[0001] Die Erfindung betrifft ein Beschichtungsverfahren und eine entsprechende Beschichtungsanlage
zum Auftragen einer Grundierungsschicht auf ein Werkstück gemäß den Ansprüchen 1 bzw.
18 sowie eine damit hergestellte Lackschicht gemäß Anspruch 27.
[0002] Moderne Lacke zur Lackierung von Kraftfahrzeugkarosserieteilen bestehen in der Regel
aus mehreren übereinander liegenden Lackschichten, nämlich einem außen liegenden,
kratzfesten Klarlack, gefolgt von einem farb- und effektgebenden Basislack, einem
darunter befindlichen Füller zum Schutz vor Steinschlag und zum Ausgleich von Unebenheiten,
einer tiefer gelegenen Grundierung und schließlich einer direkt auf das zu beschichtende
Kraftfahrzeugkarosserieteil aufgebrachten Phosphatschicht, welche die Metalloberfläche
des beschichteten Kraftfahrzeugkarosserieteils passiviert, durch ihre rauhe Mikrostruktur
die Haftung verbessert und zusammen mit der Grundierung einen Korrosionsschutz bildet.
[0003] Beim Auftragen des Füllers entstehen entsprechend dem jeweiligen Auftragswirkungsgrad
der Beschichtungsanlage überschüssige Beschichtungsmittelreste (engl. "Overspray"),
die aus wirtschaftlichen Gründen, z.B. beim Verarbeiten von Pulverlacken, weiter verarbeitet
werden. Bei einem bekannten Beschichtungsverfahren werden dazu in zwei benachbarten
Lackierzonen der Beschichtungsanlage die überschüssigen, verschiedenfarbigen Beschichtungsmittelreste
aufgefangen und zu einem Beschichtungsmittelgemisch zusammengemischt, das dann in
zwei aufeinander folgenden Schritten als Füller verwendet wird.
[0004] Im ersten Schritt wird dabei das zuvor in den beiden Lackierzonen aufgefangene Beschichtungsmittelgemisch
in der ersten der beiden Lackierzonen als untere Füllerschicht aufgetragen.
[0005] Im zweiten Schritt wird anschließend in der nächsten Lackierzone der Rest der Füllerschicht
aus frischem Beschichtungspulver des gewünschten Farbtons gebildet.
[0006] Diese Abdeckung der aus dem aufgefangenen Beschichtungsmittelgemisch bestehenden
unteren Füllerschicht mit einer äußeren Füllerschicht aus frischem Beschichtungspulver
ist sinnvoll, da das aufgefangene Beschichtungsmittelgemisch nicht den gewünschten
Farbton hat und ansonsten bei einer späteren mechanischen Beschädigung (z.B. durch
Steinschlag) des darüber liegenden Basislacks störend durchscheinen würde.
[0007] Nachteilig an diesem mehrschrittigen und lackierzonenübergreifenden Beschichtungsverfahren
ist der Mehraufwand für die zusätzliche(n) Lackierkabine(n) und die zusätzliche Applikationstechnik
und Materialversorgung. Dieser Mehraufwand entsteht beispielsweise auch dadurch, dass
benachbarte Lackierzonen miteinander verbunden werden müssen, um die Beschichtungsmittelreste
in den benachbarten Lackierzonen gemeinsam auffangen und zusammenmischen zu können.
[0008] Darüber hinaus muss die Schichtdicke der aus dem frischen Beschichtungspulver bestehenden
äußeren Füllerschicht bei einer schlechten Deckkraft des als Füller verwendeten Beschichtungspulvers
(z.B. bei hellen Farbtönen) mindestens 60-70% der gesamten Schichtdicke der Füllerschicht
betragen, um das vorstehend erwähnte störende Durchscheinen des darunter liegenden
Beschichtungsmittelgemischs zu vermeiden. Die aus den Beschichtungsmittelresten bestehende
untere Füllerschicht ist dann entsprechend dünn, so dass bei einem geringen Auftragswirkungsgrad
nicht sämtliche überschüssigen Beschichtungsmittelreste verwertet werden können und
somit ein Teil der Beschichtungsmittelreste entsorgt werden muss.
[0009] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, den apparativen Aufwand bei dem
vorstehend beschriebenen bekannten Beschichtungsverfahren und bei einer entsprechenden
Beschichtungsanlage zu verringern, wobei nach Möglichkeit sämtliche anfallenden Beschichtungsmittelreste
weiter verarbeitet werden sollen.
[0010] Diese Aufgabe wird durch ein Beschichtungsverfahren gemäß Anspruch 1, eine Beschichtungsanlage
gemäß Anspruch 18 und eine Lackschicht gemäß Anspruch 27 gelöst.
[0011] Die Erfindung umfasst die allgemeine technische Lehre, anstelle einer zweilagigen
Füllerschicht eine einlagige Füllerschicht aus Beschichtungsmittelresten aufzutragen,
wobei das vorstehend erwähnte störende Durchscheinen der verschiedenfarbigen Beschichtungsmittelreste
vermieden werden kann, indem den aufgefangenen Beschichtungsmittelresten vor dem Auftragen
der Füllerschicht frisches Beschichtungspulver der gewünschten Farbe zugemischt wird.
[0012] Bei dem erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahren wird die Füllerschicht also vorzugsweise
über ihre gesamte Schichtdicke aus zuvor aufgefangenen, überschüssigen Beschichtungsmittelresten
(engl. "Overspray") gebildet.
[0013] Zum einen bietet dies den Vorteil, dass die Füllerschicht bei einer üblichen Schichtdicke
von 50-70 µm mit den verfügbaren Applikationsgeräten in einem einzigen Lackierauftrag
aufgebracht werden kann.
[0014] Zum anderen ist es zur Durchführung des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahren
nicht mehr erforderlich, dass die verschiedenen Lackierzonen der Beschichtungsanlage
untereinander verbunden sind, um die Beschichtungsmittelreste lackierzonen-übergreifend
aufzufangen. Dadurch kann der vorstehend erwähnte störende apparative Aufwand für
die Lackierkabinen, die Applikationstechnik und die Materialversorgung verringert
werden.
[0015] Vorzugsweise werden im Rahmen des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens verschiedenfarbige
Beschichtungsmittelreste aufgefangen und zu einem Beschichtungsmittelgemisch zusammengemischt,
das dann als Füller aufgetragen wird. Beispielsweise können die verschiedenenfarbigen
Beschichtungsmittelreste an einem Applikationsgerät vor bzw. nach einem Farbwechsel
aufgefangen werden. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, dass die verschiedenfarbigen
Beschichtungsmittelreste an verschiedenen Applikationsgeräten aufgefangen werden,
die jeweils Beschichtungsmittel mit unterschiedlichen Farbtönen applizieren.
[0016] Es wurde bereits vorstehend erwähnt, dass auch bei der erfindungsgemäßen einlagigen
Füllerschicht aus Beschichtungsmittelresten die Gefahr besteht, dass die Beschichtungsmittelreste
in der Füllerschicht aufgrund ihrer Farbabweichung störend durchscheinen, wenn der
darüber liegende Basislack mechanisch beschädigt wird, was beispielsweise durch Steinschlag
geschehen kann. Dem kann im Rahmen des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens dadurch
begegnet werden, dass den aufgefangenen Beschichtungsmittelresten vor dem Auftragen
der Füllerschicht frisches, vorzugsweise monochromes Beschichtungspulver mit dem gewünschten
Farbton zugemischt wird. Der Anteil des zugemischten frischen Beschichtungspulvers
kann beispielsweise zwischen 5% und 50% liegen, wobei beliebige Zwischenwerte innerhalb
dieses Wertebereichs möglich sind. Die Erfindung ist jedoch hinsichtlich des Anteils
zugemischten frischen Beschichtungsmittels nicht auf den vorstehend erwähnten Wertebereich
beschränkt.
[0017] Es besteht jedoch alternativ auch die Möglichkeit, dass den aufgefangenen Beschichtungsmittelresten
vor dem Auftragen der Füllerschicht kein frisches Beschichtungsmittel zugemischt wird,
so dass die Füllerschicht über ihre gesamte Schichtdicke ausschließlich aus Beschichtungsmittelresten
besteht. Dies ist insbesondere dann möglich, wenn die über der Füllerschicht liegende
Basislackschicht eine große Deckkraft aufweist, da die Füllerschicht dann unabhängig
von ihrer Farbzusammensetzung ohnehin nicht störend durchscheint.
[0018] Vorzugsweise wird das erfindungsgemäße Beschichtungsverfahren bei der Pulverbeschichtung
eingesetzt. Die Erfindung ist jedoch nicht auf die Verwendung von Pulver als Beschichtungsmittel
beschränkt, sondern grundsätzlich auch mit flüssigen Beschichtungsmitteln realisierbar.
[0019] Ferner besteht im Rahmen des erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens die Möglichkeit,
dass die aufgetragene Füllerschicht angesintert oder angeschmolzen wird, was aber
nicht zwingend erforderlich ist. Dies kann dann sinnvoll sein, wenn die Füllerschicht
später sichtbar bleibt, wie beispielsweise im Motor- oder Kofferraum eines Kraftfahrzeugs
oder bei sogenannten "Basecoats".
[0020] Weiterhin erfolgt die Beschichtung der Werkstücke entsprechend dem erfindungsgemäßen
Beschichtungsverfahrens vorzugsweise mit einer vorgegebenen Taktzeit, wobei in der
Taktzeit ein Farbwechsel durchgeführt werden kann.
[0021] Darüber hinaus umfasst die Erfindung auch eine Beschichtungsanlage zur Durchführung
des vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Beschichtungsverfahrens.
[0022] Die erfindungsgemäße Beschichtungsanlage weist mindestens eine Rückgewinnungseinrichtung
auf, um bei einem Applikationsvorgang in einer Beschichtungszone überschüssige Beschichtungsmittelreste
aufzufangen, die auch als Overspray bezeichnet werden.
[0023] Die aufgefangenen Beschichtungsmittelreste werden dabei einem Applikationsgerät zugeführt,
welches die aufgefangenen Beschichtungsmittelreste als Füllerschicht auf ein Werkstück
aufträgt.
[0024] Erfindungsgemäß ist hierbei eine beschichtungszoneninterne Speisung des Applikationsgeräts
durch die Rückgewinnungseinrichtung vorgesehen. Dies bedeutet, dass die in einer Beschichtungszone
aufgefangenen Beschichtungsmittelreste anschließend in derselben Beschichtungszone
als Füllerschicht aufgetragen werden. Das Applikationsgerät ist bei der erfindungsgemäßen
Beschichtungsanlage also nur mit der Rückgewinnungseinrichtung derselben Beschichtungszone
verbunden.
[0025] Dies bietet den Vorteil, dass keine beschichtungszonenübergreifende Verbindung zwischen
den Rückgewinnungseinrichtungen und den Applikationsgeräten verschiedener Beschichtungszonen
erforderlich ist, wodurch der Aufwand für die Materialversorgung verringert wird.
[0026] Darüber hinaus ermöglicht die erfindungsgemäße Beschichtungsanlage vorteilhaft die
Durchführung des erfindungsgemäßen einschrittigen Beschichtungsverfahrens, bei dem
die Füllerschicht über ihre gesamte Schichtdicke aus den aufgefangenen Beschichtungsmittelresten
besteht. Bei der eingangs beschriebenen bekannten Beschichtungsanlage mit einer beschichtungszonenübergreifenden
Speisung der Applikationsgeräte durch die Rückgewinnungseinrichtungen werden nämlich
in der einen Beschichtungszone nur die aufgefangenen Beschichtungsmittelreste als
Füller aufgetragen, wohingegen in der nächsten Beschichtungszone nur frisches Beschichtungsmittel
als Füller aufgetragen wird.
[0027] Hierbei können in einer Beschichtungszone mehrere Applikationsgeräte und/oder mehrere
Rückgewinnungseinrichtungen angeordnet sein, wobei die Applikationsgeräte und die
Rückgewinnungseinrichtungen nur innerhalb derselben Beschichtungszone miteinander
verbunden sind.
[0028] Vorzugsweise ist das Applikationsgerät hierbei sowohl mit der Rückgewinnungseinrichtung
derselben Beschichtungszone verbunden, als auch mit einer Beschichtungsmittelzuführung
zur Zuführung eines frischen Beschichtungsmittels. Dies bietet vorteilhaft die Möglichkeit,
den aufgefangenen Beschichtungsmittelresten frisches Beschichtungspulver zuzumischen,
um den Farbton der aufgetragenen Füllerschicht an den Farbton der darüber befindlichen
Farbschicht anzupassen und so ein störendes Durchscheinen der Füllerschicht zu vermeiden.
[0029] Hierzu weist die erfindungsgemäße Beschichtungsanlage vorzugsweise eine Mischeinrichtung
auf, die eingangsseitig mit der Rückgewinnungseinrichtung und der Beschichtungsmittelzuführung
verbunden ist, während die Mischeinrichtung ausgangsseitig mit dem Applikationsgerät
verbunden ist.
[0030] Vorzugsweise weist diese Mischeinrichtung ein einstellbares Mischungsverhältnis zwischen
den aufgefangenen Beschichtungsmittelresten und dem frischen Beschichtungsmittel auf,
um den Farbton der Füllerschicht anpassen zu können.
[0031] Weiterhin ist die Rückgewinnungseinrichtung bei der erfindungsgemäßen Beschichtungsanlage
vorzugsweise mit einem Vorratsbehälter verbunden, in dem die aufgefangenen Beschichtungsmittelreste
gesammelt werden können.
[0032] Ferner besteht die Möglichkeit, dass die aufgefangenen Beschichtungsmittelreste (engl.
"Overspray") in einem Prozess-Zwischenschritt aufgearbeitet werden, was innerhalb
der Beschichtungsmittelanlage (d.h. vor Ort) oder beim Lackhersteller erfolgen kann.
[0033] Im Rahmen der Aufarbeitung der aufgefangenen Beschichtungsmittelreste können beispielsweise
spezielle Lacke oder Hilfsstoffe zugemischt werden.
[0034] Darüber hinaus kann man die aufgefangenen Beschichtungsmittelreste bei der Aufarbeitung
sieben, aufschmelzen, extrudieren, mahlen, mischen und/oder daraus Feinstaub entfernen.
[0035] Das Ziel der Aufarbeitung der aufgefangenen Beschichtungsmittelreste besteht in der
Regel darin, gezielt definierte Eigenschaften der Beschichtungsmittelreste zu erreichen,
wie beispielsweise eine bestimmte Fluidisierbarkeit, einen vorgegebenen Farbton und/oder
eine definierte Kornverteilung bzw. Korngröße.
[0036] In einer Variante der Erfindung werden die aufgefangenen und ggf. aufgearbeiteten
Beschichtungsmittelreste nur auf bestimmte Oberflächen des zu beschichtenden Werkstücks
aufgetragen. Bei einer Kraftfahrzeugkarosserie als zu lackierendem Werkstück besteht
beispielsweise die Möglichkeit, dass die aufgefangenen und ggf. aufgearbeiteten Beschichtungsmittelreste
gezielt auf den Türeinstieg, den Schweller, das Heck und/oder den Unterboden aufgetragen
wird.
[0037] Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, die aufgefangenen Beschichtungsmittelreste
zu verwerfen und nicht weiter zu verwenden.
[0038] Dies kann beispielsweise sinnvoll sein, wenn die aufgefangenen Beschichtungsmittelreste
keine befriedigenden Eigenschaften aufweisen. In einer Variante der Erfindung werden
die aufgefangenen Beschichtungsmittelreste deshalb untersucht und in Abhängigkeit
von dem Ergebnis der Untersuchung verworfen oder weiter verwendet.
[0039] Das Verwerfen der aufgefangenen Beschichtungsmittelreste kann jedoch auch unabhängig
von deren Eigenschaften sinnvoll sein, wenn zuviel Overspray anfällt, was beispielsweise
bei einem geringen Auftragswirkungsgrad möglich ist.
[0040] Die Erfindung ist ferner nicht auf das eingangs beschriebene erfindungsgemäße Beschichtungsverfahren
und die vorstehend beschriebene erfindungsgemäße Beschichtungsanlage beschränkt, sondern
umfasst auch eine Lackschicht mit einer Füllerschicht, die mit dem erfindungsgemäßen
Beschichtungsverfahren hergestellt wurde.
[0041] Die erfindungsgemäße Lackschicht zeichnet sich dadurch aus, dass die Füllerschicht
im Wesentlichen über ihre gesamte Schichtdicke Beschichtungsmittelreste enthält, die
zuvor aufgefangen wurden. Im Gegensatz dazu enthält die eingangs beschriebene bekannte
Füllerschicht nur in der unteren Lage Beschichtungsmittelreste, während die obere
Lage der Füllerschicht aus frischem Beschichtungsmittel besteht. Die erfindungsgemäße
Lackschicht weist also vorzugsweise eine einschichtige Füllerschicht auf.
[0042] Vorzugsweise bestehen die Beschichtungsmittelreste der Füllerschicht hierbei aus
verschiedenfarbigen Beschichtungsmitteln, die zuvor aufgefangen und zusammengemischt
wurden. Auf diese Weise entsteht in der Füllerschicht ein sogenannter Melange-Effekt.
[0043] Bei der erfindungsgemäßen Lackschicht kann die Füllerschicht jedoch zusätzlich zu
den aufgefangenen Beschichtungsmittelresten auch frisches Beschichtungsmittel enthalten,
das den Beschichtungsmittelresten zugemischt ist, um den Farbton der Füllerschicht
an den Farbton der darüber befindlichen Farbschicht anzupassen und dadurch ein störendes
Durchscheinen zu vermeiden.
[0044] Der Anteil des zugemischten frischen Beschichtungsmittels kann hierbei zwischen 5%
und 50% liegen, wie bereits vorstehend erwähnt wurde.
[0045] Die Füllerschicht weist hierbei vorzugsweise eine Schichtdicke im Bereich zwischen
50 µm und 70 µm auf, wobei beliebige Zwischenwerte oder auch kleinere Werte möglich
sind.
[0046] Ferner umfasst die Erfindung auch ein Werkstück mit der erfindungsgemäßen Lackschicht,
wie beispielsweise ein Kraftfahrzeugkarosserieteil.
[0047] Andere vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet
oder werden nachstehend zusammen mit der Beschreibung des bevorzugten Ausführungsbeispiels
anhand der Figuren näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- eine vereinfachte Darstellung einer erfindungsgemäßen Beschichtungsanlage zur Lackierung
von Kraftfahrzeugkarosserieteilen sowie
- Figur 2
- eine Querschnittsansicht eines Kraftfahrzeugkarosserieteils mit einer erfindungsgemäßen
Lackschicht.
[0048] Die Zeichnung zeigt in Figur 1 eine von mehreren Beschichtungszonen einer erfindungsgemäßen
Beschichtungsanlage, wobei die anderen Beschichtungszonen entsprechend aufgebaut sind
und deshalb nicht weiter beschrieben werden.
[0049] In dieser Beschichtungszone sind mehrere Vorratsbehälter 1-6 angeordnet, wobei die
Vorratsbehälter 1-5 frisches Beschichtungspulver mit verschiedenen Farbtönen enthalten,
während der Vorratsbehälter 6 überschüssige Beschichtungsmittelreste aufnimmt, die
bei den Applikationsvorgängen als sogenannter Overspray aufgefangen werden.
[0050] In diesem Ausführungsbeispiel befindet sich in dem Vorratsbehälter 1 gelbes Beschichtungspulver,
in dem Vorratsbehälter 2 weißes Beschichtungspulver, in dem Vorratsbehälter 3 blaues
Beschichtungspulver, in dem Vorratsbehälter 4 grünes Beschichtungspulver und in dem
Vorratsbehälter 5 rotes Beschichtungspulver, jedoch können die Vorratsbehälter 1-5
auch andersfarbiges Beschichtungspulver enthalten.
[0051] Die Vorratsbehälter 1-6 sind an einen herkömmlichen Farbwechsler 7 angeschlossen,
der die gewünschte Farbe auswählen kann. Darüber hinaus ermöglicht der Farbwechsler
7 auch eine Mischung mehrer Beschichtungspulver aus den Vorratsbehältern 1-6, wie
später noch detailliert beschrieben wird.
[0052] Der Farbwechsler 7 ist ausgangsseitig an ein Farbventil 8 angeschlossen, das über
eine Farbleitung 9 mit mehreren Lackierrobotern 10-13 verbunden ist, wobei die Lackierroboter
10-13 einen Auftragswirkungsgrad von mehr als 70% aufweisen.
[0053] Die Lackierroboter 10-13 applizieren das aus dem gewünschten Vorratsbehälter 1-6
entnommene Beschichtungspulver in herkömmlicher Weise auf ein zu beschichtendes Werkstück,
das zur Vereinfachung nicht dargestellt ist.
[0054] Hierbei entstehen entsprechend dem Auftragswirkungsgrad der Lackierroboter 10-13
überschüssige Beschichtungsmittelreste (engl. "Overspray"), die von mehreren Rückgewinnungseinrichtungen
14-18 aufgefangen werden.
[0055] Die Rückgewinnungseinrichtungen 14-18 sind über eine gemeinsame Leitung 19 mit dem
Vorratsbehälter 6 verbunden, was in der Zeichnung nur schematisch dargestellt ist.
Der Vorratsbehälter 6 wird also mit einer Mischung von verschiedenfarbigen Beschichtungsmittelresten
befüllt, die von den einzelnen Rückgewinnungseinrichtungen 14-18 aufgefangen werden.
[0056] Die Beschichtungsanlage wird so gesteuert, dass auf das zu beschichtende Werkstück
nach der vorangegangenen Auftragung einer Phosphatschicht und einer herkömmlichen
Grundierung zunächst eine Füllerschicht aufgetragen wird. Hierbei wird dem Vorratsbehälter
6 das zuvor aufgefangene, verschiedenfarbige Beschichtungsmittelgemisch entnommen
und als Füllerschicht aufgetragen, wobei die Füllerschicht in einem Lackierauftrag
aufgebracht wird. Die aufgetragene Füllerschicht enthält deshalb über ihre gesamte
Schichtdicke von 50 µm bis 70 µm verschiedenfarbige Beschichtungsmittelreste.
[0057] Bei einer schlechten Deckkraft der anschließend auf die Füllerschicht aufgebrachten
Basislackschicht kann der Farbton der Füllerschicht gezielt beeinflusst werden, indem
der Farbwechsler 7 den aus dem Vorratsbehälter 6 entnommenen Beschichtungsmittelresten
zusätzlich frisches Beschichtungspulver aus einem der Vorratsbehälter 1-5 zumischt.
Durch diese Farbbeeinflussung der Füllerschicht kann auch verhindert werden, dass
die Füllerschicht bei einer späteren Beschädigung der darüber befindlichen Farbschicht
optisch auffällig durchscheint.
[0058] Die Zufuhr und Beimischung von frischem Beschichtungspulver in die Füllerschicht
kann auch sinnvoll sein, wenn nicht genügend aufgefangene Beschichtungsmittelreste
(engl. "Overspray") zur Verfügung stehen, was beispielsweise bei einem sehr hohen
Auftragswirkungsgrad möglich ist.
[0059] Die Querschnittsansicht in Figur 2 zeigt eine erfindungsgemäße Mehrschichtlackierung,
die auf ein Kraftfahrzeugkarosserieteil 19 aufgetragen ist.
[0060] Auf das Kraftfahrzeugkarosserieteil 19 ist zunächst eine Phosphatschicht 20 aufgetragen,
die eine Schichtdicke von ungefähr 2 µm aufweist. Die Phosphatschicht 20 passiviert
die Metalloberfläche des Kraftfahrzeugkarosserieteils 19, verbessert aufgrund ihrer
rauhen Mikrostruktur die Haftung folgender Lackschichten und trägt zum Korrosionsschutz
bei.
[0061] An die Phosphatschicht 20 grenzt außen eine Grundierungsschicht 21 an, die eine Schichtdicke
von 10-30 µm aufweist. Die Grundierungsschicht 21 trägt ebenfalls zum Korrosionsschutz
bei und wird meist als Kathodentauchlack (KTL) aufgetragen.
[0062] Auf die Grundierungsschicht 21 ist eine Füllerschicht 22 mit einer Schichtdicke von
30-70 µm aufgetragen, die Unebenheiten in der Grundierungsschicht 21 ausgleicht und
die Mehrschichtlackierung vor Steinschlag schützt.
[0063] Weiter außen befindet sich dann schließlich eine farb- und effektgebende Basislackschicht
23 mit einer Schichtdicke von 10-30 µm, die aus Pulverlack oder Nass- bzw. Flüssiglack
bestehen kann.
[0064] An der Außenseite weist die Mehrschichtlackierung schließlich eine Klarlackschicht
24 auf, welche die Mehrschichtlackierung gegenüber Umwelteinflüsse schützt und für
eine glatte und glänzende Oberfläche sorgt.
[0065] Von Besonderheit ist hierbei, dass die Füllerschicht 22 über ihre gesamte Schichtdicke
aus verschiedenfarbigen und zusammengemischten Beschichtungsmittelresten (engl. "Overspray)
besteht, die bei einem Applikationsvorgang aufgefangen und wieder verwertet wurden.
Dies ermöglicht vorteilhaft einen einschrittigen Auftrag der Füllerschicht 22.
[0066] Die Erfindung ist nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt.
Vielmehr ist eine Vielzahl von Varianten und Abwandlungen möglich, die ebenfalls von
dem Erfindungsgedanken Gebrauch machen und deshalb in den Schutzbereich fallen.
Bezugszeichenliste
[0067]
- 1-6
- Vorratsbehälter
- 7
- Farbwechsler
- 8
- Farbventil
- 9
- Farbleitung
- 10-13
- Lackierroboter
- 14-18
- Rückgewinnungseinrichtungen
- 19
- Kraftfahrzeugkarosserieteil
- 20
- Phosphatschicht
- 21
- Grundierungsschicht
- 22
- Füllerschicht
- 23
- Basislackschicht
- 24
- Klarlackschicht
1. Beschichtungsverfahren, insbesondere zur Lackierung von Kraftfahrzeugkarosserieteilen,
mit den folgenden Schritten:
- Auffangen von überschüssigen Beschichtungsmittelresten bei einem Applikationsvorgang,
- Auftragen der aufgefangenen Beschichtungsmittelreste innerhalb einer Lackschicht
(22) auf ein Werkstück (19),
dadurch gekennzeichnet, dass
die Lackschicht (22) im Wesentlichen über ihre gesamte Schichtdicke mindestens teilweise
aus den aufgefangenen Beschichtungsmittelresten gebildet wird.
2. Beschichtungsverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die aus den Beschichtungsmittelresten gebildete Lackschicht eine Füllerschicht (22)
oder eine Grundierungsschicht (21) ist.
3. Beschichtungsverfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die aufgefangenen Beschichtungsmittelreste verschiedene Beschichtungsmittel enthalten,
die vor dem Auftrag der Füllerschicht (22) zu einem Beschichtungsmittelgemisch zusammengemischt
werden.
4. Beschichtungsverfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die aufgefangenen Beschichtungsmittel verschiedene Farbtöne aufweisen.
5. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass dem Beschichtungsmittelgemisch vor dem Auftrag der Füllerschicht (22) ein frisches
Beschichtungsmittel beigemischt wird.
6. Beschichtungsverfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das dem Beschichtungsmittelgemisch beigemischte Beschichtungsmittel monochrom ist.
7. Beschichtungsverfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil des beigemischten frischen Beschichtungsmittels an dem Beschichtungsmittelgemisch
in der Füllerschicht (22) zwischen 5% und 50% liegt.
8. Beschichtungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Füllerschicht (22) in einem einzigen Auftrag auf das Werkstück (19) aufgebracht
wird.
9. Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Füllerschicht (22) über ihre gesamte Schichtdicke ausschließlich aus den aufgefangenen
Beschichtungsmittelresten gebildet wird.
10. Beschichtungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schichtdicke der Füllerschicht (22) zwischen 50 µm und 70 µm liegt.
11. Beschichtungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtungsmittelreste Beschichtungspulver enthalten.
12. Beschichtungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Füllerschicht (22) mit einem Auftragswirkungsgrad von mehr als 70% aufgetragen
wird.
13. Beschichtungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtungsmittelreste beim Auftrag der Füllerschicht (22) auf das Werkstück
(19) aufgesprüht werden.
14. Beschichtungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die überschüssigen Beschichtungsmittelreste an mehreren Applikationsgeräten aufgefangen
werden.
15. Beschichtungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die als Füllerschicht (22) aufgetragenen Beschichtungsmittelreste zuvor in derselben
Beschichtungszone aufgefangen werden.
16. Beschichtungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Füllerschicht (22) nach dem Auftrag auf das Werkstück (19) angesintert oder aufgeschmolzen
wird.
17. Beschichtungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine vorgegebene Taktzeit bei der Werkstückbeschichtung, wobei in der Taktzeit ein
Farbwechsel erfolgt.
18. Beschichtungsanlage, insbesondere zum Auftragen einer Füllerschicht (22) auf ein Karosserieteil,
mit
- mindestens einer Beschichtungszone,
- mindestens einer in der Beschichtungszone angeordneten Rückgewinnungseinrichtung
(14-18) zum Auffangen von überschüssigen Beschichtungsmittelresten bei einem Applikationsvorgang,
- mindestens einem in derselben Beschichtungszone angeordneten Applikationsgerät (10-13)
zum Auftragen der aufgefangenen Beschichtungsmittelreste auf ein Werkstück (19),
gekennzeichnet durch
eine beschichtungszoneninterne Speisung des Applikationsgeräts (10-13) durch die Rückgewinnungseinrichtung (14-18).
19. Beschichtungsanlage nach Anspruch 18, gekennzeichnet durch mindestens eine in der Beschichtungszone angeordnete Beschichtungsmittelzuführung
(1-5) für das Applikationsgerät (10-13) zur Zuführung eines frischen Beschichtungsmittels,
wobei das Applikationsgerät (10-13) eingangsseitig sowohl mit der Beschichtungsmittelzuführung
(1-5) als auch mit der Rückgewinnungseinrichtung (14-18) verbunden ist.
20. Beschichtungsanlage nach Anspruch 18 oder 19, dadurch gekennzeichnet, dass in der Beschichtungszone mehrere Applikationsgeräte (10-13) angeordnet sind, wobei
die Rückgewinnungseinrichtung (14-18) die an mehreren Applikationsgeräten (10-13)
entstehenden Beschichtungsmittelreste auffängt.
21. Beschichtungsanlage nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückgewinnungseinrichtung (14-18) eine Mischeinrichtung (6, 19) aufweist, welche
die an den einzelnen Applikationsgeräten (10-13) aufgefangenen Beschichtungsmittelreste
zu einem Beschichtungsmittelgemisch zusammenmischt.
22. Beschichtungsanlage nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil des beigemischten frischen Beschichtungsmittels einstellbar ist.
23. Beschichtungsanlage nach einem der Ansprüche 18 bis 22, dadurch gekennzeichnet, dass die Applikationsgeräte (10-13) einen Auftragswirkungsgrad aufweisen, der größer als
70% ist.
24. Beschichtungsanlage nach einem der Ansprüche 18 bis 23, gekennzeichnet durch eine Heizvorrichtung zum Ansintern oder Aufschmelzen der aufgetragenen Füllerschicht
(22).
25. Beschichtungsanlage nach einem der Ansprüche 18 bis 24, dadurch gekennzeichnet, dass die Applikationsgeräte (10-13) eine Sprühvorrichtung aufweisen.
26. Beschichtungsanlage nach einem der Ansprüche 18 bis 25, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückgewinnungseinrichtung (14-18) einen Vorratsbehälter (6) speist.
27. Lackschicht eines Werkstücks (19), insbesondere eines Kraftfahrzeugkarosserieteils,
mit einer Füllerschicht (22) mit einer bestimmten Schichtdicke, dadurch gekennzeichnet, dass die Füllerschicht (22) im Wesentlichen über ihre gesamte Schichtdicke aufgefangene
Beschichtungsmittelreste enthält.
28. Lackschicht nach Anspruch 27, dadurch gekennzeichnet, dass die Füllerschicht (22) im Wesentlichen über ihre gesamte Schichtdicke aus einem Beschichtungsmittelgemisch
besteht, das mehrere verschiedenfarbige Beschichtungsmitteln enthält.
29. Lackschicht nach Anspruch 28, dadurch gekennzeichnet, dass die Füllerschicht (22) zusätzlich zu den Beschichtungsmittelresten einen Anteil eines
frischen Beschichtungsmittels enthält.
30. Lackschicht nach einem der Ansprüche 27 bis 29, dadurch gekennzeichnet, dass die Schichtdicke der Füllerschicht (22) zwischen 50 µm und 70 µm liegt.
31. Lackschicht nach einem der Ansprüche 27 bis 30, dadurch gekennzeichnet, dass die Füllerschicht (22) aus einem Beschichtungspulver besteht.
32. Werkstück (19), insbesondere Kraftfahrzeugkarosserieteil, mit einer darauf aufgetragenen
Lackschicht nach einem der Ansprüche Anspruch 27 bis 31.