[0001] Die Erfindung betrifft eine Schildschwanzdichtungspaste auf tonmineralisch-naturlicher
Grundlage, welche in verschiedenen Industriezweigen, insbesondere im Tunnelbau beim
Tunnelvortrieb Anwendung findet.
[0002] Beim Bau von unterirdischen Verkehrswegen, wie Tunnelbauten, ist es üblich, Schildmaschinen
einzusetzen, die mit einem Schneidrad ausgebildet sind, mit dem in das Gebirge eingedrungen
wird. Über entsprechende Abfördereinrichtungen werden das gelöste Gestein, Geröll,
Sande und Erdreich aus dem Arbeitsbereich der Schildmaschine abgefordert. In kontinuierlicher
Weise des Vortriebs der Schildmaschine werden im Schildschwanz Tübbingelemente als
temporäres Sicherungsmittel in den Tunnel eingebracht. Prozessbedingt verbleibt zwischen
dem Gebirge und den eingebrachten Tübbingelementen ein Freiraum, welcher mit Verpressmörtel
(Ringspaltmörtel) verfüllt werden muss. Damit der Verpressmörtel nicht am freien Ende
der Tübbinge austritt, sind in diesen Bereichen Schildschwanzdichtungen vorgesehen,
die sich am äußeren Umfang der Tübbingwand abstützen und Hohlkammern zwischen Schildschwanz
und Tübbing bilden.
[0003] Schildschwanzdichtungen für Schildvortriebsmaschinen sind allgemein bekannt.
So beschreibt die
DE 40 31 072 C2 eine Schildschwanzdichtung für Schildvortriebsmaschinen, welche aus mindestens zwei
Grundkörpern in Form von Schenkeln und aus einem elastomeren Werkstoff hergestellt,
besteht, die am Schildmantel austauschbar verankert sind. Diese verlaufen in Richtung
des ausgebauten Tunnels und sind gegenüber dem Schildmantel mit einem Neigungswinkel
a von 30 bis 60 °C ausgeführt, wobei die Schenkel jeweils eine Dichtlippe aufweisen,
die federnd gegen die Außenseite des Tunnelausbaus drückbar sind und zwischen den
Schenkeln des Grundkörpers raumfüllend ein druckstabilisierender Stoff in Form einer
pastösen Masse vorgesehen und der druckstabilisierende Stoff ein Bentonit ist
[0004] Neben der oben beschriebenen Ausbildung einer Schildsehwanzdichtung ist auch bekannt,
dass anstelle der Schenkel mehrfach hintereinander angeordnete Stahlbürstendichtungen
zum Einsatz kommen und die Bürstenzwischenräume mit Füllmassen in Form von Fetten,
dem so genannten Schildschwanzdichtungsfett ausgefüllt werden.
Diese Schildschwanzdichtungsfette basieren vorwiegend auf dem Rohstoff Mineralöl,
welcher ökologisch sehr problematisch ist, nicht im ausreichenden Maße zur Verfügung
steht, Preisschwankungen unterliegt und beim Verarbeiten auf der Tunnelbaustelle auch
mit dem Grundwasser der Baustelle in Berührung kommt.
[0005] Bekannt sind ferner Schildschwanzdichtungsfette, welche auf synthetisch hergestellten
Fetten und Ölen basieren, die wiederum den Rohstoff Mineralöl zur Grundlage haben
und die oben genannten Nachteile begründen.
So haften diesen Schildschwanzdichtungsfetten auf Mineralölbasis naturgemäß gravierende
Nachteile wie hohe Herstellungskosten und umweltgefährdende Eigenschaften an, da diese
nach dem Einbringen im Gebirge verbleiben und mit Gebirgswasser, Verpressmörtel, Bodenaushub
in Kontakt kommen und somit ins Grundwasser gelangen. Ferner bedarf es hoher Händlungs-
und Entsorgungskosten der leeren Gebinde und ferner sind Fette auf Mineralölbasis
brennbar.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Schildschwanzdichtungspaste anzugeben, mit
der eine verbesserte Druckabstufung und damit verbunden eine verbesserte Dichtwirkung
erzielbar ist.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0008] Die nach der Erfindung geschaffene Schildschwanzdichtungspaste ist ein Alternativprodukt
mit vergleichbaren Eigenschaften auf Basis und unter Verwendung von Schichtmineralien.
Bei der vorgestellten Lösung werden die positiven Eigenschaften von Schichtmineralien
wie absolute Umweltverträglichkeit und gute Schmier- und Dichtungseigenschaften genutzt.
Neben dem Einsatz von Schichtmineralien werden der Schildschwanzdichtungspaste Füllstoffe
sowie Zusätze zugegeben, welche positiv auf die Viskosität, die Pumpbarkeit, die guten
Haftungseigenschaften zu allen Oberflächen sowie auf die Resistenz gegen Wasser, Salzwasser
und gegen mechanische Kräfte der Schildschwanzdichtungspaste einwirken.
[0009] Gemäß der Erfindung wird als Schichtmineral ein Bentonit verwendet, welches unter
Berücksichtigung bestimmter Gewichtsprozentanteile mit Wasser, Füllstoffen in Form
von Fasern und Compounds, gemischt wird und nach dem Mischvorgang ein Endprodukt in
Form einer sofort verwendbaren Schildschwanzdichtungspaste zur Verfügung steht, welches
auf der Basis von Naturstoffen hergestellt ist und das in der Schildschwanzdichtungspaste
eingesetzte Bentonit so mit Wasser aufgeschlossen ist, dass das Bentonit und somit
die fertige Schildschwanzdichtungspaste nicht mehr nachquellt, was sich positiv auf
das Einbringen und die Abdichtung der Zwischenräume zwischen den Schildschwanzdichtungen
auswirkt. Dies auch damit begründet, dass das Bentonit im gequollenen Zustand eine
hohe Gelfestigkeit besitzt, welche über längere Zeiträume beibehalten wird und so
die guten Gleit- und Dichteigenschaften der erfindungsgemäßen Schildschwanzdichtungspaste
erhalten und begründen.
Die erfindungsgemäße Schildschwanzdichtungspaste ist insbesondere gekennzeichnet durch
eine Mineral-Faser-Matrix, diese ist ausschließend wasserbasierend und die Mineral-Faser-Matrix
besteht aus naturnahen Stoffen, besitzt Strukturviskoseeigenschaften, die die Grundlage
bilden für eine zuverlässige Dichtwirkung und eine gute Pumpfähigkeit der geschaffenen
Schildschwanzdichtungspaste.
Gegenüber vergleichbaren ölbasierenden Produkten liegt die spezifische Dichte bei
nur 1,05 kg/dm
3, wodurch sich ein weiterer Vorteil hinsichtlich der Verbrauchsreduzierung gegenüber
bekannten Produkten ergibt.
[0010] Die bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Schüdschwanzdichunigpaste zum Einsatz
kommenden Füllstoffe in Form von Fasern sind Fasern natürlicher Faserprodukte, so
Fasern natürlicher Zellulose.
[0011] Die zum Einsatz kommenden Compounds beinhalten Stabilisatoren, die die Mineral-Faser-Matrix
stutzen und somit das Herauslösen des Bentonits aus der Matrix unter starken Wasserdrücken
und/oder hohen mechanischen Beanspruchungen verhindern. Ferner können in den Compounds
auch Gefrieschutzmittel eingesetzt werden, dies in alternativer Anwendung und unter
Beachtung der Gegebenheiten vor Ort beim Tunnelausbau.
Erfinderisch ist ferner, dass bevorzugterweise der Schildschwanzdichtungspaste ein
pflanzliches Öl zugegeben wird, insbesondere dann, wenn der Schildvortrieb in einem
wasserreichen Erdbereich erfolgen muss.
[0012] Eine Schildschwanzdichtungspaste nach der vorliegenden Erfindung besteht aus einem
Schichtmineral, einem Bentonit, Wasser, Füllstoffen, Compounds und pflanzlichen Ölen,
wobei Bentonit im Bereich von 5 bis 22 Gewichtsprozenten, Wasser im Bereich von 50
bis 80 Gewichtsprozenten, pflanzliche Öle im Bereich von 0 bis 10 Gewichtsprozenten,
natürliche Fasern im Bereich von 5 bis 48 Gewichtsprozenten und Compounds im Bereich
von 0 bis 18 Gewichtsprozenten zum Einsatz kommen.
Es gehört auch zur Erfindung, dass neben Bentonit auch andere Schichtmineralien einsetzbar
sind, so beispielsweise Schichtroineralien auf Basis tonmineralisch-natürlicher Strukturen.
[0013] Unter Anwendung der vorliegenden Erfindung ist es möglich, eine Schildschwanzdichtungspaste
herzustellen, welche absolut umweltverträglich ist, welche in die Wassergefährdungsklasse
- nicht wassergefährdend - einzuordnen ist, da die zum Einsatz kommenden Rohstoffe
nahezu natürlichen Ursprungs sind und diese Schüdschwanzdichtungspaste ein thixotropes
Verhalten aufweist, welches sich insbesondere auf die Pumpfähigkeit und Dichtfunktion
der geschaffenen Paste auswirkt.
[0014] Die erfindungsgemäße Schildsehwanzdichtungspaste enthält keine toxischen Additive,
ist nicht giftig und brennbar und beinhaltet keine flüchtigen oder mineralölhaltigen
Stoffe. Durch den Einsatz von Fasern und Compounds wird sichergestellt, dass eine
Mineral-Faser-Matrix aufgebaut und geschaffen wird, welche bei ihrem Einsatz, herausgebildet
als Schildschwanzdichtungspaste, das Schichtmineral, das Bentonit nicht aus der Paste
ausgespült und/oder gedrückt wird und durch die Bestandteile der Schildschwanzdichtungsmasse
diese eine geringere Dichte gegenüber bekannten Produkten aufweist, was sowohl positiv
beim Händling, bei der Herstellung und beim Verbrauch wirkt, aber auch bei der Verarbeitung
unmittelbar vor Ort.
In einer bevorzugten Ausführung werden zur Herausbildung einer erfindungsgetnaßen
Schildschwanzdichtungspaste Compounds in Form von CMC (Carboxy-Merhyl-Cellulose) verwendet.
[0015] Eine nach der Erfindung hergestellte Schildschwanzdichtrmgspaste besteht beispielsweise
aus
- Bentonit: 5 Gewichtsprozenten,
- Fasern: 5 Gewichtsprozenten,
- Wasser: 80 Gewichtsprozenten,
- pflanzlichen Ölen: 10 Gewichtsprozenten,
- Compounds: 0 Gewichtsprozenten.
[0016] Alle Produktbestandteile werden in einem Nüschungsprozess verarbeitet, und im Ergebnis
steht eine Schildschwanzdichtungspaste zur Verfügung steht, welche unmittelbar eingesetzt
werden kann.
[0017] Untersuchungen und Versuche haben die oben beschriebenen Eigenschaften der Schildschwanzdichtungspaste
bestätigt, welche auf der Grundlage internationaler Prüfmethoden und Prüfrichtlinien
durchgeführt wurden.
Das Ergebnis der Untersuchungen und die Vorteile der neuen Schildschwanzdichtungspaste
sind der nachfolgenden tabellarischen Auflistung zu entnehmen, zu der erklärenderweise
ausgeführt wird, dass es sich bei den benannten Prüfmethoden um international anerkannte
und gültige Normen handelt. Die Bezeichnung
- NF T ist eine französische Norm,
- ASTM ist eine amerikanische Norm,
- J ISA ist eine japanische Norm,
- Matsumura: Es handelt sich hier um einen Test, bei dem das Dichtverhalten in der Paste und an
den Berührungsflächen Paste - Oberfläche simuliert wird.
| Eigenschaften |
Prüfmethode basierend auf |
Einheit |
Paste nach der Erfindung |
| Geruch |
Geruchsprobe |
- |
kein |
| Farbe |
visuell |
- |
Beige |
| Aussehen |
visuell |
- |
Faserig |
| Penetration bei 25 °C |
NF T 60.132 |
1/10 mm |
220/240 |
| Spezifische Dichte |
ASTM B 1289 |
kg/dm3 |
1,05 |
| Unlösbarer Stoff |
- |
% Gewicht |
> 60 |
| Fließfähigkeit bei 25 °C |
J ISA 5758 |
min |
< 30 |
| Pumpeigenschaften bei 10 bar und 25 °C |
ASTM D 1092 |
g/min |
> 80 |
| Wasserbeständigkeit synthetisches Seewasser bei 38 °C |
ASTM D 4049 |
% Gewicht |
< 5 |
| Ölrückhaltevermögen 24 h bei 110°C |
J ISA 5751 |
mm |
kein Öl vorhanden |
| Flüchtigkeit 3 h bei 110 °C |
ASTM D 972 |
% Gewicht |
< 41) |
| Wasserrückhalt-Vermögen auf Sieb bei 35 bar und 25 °C |
Matsumura, modifiziert |
- |
Bestanden |
| 1) Gewichtsverlust durch verdampftes Wasser |
[0018] Mit den angegebenen Werte von 220/240 zur Penetration der erfindungsgemäßen Schildschwanzdichtungspaste
wird ausgeführt, dass sich der Wert 220 auf die unbewegte und der Wert 240 auf die
bewegte Penetration bezieht, also zum einen auf den Ruhezustand und zum anderen des
bewegten Zustandes der geprüften Paste.
Das Einbringen der Schildschwanzdichtungspaste in die Schildschwanzdichtung wird nachfolgend
unter zur Hilfenahme der beigefügten Zeichnung, welche eine schematische Darstellung
einer Schildschwanzdichtung für Schildvortriebsmaschinen darstellt, erläutert.
[0019] Der Vortrieb und somit die Arbeitsrichtung einer Schildvattriebsmaschine sind mit
dem Pfeil 9 angegeben und aus der Zeichnung ergibt sich gleichfalls, dass der Ringraum
4 zwischen dem Gebirge 2 und den eingebrachten Tübbings 3 mit einer Verfüllmasse ausgefüllt
ist. Bei dieser Verfüllmasse handelt es sich beispielsweise um einen Ringspaltmörtel,
welcher über die Zuleitung 5, welche durch den Schildschwanz 1, der Schildvortriebsmaschine
geführt ist, in den Ringraum 4 mündet, so dass der zugeleitete Ringspaltmörtel in
den Ringraum 4 eintreten kann und diesen druckdicht verfüllt.
Die Sahildschwanzdichtung 6 ist zwischen dem Schildschwanz 1 und der Oberfläche der
Tübbings 3 vorgesehen und besteht aus Stahldrahtbüfsten, die die Zwischenräume 7 zwischen
den Stahldrahtbürsten der Schildschwanzdichtung 3 herausbilden. In diese Zwischenräume
7 wird mittels Pumpen und der Zuleitung 8 die Schilfschwanzdichtungspaste gedrückt,
welche die Zwischenräume 7 ausfüllt und den Ringraum 4 abdichtet, damit einerseits
kein Verfüllmaterial und Wasser aus dem Ringraum 4 austreten und andererseits keine
anderen Stoffe, beispielsweise Wasser, eindringen können. Dies wird insbesondere dadurch
erreicht, dass die erfindungemäße Schildschwanzdichtungspaste eine gute Pumpfähigkeit
und Viskosität besitzt, gleichfalls auf allen Oberflächen gut haftet und resistent
gegen Wasser, Mineralien und mechanische Kräfte ist.
1. Schildschwanzdichtungspaste zum Abdichten des Schildschwanzes bei Schildvortrieben
im Tunnelbau, welche als gleitende Dichtungsmasse zwischen dem Schildmantel und der
Ausbruchswandung zum Einsatz kommt, bei der die Schildschwanzdichtungspaste in Form
einer Mineral-Faser-Matrix ausgebildet ist und aus einem Schichtmineral, aus Wasser,
Füllstoffen, Compounds und einem pflanzlichen Öl besteht.
2. Schildschwanzdichtungspaste nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Grundstoffe der Mineral-Faser-Matrix in einem Mischungsverhältnis von
- Schichtmineral im Bereich von 5 bis 22 Gewichtsprozent,
- Wasser im Bereich von 50 bis 80 Gewichtsprozent,
- pflanzliche Öle im Bereich von 0 bis 10 Gewichtsprozent,
- Fullstoffe/Fasern im Bereich von 5 bis 48 Gewichtsprozent,
- Compounds im Bereich von 0 bis 18 Gewichtsprozent
zum Einsatz kommen.
3. Schildschwanzdichtungspaste nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass
als Schichtmineral ein Bentonit zum Einsatz kommt.
4. Schildschwanzdichtungspaste nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass
die Füllstoffe aus Fasern natürlicher Faserprodukte, vorzugsweise natürlicher Zellulose
mit verzahnten Oberflächen bestehen, deren Faserlängen im Bereich von 0 bis 15 mm
liegen, vorzugsweise 2 mm betragen.
5. Schildschwan.zdichtungspaste nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass
in den Compounds Stabilisatoren, vorzugsweise Carboxy-Methyl-Cellulose, und/oder Stärken
eingebunden sind.
6. Schildschwanzdichtungspaste nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass
in den Compounds Alkohole zum Einsatz kommen.
7. Schildschwanzdichtungspaste nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die Mineral-Faser-Matrix thixotrope Eigenschaften und eine gute Zementvorträglichkeit
besitzt