[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein neuartiges Schleifwerkzeug mit Diamant oder
kubischem Bornitrid als Schleifmittel, welches sich besonders zum Nassschliff von
harten Oberflächen aus beispielsweise keramischen Lacken eignet.
[0002] Die Bearbeitung harter Oberflächen, beispielsweise aus keramischen Lacken im Automobilbereich,
mit Hilfe von Hand-Schleifwerkzeugen, d.h. von Werkzeugen, die während des Bearbeitungsvorgangs
manuell bewegt werden, ist bisher noch nicht zufrieden stellend gelöst. Herkömmliche
vollflächige Schleifwerkzeuge weisen in diesen Prozessen sehr geringe Standzeiten
auf: nach der Bearbeitung von etwa 2 bis 5 Schleifpunkten ist das Schleifwerkzeug
bereits vollständig verschliessen. Es ist offensichtlich, dass die Oberflächenbearbeitung
eines vollständigen Automobils mit derartigen Schleifwerkzeugen zeit- und kostenintensiv
ist.
[0003] Ein weiteres Problem ergibt sich bei herkömmlichen vollflächigen Schleifwerkzeugen
dadurch, dass bei der Bearbeitung harter Oberflächen das Schleifkorn schnell abgenutzt
wird, Kornstücke herausbrechen und in Berührung mit der zu bearbeitenden Oberfläche
kommen. Die Konsequenz sind unerwünschte Schleifspuren (Swirls) auf der bearbeiteten
Oberfläche. Dies passiert ebenso, wenn harte Partikel der Oberfläche herausgelöst
und vom Schleifmittel nicht korrekt aufgenommen oder ausgewaschen werden.
[0004] Für die Bearbeitung harter Oberflächen ist ein sehr hartes Schleifkorn wie Diamant,
kubisches Bornitrid oder Borcarbid notwendig. Diese sind recht teuer, was ihrer Verbreitung
im Weg steht.
[0005] Es bestand ein Bedürfnis nach einem verbesserten Schleifwerkzeug zur Bearbeitung
harter Oberflächen, welches höhere Standzeiten aufweist und auf der bearbeiteten Oberfläche
keine Schleifspuren hinterlässt.
[0006] Überraschend wurde die vorstehende Aufgabe durch ein Schleifwerkzeug gelöst, umfassend
harzgebundenes Schleifkorn ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Diamant und kubischem
Bornitrid, und ein Substrat mit einer ersten, das Schleifkorn tragenden Schicht, welche
wasserdurchlässig ist und eine plane Oberfläche aufweist, und mindestens einer zweiten
Schicht, welche Wasser aufnehmen kann und unter Formerhalt komprimierbar ist, wobei
das Substrat auf der vom Schleifkorn abgewandten Seite selbsthaftend ist.
[0007] Beim erfindungsgemässen Schleifwerkzeug ist das Schleifkorn vollflächig aufgetragen,
allerdings kommt zunächst nur jenes Korn zum Einsatz, welches auf den herausragenden
Teilen der ersten Schicht (Stege)sitzt.
[0008] Das erfindungsgemässe Schleifwerkzeug zeichnet sich aufgrund der Beschaffenheit des
Substrats durch eine hohe Flexibilität aus. Das auf der Oberfläche harzgebundene Schleifkorn
kann somit während des Schleifvorgangs aus dem Werkzeug herausgedrückt werden. Dies
führt zu erhöhten Standzeiten sowie zu einer schonenden Zerspanung des bearbeiteten
Produkts. Mit angepasstem Schleifdruck können somit auch die tiefer liegenden Schleifpartikel
des komprimierbaren Schleifwerkzeugs gezielt zum Einsatz gebracht werden.
[0009] Beim Nassschliff wird das dem Schleifwerkzeug zugeführte Wasser in der zweiten, wasseraufnehmbaren
und unter Formerhalt komprimierbaren Schicht zumindest teilweise zurückgehalten. Der
während des Schleifens anfallende Schleifstaub kann auf einfache Weise dadurch entfernt
werden, dass man das Schleifwerkzeug zusammendrückt. Hierbei wird das in der zweiten
Schicht enthaltene Wasser herausgedrückt, gelangt aufgrund der Permeabilität der korntragenden
Schicht zur Oberfläche des Schleifwerkzeugs und spült den auf oder in der Oberfläche
des Schleifwerkzeugs befindlichen Schleifstaub fort. Das Schleifwerkzeug kann im Anschluss
an diesen einfach und schnell durchführbaren Vorgang wieder problemlos verwendet werden.
[0010] Dadurch wird ein Schleifen ohne Schleifspuren (Swirls) mit überraschend hohen Standzeiten
erreicht. Die Standzeiten des erfindungsgemässen Schleifwerkzeugs übertreffen die
Standzeiten herkömmlicher vollflächiger Schleifwerkzeuge um einen Faktor von etwa
20 bis 100.
[0011] Als Schleifkorn kann natürlicher oder künstlicher Diamant oder kubisches Bornitrid
verwendet werden, wobei Diamant nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen bevorzugt ist.
Gemäss der vorliegenden Erfindung weist das Schleifwerkzeug vorzugsweise eine Menge
an Schleifkorn auf seiner Oberfläche von 10 bis 50 g/m
2, bevorzugt von 10 bis 30 g/m
2 (letzteres entspricht 50 bis 150 Karat/m
2 Diamant) auf.
[0012] Gemäss der vorliegenden Erfindung wird das Schleifkorn über ein Harz-Bindemittel
an das Substrat gebunden. Metallgebundene Schleifmittel sind von der vorliegenden
Erfindung nicht umfasst. Die Verwendung eines sogenannten harzgebundenen Schleifkorns
oder "Resin-Bond-Diamond" hat den Vorteil, dass es eine erhöhte Nachschärfungstendenz(engl.
high friability)aufweist.
[0013] Erfindungsgemäss können alle herkömmlichen Harz-Bindemittel eingesetzt werden, beispielsweise
Phenolharze, Melaminharze, Harnstoffharze, Epoxydharze, Polyesterharze, Polyacrylatharze
oder Polyurethanharze.
[0014] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform ist es besonders vorteilhaft, wasserlösliche
Harze wie beispielsweise Phenolharze zu verwenden, die im ungehärteten Zustand wasserlöslich
sind. Die Verwendung wasserlöslicher Harze erlaubt eine einfache Zurückgewinnung des
Schleifkorns aus Abfällen, die bei Auftragverfahren wie beispielsweise Aufsprühen
anfallen können. Der Rückstand aus Schleifkorn und ungehärtetem Harz wird einfach
in eine wässrige, vorzugsweise alkalische Lösung gegeben und das Harz sauber und effizient
abgetrennt. Dadurch kann das Auftragverfahren schneller durchgeführt werden, ohne
dass hiermit ökonomische Nachteile (Verlust an Schleifkorn) verbunden wären.
[0015] Wie vorstehend ausgeführt umfasst das Substrat des erfindungsgemässen Schleifwerkzeugs
mindestens zwei verschiedene Schichten.
[0016] Die erste Schicht trägt das Schleifkorn, welches über das vorstehend beschriebene
Harz-Bindemittel an diese erste Schicht gebunden ist. Die erste Schicht muss wasserdurchlässig
sein, damit das in der zweiten Schicht zurückgehaltene Wasser durch diese Schicht
hindurchtreten und in auf oder auf dieser abgelagerten Schleifstaub wegspülen kann.
Die erste Schicht dient auch zur Verstärkung der zweiten Schicht. Sie muss aber andererseits
eine ausreichende Flexibilität aufweisen, damit eine Komprimierung der zweiten Schicht
zum Herausdrücken des darin zurückgehaltenen Wassers unter Beibehaltung der Form des
Schleifwerkzeugs möglich ist.
[0017] Es hat sich gezeigt, dass die vorstehenden Anforderungen besonders gut von Schichten
erfüllt sind, die aus einem Gewirke wie einer Charmeuse oder einem 1,4-Gewebe (Gewebe,
in welchem Schussfäden und Kettfäden im Verhältnis 1:4 vorhanden sind) aufgebaut sind.
Es können hierbei gängige Gewirke oder 1,4-Gewebe verwendet werden. Ein Beispiel sind
die "Technical Fabrics for abrasive disks" der Firma Sitip (Italien) (Polyamid, dtex:
44). Es ist aber beispielsweise auch möglich, dass die erste Schicht aus einem Velours,
aus spunn bonded-Vliesen, Nadelfliessen oder aus einem perforierten vollflächigen
Träger gefertigt ist.
[0018] Um ein möglichst genaues Schleifen zu erreichen, muss die das Schleifmittel tragende
Oberfläche der ersten Schicht plan sein. Gemäss der vorliegenden Erfindung soll unter
"plan" verstanden werden, dass aus der Schicht hervorstehende Teile (Stege) der ersten
Schicht auf im Wesentlichen gleicher Höhe liegen (im Rahmen üblicher Messgenauigkeit).
[0019] Erfindungsgemäss weist die erste Schicht in der Regel eine Dicke von 0,01 cm bis
0,1 cm auf. Die gewählte Dicke ist vom Anforderungsprofil abhängig und kann vom Fachmann
ohne Probleme entsprechend bestimmt und eingestellt werden.
[0020] Das erfindungsgemässe Schleifwerkzeug umfasst mindestens eine zweite Schicht. Die
zweite Schicht muss in der Lage sein, Wasser aufnehmen und zurückhalten zu können.
Weiterhin muss die zweite Schicht komprimierbar sein, so dass das darin enthaltene
Wasser aus dieser Schicht heraus und durch die erste Schicht hindurch gedrückt werden
kann. Dabei soll aber die zweite Schicht beziehungsweise das gesamte Schleifwerkzeug
formtreu sein, d.h. seine ursprüngliche Form nach Beendigung externer Krafteinwirkung
wieder einnehmen. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass das erfindungsgemässe Schleifwerkzeug
erneut auf gleiche Weise verwendet und von Schleifstaub befreit werden kann.
[0021] Es hat sich gezeigt, dass herkömmliche weiche Schaumstoffe die vorstehenden Anforderungen
sehr gut erfüllen. Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform besteht somit die zweite
Schicht des Substrats des erfindungsgemässen Schleifwerkzeugs aus einem weichen Schaumstoff.
Dem Fachmann sind weiche Schaumstoffe bekannt. Als Beispiel sei offenzelliger Polyether-PU-Schaum
genannt.
[0022] Gemäss einer weiteren Ausführungsform kann die zweite Schicht aus mehreren, vorzugsweise
zwei Unterschichten bestehen. Ein Beispiel hierfür sind die "3D Spacer fabrics" der
Firma Scott & Fyve (Grossbritannien), ein aus zwei miteinander untrennbar verwobenen
Gewebeschichten bestehendes Produkt. Obwohl in diesem Beispiele die Unterschichten
nicht aus Schaumstoff bestehen, können selbstverständlich auch zwei Unterschichten
aus Schaumstoff eingesetzt werden.
[0023] Erfindungsgemäss weist die zweite Schicht (oder die Gesamtheit an Unterschichten,
welche zusammen die zweite Schicht bilden) in der Regel eine Dicke von 0,2 cm bis
1 cm auf. Die gewählte Dicke ist vom Anforderungsprofil abhängig und kann vom Fachmann
ohne Probleme entsprechend bestimmt und eingestellt werden.
[0024] Die erste und zweite Schicht können auf herkömmliche und bekannte Weise miteinander
verbunden werden, beispielsweise durch Kleben, Flammkaschieren oder über eine Klettverbindung.
In letzterem Fall ist nur die erste, korntragende Schicht mit einem Velours kaschiert.
Die zweite Schicht liegt dann in Form eines wieder verwendbaren Zwischenpads vor.
Die Verbindung muss aber auf jeden Fall wasserdurchlässig sein.
[0025] Während des Einsatzes des erfindungsgemässen Schleifwerkzeugs sind die beiden Schichten
miteinander verbunden. Es ist aber sowohl möglich, beide Schichten permanent miteinander
zu verbinden, als auch die Verbindung erst unmittelbar vor dem Einsatz herzustellen.
In letzterem Fall ist es möglich, die zweite Schicht auf der Halterung eines Schleifgeräts
bereitzustellen und vor dem Einsatz mit der Einheit aus erster Schicht und darauf
befindlichem Schleifkorn zu verbinden - vorteilhaft über eine lösbare Verbindung wie
eine Klettverbindung. Dadurch ist auch ein einfacher Austausch der ersten, das Schleifkorn
tragenden Schicht möglich.
[0026] Demzufolge betrifft die vorliegende Erfindung auch die Verwendung einer Einheit aus
einer Schicht, welche wasserdurchlässig ist und eine plane Oberfläche aufweist und
harzgebundenes Schleifkorn ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Diamant und kubischem
Bornitrid trägt, in einem vorstehend beschriebenen erfindungsgemässen Schleifwerkzeug.
Die vorliegende Erfindung betrifft auch eine Einheit aus einer Schicht, welche Wasser
aufnehmen kann, unter Formerhalt komprimierbar ist und auf mindestens einer Seite
eine wasserdurchlässige, selbsthaftende Schicht aufweist, insbesondere zur Verwendung
in einem vorstehend beschriebenen erfindungsgemässen Schleifwerkzeug.
[0027] Um das erfindungsgemässe Schleifwerkzeug auf einer Halterung eines Schleifgeräts
befestigen zu können, ist die Oberfläche der zweiten Schicht, welche von der die erste
Schicht tragenden Oberfläche abgewandt ist, so ausgestaltet, dass sie selbsthaftend
ist. Dies kann dadurch erfolgen, dass auf der entsprechenden Oberfläche der zweiten
Schicht eine Schicht aus herkömmlichen Velours (beispielsweise aus Nylon) oder Klett
oder eine Klebstoffschicht bereitgestellt ist. Derartige Schichten und Arten Ihres
Aufbringens sind aus dem Stand der Technik bekannt und bedürfen keiner weiteren Erläuterung.
[0028] Das erfindungsgemässe Schleifwerkzeug eignet sich insbesondere zur Bearbeitung von
Oberflächen, welche Keramikbestandteile enthalten. Beispielhaft seien als zu behandelnde
Oberflächenmaterialien genannt: Keramik-Oberflächen per se, keramische Lacke auf Holz
(z.B. versiegelte Parkettböden), Technische Gläser, Glas, Komposit-Werkstoffe auf
Basis von Stein oder Mineralien, faserhaltige Komposite wie Glasfaserkunststoffe (GFKs)
oder Kohlefaserkunststoffen (CFKs) oder Aramidfaser-Kunststoffen, oder "superharte"
Lacke wie Epoxylacke.
[0029] Das erfindungsgemässe Schleifwerkzeug wird hierbei vorzugsweise in Form von Scheiben
oder Streifen bereitgestellt, um auf herkömmlichen Hand-Schleifmaschinen wie z.B.
Excenterschleifmaschinen aufgebracht zu werden.
[0030] Das erfindungsgemässe Schleifwerkzeug kann hergestellt werden, indem auf die erste
Schicht des Substrats das Schleifkorn mit dem Harz-Bindemittel durch ein druckfreies
Beschichtungsverfahren aufgebracht wird. Bekannte druckfreie Beschichtungsverfahren
sind beispielsweise Sprühbeschichtung, Antauch-Verfahren (Dip coating), air knife/Luftbürste
oder Transferverfahren.
[0031] Wie vorstehend bereits geschildert ist es hierbei besonders vorteilhaft, wenn man
ein im ungehärteten Zustand wasserlösliches Harz-Bindemittel einsetzt. Es ist dann
nicht notwendig, bei dem Auftragverfahren besondere Sorgfalt dahingehend walten zu
lassen, dass das teuere Schleifkorn möglichst vollständig auf die Substratoberfläche
gelangt. Man kann vielmehr schnellere Verfahren wie ein Übersprühen des Substrats
(über die zu beschichtende Oberfläche hinaus) durchführen, wenn man neben und unterhalb
des zu beschichtenden Substrats eine Auffangvorrichtung wie eine Wanne bereitstellt.
Das dort gesammelte Gemisch aus Schleifkorn und ungehärtetem Bindemittel kann anschliessend
leicht getrennt werden, indem man eine wässrige, bevorzugt alkalische Lösung, insbesondere
im pH-Bereich von pH = 10, zusetzt und das Bindemittel darin auflöst. Das Schleifkorn
kann dann problemlos abgetrennt (z.B. abfiltriert) werden.
[0032] Die Oberflächenbehandlung mit den erfindungsgemässen Schleifwerkzeugen wird im Nassschliffverfahren
durchgeführt, vorzugsweise mit einem Handzerstäuber. Mit dem Handzerstäuber fügt der
Fachmann üblicherweise gerade so viel Wasser hinzu, dass nicht die gesamte Oberfläche
des Werkstücks nass ist, sondern dass gerade die zu bearbeitende Fläche soweit befeuchtet
ist, dass das Schleifwerkzeug die Flüssigkeit im komprimierbaren Teil wieder aufnehmen
kann. Nach Bedarf spült der Fachmann den komprimierbaren Teil mittels leichten Drucks
wieder aus und fügt neues Wasser hinzu.
[0033] Das erfindungsgemässe Schleifwerkzeug wird nachstehend anhand von nicht einschränkenden
Figuren und Beispielen näher erläutert.
[0034] Es zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Ansicht einer Ausführungsform des erfindungsgemässen Schleifwerkzeugs
[0035] In Fig. 1 ist ein erfindungsgemässes Schleifwerkzeug 1 gezeigt. Das Schleifwerkzeug
weist harzgebundenen Diamant 2 als Schleifkorn auf. Das Bindemittel-Harz ist vorzugsweise
ein Phenolharz. Der Diamant befindet sich auf den Erhebungen (Stegen) der ersten Schicht
3, vorzugsweise aus einem Gewirke, Die erste Schicht ist wasserdurchlässig und weist
eine plane Oberfläche auf. Die erste Schicht befindet sich auf einer zweiten Schicht
4, welche Wasser aufnehmen kann und unter Formerhalt komprimierbar ist. Vorzugsweise
besteht diese zweite Schicht 5 aus einem weichen Schaumstoff. Die beiden Schichten
sind über eine wasserdurchlässige Verbindung miteinander verbunden. Auf der abgewandten
Oberfläche der zweiten Schicht 4 befindet sich eine Schicht 5, welche dem Substrat
des Schleifwerkzeugs Selbsthaftung verleiht. Vorzugsweise handelt es sich bei der
Schicht 5 um eine Klettschicht oder um eine Schicht aus einem Klebstoff.
Beispiel
[0036] Eine ca. 70%-ige Phenol-Formaldehyd-Lösung (Präkondensat) wurde zusammen mit einem
handelsüblichen integrierten Netzmittel sowie mit Diamant (Korn P320) als Schleifkorn
mittels Sprühauftrag auf eine gewirkte Unterlage (Charmeuse SB780, 6 mm stark, 40kg/m
3 Raumgewicht, mit Velours 55g/m
2) aufgebracht. Die gewirkte Unterlage war durch Flammkaschieren auf eine Schaumstoffschicht
aus sich nach Kompression schnell wieder ausdehnendem Polyetherpolyol aufgebracht
(analoge Ergebnisse wurden mit einer Schaumstoffschicht aus sich nach Kompression
schnell wieder ausdehnendem Polyether-polyurethan erzielt). Auf der anderen Oberfläche
der Schaumstoffschicht war eine Veloursschicht durch Flammkaschieren aufgetragen worden.
Der Schicht-Auftrag der Schleifmittelschicht lag hierbei bei 10-40 g/m
2 Bindemittel und 10-30 g/m
2 Diamant. Die aufgetragene Schicht wurde anschliessend in einem Ofen bei 130°C für
2 h ausgehärtet.
[0037] Die Schleifleistung des so hergestellten Schleifwerkzeugs wurde anhand von 30mm-Scheiben
mit einer Excenter-Schleifmaschine bestimmt. Auf einem kratzfesten keramischen Lack
wurde mit dem Schleifwerkzeug während 10 s auf der gleichen Stelle geschliffen, ehe
man zur Bearbeitung einer weiteren Stelle überging. Erscheint nach einer derartigen
Bearbeitung die geschliffene Stelle als matt, wird die Schleifleistung als gut angesehen.
Mit dem erfindungsgemässen Schleifwerkzeug war es möglich, auf diese Weise weit über
100 Stellen mit gutem Schleifergebnis zu bearbeiten.
[0038] Zum Vergleich wurde die die gleiche Schleifbehandlung mit einem herkömmlichen Schleifwerkzeug
(Unterlage: wasserfeste Papier-Unterlage oder Folie) mit Aluminiumoxid oder Siliciumcarbid
als Schleifkorn durchgeführt. Bereits nach der Bearbeitung von 5 Punkten war keine
Mattierung der bearbeiteten Stellen mehr erkennbar. Das Schleifmittel war verbraucht.
1. Schleifwerkzeug, umfassend harzgebundenes Schleifkorn ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Diamant und kubischem Bornitrid, und ein Substrat mit einer ersten, das Schleifkorn
tragenden Schicht, welche wasserdurchlässig ist und eine plane Oberfläche aufweist,
und mindestens einer zweiten Schicht, welche Wasser aufnehmen kann und unter Formerhalt
komprimierbar ist, wobei das Substrat auf der vom Schleifkorn abgewandten Seite selbsthaftend
ist.
2. Schleifwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste und zweite Schicht fix oder lösbar miteinander verbunden sind.
3. Schleifwerkzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass auf seiner Oberfläche eine Menge an Schleifkorn von 10 bis 50 g/m2, bevorzugt von 10 bis 30 g/m2 vorhanden ist.
4. Schleifwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Harz-Bindemittel ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Phenolharzen, Melaminharzen,
Harnstoffharzen, Epoxydharzen, Polyesterharzen, Polyacrylatharzen oder Polyurethanharzen.
5. Schleifwerkzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Harz-Bindemittel wasserbasiert ist.
6. Schleifwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Schicht aus einem Gewirke oder einem 1,4-Gewebe oder einem Velours aufgebaut
ist.
7. Schleifwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Schicht aus einem weichen Schaumstoff aufgebaut ist.
8. Schleifwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Schicht aus mehreren Unterschichten aufgebaut ist.
9. Schleifwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass zum Erreichen der Selbsthaftung auf der Oberfläche der zweiten Schicht, welche von
der die erste Schicht tragenden Oberfläche abgewandt ist, eine Schicht aus herkömmlichen
Velours oder Klett oder eine Klebstoffschicht bereitgestellt ist.
10. Verfahren zur Herstellung eines Schleifwerkzeugs gemäss einem der Ansprüche 1 bis
9, dadurch gekennzeichnet, das auf die erste Schicht des Substrats das Schleifkorn mit dem Harz-Bindemittel durch
ein druckfreies Beschichtungsverfahren aufgebracht wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das druckfreie Beschichtungsverfahren ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus
Sprühbeschichtung, Antauch-Verfahren (Dip coating), air knife/Luftbürste oder Transferverfahren.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass das nicht auf das Substrat gelangende Gemisch aus Harz-Bindemittel und Schleifkorn
aufgefangen und das Schleifkorn durch Lösen des Bindemittels in einer wässrigen Lösung
zurückgewonnen wird.
13. Verwendung eines Schleifwerkzeugs gemäss einem der Ansprüche 1 bis 9 zur Behandlung
von Oberflächen, welche Keramikbestandteile enthalten.
14. Verwendung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem zu behandelnden Oberflächenmaterial um ein Material handelt, welches
ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Keramik-Oberflächen per se, keramischen
Lacken auf Holz, Technischen Gläsern, Glas, Komposit-Werkstoffen auf Basis von Stein
oder Mineralien, faserhaltigen Kompositen, oder Epoxylacken.
15. Verwendung nach Anspruch 13 oder 14, wobei die Oberflächenbehandlung in einem Nassschliffverfahren
erfolgt.
16. Verwendung einer Einheit aus einer Schicht, welche wasserdurchlässig ist und eine
plane Oberfläche aufweist und harzgebundenes Schleifkorn ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Diamant und kubischem Bornitrid trägt, in einem Schleifwerkzeug gemäss
einem der Ansprüche 1 bis 9.
17. Einheit aus einer Schicht, welche Wasser aufnehmen kann, unter Formerhalt komprimierbar
ist und auf mindestens einer Seite eine wasserdurchlässige, selbsthaftende Schicht
aufweist.
18. Verwendung einer Einheit gemäss Anspruch 17 in einem Schleifwerkzeug gemäss einem
der Ansprüche 1 bis 9.