[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein In-dem-Ohr-Hörgerät mit einer Gehäuseschale
zum passgenauen Einsetzen in einen Gehörgang und einem biegbaren Skelett, an dem im
Wesentlichen alle Elektronikkomponenten des Hörgeräts befestigt sind.
[0002] Die Herstellung von In-dem-Ohr-Hörgeräten ist wegen der kleinen Bauform der Geräte
sehr aufwändig. Insbesondere gestaltet sich die Montage von kundenspezifischen In-dem-Ohr-Hörgeräten
sehr arbeitsintensiv. Das Ziel der Herstellung ist dabei stets ein größen- und kostenoptimiertes
Gerät.
[0003] Generell ist bei der Fertigung von In-dem-Ohr-Hörgeräten bekannt, vorgefertigte Elektronikmodule,
die die wesentlichen Elektronikbauteile des Hörgeräts beinhalten, in trägerspezifische
Ohrschalen verdeckt einzubauen. Ungünstig dabei ist jedoch, dass der zur Verfügung
stehende Bauraum, der individuell von Hörgerät zu Hörgerät unterschiedlich ist, nicht
optimal ausgenutzt werden kann. Darüber hinaus werden häufig Telefonspulen und andere
Antennen verwendet, deren Ausrichtung im eingebauten Zustand von der individuellen
Schale abhängt. Im eingebauten Zustand ist es praktisch unmöglich, die Spulen auszurichten,
so dass die Kommunikation vom Hörgerät zu einem Telefon oder zwischen zwei Hörgeräten
oftmals mangelhaft ist.
[0004] Aus der Druckschrift
EP 0 629 101 B1 ist ein In-dem-Ohr-Hörgerät mit einem begrenzt plastisch verformbaren Skelett, das
die elektronischen Bestandteile des Hörgeräts trägt, bekannt. An dem Skelett ist eine
Membran derart befestigt, dass durch Skelett und Membran ein Gießraum gebildet wird,
der gegen außen einen offenen Gießkanal aufweist. Die Hörhilfe wird an den individuellen
Gehörgang angepasst, indem die Hörhilfe im Ohr positioniert und dann der Gießraum
mit einer erhärtenden Kunststoffmasse ausgegossen wird, wobei sich die Membran verformt
und der entstehende Formkörper sich entsprechend dem Gehörgang formt.
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, die Bauform eines In-dem-Ohr-Hörgeräts
trotz steigendem Funktionsumfang weiter zu verkleinern.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein In-dem-Ohr-Hörgerät mit einer
Gehäuseschale zum passgenauen Einsetzen in einen Gehörgang und einem biegbaren Skelett,
an dem im Wesentlichen alle Elektronikkomponenten des Hörgeräts befestigt sind, wobei
das biegbare Skelett mit den Elektronikkomponenten ein Modul bilden, das aus der Gehäuseschale
als Ganzes entnehmbar und/oder in diese einbaubar ist.
[0007] In vorteilhafter Weise ist es damit möglich, ein Elektronikmodul an das Innenvolumen
einer individuell angefertigten Gehäuseschale größtmöglich anzupassen. Darüber hinaus
kann ein äußerst kompakter Aufbau erreicht und die Verbindungsdrähte sehr kurz gewählt
werden, so dass eine verbesserte EMV-Verträglichkeit gegeben ist.
[0008] Vorzugsweise sind in das Skelett Verdrahtungselemente für die Elektronikkomponenten
integriert. Durch derartige Verdrahtungstechnik (insert moulded) kann weiterer Bauraum
eingespart werden.
[0009] Verdrahtungselemente für die Elektronikkomponenten können aber auch an dem Skelett
befestigt sein. Dadurch lässt sich eine übersichtliche und reparaturfreundliche Verdrahtung
erreichen.
[0010] Die Gehäuseschale ist vorzugsweise individuell für einen Hörgeräteträger gefertigt.
In diese vorgefertigte Schale lässt sich dann das Elektronikmodul einbringen. Besonders
vorteilhaft ist die Fertigung der Hörgeräteschale durch RSM-Technologie (Rapid Shell
Manufactoring). Eine der Elektronikkomponenten des Elektronikmoduls kann eine elektrische
Spule sein, die an dem Skelett in einer gewünschten Orientierung ausrichtbar ist.
Bei der Montage ist das Skelett zunächst entsprechend dem zur Verfügung stehenden
Innenraum der Gehäuseschale zu verformen. Anschließend können die Elektronikkomponenten
in das Skelett eingebaut werden, wobei die Spule exakt ausgerichtet wird. Damit erhält
die Spule die für die Kommunikation notwendige optimale Orientierung.
[0011] Im weitesten Sinne kann das Skelett auch ein Innengehäuse sein, das mindestens eine
Öffnung aufweist. Durch diese eine oder mehreren Öffnungen sind dann die Elektronikkomponenten
einbaubar, so dass schließlich das gesamte Elektronikmodul entsteht.
[0012] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert,
in denen zeigen:
- FIG 1
- ein Elektronikmodul eines In-dem-Ohr-Hörgeräts aus einem ersten Blickwinkel und
- FIG 2
- das Elektronikmodul von FIG 1 aus einem anderen Blickwinkel.
[0013] Das nachfolgend näher geschilderte Ausführungsbeispiel stellt eine bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung dar.
[0014] Entsprechend dem Beispiel von FIG 1 ist an dem so genannten Face Plate bzw. der Frontplatte
1 ein die Funktion eines Innengehäuses aufweisenden Skeletts 2 befestigt. Das Skelett
besteht hier im Wesentlichen aus zwei Stäben 21 und 22 sowie einer Platte 23, die
die Stäbe 21 und 22 an deren freiem Ende verbindet.
[0015] In dem Raum zwischen den Stäben 21 und 22 befinden sich die Elektronikkomponenten
des In-dem-Ohr-Hörgeräts. So ragt der Stutzen 31 des Hörers 3 durch eine Bohrung der
Platte 23 und der Körper des Hörers 3 liegt an den Stäben 21 und 22 an. Unterhalb
des Hörers, d. h. an dem dem Stutzen 31 gegenüberliegenden Ende des Hörers 3, befindet
sich eine Signalverarbeitungsschaltung 4. Diese besteht hier aus zwei Einzelplatinen,
die an Rippen 24 und 25 der Stäbe 21 und 22 befestigt sind. In FIG 2 ist dies ebenfalls
gut erkennbar.
[0016] Unterhalb der Signalverarbeitungsschaltung 4 befindet sich eine Batteriehalterung
5 einschließlich Batterie 6, die ebenfalls an die Stäbe 21 und 22 angebracht ist.
Die Batteriehalterung 5 ragt durch die Frontplatte 1 und ermöglicht von dort die Entnahme
der Batterie 6. Weiterhin ist ein Mikrofon 7 und insbesondere in FIG 2 eine Telefonspule
8 in der Nähe des Batteriehalters 5 zu erkennen. Das Mikrofon 7 ist hier an dem Batteriehalter
5 angebracht, der somit auch eine Funktion des Skeletts übernimmt. Die Telefonspule
8 hingegen ist zumindest teilweise an dem Stab 22 befestigt.
[0017] Die Stäbe 21 und 22 des Skeletts 2 sind abgewinkelt und bilden so den typischen Gehörgangswinkel.
Da jedoch dieser Winkel individuell verschieden ist, und zwar sowohl um die x-Achse
als auch um die y-Achse, ist das Skelett 2 hier biegsam gestaltet. Dies bedeutet,
dass das Skelett 2 so gebogen werden kann, wie dies der Innenraum einer individuell
angefertigten Hörgeräteschale vorgibt.
[0018] Die einzelnen Elektronikkomponenten des Hörgeräts lassen sich nun vor dem Einbau
in die Hörgeräteschale zu einem vollständig funktionierenden Hörgerät an dem Skelett
2 zusammenbauen. Dadurch ist es möglich, die einzelnen Komponenten möglichst ohne
Zwischenräume aneinander zu montieren. Somit ergibt sich der kleinstmögliche Aufbau
und eine optimale Packungsdichte. Auch lassen sich die Komponenten, da sie frei zugänglich
sind, optimal anordnen, so dass die bestmögliche Systemfunktion gewährleistet und
störende Interferenzen soweit wie möglich ausgeschaltet werden können.
[0019] Weiterhin kann durch den kompakten Aufbau erzielt werden, dass sehr kurze Litzen
zur elektrischen Verbindung der Komponenten untereinander eingesetzt werden können.
Dadurch ergibt sich ein optimaler Aufbau hinsichtlich der elektromagnetischen Verträglichkeit
(EMV). Die kurzen Litzen stellen nämlich nur sehr schwache Antennen für die in der
Signalverarbeitung des Hörgeräts relevanten Frequenzen dar.
[0020] Dadurch, dass die einzelnen Komponenten bei der offenen Bauweise nur durch das Skelett
gehalten und frei zugänglich sind, können in einem verhältnismäßig kleinen Raum sehr
komplexe Geräte mit optimaler Ausrichtung der Mikrofone und Spulen, d. h. mit sehr
hoher Qualität, geschaffen werden. Dabei kann auch vermieden werden, dass Drähte brechen,
wie dies bei konventioneller Bauweise vielfach der Fall ist, wenn die Elektronikkomponenten
nacheinander in die Geräteschale eingebaut werden. Die offene Bauweise erleichtert
aber auch Reparaturen, da die Bauelemente leicht zugänglich sind.
[0021] In FIG 1 ist darüber hinaus angedeutet, dass in dem Stab 21 des Skeletts 22 eine
Verdrahtung 26 verläuft. Hierdurch können beispielsweise der Hörer 3, die Signalverarbeitungsschaltung
4 und die Batterie 6 elektrisch zweckmäßig miteinander verbunden werden. Durch diese
in das Skelett integrierte Verdrahtung lässt sich zusätzlich Bauraum einsparen.
[0022] Das erfindungsgemäße Innengehäuse bzw. Skelett 2 ermöglicht einen Modulaufbau der
gesamten Elektronik des In-dem-Ohr-Hörgeräts. Dieses Elektronikmodul ist in jede beliebige
Schale einsetzbar. Dies bedeutet, dass die vorliegende Erfindung unabhängig von der
Schalentechnik ist. Insbesondere kann also für den Aufbau eines erfindungsgemäßen
Hörgeräts eine RSM-Schale aber auch jede andere Standardotoplastik verwendet werden.
1. In-dem-Ohr-Hörgerät mit
- einer Gehäuseschale zum passgenauen Einsetzen in einen Gehörgang,
- einem biegbaren Skelett (2), an dem im Wesentlichen alle Elektronikkomponenten (3,
4, 6, 8) des Hörgeräts befestigt sind,
dadurch gekennzeichnet, dass
- das biegbare Skelett (2) mit den Elektronikkomponenten (3, 4, 6, 8) ein Modul bilden,
das aus der Gehäuseschale als Ganzes entnehmbar und/oder in diese einbaubar ist.
2. In-dem-Ohr-Hörgerät nach Anspruch 1, wobei in das Skelett (2) Verdrahtungselemente
(26) für die Elektronikkomponenten (3, 4, 6, 8) integriert sind.
3. In-dem-Ohr-Hörgerät nach Anspruch 1 oder 2, wobei Verdrahtungselemente für die Elektronikkomponenten
(3, 4, 6, 8) an dem Skelett (2) befestigt sind.
4. In-dem-Ohr-Hörgerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Gehäuseschale
individuell für einen Hörgeräteträger gefertigt ist.
5. In-dem-Ohr-Hörgerät nach Anspruch 4, wobei die Gehäuseschale durch RSM-Technologie
gefertigt ist.
6. In-dem-Ohr-Hörgerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei eine der Elektronikkomponenten
(3, 4, 6, 8) eine elektrische Spule (8) ist, die an dem Skelett (2) in einer gewünschten
Orientierung ausrichtbar ist.
7. In-dem-Ohr-Hörgerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Skelett ein
Innengehäuse mit mindestens einer Öffnung darstellt.