[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Aufwickeln einer Materialbahn, insbesondere
einer Papier- oder Kartonbahn, auf mindestens eine Wickelhülse zu mindestens einer
Wickelrolle mittels mindestens einer Walze, auf der die Wickelrolle beim Aufwickeln
auf- oder anliegt.
[0002] Materialbahnen müssen, bevor sie versandt werden können, auf Versand- oder Fertigrollen
aufgewickelt werden. Als Rollenkerne werden hierfür üblicherweise Wickelhülsen verwendet,
die vorzugsweise aus Pappe bestehen. Die Fertigrollen werden dadurch erzeugt, dass
so genannte Mutter- oder Tambourrollen, die am Ausgang einer Papiermaschine oder nach
der Satinage erzeugt werden, abgewickelt, in Längsrichtung geschnitten und dann jeweils
auf Wickelhülsen aufgewickelt werden. Diese Wickelhülsen liegen entweder auf einer
Stützwalze einer Stützwalzen-Wickelmaschine auf oder seitlich an dieser an, oder die
Wickelhülsen liegen in einem von zwei Tragrollen einer Doppeltragwalzen-Wickelmaschine
gebildeten Wickelbett.
[0003] Im Fall einer Doppeltragwalzen-Wickelmaschine, wie sie beispielsweise aus der
DE 200 13 319 U1 oder der
EP 0 792 245 B1 bekannt ist, ist mindestens eine der beiden Tragwalzen angetrieben. Auf diese Weise
liegen entsprechend der Anzahl der aus der ursprünglichen Materialbahn durch Längsschnitte
erzeugten einzelnen Materialbahnen mehrere Wickelhülsen nebeneinander in dem Wickelbett.
Es ist jedoch auch möglich, lediglich eine einzige Wickelrolle in einer Doppeltragwalzen-Wickelmaschine
zu wickeln.
[0004] In der
EP 0 829 438 B1 wird eine Stützwalzen-Wickelmaschine beschrieben. In diesem Fall wird eine Materialbahn,
auf eine Stützrolle gestützt, auf eine Wickelhülse aufgewickelt, während sie durch
einen Spalt tritt, der zwischen der Stützrolle und der zu erzeugenden Wickelrolle
ausgebildet ist, wobei die Wickelrolle zusätzlich durch eine weitere, zwei kleine
Rollen umfassende Vorrichtung gestützt wird. In einer Stützwalzen-Wickelmaschine kann
ebenfalls entweder nur eine einzige Wickelrolle gewickelt werden oder eine Mehrzahl
von Wickelrollen, die jeweils in Wickelstationen durch einzelne Spannvorrichtungen
gehalten werden, wobei die Spannvorrichtungen die Wickelrollen im Wechsel zu beiden
Seiten von einer durch den Mittelpunkt der Stützrolle hindurch laufenden senkrechten
Achse halten, wobei die Verbindungslinien zwischen den Mittelpunkten der Wickelrollen
und der Stützrolle jeweils nach beiden Seiten von der Senkrechten unter einem spitzen
Winkel geneigt sind oder mit der Senkrechten einen rechten Winkel bilden. Hierbei
können die Spannköpfe und die Wickelhülsen in den Wickelstationen auch verschiedene
Durchmesser aufweisen.
[0005] Beim Wickeln von Rollen entsteht das Problem, das die Materialbahn nach dem Erreichen
des vollen Umfangs einer Wickelrolle getrennt werden muss. Ein dabei entstehender
neuer Anfang der Wickelbahn muss haftend mit einer neuen Wickelhülse verbunden werden.
[0006] Nach dem Stand der Technik ist es bekannt, eine Materialbahn relativ senkrecht zur
Laufrichtung der Materialbahn zu trennen und durch mehrere, in Bahnlaufrichtung an
ihr aufgeklebte Klebestreifen mit der Wickelhülse zu verbinden.
[0007] Es ist die Aufgabe der Erfindung, eine einfachere Möglichkeit zur Verbindung der
Materialbahn mit der Wickelhülse zu schaffen.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einem Verfahren der eingangs genannten Art
dadurch gelöst, dass die Materialbahn beim Wechsel von einer vollen, auf die mindestens
eine Wickelhülse aufgewickelten Wickelrolle zu mindestens einer leeren Wickelhülse
mit einer, bezogen auf die Bahnlaufrichtung, diagonal verlaufenden Leimspur versehen
wird, dass die Materialbahn durch die Leimspur an die mindestens eine leere Wickelhülse
angewickelt wird und dabei gleichzeitig in Bahnlaufrichtung vor der Leimspur abreißt.
[0009] Dadurch, dass die Materialbahn bei der (wenigstens im wesentlichen) diagonalen Leimverbindung
zwischen der Bahn und der leeren Wickelhülse automatisch in Bahnlaufrichtung vor der
Klebstelle abreißt, wird gewährleistet, dass die Bahn stets reißt, ohne dass eine
gesonderte Trenn- oder Schneidvorrichtung, wie beim Stand der Technik erforderlich,
eingesetzt werden muss. Außerdem lässt sich die Anfangsbeleimung mit nur einer einzigen
Leimdüse realisieren, die über eine Traverse quer zur Bahnlaufrichtung bewegt wird,
während die Bahn läuft, so dass ein diagonaler Leimauftrag entsteht.
[0010] Jedoch lässt sich in einer vorteilhaften Weiterbildung des Verfahrens vorsehen, dass
die Materialbahn in Bahnlaufrichtung vor der Leimspur perforiert wird. Dadurch wird
ein präzises Abreißen oder Einreißen der Bahn unmittelbar vor dem diagonalen Leimstreifen
unterstützt, wenn die Bahn durch den Leimstreifen mit der leeren Wickelhülse verbunden
wird.
[0011] Es versteht sich, dass das Abreißen der Materialbahn in der Nähe der mindestens einen
Wickelrolle, auf die sie gerade aufgewickelt wird, durch Saug- oder Druckluft unterstützt
werden kann; Entsprechendes gilt auch für das Ankleben an die mindestens eine Wickelhülse.
Zum Einsatz dieses Prinzips wird beispielsweise auf die
EP 0 553 232 B1 verwiesen, aus der eine Wickelwalze bekannt ist, die zur Erzeugung eines Unterdrucks
mit einer Saugpumpe verbunden ist.
[0012] Die Erfindung bezieht sich auch auf eine Wickelmaschine zum Aufwickeln einer Materialbahn,
insbesondere einer Papier- oder Kartonbahn, auf mindestens eine Wickelhülse zu mindestens
einer Wickelrolle mittels mindestens einer Walze, auf der die Wickelrolle beim Aufwickeln
auf- oder anliegt.
[0013] Erfindungsgemäß ist die Wickelmaschine dadurch gekennzeichnet, dass die Wickelmaschine
wenigstens eine einzige Leimdüse zum Auftrag von Leim auf die sich bewegende Materialbahn
aufweist, wobei durch die Leimdüse zur Einleitung des Wechsels von einer vollen Wickelrolle
auf mindestens eine leere Wickelhülse Leim auf die Materialbahn quer zu ihrer Laufrichtung
auftragbar ist.
[0014] Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen, der Beschreibung
und der Zeichnung.
[0015] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Leimdüse
im Wesentlichen über die gesamte Breite der Materialbahn verschwenkbar angeordnet
ist und dass während der Schwenkbewegung der Leimdüse Leim quer zur Laufrichtung der
Materialbahn auf die diese auftragbar ist.
[0016] Zusätzlich lässt sich mit Vorteil ein Perforiermittel einsetzen, durch das die Materialbahn
im Wesentlichen über ihre gesamte Breite perforierbar ist. Dadurch lässt sich eine
präzise Trennung der Materialbahn erreichen; jedoch lässt sich die Erfindung auch
ohne den Einsatz eines derartigen Perforationsmittels realisieren.
[0017] Als Perforiermittel lassen sich verschiedene Vorrichtungen vorsehen, beispielsweise
ein Laser, ein Wasserstrahl oder eine Perforationswalze. Eine Perforationswalze ist
in ihrer Funktionsweise prinzipiell aus der
DE 36 11 895 C2 bekannt. Zur Offenbarung einer derartigen Perforationswalze wird daher auf dieses
Patent verwiesen. Erfindungsgemäß wird diese bahnbreite Perforationswalze derart angepasst,
dass sie einen auf ihrer Mantelfläche diagonal aufgebrachten Kamm aufweist, der, wenn
er gegen die Materialbahn gedrückt wird, in diese eine Perforation einbringt. Die
Perforationswalze wird daher, während sie sich gleichzeitig dreht, unmittelbar vor
dem Aufbringen der Leimspur gegen die Materialbahn gedrückt und erzeugt dadurch eine
diagonale Perforation in der Materialbahn.
[0018] Insbesondere ist es von Vorteil, wenn die Wickelmaschine mindestens eine Leimdüse
umfasst, die auf einer Traverse angebracht und auf dieser im wesentlichen über die
gesamte Breite der Materialbahn verfahrbar ist, so dass, während sich die Bahn in
Längsrichtung bewegt, auf dieser eine diagonalförmige Leimspur aufgebracht wird. Bereits
mit einer einzigen Leimdüse lässt sich die Erfindung ausführen.
[0019] In einer vorteilhaften alternativen Ausgestaltung lässt sich eine ortsfest in der
Nähe der Materialbahn angebrachte Leimdüse im Wesentlichen über die gesamte Breite
der Materialbahn verschwenken, so dass während des Laufs der Materialbahn ein diagonaler
Auftrag des Leims auf ihr entsteht.
[0020] Zusätzlich kann die Wickelmaschine mit einem Perforiermittel versehen sein, durch
das sich die Materialbahn im Wesentlichen über ihre gesamte Breite perforieren lässt.
[0021] Das Perforiermittel lässt sich in vorteilhafter Weise alternativ als Laser, als Wasserstrahl
oder als Perforationswalze ausgestalten.
[0022] Die Erfindung kommt beispielsweise zum Einsatz in einer von einer Doppeltragwalzen-Wickelmaschine
gebildeten Wickelvorrichtung, die zwei Tragwalzen aufweist, von denen mindestens eine
angetrieben ist. Die Tragwalzen bilden ein Walzenbett, in dem mehrere nebeneinander
liegende Wickelrollen während des Aufwickelns auf den Tragwalzen aufliegen. Von einer
Längsschneideinrichtung wird eine Materialbahn, insbesondere eine Papier- oder Kartonbahn,
vor dem Aufwickeln in mehrere Einzelbahnen geschnitten, die anschließend durch den
Spalt zwischen den Tragwalzen oder seitlich um den Mantel einer der beiden Tragwalzen
herum in das Walzenbett geführt werden, wo sie auf fluchtend aufgereihte Wickelhülsen
aufgewickelt werden. Wenn die Hülsen voll bewickelt sind, d. h., wenn diese eine bestimmte,
festgelegte Wickelposition erreicht haben, wird beispielsweise durch eine Schwenkvorrichtung,
eine entsprechende Anzahl neuer unbewickelter und fluchtend hintereinander angeordneter
Wickelhülsen in der Nähe der Materialbahn gebracht, d. h. in eine Anwickelposition,
um diese mit den Wickelhülsen zu verbinden, so dass die Wickelhülsen in das Wickelbett
eingelegt werden können, wenn die vollen Wickelhülsen durch dieselbe Schwenkvorrichtung
oder eine andere Schwenkvorrichtung aus ihrem Wickelbett herausgehoben sind. Dabei
müssen sich die Wickelhülsen und die fertigen Wickelrollen nicht notwendigerweise
in einer Reihe befinden.
[0023] Nachstehend wird die Erfindung in einem Ausführungsbeispiel anhand der einzigen Figur
näher beschrieben. Diese zeigt eine Draufsicht auf eine Materialbahn im Bereich einer
Wickelvorrichtung mit einem beispielsweise in einem Tragbett liegenden Satz nebeneinander
angeordneter Wickelrollen 1, 2, 3, die bereits (nahezu) vollständig mit nebeneinander
laufenden Streifen 4, 5, 6 einer Materialbahn 7 bewickelt sind.
[0024] Zur Einleitung eines Wechsels auf neue Wickelhülsen oder -kerne 8, 9, 10 werden diese
(durch eine hier nicht dargestellte) Vorrichtung in die Nähe der bereits vollen Wickelrollen
1, 2 und 3 und in die Nähe der auf die Wickelrollen 1, 2, 3 aufzuwickelnden Streifen
4, 5, 6 gebracht.
[0025] Nachdem auf die Streifen 4, 5, 6 eine Leimspur 11 aufgebracht ist, die sich diagonal
über die gesamte Breite der Materialbahn 7 erstreckt, werden die Streifen 4, 5, 6
mit den Wickelkernen oder -hülsen 8, 9, 10 in Kontakt gebracht, so dass die Streifen
an den Wickelhülsen 8, 9, 10 anhaften und gleichzeitig die Streifen 4, 5, 6 diagonal
vor der Leimspur 11 reißen, so dass ein neuer Anfang 12 der Materialbahn 7 entsteht,
der nun zunächst spiralförmig auf die Wickelhülsen 8, 9, 10 aufgewickelt wird, bis
alle Streifen 4, 5, 6 über die gesamte Breite der Materialbahn 7 auf die neuen Wickelhülsen
8, 9, 10 aufgewickelt werden. Anschließend oder gleichzeitig mit diesem Vorgang werden
die neuen Wickelkerne durch dieselbe oder eine andere Vorrichtung in die Position
gebracht, in der bisher die vollen Wickelrollen 1, 2, 3 angeordnet waren. Der Abreißvorgang
der Materialbahn 7 lässt sich dadurch unterstützen, dass die Materialbahn 7 in Bahnlaufrichtung
vor der Leimspur 11 mit einer Perforation versehen wird.
[0026] Anstelle des Einsatzes einer Doppeltragwalzen-Wickelmaschine kann die Erfindung auch
bei einer Wickelmaschine zum Einsatz kommen, die nach dem Stützwalzen-Prinzip arbeitet.
[0027] Das Anwickeln eines neuen Sets von Wickelhülsen kann gemäß der Erfindung bei voller
Geschwindigkeit erfolgen. Es kann jedoch auch, je nach Art der Materialbahn, bei verringerter
Geschwindigkeit durchgeführt werden.
Bezugszeichenliste
[0028]
- 1
- Tragwalze
- 2
- Tragwalze
- 3
- Tragwalze
- 4
- Streifen
- 5
- Streifen
- 6
- Streifen
- 7
- Materialbahn
- 8
- Wickelhülse
- 9
- Wickelhülse
- 10
- Wickelhülse
- 11
- Leimspur
- 12
- Anfang
1. Verfahren zum Aufwickeln einer Materialbahn (7), insbesondere einer Papier- oder Kartonbahn,
auf mindestens eine Wickelhülse (8, 9, 10) zu mindestens einer Wickelrolle (1, 2,
3) mittels mindestens einer Walze, auf der die Wickelrolle (1, 2, 3) beim Aufwickeln
auf- oder anliegt,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Materialbahn (7) beim Wechsel von einer vollen, auf die mindestens eine Wickelhülse
(8, 9, 10) aufgewickelten Wickelrolle zu mindestens einer leeren Wickelhülse (8, 9,
10) mit einer, bezogen auf die Bahnlaufrichtung, diagonal verlaufenden Leimspur versehen
wird, dass die Materialbahn (7) durch die Leimspur an die mindestens eine leere Wickelhülse
(8, 9, 10) angewickelt wird und dabei gleichzeitig in Bahnlaufrichtung vor der Leimspur
abreißt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Materialbahn (7) in Bahnlaufrichtung vor der Leimspur perforiert wird.
3. Wickelmaschine zum Aufwickeln einer Materialbahn (7), insbesondere einer Papier- oder
Kartonbahn, auf mindestens eine Wickelhülse (8, 9, 10) zu mindestens einer Wickelrolle
(1, 2, 3) mittels mindestens einer Walze, auf der die Wickelrolle (1, 2, 3) beim Aufwickeln
auf- oder anliegt,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Wickelmaschine wenigstens eine einzige Leimdüse zum Auftrag von Leim auf die
sich bewegende Materialbahn aufweist, wobei durch die Leimdüse zur Einleitung des
Wechsels von einer vollen Wickelrolle (1, 2, 3) auf mindestens eine leere Wickelhülse
(8, 9, 10) Leim auf die Materialbahn (7) quer zu ihrer Laufrichtung auftragbar ist.
4. Wickelmaschine nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Leimdüse auf einer Traverse angebracht und auf dieser im Wesentlichen über die
gesamte Breite der Materialbahn (7) verfahrbar ist.
5. Wickelmaschine nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Leimdüse (7) im Wesentlichen über die gesamte Breite der Materialbahn (7) verschwenkbar
angeordnet ist und dass während der Schwenkbewegung der Leimdüse Leim quer zur Laufrichtung
der Materialbahn (7) auf die diese auftragbar ist.
6. Wickelmaschine nach einem der Ansprüche 3 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Wickelmaschine ein Perforiermittel aufweist, durch das die Materialbahn im Wesentlichen
über ihre gesamte Breite perforierbar ist.
7. Wickelmaschine nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Perforiermittel ein Laser, ein Wasserstrahl oder eine Perforationswalze ist.