[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Vakuumpumpe, welche einen
Rotor und einen von diesem durch einen Spalt getrennten Stator aufweist, wobei durch
Zusammenwirken von Rotor und Stator ein Pumpeffekt erzielt wird und der Spalt durch
Oberflächen auf Rotor und Stator begrenzt ist.
[0002] Vakuumpumpen weisen in der Regel rotierende Bauteile (Rotor) und stehende Bauteile
(Stator) auf, zwischen denen ein Spalt besteht. Insbesondere bei trockenen Vakuumpumpen,
d.h. solchen, in denen kein Schmiermittel zum Abdichten von Spalten und Schmieren
von aufeinander gleitenden Flächen eingesetzt wird, ist dieser Spalt von großer Bedeutung
für die vakuumtechnischen Daten der Vakuumpumpe. Allgemein gesprochen bestimmt dieser
Spalt die der Pumpfunktion entgegen wirkende Rückströmung. Zu den betroffenen Vakuumpumpen
zählen beispielsweise Wälzkolbenpumpen, Schraubenpumpen und Klauenpumpen.
[0003] Der vorgenannte Spalt wird im Stand der Technik durch eine aufwändige Fertigung so
klein wie möglich gehalten. Zunächst werden die Bauteile der Vakuumpumpe so präzise
wie möglich gefertigt. Dies stellt bereits einen erheblichen Aufwand dar, der letzlich
in der teueren Bearbeitung in hochpräzisen Maschinen liegt. Anschließend werden die
Bauteile exakt zueinander ausgerichtet, meist in manueller Feinarbeit. Dies ist zeitauwändig
und damit ebenfalls teuer. Zusammengenommen werden durch diese Maßnahmen auf teuere
Art und Weise gute Spaltgenauigkeiten erreicht. Allerdings sind diesen noch immer
durch die Bearbeitung und Montage Grenzen gesetzt. Außerdem sind die Bauteile nicht
aufeinander abgestimmt, so dass die Spaltmaße letztlich nur mit einer begrenzten Größe
herstellbar sind.
[0004] Aufgabe ist es daher, ein Verfahren vorzustellen, welches es auf kostengünstigere
Art erlaubt, hochgenaue Spalte einzustellen. Das Verfahren soll weiterhin ermöglichen,
kleinere Spalte als im Stand der Technik zu realisieren, so daß letztlich die Leistungsdaten
der Vakuumpumpe zu verbessern.
[0005] Gelöst wird dieser Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des ersten Anspruches.
[0006] Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird erreicht, dass die letzte mechanische Bearbeitung
der Bauteile, die die Einstellung der Spalte bewirkt, in der Vakuumpumpe selbst stattfindet.
Dadurch ergibt sich eine exakte Paarung der Bauteile wie sie über die Herstellungstechniken
im Stand der Technik nicht erreicht werden kann. Da die Größe der Spalte nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren auf der wärmebedingten Längenausdehnung der Bauteile beruht,
ist eine hochpräzise Einstellung der Spalte möglich, die ebenfalls deutlich über dem
Stand der Technik liegt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Vakuumpumpe, die für das
Verfahren geeignet ist, einen sicheren Schutz vor Anlaufen der Rotoren bei Übertemperatur
besitzt.
[0007] Die Merkmale der Ansprüche 2 bis 6 stellen vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung
dar. So wird die Genauigkeit der Spalte durch die Maßnahme von Anspruch 2 erhöht,
während Anspruch 3 eine besonders effektive Variante der schneidenden und schleifenden
Mittel darstellt. Eine Mikrorändelung entsteht, in dem das bereits vorhandene Matrial
von Rotor oder Stator bearbeitet wird, es muss also kein zusätzliches Material - beispielsweise
eine Beschichtung - aufgebracht werden. Die Maßnahme nach Anspruch 4 erlaubt es, die
Wirkung der schneidenden und schleifenden Mittel zu optimieren. Da das Verfahren auf
der wärmebedingten Ausdehnung der Bauteile beruht, spielt der Ausdehnungskoeffizient
eine wichtige Rolle. Die Ausführungsform nach Anspruch 5 erlaubt daher, die Effizienz
des Verfahrens zu steigern. Schließlich gibt die Ausführungsform nach Anspruch 6 eine
besonders günstige Art der Temperaturmessung an, mit der eine hochgenaue Einstellung
der Temperatur und damit der Spalte realisiert werden kann.
[0008] Mit Hilfe der Abbildung soll die Erfindung an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert
und die Vorteile derselben vertieft werden. Die Abbildungen zeigen:
- Fig. 1:
- Achsparalleler Schnitt durch eine zweiwellige Vakuumpumpe.
- Fig. 2:
- Stirnschnitt durch eine zweiwellige Vakuumpumpe.
- Fig. 3:
- Verlauf der Temperatur der Vakuumpumpe.
[0009] Die erste Abbildung zeigt eine zweiwellige Vakuumpumpe im Schnitt eine zu den Achsen
parallele Ebene. In einem Gehäuse 1 sind zwei Rotoren 2 und 3 angeordnet, welche je
eine Welle 4 und 5 besitzen. Die Wellen werden jeweils gelagert durch Lagermittel
6, beispielsweise Kugellager. Ein Antrieb 7 versetzt einen der Rotoren in Drehung,
wobei der zweite Rotor über ein Synchrongetriebe 8 ebenfalls in Drehung versetzt wird.
Zwischen den Rotoren und dem Gehäuse existieren stirnseitige Spalte 9 und Längsspalte
10. Auf den Oberfläche der Rotoren sind schneidende oder schleifende Mittel 15 vorgesehen,
in der Abbildung als gepunktete Bereiche gekennzeichnet. Die in dieser Abbildung gezeigten
Mittel sind so angeordnet, dass sie während einer Drehung die kompletten Längsspalte
10 überstreichen.
[0010] Die zweite Abbildung zeigt einen Stirnschnitt A-A durch dieselbe Vakuumpumpe, in
der zusätzlich der Ansaugflansch 11 und der Ausstossflansch 12 gezeigt sind. Weiterhin
ist ein Spalt 13 dargestellt, welcher zwischen den Rotoren vorliegt. Um das erfindungsgemäße
Verfahren einsetzen zu können, sind schneidende oder schleifende Mittel 15 und 16
angebracht. Hier sind die Mittel 16 an der Stirnseite vorgesehen, während sich die
Mittel 15 auf dem Rotorenkopf befinden und sich in achsparalleler Richtung entlang
der Rotors ausdehnen. Die Mittel an der Stirnseite sind als gepunktete Streifen gezeigt,
d.h. es ist keine vollflächige Anordnung. Hier wird ausgenutzt, dass die Mittel während
einer Umdrehung des Rotors die gesamte den durch die stirnseitige Oberfläche begrenzenten
Spalt bearbeiten. Es ist außerdem möglich, diese Mittel statt auf dem Rotor auf dem
Stator anzuordnen. Im allgemeinen wird man für diese Mittel von einer Art von Beschichtung
ausgehen, die eine schleifende oder schneidende Wirkung besitzt. Es ist auch möglich
Schneiden vorzusehen, wie sie aus der Werkzeugtechnik bekannt sind.
[0011] Zur Kontrolle der Temperatur der Rotoren ist ein Infrarotmessgerät 20 gezeigt, welches
die von den Rotoren abgestrahlte Wärme misst. Prinzipiell kann die Temperaturmessung
auch über am Gehäuse angebrachte Messfühler erfolgen.
[0012] Abbildung 3 zeigt den Temperaturverlauf, wie er für das Verfahren wichtig ist. Dieser
Temperaturverlauf, gezeigt ist hier die Temperatur T über der Zeit t, wird von dem
Infrarotmessgerät 20 gemessen. Dabei wird zunächst davon ausgegangen, dass es eine
Normaltemperatur T
N gibt, bei der die Vakuumpumpe betrieben wird. Bei der Festlegung dieser Normaltemperatur
ist zu beachten, auf welche Weise die Temperaturmessung erfolgt, da die Temperatur
innerhalb der Pumpe nicht an jeder Stelle gleich sein muss. Die Normaltemperatur stellt
die Grenze zwischen Normaltemperaturbereich I und Übertemperaturbereich II dar. Der
Übertemperaturbereich ist insbesondere jener, welcher im normalen Betrieb der Vakuumpumpe
nicht erreicht wird. Im ersten Schritt des erfindungsgemäßen Betriebsverfahrens wird
wenigstens ein Teil der Oberflächen von Rotor und Stator der Vakuumpumpe mit schneidenden
und schleifenden Mitteln 15, 16 versehen. Als nächstes wird die Pumpe betrieben, d.h.
die Rotoren in Drehung versetzt. Hierbei erwärmt sich die Vakuumpumpe. Nun wird erfindungsgemäß
als nächstes die Vakuumpumpe auf eine Temperatur erwärmt, die oberhalb der Normaltemperatur
liegt, also im Übertemperaturbereich liegt. Die kann beispielsweise durch zuführen
von sehr hohen Gaslasten geschehen. Es ist auch möglich, eine hohe Konzentration von
Gasen mit sehr schlechter Wärmeleitung durch die Vakuumpumpe zu schicken.
[0013] Dadurch kann weniger Wärme von den Rotoren über das gepumpte Gas abgeleitet werden
und diese erhitzen sich. Als Folge von der Erwärmung in den Übertemperaturbereich
dehnen sich die Rotoren auf ein Maß aus, welches jenseits der Abmessungen im Normaltemperaturbereich
liegt. Als nächstes wird die Vakuumpumpe in diesem Übertemperaturbereich für ein gewisses
Zeitintervall Δt betrieben. In diesem Zeitintervall schrumpfen aufgrund der Ausdehnung
der Rotoren die Spalte, bis schließlich die Oberflächen von Rotor und Stator in Kontakt
kommen. Dieser Kontakt besteht zwischen den Rotoren untereinander und zwischen Rotor
und Stator. Durch die erfindungsgemäß vorgesehenen schneidenden oder schleifenden
Mittel wird Material an den den Mitteln gegenüberliegenden Oberflächen für eine Zeit
t
S abgetragen. Je höher die temperaturbedingte Ausdehnung ist, desto höher ist der Materialabtrag.
Der Materialabtrag bestimmt das Maß der Spalte, die im Normaltemperaturbereich vorliegen.
Bei hohem Materialabtrag werden weite Spalte erzeugt, bei geringem Materialabtrag
sind die Spalte enger, es wird in erster Linie eine erstklassige Paarung der Bauteile
bewirkt. Über die Kontrolle der Temperatur kann der Materialbatrag und damit das Maß
der Spalte exakt eingestellt werden. Der Verlauf der Temperatur im Zeitintervall Δt
ist nur qualitativ gezeigt. Je nach Materialpaarung kann ein schnellerer oder langsamerer
Anstieg der Temperatur sinnvoll sein. Ein zu schneller Anstieg kann eine zu hohe Belastung
für die schneidenden oder schleifenden Mittel bedeuten.
[0014] In einer vorteilhaften Ausführungsform sind die schleifenden oder schneidenden Mittel
als Mikrorändelung vorgesehen. Dies heißt, dass die Oberfläche beispielsweise des
Rotors fein strukturiert wird, in dem eine feilenähnlich Struktur eingeprägt wird.
Dies ist vorteilhaft, da ausschließlich das bereits vorhandene Material genutzt wird
und die Mikrorändelung eine sehr hohe Beständigkeit für den Dauerbetrieb aufweist.
Dadurch ist auch die Sicherheitsfunktion auf Dauer gewährleistet.
[0015] In weiteren Ausführungsformen werden die Materialien für Rotor und Stator so gewählt,
dass sie unterschiedliche Härte und/oder unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten
aufweisen. Die erste Maßnahme verbessert den Materialabtrag. Aus der Geometrie von
Rotor und Stator ergeben sich Relativgeschwindigkeiten der Oberflächen zueinander,
die beim maximalen Abtrag eine Rolle spielen. Durch eine zu den Relativgeschwindigkeiten
passende Materialpaarung kann Spielraum beim Gestalten der Geometrie gewonnen werden.
Die zweite Maßnahme bewirkt eine unterschiedlich starke Ausdehnung von Rotor und Stator.
Daher kann über eine Wahl der Ausdehungskoeffizienten das Schrumpfen der Spalte in
Abhängigkeit von der Temperatur beschleunigt oder verlangsamt werden. Hierdurch wird
der Spielraum beim Einstellen der Spalte erhöht.
1. Verfahren zum Betrieb einer Vakuumpumpe, welche einen Rotor (2, 3) und einen von diesem
durch einen Spalt (9, 10) getrennten Stator aufweist, wobei durch Zusammenwirken von
Rotor und Stator ein Pumpeffekt erzielt wird und der Spalt durch Oberflächen von Rotor
und Stator begrenzt ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
- wenigstens ein Teil der Oberflächen mit schneidenden oder schleifenden Mitteln (15,
16) versehen werden,
- die Vakuumpumpe auf eine Temperatur in einem Bereich oberhalb der Normaltemperatur
gebracht wird, und
- die Vakuumpumpe innerhalb eines Zeitintervalls in diesem Übertemperaturbereich betrieben
wird, so dass die Oberflächen in Berührung gelangen und dort Material abgetragen wird,
um den Spalt (9, 10) auf eine gewünschte Größe zu bringen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine der Oberflächen derart mit schneidenden oder schleifenden Mitteln
(15, 16) versehen ist, dass während einer Umdrehung des Rotors die gesamten Oberflächen
bearbeitet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine der Oberflächen mit einer Mikrorändelung versehen ist, welche eine
Material abtragende Wirkung hat.
4. Verfahren nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Rotor (2, 3) und Stator aus Materialien mit unterschiedlicher Härte hergestellt sind.
5. Verfahren nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Rotor (2, 3) und Stator aus Materialien mit unterschiedlichem Ausdehnungskoeffizienten
hergestellt sind.
6. Verfahren nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperatur des Rotors (2, 3) durch Messung seiner Infrarotstrahlung bestimmt
wird.