[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer Dampfturbinenwelle mit
mindestens zwei auf unterschiedliche Dampfzustände ausgelegten Wellenabschnitten mit
den Schritten eines Bereitstellens eines ersten Wellenabschnitts aus einem CrMo-Stahl
mit einer in Bezug auf eine bestimmte Anlassdauer ersten Anlasstemperatur T
A zum Einstellen von an einen ersten Dampfzustand angepassten mechanischen Eigenschaften,
sowie eines zweiten Wellenabschnitts aus einem NiCrMoV-Stahl mit einer in Bezug auf
die bestimmte Anlassdauer zweiten Anlasstemperatur T
B zum Einstellen von an einem gegenüber dem ersten Dampfzustand niedrigeren Dampfzustand
angepassten mechanischen Eigenschaften, sowie eines Verschweißens der beiden Wellenabschnitte.
[0002] Die oben genannten Dampfturbinenwellen können etwa kombinierte Mitteldruck(MD)-Niederdruck(ND)-Dampfturbinenwellen
(E-Wellen) und mögliche Baureihen in der Form Hochdruck-Mitteldruck-Niederdruck-Wellen
umfassen. Der Frischdampf wird bei diesen Wellen in einen ersten Teilabschnitt der
Welle eingeleitet, entspannt sich in der Folge und kühlt dabei gleichzeitig ab. Im
ersten Abschnitt werden deshalb warmfeste Eigenschaften gefordert für beispielsweise
T > 400°C (HD-, MD-Turbine oder kombinierte HD-MD-Teile), im zweiten kühleren Abschnitt
stehen dagegen kaltzähe Eigenschaften im Vordergrund. Im Stand der Technik bekannte
Dampfturbinenwellen werden z.B. als Monoblockwellen ausgebildet, die beide notwendigen
Eigenschaften (Warmfestigkeit sowie Kaltzähigkeit) mit gewissen Einschränkungen kombinieren.
Allerdings weisen diese Dampfturbinenwellen im Bereich des Turbinenteils für den höheren
Dampfzustand als auch dem Turbinenteil für den niedrigeren Dampfzustand nicht optimale
mechanische Eigenschaften auf. Insbesondere stößt das Konzept an die Festigkeits/Zähigkeitsgrenzen
im an den niedrigeren Dampfdruck angepassten Wellenabschnitt.
[0003] Bei einem im Stand des Technik bekannten Verfahren der eingangs genannten Art wird
bei Turbinenwellen der "Straight Flow"-Bauart, bei denen der Dampf durchgängig in
einer Richtung durch die verschiedenen Druckbereiche strömt, auf eine geschweißte
Bauart zurückgegriffen. Dabei wird auf den auf einen höheren Dampfzustand ausgelegten
ersten Wellenabschnitt eine Pufferschweißung aufgetragen, die daraufhin mit einer
Temperatur T
1 (T
1<T
A) geglüht wird. Bei der Pufferschweißung wird passendes Material mit hoher Warmfestigkeit
aufgeschweißt. Danach folgt die Verbindung der beiden Wellenabschnitte über das Material
der Pufferschweißung durch Schweißen und abschließende Glühung mit einer gegenüber
der Temperatur T
1 geringeren Temperatur (T
2<T
B<T
A). Bei diesem vorbekannten Verfahren müssen hohe Härten und Eigenspannungen in den
Wärmeeinflusszonen durch höchstmögliche Anlasstemperaturen in den relevanten Bereichen
der Schweißung vermieden werden, ohne das Eigenschaftsprofil der bereits gefertigten
Wellenabschnitte nachteilig zu beeinflussen.
[0004] Eine der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht darin, ein Verfahren der vorstehend
genannten Art dahingehend zu verbessern, dass eine Absenkung der Härtewerte sowie
eine Reduzierung der Restspannungen in der Schweißnaht ohne Verringerung der Festigkeit
des zweiten Wellenabschnitts in den konstruktiv höher beanspruchten Bereichen auf
unaufwendige Weise realisiert werden kann.
[0005] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß mit einem gattungsgemäßen Verfahren zum Herstellen
einer Dampfturbinenwelle gelöst, bei dem das Verschweißen lediglich einen Schweißvorgang
umfasst, wobei das Verfahren weiterhin den Schritt eines gezielten Wärmenachbehandelns
in zumindest dem Verbindungsbereich der beiden Wellenabschnitte umfasst, bei dem das
gezielte Wärmenachbehandeln zumindest zum zweiten Wellenabschnitt hin gezielt auf
die Wärmeinflusszone des Schweißvorgangs beschränkt ist.
[0006] Die gezielte Wärmenachbehandlung in der Temperatur umfasst insbesondere eine Einstellung
gezielter Gradienten in der Temperatur zur Vermeidung unzulässigen Wärmeeintrags zumindest
in den an die Wärmeeinflusszone des Schweißvorgangs angrenzenden Bereich des zweiten
Wellenabschnitts. Die erzielte Wärmenachbehandlung in dem Verbindungsbereich der beiden
Wellenabschnitte kann insbesondere durch die Anwendung von Heizmatten oder mittels
um die zu erwärmenden Teilstücke gebauten Öfen erfolgen.
[0007] Die mechanischen Eigenschaften des zweiten Wellenabschnitts werden bereits beim Schmiedestückhersteller
an die Anforderungen des niedrigeren Dampfzustands angepasst. Dies kann insbesondere
durch eine Wärmevorbehandlung mit der Anlasstemperatur T
B über den Zeitraum der bestimmten Anlassdauer erfolgen. Durch die erfindungsgemäße
gezielte Wärmenachbehandlung des Verbindungsbereichs werden die mechanischen Eigenschaften
des zweiten Wellenabschnitts nicht mehr verändert.
[0008] Durch die gezielte Beeinflussung des Verbindungsbereichs der beiden Wellenabschnitte
ergibt sich eine Absenkung der Härtewerte in der Schweißnaht, was eine Verringerung
der metallurgischen Kerbwirkung zur Folge hat. Damit werden wiederum die Bruchzähigkeit,
die Schwingfestigkeit und die Verformungseigenschaften des Verbindungsbereichs der
beiden Wellenabschnitte verbessert. Die kombinierten geschweißten Wellen zeigen damit
optimale Eigenschaften in den Schweißverbindungen hinsichtlich Härte, Zähigkeit, Festigkeit
und Kerbverhalten auf. Die Eigenschaften des sich an die Schweißnaht anschließenden
zweiten Wellenabschnitts werden hinsichtlich seines Festigkeits- und Zähigkeitsverhalten
nicht nachteilig beeinflusst.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst lediglich einen Schweißvorgang und weist insbesondere
beim Verschweißen nicht den Schritt einer zusätzlichen Pufferschweißung auf, d.h.,
die beiden Wellenabschnitte werden direkt verschweißt. Damit wird auch keine zusätzliche
Zwischenglühung benötigt. Das Herstellungsverfahren ist damit unaufwändiger und somit
kosteneffizienter. Vorteilhafterweise umfasst das Verschweißen lediglich einen Schweißvorgang.
Der erfindungsgemäße Schweißvorgang beinhaltet ein Verschweißen der beiden Wellenabschnitte
mittels Wolfram-Inertgas-Engspaltschweißen (WIG-Engspaltschweißen) und/oder Unterpulver-Lichtbogenschweißen
(UP-Schweißen).
[0010] In zweckmäßiger Ausführungsform ist die Wärmenachbehandlung auch zum ersten Wellenabschnitt
hin gezielt auf die Wärmeeinflusszone des Schweißvorgangs beschränkt. Dies geschieht
auch hier insbesondere durch Einstellung gezielter Gradienten zur Vermeidung unzulässigen
Wärmeeintrags in den an die Wärmeeinflusszone des Schweißvorgangs angrenzenden Bereich
des ersten Wellenabschnitts.
[0011] Vorzugsweise wird der erste Wellenabschnitt mit durch Wärmevorbehandlung an den ersten
Dampfzustand angepassten mechanischen Eigenschaften bereitgestellt. Dies erfolgt bereits
beim Schmiedestückhersteller, insbesondere durch Wärmevorbehandlung mit der ersten
Anlasstemperatur T
A über die bestimmte Anlassdauer. Diese Anlassdauer liegt typischerweise im Bereich
von 20 bis 100 Stunden.
[0012] Zweckmäßigerweise erfolgt die Wärmenachbehandlung mit einer Temperatur T
WB, die kleiner als die erste Anlasstemperatur T
A ist und den Wert der zweiten Anlasstemperatur T
B erreichen oder übertreffen kann. Damit ist sichergestellt, dass durch die Wärmenachbehandlung
die Festigkeitseigenschaften des ersten Wellenabschnitts nicht verändert werden. Lediglich
eine Erwärmung oberhalb der vorherigen Anlasstemperatur bewirkt nämlich eine Verringerung
der Festigkeit eines gegebenen wärmebehandelten Werkstoffs. Dadurch, dass die Wärmenachbehandlungstemperatur
T
WB den Wert der zweiten Anlasstemperatur T
B erreichen oder übertreffen kann, werden durch die Wärmenachbehandlung die Härtewerte
in dem sich in den zweiten Wellenabschnitt hinein erstreckenden Bereich der Wärmeeinflusszone
des Schweißvorgangs weiter abgesenkt. Im ersten Wellenabschnitt werden die Härtewerte
und Spannungen ebenfalls optimiert abgesenkt. Dies ergibt eine weitere Verringerung
der metallurgischen Kerbwirkung auf beiden Seiten.
[0013] In einer darüber hinaus vorteilhaften Ausführungsform wird der erste Wellenabschnitt
mit einer durch Wärmevorbehandlung mit einer unterhalb der ersten Anlasstemperatur
T
A liegenden reduzierten Anlasstemperatur T
A* bereitgestellt, wobei die Wärmenachbehandlung mit einer Temperatur T
WB erfolgt, die größer als die reduzierte Anlasstemperatur T
A* ist und höchstens den Wert der ersten Anlasstemperatur T
A aufweist. Die reduzierte Anlasstemperatur T
A* liegt vorzugsweise mindestens 10% unter der ersten Anlasstemperatur T
A. Durch die Wärmevorbehandlung des ersten Wellenabschnitts mit der reduzierten Anlasstemperatur
T
A* wird der Werkstoff des ersten Wellenabschnitts bereits auf eine für den Schweißvorgang
günstige Ausgangshärte konditioniert. Durch die Wärmevorbehandlung wird also die Festigkeit
des Werkstoffs höher als gefordert eingestellt, wodurch die Güte der Schweißverbindung
nach der anschließenden Wärmebehandlung verbessert wird. Darüber hinaus kann durch
die Wärmevorbehandlung mit der reduzierten Anlasstemperatur T
A* die bei der Wärmenachbehandlung zur Einstellung der gewünschten mechanischen Eigenschaften
des ersten Wellenabschnitts benötigte Anlassdauer reduziert werden. Insbesondere beträgt
dabei die Anlassdauer, über die die Wärmenachbehandlung ausgeführt werden muss, weniger
als 20 Stunden. Die reduzierte Anlassdauer ist damit auf eine Weise reduziert, dass
die Schweißnaht während der Wärmenachbehandlung nicht zu viel Festigkeit verliert.
Die Schweißverbindung erhält damit eine angemessene Verbindungsfestigkeit.
[0014] Zweckmäßigerweise sind darüber hinaus die mechanischen Eigenschaften des zweiten
Wellenabschnitts bereits vor dem Verschweißen der beiden Wellenabschnitte an den zweiten
Dampfzustand durch Wärmevorbehandlung angepasst.
[0015] In einer weiteren zweckmäßigen Ausführungsform umfasst die Wärmenachbehandlung auch
den ersten Wellenabschnitt. Damit können die Wärmefestigkeitseigenschaften des ersten
Wellenabschnitts in einem Arbeitsschritt mit der Wärmenachbehandlung des Verbindungsbereichs
erreicht werden. Gleichzeitig können aber die mechanischen Eigenschaften des ersten
Wellenabschnitts flexibel eingestellt werden.
[0016] Zweckmäßigerweise umfasst die Wärmenachbehandlung auch einen Teil des zweiten Wellenabschnitts,
der sich insbesondere über einen vorderen Abschnitt eines Niederdruckturbinenbereichs
der Turbinenwelle erstreckt. Ein verbleibender Endabschnitt des Niederdruckturbinenbereichs
umfasst insbesondere eine letzte und insbesondere eine vorletzte Turbinenstufe des
Niederdruckturbinenbereichs.
[0017] Diese Ausführungsform ist besonders bei Turbinen der so genannten "Straight Flow"-Bauart
geeignet. Bei dieser Bauart wird der Dampf durch die beiden Wellenabschnitte ohne
Richtungsumleitung direkt hindurchgeführt. Die warmfesten Eigenschaften werden bei
dieser Turbinenbauart jedoch neben dem ersten Wellenabschnitt auch in den daran angrenzenden
Bereichen des zweiten Wellenabschnitts benötigt. Durch die Wärmenachbehandlung des
gesamten Wellenstrangs mit Ausnahme der letzten und vorletzten Turbinenstufe des Niederdruckturbinenbereichs
wird eine optimale Absenkung der Härtewerte in den Wärmeeinflusszonen der Schweißnaht
sowie der Restspannungen auf Werte von kleiner als 100 MPa erreicht. Weiterhin wird
die Einstellung der Wärmefestigkeitseigenschaften des ersten Wellenabschnitts in einem
Arbeitsschritt mit der Wärmenachbehandlung der Schweißnaht ermöglicht.
[0018] Um sicherzustellen, dass das Material des zweiten Wellenabschnitts nicht versprödet,
ist vorteilhafterweise die Temperatur T
WB der Wärmenachbehandlung kleiner als eine Umwandlungstemperatur A
C1,B, oberhalb der im Material des zweiten Wellenabschnitts eine Umwandlung von einer
kubisch-raumzentrierten Kristallstruktur in eine kubisch-flächenzentrierte Kristallstruktur
stattfindet. Bei eisenhaltigen Materialien spricht man bei der Umwandlungstemperatur
A
C1 auch von einer Grenztemperatur für die Umwandlung von α- in γ-Eisen.
[0019] Zweckmäßigerweise umfasst das Verfahren lediglich einen Schweißvorgang. Insbesondere
werden die beiden Wellenabschnitte direkt ohne zusätzliche Pufferung verschweißt.
[0020] In vorteilhafter Ausführungsform umfasst der erste Wellenabschnitt einen Mitteldruck-
und/oder einen vorderen Abschnitt eines Niederdruckturbinenbereichs, und der zweite
Wellenabschnitt umfasst einen Niederdruckturbinenbereich, insbesondere einen Endabschnitt
des Niederdruckturbinenbereichs. Bei einer Turbinenwelle der "Reverse Flow"-Bauart
umfasst der Endabschnitt vorzugsweise die letzte und die vorletzte Turbinenstufe des
Niederdruckturbinenbereichs, welche gewöhnlicherweise mit LA-0 und LA-1 bezeichnet
werden.
[0021] Bei einer Turbinenwelle der "Reverse Flow-Bauart" strömt der Frischdampf in einem
Übergangsbereich zwischen einem auf einen höheren Dampfdruck ausgelegten Turbinenbereich
und einem auf einen niedrigeren Dampfdruck ausgelegten Turbinenbereich, wie etwa einem
Übergangsbereich zwischen einem MD- und einem ND-Bereich in die Turbine ein. Daraufhin
strömt der Frischdampf in dem auf den höheren Dampfdruck ausgelegten Turbinenbereich
bis zu einem Ende der Turbinenwelle entlang, woraufhin der Dampf dann wieder in den
Übergangsbereich eingeführt wird. Daraufhin strömt der Dampf dann in die entgegengesetzte
Richtung in dem auf den niedrigeren Dampfdruck ausgelegten Turbinenbereich entlang.
Bei dieser Turbinenbauart tritt aufgrund der zwischen den unterschiedlichen Druckbereichen
der Welle erfolgenden Einströmung im Einströmbereich eine hohe Temperatur auf. Damit
muss auch ein an den Einströmbereich angrenzende Abschnitt des Niederdruckturbinenbereichs
aus dem warmfesten Material des ersten Wellenabschnitts gefertigt sein. Die Schweißstelle
wird daher in Niederdruckrichtung verschoben angeordnet. Damit besteht auch nicht
die Gefahr, dass die hohen Einströmtemperaturen die Festigkeit der Schweißnaht beeinträchtigen.
Vorteilhafterweise ist die Schweißnaht, wie vorstehend ausgeführt, an dem Übergang
zu den letzten beiden Stufen der Niederdruckturbine angeordnet.
[0022] In vorteilhafter Ausführungsform weist der erste Wellenabschnitt 1CrMoNiV-, wie etwa
30CrMoNiV5-11, 2CrMoNiWV, wie etwa 23CrMoNiWV8-8, 10-12%CrMoV-, wie etwa X22CrMoV12-1,
X12CrMoWVNbN10-1-1 oder X12CrMoVNbN10-1, und/oder 8-11% CrMoCoB-Stahl auf. Weiterhin
weist der zweite Wellenabschnitt vorteilhafterweise 2-3,5NiCr-Stahl, insbesondere
2-3,5NiCrMoV-Stahl, wie etwa 26NiCrMoV8-5, 26NiCrMoV14-5, 22CrNiMoV9-9-Stahl auf.
Vorzugsweise enthalten die Werkstoffe jeweils 75 bis 80% Eisen. Alle prozentualen
Anteilsangaben beziehen sich auf Gewichtsprozent. Um die Güte der Schweißverbindung
weiter zu erhöhen, ist es zweckmäßig, wenn beim Verschweißen der beiden Wellenabschnitte
2% Ni-Charge und/oder 2,25 CrMoV-Charge als Schweißzusatzwerkstoffe verwendet werden.
[0023] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens anhand der
beigefügten schematischen Zeichnungen näher erläutert. Es zeigt:
- Fig. 1a
- eine Längsschnittansicht einer kombinierten Turbinenwelle der "Straight Flow"-Bauart
mit einer lokalen Wärmenachbehandlung im Bereich der Schweißnaht,
- Fig. 1b
- eine Längsschnittansicht einer kombinierten Turbinenwelle der "Reverse Flow"-Bauart
mit einer lokalen Wärmenachbehandlung im Bereich der Schweißnaht,
- Fig. 2a
- eine Längsschnittansicht einer kombinierten Turbinenwelle der "Straight Flow"-Bauart,
mit einer einen Großteil der Turbinenwelle umfassenden Wärmenachbehandlung, sowie
- Fig. 2b
- eine Längsschnittansicht einer kombinierten Turbinenwelle der "Reverse Flow"-Bauart,
mit einer einen Großteil der Turbinenwelle umfassenden Wärmenachbehandlung.
[0024] Die Fig. 1a und 2a zeigen jeweils eine kombinierte Turbinenwelle der "Straight Flow"-Bauart
in Längsschnittansicht. Diese sind jeweils um eine Rotationsachse 14 drehbar gelagert.
Dabei weist die jeweilige Turbinenwelle 10 einen Mitteldruckturbinenbereich 16 und
einen sich daran anschließenden Niederdruckturbinenbereich 18 auf. Es handelt sich
damit bei der gezeigten Turbinenwelle 10 um eine so genannte E-Welle. Der Niederdruckturbinenbereich
18 weist einen vorderen Abschnitt 18a und einen die beiden letzten Turbinenstufen
umfassenden Endabschnitt 18b auf. In weiteren nicht dargestellten Ausführungsformen
der Erfindung können aber auch Hochdruck-, Mitteldruck- und Niederdruckturbinenbereiche
analog kombiniert werden.
[0025] In den in den Fig. 1a und 2a dargestellten Turbinenwellen 10 der "Straight Flow"-Bauart
ist jeweils im Mitteldruckturbinenbereich 16 ein Befestigungsbereich 20 für Mitteldruckturbinenschaufeln
sowie im Niederdruckturbinenbereich 18 ein Befestigungsbereich 22 für Niederdruckturbinenschaufeln
vorgesehen. Im Betrieb strömt Frischdampf an einer Frischdampfeinströmung 28a am linken
Ende der Turbinenwelle 10 gemäß der Zeichnung ein, durchläuft den Mitteldruckturbinenbereich
16 und daraufhin den Niederdruckturbinenbereich 18. Ein den Mitteldruckturbinenbereich
16 enthaltender erster Wellenabschnitt 30 besteht aus einem der folgenden Werkstoffe:
1CrMoNiV-, 2CrMoNiWV-, 10-12%CrMoV- und 8-11% CrMoCoB-Stahl. Ein sich daran anschließender,
den Niederdruckturbinenbereich 18 enthaltender zweiter Wellenabschnitt 32 besteht
aus 2-3,5NiCrMoV-Stahl.
[0026] Vor Herstellung der Turbinenwelle 10 gemäß Fig. 1a werden vom Schmiedestückhersteller
sowohl der Mitteldruckturbinenbereich 16 als auch der Niederdruckturbinenbereich 18
zur Einstellung der jeweiligen mechanischen Zieleigenschaften über eine Vergütung
wärmebehandelt. Dabei wird der erste Wellenabschnitt 30 auf eine Anlasstemperatur
T
A zur Einstellung der für den Mitteldruckturbinenbereich benötigten warmfesten Eigenschaften
erwärmt. Der zweite Wellenabschnitt 32 wird zur Einstellung der für den Niederdruckturbinenbereich
18 benötigten kaltzähen Eigenschaften entsprechend auf eine Anlasstemperatur T
B erwärmt. Der erste Wellenabschnitt 30 und der zweite Wellenabschnitt wird daraufhin
mittels einer WIG-Engspaltschweißung oder einer UP-Schweißung unter Zusatz von Schweißzusatzwerkstoffen,
wie z.B. 2%Ni-Charge mit spezieller Chemie, 2,25CrMoV-Charge mit spezieller Chemie
oder anderen Zusätzen verschweißt.
[0027] Daraufhin wird ein sich lokal im Bereich der Engspaltschweißung ohne Einbeziehung
der Turbinenstufenregionen des Mitteldruckturbinenbereichs 16 und des Niederdruckturbinenbereichs
18 erstreckender Wärmenachbehandlungsbereich 26a der Turbinenwelle 10 gemäß Fig. 1a
mit einer Temperatur T
WB wärmenachbehandelt. Dabei werden gezielt Gradienten beim Aufheizen und Abkühlen zur
Vermeidung unzulässigen Wärmeeintrags in die Turbinenstufenregion der angrenzenden
Wellenbereiche eingestellt. Zur Erwärmung des Wärmenachbehandlungsbereichs 26a werden
z.B. Heizmatten oder um den zu erwärmenden Bereich gebaute Öfen verwendet. Die Wärmenachbehandlungstemperatur
T
WB wird dabei auf einen Wert eingestellt, der kleiner ist als die erste Anlasstemperatur
T
A und den Wert der zweiten Anlasstemperatur T
B erreichen kann. Weiterhin wird sichergestellt, dass die Wärmenachbehandlungstemperatur
T
WB kleiner ist als eine Umwandlungstemperatur A
C1,B, oberhalb der im Material des Niederdruckturbinenbereichs 18 eine Umwandlung von
einer kubisch-raumzentrierten Kristallstruktur in eine kubisch-flächenzentrierte Kristallstruktur
stattfindet.
[0028] Bei der in Fig. 2a dargestellten Turbinenwelle 10 wird im Gegensatz zur in Fig. 1a
dargestellten Turbinenwelle 10 der erste Wellenabschnitt 30 mit einer reduzierten
Anlasstemperatur T
A* wärmevorbehandelt. Die reduzierte Anlasstemperatur T
A* liegt unterhalb der zur Einstellung der für den Mitteldruckturbinenbereich 16 angestrebten
mechanischen Eigenschaften vorgesehenen Anlasstemperatur T
A. Der zweite Wellenabschnitt 32 wird wie in der Ausführungsform gemäß Fig. 1a mit
der Anlasstemperatur T
B wärmevorbehandelt. Die Verschweißung der beiden Wellenabschnitte 30 und 32 erfolgt
wie vorstehend bezüglich der Turbinenwelle 10 nach Fig. 1a ausgeführt. In einem darauf
folgenden Schritt wird ebenfalls eine Wärmenachbehandlung durchgeführt, wobei sich
der Bereich der Wärmenachbehandlung sowohl über den ersten Wellenabschnitt 30, die
Schweißnaht 24 und einen sich daran anschließenden Teil des zweiten Wellenabschnitts
32 erstreckt. Der Wärmebehandlungsbereich 26c erstreckt sich dabei über einen vorderen
Abschnitt 18a des Niederdruckturbinenbereichs 18. Der sich daran anschließende Endabschnitt
18b weist die letzten beiden Turbinenstufen des Niederdruckturbinenbereichs auf.
[0029] Die in den Fig. 1b und 2b gezeigten Turbinenwellen 12 sind von der "Reverse Flow"-Bauart.
Bei dieser Bauart befindet sich die Frischdampfeinströmung in einem Übergangsbereich
zwischen dem Mitteldruckturbinenbereich 16 und dem Niederdruckturbinenbereich 18.
Der Dampf strömt nach Einströmung zunächst nach links gemäß den Figuren. Daraufhin
wird der Dampf wieder nach rechts in den Übergangsbereich zwischen dem Mitteldruckturbinenbereich
16 und dem Niederdruckturbinenbereich 18 zurückgeführt und in die Turbine eingeführt.
Daraufhin strömt der Dampf nach rechts im Niederdruckturbinenbereich 18 entlang. Aufgrund
der bei dieser Turbinenbauart erfolgenden zentralen Frischdampfeinströmung 28b und
der damit verbundenen Wärmeeinbringung in diesem Bereich ist es notwendig, die Schweißnaht
24 weiter nach rechts zu versetzen. Der erste Wellenabschnitt 30 umfasst damit neben
dem Mitteldruckturbinenbereich 18 auch den vorderen Abschnitt 18a des Niederdruckturbinenbereichs
18 mit den vorderen Turbinenstufen. Der zweite Wellenabschnitt 32 umfasst entsprechend
den verbleibenden Endabschnitt 18b des Niederdruckturbinenbereichs 18 einschließlich
der letzten beiden Turbinenstufen. Bei den in den Fig. 1b und 2b dargestellten Turbinenwellen
12 der "Reverse Flow-Bauart" sind Elemente, die Elementen entsprechen, welche bereits
in den Ausführungsformen gemäß den Fig. 1A und 2A enthalten sind, zur Vereinfachung
mit den gleichen Bezugszeichen gekennzeichnet.
[0030] Die Turbinenwelle 12 gemäß der Fig. 1b wird analog zur Turbinenwelle 10 gemäß der
Fig. 1a gefertigt. Das heißt, der erste sowie der zweite Wellenabschnitt 30 bzw. 32
werden analog mit den Temperaturen T
A sowie T
B wärmevorbehandelt. Bei der Ausführungsform gemäß der Fig. 2b wird der erste Wellenabschnitt
30 mit der reduzierten Anlasstemperatur T
A* vorbehandelt. Die Verschweißung erfolgt in beiden Fällen wie vorstehend erläutert
an der gegenüber den Ausführungsformen der Fig. 1a und 2a nach rechts verschobenen
Schweißnaht 24. Die Wärmenachbehandlung wiederum erfolgt bei der Ausführungsform gemäß
der Fig. 1b in einem lokal eng begrenzten Wärmenachbehandlungsbereich 26b, in der
Ausführungsform gemäß der Fig. 2b in einem erweiterten Wärmenachbehandlungsbereich
26c.
[0031] Durch die lokale Wärmenachbehandlung in dem engen Wärmenachbehandlungsbereich 26a
und 26b gemäß den Ausführungsformen nach den Fig. 1a und 1b wird eine gezielte Beeinflussung
von lediglich der Wärmeeinflusszone der Schweißnaht 24 erzielt. Dadurch wird eine
Absenkung der Härtewerte in der Schweißnaht zur Verringerung der metallurgischen Kerbwirkung
und zur Verbesserung der Bruchzähigkeit, der Schwingfestigkeit und der Verformungseigenschaften
ohne Beeinflussung der Warmfestigkeitseigenschaften der ND- sowie MD-Wellenabschnitte
erreicht. Weiterhin wird eine Reduzierung der Restspannungen in der Schweißnaht auf
Werte von kleiner 150 MPa Zug erreicht. Bei der Wärmenachbehandlung über den ausgedehnten
Bereich 26c gemäß den Ausführungsformen nach den Fig. 2a und 2b hingegen wird einerseits
eine optimale Absenkung der Härtewerte in der jeweiligen Wärmeinflusszone der Schweißnaht
24 sowie der Restspannungen auf Werte von kleiner 100 MPa und eine Einstellung der
Warmfestigkeitseigenschaften des MD-Wellenmoduls in einem Arbeitsschritt mit der Wärmenachbehandlung
der Schweißnaht erzielt.
1. Verfahren zum Herstellen einer Dampfturbinenwelle (10, 12) mit mindestens zwei auf
unterschiedliche Dampfzustände ausgelegten Wellenabschnitten (30, 32) mit den Schritten
- eines Bereitstellens eines ersten Wellenabschnitts (30) aus einem CrMo-Stahl mit
einer in Bezug auf eine bestimmte Anlassdauer ersten Anlasstemperatur TA zum Einstellen von an einen ersten Dampfzustand angepassten mechanischen Eigenschaften
- sowie eines zweiten Wellenabschnitts (32) aus einem NiCrMoV-Stahl mit einer in Bezug
auf die bestimmte Anlassdauer zweiten Anlasstemperatur TB zum Einstellen von an einen gegenüber dem ersten Dampfzustand niedrigeren Dampfzustand
angepassten mechanischen Eigenschaften, sowie
- eines Verschweißens der beiden Wellenabschnitte (30, 32),
dadurch gekennzeichnet, dass
das Verschweißen lediglich einen Schweißvorgang umfasst sowie das Verfahren weiterhin
ein gezieltes Wärmenachbehandeln in zumindest dem Verbindungsbereich (24) der beiden
Wellenabschnitte (30, 32) umfasst,
welches zumindest zum zweiten Wellenabschnitt (32) hin gezielt auf die Wärmeeinflusszone
(26a, 26b) des Schweißvorgangs beschränkt ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Wärmenachbehandlung auch zum ersten Wellenabschnitt (30) hin gezielt auf die Wärmeeinflusszone
(26a, 26b) des Schweißvorgangs beschränkt ist.
3. Verfahren nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der erste Wellenabschnitt (30) mit durch Wärmevorbehandlung an den ersten Dampfzustand
angepassten mechanischen Eigenschaften bereitgestellt wird.
4. Verfahren nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Wärmenachbehandlung mit einer Temperatur TWB erfolgt, die kleiner als die erste Anlasstemperatur TA ist und den Wert der zweiten Anlasstemperatur TB erreicht oder übertrifft.
5. Verfahren zum Herstellen einer Dampfturbinenwelle mit mindestens zwei auf unterschiedliche
Dampfzustände ausgelegten Wellenabschnitten,
insbesondere nach einem der vorausgehenden Ansprüche mit den Schritten
- eines Bereitstellens eines ersten Wellenabschnitts aus einem CrMo-Stahl mit einer
in Bezug auf eine bestimmte Anlassdauer ersten Anlasstemperatur TA zum Einstellen von an einen ersten Dampfzustand angepassten mechanischen Eigenschaften
- sowie eines zweiten Wellenabschnitts aus einem NiCrMoV-Stahl mit einer in Bezug
auf die bestimmte Anlassdauer zweiten Anlasstemperatur TB zum Einstellen von an einen gegenüber dem ersten Dampfzustand niedrigeren Dampfzustand
angepassten mechanischen Eigenschaften, sowie
- eines Verschweißens der beiden Wellenabschnitte (30, 32),
dadurch gekennzeichnet, dass
der erste Wellenabschnitt (30) durch Wärmevorbehandlung mit einer unterhalb der ersten
Anlasstemperatur T
A liegenden reduzierten Anlasstemperatur T
A* bereitgestellt wird, sowie ein Wärmenachbehandeln in zumindest dem Verbindungsbereich
(24) der beiden Wellenabschnitte (30, 32)
sowie dem ersten Wellenabschnitt (30) mit einer Temperatur T
WB erfolgt, die größer als die reduzierte Anlasstemperatur T
A* ist und höchstens den Wert der ersten Anlasstemperatur T
A aufweist.
6. Verfahren nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die mechanischen Eigenschaften des zweiten Wellenabschnitts (32) bereits vor dem Verschweißen
der beiden Wellenabschnitte (30, 32) an den zweiten Dampfzustand durch Wärmevorbehandlung
angepasst sind.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1, 3, 4, 5 und 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Wärmenachbehandlung auch den zweiten Wellenabschnitt (32) umfasst.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Wärmenachbehandlung auch einen Teil des zweiten Wellenabschnitts,
der sich insbesondere über einen vorderen Abschnitt (18a) eines Niederdruckturbinenbereichs
(18) der Turbinenwelle (10) erstreckt,
umfasst.
9. Verfahren nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Temperatur TWB der Wärmenachbehandlung kleiner ist als eine Umwandlungstemperatur AC1,B, oberhalb der im Material des zweiten Wellenabschnitts (32) eine Umwandlung von einer
kubisch-raumzentrierten Kristallstruktur in eine kubisch-flächenzentrierte Kristallstruktur
stattfindet.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Verschweißen lediglich einen Schweißvorgang umfasst.
11. Verfahren nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der erste Wellenabschnitt (30) einen Hochdruck-, einen Mitteldruck- (16) und/oder
einen vorderen Abschnitt (18a) eines Niederdruckturbinenbereichs (18) umfasst und
der zweite Wellenabschnitt (32) einen Niederdruckturbinenbereich (18), insbesondere
einen Endabschnitt (18b) des Niederdruckturbinenbereichs (18) umfasst.
12. Verfahren nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der erste Wellenabschnitt (30) 1CrMoNiV-, 2CrMoNiWV-, 10-12%CrMoV- und/oder 8-11%CrMoCoB-Stahl
aufweist und
der zweite Wellenabschnitt (32) 2-3,5NiCr-Stahl, insbesondere 2-3,5NiCrMoV-Stahl aufweist.
13. Verfahren nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
beim Verschweißen der beiden Wellenabschnitte (30, 32) 2% Ni-Charge und/oder 2,25CrMoV
als Schweißzusatzwerkstoffe verwendet werden.