[0001] Die Erfindung betrifft ein Kabelsystem, insbesondere für Drehstrom mit magnetischer
Schirmungshülle.
[0002] In zunehmendem Maße wird bei der Installation von Hochspannungskabeln und Freileitungen
die Forderung erhoben, elektromagnetische Felder abzuschirmen.
[0003] Hierbei sind Hochspannungskabel gegenüber Freileitungen von Vorteil, weil sie in
ihrer Umgebung kein elektrisches Feld erzeugen. Allerdings ist bei gängigen Kabelkonstruktionen
das durch die Kabelströme erzeugte niederfrequente äußere Magnetfeld vorhanden.
[0004] Eine bereits bekannte Abschirmmaßnahme ist das Einziehen der Kabel in ein Stahlrohr
mit drei verseilten und stahldrahtbewehrten 110-kV-Kabeladern: Broschüre (1999), Nr.
E21.2d 1.0; "Stadtkabel" der Firma nkt cables GmbH, Köln. Das Stahlrohr weist zwar
eine magnetische Abschirmwirkung auf, doch ist diese Konstruktion kostenaufwendig
und weist weitere Nachteile auf, beispielsweise die Erfordernisse, kurze, starre Stahlrohrabschnitte
aneinanderzuschweißen und die Stahlrohre gegen Korrosion schützen zu müssen.
[0005] Das Abschirmen von Hoch- oder Miftelspannungskabeln mit weichmagnetischem (hochpermeablem)
Material ist bekannt. Geeignete Materialien lassen sich jedoch nicht in großflächiger
Form einsetzen, da die Materialien mechanisch relativ spröde Eigenschaften haben,
die zur Einschränkung der Biegbarkeit der Kabel führt. Kabel sollte jedoch eine gewisse
Biegbarkeit aufweisen, weil dies im Herstellprozess und während des Verlegens von
Vorteil ist. Um die geforderte Biegbarkeit und Flexibilität nicht einzuschränken,
wurde schon vorgeschlagen, hochpermeable Materialien in Form von Teilchen (
DE 19807527 A1) oder in Bandform (
DE 3123040 A1) zu verwenden.
[0006] In der
DE 19807527 A1 werden die Teilchen in einem als Geflecht aufgebauten Schirm eingebracht, wobei entweder
das Einbringen der Teilchen in die Maschen oder Lücken des Schirms vorgeschlagen wird
oder die Teilchen auf das Geflecht aufgeklebt werden. Beides sind sehr aufwendige
und daher nachteilige Verfahrensschritte.
[0007] In der
DE 3123040 A1 wird die Herstellung einer magnetischen Schirmungshülle durch Verwendung zweier Bänder
dargestellt. Die Bebänderung erfolgt mit Abstand der Wicklungen, so dass Luftspalte
entstehen, die die Biegbarkeit und Flexibilität des Kabels erhalten, jedoch eine doppelte
Bebänderung erfordern. Damit werden die Luftspalte der unteren Bandlage durch die
(in Gegenschlag) aufgebrachte obere Bandlage abgedeckt.
[0008] Es ist die Aufgabe der Erfindung, ein Kabelsystem mit nicht notwendig hoher Biegbarkeit
des Kabels anzugeben, bei dem das durch die Kabelströme erzeugte niederfrequente äußere
Magnetfeld weitestgehend unterdrückt wird.
[0009] Die Lösung der Aufgabe findet sich im Hauptanspruch. Weiterführende Ausführungsformen
werden in den Unteransprüchen formuliert.
[0010] Der Kern der Erfindung besteht darin, dass mindestens eine die Kabeladern umfassende,
im folgenden als Schirmungshülle bezeichnete Schicht als Wicklung mindestens eines
Bandes aus magnetisch hochpermeablem Material aufgebracht ist.
[0011] Für ein Drehstromsystem kann eine erfindungsgemäße Kabelkonstruktion vorgesehen sein,
bei der drei verseilte und stahldrahtbewehrte Kabeladern in ein äußeres Rohr eingezogen
werden. Der Aufbau ist so, dass unterhalb einer Stahldrahtarmierung eine oder mehrere
Schichten aus sogenannten Elektrobändern aufgebracht werden, gegebenenfalls in Kombination
mit Kompensationsleitern oder -leitschichten.
[0012] Solche Elektrobänder, wie sie im Transformatoren- und Elektromaschinenbau verwendet
werden, bestehen aus Silicium-Stahlblechbändern mit geringem Siliciumanteil (< 2,5
%) und werden in einer Dicke von 0,02 bis 0,04 mm hergestellt. Sie sind kaltgewalzt,
kornorientiert oder nicht-kornorientiert, und sie weisen hervorragende magnetische
Eigenschaften wie hohe Permeabilität und geringe Ummagnetisierungsverluste auf.
[0013] Ebenfalls sehr gute magnetische Eigenschaften, wie sie hier vorausgesetzt oder gefordert
werden, haben die sogenannten metallischen Gläser. Im Handel werden diese unter der
Bezeichnung Mumetall oder Vitrovac von der Firma Vacuumschmelze angeboten. Solche
speziellen, nichtkristallinen Nickel-Eisenlegierungen werden schon für ortsfeste bzw.
starre Abschirmanordnungen eingesetzt. Sie werden in einem aufwendigen Verfahren hergestellt,
und haben allerdings den Nachteil der immens hohen Kosten einerseits und der schlechten
Verarbeitbarkeit andererseits. Kritisch wäre auch die Biegebeanspruchung, die bei
der Kabelherstellung und später bei der Installation auftritt.
[0014] Die einzusetzenden Elektrobänder haben demgegenüber eine gute mechanische Beanspruchbarkeit
und einen günstigen Preis. Sie weisen schon vom Herstellungsprozess her eine sehr
dünne (Mikrometerbereich) Isolierschicht auf, können aber auch durch zusätzliche Prozesse
oberflächenbeschichtet, beispielsweise verzinkt werden.
[0015] Die Wirkung der magnetischen Abschirmung ist dann optimal, wenn das Kabelsystem keinen
Nullstrom führt. Dies dürfte für bei einem "idealen" Drehstromsystem der Fall sein.
Wichtig bei der magnetischen Schirmung eines Drehstromkabels ist, dass alle drei Kabeladern
gemeinsam von der hochpermeablen Schirmungshülle umfasst werden. Daher werden die
Abschirmbänder über die drei verseilten Kabeladern gewickelt. Um hohe magnetische
Leitwerte der Schirmungshülle zu erhalten und um das die Kabeladern etwa zirkular
umgebende Magnetfeld optimal zu führen, ist es wichtig, die Abschirmbänder mit kleiner
Schlaglänge um die Kabeladern zu wickeln. Hierdurch liegt die Wicklung der Abschirmbänder
fast rechtwinklig zur Längsrichtung der Kabeladern.
[0016] Auftretende Nullströme in einem Drehstromsystem können nur dadurch abgeschirmt werden,
dass sie in hochleitfähigen elektrischen Leitern in ihrer Umgebung Gegenströme induzieren,
die durch ein Gegenfeld das Magnetfeld kompensieren. Dies gilt auch bei einem anderen
als dreiadrigem Kabelaufbau, wo keine Symmetrie der von den Kabeladern ausgehenden
Magnetfeldern vorliegt.
[0017] Deshalb wird als weitere Ausführungsform vorgeschlagen, in Kombination mit den magnetischen
Abschirmbändern zusätzliche hochleitfähige Schichten oder Einzelleiter in den Kabelaufbau
zu integrieren. Abhängig von der geforderten Minderung des magnetischen Streufeldes
kann schon eine Lage von Abschirmbändern ausreichen. In den meisten Fällen sollte
eine zweilagige Schirmungshülle den gewünschten Zweck erfüllen.
[0018] Beim Aufbringen der Bänder ist eine kleine Schlaglänge bei kornorientierten Bändern
entscheidend, um das zirkulare Magnetfeld in der magnetischen Vorzugsrichtung (dies
ist die Längsrichtung) der Bänder zu führen. Auch bei nicht-kornorientierten Bändern
wird durch eine kleine Schlaglänge der magnetische Widerstand der Schicht minimiert.
Der Vorteil einer kurzen Schlaglänge ist auch, dass sich die Bänder beim Biegen des
Kabels gegeneinander verschieben können.
[0019] Da die Bänder der magnetischen Schirmungshülle mit kleiner Schlaglänge aufgebracht
werden sollen, können sie nicht die Funktion einer Armierung übernehmen, um Zugkräfte
von den Kabelenden beim Einziehen der Kabel aufzunehmen und zu halten, daher kommt
zum Kabelaufbau die Armierung hinzu.
[0020] Die zuvor beschriebenen Maßnahmen zur magnetischen Schirmung lassen sich auch ausführen
für zwei in einer Einleiterkabel- oder in einer Zweileiterkabelkonstruktion nebeneinander
liegende Kabeladern, von denen die eine den Strom in die eine Richtung führt und die
andere den Strom zurückführt, wie dies beispielsweise bei einem einphasigen Wechselspannungssystem
oder einem bipolaren Gleichspannungssystem der Fall ist.
[0021] Mehrere Ausgestaltungen der Erfindung werden in den Figuren dargestellt, welche im
Einzelnen zeigen:
Fig. 1 drei Konstruktionen eines magnetisch geschirmten, armierten Dreileiterkabels
und
Fig. 2 eine magnetisch geschirmte Anordnung im Muffenbereich.
[0022] Die Fig. 1 zeigt ein Hochspannungskabel für Drehstrom mit drei verseilten Adern 1,
einer magnetisch schirmenden Schicht 2 (Schirmungshülle) und einer Armierung 3, wobei
die Armierung die Aufgabe von Kabelzugelementen zu übernehmen hat, an denen das Kabel
in Kabelgräben, in Rohre oder Düker einziehbar ist. Die Leiter der Adern sind wie
üblich isoliert und die Isolierung mit innerer und äußerer Leitschicht versehen. In
der Teilfigur 1A ist ein magnetisch geschirmtes, armiertes Dreileiterkabel dargestellt.
Teilfigur 1 B entspricht 1A, aber zusätzlich mit einer hochleitfähigen Schicht 4 unterhalb
der Bandschicht. Die Teilfigur 1C unterscheidet sich von Teilfigur 1A durch einen
zusätzlichen Kompensationsleiter 5 innerhalb der Bandschicht.
[0023] Die Fig. 2 zeigt eine magnetisch geschirmte Anordnung im Muffenbereich. Wobei ein
äußeres Schirmungsrohr 6 für die Muffenschirmung und Muffen 7 dargestellt sind.
[0024] Die Fig. 1A zeigt eine erste Lösungsvariante mit über der Schirmungshülle liegende
Armierung. Diese Armierung kann aus Bändern oder -drähten, beispielsweise aus Stahl
oder Bronze, vorzugsweise auch als Flachdraht ausgebildet, bestehen. Bei geeigneter
Auslegung ergänzen sich Armierung und Schirmungshülle sowohl elektromagnetisch wie
auch mechanisch.
[0025] Wie schon angesprochen, funktioniert die beschriebene Art der magnetischen Abschirmung
dann optimal, wenn ein Drehstromsystem keinen Nullstrom führt. (Erklärung: Ohne Nullstrom
ergänzen sich die drei Ströme eines Drehstromsystems in jedem Augenblick zu Null).
[0026] Es wird daher für Drehstromsysteme oder für andere als dreiadrige Kabelkonstruktionen
vorgeschlagen, die Abschirmung dadurch zu unterstützen, dass in Kombination mit den
magnetischen Abschirmbändern zusätzliche hochleitfähige Schichten 4 oder Einzelleiter
5 in den Kabelaufbau eingebracht werden. Nullströme oder Unsymmetrieströme induzieren
in den hochleitfähigen elektrischen Leitern in ihrer Umgebung Gegenströme, die durch
ein Gegenfeld das Magnetfeld kompensieren. Dabei wird die beste Abschirmwirkung erreicht,
wenn diese sich innerhalb der magnetischen Bandschicht befinden. Zwei Lösungsvarianten
sind in den Teilabbildungen Fig. 1 B und 1C dargestellt, wo die Kompensationsleiter
als eingezogene Einzelleiter 5 oder als leitfähige Schicht 4 unter der Schirmungshülle
dargestellt sind. Eine weitere, nicht dargestellte Möglichkeit besteht in der Anordnung
einer koaxialen hochleitfähigen Hülle um jede Kabelader; somit auch hier unterhalb
der Schirmungshülle.
[0027] In den Muffenbereichen muss die magnetische Schirmung durch Absetzen der Armierung
und der Schirmungshülle unterbrochen werden, so dass hier zusätzliche Maßnahmen ergriffen
werden müssen. Eine wirksame Schirmung innerhalb dieses Bereiches kann so erreicht
werden, wie dies in der Fig. 2 dargestellt ist: über die gesamte Muffenanordnung wird
ein magnetisch wirksames Rohr 6 geschoben. Dieses Rohr kann ein Stahlrohr mit der
erforderlichen Wanddicke sein. Es kann aber auch als Kunststoff-Verbundrohr ausgestaltet
sein, indem ein Kunststoffrohr mit einer oder mehreren Schichten von Elektrobändern
umwickelt wird, ähnlich wie in den sonstigen Bereichen die verseilten Kabeladern 1.
[0028] Dabei ist es nicht unbedingt erforderlich, dass das äußere Schirmungsrohr 6 an seinen
Enden mit der Schirmungshülle 2 der Kabeladern magnetisch dicht verbunden wird. Unter
dem Aspekt der magnetischen Abschirmung reicht es aus, wenn das äußere Schirmungsrohr
6 um eine Länge, die seinem Durchmesser entspricht, die abgesetzten Enden der Schirmungshülle
der Kabeladern überdeckt. Unter Erdungsgesichtspunkten wird es sinnvoll sein, das
äußere Schirmungsrohr mit der Schirmungshülle der Kabeladern elektrisch zu verbinden.
[0029] Befinden sich in den Kabeladern innerhalb der Schirmungshülle Leitschichten oder
zusätzliche Kompensationsleiter, vergl. Fig. 1B und 1C, so sind deren Enden in den
Muffenbereichen entweder durchzuverbinden oder aber zu erden.
1. Hochspannungskabel bestehend aus isolierten und verseilten Kabeladern (1), wobei über
den Kabeladern eine, Zugkräfte aufnehmende Armierung (3) vorhanden ist, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine die Kabeladern (1) umfassende, im folgenden als Schirmungshülle bezeichnete
Schicht (2) als Wicklung mindestens eines Bandes aus magnetisch hochpermeablem Material
aufgebracht ist.
2. Hochspannungskabel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Hochspannungskabel aus drei isolierten, verseilten Kabeladern (1) besteht und
die Armierung (3) aus Stahlflachdraht gebildet ist.
3. Hochspannungskabel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Hochspannungskabel aus mindestens einem Paar nebeneinander liegender Kabeladern
(1) besteht, bei dem die eine Kabelader den Strom in die eine Richtung führt und die
andere den Strom zurückführt.
4. Hochspannungskabel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Material der Schirmungshülle (2) Silicium-Stahlblech oder metallisches Glas verwendet
wird.
5. Hochspannungskabel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Material der Schirmungshülle (2) mindestens ein Band mit kleiner Schlaglänge
aufgebracht ist.
6. Hochspannungskabel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei mehreren Schichten von Bändern als Material der Schirmungshülle (2) zwei übereinander
liegende Lagen im Gegenschlag aufgebracht werden.
7. Hochspannungskabel nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass in mindestens einer Schicht von Bändern das Band mit Lücke aufgewickelt ist.
8. Hochspannungskabel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kabeladern (1) zusammen mit mehreren elektrischen Leitern (5) verseilt sind.
9. Hochspannungskabel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass unterhalb der Schirmungshülle (2) eine Schicht (4) hochleitfähigen Materials eingebracht
ist.
10. Hochspannungskabel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass über der Schirmungshülle (2) eine Korrosionsschutzbeschichtung aufgebracht ist.
11. Hochspannungskabel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass über einen Bereich von als Muffe ausgebildeten Adernverbindungen, in dem die Schirmungshülle
(2) geöffnet ist, ein Rohr (6) aus magnetisch permeablem Material angeordnet ist.
12. Hochspannungskabel nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Rohr (6) aus Stahl oder aus mit Elektrobändern umwickeltem Kunststoff besteht.
13. Hochspannungskabel nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass das magnetisch permeable Material des Rohrs (6) mit der Schirmungshülle (2) elektrisch
verbunden ist.
14. Hochspannungskabel nach einem der Ansprüche 11 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Rohr (6) eine Länge hat, die den Bereich von als Muffe ausgebildeten Adernverbindungen
überdeckt und beiderseits um den Durchmesser des Rohrs (6) verlängert ist.
15. Hochspannungskabel nach einem der Ansprüche 11 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass im Bereich der als Muffe ausgebildeten Adernverbindungen die Enden zusätzlich vorhandener
Leitschichten (4) oder Kompensationsleiter (5) miteinander verbunden oder diese geerdet
sind.