[0001] Die Erfindung betrifft eine Sicherheitsgurtvorrichtung für Kraftfahrzeuge mit einem
Sicherheitsgurt, einem Gurtaufroller und einem Antrieb für den Aufroller.
[0002] Derartige Sicherheitsgurtvorrichtungen sind grundsätzlich bekannt. Mittels des Antriebs
kann beispielsweise eine so genannte Pre-Safe- oder Pre-Crash-Funktion realisiert
werden, indem z.B. bei einem Unfall unmittelbar vor dem Aufprall des Fahrzeugs auf
ein Hindernis oder aufgrund eines Warnsignals, das eine im Fahrzeug implementierte
Warnfunktion z.B. durch permanentes Aus- und Bewerten der Verkehrssituation beim Auftreten
einer bestimmte vorgebbare Bedingungen erfüllenden gefährlichen Situation erzeugt,
der Aufroller in Aufwickelrichtung angetrieben wird, um dafür zu sorgen, dass der
Gurt rechtzeitig eng am Körper des jeweiligen Fahrzeuginsassen anliegt. Problematisch
hierbei ist, dass diese Gurtsysteme zurücksetzbar sein sollen, da dann, wenn der erwartete
Aufprall ausbleibt bzw. Entwarnung gegeben wird, der Gurt wieder entspannt werden
muss. Außerdem sollen die Gurtsysteme in der Lage sein, in dem Zeitraum zwischen dem
ersten Vorspannen oder Vorstraffen des Gurtes und der Freigabe des Gurtes bei Ausbleiben
des erwarteten Unfalls bzw. bei Entwarnung den Gurt im vorgespannten bzw. vorgestrafften
Zustand zu halten.
[0003] Wenn für den Antrieb des Gurtaufrollers ein Elektromotor verwendet wird, dann besteht
das Problem, dass der Motor zum Halten des vorgespannten Gurtes permanent eingeschaltet
sein muss, was zu einer Überhitzung bzw. Überlastung des Motors führen kann. Um dieses
Problem zu vermeiden, kann die auch als "Main Locking" bezeichnete normale Gurtverriegelung
der Rückholeinrichtung verwendet werden, um den Gurt im Anschluss an die Vorspannung
zu halten, ohne dass hierbei ein für diese Gurtvorspannung sorgender Elektromotor
aktiviert zu bleiben braucht. Allerdings ist hierbei wiederum problematisch, dass
für das erwähnte Entspannen des Gurtes bei Ausbleiben des erwarteten Aufpralls bzw.
Unfalls bzw. bei Entwarnung die Gurtverriegelung gelöst werden muss, was bekanntlich
ein zweites Ziehen am Gurt erfordert. Bei dieser Vorgehensweise wird also innerhalb
kurzer Zeit zweimal hintereinander am Gurt gezogen: das erste Mal zum Vorspannen des
Gurtes und das zweite Mal zum Lösen der Gurtverriegelung. Das zweite Ziehen am Gurt
- bekannt als "Second Stroke"-Problematik - wird von den betroffenen Insassen nicht
nur als störend empfunden, sondern kann auch zu gefährlichen Reaktionen des Insassen
führen, denn für den Insassen erfolgt der "Second Stroke" überraschend ohne eine für
ihn ersichtliche Gefahrensituation.
[0004] Wenn anstelle der normalen Gurtverriegelung zwischen dem Motor und dem Aufroller
ein selbsthemmendes Getriebe vorgesehen wird, das in der Lage ist, bei ausgeschaltetem
Motor den vorgespannten Gurt zu halten, und das im Anschluss an die Haltephase durch
den wieder eingeschalteten Motor überwunden werden kann, um den Gurt wieder zu entspannen,
dann kann hierdurch die erwähnte "Second Stroke"-Problematik umgangen werden. Problematisch
sind hierbei allerdings die relativ großen Reibungsverluste einer auf dem Prinzip
der Selbsthemmung beruhenden mechanischen Halteeinrichtung. Diese Reibungsverluste
müssen über den Elektromotor ausgeglichen werden, d.h. in das System "hinein gesteckt"
werden, was einen erhöhten Energiebedarf zur Folge hat und eine größere elektrische
Leistung erfordert. Dies wiederum kann zu Problemen mit einer Überhitzung bzw. Überlastung
des Motors führen.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Sicherheitsgurtvorrichtung der eingangs genannten
Art zu schaffen, die auf möglichst einfache und zuverlässige Weise im Anschluss an
eine Vorspannung oder Vorstraffung des Gurtes unter Vermeidung der "Second Stroke"-Problematik
sowohl ein Halten als auch ein daraufhin erfolgendes Entspannen des Gurtes ermöglicht,
wobei dies mit einem möglichst geringen Energieeinsatz realisierbar sein soll.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch die Merkmale des Anspruchs 1.
[0007] Erfindungsgemäß ist in den Antriebsstrang zwischen Antrieb und Aufroller ein unidirektional
wirksames Sperrorgan integriert, das ausgehend von einem sperrenden Normalzustand
bei vom Gurt ausgehender Kraftübertragung die Sperrwirkung verstärkt und bei vom Antrieb
ausgehender Kraftübertragung in einen Freigabezustand umsteuert.
[0008] Das erfindungsgemäße undirektional wirksame Sperrorgan unterscheidet hinsichtlich
seiner Wirkung danach, ob eine Kraftübertragung über den Antriebsstrang antriebsseitig
oder gurtseitig initiiert wird. Durch den sperrenden Normalzustand des Sperrorgans
ist gewährleistet, dass der Gurt im vorgespannten bzw. vorgestrafften Zustand gehalten
wird, ohne dass hierfür Energie aufgebracht werden muss, da der Antrieb zum Halten
des vorgespannten Zustands nicht benötigt wird und daher in dieser Haltephase inaktiv
sein kann.
[0009] Durch die Möglichkeit, das Sperrorgan zwischen dem sperrenden Normalzustand und dem
Freigabezustand umzusteuern, kann der Antrieb unter minimalem Energieaufwand die Sperrung
des Antriebsstrangs aufheben und bei im Freigabezustand befindlichem Sperrorgan den
Gurtaufroller antreiben.
[0010] Insbesondere in Verbindung mit einer intelligenten Steuerung für einen als Antrieb
dienenden Elektromotor kann aufgrund des erfindungsgemäßen Sperrorgans der elektrische
Energiebedarf und damit die erforderliche elektrische Leistung auf ein Minimum reduziert
werden. Insbesondere ist es dadurch möglich, das gesamte System schneller und mit
höherer Frequenz als bisher zu verwenden, ohne dass eine Überlastung oder Überhitzung
des Antriebsmotors auftritt.
[0011] Durch die Erfindung wird auch die eingangs erläuterte "Second Stroke"-Problematik
vermieden, denn der Antrieb für den Gurtaufroller kann sowohl zum Vorspannen oder
Vorstraffen des Gurtes als auch zum Antreiben des Gurtaufrollers in der umgekehrten
Richtung, also zum Abwickeln des Gurtes, benutzt werden. Beim Abwickeln des Gurtes
kann - besonders vorteilhaft bei Verwendung eines Elektromotors - der zeitliche Verlauf
der Gurtentspannung gezielt gemäß einem vorgebbaren, insbesondere den Fahrzeuginsassen
nicht störenden Schema erfolgen.
[0012] Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind auch in den abhängigen Ansprüchen,
der Beschreibung sowie der Zeichnung angegeben.
[0013] In einer Weiterbildung der Erfindung kann in den Antriebsstrang zwischen dem Antrieb
und dem Aufroller ein mechanischer Energiespeicher integriert sein. Dabei kann der
Antrieb in Abhängigkeit von einem Ansteuersignal wahlweise entweder in einem vom Aufroller
entkoppelten Speichermodus zum Füllen des Energiespeichers oder in einem Aufwickelmodus
betrieben werden, in welchem der Antrieb mit dem Aufroller gekoppelt und der Aufroller
durch ein von dem Antrieb und dem zuvor gefüllten Energiespeicher gemeinsam aufgebrachtes
Moment in Aufwickelrichtung angetrieben wird.
[0014] Hierbei kann das erfindungsgemäße Sperrorgan zwischen dem Antrieb und dem mechanischen
Energiespeicher angeordnet sein. Das erfindungsgemäße Sperrorgan ermöglicht es, den
mechanischen Energiespeicher - beispielsweise eine gespannte Feder - für unbegrenzte
Zeit im gefüllten (bzw. gespannten) Zustand zu halten, ohne dass hierzu ein vom Antrieb
aufzubringendes Haltemoment erforderlich wäre.
[0015] Erfindungsgemäß lässt sich also auch in Systemen, die mit einem solchen mechanischen
Energiespeicher arbeiten, der insgesamt für den Betrieb eines solchen Systems erforderliche
Energiebedarf auf ein Minimum reduzieren. Durch einen solchen Energiespeicher wird
der Antrieb im "Ernstfall", d.h. wenn der Aufroller in Aufwickelrichtung angetrieben
werden soll, von dem Energiespeicher unterstützt, der zuvor vom Antrieb selbst gefüllt
wurde. Es kann somit der Umstand ausgenutzt werden, dass während eines normalen Fahrzeugbetriebs
ausreichend Zeit zur Verfügung steht, in welcher der Energiespeicher gefüllt werden
kann. Hierzu wird der Antrieb selbst eingesetzt, so dass keine Zusatzsysteme erforderlich
sind. Zum Füllen des Energiespeichers brauchen also vom Antrieb keine übermäßig hohen
Leistungsspitzen erbracht zu werden. Im Pre-Safe- bzw. Pre-Crash-Fall wird dann die
erforderliche hohe Leistung von dem Antrieb und dem zuvor gefüllten Energiespeicher,
die dann gewissermaßen "am gleichen Strang ziehen", gemeinsam bereitgestellt.
[0016] Alle nachstehend erläuterten Weiterbildungen der Erfindung sind in Systemen sowohl
mit als auch ohne einen derartigen mechanischen Energiespeicher realisierbar.
[0017] Bevorzugt ist das erfindungsgemäße Sperrorgan derart ausgebildet und integriert,
dass es sowohl bei in Aufwickelrichtung als auch in Abwickelrichtung erfolgender Kraftübertragung
die Sperrwirkung verstärkt bzw. in den Freigabezustand umsteuert.
[0018] Die Sperrwirkung wird also bei vom Antrieb initiierter Kraftübertragung unabhängig
davon aufgehoben, ob der Antrieb in Aufwickelrichtung oder in Abwickelrichtung betrieben
wird. Entsprechend wird der Antriebsstrang durch das Sperrorgan unabhängig davon blockiert,
ob bei gurtseitig initiierter Kraftübertragung eine Beaufschlagung in Aufwickelrichtung
oder in Abwickelrichtung erfolgt.
[0019] Bei dem Sperrorgan handelt es sich insbesondere um eine Sperrfeder, die als Schling-
oder Spiralfeder ausgebildet sein kann. Eine solche Sperrfeder kann derart ausgelegt
werden, dass sie in einem entspannten Normalzustand mit einem beispielsweise zapfen-
oder bolzenförmigen Halteabschnitt, auf den sie aufgesteckt ist, kraftschlüssig verbunden
ist. Eine solche Sperrfeder lässt sich problemlos ausreichend stark auslegen, um einen
drehfesten Klemmsitz auf dem Halteabschnitt zu bewirken, der den Antriebsstrang bei
gurtseitiger Beaufschlagung zuverlässig blockiert. Unter "entspannt" ist hier zu verstehen,
dass keine gurt- oder antriebsseitige Beaufschlagung der Sperrfeder erfolgt, d.h.
die Sperrwirkung durch "Umschlingen" des Halteabschnitts wird durch eine entsprechende
Vorspannung der Sperrfeder erzielt, die danach strebt, sich weiter zu entspannen als
es der Halteabschnitt zulässt.
[0020] Die Sperrfeder kann zwei beabstandete Steuerabschnitte aufweisen, die mit gurt- und
antriebsseitigen Treibabschnitten zusammenwirken. Wenn die Sperrfeder gewickelt ist,
dann können die Steuerabschnitte die Enden der Wicklung bilden.
[0021] Dabei kann vorgesehen sein, dass - je nach Auslegung - sich die Sperrfeder durch
Zusammendrücken der Steuerabschnitte zusammenzieht und durch Auseinanderdrücken der
Steuerabschnitte aufweitet, oder umgekehrt. Dabei kann vorgesehen sein, dass die Sperrfeder
durch Zusammendrücken der Steuerabschnitte die Sperrwirkung verstärkt und durch Auseinanderdrücken
der Steuerabschnitte in den Freigabezustand umsteuert, oder umgekehrt.
[0022] Die unidirektionale Wirksamkeit des Sperrorgans kann durch eine geschickte Anordnung
ihrer Steuerabschnitte und der gurt- und antriebsseitigen Treibabschnitte, mit denen
die Sperrfeder über ihre Steuerabschnitte beaufschlagt wird, erreicht werden.
[0023] Insbesondere kann ein innerer Treibabschnitt der einen Seite, insbesondere der Antriebsseite,
zwischen den beiden Steuerabschnitten der Sperrfeder positioniert sein, wobei der
innere Treibabschnitt zusammen mit den Steuerabschnitten zwischen zwei einen festen
Abstand voneinander aufweisenden Teilen eines äußeren Treibabschnitts der anderen
Seite, insbesondere der Gurtseite, positioniert ist.
[0024] Hierbei wirkt der Antrieb gewissermaßen von innen auf die Steuerabschnitte der Sperrfeder,
wohingegen die Einwirkung durch die Gurtseite von außen erfolgt.
[0025] Um eine besonders zuverlässige Verstärkung der Sperrwirkung bzw. Umsteuerung in den
Freigabezustand der Sperrfeder sicherzustellen, ist es bevorzugt, wenn die Steuerabschnitte
der Sperrfeder mit Spiel zwischen den Treibabschnitten positioniert sind. Hierdurch
ist gewährleistet, dass zu Beginn einer Kraftübertragung zuerst die Sperrfeder beaufschlagt
wird, bevor der Kraftschluss zwischen Antriebsseite und Gurtseite hergestellt wird
und - je nachdem, von welcher Seite die Kraftübertragung initiiert wird - der Antriebsstrang
entweder verstärkt blockiert oder freigegeben wird.
[0026] Die Steuerabschnitte der Sperrfeder und die antriebs- und gurtseitigen Treibabschnitte
können in einem radialen Abstand von einer Drehachse des Antriebsstrangs angeordnet
sein, um die sich die auf dem feststehenden Halteabschnitt sitzende Sperrfeder sowie
antrieb- und gurtseitige Träger für die Treibabschnitte drehen können.
[0027] Die Erfindung wird im Folgenden beispielhaft unter Bezugnahme auf die Zeichnung beschrieben.
Es zeigen:
- Fig. 1 und 2
- verschiedene perspektivische Explosionsansichten eines ein erfindungsgemäßes Sperrorgan
enthaltenden Abschnitts des Antriebsstrangs einer erfindungsgemäßen Sicherheitsgurtvorrichtung,
- Fig. 3
- eine erfindungsgemäße Sicherheitsgurtvorrichtung im zusammengesetzten Zustand, und
- Fig. 4
- schematisch ein Beispiel für die Ausgestaltung des Antriebsstrangs im Bereich des
erfindungsgemäßen Sperrorgans.
[0028] In den Fig. 1 und 2 ist von dem Antriebsstrang zwischen dem einen Elektromotor 17
umfassenden Antrieb 15 (Fig. 3) einerseits und dem Gurtaufroller 13 andererseits motorseitig
eine Antriebswelle 43 mit einem drehfest verbundenen Träger 31 für einen motorseitigen
Treibabschnitt 21 und gurtseitig ein in einem Gehäuse 41 angeordnetes Zahnrad 33 dargestellt,
das als Träger für einen zweigeteilten gurtseitigen Treibabschnitt 23 dient, der zwei
in Umfangsrichtung beabstandete Bestandteile 23a, 23b umfasst.
[0029] Die Treibabschnitte 21, 23 sind als axiale Vorsprünge ausgebildet, die in einem radialen
Abstand von einer Drehachse angeordnet sind, welche mit den Mittelachsen der Antriebswelle
43 sowie eines gehäusefesten Zapfens 25 zusammenfallen. Auf dem zylindrischen Zapfen
25 ist das gurtseitige Trägerzahnrad 33 drehbar gelagert.
[0030] Im zusammengesetzten Zustand (Fig. 3, Fig. 4) befindet sich der motorseitige Treibabschnitt
21 zwischen den beiden Teilen 23a, 23b des gurtseitigen Treibabschnitts 23, so dass
- in Umfangsrichtung betrachtet - eine formschlüssige Verbindung besteht. Diese Verbindung
ist in Umfangsrichtung mit Spiel behaftet, wie insbesondere Fig. 4 zeigt, d.h. bevor
zwischen den Treibabschnitten 21, 23 eine Kraftübertragung erfolgen kann, muss von
demjenigen Treibabschnitt, von welchem die Kraftübertragung ausgeht, ein bestimmter
Leerweg zurückgelegt werden, bevor eine Mitnahme des jeweils anderen Treibabschnitts
erfolgt. In einem praktischen Ausführungsbeispiel beträgt dieser Leerweg oder "Totgang"
lediglich wenige Grad.
[0031] In den Antriebsstrang ist erfindungsgemäß ein Sperrorgan in Form einer gewickelten
Schlingfeder 19 integriert, die koaxial zum gurtseitigen Trägerzahnrad 33 ebenfalls
auf dem Zapfen 25 sitzt, das als Halteabschnitt für die Schlingfeder 19 dient. Die
Enden der Schlingfeder 19 sind als radial nach außen abstehende Steuerabschnitte 27,
29 ausgebildet. Die Steuerabschnitte 27, 29 sind sowohl axial als auch in Umfangsrichtung
beabstandet.
[0032] Fig. 4 zeigt, dass im zusammengesetzten Zustand die Steuerabschnitte 27, 29 jeweils
zwischen dem inneren motorseitigen Treibabschnitt 21 und einem der beiden Teile 23a,
23b des äußeren gurtseitigen Treibabschnitts 23 positioniert sind. Dabei liegen die
Steuerabschnitte 27, 29 im Bereich von entsprechend axial und in Umfangsrichtung versetzt
angeordneten Aussparungen 35, 37, die im motorseitigen Treibabschnitt 21 ausgebildet
sind. Hierdurch besitzt der Treibabschnitt 21 eine Z-artige Form. Die Aussparungen
35, 37 sind ausreichend groß bemessen, um die Steuerabschnitte 27, 29 aufnehmen zu
können. Alternativ können die Aussparungen 35, 37 auch an den beiden Teilen 23a, 23b
des äußeren gurtseitigen Treibabschnitts 23 ausgebildet sein.
[0033] Die Querschnittsform des die Schlingfeder 19 bildenden, insbesondere drahtartigen
Teils, die in Fig. 4 kreisförmig dargestellt ist, ist grundsätzlich beliebig und kann
z. B. auch rechteckig oder quadratisch sein.
[0034] Fig. 4 zeigt den Ausgangs- oder Normalzustand des Sperrorgans 19, in welchem es weder
motorseitig noch gurtseitig beaufschlagt ist. In diesem Zustand sind die Steuerabschnitte
27, 29 des Sperrorgans 19 - in Umfangsrichtung gesehen - sowohl vom motorseitigen
Treibabschnitt 21 als auch von den äußeren Teilen 23a, 23b des gurtseitigen Treibabschnitts
23 beabstandet. In Umfangsrichtung betrachtet besteht zwischen den einzelnen Bestandteilen
in diesem Zustand also ein Spiel.
[0035] Die Schlingfeder 19 ist derart gewickelt und vorgespannt, dass sie in diesem unbelasteten
Zustand danach strebt, sich auf einen Innendurchmesser zusammenzuziehen, der kleiner
ist als der Außendurchmesser des Zapfens 25, auf den die Schlingfeder 19 gesteckt
ist. Im Normalzustand gemäß Fig. 4 ist die Schlingfeder 19 folglich auf dem Zapfen
25 derart festgeklemmt, dass eine drehfeste kraftschlüssige Verbindung zwischen der
Schlingfeder 19 und dem gehäusefesten Zapfen 25 besteht.
[0036] Die Steuerabschnitte 27, 29 sind in Bezug auf die Wicklung der Schlingfeder 19 derart
positioniert, dass sich durch Zusammendrücken der Steuerabschnitte 27, 29 in Umfangsrichtung
die Schlingfeder 19 weiter zusammenzieht. Umgekehrt wird durch Auseinanderdrücken
der Steuerabschnitte 27, 29 in Umfangsrichtung ein Aufweiten der Schlingfeder 19 bewirkt.
Dabei ist hier unter "Zusammendrücken" eine auf den Treibabschnitt 21 zu und unter
"Auseinanderdrücken" vom Treibabschnitt 21 weg gerichtete Bewegung der Steuerabschnitte
gemeint. Beim Zusammenziehen bzw. Aufweiten bewegt sich jeweils zumindest im Wesentlichen
nur derjenige Steuerabschnitt, der vom betreffenden Treibabschnitt beaufschlagt wird,
während der andere Steuerabschnitt zumindest im Wesentlichen in der ursprünglichen
Position verbleibt.
[0037] Mit dieser Auslegung der Schlingfeder 19 korrespondiert die Anordnung der motor-
und gurtseitigen Treibabschnitte 21, 23 gemäß Fig. 4: Der motorseitige Treibabschnitt
21 befindet sich zwischen den beiden Steuerabschnitten 27, 29, die wiederum von den
beiden in Umfangsrichtung einen festen Abstand zueinander aufweisenden Teilen 23a,
23b des insofern gabelförmigen gurtseitigen Treibabschnitts 23 umgriffen werden.
[0038] Aus dieser Konfiguration zusammen mit dem erwähnten, in Umfangsrichtung bestehenden
Spiel zwischen den Steuerabschnitten 27, 29 und den Treibabschnitten 21, 23 ergibt
sich die folgende Funktionsweise:
[0039] Wird der Elektromotor 17 betätigt, so beaufschlagt der motorseitige Treibabschnitt
21 unabhängig davon, ob die Betätigung in Aufwickelrichtung W oder in Abwickelrichtung
U (Fig. 3) erfolgt, den betreffenden Steuerabschnitt 27, 29 in dem Sinne, dass die
beiden Steuerabschnitte 27, 29 in Umfangsrichtung auseinandergedrückt werden, d. h.
der Abstand zwischen den beiden Steuerabschnitten 27, 29 größer wird. Hierdurch weitet
sich die Schlingfeder 19 auf, wodurch ihr drehfester Klemmsitz auf dem Haltezapfen
25 aufgehoben und somit die Schlingfeder 19 aus dem sperrenden Normalzustand in einen
Freigabezustand umgesteuert wird. In diesem Freigabezustand kann sich die Schlingfeder
19 auf dem Haltezapfen 25 drehen. Für diese Umsteuerung genügt bereits eine Auslenkung
des betreffenden Steuerabschnitts 27, 29 um wenige Grad.
[0040] Die zum Umsteuern in den Freigabezustand erforderliche Auslenkung des betreffenden
Steuerabschnitts 27, 29 mittels des motorseitigen Treibabschnitts 21 findet statt,
bevor der motorseitige Treibabschnitt 21 von innen an den betreffenden Teil 23a bzw.
23b des äußeren gurtseitigen Treibabschnitts 23 stößt.
[0041] Dies bedeutet, dass die Beaufschlagung des Aufrollers 13 durch den Motor 17 bei vollständig
aufgehobener Sperrung des Antriebsstranges erfolgt, da sich die Schlingfeder 19 bereits
im Freigabezustand befindet. Die Aussparungen 35, 37 des motorseitigen Treibabschnitts
21 dienen zur Aufnahme des betreffenden Steuerabschnitts 27, 29 während des Antriebs
des Aufrollers 13, wenn der motorseitige Treibabschnitt 21 innen am betreffenden Teil
23a, 23b des gurtseitigen Treibabschnitts 23 anliegt.
[0042] Umgekehrt bewirkt eine vom Gurt 11 ausgehende Kraftübertragung unabhängig davon,
ob diese in Aufwickelrichtung W oder in Abwickelrichtung U erfolgt, eine Bewegung
des betreffenden Teils 23a, 23b des gurtseitigen Treibabschnitts 23 gegen den betreffenden
Steuerabschnitt 27, 29 der Schlingfeder 19, und zwar bevor der betreffende Teil 23a,
23b an den inneren motorseitigen Treibabschnitt 21 stößt. Hierdurch werden die Steuerabschnitte
27, 29 der Schlingfeder 19 zusammengedrückt, d. h. der Abstand zwischen den beiden
Steuerabschnitten 27, 29 wird verringert, wodurch diese danach strebt, sich weiter
zusammenzuziehen. Die Klemmkraft, welche die Schlingfeder 19 drehfest auf dem gehäusefesten
Zapfen 25 hält, wird hierdurch weiter erhöht, womit die sperrende Wirkung der Schlingfeder
19 verstärkt wird.
[0043] Erfindungsgemäß ist sozusagen der mit dem Sperrorgan 19 versehene Antriebsstrang
bezüglich der Drehrichtung zwar symmetrisch, bezüglich derjenigen Seite, von der die
Kraftübertragung ausgeht, aufgrund der unidirektionalen Wirksamkeit des Sperrorgans
jedoch asymmetrisch.
[0044] In einer vom Gurt 11 ausgehenden Richtung ist der Antriebsstrang durch diese asymmetrische
Wirkungsweise der Schlingfeder 19 gewissermaßen selbst hemmend ausgebildet. Bei vom
Gurt 11 ausgehender Kraftübertragung kann der gurtseitige Treibabschnitt 23 folglich
aufgrund des in Sperrrichtung wirksamen Sperrorgans 19 den motorseitigen Treibabschnitt
21 nicht drehen, und zwar weder in Aufwickelrichtung W noch in Abwickelrichtung U.
Ohne Betätigung des Motors 17 ist der Sicherheitsgurt 11 daher gezwungen, im jeweils
herrschenden Spannungs- bzw. Straffungszustand zu verbleiben.
[0045] Nachdem im Pre-Safe- bzw. Pre-Crash-Fall der Gurt 11 mittels des Motors 17 gestrafft
worden ist, was bei in den Freigabezustand umgesteuerter Schlingfeder 19 erfolgt,
kann der Motor 17 abgeschaltet werden. Die von selbst in den sperrenden Zustand zurückkehrende
Schlingfeder 19 sorgt dafür, dass der vorgespannte bzw. vorgestraffte Zustand des
Gurtes 11 gehalten wird. Über den Gurt 11 einwirkende Kräfte können diesen Gurtzustand
nicht verändern, da das Sperrorgan 19 das gurtseitige Zahnrad 33, das den Treibabschnitt
23 trägt, in beiden Drehrichtungen blockiert.
[0046] Soll der vorgespannte Zustand des Gurtes 11 aufgehoben werden, so wird der Motor
17 in Abwickelrichtung betätigt, woraufhin die Schlingfeder 19 in den Freigabezustand
umgesteuert wird, so dass der Motor 17 den Aufroller 13 in Abwickelrichtung antreiben
kann.
[0047] In Fig. 4 ist schematisch die eingangs bereits erläuterte mögliche Weiterbildung
angedeutet, die darin besteht, dass zwischen dem Motor 17 und dem Aufroller 13 zusätzlich
ein mechanischer Energiespeicher 39 z.B. in Form einer Spiralfeder angeordnet ist.
Der Energiespeicher 39 befindet sich zwischen dem gurtseitigen Trägerzahnrad 33 und
dem Aufroller 13.
[0048] Auf Einzelheiten zu Aufbau, Integration und Funktionsweise dieses Energiespeichers
39 soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, da die Art und Weise der
Integration des mechanischen Energiespeichers 39 an sich nicht Gegenstand der Erfindung
ist.
[0049] Von Bedeutung ist, dass das erfindungsgemäße unidirektionale Sperrsystem sowohl mit
als auch ohne einen derartigen mechanischen Energiespeicher einsetzbar ist.
Bezugszeichenliste
[0050]
- 11
- Sicherheitsgurt
- 13
- Gurtaufroller
- 15
- Antrieb für den Aufroller
- 17
- Elektromotor des Antriebs
- 19
- Sperrorgan, Schlingfeder
- 21
- innerer Treibabschnitt (motorseitig)
- 23
- äußerer Treibabschnitt (gurtseitig)
- 23a
- Teil des äußeren Treibabschnitts
- 23b
- Teil des äußeren Treibabschnitts
- 25
- Halteabschnitt, Zapfen
- 27
- Steuerabschnitt des Sperrorgans
- 29
- Steuerabschnitt des Sperrorgans
- 31
- Träger des motorseitigen Treibabschnitts
- 33
- Träger des gurtseitigen Treibabschnitts, Zahnrad
- 35
- Aussparung
- 37
- Aussparung
- 39
- mechanischer Energiespeicher
- 41
- Gehäuse
- 43
- Antriebswelle
- 45
- Getriebe
- W
- Aufwickelrichtung
- U
- Abwickelrichtung
1. Sicherheitsgurtvorrichtung für Kraftfahrzeuge mit
- einem Sicherheitsgurt (11),
- einem Gurtaufroller (13), und
- einem Antrieb (15), der vorzugsweise einen Elektromotor (17) umfasst, für den Aufroller
(13),
wobei in den Antriebsstrang zwischen Antrieb (15) und Aufroller (13) ein unidirektional
wirksames Sperrorgan (19) integriert ist, das ausgehend von einem sperrenden Normalzustand
bei vom Gurt (13) ausgehender Kraftübertragung die Sperrwirkung verstärkt und bei
vom Antrieb (15) ausgehender Kraftübertragung in einen Freigabezustand umsteuert.
2. Sicherheitsgurtvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Sperrorgan (19) sowohl bei in Aufwickelrichtung (W) als auch in Abwickelrichtung
(U) erfolgender Kraftübertragung die Sperrwirkung verstärkt bzw. in den Freigabezustand
umsteuert.
3. Sicherheitsgurtvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Sperrorgan (19) ein mechanisches Sperrorgan ist.
4. Sicherheitsgurtvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Sperrorgan (19) eine Sperrfeder umfasst, die insbesondere als Schling- oder Spiralfeder
ausgebildet ist.
5. Sicherheitsgurtvorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sperrfeder (19) auf einem vom Antriebsstrang entkoppelten, bezüglich antriebs-
und gurtseitiger Treibabschnitte (21, 23) feststehenden Halteabschnitt (25) sitzt,
mit dem die Sperrfeder (19) im Sperrzustand kraftschlüssig verbunden ist.
6. Sicherheitsgurtvorrichtung nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sperrfeder (19) zwei beabstandete Steuerabschnitte (27, 29) aufweist, die mit
gurt- und antriebsseitigen Treibabschnitten (21, 23) zusammenwirken.
7. Sicherheitsgurtvorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sperrfeder (19) gewickelt ist und die Steuerabschnitte (27, 29) die Enden der
Wicklung bilden.
8. Sicherheitsgurtvorrichtung nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass sich die Sperrfeder (19) durch Zusammendrücken der Steuerabschnitte (27, 29) zusammenzieht
und durch Auseinanderdrücken der Steuerabschnitte (27, 29) aufweitet, oder umgekehrt.
9. Sicherheitsgurtvorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sperrfeder (19) durch Zusammendrücken der Steuerabschnitte (27, 29) die Sperrwirkung
verstärkt und durch Auseinanderdrücken der Steuerabschnitte (27, 29) in den Freigabezustand
umsteuert, oder umgekehrt.
10. Sicherheitsgurtvorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein innerer Treibabschnitt (21) der einen Seite zwischen den beiden Steuerabschnitten
(27, 29) der Sperrfeder (19) positioniert ist, wobei der innere Treibabschnitt (21)
zusammen mit den Steuerabschnitten (27, 29) zwischen zwei einen festen Abstand voneinander
aufweisenden Teilen (23a, 23b) eines äußeren Treibabschnitts (23) der anderen Seite
positioniert ist.
11. Sicherheitsgurtvorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei im Normalzustand befindlicher Sperrfeder (19) deren Steuerabschnitte (27, 29)
zumindest zu einem Treibabschnitt (21, 23), vorzugsweise zu beiden Treibabschnitten,
mit Spiel positioniert sind.
12. Sicherheitsgurtvorrichtung nach Anspruch 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass der innere Treibabschnitt (21) der Antriebsseite und der äußere Treibabschnitt (23)
der Gurtseite zugeordnet ist.
13. Sicherheitsgurtvorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuerabschnitte (27, 29) der Sperrfeder (19) und die antriebs- und gurtseitigen
Treibabschnitte (21, 23) in einem radialen Abstand von einer Drehachse des Antriebsstrangs
angeordnet sind, um die sich die auf dem feststehenden Halteabschnitt (25) sitzende
Sperrfeder (19) sowie antriebs- und gurtseitige Träger (31, 33) für die Treibabschnitte
(21, 23) drehen können.