren werden eingesetzt. Beispielsweise wird
im nicht abgestützten Zustand eines Baggers, das heißt beim Arbeiten auf den Reifen
die erste Variante verwendet, während für den abgestützten Zustand die zweite Variante
verwendet wird (oder umgekehrt).
[0005] Bei den zuvor beschriebenen bislang verwendeten Überlastwarneinrichtungen ergeben
sich in der Praxis allerdings einige Probleme.
[0006] So kann sich für den Fall, dass die Ausrüstungsposition nicht berücksichtigt wird,
die Abweichung zwischen der berechneten Kipplast und der tatsächlich aufnehmbaren
Kipplast bis zu 40% betragen. Wird nun der Auslegerwinkel mit einbezogen und für die
restlichen Ausrüstungsbauteile jeweils der ungünstigste Zustand berücksichtigt, kann
die Abweichung zwischen der berechneten Kipplast und der tatsächlich aufnehmbaren
Kipplast immer noch bis zu 20% betragen.
[0007] Will man nun die Ausrüstungsposition genau bestimmen, so muss für jedes Ausrüstungsbauteil,
beispielsweise über einen Winkelaufnehmer die Position bestimmt werden. Dies wiederum
ist aufwendig und teuer.
[0008] Ist nun die Gerätekonfiguration nicht bekannt bzw. wurde sie verändert, funktioniert
die Überlastwarneinrichtung nicht mehr korrekt, da dann durch die Berechnung mit der
falschen Konfiguration aus den gemessenen Daten ein falscher Rückschluß auf die Standsicherheit
gezogen wird.
[0009] Die Berechnung des Belastungszustandes kann nur exakt für den Fall bestimmt werden,
dass das Gerät eben steht. Bei Neigung in Längs- und/oder Querrichtung dagegen verringert
sich das Standmoment der Maschine. Die Überlastwarneinrichtung gibt in diesem Fall
zu spät das Warnsignal aus.
[0010] Ausgehend von der vorgenannten Problematik bei bekannten Überlastwarneinrichtungen
stellt sich die Aufgabe, eine gattungsgemäße Überlastwarneinrichtung derart weiterzubilden,
dass ein Überlastzustand sofort und zutreffend ermittelbar und anzeigbar ist.
[0011] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch eine Überlastwarneinrichtung mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst.
[0012] Demnach werden an den in der Regel vier Abstützpunkten des Baggers die vier Aufstandskräfte
ermittelt, das heißt die Abstütz- bzw. die Radlasten des Baggers werden gemessen,
da anhand dieser Lasten die Standfestigkeit des Baggers unmittelbar abgelesen werden
kann. Hierzu werden erfindungsgemäß die Aufstandskräfte an den vier Abstützpunkten
in eine ihrem Betrag nach absteigender Reihenfolge gebracht, so dass gilt F
1 > F
2 > F
3 > ... > F
n. Mit diesen Werten wird die Standsicherheit nach folgender Formel ermittelt:

[0013] Für n = 4 Aufstandspunkte gilt:

[0014] In der vorgenannten Regel geht man also davon aus, dass in dem Fall, dass die Summe
der beiden kleineren Aufstandskräfte bezogen auf die Summe der gesamten Aufstandskräfte
einen vorbestimmten Betrag unterschreitet, das Gerät zum Umkippen neigt.
[0015] Dieser minimale Standsicherheitswert S
min wird üblicherweise durch Normen festgelegt. Für Hydraulikbagger im Bau- und Umschlagbereich
gilt beispielsweise die Norm ISO 10567. Hier wird die Nennlast in Höhe von 75% der
statischen Kipplast definiert, was zu einer Mindeststandsicherheit S
min von 25% führt. Daher ist der vorzugsweise Wert für S
min = 0,25.
[0016] Überschreitet also der entsprechend gemessene Wert der Aufstandskräfte den Wert S
min wird ein entsprechendes Warnsignal an den Baggerführer ausgegeben. Gegebenenfalls
kann hier unmittelbar auf die Steuerung des Baggers eingewirkt werden, um ein Umfallen
zu verhindern.
[0017] Vorteilhaft kann mit der erfindungsgemäßen Überlastwarneinrichtung die Standsicherheit
zu jedem Zeitpunkt und für jede beliebige Stellung exakt ermittelt werden. Es genügt
hier, die Aufstandskräfte des Baggers zu messen. Für die Berechnung der Standsicherheit
werden keine weiteren Angaben benötigt. Es brauchen auch keine Winkel der Ausrüstung
oder der Oberwagenstellung gemessen werden. Es bedarf keiner Vorabberechnungen für
verschiedene Gerätekonfigurationen. Das Erstellen und die Verwaltung von Kurvenschreiben
für unterschiedliche Konfigurationen entfällt. Im Unterschied zu der Überlastwarneinrichtung
im Stand der Technik müssen keinerlei Einstellungen am Bagger vorgenommen werden.
Änderungen an der Gerätekonfiguration selbst haben keinerlei Auswirkungen auf die
Genauigkeit der Standsicherheitsberechnung. Eine Schräglage des Geräts, das heißt
eine Neigung in Längs- und/oder Querrichtung, wird ebenfalls in der Standsicherheitsermittlung
berücksichtigt.
[0018] Besondere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den sich an den Hauptanspruch anschließenden
Unteransprüchen.
[0019] Nach einer ersten besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung können die
Aufstandskräfte über die Zylinderdrücke der Abstützzylinder der Abstützung gemessen
werden. Hierzu werden an jedem Zylinder kolbenseitig vorteilhaft Drucksensoren angebracht.
Anhand der bekannten Kolbenfläche und der Abstützkinematik können die vier Abstützkräfte
dann berechnet werden. Hierbei ist allerdings darauf zu achten, dass die Zylinder
nicht ganz auf Anschlag ausgefahren werden dürfen, da dann der kolbenseitige Druck
alleine keine ausreichende Aussage über die Abstützkraft mehr gibt. In diesem Fall
müßten die Drücke auf Kolben- und Stangenseite gemessen und die daraus resultierenden
Kräfte voneinander subtrahiert werden.
[0020] Die Messung der Zylinderdrücke in den Abschlußzylindern kann die Standsicherheit
nur für den abgestützten Zustand des Gerätes ermitteln. Doch dies ist in den meisten
Fällen bereits ausreichend, insbesondere in Einsatzbereichen, wo überwiegend oder
nur im abgestützten Zustand Lasthebearbeiten durchgeführt werden. Für den nicht abgestützten
Zustand dieser Geräte könnte die bereits im Stand der Technik diskutierte erste Variante
der Überlastwarneinrichtung ergänzend zum Einsatz kommen.
[0021] Eine andere bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung führt dazu, dass die Abstützkräfte
über Kraftmeßbolzen oder Kraftmeßdosen an den Abstützwippen der jeweiligen Abstützeinrichtung
ermittelbar ist. Diese Ausgestaltung der Erfindung beinhaltet den Vorteil, dass die
Abstützkräfte unmittelbar gemessen werden und nicht erst über die Abstützkinematik
umgerechnet werden müssen. Die entsprechenden Kraftmeßbolzen und Kraftmeßdosen müssen
jeweils gegen Schmutz und Beschädigung geschützt werden.
[0022] Eine andere Alternative besteht darin, dass Kraftmeßbolzen am jeweiligen Einbolzpunkt
des Abstützzylinders zum Unterwagen angebracht werden. Hierdurch ergibt sich eine
besonders einfache Verkabelung und die Gefahr der Verschmutzung ist weitgehend ausgeschaltet.
Allerdings müssen im Unterschied zur vorherig diskutierten bevorzugten Ausgestaltung
die Kräfte wieder über die Abstützkinematik umgerechnet werden. Über die vorgenannte
Ausgestaltung der Erfindung lassen sich nur die Abstützkräfte ermitteln, nicht jedoch
die Radlasten.
[0023] Eine weitere bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung liegt nun aber darin, die Radlasten
über Dehnungsmeßstreifen zu ermitteln. Hierzu sind an geeigneter Stelle an den Achsen
Dehnungsmeßstreifen anzubringen und über die Durchbiegung der Achsen können dann die
Radlasten ermittelt werden. Die Dehnungsmeßstreifen müssen hier vor Beschädigung entsprechend
geschützt werden. Diese Meßmethodik erfordert eine vorherige Kalibrierung.
[0024] Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus dem in
der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel. Es zeigen die Figuren 1 und 2 jeweils
Hydraulikbagger gemäß der vorliegenden Erfindung.
[0025] In Figur 1 ist ein Hydraulikbagger 10 üblicher Konfiguration gezeigt, an dessen Unterwagen
12 hydraulisch ausfahrbare Abstützfüße 14 angeordnet sind. Hier ist also eine entsprechende
Vierpunktabstützung verwirklicht. In der Figur 1 sind die Aufstandskräfte F1, F2,
F3 und F4 an den jeweiligen Abstützfüßen 14 eingezeichnet.
[0026] Die Figur 2 entspricht derjenigen gemäß Figur 1. Dort sind beim Hydraulikbagger 10
aber im Unterschied zur Figur 1 die entsprechenden Aufstandskräfte F1, F2, F3 und
F4 an den Rädern eingezeichnet. Diese sind dann zu berücksichtigen, wenn der Bagger
10 nicht über die Vierpunktabstützung abgestützt ist.
1. Überlastwarneinrichtung für Bagger, vorzugsweise Hydraulikbagger oder Material-Umschlaggeräte,
mit drei oder mehr Aufstandspunkten,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Aufstandskräfte an den Aufstandspunkten ermittelt werden, daß sie in eine ihrem
Betrag nach absteigende Reihenfolge gebracht werden, so daß gilt F
1 > F
2 > F
3 > ... > F
n und daß die Standsicherheit nach folgender Formel ermittelt wird:
2. Überlastwarneinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Smin einen Wert von 0,25 aufweist.
3. Überlastwarneinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufstandskräfte über die Zylinderdrücke der Abstützzylinder gemessen werden.
4. Überlastwarneinrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß an jedem Abstützzylinder kolbenseitig und/oder stangenseitig ein Drucksensor angebracht
ist.
5. Überlastwarneinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufstandskräfte über Kraftmeßbolzen oder Kraftmeßdosen an den Abstützwippen der
Abstützung gemessen werden.
6. Überlastwarneinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufstandskräfte über Kraftmeßbolzen in den Einbolzpunkten der Abstützzylinder
am Unterwagen gemessen werden.
7. Überlastwarneinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufstandskräfte über die Messung der Radlasten ermittelt werden.
8. Überlastwarneinrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Messung der Radlasten über Dehnungsmeßstreifen erfolgt.
9. Hydraulikbagger mit einer Überlastwarneinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8.