[0006] Die in der Fig. 1 dargestellte Fertigungsanlage 1 verfügt über einen Eingang 2 für
die Zufuhr von Druckprodukten und einen Ausgang 3 für die Entnahme der in der Fertigungsanlage
1 zu Druckerzeugnissen zu verarbeitenden Druckprodukte. In der Fertigungsanlage 1
werden die Druckprodukte über mehrere Fertigungsstufen a...l zu Druckerzeugnissen
verarbeitet. Der Produktefluss erfolgt in der Richtung der Pfeile von links nach rechts.
Jeder Fertigungsstufe a...l ist mindestens eine Verarbeitungsmaschine A...L zugeordnet.
Da die maximale Leistung der Fertigungsanlage 1 durch die maximale Leistung der Fertigungsstufe
a...l mit der kleinsten maximalen Leistung bestimmt wird, kann durch parallel angeordnete
Verarbeitungsmaschinen A...L in einer Fertigungsstufe a...1 deren maximale Leistung
erhöht werden. Bei einer leistungsmässig ausgewogenen Fertigungsanlage 1 würde somit
jede Fertigungsstufe a...l über eine etwa gleiche maximale Leistung verfügen. Der
Einfluss einer einzelnen Verarbeitungsmaschine A...L auf die Leistung der ganzen Fertigungsanlage
1 ist umso kleiner, je mehr solcher Verarbeitungsmaschinen A...L in einer Fertigungsstufe
a...l parallel geschaltet sind. Muss beispielsweise eine Verarbeitungsmaschine A,D,E,F,L
angehalten werden, beträgt die Leistung 0, da diese Verarbeitungsmaschinen nur einmal
vorhanden sind. Ein Ausfall einer Verarbeitungsmaschine I,K hingegen vermindert die
Leistung der Fertigungsanlage 1 um 25%, sofern die Leistung der Fertigungsanlage 1
durch die Verarbeitungsmaschinen I,K limitiert ist. Verfügen jedoch drei verbleibende
Verarbeitungsmaschinen I,K noch über genügend Leistungsreserve, kann mit der Fertigungsanlage
1 ohne Leistungseinbusse weiter produziert werden.
In Fig. 2 ist die Fertigungsanlage 1 als eine in einer Linie seriell verketteter Fertigungslinien
1. Rangordnung 4.1...4.5 dargestellt. Die Fertigungslinien 1. Rangordnung 4.1...4.5
erstrecken sich über die Fertigungsabschnitte u...y und bestehen entweder aus einmal
in der Fertigungsanlage 1 vorkommender Verarbeitungsmaschinen A,D,E,F,L oder parallel
angeordneter Fertigungslinien 2. Rangordnung 5.1...5.3, wobei die sich direkt folgenden
Verarbeitungsmaschinen D,E,F als eine einzige Fertigungslinie 1. Rangordnung 4.3 zusammengefasst
sind. Einer Fertigungslinie 1. Rangordnung parallel vorhandener Gruppen von Verarbeitungsmaschinen
bilden Fertigungslinien 2. Rangordnung 5.1...5.3. Dies betrifft die Fertigungsabschnitte
v,x.
Die Fertigungslinien 2. Rangordnung 5.2,5.3 im Fertigungsabschnitt x werden durch
die parallelen Verarbeitungsmaschinen G
1,H
1 und G
2,H
2 und parallelen Fertigungslinien 3. Rangordnung 6 gebildet. Jede Verzweigung innerhalb
einer Fertigungslinie führt zu Fertigungslinien höherer Rangordnung und jede Zusammenführung
8 zu Fertigungslinien niedrigerer Rangordnung. Die Anzahl der Äste einer Verzweigung
7 oder Zusammenführung 8 von Linien unterschiedlicher Rangordnung kann beliebige Werte
annehmen. Ebenso ist das Verfahren auf Fertigungsanlagen 1 mit Fertigungslinien der
höchsten Rangordnungszahl 3 nicht beschränkt, sondern die Rangordnungszahl kann beliebige
Werte aufweisen.
Im Gegensatz zum Umrüstprozess nach dem Stand der Technik, wo vor dem Beginn eines
nachfolgenden Fertigungsauftrages P
2 zuerst der laufende Fertigungsauftrag P
1 mit voller Geschwindigkeit zu Ende geführt wird, beginnt der Umrüstprozess nach dem
erfindungsgemässen Verfahren bereits bei noch laufendem Fertigungsauftrag P
1. In den Fig. 3 bis Fig. 7 sind verschiedene Phasen eines Umrüstprozesses dargestellt,
wobei noch auf den Fertigungsauftrag P
1 eingestellte Verarbeitungsmaschinen A...L farblos und bereits auf den nachfolgenden
Fertigungsauftrag P2 umgerüstete Verarbeitungsmaschinen A...L dunkel dargestellt sind.
In einer in Fig. 8 gezeigten Phase 1, die t
1 dauert, werden zuerst parallele Fertigungslinien der höchsten Rangordnung, zum Beispiel
3. Rangordnung auf wenigstens eine Fertigungslinie der höchsten Rangordnung des nachfolgenden
Fertigungsauftrages P
2 umgerüstet, wie dies in der Fig. 3 dargestellt ist. Zuerst werden die Verarbeitungsmaschinen
I
1,K
1 und I
4,K
4 auf den Fertigungsauftrag P
2 umgerüstet und die weiterhin mit dem Fertigungsauftrag P
1 beschäftigten Verarbeitungsmaschinen I
2,K
2 und I
3,K
3 bilden nun je eine Fertigungslinie 2. Rangordnung 5.3. Ab Beginn der Phase 1 wird
in der Regel die Leistung der Fertigungsanlage 1 leicht zurückgehen. In der Fig. 4
ist die Phase 2 mit der Dauer t
2 dargestellt. Die parallelen Fertigungslinien 2. Rangordnung 5.1...5.3, werden bis
auf je eine Fertigungslinie 2. Rangordnung auf den nachfolgenden Fertigungsauftrag
P
2 umgerüstet. Dies betrifft die Verarbeitungsmaschinen B
1, C
1 und G
2, H
2. Dadurch werden die noch mit dem Fertigungsauftrag P
1 beschäftigten Fertigungslinien zu Fertigungslinien 1. Rangordnung. Von jeder Art
Verarbeitungsmaschine A...L ist jetzt nur noch je eine mit dem Fertigungsauftrag P
1 beschäftigt. Ab Beginn der Phase 2 in Fig. 8 wird die maximale Produktionsleistung
der Fertigungsanlage 1 durch die Verarbeitungsmaschine A...L mit der kleinsten maximalen
Leistung bestimmt. Nach dem Abschluss des Fertigungsauftrages P
1 werden nach der Fig. 5 in der Phase 3 während t
3 die Fertigungslinien A,D,E,F,L auf den Fertigungsauftrag P
2 umgerüstet. Während der Phase 3 ist keine Produktion möglich. Nach Abschluss der
Phase 3 ist die Fertigungsanlage 1 bereit für den nachfolgenden Fertigungsauftrag
P
2. Die maximale Produktionsleistung ist wiederum durch die Verarbeitungsmaschine A...L
mit der kleinsten maximalen Leistung in der Kette bestimmt. In der Phase 4 gemäss
Fig. 6 werden während der Zeit t
4 die Verarbeitungsmaschinen B
2, C
2 und G
1, H
1 auf den Fertigungsauftrag P
2 umgerüstet. Damit entstehen wiederum Fertigungslinien 2. Rangordnung 5.1...5.3 und
die maximal mögliche Leistung der Fertigungsanlage steigt entsprechend an. In der
Phase 5 werden während der Zeit t
5 die Verarbeitungsmaschinen I
2,K
2 und I
3,K
3 auf den nachfolgenden Fertigungsauftrag P
2 umgerüstet und die Fertigungsanlage 1 kann anschliessend mit der maximal möglichen
Geschwindigkeit produzieren, wie dies aus der Fig. 7 ersichtlich ist. Damit das beschriebene
Verfahren den grösst möglichen Nutzen erbringen kann, muss der Beginn der einzelnen
Phasen vorgängig berechnet werden. In der Fig. 8 sind die zeitlichen Abläufe nach
dem erfindungsgemässen Verfahren (ausgezogene Linien) und dem Verfahren nach dem Stand
der Technik (gestrichelte Linien) dargestellt. Die Abszisse entspricht der Zeitachse
und auf der Ordinate sind die Produktionsstände der Fertigungsaufträge P
1,P
2 aufgetragen. Der laufende Fertigungsauftrag P
1 hat im Beispiel eine Auflage von 5000 Exemplaren. Nach dem bekannten Verfahren wird
zuerst der laufende Fertigungsauftrag P
1 mit voller Leistung bei 5000 Exemplaren beendet, anschliessend die ganze Fertigungsanlage
1 während der Zeit t
k komplett umgerüstet bevor der nachfolgende Fertigungsauftrag P
2 mit voller Leistung gestartet wird. Nach dem erfindungsgemässen Verfahren beginnt
der Umrüstprozess vor Beendigung des laufenden Fertigungsauftrages P
1, im Beispiel bei einem Produktionsstand von 3500 Exemplaren. Ab der Phase 1 wird
mit leicht verminderter Leistung produziert. Bei einem Produktionsstand von etwa 4700
Exemplaren beginnt die Phase 2, wobei sich die Leistung nochmals reduziert. In der
Phase 3 steht die Fertigungsanlage 1 komplett still. Mit dem Beginn der Phase 4 erfolgt
der Beginn des Fertigungsauftrages P
2 mit reduzierter Leistung. Nach dem Abschluss der Phase 4 wird die Leistung gesteigert
und am Ende der Phase 5 kann mit der maximal möglichen Leistung produziert werden.
[0007] Mit den verfügbaren Parametern, wie Fertigungsaufträge P
1,P
2, Umrüstaufwand und maximale Leistung pro Arbeitsmaschine A...L, anwesendem Personal
und dessen Ausbildung, sind die Dauer t
1...t
5, Anfang und Ende der Phasen und die dazu gehörenden Zeitpunkte berechenbar. Die Berechnung
wird vorzugsweise durch ein die Fertigungsanlage 1 steuerndes Leitsystem 9 ausgeführt.
Wird die Exemplarzahl des Fertigungsauftrages P
1 erreicht, bei der die Umrüstung beginnen soll, und bei Beginn jeder weiteren Phase,
werden die Maschinenführer durch entsprechende Signale informiert.
Der Nutzen des erfindungsgemässen Verfahrens ist durch die Zeiteinsparung t
G bestimmt. Die gesamte Umrüstzeit t
N ist zwar grösser als die konventionelle Umrüstzeit t
K nach dem Stand der Technik. Da jedoch während dem Umrüsten produziert wird, ergibt
sich eine Zeiteinsparung t
G.