[0001] Die Erfindung betrifft eine Aufzugsanlage mit einer Aufzugskabine, einer Antriebsriemenscheibe
sowie einem flachriemenartigen Tragmittel, wobei das flachriemenartige Tragmittel
die Aufzugskabine und das Gegengewicht trägt und durch die Antriebsriemenscheibe angetrieben
wird.
[0002] Aus
EP 1 169 256 B1 ist eine Antriebsriemenscheibe zum Antreiben von mehreren parallel angeordneten flachriemenähnlichen
Tragmitteln einer Aufzugsanlage bekannt, deren Laufflächen eine in Umfangsrichtung
gemessene Oberflächenrauheit von 1 µm bis 3 µm (Mikrometer) aufweisen, damit eine
erhöhte und definierte Traktionsfähigkeit des Aufzugsantriebs gewährleistet ist. Gemäss
einer der offenbarten Ausführungsarten sind die Laufflächen der Antriebsriemenscheibe,
d. h. diejenigen Oberflächenteile der Antriebsriemenscheibe, die das flachriemenartige
Tragmittel radial stützen und durch Reibung antreiben, mit einer korrosionsbeständigen
und verschleissbeständigen Oberflächenbeschichtung versehen, deren Oberflächenrauheit
den vorstehend genannten Werten entspricht.
[0003] Die Anwendung einer solchen Antriebsriemenscheibe ist in gewissen Anwendungsfällen
mit Nachteilen und Problemen verbunden. Bei deren Verwendung zum Antreiben flachriemenartiger
Tragmittel, die einen Riemenmantel aus Gummi oder aus einem geeigneten elastischen
Kunststoff aufweisen, resultiert eine zu hohe Traktionsfähigkeit zwischen der Antriebsriemenscheibe
und dem Tragmittel, da der zwischen metallischen Scheibenmaterialien und den genannten
Materialien des Riemenmantels auftretende Reibwert wesentlich höher ist, als der Reibwert
zwischen Stahldrahtseilen und metallischen Seilscheiben. Dies kann zu Funktions- und
Sicherheitsproblemen beim Betrieb einer Aufzugsanlage mit einem Gegengewicht führen.
So besteht beispielsweise das Risiko, dass die Aufzugskabine durch die Antriebsriemenscheibe
und das Tragmittel auch dann noch weiter angehoben werden, wenn das Gegengewicht infolge
eines Steuerungsfehlers durch seinen unteren Anschlagpuffer gestoppt wird. Eine solche
Situation kann praktisch zu einem Freifall der Kabine führen, wenn nach einer gewissen
Anhebedistanz die Traktionskraft zwischen Antriebsriemenscheibe und Tragmittel infolge
der fehlenden Gegengewichtskraft weitgehend aufgehoben wird. Ausserdem verhindert
die hohe Traktionsfähigkeit, dass bei Aufzugsanlagen mit mehreren parallel angeordneten
Tragmittelsträngen bereits bei geringen Belastungsunterschieden ein Belastungsausgleich
zwischen den einzelnen Tragmittelsträngen erfolgt. Schädliche Überbelastungen in einzelnen
Tragmittelsträngen können daraus resultieren. Bei einer Antriebsanordnung gemäss
EP 1 169 256 B1 mit einem riemenartigen Tragmittel und einer Antriebsriemenscheibe, die über Laufflächen
ohne Führungsrillen und Führungsrippen zusammenwirken, hat eine nicht zwingend für
die Traktion erforderliche hohe Reibung zwischen der Antriebsriemenscheibe und dem
Flachriemen auch zur Folge, dass die üblicherweise mit Hilfe von seitlichen Bordscheiben
und/oder von quer gewölbten Laufflächen der Riemenscheiben bewirkte seitliche Führung
des Flachriemens auf den Riemenscheiben versagt, da diese Riemenführungsmethoden stets
einen Gleitvorgang zwischen dem Flachriemen und der Riemenscheibe voraussetzen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Aufzugsanlage der eingangs genannten
Art vorzuschlagen, die die vorstehend erwähnten Nachteile einer Aufzugsanlage nicht
aufweist, bei welcher die Traktionsfähigkeit zwischen der Antriebsriemenscheibe und
flachriemenartigen Tragmitteln höher ist, als dies für einen sicheren Aufzugsbetrieb
zwingend erforderlich ist. Insbesondere soll also eine Aufzugsanlage geschaffen werden,
bei der die Aufzugskabine nicht durch die flachriemenartigen Tragmittel weiter angehoben
werden kann, wenn das Gegengewicht auf seinem unteren Anschlagpuffer aufsitzt, bei
welcher ein Belastungsausgleich zwischen mehreren Tragmittelsträngen sicherer gewährleistet
ist, und bei welcher die seitliche Führung der flachriemenartigen Tragmittel auf der
Antriebsriemenscheibe problemloser ist.
[0005] Bei flachriemenartigen Tragmitteln und Antriebsriemenscheiben, die zwecks sicherer
Seitenführung des Tragmittels beispielsweise mit V-förmigen Rippen und Rillen versehen
sind, treten die Probleme mit dem Anheben der Kabine bei blockiertem Gegengewicht
und mit dem ungenügenden Belastungsausgleich verstärkt auf. Der Grund dafür liegt
darin, dass infolge der zwischen den Rippenflanken des Tragmittels und den Rillenflanken
der Antriebsriemenscheibe auftretenden Keilwirkung eine wesentliche Erhöhung der übertragbaren
Traktionskraft resultiert.
[0006] Erfindungsgemäss wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass bei einer Aufzugsanlage, die
mindestens eine Antriebsriemenscheibe sowie mindestens ein flachriemenartiges Tragmittel
umfasst, das die Aufzugskabine und das Gegengewicht trägt und durch die Antriebsriemenscheibe
angetrieben wird, mindestens eine Lauffläche der Antriebsriemenscheibe, über welche
das Tragmittel läuft und auf der es sich radial abstützt, mit einer reibungsvermindernden
Beschichtung versehen wird, oder einer reibungsvermindernden Oberflächenbehandlung
unterzogen wird.
[0007] Als "reibungsvermindernd" werden im Folgenden Beschichtungen bzw. Oberflächenbehandlungen
einer Lauffläche der Antriebsriemenscheibe bezeichnet, die zur Folge haben, dass die
beschichtete bzw. oberflächenbehandelte Lauffläche gegenüber dem flachriemenartigen
Tragmittel einen geringeren Reibwert hat, als das Material des Grundkörpers der Antriebsriemenscheibe.
[0008] Die Erfindung beruht demnach auf dem Gedanken, die vorstehend genannten Nachteile
und Probleme, die im Zusammenhang mit flachriemenartigen Tragmitteln aus Gummi oder
elastischen Kunststoffen infolge von zu hoher Reibung zwischen Tragmitteln und Antriebsriemenscheiben
auftreten, dadurch zu beheben, dass die Laufflächen der Antriebsriemenscheiben mit
reibungsvermindernden Beschichtungen versehen oder einer reibungsvermindernden Oberflächenbehandlung
unterzogen werden.
[0009] Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im Wesentlichen darin zu sehen,
dass
- das Risiko, dass die Aufzugskabine durch den Antrieb und das Tragmittel weiter angehoben
werden, wenn dass Gegengewicht infolge eines Steuerungsfehlers durch seinen unteren
Anschlagpuffer gestoppt wird, praktisch eliminiert wird,
- ein notwendiger Ausgleich zwischen den Belastungskräften der einzelnen Tragmittelstränge
besser gewährleistet ist, und
- die Probleme mit der seitlichen Führung der flachriemenartigen Tragmittel auf den
Antriebsriemenscheiben infolge von hoher Reibung zwischen der Antriebsriemenscheibe
und dem Tragmittel reduziert werden.
[0010] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen
hervor und sind im Folgenden beschrieben:
[0011] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemässen Aufzugsanlage
umfasst das flachriemenartige Tragmittel einen Mantel mit im Wesentlichen rechteckigem
Querschnitt aus einem elastischen Kunststoff oder aus Gummi, in welchen Mantel Zugmittel
in Form von Stahldrähten, Faserlitzen oder flächigen Fasergeweben eingebettet sind.
[0012] Eine ausgezeichnete seitliche Führung des Tragmittels auf der Antriebsriemenscheibe
wird bei einer erfindungsgemässen Aufzugsanlage erreicht, bei welcher
- das flachriemenartige Tragmittel im Bereich seiner Lauffläche Rippen und Rillen aufweist,
die sich in Längsrichtung des Tragmittels erstrecken,
- die Antriebsriemenscheibe an ihrer Peripherie Rippen und Rillen aufweist, die sich
in Umfangsrichtung der Antriebsriemenscheibe erstrecken und
- die Querschnitte durch die Rippen und Rillen des Tragmittels bzw. der Antriebsriemenscheibe
Aussenkonturen aufweisen, die mindestens teilweise zueinander komplementär sind.
[0013] Eine hervorragende Laufruhe des flachriemenartigen Tragmittels ergibt sich bei einer
Ausführungsform der Erfindung, bei der zwischen den Rippen und Rillen der Antriebsriemenscheibe
und den Rippen und Rillen des Tragmittels Teillaufflächen vorhanden sind, über welche
sich das Tragmittel auf der Antriebsriemenscheibe abstützt, wobei mindestens ein Teil
dieser Teillaufflächen weder zylindrisch noch rechtwinklig zu einer Drehachse der
Antriebsriemenscheibe angeordnet sind. Unter dem Begriff "Teillaufflächen" werden
einzelne Berührungsflächen zwischen einer Antriebsriemenscheibe und einem flachriemenartigen
Tragmittel verstanden, die als Resultat einer Profilierung der Antriebsriemenscheibe
und des korrespondierenden Tragmittels vorhanden sind.
[0014] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weisen die Rippen und Rillen
des flachriemenartigen Tragmittels v-förmige bzw. trapezförmige Querschnitte auf.
[0015] Bestmögliche Laufeigenschaften des Tragmittels bei mangelhafter gegenseitiger Ausrichtung
von Antriebsriemenscheibe und Tragmittel werden erreicht, wenn es sich bei dem flachriemenartigen
Tragmittel um einen Keilrippenriemen handelt, der eine Vielzahl von seitlich aneinander
anschliessenden Rippen und Rillen mit v-förmigem Querschnitt aufweist.
[0016] Vorteilhafterweise weisen die Laufflächen der Antriebsriemenscheibe, über welche
sich das Tragmittel radial auf dieser abstützt, mindestens in Teilbereichen eine Chrombeschichtung
auf, wodurch die zwischen Tragmittel und Antriebsriemenscheibe erreichbare Traktionskraft
reduziert wird.
[0017] Hervorragende Verschleissfestigkeit sowie niedrige und besonders stabile Reibwerte
zwischen der Antriebsriemenscheibe und dem Tragmittel sind bei einer erfindungsgemässen
Aufzugsanlage erreichbar, wenn es sich bei der Chrombeschichtung um eine nach dem
Topochrom-Verfahren galvanisch erzeugte Chrombeschichtung handelt, deren Oberfläche
kalottenförmige Mikrostrukturen aufweist.
[0018] Zweckmässige Lösungen des Problems der zu hohen Reibwerte zwischen Antriebsriemenscheibe
und Tragmittel können auch dadurch erreicht werden, dass die Laufflächen der Antriebsriemenscheibe,
über welche sich das Tragmittel radial auf dieser abstützt, mindestens in Teilbereichen
eine der folgenden Arten von reibungsvermindernden Beschichtungen, bzw. Oberflächenbehandlungen
aufweist:
- Beschichtung aus amorphem Kohlenstoff, bekannt unter der Bezeichnung DLC (Diamond-Like-Carbon)
- Teflonbeschichtung
- Keramikbeschichtung
- Carbo-Nitrid-Oxydation als Oberflächenbehandlung
[0019] Geringstmögliche Geräuschentwicklung und schwingungsfreier Lauf der flachriemenartigen
Tragmittel werden in Aufzugsanlagen erreicht, in welchen auch die Laufflächen bzw.
die Teillaufflächen der Tragmittelumlenkrollen reibungsvermindernd beschichtet oder
reibungsvermindernd oberflächenbehandelt sind. Ausführungsbeispiele der Erfindung
sind im Folgenden anhand der beigefügten Zeichnungen erläutert.
[0020] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Antriebsriemenscheibe mit leicht gewölbten Laufflächen für mehrere flachriemenartige
Tragmittel.
- Fig. 2
- eine Antriebsriemenscheibe mit aufliegenden Tragmitteln, wobei die Laufflächen der
Antriebsriemenscheibe und des Tragmittels sich in Umfangsrichtung bzw. in Längsrichtung
des Tragmittels erstreckende Rippen und Rillen aufweisen.
- Fig. 3
- eine Antriebsriemenscheibe mit aufliegenden Tragmitteln, wobei die Antriebsriemenscheibe
wie auch die tragmittel Rippen und Rillen mit trapezförmigem Querschnitt aufweisen.
- Fig. 4
- eine Antriebsriemenscheibe mit einem Keilrippenriemen als Tragmittel.
- Fig. 5
- einen schematischen, stark vergrösserten Schnitt durch eine nach dem Topochrom-Verfahren
beschichtete Lauffläche einer Antriebsriemenscheibe.
- Fig. 6
- eine schematisierte, stark vergrösserte Ansicht der Oberfläche einer nach dem Topochrom-Verfahren
beschichteten Lauffläche einer Antriebsriemenscheibe.
[0021] In Fig. 1 ist eine Antriebsriemenscheibe 10 mit mehreren flachriemenartigen Tragmitteln
11 gezeigt. Die Laufflächen 12 der Antriebsriemenscheibe 10 sind quer zur Umfangsrichtung
leicht gewölbt, wodurch eine gewisse Selbstzentrierung der Tragmittel 11 in der Mitte
der jeweiligen Lauffläche 12 erreichbar ist. Die Zentrierwirkung ist unter anderem
von der Höhe des Reibwerts zwischen den Tragmitteln 11 und den Laufflächen 12 der
Antriebsriemenscheibe 10 abhängig, d. h. ein hoher Reibwert behindert eine optimale
Zentrierwirkung der Laufflächenwölbung. Um eine bestmögliche Selbstzentrierung der
Tragmittel 11 auf der Antriebsriemenscheibe 10 zu erreichen, aber auch um das vorstehend
beschriebene gefährliche Anheben der Aufzugskabine bei blockiertem Gegengewicht zu
vermeiden und den Belastungsausgleich zwischen den Tragmitteln 11 zu gewährleisten,
sind die Laufflächen 12 reibungsvermindernd beschichtet oder reibungsvermindernd oberflächenbehandelt.
Auf unterschiedliche Möglichkeiten zur Realisierung einer solchen Beschichtung oder
Oberflächenbehandlung wird später eingegangen.
[0022] Die in Fig. 1 gezeigte Antriebsriemenscheibe 10 ist ausserdem mit mehreren Bordscheiben
13 versehen, die eine zusätzliche Sicherung dafür bilden, dass das flachriemenartige
Tragmittel 11 während des Aufzugsbetriebs auf der ihm zugeordneten Lauffläche 12 der
Antriebsriemenscheibe 10 zentriert bleibt.
[0023] Antriebsriemenscheiben der in Fig. 1 dargestellten Art erfordern eine präzise gegenseitige
Ausrichtung aller am Antrieb und der Umlenkung des flachriemenartigen Tragmittels
beteiligten Riemenscheiben. Ist eine solche Ausrichtung nicht ausreichend präzise,
so reibt das flachriemenartige Tragmittel 11 mit seinen Seitenflächen an den Bordscheiben
13, was durch Abrieb oder durch Hochsteigen des Seitenbereichs des Tragmittels 11
an einer Bordscheibe 13 zur Zerstörung des Tragmittels führen kann. Die Wahl von geringstmöglichen,
die Funktion der Traktionsübertragung noch ausreichend gewährleistenden Reibwerten
zwischen den Laufflächen der Antriebsriemenscheiben und den Tragmitteln kann die Lebensdauer
der Tragmittel entscheidend positiv beeinflussen. Vorteilhafterweise sind auch die
Bordscheiben 13 der Antriebsriemenscheiben 10 reibungsvermindernd beschichtet oder
behandelt.
[0024] Es ist zweckmässig, auch die Laufflächen und/oder die Bordscheiben von Umlenkrollen
einer Aufzugsanlage reibungsvermindernd zu beschichten oder zu behandeln, um eine
bestmögliche Zentrierung der Tragmittel auf deren Laufflächen sowie einen schwingungsfreien,
ruhigen Lauf der Tragmittel zu erreichen und dabei den Verschleiss des Tragmittels
so gering wie möglich zu halten. Dies gilt insbesondere auch für Umlenkrollen, die
in Umfangsrichtung Rippen und Rillen aufweisen, um Tragmittel mit mindestens teilweise
komplementär ausgebildeten Rippen und Rillen seitlich zu führen, wie dies im Folgenden
beschrieben ist.
[0025] Fig. 2 zeigt eine Antriebsriemenscheibe 20 mit darauf aufliegendem flachriemenartigem
Tragmittel 21, deren Laufflächen 22 Rippen und Rillen aufweisen, die sich in Umfangsrichtung
der Antriebsriemenscheibe 20 bzw. in Längsrichtung des Tragmittels 21 erstrecken,
wobei die Rippen und Rillen beinahe beliebige Querschnittsformen aufweisen können.
Der Zweck dieser Rippen und Rillen besteht darin, das Tragmittel 21 auf der Antriebsriemenscheibe
20 zu führen, ohne dass eine hohe Genauigkeit der gegenseitigen Ausrichtung der Riemenscheiben
und des Tragmittels erforderlich ist. Die Rippen und Rillen der Antriebsriemenscheibe
20 sind dabei mindestens in Teilbereichen komplementär zu den Rippen und Rillen des
Tragmittels 21 ausgebildet, wobei diese Teilbereiche Teillaufflächen 25 bilden, über
welche das Tragmittel sich auf der Antriebsriemenscheibe 20 abstützt. Ein wesentlicher
Anteil der Teillaufflächen 25 ist nicht zylindrisch in Bezug auf die Drehachse 24
der Antriebsriemenscheibe, sondern gegenüber dieser Drehachse geneigt angeordnet.
Da ein wesentlicher Teil der zwischen der Antriebsriemenscheibe 20 und dem Tragmittel
21 auftretenden Radialkräfte über solche geneigten Anteile der Teillaufflächen 25
übertragen werden, resultiert infolge einer Art von Keilwirkung eine erhöhte Traktionsfähigkeit
zwischen der Antriebsriemenscheibe 20 und dem Tragmittel 21. Der Vorgang der Erhöhung
der Traktionsfähigkeit ist aus der Anwendung von Keilriemen bekannt. Um die in der
Einleitung erläuterten Nachteile einer erhöhten Traktionsfähigkeit zu vermeiden, sind
erfindungsgemäss die Laufflächen 22 bzw. Teillaufflächen 25 der Antriebsriemenscheibe
reibungsvermindernd beschichtet bzw. reibungsvermindernd oberflächenbehandelt.
[0026] Fig. 3 zeigt eine weitere Ausführungsform einer Antriebsriemenscheibe 30 mit einem
darauf aufliegenden flachriemenartigen Tragmittel 31, wobei die Scheibe wie auch das
Tragmittel Rippen und Rillen mit trapezförmigem Querschnitt aufweisen. Um einen ruhigen
Lauf und eine sichere seitliche Führung des Tragmittels 31 auf der Antriebsriemenscheibe
30 zu erreichen, stützt sich das Tragmittel über die schrägen seitlichen Flanken seiner
trapezförmigen Rippen auf den korrespondierenden schrägen Flanken der Rillen der Antriebsriemenscheibe
auf der Antriebsriemenscheibe ab. Die genannten schrägen Flanken bilden hier mehrere
Teillaufflächen 35. Auch bei dieser Ausführungsform resultiert infolge der Keilwirkung
zwischen den Rippen des Tragmittels und den Rillen der Antriebsriemenscheibe eine
Erhöhung der Traktionsfähigkeit. Um die Nachteile dieser Erhöhung der Traktionsfähigkeit
zu vermeiden, sind erfindungsgemäss mindestens die mehrere Teillaufflächen bildenden
schrägen Flanken 35 der Rillen der Antriebsriemenscheibe 30 reibungsvermindernd beschichtet
bzw. reibungsvermindernd oberflächenbehandelt.
[0027] Fig. 4 zeigt eine besonders bevorzugte Ausführungsform einer Antriebsriemenscheibe
40 und eines dazugehörigen flachriemenartige Tragmittels 41, bei welcher die Antriebsriemenscheibe
wie auch das Tragmittel Rippen und Rillen mit im Wesentlichen dreieckförmigem Querschnitt
aufweisen. Der Mantel 46 des flachriemenartigen Tragmittels besteht aus Gummi oder
aus einem elastischen Kunststoff, vorzugsweise aus Polyurethan oder EPDM (Ethylene
Propylene Diene Monomer). Im dargestellten Querschnitt des Tragmittels sind runde
Zugverstärkungen 47 erkennbar, die beispielsweise aus Stahldrahtlitzen oder Kunstfaserlitzen
bestehen können. Die hier gezeigte Ausführungform des flachriemenartigen Tragmittels
41, die unter der Bezeichnung Keilrippenriemen bekannt ist, zeichnet sich durch hervorragende
Laufruhe aus und lässt sich auch bei relativ ungenauer gegenseitiger Ausrichtung der
Riemenscheiben der Aufzugsanlage und des Tragmittels problemlos, sicher und verschleissarm
auf den Riemenscheiben der Aufzugsanlage führen. Gute Betriebseigenschaften werden
mit Keilrippenriemen erreicht, deren Keilwinkel β zwischen 60° und 120° liegen, wobei
optimale Ergebnisse mit Keilwinkeln von 80° bis 100° erzielt werden. Auch bei dieser
Ausführungsform der Antriebsriemenscheibe und des flachriemenartigen Tragmittels stützt
sich das Tragmittel 41 über schräge Flanken, d. h. über zur Drehachse 44 der Antriebsriemenscheibe
40 geneigt angeordnete Teillaufflächen 45, auf der Antriebsriemenscheibe 40 ab. Daraus
resultieren einerseits die ausgezeichneten Lauf- und Führungseigenschaften dieser
Tragmittelanordnung und andererseits die bekannte Erhöhung der Traktionsfähigkeit
mit ihren vorstehend erläuterten Nachteilen. Geringere Keilwinkelwerte β ergeben dabei
bessere Eigenschaften in Bezug auf die seitliche Führung des Tragmittels auf der Antriebsriemenscheibe,
sie verursachen jedoch eine stärkere Erhöhung der Traktionsfähigkeit zwischen der
Antriebsriemenscheibe und dem Tragmittel. Um die Nachteile der erhöhten Traktionsfähigkeit
zu vermeiden, sind die dreiecksförmigen Rippen und Rillen der Antriebsriemenscheibe
reibungsvermindernd beschichtet bzw. reibungsvermindernd oberflächenbehandelt.
[0028] Fig. 5 zeigt einen stark vergrösserten Schnitt durch eine nach dem Topochrom-Verfahren
reibungsvermindernd beschichtete Lauffläche 50 bzw. Teillauffläche einer erfindungsgemässen
Antriebsriemenscheibe, und Fig. 6 zeigt eine stark vergrösserte Ansicht der Oberfläche
einer solchen nach dem Topochrom-Verfahren beschichteten Lauffläche bzw. Teillauffläche.
Bei der Topochrom-Beschichtung handelt es sich um eine galvanisch auf ein Grundmaterial
51 (Antriebsriemenscheibe 10, 20, 30, 40) aufgebrachte Chromschicht, bei welcher aus
einer Grundchromschicht 52 herausgewachsene kalottenförmige Mikrostrukturen 53 eine
Strukturschicht 54 bilden, die von einer dünnen Endschicht 55 (aus Chrom) bedeckt
ist. Die Ausbildung der kalottenförmigen Mikrostrukturen 53 mit Durchmessern von typischerweise
weniger 0,1 mm wird durch geeignete Manipulation der Prozessparameter (Stromstärke,
Temperatur, Strömungsgeschwindigkeit des Elektrolyts) während des galvanischen Beschichtungsvorgangs
bewirkt.
Im Vergleich mit bearbeiteten Metalloberflächen oder mit anderen galvanisch beschichteten
Oberflächen resultiert bei Gleitreibung zwischen irgend einem Reibkörper und einem
Reibkörper, dessen Oberfläche die genannten kalottenförmigen Mikrostrukturen aufweist,
ein stark reduzierter Reibwert. Dank dem bei der Topochrom-Beschichtung grossen Anteil
tragender Mikrostrukturflächen an der Gesamtoberfläche, weist der beschichtete Reibkörper,
d. h. im vorliegenden Fall die Lauffläche einer Antriebsriemenscheibe oder einer Umlenkrolle,
ausserdem einen hervorragenden Verschleisswiderstand auf.
[0029] Selbstverständlich eignen sich für die reibungsvermindernde Beschichtung bzw. die
reibungsvermindernde Oberflächenbehandlung erfindungsgemässer Antriebsriemenscheiben
in Aufzugsanlagen auch einige andere Verfahren. Beispiele für solche Verfahren sind:
- Beschichtung aus amorphem Kohlenstoff, bekannt unter der Bezeichnung DLC (Diamond-Like-Carbon)
- Teflonbeschichtung
- Keramikbeschichtung
- Carbo-Nitrid-Oxydation als Oberflächenbehandlung
1. Aufzugsanlage mit einer Aufzugskabine, einer Antriebsriemenscheibe sowie mindestens
einem flachriemenartigen Tragmittel, das durch die Antriebsriemenscheibe angetrieben
wird und die Aufzugskabine trägt und bewegt,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Lauffläche bzw. eine Teillauffläche der Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40),
über welche das flachriemenartige Tragmittel (11, 21, 31, 41) sich auf der Antriebsriemenscheibe
(10, 20, 30, 40) abstützt, reibungsvermindernd beschichtet oder reibungsvermindernd
oberflächenbehandelt ist.
2. Aufzugsanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das flachriemenartige Tragmittel (41) einen Mantel aus einem elastischen Kunststoff
oder aus Gummi mit im Wesentlichen rechteckigem Querschnitt umfasst, in welchen Mantel
Zugmittel (47) in Form von Stahldrähten, Faserlitzen oder flächigen Fasergeweben eingebettet
sind.
3. Aufzugsanlage nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
- das flachriemenartige Tragmittel (21, 31, 41) im Bereich seiner Lauffläche Rippen
und Rillen aufweist, die sich in Längsrichtung des Tragmittels erstrecken,
- die Antriebsriemenscheibe (20, 30, 40) an ihrer Peripherie Rippen und Rillen aufweist,
die sich in Umfangsrichtung der Antriebsriemenscheibe (20, 30, 40) erstrecken und
- die Querschnitte durch die Rippen und Rillen des Tragmittels (21, 31, 41) und der
Antriebsriemenscheibe (20, 30, 40) Aussenkonturen aufweisen, die mindestens teilweise
zueinander komplementär sind.
4. Aufzugsanlage nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen den Rippen und Rillen der Antriebsriemenscheibe (20, 30, 40) und den Rippen
und Rillen des flachriemenartige Tragmittels (21, 31, 41) Teillaufflächen (25, 35,
45) vorhanden sind, über welche das Tragmittel (21, 31, 41) sich auf der Antriebsriemenscheibe
(20, 30, 40) abstützt, wobei mindestens ein Teil dieser Teillaufflächen (25, 35, 45)
weder zylindrisch noch rechtwinklig zu einer Drehachse (24, 44) der Antriebsriemenscheibe
(20, 30, 40) angeordnet sind.
5. Aufzugsanlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Rippen und Rillen des flachriemenartigen Tragmittels (31) sowie der Antriebsriemenscheibe
(30) v-förmige bzw. trapezförmige Querschnitte aufweisen.
6. Aufzugsanlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das flachriemenartige Tragmittel (41) eine Vielzahl von seitlich aneinander anschliessenden
Rippen und Rillen mit v-förmigem, bzw. dreieckförmigem Querschnitt handelt.
7. Aufzugsanlage nach einem der Ansprüche 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, dass auch die Laufflächen bzw. die Teillaufflächen der Tragmittelumlenkrollen der Aufzugsanlage
reibungsvermindernd beschichtet oder reibungsvermindernd oberflächenbehandelt sind.
8. Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40) zum Antreiben eines flachriemenartigen Tragmittels
(11, 21, 31, 41) einer Aufzugsanlage, dadurch gekennzeichnet, dass eine Lauffläche bzw. eine Teillauffläche der Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40),
über welche das flachriemenartige Tragmittel (11, 21, 31, 41) sich auf der Antriebsriemenscheibe
(10, 20, 30, 40) abstützt, mindestens in Teilbereichen reibungsvermindernd beschichtet
oder reibungsvermindernd oberflächenbehandelt ist.
9. Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40) nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass eine Lauffläche (12) bzw. eine Teillauffläche (25, 35, 45) der Antriebsriemenscheibe
(10, 20, 30, 40), über welche das flachriemenartige Tragmittel (11, 21, 31, 41) sich
auf der Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40) abstützt, mindestens in Teilbereichen
eine Chrombeschichtung aufweist.
10. Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40) nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Chrombeschichtung um eine nach dem Topochrom-Verfahren galvanisch
erzeugte Chrombeschichtung handelt, deren Oberfläche kalottenförmige Mikrostrukturen
(53) aufweist.
11. Antriebsriemenscheibe (10, 20, 30, 40) nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Lauffläche (12) bzw. eine Teillauffläche (25, 35, 45) der Antriebsriemenscheibe
(10, 20, 30, 40), über welche sich das Tragmittel (11, 21, 31, 41) radial auf dieser
abstützt, mindestens in Teilbereichen eine der folgenden Arten von reibungsvermindernden
Beschichtungen, bzw. Oberflächenbehandlungen aufweisen:
- Beschichtung aus amorphem Kohlenstoff, bekannt unter der Bezeichnung DLC (Diamond-Like-Carbon)
- Teflonbeschichtung
- Keramikbeschichtung
- Carbo-Nitrid-Oxydation als Oberflächenbehandlung.