(19)
(11) EP 1 764 335 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.03.2007  Patentblatt  2007/12

(21) Anmeldenummer: 06120689.2

(22) Anmeldetag:  14.09.2006
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B66B 7/06(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU LV MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR MK YU

(30) Priorität: 20.09.2005 EP 05108680

(71) Anmelder: INVENTIO AG
6052 Hergiswil (CH)

(72) Erfinder:
  • Ach, Ernst
    6030, Ebikon (CH)

(74) Vertreter: Gaussmann, Andreas 
Seestrasse 55 Postfach
6052 Hergiswil / NW
6052 Hergiswil / NW (CH)

   


(54) Aufzugsanlage mit Antriebsriemenscheibe und flachriemenartigem Tragmittel


(57) Bei einer Aufzugsanlage mit einer Antriebsriemenscheibe (10) und einem flachriemenartigen Tragmittel (11), das die Aufzugskabine und das Gegengewicht trägt und durch die Antriebsriemenscheibe angetrieben wird, ist eine Lauffläche (12) bzw. eine Teillauffläche der Antriebsriemenscheibe (10), über welche das flachriemenartige Tragmittel (11) sich auf der Antriebsriemenscheibe abstützt, reibungsvermindernd beschichtet oder reibungsvermindernd oberflächenbehandelt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Aufzugsanlage mit einer Aufzugskabine, einer Antriebsriemenscheibe sowie einem flachriemenartigen Tragmittel, wobei das flachriemenartige Tragmittel die Aufzugskabine und das Gegengewicht trägt und durch die Antriebsriemenscheibe angetrieben wird.

[0002] Aus EP 1 169 256 B1 ist eine Antriebsriemenscheibe zum Antreiben von mehreren parallel angeordneten flachriemenähnlichen Tragmitteln einer Aufzugsanlage bekannt, deren Laufflächen eine in Umfangsrichtung gemessene Oberflächenrauheit von 1 µm bis 3 µm (Mikrometer) aufweisen, damit eine erhöhte und definierte Traktionsfähigkeit des Aufzugsantriebs gewährleistet ist. Gemäss einer der offenbarten Ausführungsarten sind die Laufflächen der Antriebsriemenscheibe, d. h. diejenigen Oberflächenteile der Antriebsriemenscheibe, die das flachriemenartige Tragmittel radial stützen und durch Reibung antreiben, mit einer korrosionsbeständigen und verschleissbeständigen Oberflächenbeschichtung versehen, deren Oberflächenrauheit den vorstehend genannten Werten entspricht.

[0003] Die Anwendung einer solchen Antriebsriemenscheibe ist in gewissen Anwendungsfällen mit Nachteilen und Problemen verbunden. Bei deren Verwendung zum Antreiben flachriemenartiger Tragmittel, die einen Riemenmantel aus Gummi oder aus einem geeigneten elastischen Kunststoff aufweisen, resultiert eine zu hohe Traktionsfähigkeit zwischen der Antriebsriemenscheibe und dem Tragmittel, da der zwischen metallischen Scheibenmaterialien und den genannten Materialien des Riemenmantels auftretende Reibwert wesentlich höher ist, als der Reibwert zwischen Stahldrahtseilen und metallischen Seilscheiben. Dies kann zu Funktions- und Sicherheitsproblemen beim Betrieb einer Aufzugsanlage mit einem Gegengewicht führen. So besteht beispielsweise das Risiko, dass die Aufzugskabine durch die Antriebsriemenscheibe und das Tragmittel auch dann noch weiter angehoben werden, wenn das Gegengewicht infolge eines Steuerungsfehlers durch seinen unteren Anschlagpuffer gestoppt wird. Eine solche Situation kann praktisch zu einem Freifall der Kabine führen, wenn nach einer gewissen Anhebedistanz die Traktionskraft zwischen Antriebsriemenscheibe und Tragmittel infolge der fehlenden Gegengewichtskraft weitgehend aufgehoben wird. Ausserdem verhindert die hohe Traktionsfähigkeit, dass bei Aufzugsanlagen mit mehreren parallel angeordneten Tragmittelsträngen bereits bei geringen Belastungsunterschieden ein Belastungsausgleich zwischen den einzelnen Tragmittelsträngen erfolgt. Schädliche Überbelastungen in einzelnen Tragmittelsträngen können daraus resultieren. Bei einer Antriebsanordnung gemäss
EP 1 169 256 B1 mit einem riemenartigen Tragmittel und einer Antriebsriemenscheibe, die über Laufflächen ohne Führungsrillen und Führungsrippen zusammenwirken, hat eine nicht zwingend für die Traktion erforderliche hohe Reibung zwischen der Antriebsriemenscheibe und dem Flachriemen auch zur Folge, dass die üblicherweise mit Hilfe von seitlichen Bordscheiben und/oder von quer gewölbten Laufflächen der Riemenscheiben bewirkte seitliche Führung des Flachriemens auf den Riemenscheiben versagt, da diese Riemenführungsmethoden stets einen Gleitvorgang zwischen dem Flachriemen und der Riemenscheibe voraussetzen.

[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Aufzugsanlage der eingangs genannten Art vorzuschlagen, die die vorstehend erwähnten Nachteile einer Aufzugsanlage nicht aufweist, bei welcher die Traktionsfähigkeit zwischen der Antriebsriemenscheibe und flachriemenartigen Tragmitteln höher ist, als dies für einen sicheren Aufzugsbetrieb zwingend erforderlich ist. Insbesondere soll also eine Aufzugsanlage geschaffen werden, bei der die Aufzugskabine nicht durch die flachriemenartigen Tragmittel weiter angehoben werden kann, wenn das Gegengewicht auf seinem unteren Anschlagpuffer aufsitzt, bei welcher ein Belastungsausgleich zwischen mehreren Tragmittelsträngen sicherer gewährleistet ist, und bei welcher die seitliche Führung der flachriemenartigen Tragmittel auf der Antriebsriemenscheibe problemloser ist.

[0005] Bei flachriemenartigen Tragmitteln und Antriebsriemenscheiben, die zwecks sicherer Seitenführung des Tragmittels beispielsweise mit V-förmigen Rippen und Rillen versehen sind, treten die Probleme mit dem Anheben der Kabine bei blockiertem Gegengewicht und mit dem ungenügenden Belastungsausgleich verstärkt auf. Der Grund dafür liegt darin, dass infolge der zwischen den Rippenflanken des Tragmittels und den Rillenflanken der Antriebsriemenscheibe auftretenden Keilwirkung eine wesentliche Erhöhung der übertragbaren Traktionskraft resultiert.

[0006] Erfindungsgemäss wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass bei einer Aufzugsanlage, die mindestens eine Antriebsriemenscheibe sowie mindestens ein flachriemenartiges Tragmittel umfasst, das die Aufzugskabine und das Gegengewicht trägt und durch die Antriebsriemenscheibe angetrieben wird, mindestens eine Lauffläche der Antriebsriemenscheibe, über welche das Tragmittel läuft und auf der es sich radial abstützt, mit einer reibungsvermindernden Beschichtung versehen wird, oder einer reibungsvermindernden Oberflächenbehandlung unterzogen wird.

[0007] Als "reibungsvermindernd" werden im Folgenden Beschichtungen bzw. Oberflächenbehandlungen einer Lauffläche der Antriebsriemenscheibe bezeichnet, die zur Folge haben, dass die beschichtete bzw. oberflächenbehandelte Lauffläche gegenüber dem flachriemenartigen Tragmittel einen geringeren Reibwert hat, als das Material des Grundkörpers der Antriebsriemenscheibe.

[0008] Die Erfindung beruht demnach auf dem Gedanken, die vorstehend genannten Nachteile und Probleme, die im Zusammenhang mit flachriemenartigen Tragmitteln aus Gummi oder elastischen Kunststoffen infolge von zu hoher Reibung zwischen Tragmitteln und Antriebsriemenscheiben auftreten, dadurch zu beheben, dass die Laufflächen der Antriebsriemenscheiben mit reibungsvermindernden Beschichtungen versehen oder einer reibungsvermindernden Oberflächenbehandlung unterzogen werden.

[0009] Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im Wesentlichen darin zu sehen, dass
  • das Risiko, dass die Aufzugskabine durch den Antrieb und das Tragmittel weiter angehoben werden, wenn dass Gegengewicht infolge eines Steuerungsfehlers durch seinen unteren Anschlagpuffer gestoppt wird, praktisch eliminiert wird,
  • ein notwendiger Ausgleich zwischen den Belastungskräften der einzelnen Tragmittelstränge besser gewährleistet ist, und
  • die Probleme mit der seitlichen Führung der flachriemenartigen Tragmittel auf den Antriebsriemenscheiben infolge von hoher Reibung zwischen der Antriebsriemenscheibe und dem Tragmittel reduziert werden.


[0010] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen hervor und sind im Folgenden beschrieben:

[0011] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemässen Aufzugsanlage umfasst das flachriemenartige Tragmittel einen Mantel mit im Wesentlichen rechteckigem Querschnitt aus einem elastischen Kunststoff oder aus Gummi, in welchen Mantel Zugmittel in Form von Stahldrähten, Faserlitzen oder flächigen Fasergeweben eingebettet sind.

[0012] Eine ausgezeichnete seitliche Führung des Tragmittels auf der Antriebsriemenscheibe wird bei einer erfindungsgemässen Aufzugsanlage erreicht, bei welcher
  • das flachriemenartige Tragmittel im Bereich seiner Lauffläche Rippen und Rillen aufweist, die sich in Längsrichtung des Tragmittels erstrecken,
  • die Antriebsriemenscheibe an ihrer Peripherie Rippen und Rillen aufweist, die sich in Umfangsrichtung der Antriebsriemenscheibe erstrecken und
  • die Querschnitte durch die Rippen und Rillen des Tragmittels bzw. der Antriebsriemenscheibe Aussenkonturen aufweisen, die mindestens teilweise zueinander komplementär sind.


[0013] Eine hervorragende Laufruhe des flachriemenartigen Tragmittels ergibt sich bei einer Ausführungsform der Erfindung, bei der zwischen den Rippen und Rillen der Antriebsriemenscheibe und den Rippen und Rillen des Tragmittels Teillaufflächen vorhanden sind, über welche sich das Tragmittel auf der Antriebsriemenscheibe abstützt, wobei mindestens ein Teil dieser Teillaufflächen weder zylindrisch noch rechtwinklig zu einer Drehachse der Antriebsriemenscheibe angeordnet sind. Unter dem Begriff "Teillaufflächen" werden einzelne Berührungsflächen zwischen einer Antriebsriemenscheibe und einem flachriemenartigen Tragmittel verstanden, die als Resultat einer Profilierung der Antriebsriemenscheibe und des korrespondierenden Tragmittels vorhanden sind.

[0014] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weisen die Rippen und Rillen des flachriemenartigen Tragmittels v-förmige bzw. trapezförmige Querschnitte auf.

[0015] Bestmögliche Laufeigenschaften des Tragmittels bei mangelhafter gegenseitiger Ausrichtung von Antriebsriemenscheibe und Tragmittel werden erreicht, wenn es sich bei dem flachriemenartigen Tragmittel um einen Keilrippenriemen handelt, der eine Vielzahl von seitlich aneinander anschliessenden Rippen und Rillen mit v-förmigem Querschnitt aufweist.

[0016] Vorteilhafterweise weisen die Laufflächen der Antriebsriemenscheibe, über welche sich das Tragmittel radial auf dieser abstützt, mindestens in Teilbereichen eine Chrombeschichtung auf, wodurch die zwischen Tragmittel und Antriebsriemenscheibe erreichbare Traktionskraft reduziert wird.

[0017] Hervorragende Verschleissfestigkeit sowie niedrige und besonders stabile Reibwerte zwischen der Antriebsriemenscheibe und dem Tragmittel sind bei einer erfindungsgemässen Aufzugsanlage erreichbar, wenn es sich bei der Chrombeschichtung um eine nach dem Topochrom-Verfahren galvanisch erzeugte Chrombeschichtung handelt, deren Oberfläche kalottenförmige Mikrostrukturen aufweist.

[0018] Zweckmässige Lösungen des Problems der zu hohen Reibwerte zwischen Antriebsriemenscheibe und Tragmittel können auch dadurch erreicht werden, dass die Laufflächen der Antriebsriemenscheibe, über welche sich das Tragmittel radial auf dieser abstützt, mindestens in Teilbereichen eine der folgenden Arten von reibungsvermindernden Beschichtungen, bzw. Oberflächenbehandlungen aufweist:
  • Beschichtung aus amorphem Kohlenstoff, bekannt unter der Bezeichnung DLC (Diamond-Like-Carbon)
  • Teflonbeschichtung
  • Keramikbeschichtung
  • Carbo-Nitrid-Oxydation als Oberflächenbehandlung


[0019] Geringstmögliche Geräuschentwicklung und schwingungsfreier Lauf der flachriemenartigen Tragmittel werden in Aufzugsanlagen erreicht, in welchen auch die Laufflächen bzw. die Teillaufflächen der Tragmittelumlenkrollen reibungsvermindernd beschichtet oder reibungsvermindernd oberflächenbehandelt sind. Ausführungsbeispiele der Erfindung sind im Folgenden anhand der beigefügten Zeichnungen erläutert.

[0020] Es zeigen:
Fig. 1
eine Antriebsriemenscheibe mit leicht gewölbten Laufflächen für mehrere flachriemenartige Tragmittel.
Fig. 2
eine Antriebsriemenscheibe mit aufliegenden Tragmitteln, wobei die Laufflächen der Antriebsriemenscheibe und des Tragmittels sich in Umfangsrichtung bzw. in Längsrichtung des Tragmittels erstreckende Rippen und Rillen aufweisen.
Fig. 3
eine Antriebsriemenscheibe mit aufliegenden Tragmitteln, wobei die Antriebsriemenscheibe wie auch die tragmittel Rippen und Rillen mit trapezförmigem Querschnitt aufweisen.
Fig. 4
eine Antriebsriemenscheibe mit einem Keilrippenriemen als Tragmittel.
Fig. 5
einen schematischen, stark vergrösserten Schnitt durch eine nach dem Topochrom-Verfahren beschichtete Lauffläche einer Antriebsriemenscheibe.
Fig. 6
eine schematisierte, stark vergrösserte Ansicht der Oberfläche einer nach dem Topochrom-Verfahren beschichteten Lauffläche einer Antriebsriemenscheibe.


[0021] In Fig. 1 ist eine Antriebsriemenscheibe 10 mit mehreren flachriemenartigen Tragmitteln 11 gezeigt. Die Laufflächen 12 der Antriebsriemenscheibe 10 sind quer zur Umfangsrichtung leicht gewölbt, wodurch eine gewisse Selbstzentrierung der Tragmittel 11 in der Mitte der jeweiligen Lauffläche 12 erreichbar ist. Die Zentrierwirkung ist unter anderem von der Höhe des Reibwerts zwischen den Tragmitteln 11 und den Laufflächen 12 der Antriebsriemenscheibe 10 abhängig, d. h. ein hoher Reibwert behindert eine optimale Zentrierwirkung der Laufflächenwölbung. Um eine bestmögliche Selbstzentrierung der Tragmittel 11 auf der Antriebsriemenscheibe 10 zu erreichen, aber auch um das vorstehend beschriebene gefährliche Anheben der Aufzugskabine bei blockiertem Gegengewicht zu vermeiden und den Belastungsausgleich zwischen den Tragmitteln 11 zu gewährleisten, sind die Laufflächen 12 reibungsvermindernd beschichtet oder reibungsvermindernd oberflächenbehandelt. Auf unterschiedliche Möglichkeiten zur Realisierung einer solchen Beschichtung oder Oberflächenbehandlung wird später eingegangen.

[0022] Die in Fig. 1 gezeigte Antriebsriemenscheibe 10 ist ausserdem mit mehreren Bordscheiben 13 versehen, die eine zusätzliche Sicherung dafür bilden, dass das flachriemenartige Tragmittel 11 während des Aufzugsbetriebs auf der ihm zugeordneten Lauffläche 12 der Antriebsriemenscheibe 10 zentriert bleibt.

[0023] Antriebsriemenscheiben der in Fig. 1 dargestellten Art erfordern eine präzise gegenseitige Ausrichtung aller am Antrieb und der Umlenkung des flachriemenartigen Tragmittels beteiligten Riemenscheiben. Ist eine solche Ausrichtung nicht ausreichend präzise, so reibt das flachriemenartige Tragmittel 11 mit seinen Seitenflächen an den Bordscheiben 13, was durch Abrieb oder durch Hochsteigen des Seitenbereichs des Tragmittels 11 an einer Bordscheibe 13 zur Zerstörung des Tragmittels führen kann. Die Wahl von geringstmöglichen, die Funktion der Traktionsübertragung noch ausreichend gewährleistenden Reibwerten zwischen den Laufflächen der Antriebsriemenscheiben und den Tragmitteln kann die Lebensdauer der Tragmittel entscheidend positiv beeinflussen. Vorteilhafterweise sind auch die Bordscheiben 13 der Antriebsriemenscheiben 10 reibungsvermindernd beschichtet oder behandelt.

[0024] Es ist zweckmässig, auch die Laufflächen und/oder die Bordscheiben von Umlenkrollen einer Aufzugsanlage reibungsvermindernd zu beschichten oder zu behandeln, um eine bestmögliche Zentrierung der Tragmittel auf deren Laufflächen sowie einen schwingungsfreien, ruhigen Lauf der Tragmittel zu erreichen und dabei den Verschleiss des Tragmittels so gering wie möglich zu halten. Dies gilt insbesondere auch für Umlenkrollen, die in Umfangsrichtung Rippen und Rillen aufweisen, um Tragmittel mit mindestens teilweise komplementär ausgebildeten Rippen und Rillen seitlich zu führen, wie dies im Folgenden beschrieben ist.

[0025] Fig. 2 zeigt eine Antriebsriemenscheibe 20 mit darauf aufliegendem flachriemenartigem Tragmittel 21, deren Laufflächen 22 Rippen und Rillen aufweisen, die sich in Umfangsrichtung der Antriebsriemenscheibe 20 bzw. in Längsrichtung des Tragmittels 21 erstrecken, wobei die Rippen und Rillen beinahe beliebige Querschnittsformen aufweisen können. Der Zweck dieser Rippen und Rillen besteht darin, das Tragmittel 21 auf der Antriebsriemenscheibe 20 zu führen, ohne dass eine hohe Genauigkeit der gegenseitigen Ausrichtung der Riemenscheiben und des Tragmittels erforderlich ist. Die Rippen und Rillen der Antriebsriemenscheibe 20 sind dabei mindestens in Teilbereichen komplementär zu den Rippen und Rillen des Tragmittels 21 ausgebildet, wobei diese Teilbereiche Teillaufflächen 25 bilden, über welche das Tragmittel sich auf der Antriebsriemenscheibe 20 abstützt. Ein wesentlicher Anteil der Teillaufflächen 25 ist nicht zylindrisch in Bezug auf die Drehachse 24 der Antriebsriemenscheibe, sondern gegenüber dieser Drehachse geneigt angeordnet. Da ein wesentlicher Teil der zwischen der Antriebsriemenscheibe 20 und dem Tragmittel 21 auftretenden Radialkräfte über solche geneigten Anteile der Teillaufflächen 25 übertragen werden, resultiert infolge einer Art von Keilwirkung eine erhöhte Traktionsfähigkeit zwischen der Antriebsriemenscheibe 20 und dem Tragmittel 21. Der Vorgang der Erhöhung der Traktionsfähigkeit ist aus der Anwendung von Keilriemen bekannt. Um die in der Einleitung erläuterten Nachteile einer erhöhten Traktionsfähigkeit zu vermeiden, sind erfindungsgemäss die Laufflächen 22 bzw. Teillaufflächen 25 der Antriebsriemenscheibe reibungsvermindernd beschichtet bzw. reibungsvermindernd oberflächenbehandelt.

[0026] Fig. 3 zeigt eine weitere Ausführungsform einer Antriebsriemenscheibe 30 mit einem darauf aufliegenden flachriemenartigen Tragmittel 31, wobei die Scheibe wie auch das Tragmittel Rippen und Rillen mit trapezförmigem Querschnitt aufweisen. Um einen ruhigen Lauf und eine sichere seitliche Führung des Tragmittels 31 auf der Antriebsriemenscheibe 30 zu erreichen, stützt sich das Tragmittel über die schrägen seitlichen Flanken seiner trapezförmigen Rippen auf den korrespondierenden schrägen Flanken der Rillen der Antriebsriemenscheibe auf der Antriebsriemenscheibe ab. Die genannten schrägen Flanken bilden hier mehrere Teillaufflächen 35. Auch bei dieser Ausführungsform resultiert infolge der Keilwirkung zwischen den Rippen des Tragmittels und den Rillen der Antriebsriemenscheibe eine Erhöhung der Traktionsfähigkeit. Um die Nachteile dieser Erhöhung der Traktionsfähigkeit zu vermeiden, sind erfindungsgemäss mindestens die mehrere Teillaufflächen bildenden schrägen Flanken 35 der Rillen der Antriebsriemenscheibe 30 reibungsvermindernd beschichtet bzw. reibungsvermindernd oberflächenbehandelt.

[0027] Fig. 4 zeigt eine besonders bevorzugte Ausführungsform einer Antriebsriemenscheibe 40 und eines dazugehörigen flachriemenartige Tragmittels 41, bei welcher die Antriebsriemenscheibe wie auch das Tragmittel Rippen und Rillen mit im Wesentlichen dreieckförmigem Querschnitt aufweisen. Der Mantel 46 des flachriemenartigen Tragmittels besteht aus Gummi oder aus einem elastischen Kunststoff, vorzugsweise aus Polyurethan oder EPDM (Ethylene Propylene Diene Monomer). Im dargestellten Querschnitt des Tragmittels sind runde Zugverstärkungen 47 erkennbar, die beispielsweise aus Stahldrahtlitzen oder Kunstfaserlitzen bestehen können. Die hier gezeigte Ausführungform des flachriemenartigen Tragmittels 41, die unter der Bezeichnung Keilrippenriemen bekannt ist, zeichnet sich durch hervorragende Laufruhe aus und lässt sich auch bei relativ ungenauer gegenseitiger Ausrichtung der Riemenscheiben der Aufzugsanlage und des Tragmittels problemlos, sicher und verschleissarm auf den Riemenscheiben der Aufzugsanlage führen. Gute Betriebseigenschaften werden mit Keilrippenriemen erreicht, deren Keilwinkel β zwischen 60° und 120° liegen, wobei optimale Ergebnisse mit Keilwinkeln von 80° bis 100° erzielt werden. Auch bei dieser Ausführungsform der Antriebsriemenscheibe und des flachriemenartigen Tragmittels stützt sich das Tragmittel 41 über schräge Flanken, d. h. über zur Drehachse 44 der Antriebsriemenscheibe 40 geneigt angeordnete Teillaufflächen 45, auf der Antriebsriemenscheibe 40 ab. Daraus resultieren einerseits die ausgezeichneten Lauf- und Führungseigenschaften dieser Tragmittelanordnung und andererseits die bekannte Erhöhung der Traktionsfähigkeit mit ihren vorstehend erläuterten Nachteilen. Geringere Keilwinkelwerte β ergeben dabei bessere Eigenschaften in Bezug auf die seitliche Führung des Tragmittels auf der Antriebsriemenscheibe, sie verursachen jedoch eine stärkere Erhöhung der Traktionsfähigkeit zwischen der Antriebsriemenscheibe und dem Tragmittel. Um die Nachteile der erhöhten Traktionsfähigkeit zu vermeiden, sind die dreiecksförmigen Rippen und Rillen der Antriebsriemenscheibe reibungsvermindernd beschichtet bzw. reibungsvermindernd oberflächenbehandelt.

[0028] Fig. 5 zeigt einen stark vergrösserten Schnitt durch eine nach dem Topochrom-Verfahren reibungsvermindernd beschichtete Lauffläche 50 bzw. Teillauffläche einer erfindungsgemässen Antriebsriemenscheibe, und Fig. 6 zeigt eine stark vergrösserte Ansicht der Oberfläche einer solchen nach dem Topochrom-Verfahren beschichteten Lauffläche bzw. Teillauffläche.
Bei der Topochrom-Beschichtung handelt es sich um eine galvanisch auf ein Grundmaterial 51 (Antriebsriemenscheibe 10, 20, 30, 40) aufgebrachte Chromschicht, bei welcher aus einer Grundchromschicht 52 herausgewachsene kalottenförmige Mikrostrukturen 53 eine Strukturschicht 54 bilden, die von einer dünnen Endschicht 55 (aus Chrom) bedeckt ist. Die Ausbildung der kalottenförmigen Mikrostrukturen 53 mit Durchmessern von typischerweise weniger 0,1 mm wird durch geeignete Manipulation der Prozessparameter (Stromstärke, Temperatur, Strömungsgeschwindigkeit des Elektrolyts) während des galvanischen Beschichtungsvorgangs bewirkt.
Im Vergleich mit bearbeiteten Metalloberflächen oder mit anderen galvanisch beschichteten Oberflächen resultiert bei Gleitreibung zwischen irgend einem Reibkörper und einem Reibkörper, dessen Oberfläche die genannten kalottenförmigen Mikrostrukturen aufweist, ein stark reduzierter Reibwert. Dank dem bei der Topochrom-Beschichtung grossen Anteil tragender Mikrostrukturflächen an der Gesamtoberfläche, weist der beschichtete Reibkörper, d. h. im vorliegenden Fall die Lauffläche einer Antriebsriemenscheibe oder einer Umlenkrolle, ausserdem einen hervorragenden Verschleisswiderstand auf.

[0029] Selbstverständlich eignen sich für die reibungsvermindernde Beschichtung bzw. die reibungsvermindernde Oberflächenbehandlung erfindungsgemässer Antriebsriemenscheiben in Aufzugsanlagen auch einige andere Verfahren. Beispiele für solche Verfahren sind:
  • Beschichtung aus amorphem Kohlenstoff, bekannt unter der Bezeichnung DLC (Diamond-Like-Carbon)
  • Teflonbeschichtung
  • Keramikbeschichtung
  • Carbo-Nitrid-Oxydation als Oberflächenbehandlung



Ansprüche

1. Aufzugsanlage mit einer Aufzugskabine, einer Antriebsriemenscheibe sowie mindestens einem flachriemenartigen Tragmittel, das durch die Antriebsriemenscheibe angetrieben wird und die Aufzugskabine trägt und bewegt,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Lauffläche bzw. eine Teillauffläche der Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40), über welche das flachriemenartige Tragmittel (11, 21, 31, 41) sich auf der Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40) abstützt, reibungsvermindernd beschichtet oder reibungsvermindernd oberflächenbehandelt ist.
 
2. Aufzugsanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das flachriemenartige Tragmittel (41) einen Mantel aus einem elastischen Kunststoff oder aus Gummi mit im Wesentlichen rechteckigem Querschnitt umfasst, in welchen Mantel Zugmittel (47) in Form von Stahldrähten, Faserlitzen oder flächigen Fasergeweben eingebettet sind.
 
3. Aufzugsanlage nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass

- das flachriemenartige Tragmittel (21, 31, 41) im Bereich seiner Lauffläche Rippen und Rillen aufweist, die sich in Längsrichtung des Tragmittels erstrecken,

- die Antriebsriemenscheibe (20, 30, 40) an ihrer Peripherie Rippen und Rillen aufweist, die sich in Umfangsrichtung der Antriebsriemenscheibe (20, 30, 40) erstrecken und

- die Querschnitte durch die Rippen und Rillen des Tragmittels (21, 31, 41) und der Antriebsriemenscheibe (20, 30, 40) Aussenkonturen aufweisen, die mindestens teilweise zueinander komplementär sind.


 
4. Aufzugsanlage nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen den Rippen und Rillen der Antriebsriemenscheibe (20, 30, 40) und den Rippen und Rillen des flachriemenartige Tragmittels (21, 31, 41) Teillaufflächen (25, 35, 45) vorhanden sind, über welche das Tragmittel (21, 31, 41) sich auf der Antriebsriemenscheibe (20, 30, 40) abstützt, wobei mindestens ein Teil dieser Teillaufflächen (25, 35, 45) weder zylindrisch noch rechtwinklig zu einer Drehachse (24, 44) der Antriebsriemenscheibe (20, 30, 40) angeordnet sind.
 
5. Aufzugsanlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Rippen und Rillen des flachriemenartigen Tragmittels (31) sowie der Antriebsriemenscheibe (30) v-förmige bzw. trapezförmige Querschnitte aufweisen.
 
6. Aufzugsanlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das flachriemenartige Tragmittel (41) eine Vielzahl von seitlich aneinander anschliessenden Rippen und Rillen mit v-förmigem, bzw. dreieckförmigem Querschnitt handelt.
 
7. Aufzugsanlage nach einem der Ansprüche 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, dass auch die Laufflächen bzw. die Teillaufflächen der Tragmittelumlenkrollen der Aufzugsanlage reibungsvermindernd beschichtet oder reibungsvermindernd oberflächenbehandelt sind.
 
8. Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40) zum Antreiben eines flachriemenartigen Tragmittels (11, 21, 31, 41) einer Aufzugsanlage, dadurch gekennzeichnet, dass eine Lauffläche bzw. eine Teillauffläche der Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40), über welche das flachriemenartige Tragmittel (11, 21, 31, 41) sich auf der Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40) abstützt, mindestens in Teilbereichen reibungsvermindernd beschichtet oder reibungsvermindernd oberflächenbehandelt ist.
 
9. Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40) nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass eine Lauffläche (12) bzw. eine Teillauffläche (25, 35, 45) der Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40), über welche das flachriemenartige Tragmittel (11, 21, 31, 41) sich auf der Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40) abstützt, mindestens in Teilbereichen eine Chrombeschichtung aufweist.
 
10. Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40) nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Chrombeschichtung um eine nach dem Topochrom-Verfahren galvanisch erzeugte Chrombeschichtung handelt, deren Oberfläche kalottenförmige Mikrostrukturen (53) aufweist.
 
11. Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40) nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass eine Lauffläche (12) bzw. eine Teillauffläche (25, 35, 45) der Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40), über welche sich das Tragmittel (11, 21, 31, 41) radial auf dieser abstützt, mindestens in Teilbereichen eine der folgenden Arten von reibungsvermindernden Beschichtungen, bzw. Oberflächenbehandlungen aufweisen:

- Beschichtung aus amorphem Kohlenstoff, bekannt unter der Bezeichnung DLC (Diamond-Like-Carbon)

- Teflonbeschichtung

- Keramikbeschichtung

- Carbo-Nitrid-Oxydation als Oberflächenbehandlung.


 




Zeichnung








Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente