[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Hörgerät zum Tragen im oder hinter dem Ohr,
mit einer Antenneneinrichtung zur drahtlosen Übertragung von Daten von und/oder zu
einem externen Gerät und einer Signalverarbeitungseinrichtung zur Signalspeicherung
und/oder Signalverarbeitung. Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung ein
entsprechendes Verfahren zur Datenübertragung an ein derartiges Hörgerät.
[0002] Bei Hörgeräten erfolgt das Programmieren typischerweise drahtgebunden durch Datenübertragung
von einem Programmiergerät zu dem zu programmierenden Hörgerät. Dies bedeutet, dass
zur Programmierung eine geeignete Leitung an das Hörgerät angeschlossen werden muss.
Nachteilig hierbei ist, dass der Arbeitsschritt des Verkabelns bzw. Ansteckens erforderlich
ist. Besonders ungünstig ist das für kleine Hörgeräte, wie IdO-Hörgeräte (in-dem-Ohr)
und CIC (completely in the channel), dass eine spezielle Programmierbuchse am Hörgerät
vorgesehen sein muss.
[0003] Weiterhin erweist es sich als nachteilig, wenn zur Programmierung zunächst eine Batterie
in das Hörgerät eingesetzt werden muss, um den Programmiervorgang überhaupt durchführen
zu können. Dies bedeutet, dass eine Programmierung häufig erst dann durchgeführt werden
kann, wenn das Hörgerät für einen konkreten Kunden eingerichtet wird.
[0004] Weiterhin ist aus der Patentschrift
DE 199 49 604 B4 ein Verfahren zur Konfiguration der funktionalen Eigenschaften eines Hörgeräts bekannt.
Dementsprechend wird parallel zu dem Gerät ein gesonderter Datenträger vom Hersteller
angeboten, auf dem Konfigurationsaufrüstungssoftware sowie erforderlichenfalls begleitende
Software enthalten ist. Werkseitig ist das Hörgerät als Basisversion ausgerüstet,
d. h. der IC des Hörgeräts ist so programmiert, dass das Hörgerät lediglich geringst
mögliche Eigenschaften aufweist. Ein Händler kann dann den Datenträger, insbesondere
eine Chipkarte, in ein entsprechendes Lesegerät einbringen und den IC in eine daran
angeschlossene Programmierstation hineinstecken. Auf diese Weise kann der Händler
ein Basisgerät zu einem High-End-Hörgerät umprogrammieren. Auch hier bestehen die
oben genannten Nachteile.
[0006] Aus der Druckschrift
DE 34 85 926 T2 ist ein cochleares Implantationssystem mit physiologischem Testen oder Programmieren
mittels kartographierter Reaktionen des Patienten bekannt. Eine implantatseitig induzierte
Spannung wird durch eine Siliziumdiode gleichgerichtet und durch einen Netzfilterkondensator
gefiltert. Hierdurch wird ein Energiekopplungssystem realisiert.
[0007] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung liegt darin, ein Hörgerät vorzuschlagen, das
hinsichtlich seiner Programmierung verbessert ist.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Hörgerät zum Tragen im Ohr oder
hinter dem Ohr, mit einer Antenneneinrichtung zur drahtlosen Übertragung von Daten
von und/oder zu einem externen Gerät, einer Signalverarbeitungseinrichtung zur Signalspeicherung
und/oder Signalverarbeitung und einem Batteriefach zum Einsetzen einer Batterie, mit
der die Antenneneinrichtung und/oder die Signalverarbeitungseinrichtung mit Strom
versorgbar ist, sowie einer Transpondereinrichtung, die an die Antenneneinrichtung
und die Signalverarbeitungseinrichtung angeschlossen ist, wobei mit der Transpondereinrichtung
aus einem von der Antenneneinrichtung empfangenen Datensignal Energie für die Signalverarbeitungseinrichtung
und/oder die Antenneneinrichtung gewinnbar ist.
[0009] Außerdem ist erfindungsgemäß vorgesehen ein Verfahren zur Datenübertragung an ein
Hörgerät mit Batteriefach zum Tragen im Ohr oder hinter dem Ohr, durch Bereitstellen
des Hörgeräts ohne Batterie oder des ausgeschalteten Hörgeräts, Übertragen eines Datensignals
an das Hörgerät, Extrahieren von Energie und von Daten aus dem Datensignal durch das
Hörgerät.
[0010] Das erfindungsgemäße Hörgerät bedarf dank der drahtlosen Programmierung keiner Programmierbuchse
mehr. Es entfällt dadurch eine Öffnung für die Programmierbuchse und das Hörgerät
kann einfacher und kleiner gestaltet werden.
[0011] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Hörgeräts besteht darin, dass sich der
Nutzer bzw. der Hörgeräteträger beim Programmieren frei bewegen kann. Außerdem wird
für die Datenübertragung zum/vom Hörgerät keine Energie von einer geräteinternen Batterie
benötigt. Hierdurch kann die Batterielebensdauer beispielsweise eines Hörgeräts deutlich
erhöht werden.
[0012] Vorzugsweise umfasst das von der Antenneneinrichtung aufgenommene Datensignal Programmierdaten.
Somit kann das Hörgerät drahtlos programmiert werden, bevor eine Batterie in das Hörgerät
eingesetzt ist. Dies ist insbesondere bei der Fertigung und Vorprogrammierung von
Hörgeräten von großem Vorteil.
[0013] Darüber hinaus kann das Datensignal zur Ansteuerung des Hörgeräts verwendet werden,
so dass von diesem Hörgerät interne Daten ausgesandt werden. Damit ist auch ein Auslesen
von Daten beispielsweise aus einem Hörgerät möglich, ohne dass dieses betriebsbereit
wäre.
[0014] Die Antenneneinrichtung des erfindungsgemäßen Hörgeräts kann eine Spule aufweisen.
Dadurch ist auf sehr einfache Weise eine induktive Übertragung der Daten sowie eine
entsprechende Energieeinspeisung in das Hörgerät möglich.
[0015] Das Hörgerät kann als IdO- oder CIC-Hörgerät ausgestaltet sein. Bei diesen Ausführungsformen
machen sich die erfindungsgemäßen Vorteile besonders bemerkbar, da diese Hörgeräte
sehr klein sind und von einem Verzicht auf eine Programmierbuchse besonders profitieren.
[0016] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert,
die das Programmieren eines erfindungsgemäßen Hörgeräts skizzenhaft zeigt.
[0017] Das nachfolgend näher geschilderte Ausführungsbeispiel stellt eine bevorzugte Ausführung
der vorliegenden Erfindung dar.
[0018] Das in der FIG dargestellte In-dem-Ohr-Hörgerät HG besitzt eine Signalverarbeitung
SV. Diese Signalverarbeitung SV ist mit einem Programmiergerät PG zu programmieren.
Die Programmierung erfolgt drahtlos über eine induktive Kommunikationsverbindung.
Hierzu weist das Hörgerät HG eine elektrische Spule SP auf. Der Übersicht halber wurde
auf die Darstellung einer entsprechenden Spule des Programmiergeräts PG verzichtet.
Eine derartige Spule des Programmiergeräts ist beim Programmieren entsprechend nahe
an das Hörgerät HG zu halten.
[0019] Die Spule SP im Hörgerät ist als Empfangseinrichtung an einen Transponder-Chip T
angeschlossen. Dieser hat die Aufgabe, entsprechend einem vorgegebenen Kommunikationsprotokoll
eine bidirektionale Kommunikation zwischen dem Hörgerät HG und dem Programmiergerät
PG herzustellen. Außerdem steht er bidirektional mit der hörgeräteinternen Signalverarbeitung
SV in Verbindung. Dies bedeutet, dass der Transponder T die Schnittstelle bzw. eine
Relaisstation zwischen der Signalverarbeitung SV des Hörgeräts HG und dem Programmiergerät
PG darstellt. Günstigerweise gewährleistet er eine Kommunikation zwischen beiden Komponenten
im Hochfrequenzbereich.
[0020] Weiterhin ist an den Transponder T ein Kondensator C angeschlossen, in dem Energie
gespeichert werden kann, die der Transponder T aus Empfangssignalen extrahiert.
[0021] Das Programmieren des Hörgeräts HG durch das Programmiergerät PG erfolgt nun, indem
das Programmiergerät PG ein entsprechendes Programmiersignal an das Hörgerät sendet.
Das Programmiersignal ist derart gestaltet, dass der Transponder T in der Lage ist,
dem Programmiersignal nicht nur die Programmierdaten, sondern auch Energie zu extrahieren.
Der Kondensator C speichert diese Energie in Form von elektrischer Ladung und versorgt
damit nicht nur sich selbst, sondern vorübergehend auch die Signalverarbeitung SV
des Hörgeräts HG mit elektrischer Energie. Diese Energie ermöglicht es, beispielsweise
die Programmierdaten in einen entsprechenden Speicher des Hörgeräts HG einzulesen
und das Hörgerät entsprechend zu konfigurieren oder das Hörgerät in einen definierten
Ausgangszustand zu versetzen. Alternativ oder zusätzlich ist das Programmieren des
Hörgeräts über den Transponder auch bei eingesetzter Batterie möglich. Wird die Batterie
jedoch für das Programmieren nicht genutzt, so kann es zwingend notwendig oder zumindest
von Vorteil sein, die Endstufe des Hörgeräts wegen des hohen Energiebedarfs abzuschalten
bzw. erst gar nicht einzuschalten.
[0022] Das erfindungsgemäße Hörgerät HG erlaubt aber auch, dass mit Hilfe des Programmiergeräts
PG Daten aus ihm ausgelesen werden. Hierzu sendet das Programmiergerät PG ein entsprechendes
Auslösesignal an das Hörgerät HG. Dieses Auslösesignal HG liefert gleichzeitig die
Energie, um den Kondensator C für den Auslesevorgang zu laden. Mit Hilfe der aufgenommenen
Energie stellt die Signalverarbeitung die auszulesenden Daten bereit und der Transponder
T sendet, ebenfalls gespeist von dem Kondensator C, die Daten an das Programmiergerät
PG. Selbstverständlich kann das Auslesen der Daten aus dem Hörgerät auch im Batteriebetrieb
erfolgen.
[0023] Die Bereitstellung einer drahtlosen Programmierschnittstelle für ein Hörgerät auf
der Basis der Transpondertechnologie ist verhältnismäßig einfach und kostengünstig
zu erreichen, da eine Empfangsspule ohnehin vielfach in einem Hörgerät verbaut ist
und somit nur zusätzlich ein Transponder mit Kondensator einzusetzen wäre. Transponder-Chips
sind jedoch Standardbauteile, so dass auf Standardübertragungstechniken zu geringen
Preisen zurückgegriffen werden kann.
[0024] Erfindungsgemäß lässt sich somit folgendes Einstellverfahren für Hörgeräte realisieren:
Das Hörgerät HG wird im ausgeschalteten Zustand, z. B. direkt im Anschluss an die
Fertigung, wenn die Batterie noch nicht einsetzt ist (optional), für eine Grundeinstellung
programmiert. Diese Programmierung verleiht dem Hörgerät HG eine Basis-Funktionalität.
Der Händler, der unterschiedliche Typen von Hörgeräten verkauft, schaltet nun in dem
vorprogrammierten Hörgerät HG typabhängig bestimmte Funktionen frei oder sperrt sie
bzw. er spielt zusätzliche Funktionen ein. Damit ist der Programmieraufwand für den
Händler auf ein Minimum reduziert und das Programmieren in der Fertigung ohne Verkabelung
und ohne Batterieeinsatz kann wesentlich mehr automatisiert und vereinfacht werden.
1. Hörgerät(HG) zum Tragen im Ohr oder hinter dem Ohr, mit
- einer Antenneneinrichtung (SP) zur drahtlosen Übertragung von Daten von und/oder
zu einem externen Gerät (PG),
- einer Signalverarbeitungseinrichtung (SV) zur Signalspeicherung und/oder Signalverarbeitung
und
- einem Batteriefach zum Einsetzen einer Batterie, mit der die Antenneneinrichtung
(SP) und/oder die Signalverarbeitungseinrichtung (SV) mit Strom versorgbar ist,
gekennzeichnet durch
- eine Transpondereinrichtung (T), die an die Antenneneinrichtung (SP) und die Signalverarbeitungseinrichtung
(SV) angeschlossen ist, wobei mit der Transpondereinrichtung (T) aus einem von der
Antenneneinrichtung (SP) empfangenen Datensignal Energie für die Signalverarbeitungseinrichtung
(SV) und/oder die Antenneneinrichtung (SP) gewinnbar ist.
2. Hörgerät nach Anspruch 1, wobei das von der Antenneneinrichtung (SP) aufgenommene
Datensignal Programmierdaten umfasst.
3. Hörgerät nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Datensignal ein Ansteuersignal für das
Hörgerät zum Aussenden vorrichtungsinterner Daten ist.
4. Hörgerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Antenneneinrichtung (SP)
eine Spule aufweist.
5. Hörgerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, das als IdO- oder CIC-Hörgerät ausgestaltet
ist.
6. Verfahren zur Datenübertragung an ein Hörgerät (HG) mit Batteriefach zum Tragen im
Ohr oder hinter dem Ohr,
gekennzeichnet durch
Bereitstellen des Hörgeräts, ohne Batterie oder des ausgeschalteten Hörgeräts,
- Übertragen eines Datensignals an das Hörgerät,
- Extrahieren von Energie und von Daten aus dem Datensignal durch das Hörgerät.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei das Datensignal an das Hörgerät Programmierdaten
umfasst.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, wobei mit dem Datensignal das Hörgerät zum Aussenden
vorrichtungsinterner Daten angesteuert wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, wobei durch die übertragenen Daten ein
Hörgerät mit einer Basis-Funktionalität bereitgestellt wird, das durch einen Soft-
oder Hardwareschlüssel (D) mindestens teilweise freigeschaltet oder gesperrt wird.