[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von metallischen Gegenständen,
wie Folien, Blechen oder Formteilen, mit photokatalytisch aktiver Oberfläche nach
dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Die Besonderheit der photokatalytisch aktiven Komponenten
(hauptsächlich Titandioxid) besteht darin, die Bindungen in den Molekülen von Schadstoffen
aufzubrechen und die betreffenden Substanzen dadurch in ungefährliche, einfach aufgebaute
Reaktionsprodukte zu zerlegen.
[0002] Das Auftragen unterschiedlicher Komponenten auf zahlreichen Untergründen durch thermisches
Spritzen hat sich aufgrund der hohen Variabilität von verschiedenen Grund- und Schichtwerkstoffen
und seiner hohen Flexibilität bewährt.
[0003] Es wurde bereits vorgeschlagen (
DE 10 2004 038 795) photokatalytisch aktive Oberflächen in Kunststoffen durch Kaltgasspritzen herzustellen.
Dabei werden Partikel aus dem photokatalytisch aktiven oxidischen Material durch ein
Trägergas beschleunigt, dringen beim Aufprall auf die Polymeroberfläche ganz oder
teilweise ein und bilden aufgrund ihrer hohen kinetischen Energie einen mechanisch
fest anhaftenden Verbund Polymer/Oxid. Diese Anmeldung bezieht sich nur auf Polymerschichten.
Dabei ist zu bedenken, dass die katalytische Wirkung des TiO
2 auch zur Zersetzung des Kunststoffs führen kann.
[0004] Aus der Literaturstelle: Formation of TiO
2 photocatalyst through cold spraying von
Chang-Jiu Li, Guan-Jun Yang, Xin-Chun Huang, Wen-Ya Li, Xián / PRC, and
Akira Ohmori Osaka / J, Proceedings ITSC, May 10-12,2004, Osaka, Japan, ist es bekannt, photokatalytisch aktives Pulver (TiO
2) auf eine Metalloberfläche mit Kaltgas zu spritzen. Dabei werden Anataspulver mit
10-45 µm durch Agglomeration ultrafeiner Partikel hergestellt. Die Primärpartikelgröße
der ultrafeinen Partikel sind 200 und 7 Nanometer. Diese Pulver werden auf Edelstahlplatten
gespritzt. Problematisch beim Kaltgasspritzen von Titandioxid ist, dass dieses Material
sich nicht plastisch verformen kann. Die Haftung der Partikel auf dem metallischen
Substrat erfolgt nur dadurch, dass sich das Metall verformt. Ein auf ein bereits haftendes
Partikel auftreffendes zweites Partikel dürfte deswegen kaum haften. Dieses Problem
wird in dieser Literaturstelle nicht angesprochen, geschweige denn gelöst. Es werden
Aufnahmen (rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen von der Oberfläche) von porösen
TiO
2-Schichten gezeigt, bei denen die zweite und weiter folgenden Partikellagen vermutlich
nicht kratzfest mit der ersten Partikellage verbunden sein dürften.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein entsprechendes Verfahren für die Herstellung photokatalytisch
aktiver Schichten auf Metallen dahingehend zu verbessern, dass besser haftende, langzeitbeständige
Schichten erzeugt werden.
[0006] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass anstelle der reinen Oxidkeramik ein Gemisch
aus Oxidkeramik und metallischem Pulver gespritzt wird. Das Spritzen von harter Keramik
mit einem Metallgemisch hat den Vorteil, dass hier immer Komponenten vorhanden sind,
die sich beim Auftreffen verformen können. Gerade die Metallanteile verformen sich
beim Auftreffen, bilden damit eine in die vorhandene Schicht eindringende neue Materie
und erhöhen so die Haftung und die Beständigkeit.
[0007] Die Metallpartikel dringen in die Lücken ein, aber ebenso dringt auch ein auf Metall
auftreffendes Keramikpartikel in das Metall ein und wird dabei von dem Metall umschlossen
und mit dem Metall fest verbunden.
[0008] Als Metall bzw. metallische Komponente kommen praktisch alle Metalle und Metalllegierungen
in Frage, die sich auch ohne Keramikzusatz spritzen lassen. Abgestimmt auf die Anwendung
der photokatalytischen Schicht sind z.B. Metalle wie Aluminium und Kupfer bzw. deren
Legierungen interessant, die sich gut verformen lassen (flexible Bänder). Aluminium
und Kupfer sind auch interessant, wenn die photokatalytisch aktive Schicht eine gute
elektrische Leitfähigkeit und gute Wärmeleitfähigkeit aufweisen soll. In besonders
aggressiver Umgebung können korrosionsbeständige Nickellegierungen oder Tantal eingesetzt
werden.
[0009] Die Größe der Partikel kann sowohl bei der metallischen als auch bei der keramischen
Komponente im Bereich von 3 bis 100 µm liegen, bei der metallischen Komponente vorzugsweise
im Bereich 10 bis 50 µm. Beim Spritzen mit einem Hochdrucksystem arbeitet man üblicherweise
bei Drücken von 20 bis 40 bar und Gastemperaturen von 100 bis 600 °C. Beim Spritzen
mit sog. tragbaren Geräten wird mit Drücken bis 10 bar und Gastemperatur von 300 bis
600 °C gearbeitet.
[0010] Als besonders bevorzugt hat sich als Keramikwerkstoff Titandioxid erwiesen. Dieses
Pulver kommt in verschiedenen Kristallstrukturen vor, wobei die photokatalytisch besonders
aktive Phase Anatas (Anatase) metastabil ist. Bei Erwärmung auf Temperaturen im Bereich
600 bis 800 °C wandelt diese Phase sich in die thermodynamisch stabilere Phase Rutil
um, die jedoch eine deutlich geringere Wirksamkeit als Photokatalysator besitzt. Eine
solche Umwandlung und Beeinträchtigung der photokatalytischen Eigenschaften lässt
sich beim Plasmaspritzen und beim HVOF-Spritzen nicht vermeiden. Beim erfindungsgemäßen
Kaltgasspritzen bleibt dagegen die photokatalytisch aktive Phase Anatas voll erhalten,
da die Temperaturen des zum Spritzen verwendeten Gases unter 600 °C liegen.
[0011] Möglich ist auch, die photokatalytischen Eigenschaften von Anatas zu verbessern.
Man ist derzeit bestrebt, durch eine Modifikation bzw. Dotierung des Titandioxids
die photokatalytische Wirksamkeit des Materials vom UV-Bereich in den Bereich des
sichtbaren Lichts zu verschieben. Das würde die Wirksamkeit als Photokatalysator bei
Tageslicht bedeutend verbessern. Zum Anderen hat man bereits festgestellt, dass die
photokatalytische Wirksamkeit von Anatas größer ist, wenn dieses Material im nanokristallinen
Zustand vorliegt, d.h. ein Pulver oder eine Schicht aus Kristallen besteht, deren
Abmessungen deutlich unter einem Mikrometer bzw. unter 100 nm liegt. Beide Entwicklungen
kommen dem Kaltgasspritzen entgegen, da die Erwärmung bei diesem Verfahren so gering
ist, dass auch der modifizierte oder dotierte Zustand erhalten bleibt und die extrem
kleinen Kristalle im Spritzprozess nicht wachsen.
[0012] Statt eines Gemisches von zwei Pulvern kann auch ein agglomeriertes (zusammengeballtes)
Pulver verwendet werden, bei dem jedes Partikel aus vielen kleinen Keramikoxid- und
Metallpartikeln besteht. Kleine Partikel in der Größe von z.B. 0,5 bis 2 µm werden
durch das in der Technik bekannte und praktizierte Verfahren des Sprühtrocknens zu
größeren Partikeln mit 3 bis 100 µm Durchmesser agglomeriert, so dass dann jedes einzelne
Partikel aus kleineren Partikeln beider Komponenten besteht. Dies geschieht z.B. dadurch,
dass die kleinen Partikel mit einem organischen Binder versehen werden und die Suspension
dann in einem heißen Luft- bzw. Gasstrom getrocknet wird. Dabei verdampft der Binder
und die kleineren Partikel werden miteinander "verklebt" bzw. durch Diffusionsprozesse
miteinander verbunden.
[0013] In einer Ausführung der Erfindung kann statt des Gemisches Metall und Oxidkeramik
ein Pulver verwendet werden, bei dem die Oxidkeramik-Partikel je mit einem Metall
oder einer Metalllegierung ummantelt sind. Dieses ummantelte Pulver wird dann durch
Kaltgasspritzen auf die metallische oder keramische Trägermaterialien aufgetragen.
In diesem Fall wird die Schicht in einem zweiten Arbeitsschritt durch mechanische
oder chemische Nachbearbeitung auf- oder angeschliffen, um das nach dem Spritzen noch
in Ummantelung eingeschlossene Titandioxid an der Schichtoberfläche freizulegen.
[0014] Versuche haben ergeben, dass der Metallanteil zwischen 10 % und 90 % liegen sollte.
Bevorzugt zwischen 30 % und 60 %.
[0015] Die katalytische Wirkung der metallischen Oberfläche ist schon dann gegeben, wenn
die Oberfläche in einer Monolage von Titandioxidpartikeln belegt ist. Dies auch dann,
wenn die Monolage nicht flächendeckend ist. Es reichen Flächenbelegungen ab 5 %, wobei
5-100 % eine photokatalytische Wirkung zeigen, wobei vorzugsweise eine Flächenbelegung
zwischen 30 und 80 % eingestellt wird. Mit den erfindungsgemäßen Verfahren können
neben Monolagen auch dickere Schichten aufgetragen werden, die dann wesentlich belastbarer
sind, da die verwendeten Metallanteile als Haftmittel dienen.
1. Verfahren zur Herstellung von metallischen Gegenständen, wie Folien, Blechen oder
Formteilen, mit photokatalytisch aktiver Oberfläche durch das Auf- oder Einbringen
von photokatalytisch aktivem Material mittels Kaltgasspritztechnik, dadurch gekennzeichnet, dass der Spritzwerkstoff Oxidkeramik und ein metallisches Pulver enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für das Kaltgasspritzen ein Titandioxidpulver, bevorzugt Anatas, verwendet wird.
3. Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1, dadurch gekennzeichnet, dass die einzelnen Oxidkeramikpartikel mit einem Metall oder einer Metalllegierung ummantelt
sind.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der volumetrische Metallanteil zwischen 10 und 90 %, bevorzug zwischen 30 und 60
%, beträgt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Metalloberfläche mit einem Flächenanteil von 5 bis 100 %, vorzugsweise von 30
bis 80 %, mit photokatalytisch aktiven Partikeln bedeckt ist.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die aufgebrachte Schicht mechanisch oder chemisch nachbearbeitet wird.
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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente
In der Beschreibung aufgeführte Nicht-Patentliteratur
- CHANG-JIU LIGUAN-JUN YANGXIN-CHUN HUANGWEN-YA LIXIÁNPRC, [0004]
- AKIRAOHMORIOSAKAJ, Proceedings ITSC, 2004, [0004]