[0001] Die Erfindung betrifft Verfahren zur Prognose eines ein Straßennetz mit mehreren
Netzknoten und Links kennzeichnenden künftigen Verkehrszustandes und/oder zur Erkennung
eines Störfalles in dem Straßennetz. Die Erfindung bezieht sich außerdem auf eine
Verkehrsmanagementzentrale.
[0002] Aus
DE 101 46 398 A1 ist ein Verfahren zum Steuern von Lichtsignalgeben an einem Knotenpunkt eines Straßenverkehrsnetzes
bekannt, bei welchem bereits zu einem früheren Zeitpunkt an dem Knotenpunkt erfasste
Verkehrszustände durch Clusterung in Klassen eingeteilt werden, wobei für jede Klasse
von Verkehrszuständen ein charakteristischer Verkehrszustand als Repräsentant ermittelt
wird. Bei Eintritt eines aktuellen Verkehrszustandes wird durch eine definierte Metrik
der bezüglich dem aktuellen Verkehrszustand nächstliegende charakteristische Verkehrszustand
ermittelt und ein diesem charakteristischem Verkehrszustand zugeordnetes Signalprogramm
für den Lichtsignalgeber ausgeführt. Durch die Clusterung wird die Vielfalt der an
dem Knotenpunkt auftretenden Verkehrszustände auf eine sinnvoll begrenzte Anzahl von
typischer Weise auftretenden Verkehrszuständen, den charakteristischen Verkehrszuständen,
begrenzt. Dieses schränkt wiederum die Anzahl an zu speichernden, auf die charakteristischen
Verkehrszustände abgestimmten Signalprogramme ein. Falls auch der aktuelle Verkehrszustand
für künftige Auswertungen in die Clusterung miteinbezogen wird, ergibt sich auf diese
Weise ein Verfahren zur Steuerung eines Lichtsignalgebers an einem Knotenpunkt, welches
von Verkehrszustand zu Verkehrszustand dynamisch hinzulernt, um bei künftigen Verkehrszuständen
stets das bestmögliche Signalprogramm auszuwählen.
[0003] Für eine Prognose von Verkehrszuständen oder Verkehrsbedingungen in einem Straßennetz
ist es außerdem bekannt, an einer einzelnen Straße so genannte Ganglinien, das sind
Zeitreihen von Verkehrsbelastungen eines Tages, meist in äquidistanten Abschnitten
von 15 Min., zunächst - aus Gründen der Datenreduktion - durch Interpolation mittels
vorgegebener Gaußkurven zu filtern und das Ergebnis der Filterung, so genannte Amplitudenvektoren,
anschließend durch ein Clusterverfahren in Klassen ähnlicher Amplitudenvektoren einzuteilen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Prognose künftiger Verkehrszustände
und/oder zur Erkennung eines Störfalles anzugeben, mit welchem die Präzision oder
Qualität der Prognose im Vergleich zu bekannten Verfahren verbessert ist.
[0005] Diese Aufgabe wird gemäß einer ersten Variante der Erfindung dadurch gelöst, dass
- zur mehreren über das Straßennetz verteilten Stützstellen ein Verkehrsaufkommen bezüglich
eines zurückliegenden Zeitpunktes ermittelt wird,
- die Verkehrsaufkommen zu einem Datensatz zusammengefasst werden,
- in gleicher Weise weitere Datensätze gebildet werden, die das Verkehrsaufkommen an
den Stützstellen bezüglich weiterer zurückliegender Zeitpunkte beschreiben,
- die Datensätze zu Klassen zusammengefasst werden, die einander ähnliche Verkehrssituationen
im Straßennetz beschreiben, und
- die Klassen zur Prognose des künftigen Verkehrszustandes bzw. zur Erkennung des Störfalles
verwendet werden.
[0006] Bei diesem Verfahren findet eine Clusterung von in den Datensätzen niedergelegten
Verkehrszuständen nicht nur lokal an einer einzelnen Kreuzung statt, sondern an über
das Straßennetz verteilten Stützstellen.
[0007] Gemäß einer zweiten Variante löst die Erfindung die genannte Aufgabe dadurch, dass
- zu mehreren über das Straßennetz verteilten Stützstellen ein Verkehrsverlauf gebildet
wird, der jeweils eine Folge von Werten bezüglich des Verkehrsaufkommens an dieser
Stützstelle innerhalb eines zurückliegenden Zeitintervalls enthält,
- die Verkehrsverläufe zu einem Datensatz zusammengefasst werden,
- in gleicher Weise weitere Datensätze gebildet werden, die das Verkehrsaufkommen an
den Stützstellen bezüglich weiterer zurückliegender Zeitintervalle beschreiben,
- die Datensätze zu Klassen zusammengefasst werden, die einander ähnliche Verkehrssituationsverläufe
im Straßennetz beschreiben, und
- die Klassen zur Prognose des künftigen Verkehrszustandes bzw. zur Erkennung des Störfalles
verwendet werden.
[0008] Bei dieser Variante findet die Clusterung ebenfalls basierend auf Datensätzen, insbesondere
Vektoren, statt, die auf vielen über das Straßennetz verteilten Stützstellen basieren.
Im Gegensatz zur ersten Variante setzen sich die Datensätze oder Vektoren bei der
zweiten Variante nicht nur aus Einzelwerten der Stützstellen zusammen, sondern aus
lokalen, die einzelnen Stützstellen betreffenden Verkehrsverläufen, beispielsweise
Ganglinien.
[0009] Beiden Erfindungsvarianten gemeinsam ist der Vorteil, dass durch die Einbeziehung
einer Vielzahl über das Straßennetz verteilter Stützstellen Abhängigkeiten oder Korrelationen
der Verkehrsbelastungen zwischen den einzelnen Stützstellen in die Klassifizierung
mit eingehen, die dann später bei der Verwendung - beispielsweise in Form von Klassenrepräsentanten
- für Prognosezwecke zur Verfügung stehen. Die erfindungsgemäßen Prognoseverfahren
mit ihrem speziellen Clusterungsverfahren ziehen die Abhängigkeiten oder Korrelationen
der Verkehrszustände von einzelnen Links oder Straßen des Straßennetzes mit in die
Auswertung ein. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Verfahren zur Beherrschung
ausgefallener straßenseitiger Detektoren geeignet sind, z.B. indem aus den Klassen
oder Clustern oder aus hierzu gebildeten Klassenrepräsentanten Ersatzwerte gebildet
werden.
[0010] Eine Störfallerkennung kann in beiden Fällen insbesondere dadurch geschehen, dass
das aktuelle Verkehrsaufkommen bzw. ein aktueller Verkehrsverlauf mit Klassen oder
deren Repräsentanten verglichen wird, und dass aus dem Nichtvorhandensein einer ähnlichen
störfallfreien Klasse auf einen Störfall geschlossen wird.
[0011] Bei der zweiten Erfindungsvariante enthalten also beispielsweise die zur Clusterung
herangezogenen Datensätze oder Vektoren nicht nur Zeitverläufe des Verkehrsaufkommens
oder - gegebenenfalls in Amplitudendarstellung interpolierte - Ganglinien einer einzelnen
Messstelle im Straßennetz, sondern es sind die Ganglinien oder Zeitverläufe aller
oder vieler Messstellen im Straßennetz in einem Vektor oder Datensatz enthalten. Vorzugsweise
enthält der Datensatz oder Vektor zu jedem Link oder jeder Straße genau eine Ganglinie
repräsentiert. Insbesondere werden über mehrere Tage hinweg viele Datensätze oder
Vektoren gebildet, die dann zur Clusterung herangezogen werden.
[0012] Die Verkehrsverläufe oder Ganglinien sind insbesondere jeweils ein Tagesintervall
umfassende Tagesganglinien.
[0013] Als Link wird im Zusammenhang mit der Erfindung beispielsweise eine Straße, ein Tunnel,
eine Brücke oder dergleichen bezeichnet, also eine für Kraftfahrzeuge befahrbare Verbindung
zwischen zwei Netzknoten, worunter insbesondere eine Kreuzung, eine Abzweigung, eine
Auffahrt oder ähnliches verstanden wird.
[0014] Nach einer bevorzugten Ausführungsform der zweiten Erfindungsvariante werden die
Verkehrsverläufe vor dem Zusammenfassen zu den Datensätzen durch mehrere Kurvenverläufe,
insbesondere durch Gauß'sche Glockenkurven, interpoliert. Dieses Verfahren ist für
eine einzelne Messstelle in dem eingangs genannten Fachartikel beschrieben. Dabei
werden vorzugsweise die Amplituden, und bevorzugt nur diese, der Gauß'schen Glockenkurven
zur Bildung der Datensätze herangezogen. Die nachfolgenden bevorzugten Ausführungsformen
beziehen sich auf beide Erfindungsvarianten:
[0015] Die in die Datensätze einfließenden Werte des Verkehrsaufkommens, beispielsweise
eines Verkehrsflusses gemessen in Anzahl der Kraftfahrzeuge pro Zeiteinheit, werden
insbesondere durch mehrere straßenseitige Detektoren gemessen.
[0016] Wesentlich an der Erfindung ist, dass eine Vielzahl von über das Straßennetz verteilten
Stützstellen zur Konstruktion der Datensätze oder des Vektors verwendet wird. Die
Stützstellen sind insbesondere über das Straßennetz derart verteilt, dass damit das
Verkehrsaufkommen an einer Vielzahl von Links und/oder Netzknoten im Straßennetz bestimmt
ist.
[0017] Insbesondere weisen die Stützstellen einen Abstand von mindestens 1 km, insbesondere
von mindestens 3 km, relativ zueinander auf.
[0018] Nach einer ganz besonders bevorzugten Ausführungsform wird zur jeder Klasse ein charakteristischer
Klassenrepräsentant ermittelt, der für die Prognose verwendet wird.
[0019] Beispielsweise ergeben sich die Klassenrepräsentanten oder Prototypen als Mittelpunkt
aller in dem Cluster oder der Klasse aggregierten Amplitudenvektoren. Ein gutes Clusterring
ist dann gegeben, wenn jeder Amplitudenvektor möglichst nah am Prototypen des Clusters
liegt, dem er zugeordnet ist. Die Distanz zwischen einem beliebigen Amplitudenvektor
und dem Prototyp kann z.B. durch eine gewichtete Maximumsnorm als Metrik definiert
werden. Für eine gegebene Menge von Prototypen ist diejenige Klassen oder Clustereinteilung
optimal, die jeden Amplitudenvektor dem nächstgelegenen Prototypen zuordnet. Im Rahmen
einer Optimierungsrechnung kann damit eine Clustereinteilung berechnet werden, in
dem abwechselnd die Clusterzentren und Clustereinteilungen neu berechnet werden. Sobald
ein lokales Optimum erreicht ist, ändert sich die Klasseneinteilung in aufeinander
folgenden Iterationen nicht mehr, so dass das Verfahren beendet werden kann. Details
zu dieser Art von Clusterverfahren sind in dem eingangs genannten Fachartikel beschrieben.
[0020] Für eine Kurz- oder Langzeitprognose wird gemäß einer bevorzugten Ausführungsform
eine aktuelle Verkehrssituation mit den charakteristischen Klassenrepräsentanten oder
Prototypen verglichen. Beispielsweise wählt das Prognoseverfahren aus einer größeren
Menge von Klassenrepräsentanten einen zur augenblicklichen Situation gut passenden
Klassenrepräsentanten aus und stützt auf diesen die Vorhersage.
[0021] Vorzugsweise wird zum Vergleich der Datensätze untereinander und/oder zum Vergleich
der Datensätze mit einer aktuellen Verkehrssituation eine Metrik definiert, insbesondere
eine Norm. Beispielsweise ist die Metrik ein Maß für die gegenseitige Lage oder den
Abstand der Datensatzvektoren.
[0022] Der prognostizierte Verkehrszustand kann auf einer Anzeigeeinrichtung in grafischer
Darstellung zur Anzeige gebracht werden.
[0023] Bei der Klasseneinteilung oder Clusterung werden vorzugsweise disjunkte Klassen verwendet.
[0024] Im Rahmen der Erfindung liegt auch ein Verfahren zur Beeinflussung des Verkehrs in
einem Straßennetz, wobei mittels einem der vorstehenden Verfahren eine Prognose eines
künftigen Verkehrszustandes ermittelt wird und unter Verwendung des prognostizierten
Verkehrszustandes eine Ansteuerung einer straßenseitigen Signaleinrichtung - von einer
Bedienperson oder automatisch - vorgenommen wird.
[0025] Das Verfahren nach der Erfindung ist vorzugsweise in einer Verkehrsmanagementzentrale
implementiert.
[0026] Zwei Ausführungsbeispiele der Verfahren nach der Erfindung werden nachfolgend anhand
der Figuren 1 bis 3 näher erläutert. Es zeigen:
- FIG 1
- ein Straßennetz in schematischer Darstellung, für das eine Prognose erstellt werden
soll,
- FIG 2
- den schematischen Ablauf eines ersten Ausführungsbeispiels eines Verfahrens nach der
Erfindung, und
- FIG 3
- den schematischen Ablauf eines zweiten Ausführungsbeispiels eines Verfahrens nach
der Erfindung.
[0027] FIG 1 zeigt ein Straßennetz 1 in welchem mehrere Netzknoten K1,K2,K3 durch Straßen
oder Links L1,L2,L3 miteinander verbunden sind. Zur Überwachung und zur Erstellung
von Verkehrsprognosen für den Verkehr in dem Straßennetz 1 ist eine Verkehrsmanagementzentrale
3 vorhanden, in welcher eine Anzeigeeinrichtung 5 zur Anzeige aktueller und prognostizierter
Verkehrszustände des gesamten Straßennetzes 1 in graphischer oder topologischer Form
gebildet ist. Die Verkehrsmanagementzentrale 3 ist zur ferngesteuerten Beeinflussung
von an den Knoten K1,K2,K3 vorhandenen Signaleinrichtungen 7 hergerichtet, wovon nur
eine schematisch angedeutet ist. In dem Straßenverkehrsnetz 1 sind mehrere Messstellen
oder Detektoren M1,M2,M3 installiert, welche jeweils einen lokalen Verkehrsfluss messen.
[0028] Bei dem in FIG 2 dargestellten ersten Ausführungsbeispiel betreffend das Verfahren
der zweiten Ausführungsvariante nach der Erfindung werden aus den Messwerten der Detektoren
M1,M2,M3 an typischerweise n = 10...100 verschiedenen Stützstellen S1,S2,S3 (siehe
FIG 1) im Straßenverkehrsnetz 1 viele Tagesganglinien oder Verkehrsverläufe 12,13,14,15,16,17,18,
19,20 gemessen. Durch die schematisch angedeutete Messwertextrapolation 11 wird zum
Ausdruck gebracht, dass die Messstellen nicht mit den Stützstellen S1,S2,S3 identisch
sein müssen. Vielmehr kann in der Messwertextrapolation 11 eine Extrapolation auf
Stellen stattfinden, an welchen keine Detektoren vorhanden sind. Hierzu sind entsprechende
Verfahren bekannt, beispielsweise eine so genannte aktuelle Routenbestimmung mit einer
anschließenden umlegungsbasierten dynamischen Messwertpropagierung.
[0029] Da es sich um Tagesganglinien handelt, die an mehreren Tagen d
1,d
2,d
3 ... aufgenommen wurden, ist das entsprechende Zeitintervall Δt 24 Stunden. Die vielen
hundert einzelnen Ganglinien 12 bis 20 der einzelnen Links L1,L2,L3 werden zunächst
mit einer kleinen Anzahl N an Kurvenverläufen 23,24,25 interpoliert (typischerweise
N = 4...6), um die Anzahl der Parameter zur Beschreibung der Ganglinien 12 bis 20
drastisch zu reduzieren. Die zur Interpolation herangezogenen Gauß'schen Glockenkurven
23,24,25 sind aus darstellerischen Gründen nur für einen der Verkehrsverläufe 12 (Tag
d
3) dargestellt. Die Ganglinien 12 bis 20 stellen jeweils eine Auftragung des Verkehrsaufkommens
oder Verkehrsflusses V über der Zeit t dar. Ergebnis der Interpolation sind die Amplituden
a
1,a
2,a
3, ... der mit gleicher Breite verwendeten Gaußschen Glockenkurven 23 bis 25:
[0030] Im Einzelnen geschieht die Bestimmung der Amplituden a
i (i=1,2...) mittels linearer Regression. Die Ganglinien können geschrieben werden
als:

wobei

und

[0031] Die lineare Regression ergibt:

wobei
GT die Transponierte und
G̃ die Pseudoinverse der Matrix G ist.
[0032] In einem nächsten Schritt wird eine Gesamtheit der interpolierten Ganglinien 12 bis
20 aller Links L1,L2,L3 des Straßennetzes 1, und zwar im hier dargestellten Ausführungsbeispiel
deren Gaußglockeninterpolationswerte, also Amplituden a
1, a
2, a
3,... zu einem einzigen Merkmalsvektor oder Datensatz

zusammengefasst. Die Doppel-Indizes der Amplituden a stehen dann für einen bestimmten
Tag und eine bestimmte Glockenkurve; b und c sind im Beispiel für die Amplituden von
den anderen Links verwendet.
[0033] Zusammen mit anderen, in gleicher Weise entstandenen Merkmalsvektoren oder Datensätzen

wird der entstandene Merkmalsvektor oder Datensatz

der genau eine Verkehrssituation des Straßennetzes 1 beschreibt, in einem Clusterverfahren
verarbeitet. Als Clusterverfahren kann beispielsweise das im Folgenden dargestellte
Verfahren mit den in FIG 2 angegebenen Vektoren

angewendet werden. Die Clusterung oder Klassenbildung ist in FIG 2 noch schematisch
angedeutet. Die Vektoren sind dort mit ihren Endpunkten symbolisiert, die real in
einem N x n-dimensionalen Raum liegen. Die Vektoren

werden zu Clustern oder Klassen C1,C2,C3 zusammengefasst, die einander ähnliche Verkehrssituationsverläufe
im Straßennetz 1 beschreiben. Zu jeder Klasse C1,C2,C3 wird ein charakteristischer
Klassenrepräsentant R1,R2,R3, ... ermittelt, der für die jeweilige Klasse typisch
oder aussagekräftig ist. Mit anderen Worten: Innerhalb jeder Klasse wird ein Prototyp
festgelegt, der als Klassenrepräsentant für spätere Langzeitverkehrsprognosen verwendbar
ist. Zum Vergleich der Datensätze untereinander, also für das Clustering, wird als
Metrik D eine gewichtete Maximumsnorm verwendet.
[0034] Das beispielhafte Clusterverfahren kann mathematisch wie folgt formuliert werden:
[0035] Eine Einteilung von d
max Amplitudenvektoren in c Cluster kann durch eine c x d
max-dimensionale Matrix repräsentiert werden, deren Elemente wie folgt definiert sind:

[0036] Jedem Cluster i=1,...,c wird ein Prototyp oder Repräsentant R
i zugeordnet, der sich als Mittelpunkt aller in dem Cluster aggregierten Amplitudenvektoren
ergibt:

[0037] Ein gutes Clustering ist dann gegeben, wenn jeder Amplitudenvektor möglichst nah
am Prototypen des Clusters liegt, dem er zugeordnet ist. Die Distanz D zwischen dem
d-ten Amplitudenvektor und dem i-ten Prototypen R
i wird, z.B. durch die gewichtete Maximumsnorm δ
id definiert. Im einfachsten Fall sind die Gewichte alle gleich.
[0038] Für eine gegebene Menge von Prototypen ist diejenige Clustereinteilung optimal, die
jeden Amplitudenvektor dem nächstgelegenen Prototypen zuordnet:

[0039] Eine (lokal) optimierte Clustereinteilung kann nun berechnet werden, indem, ausgehend
von einer beliebigen initialen Clustereinteilung, abwechselnd die Clusterzentren mittels
G1.8 und die Clustereinteilungen mittels G1.9 neu berechnet werden. Das Verfahren
wird abgebrochen, sobald in aufeinander folgenden Iterationen sich die Clustereinteilung
kaum mehr ändert.
[0040] Bei dem in FIG 3 dargestellten zweiten Ausführungsbeispiel betreffend das Verfahren
der ersten Ausführungsvariante wird anstelle der Verkehrsverläufe 12 bis 15 zu verschiedenen
Zeitpunkten t
1,t
2,t
3 das Verkehrsaufkommen V, also jeweils ein einzelner Wert, an den einzelnen Stützstellen
S1,S2,S3 ermittelt. Jeder Datensatz oder Vektor

enthält demzufolge keinen Verkehrsverlauf, sondern jeweils einen einzelnen Messwert
des Verkehrsflusses V zu den n Stützstellen (n-dimensionaler Raum).
[0041] Die entsprechenden Vektoren

werden in analoger Weise zu Klassen C1,C2,C3, ... geclustert, was schematisch dargestellt
ist.
1. Verfahren zur Prognose eines ein Straßennetz (1) mit mehreren Netzknoten (K1,K2,K3)
und Links (L1,L2,L3,...) kennzeichnenden künftigen Verkehrszustandes und/oder zur
Erkennung eines Störfalles in dem Straßennetz (1), wobei
- zu mehreren über das Straßennetz (1) verteilten Stützstellen (S1, S2, S3, ...) ein
Verkehrsaufkommen (V1t1, V2t1, V3t1, ...) bezüglich eines zurückliegenden Zeitpunktes (t1) ermittelt wird,
- die Verkehrsaufkommen (V1t1, V2t1, V3t1, ...) zu einem Datensatz

zusammengefasst werden,
- in gleicher Weise weitere Datensätze

gebildet werden, die das Verkehrsaufkommen (V1t2,V2t2,...) an den Stützstellen (S1,S2,S3,...) bezüglich weiterer zurückliegender Zeitpunkte
(t2,t3) beschreiben,
- die Datensätze

zu Klassen (C1, C2, C3, ... ) zusammengefasst werden, die einander ähnliche Verkehrssituationen
im Straßennetz (1) beschreiben,
- die Klassen (C1,C2,C3) zur Prognose des künftigen Verkehrszustandes bzw. zur Erkennung
des Störfalles verwendet werden.
2. Verfahren zur Prognose eines ein Straßennetz (1) mit mehreren Netzknoten (K1,K2,K3,
...) und Links (L1,L2,L3, ...) kennzeichnenden künftigen Verkehrszustandes und/oder
zur Erkennung eines Störfalles in dem Straßennetz (1), wobei
- zu mehreren über das Straßennetz (1) verteilten Stützstellen (S1,S2,S3, ...) ein
Verkehrsverlauf (14,17,20, ...) gebildet wird, der jeweils eine Folge von Werten bezüglich
des Verkehrsaufkommens (V) an dieser Stützstelle (S1,S2,S3, ...) innerhalb eines zurückliegenden
Zeitintervalls (Δt) enthält,
- die Verkehrsverläufe (14,17,20, ...) zu einem Datensatz

zusammengefasst werden,
- in gleicher Weise weitere Datensätze

gebildet werden, die das Verkehrsaufkommen (V) an den Stützstellen (S1,S2,S3, ...)
bezüglich weiterer zurückliegender Zeitintervalle (Δt) beschreiben,
- die Datensätze

zu Klassen (C1, C2, C3 zusammengefasst werden, die einander ähnliche Verkehrssituationsverläufe
im Straßennetz (1) beschreiben,
- die Klassen (C1,C2,C3, ...) zur Prognose des künftigen Verkehrszustandes bzw. zur
Erkennung des Störfalles verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
wobei als Verkehrsverläufe (12-20) Ganglinien, insbesondere jeweils ein Tagesintervall
umfassende Tagesganglinien, verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
wobei die Verkehrsverläufe (12-20) vor der Zusammenfassung zu den Datensätzen

durch mehrere Kurvenverläufe (23,24,25, ...), insbesondere durch Gauß'sche Glockenkurven,
interpoliert werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
wobei die Amplituden (a,b,c, ...) und vorzugsweise nur diese, der Gauß'schen Glockenkurven
zur Bildung der Datensätze

herangezogen werden.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
wobei das Verkehrsaufkommen (V) durch mehrere straßenseitige Detektoren (M1,M2,M3,
...) lokal gemessen wird.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
wobei die Stützstellen (S1,S2,S3, ...) derart über das Straßennetz (1) verteilt sind,
dass damit das Verkehrsaufkommen (V) an einer Vielzahl von Links (L1,L2,L3, ...) und/
oder Netzknoten (K1,K2,K3, ...) im Straßennetz (1) bestimmt ist.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
wobei die Stützstellen (S1,S2,S3, ...) einen Abstand von mindestens 1 km, insbesondere
von mindestens 3 km, relativ zueinander aufweisen.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
wobei zu jeder Klasse (C1,C2,C3, ...) ein charakteristischer Klassenrepräsentant (R1,R2,R3,
...) ermittelt wird, der für die Prognose verwendet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
wobei für die Prognose eine aktuelle Verkehrssituation mit den charakteristischen
Klassenrepräsentanten (R1,R2,R3, ...) verglichen wird.
11. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
wobei zum Vergleich der Datensätze

untereinander und/ oder zum Vergleich der Datensätze

mit einer aktuellen Verkehrssituation eine Metrik (D) definiert wird, insbesondere
eine Norm.
12. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
wobei der prognostizierte Verkehrszustand in graphischer Darstellung auf einer Anzeigeeinrichtung
(5) zur Anzeige gebracht wird.
13. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
wobei die Klassen disjunkt gebildet werden.
14. Verfahren zur Beeinflussung des Verkehrs in einem Straßennetz, wobei mittels einem
Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche eine Prognose eines künftigen Verkehrszustandes
ermittelt wird und unter Verwendung des prognostizierten Verkehrszustandes eine Ansteuerung
einer straßenseitigen Signaleinrichtung (7) vorgenommen wird.
15. Verkehrsmanagementzentrale (3), in welcher ein Verfahren nach einem der vorstehenden
Verfahrensansprüche implementiert ist.