[0001] Die Erfindung betrifft eine Nanofocus-Röntgenröhre der im Oberbegriff des Anspruchs
1 genannten Art.
[0002] Nanofocus-Röntgenröhren der betreffenden Art sind allgemein bekannt. Sie weisen ein
Target und Mittel zum Richten eines Elektronenstrahles auf das Target auf. Sie dienen
beispielsweise in bildgebenden Verfahren zur hochauflösenden Untersuchung von Bauteilen,
beispielsweise von Leiterplatten in der Elektronikindustrie. Um in derartigen bildgebenden
Verfahren eine hohe räumliche Auflösung zu erzielen, wird bei den bekannten Nanofocus-Röntgenröhren
der Elektronenstrahl so geformt, daß sich beim Auftreffen auf das Target ein Brennfleck
mit einem Durchmesser s 1.000 nm bildet.
[0003] Zur Erzielung eines entsprechend geringen Querschnittes des Elektronenstrahles sind
Nanofocus-Röntgenröhren bekannt, die nach dem Prinzip der Röntgenbeugung arbeiten
und in denen Fresnel-Linsen eingesetzt sind. Mit derartigen Nanofocus-Röntgenröhren
lassen sich Brennfleckdurchmesser bis minimal etwa 40-30 nm erzielen, wobei bei der
Beschleunigung der Elektronen in Richtung auf das Target prinzipbedingt mit einer
relativ niedrigen Energie von etwa 20 KeV gearbeitet wird.
[0004] Es sind ferner Nanofocus-Röntgenröhren bekannt, in denen Brechungslinsen verwendet
werden. Mit derartigen Nanofocus-Röntgenröhren lassen sich Brennfleckdurchmesser bis
minimal etwa 1.000 nm erzeugen, wobei bei der Beschleunigung der Elektroden ebenfalls
nur relativ niedrige Energien von etwa 20-30 KeV verwendet werden können.
[0005] Darüber hinaus sind Nanofocus-Röntgenröhren bekannt, in denen der gewünschte geringe
Durchmesser und damit Querschnitt des Elektronenstrahles dadurch erzielt werden, daß
im Strahlungsweg des Elektronenstrahles eine Vielzahl von hintereinander angeordneten
elektromagnetischen Linsen verwendet wird. Mit derartigen Nanofocus-Röntgenröhren
lassen sich Brennfleckdurchmesser von minimal etwa 100 - 200 nm erzielen, wobei beispielsweise
bei einem Brennfleckdurchmesser von 1.000 nm die Elektronen mit einer Energie von
100 KeV beschleunigt werden können.
[0006] Ein Nachteil der bekannten Nanofocus-Röntgenröhren besteht darin, daß sie zur Erzielung
eines gewünschten geringen Querschnitts des Elektronenstrahles am Auftreffort auf
das Target einen hohen apparativen Aufwand, beispielsweise in Form einer Vielzahl
von elektromagnetischen Linsen erfordern. Sie sind damit aufwendig und teuer in der
Herstellung.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Nanofocus-Röntgenröhre der im Oberbegriff
des Anspruchs 1 genannten Art anzugeben, die mit einem vereinfachten und damit kostengünstiger
gestalteten Aufbau die Erzielung von für eine hochauflösende Untersuchung von Bauteilen
in bildgebenden Verfahren erforderlichen geringen Durchmesser des Brennflecks von
s 1.000 nm ermöglicht.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 angegebene Lehre gelöst.
[0009] Die Erfindung löst sich zunächst von dem Gedanken, den gewünschten geringen Durchmesser
des Brennflecks dadurch zu erzielen, daß der auf das Target auftreffende Elektronenstrahl
entsprechend geformt wird. Ihr liegt vielmehr der Gedanke zugrunde, die Nanofocus-Röntgenröhre
so auszugestalten, daß der Durchmesser des Brennflecks nicht mehr von dem Querschnitt
des Elektronenstrahles abhängig ist, sondern ausschließlich von dem Querschnitt eines
Targetelementes. Hierzu sieht die erfindungsgemäße Lehre vor, daß das Target wenigstens
ein aus einem Targetmaterial bestehendes Targetelement zur Emission von Röntgenstrahlung
aufweist, das durch eine mittels eines Mikrostrukturierungsverfahrens auf einem aus
einem Trägermaterial bestehenden Trägerelementes gebildete Nanostruktur mit einem
Durchmesser ≤ etwa 1.000 nm gebildet ist, wobei das Targetelement das Trägerelement
nur teilweise bedeckt. Erfindungsgemäß ist bei Betrieb der Röntgenröhre der Querschnitt
des Elektronenstrahles am Auftreffort auf das Target derart größer als der Querschnitt
des Targetelementes gewählt, daß der Elektronenstrahl das Targetelement stets vollflächig
bestrahlt. Aufgrunddessen ist sichergestellt, daß auch bei Veränderungen des Querschnitts
des Elektronenstrahles am Auftreffort auf das Target, die beispielsweise in einer
Querschnittsverringerung, einer Querschnittsvergrößerung, einer zur Strahlrichtung
des Elektronenstrahles seitlichen Verschiebung oder einer Verzerrung des Querschnitts
des Elektronenstrahles bestehen können, das Targetelement, das Form und Größe des
Brennflecks definiert, stets von dem Elektronenstrahl bestrahlt wird.
[0010] Erfindungsgemäß sind das Trägermaterial und das Targetmaterial unterschiedliche Materialien.
Hierbei ist das Targetmaterial im Hinblick auf eine Emission von Röntgenstrahlung
einer gewünschten Wellenlänge oder in einem gewünschten Wellenlängenbereich ausgewählt,
während das Trägermaterial, nämlich Diamant vornehmlich im Hinblick auf seinen Wärmeleitkoeffizienten
ausgewählt ist. Insoweit liegt der Erfindung die Erkenntnis zugrunde, daß beispielsweise
bei Benutzung von Diamant als Trägermaterial zwar eine ausreichende Ableitung der
entstehenden Wärme gewährleistet ist, sich gleichzeitig jedoch aufgrund der elektrischen
Isolationseigenschaften von Diamant das Target elektrisch auflädt. Weiterhin liegt
der Erfindung insoweit die Erkenntnis zugrunde, daß die elektrische Aufladung des
Targets die Bildqualität im bildgebenden Verfahren insofern verschlechtert, als beispielsweise
ein unkontrolliertes Ablösen von Ladungen und Wiederauftreffen auf das Target zu einer
unkontrollierten zusätzlichen Emission von Röntgenstrahlung führen kann. Erfindungsgemäß
wird als Trägermaterial Diamant verwendet, der ein elektrischer Isolator ist, jedoch
durch Dotierung mit einem geeigneten Dotierungsmaterial, beispielsweise einem Metall,
elektrisch leitfähig gemacht ist. Infolgedessen können elektrische Ladungen, beispielsweise
Elektronen, von dem Target abgeleitet werden, so daß eine die Bildqualität beeinträchtigende
elektrische Aufladung des Targets zuverlässig vermieden ist. Es hat sich überraschend
gezeigt, daß sich auf diese Weise die Bildqualität einer erfindungsgemäßen Nanofocus-Röntgenröhre
noch wesentlich verbessern läßt.
[0011] Die mittels Dotierung des Trägermaterials erzielte elektrische Leitfähigkeit kann
entsprechend den jeweiligen Anforderungen innerhalb weiter Grenzen variieren. Darüber
hinaus kann das Dotierungsmaterial innerhalb weiter Grenzen gewählt werden.
[0012] Erfindungsgemäß ist der Querschnitt des Trägerelementes senkrecht zur Strahlungsrichtung
definiert größer als der Querschnitt des Targetelementes in dieser Richtung, so daß
das Targetelement nur einen Teil der Oberfläche des Trägerelementes bedeckt. Weiterhin
hat das Trägermaterial eine geringere Dichte, eine hohe Wärmeleitfähigkeit und aufgrund
der erfindungsgemäß vorgesehenen Dotierung auch die Fähigkeit, elektrische Ladungen
abzuleiten, während das Targetmaterial ein Material hoher Dichte, beispielsweise Wolfram,
ist. Auftreffende Elektronen werden in dem Targetmaterial auf sehr kurzem Wege abgebremst,
wobei bevorzugt kurzwellige Röntgenstrahlung entsteht. In dem Trägermaterial geringer
Dichte werden eindringende Elektronen hingegen auf sehr langen Wegen abgebremst, so
daß mehr langwellige Strahlung entsteht, die beispielsweise mittels eines geeigneten
Filters ausgefiltert werden kann. Daraus ergibt sich, daß erfindungsgemäß Form, Größe
und Ort des Brennflecks durch Form, Größe und Ort des Targetelementes festgelegt sind.
[0013] Da erfindungsgemäß Röntgenstrahlung der gewünschten Wellenlänge oder in einem gewünschten
Wellenlängenbereich ausschließlich in dem Targetelement erzeugt wird und das Targetelement
somit den Brennfleck der Röntgenröhre definiert, sind Form und Größe des Brennflecks
nicht mehr von dem Querschnitt des Elektronenstrahles abhängig, sondern ausschließlich
von dem Querschnitt des Targetelementes, sofern der Elektronenstrahl bei Betrieb der
Röntgenröhre das Target stets vollflächig bestrahlt. Zwar wird auch in dem Trägerelement
Röntgenstrahlung erzeugt. Diese hat jedoch eine andere Wellenlänge bzw. liegt in einem
anderen Wellenlängenbereich als die in dem Targetelement erzeugte Nutzstrahlung, so
daß sie ohne weiteres herausgefiltert werden kann. Aufgrunddessen kann erfindungsgemäß
der Brennfleck eines Targets einer Nanofocus-Röntgenröhre nahezu beliebig klein gestaltet
werden, wobei Grenzen lediglich durch zur Verfügung stehende Mikrostrukturierungsverfahren
zum Bilden von Nanostrukturen gesetzt sind.
[0014] Da Form, Größe und Ort des Brennflecks ausschließlich durch Form, Größe und Ort des
Targetelementes festgelegt sind, entfallen bei einer erfindungsgemäßen Nanofocus-Röntgenröhre
konstruktiv aufwendige Maßnahmen, die bei herkömmlichen Nanofocus-Röntgenröhren erforderlich
sind, um Form, Größe und Ort des Elektronenstrahles zu stabilisieren, der bei den
bekannten Röntgenröhren Form, Größe und Ort des Brennflecks der Röntgenröhre definiert.
Damit ermöglicht das erfindungsgemäße Target mit äußerst geringem Aufwand den Aufbau
einer Nanofocus-Röntgenröhre, bei der Form, Größe und Ort des Brennflecks hochstabil
sind und die damit bei Verwendung im bildgebenden Verfahren eine besonders hohe Bildqualität
ermöglicht.
[0015] Als Targetmaterial kann entsprechend den jeweiligen Anforderungen ein Material verwendet
werden, das bei Beschuß mit Elektronen Röntgenstrahlung einer gewünschten Wellenlänge
oder in einem gewünschten Wellenlängenbereich emittiert.
[0016] Unter einer Nanofocus-Röntgenröhre wird erfindungsgemäß eine Röntgenröhre verstanden,
bei der der Durchmesser des Brennflecks ≤ 1.000 nm ist.
[0017] Bei einem nichtkreisförmigen Brennfleck wird erfindungsgemäß unter dem Durchmesser
die größte Ausdehnung des Brennflecks in der Brennebene bzw. Focusebene verstanden.
[0018] Zahlenwerte von Wärmeleitkoeffizienten beziehen sich auf Zimmertemperatur.
[0019] Da erfindungsgemäß Form und Größe und damit der Querschnitt des Brennflecks der Nanofocus-Röntgenröhre
ausschließlich von Form und Größe und damit dem Querschnitt des Targetelementes abhängig
sind, und nicht mehr von dem Querschnitt des Elektronenstrahles, ist erfindungsgemäß
eine hochpräzise Formung des Elektronenstrahles am Auftreffort auf das Target nicht
mehr erforderlich. Demzufolge sind erfindungsgemäß Mittel zur hochpräzisen Formung
des Querschnitts des Elektronenstrahles, wie sie bei bekannten Nanofocus-Röntgenröhren
erforderlich sind, nicht mehr erforderlich. Erfindungsgemäß ist grundsätzlich ausschließlich
eine einzige Fokussiereinrichtung, beispielsweise in Form eine elektromagnetischen
Linse erforderlich. Damit ist der apparative Aufwand der erfindungsgemäßen Nanofocus-Röntgenröhre
gegenüber herkömmlichen Nanofocus-Röntgenröhren wesentlich verringert, so daß die
erfindungsgemäße Nanofocus-Röntgenröhre wesentlich einfacher und damit kostengünstiger
herstellbar ist.
[0020] Ein besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Nanofocus-Röntgenröhre besteht darin,
daß sie gegenüber Störeinflüssen in Bezug auf die Formung des Elektronenstrahles wesentlich
unempfindlicher ist als herkömmliche Nanofocus-Röntgenröhren.
[0021] Da erfindungsgemäß Form und Größe des Brennflecks ausschließlich von Form und Größe
des Targetelementes abhängig sind, ist die Größe des Brennflecks einer erfindungsgemäßen
Nanofocus-Röntgenröhre ausschließlich von der erzielbaren räumlichen Auflösung des
verwendeten Mikrostrukturierungsverfahrens abhängig. Als Mikrostrukturierungsverfahren
können Depositionsverfahren, beispielsweise dreidimensionale additive Nanolithographie
oder Ionenstrahlsputtern, aber auch abtragende Verfahren, beispielsweise Elektronenlithographie
oder Ätzverfahren, verwendet werden. Insbesondere mit Depositionsverfahren lassen
sich Nanostrukturen mit einem Durchmesser von 2 nm oder sogar darunter bilden. Die
erfindungsgemäße Lehre ermöglicht somit Nanofocus-Röntgenröhren, deren räumliche Auflösung
bei Verwendung in bildgebenden Verfahren wesentlich höher ist als die Auflösung herkömmlicher
Nanofocus-Röntgenröhren.
[0022] Eine außerordentlich vorteilhafte Weiterbildung der erfindungsgemäßen Lehre sieht
vor, daß das Trägerelement wenigstens teilweise aus einem Trägermaterial besteht,
dessen Wärmeleitkoeffizient ≥ 10 W/(cm x K), vorzugsweise ≥ 20 W/(cm x K), ist. Auf
diese Weise ist die Wärmeleitfähigkeit des Trägermaterials besonders hoch, so daß
beim Beschuß des Targetelementes mit Elektronen entstehende Wärme besonders gut abgeleitet
wird. Dies erhöht die Lebensdauer des erfindungsgemäßen Targets.
[0023] Erfindungsgemäß ist es ausreichend, wenn auf dem Trägerelement lediglich ein einziges
Targetelement angeordnet ist. Es ist erfindungsgemäß jedoch auch möglich, auf dem
Trägerelement eine Mehrzahl von zueinander beabstandeten Targetelementen anzuordnen.
Ist bei einer solchen Ausführungsform ein Targetelement abgenutzt, so kann der Elektronenstrahl
auf ein anderes Targetelement gelenkt werden, so daß die Röntgenröhre ohne Austauch
des Targetelementes weiterverwendet werden kann.
[0024] Grundsätzlich kann das Targetelement eine beliebige geeignete Geometrie haben. Um
bei Verwendung einer erfindungsgemäßen Nanofocus-Röntgenröhre in einem bildgebenden
Verfahren eine hohe Bildqualität zu erzielen, sieht eine vorteilhafte Weiterbildung
der erfindungsgemäßen Lehre vor, daß wenigstens ein Targetelement im wesentlichen
kreisförmig begrenzt ist.
[0025] Eine andere vorteilhafte Weiterbildung der erfindungsgemäßen Lehre sieht vor, daß
das Targetelement ein Filter aufweist, das für in dem Targetelement erzeugte Röntgenstrahlung
durchlässig ist und in dem Trägerelement erzeugte Röntgenstrahlung sperrt. Auf diese
Weise ist sichergestellt, daß eine erfindungsgemäße Nanofocus-Röntgenröhre ausschließlich
Röntgenstrahlung einer gewünschten Wellenlänge oder in einem gewünschten Wellenlängenbereich
abstrahlt.
[0026] Grundsätzlich kann das Target der erfindungsgemäßen Nanofocus-Röntgenröhre ein Massivtarget
(Direktstrahltarget) sein, das einen Metallblock mit hoher Wärmeleitfähigkeit, beispielsweise
aus Kupfer oder Aluminium aufweist, auf den das erfindungsgemäße Trägerelement, beispielsweise
als Trägerschicht, aufgebracht ist, und das seinerseits das Targetelement trägt. Eine
vorteilhafte Weiterbildung der erfindungsgemäßen Lehre sieht jedoch vor, daß das Target
als Transmissionstarget ausgebildet ist.
[0027] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der beigefügten, stark schematisierten Zeichnung
näher erläutert, in der Ausführungsbeispiele eines erfindungsgemäßen Targets dargestellt
sind. Dabei bilden alle beanspruchten, beschriebenen oder in der Zeichnung dargestellten
Merkmale für sich genommen oder in beliebiger Kombination miteinander den Gegenstand
der Erfindung, unabhängig von ihrer Zusammenfassung in den Patentansprüchen oder deren
Rückbeziehung sowie unabhängig von ihrer Formulierung bzw. Darstellung in der Beschreibung
bzw. in der Zeichnung.
[0028] Es zeigt:
- Fig. 1
- eine Schnittansicht eines Ausführungsbeispieles eines erfindungsgemäßen Targets zur
Erläuterung des erfindungsgemäßen Grundprinzips,
- Fig. 2
- eine zu Fig. 1 ähnliche Ansicht,
- Fig. 3
- eine Draufsicht auf das Target gemäß Fig. 1,
- Fig. 4
- eine Schnittansicht eines zweiten Ausführungsbeispieles eines erfindungsgemäßen Targets,
- Fig. 5
- eine Draufsicht auf das Target gemäß Fig. 4,
- Fig. 6
- eine zu Fig. 5 ähnliche Draufsicht,
- Fig. 7
- eine weitere zu Fig. 5 ähnliche Draufsicht und
- Fig. 8
- eine Prinzipskizze eines Ausführungsbeispieles einer erfindungsgemäßen Nanofocus-Röntgenröhre.
[0029] In den Figuren der Zeichnung sind gleiche bzw. sich entsprechende Bauteile mit den
gleichen Bezugszeichen versehen.
[0030] Die Figuren der Zeichnung stellen reine Prinzipskizzen dar, die nicht maßstäblich
sind.
[0031] In Fig. 1 ist ein erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Targets 2 für
eine Nanofocus-Röntgenröhre dargestellt, das ein Trägerelement 4 und bei diesem Ausführungsbeispiel
ein an dem Trägerelement 4 angeordnetes, aus einem Targetmaterial bestehendes Targetelement
6 zur Emission von Röntgenstrahlung aufweist. Das Trägerelement 4 besteht prinzipiell
aus einem Trägermaterial geringer Dichte und hoher Wärmeleitfähigkeit, nämlich Diamant,
dessen Wärmeleitkoeffizient ≥ 20 W/(cm x K) ist.
[0032] Erfindungsgemäß ist der als Trägermaterial verwendete Diamant zur Erhöhung der elektrischen
Leitfähigkeit dotiert, bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel mit Metallionen. Dadurch,
daß das Trägermaterial mittels der Dotierung elektrisch leitfähig gemacht ist, können
elektrische Ladungen von dem Trägerelement 4 abfließen, so daß eine elektrische Aufladung
des Trägerelementes 4 und damit des Targets 2 vermieden ist.
[0033] Das Targetelement 6 besteht aus einem Material hoher Dichte, bei dem vorliegenden
Ausführungsbeispiel Wolfram, das bei Beschuß mit elektrisch geladenen Teilchen, insbesondere
Elektronen, Röntgenstrahlung emittiert.
[0034] Aus Fig. 1 ist nicht ersichtlich, daß das Targetelement 6 in der Draufsicht im wesentlichen
kreisförmig begrenzt ist und bei diesem Ausführungsbeispiel einen Durchmesser von
s etwa 1.000 nm aufweist.
[0035] Das Targetelement 6 ist bei diesem Ausführungsbeispiel eine mittels eines Mikrostrukturierungsverfahrens
auf dem Trägerelement 4 gebildete Nanostruktur.
[0036] Bei Bestrahlung des Targets 2 mit Elektronen werden diese in dem Targetelement 6
auf sehr kurzem Wege abgebremst, wobei kurzwellige Röntgenstrahlung entsteht. In dem
Trägermaterial geringerer Dichte des Trägerelementes 4 werden eindringende Elektronen
dagegen auf sehr langen Wegen abgebremst, wobei mehr langwellige Strahlung entsteht.
In Fig. 1 ist ein Fall dargestellt, in dem ein Elektronenstrahl mit einem Durchmesser
d
E1 auf das Targetelement 6 auftrifft, wobei der Durchmesser d
E1 in diesem Fall kleiner als der Durchmesser des Targetelementes 6 ist. Die Abbremsung
der Elektronen in dem Targetelement 6 führt zu einer kurzwelligen Röntgenstrahlung
mit einem Quellendurchmesser d
X1, der kleiner oder gleich dem Durchmesser des Targetelementes 6 ist. Die durch das
Targetelement 6 hindurch in das weniger dichte Trägermaterial des Trägerelementes
4 eintretenden Elektronen werden auf sehr langen Wegen innerhalb des Bremsvolumens
des Trägerelementes 4 abgebremst und führen zu überwiegend langwelliger Strahlung,
die mit geeigneten Filtern zurückgehalten werden kann, so daß nur der kürzerwellige
Strahlungsanteil wirksam wird, der aus dem Targetelement 6 stammt, das erfindungsgemäß
nur einen Teil des Trägerelementes 4 bedeckt.
[0037] In Fig. 2 ist ein Fall dargestellt, in dem der Durchmesser des Querschnitts des Elektronenstrahles
d
E2 deutlich größer ist als der Durchmesser des Targetelementes 6. Auch in diesem Fall
entsteht die überwiegend kurzwellige Strahlung in dem definiert begrenzten Targetelement
6 mit dem Durchmesser d
X2, während die in das weniger dichte Trägermaterial des Trägerelementes 4 eindringenden
Elektronen innerhalb des Bremsvolumens 8 zu mehr langwelliger Strahlung führen, die
herausgefiltert werden kann, damit nur die aus dem Targetelement 6 stammende kürzerwellige
Strahlung mit einer definierten Wellenlänge oder einem definierten Wellenlängenbereich
wirksam wird.
[0038] Aus einem Vergleich der Fig. 1 und 2 ist ersichtlich, daß Form, Größe und Ort des
Brennflecks der Röntgenröhre ausschließlich von Form, Größe und Ort des Targetelementes
6 abhängig sind, und nicht von Form, Größe und Ort des Querschnitts des Elektronenstrahles.
[0039] Fig. 3 zeigt eine Draufsicht auf das Target gemäß Fig. 2, wobei ersichtlich ist,
daß der Durchmesser d
E und damit der Querschnitt 10 des Elektronenstrahles größer ist als der Durchmesser
d
M und damit der Querschnitt des Targetelementes 6. Wie anhand der Fig. 1 und 2 erläutert,
ist für den Querschnitt des Brennflecks der Röntgenröhre jedoch ausschließlich der
Querschnitt des Trägerelementes 6 maßgeblich.
[0040] In Fig. 4 ist ein zweites Ausführungsbeispiel eines als Transmissionstarget ausgebildeten
erfindungsgemäßen Targets 2 dargestellt, das sich von dem Ausführungsbeispiel gemäß
Fig. 1 dadurch unterscheidet, daß das Trägerelement 4 auf seiner dem Targetelement
6 abgewandten Seite ein Strahlenfilter 12 aufweist, das für in dem Targetelement 6
erzeugte Röntgenstrahlung 14 weitgehend durchlässig ist, in dem Trägerelement 4 erzeugte
Röntgenstrahlung 16 jedoch weitgehend absorbiert. Das Filter 12 kann beispielsweise
durch eine Aluminiumfolie gebildet sein.
[0041] In Fig. 5 ist mit dem Bezugszeichen 10 ein voreingestellter Querschnitt des Elektronenstrahles
bezeichnet, während mit dem Bezugszeichen 18A ein aufgrund von Störeinflüssen verkleinerter
Querschnitt und mit dem Bezugszeichen 18B ein aufgrund von Störeinflüssen vergrößerter
Querschnitt des Elektronenstrahles bezeichnet ist. Da der Querschnitt des Brennflecks
der Röntgenröhre ausschließlich von dem Querschnitt des Targetelementes 6 abhängig
und dieser konstant ist, haben Schwankungen des Querschnitts des Elektronenstrahles
keine Auswirkungen auf den Querschnitt des Brennflecks, solange das Targetelement
6 von dem Elektronenstrahl vollflächig bestrahlt wird.
[0042] Wie aus Fig. 6 ersichtlich ist, gilt entsprechendes auch bei einer seitlichen Verschiebung
des Elektronenstrahles in eine Position 18C, da auch in dieser Position des Elektronenstrahles
das Targetelement 6 noch vollflächig von dem Elektronenstrahl erfaßt ist.
[0043] Wie aus Fig. 7 ersichtlich ist, sind auch Veränderungen des Querschnitts des Elektronenstrahles
ohne Auswirkung auf den Querschnitt des Brennflecks, solange auch nach einer Querschnittsveränderung
des Elektronenstrahles das Targetelement 6 noch vollflächig bestrahlt wird. Lediglich
beispielhalber sind in Fig. 7 zwei verzerrte Querschnitte des Elektronenstrahles mit
den Bezugszeichen 18D und 18E bezeichnet. Da der Querschnitt des Brennfleckes ausschließlich
von dem Querschnitt des Targetelementes 6 abhängig und dieser konstant und ortsstabil
ist, führen Querschnittsveränderungen des Elektronenstrahles nicht zu einer Verschlechterung
der Röntgenbildqualität bei Verwendung eines erfindungsgemäßen Targets 2 in einer
Röntgenröhre in einem bildgebenden Verfahren.
[0044] Wie aus einer Zusammenschau der Fig. 5 bis 7 ersichtlich ist, bleiben Querschnittsveränderungen
und Verschiebungen des Elektronenstrahles ohne Auswirkung auf den Querschnitt und
Ort des Brennflecks. Dementsprechend kann in einer erfindungsgemäßen Röntgenröhre
auf konstruktiv aufwendige Maßnahmen verzichtet werden, mit denen in herkömmlichen
Röntgenröhren Form, Größe und Auftreffpunkt des Elektronenstrahles auf das Target
2 stabilisiert werden müssen, um in bildgebenden Verfahren eine ausreichende Bildqualität
zu erzielen. Dementsprechend ist eine erfindungsgemäße Röntgenröhre sehr viel einfacher
und kostengünstiger herstellbar.
[0045] Fig. 8 stellt eine Prinzipskizze eines Ausführungsbeispieles einer erfindungsgemäßen
Nanofocus-Röntgenröhre 20 dar, die nachfolgend kurz als Röntgenröhre bezeichnet wird.
Die Röntgenröhre 20 weist ein erfindungsgemäßes Target 2 auf, das bei diesem Ausführungsbeispiel
drei entlang der Targetoberfläche zueinander beabstandete Targetelemente 22, 24, 26
aufweist.
[0046] Die erfindungsgemäße Röntgenröhre 20 weist ferner Mittel zum Richten eines Elektronenstrahles
28 auf das Target 2 auf. Diese Mittel weisen bei diesem Ausführungsbeispiel eine Kathode
30 und eine Lochanode 32 auf, mittels derer beispielsweise aus einem Filament austretende
Elektronen in Richtung auf das Target 2 hochenergetisch beschleunigt werden.
[0047] Die Röntgenröhre 20 weist ferner eine in Strahlrichtung hinter der Lochanode 32 angeordnete
Fokussiereinrichtung 34 zur Fokussierung des Elektronenstrahles 28 auf das Target
2 auf. Die Fokussiereinrichtung 34 kann in allgemein bekannter Weise beispielsweise
durch eine Spulenanordnung gebildet werden.
[0048] Bei diesem Ausführungsbeispiel weist die Röntgenröhre 20 ferner Ablenkmittel 36 auf,
mittels derer der Elektronenstrahl 20 so ablenkbar ist, daß er wahlweise auf eines
der Targetelemente 22, 24 oder 26 auftrifft. Mittels der Ablenkmittel 36 kann der
Elektronenstrahl 28 beispielsweise dann auf ein anderes Targetelement abgelenkt werden,
wenn ein zuvor benutztes Targetelement abgenutzt ist. Der Zweck der Ablenkmittel 36
besteht erfindungsgemäß in einer Ablenkung des Elektronenstrahles 28, und nicht in
seiner Formung oder Fokussierung. Bei Ausführungsformen, bei denen das Target 2 lediglich
ein einziges Targetelement trägt, sind die Ablenkmittel 36 somit nicht erforderlich.
[0049] Um in dem Trägerelement 4 des erfindungsgemäßen Targets 2 erzeugte Röntgenstrahlung
auszufiltern, weist das Target 2 auf seiner den Targetelementen 22, 24, 26 abgewandten
Seite ein Filter 12 auf, das weiter oben anhand von Fig. 4 näher erläutert ist.
[0050] Die Bestandteile der erfindungsgemäßen Röntgenröhre 2 sind in allgemein bekannter
Weise in einem bei Betrieb der Röntgenröhre 20 evakuierbaren Gehäuse 38 aufgenommen.
[0051] Die Ansteuerung der Steuermittel 36 zur Ablenkung des Elektronenstrahles 28 auf eines
der Targetelemente 22, 24, 26 erfolgt durch in der Zeichnung nicht dargestellte Steuermittel.
Im übrigen sind die Art und Weise der Spannungsversorgung und Ansteuerung der Röntgenröhre
20 allgemein bekannt und werden daher hier nicht näher erläutert.
[0052] Bei Betrieb der erfindungsgemäßen Röntgenröhre 20 wird der Elektronenstrahl 28 über
die Lochanode 32 in Richtung auf das Target 2 beschleunigt, durch die Fokussiereinrichtung
34 fokussiert und durch die Ablenkmittel 36 auf eines der Targetelemente 22, 24, 26
abgelenkt. Beim Auftreffen und nachfolgenden Abbremsen der Elektronen auf bzw. in
einem der Targetelemente 22, 24, 26 entsteht Röntgenstrahlung einer gewünschten Wellenlänge
oder in einem gewünschten Wellenlängenbereich. Durch Abbremsen der Elektronen in dem
Trägerelement 4 enstehende Röntgenstrahlung wird mittels des Filters 12 ausgefiltert,
so daß die Röntgenröhre 20 Röntgenstrahlung 40 ausschließlich der gewünschten Wellenlänge
oder in dem gewünschten Wellenlängenbereich emittiert.
[0053] Da erfindungsemäß Form, Größe und Ort des Brennflecks der Röntgenröhre 20 ausschließlich
durch das jeweilige Targetelement 22, 24, 26 definiert sind, haben Störeinflüsse in
Bezug auf Form, Größe und Auftreffort des Elektronenstrahles 28 auf das Target 2 keine
Auswirkungen auf Form, Größe und Ort des Brennflecks der Röntgenröhre 20, wie weiter
oben anhand der Figuren 5 bis 7 bereits erläutert.
[0054] Die erfindungsgemäße Röntgenröhre 20 ermöglicht somit mit geringem apparativem Aufwand
und grundsätzlich unter Verwendung lediglich einer einzigen Fokussiereinrichtung 34
eine hohe Orts- und Dimensionsstabilität des Brennflecks und damit bei Verwendung
im bildgebenden Verfahren eine besonders hohe Auflösung und Bildqualität.
1. Nanofocus-Röntgenröhre,
mit einem Target (2) und
mit Mitteln zum Richten eines Elektronenstrahles auf das Target (2),
wobei das Target (2) wenigstens ein aus einem Targetmaterial bestehendes Targetelement
(6) zur Emission von Röntgenstrahlung aufweist, das durch eine mittels eines Mikrostrukturierungsverfahrens
auf einem aus einem Trägermaterial bestehenden Trägerelement (4) gebildete Nanostruktur
mit einem Durchmesser s etwa 1.000 nm gebildet ist, wobei das Targetelement (6) das
Trägerelement (4) nur teilweise bedeckt,
wobei bei Betrieb der Röntgenröhre (20) der Querschnitt des Elektronenstrahles derart
größer als der Querschnitt des Targetelementes (6) gewählt ist, daß der Elektronenstrahl
das Tragetelement (6) stets vollflächig bestrahlt,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Trägermaterial Diamant ist oder Diamant enthält, der zur Erhöhung der elektrischen
Leitfähigkeit dotiert ist.
2. Nanofocus-Röntgenröhre nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Trägerelement (4) wenigstens teilweise aus einem Trägermaterial besteht, dessen
Wärmeleitkoeffizient ≥ 10 W/(cm x K), vorzugsweise ≥ 20 W/(cm x K) ist.
3. Nanofocus-Röntgenröhre nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Trägerelement (4) eine Mehrzahl zueinander beabstandeter Targetelemente (22,
24, 26) trägt.
4. Nanofocus-Röntgenröhre nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens ein Targetelement (6, 22, 24, 26) im wesentlichen kreisförmig begrenzt
ist.
5. Target nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Target (2) ein Filter (12) aufweist, das für in dem Targetelement (6) oder den
Targetelementen (22, 24, 26) erzeugte Röntgenstrahlung durchlässig ist und in dem
Trägerelement (4) erzeugte Röntgenstrahlung sperrt.
6. Nanofocus-Röntgenröhre nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Target (2) als Transmissionstarget ausgebildet ist.