[0001] Die Erfindung betrifft ein drallstabilisiertes Artillerieprojektil gemäß dem Oberbegriff
des Anspruches 1.
[0002] Ein derartiges drallstabilisiertes Artillerieprojektil ist aus der
DE 101 43 312 C1 und aus
DE 102 42 588 B4 bekannt. Dieses Artillerieprojektil weist in seiner Ogive eine radial anstellende
Bremseinrichtung auf, die zur Reduktion der Längsablage des Artillerieprojektiles
in einem Zielgebiet dient. Damit ist eine 1 D-Korrektur möglich.
[0003] Die Ablagefläche eines Artillerieprojektiles in einem Zielgebiet ist ellipsenförmig,
sie weist also eine Längsachse und eine dazu orthogonale Querachse auf. Die Längsachse,
d.h. die Längsablage, ist größer als die Querachse, d.h. die Querablage. Die Bremseinrichtung
des bekannten drallstabilisierten Artillerieprojektiles dient dazu, die im Vergleich
zur Querablage große Längsablage des Artillerieprojektiles im Zielgebiet zu reduzieren
und somit die Zielgenauigkeit entsprechend zu verbessern.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein drallstabilisiertes Artillerieprojektil
der eingangs genannten Art zu schaffen, bei dem mit einfachen Mitteln auch die Querablage
des Artillerieprojektiles im Zielgebiet reduziert und somit die Zielgenauigkeit entsprechend
verbessert ist.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruches 1 gelöst. Bevorzugte
Aus- bzw. Weiterbildungen des erfindungsgemäßen bahnkorrigierenden drallstabilisierten
Artillerieprojektiles sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0006] Dadurch, dass bei dem erfindungsgemäßen drallstabilisierten Artillerieprojektil am
Umfang verteilt eine Anzahl Impulselemente vorgesehen sind, ist es möglich, durch
passende Aktivierung mindestens eines entsprechenden Impulselementes eine Reduktion
der Querablage des Artillerieprojektiles im Zielgebiet zu bewirken. Mit dem erfindungsgemäßen
Artillerieprojektil wird zusätzlich zur Reduktion der Längsablage auch eine Reduktion
der Querablage des Artillerieprojektiles im Zielgebiet und somit auf relativ einfache
Weise eine wesentliche Verbesserung der Zielgenauigkeit realisiert. Vorteilhaft ist
es hierbei, wenn die Impulselemente am Umfang des Artillerieprojektiles gleichmäßig
verteilt angeordnet sind, weil dann die Ansteuerung des jeweils passenden Impulselementes
vergleichsweise einfach möglich ist.
[0007] Bei dem erfindungsgemäßen drallstabilisierten Artillerieprojektil können die Impulselemente
in der Ogive des Artillerieprojektiles vorgesehen sein. Bei einer derartigen Ausbildung
können die Impulselemente von den pyrotechnischen Kraftelementen gebildet sein, die
einem vorderen Ringbereich einer die Bremseinrichtung bedeckenden Haube zugeordnet
sind, und mittels welchem die Haube von der Ogive des Artillerieprojektiles absprengbar
ist. Derartige Impulselemente in Gestalt pyrotechnischer Kraftelemente sind in der
eingangs zitierten
DE 101 43 312 C1 beschrieben.
[0008] Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass die Impulselemente an einem Ringelement
vorgesehen sind, das zwischen dem Projektilzünder und dem Projektilgehäuse angeordnet
ist. Auch eine solche Ausbildung der zuletzt genannten Art weist den Vorteil auf,
dass das Artillerieprojektil quasi unverändert mit einem bekannten Projektilzünder
kombiniert werden kann.
[0009] Insbesondere bei Artillerieprojektilen großer Reichweite kann es bevorzugt sein,
wenn die Impulselemente im Heckteil, d.h. im Base Bleed, des Artillerieprojektiles
vorgesehen sind.
[0010] Zur Bestimmung der jeweiligen zeitlichen Drehwinkelposition des Artillerieprojektiles
und somit der an seinem Umfang verteilt vorgesehenen Impulselemente dient eine Einrichtung,
die mit den Impulselementen, zu deren gezielter Aktivierung, zusammenwirkt. Diese
Einrichtung kann im Artillerieprojektil vorgesehen sein, so dass sich eine autarke
Einrichtung und ein autarkes Artillerieprojektil ergibt. Eine andere Möglichkeit besteht
darin, dass diese Einrichtung satellitengestützt gesteuert wird. Eine satellitengestützte
Steuerung eines bahnkorrigierbaren drallstabilisierten Artillerieprojektiles der eingangs
genannten Art, d.h. zur Reduktion der Längsablage des Artillerieprojektiles in einem
Zielgebiet, ist in der
EP 1 103 779 B1 beschrieben, deren Offenbarungsgehalt, was die gezielte Aktivierung der am Umfang
des Artillerieprojektiles vorgesehenen Impulselemente zur Reduktion der Querablage
des Artillerieprojektiles in einem Zielgebiet anbelangt, Teil der vorliegenden Erfindung
ist.
[0011] Das erfindungsgemäße bahnkorrigierbare drallstabilisierte Artillerieprojektil weist
den Vorteil auf, dass mit konstruktiv einfachen Mitteln zusätzlich zur Reduktion der
Längsablage eine Reduktion der Querablage des Artillerieprojektiles in einem Zielgebiet
verwirklicht wird. Dabei wird die Reduktion der Querablage, d.h. die gesteuerte Seitenkorrektur
des Artillerieprojektiles, zeitlich vor der Aktivierung der Bremseinrichtung zur Reduktion
der Längsablage des Artillerieprojektiles im Zielgebiet durchgeführt, weil die Seitenkorrektur
zeitlich schneller erfolgt als die Bremseinrichtung zur Reduktion der Längsablage
wirksam wird.
[0012] Während bei dem bekannten drallstabilisierten Artillerieprojektil mit einer Reduktion
der Längsablage also eine 1D-Korrektur erfolgt, ergibt sich beim erfindungsgemäßen
Artillerieprojektil eine 1,5D-Korrektur.
[0013] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
zweier in der Zeichnung verdeutlichter Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen
drallstabilisierten Artillerieprojektiles und seiner Wirkungsweise.
[0014] Es zeigen:
- Figur 1
- abgeschnitten in einer Längsschnittdarstellung eine erste Ausbildung des Artillerieprojektiles,
- Figur 2
- eine der Figur 1 ähnliche Darstellung einer zweiten Ausführungsform des Artillerieprojektiles,
- Figur 3
- die Verbringung eines ballistisch gestarteten drallstabilisierten Artillerieprojektiles
aus einem Geschütz in ein Zielgebiet, und
- Figur 4
- eine Draufsicht auf ein Zielgebiet, bei dem sowohl die Längsablage in der x-Richtung
als auch die Querablage in der y-Richtung reduziert und folglich die Zielgenauigkeit
entsprechend verbessert ist.
[0015] Figur 1 zeigt längsgeschnitten den Vorderabschnitt einer Ausbildung des drallstabilisierten
Artillerieprojektiles 10 mit einem in seiner Ogive 12 vorgesehenen Projektilzünder
14 und einer in der Ogive 12 vorgesehenen Bremseinrichtung 16, die fliehkraftbedingt
durch pyrotechnische Kraftelemente 18 anstellbar ist, die einem vorderen Ringbereich
20 einer Haube 22 zugeordnet sind.
[0016] Die pyrotechnischen Kraftelemente 18 bilden Impulselemente 24 des Artillerieprojektiles
10, die am Umfang des Artillerieprojektiles 10 gleichmäßig verteilt angeordnet sind.
[0017] Die Bremseinrichtung 16 dient zur Reduktion der Längsablage des Artillerieprojektiles
10 in einem Zielgebiet (siehe die Figuren 3 und 4). In Figur 4 ist das Zielgebiet
26 ellipsenförmig, d.h. mit einem elliptischen Rand 28, verdeutlicht. Die durch den
elliptischen Rand 28 begrenzte Ablagefläche 30 weist eine Längsachse A
0 und eine Querachse B
0 auf. Durch die Bremseinrichtung 16 ergibt sich eine Reduktion der Längsablage, d.h.
der Längsachse A
0, zu einem Betrag A
r. Eine Reduktion der Querachse B
0 wird durch die Bremseinrichtung 16 des Artillerieprojektiles 10 nicht bewirkt, d.h.
durch die Bremseinrichtung 16 wird die Ablagefläche 30 zu einer Ablagefläche 32 verkleinert,
die durch die Randlinie 34 begrenzt ist.
[0018] Mit Hilfe der am Umfang des Artillerieprojektiles 10 verteilten Impulselemente 24
ergibt sich durch passende Aktivierung der entsprechenden Impulselemente 24 bei einem
Artillerieprojektil 10 mit Bremseinrichtung 16 eine Reduktion der Querablage des Artillerieprojektiles
10, d.h. eine weitere Reduktion der Ablagefläche 32 zu einer Ablagefläche 36, die
durch die Randlinie 38 begrenzt ist. Die Ablagefläche 36 ist in x-Richtung durch die
Längsabmessung A
r und in y-Richtung durch die Querabmessung B
r bestimmt, wobei es bevorzugt ist, wenn A
r und B
r gleich groß sind, so dass sich eine kreisrunde Ablagefläche 36 ergibt.
[0019] Bezüglich weiterer Einzelheiten des Artillerieprojektiles 10 gemäß Figur 1 wird auf
die eingangs zitierte
DE 101 43 312 C1 Bezug genommen, deren Inhalt insofern zum Offenbarungsgehalt der vorliegenden Patentanmeldung
gehört. Gleiches gilt für die
DE 102 42 588 B4, bei der es sich um ein Zusatzpatent zur
DE 101 43 312 C1 handelt.
[0020] Figur 2 verdeutlicht eine Ausbildung des Artillerieprojektiles 10 in einer der Figur
1 ähnlichen abgeschnittenen Längsschnittdarstellung, wobei die Impulselemente 24 an
einem Ringelement 40 in Umfangsrichtung gleichmäßig verteilt vorgesehen sind, das
zwischen dem Projektilzünder 14 und dem Projektilgehäuse 42 angeordnet ist. Die pyrotechnischen
Kraftelemente 18 dienen bei dieser Ausführungsform des Artillerieprojektiles 10 nur
zum Absprengen der die Bremseinrichtung 16 bedeckenden Haube 22.
[0021] Insbesondere bei Artillerieprojektilen 10 großer Reichweite 44 (siehe Figur 3) zwischen
einem Ziel 46 und einem Geschütz 48, aus dem das Artillerieprojektil 10 abgefeuert
wird, können die Impulselemente im Heckteil (Base Bleed) des Artillerieprojektiles
10 in Umfangsrichtung gleichmäßig verteilt vorgesehen sein.
[0022] In Figur 3 ist mit Bezugsziffer 50 ein Feuerleitrechner bezeichnet. Der Feuerleitrechner
50 bestimmt je nach der voraufgeklärten Richtung und Entfernung 44 von einem Geschütz
48 zu einem Ziel 46 die Azimutausrichtung, die durch den Doppelpfeil 52 angedeutete
Elevation und die Treibladungsleistung, d.h. die theoretische Abgangsgeschwindigkeit
54 für die ballistische Bahnkurve 56 des Artillerieprojektiles 10 in das Zielgebiet
26.
[0023] Bezüglich der Reduktion der Längsablage des Artillerieprojektiles und des entsprechenden
Verfahrens zur zielbezogenen Korrektur der ballistischen Flugbahn wird auf die eingangs
zitierte
EP 1 103 779 B1 Bezug genommen, die diesbezüglich ebenfalls zum Offenbarungsgehalt der vorliegenden
Patentanmeldung gehört.
Bezugsziffernliste:
[0024]
- 10
- Artillerieprojektil
- 12
- Ogive (von 10)
- 14
- Projektilzünder (in 12)
- 16
- Bremseinrichtung (von 10)
- 18
- pyrotechnische Kraftelemente (für 20)
- 20
- vorderer Ringbereich (von 22)
- 22
- Haube (für 16)
- 24
- Impulselemente (von 10)
- 26
- Zielgebiet (von 10 bei 46)
- 28
- elliptischer Rand (von 30)
- 30
- Ablagefläche
- 32
- 1 D-reduzierte Ablagefläche
- 34
- Randlinie (von 32)
- 36
- 1,5D-reduzierte Ablagefläche
- 38
- Randlinie (von 36)
- 40
- Ringelement (zwischen 14 und 42 für 24)
- 42
- Projektilgehäuse (von 10)
- 44
- Reichweite (von 10 zwischen 48 und 46)
- 46
- Ziel
- 48
- Geschütz (für 10)
- 50
- Feuerleitrechner (für 48)
- 52
- Doppelpfeil/Elevation (von 48)
- 54
- Abgangsgeschwindigkeit (von 10)
- 56
- Ballistische Bahnkurve (von 10 zwischen 48 und 26)
1. Drallstabilisiertes Artillerieprojektil mit einem in seiner Ogive (12) vorgesehenen
Projektilzünder (14) und einer in der Ogive (12) vorgesehenen, radial ausstellenden
Bremseinrichtung (16) zur Reduktion der Längsablage (A0; Ar) des Artillerieprojektiles (10) in einem Zielgebiet (26),
dadurch gekennzeichnet,
dass das Artillerieprojektil (10) an seinem Umfang verteilt eine Anzahl Impulselemente
(24) aufweist, die zur Reduktion der Querablage (B0; Br) des Artillerieprojektiles (10) im Zielgebiet (26) vorgesehen sind.
2. Artillerieprojektil nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Impulselemente (24) am Umfang des Artillerieprojektiles gleichmäßig verteilt
angeordnet sind.
3. Artillerieprojektil nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Impulselemente (24) in der Ogive (12) des Artillerieprojektiles (10) vorgesehen
sind.
4. Artillerieprojektil nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Impulselemente (24) von pyrotechnischen Kraftelementen (18) gebildet sind, die
einem vorderen Ringbereich (20) einer die Bremseinrichtung (16) bedeckenden Haube
(22) zugeordnet sind, und mittels welchem die Haube (22) von der Ogive (12) des Artillerieprojektiles
(10) absprengbar ist.
5. Artillerieprojektil nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Impulselemente (24) an einem Ringelement (40) vorgesehen sind, das zwischen dem
Projektilzünder (14) und dem Projektilgehäuse (42) angeordnet ist.
6. Artillerieprojektil nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Impulselemente (24) im Heckteil (Base Bleed) des Artillerieprojektiles (10) vorgesehen
sind.
7. Artillerieprojektil nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Bestimmung der jeweiligen zeitlichen Drehwinkelposition des Artillerieprojektiles
(10) und somit der voneinander in Umfangsrichtung beabstandeten Impulselemente (24)
eine Einrichtung vorgesehen ist, die mit den Impulselementen (24), zu deren gezielter
Aktivierung, wirkverbunden ist.
8. Artillerieprojektil nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Einrichtung im Artillerieprojektil (10) vorgesehen ist.
9. Artillerieprojektil nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Einrichtung satellitengestützt gesteuert wird.